Verfahren zur Darstellung eines Arylaminonaphtalinderi-vates. Wie Bucherer nachgewiesen hat, gelangt man zu 2-Arylaminonaphtalinen, wenn man 2-Oxynaphtalin mit Alkalibisulfitlösung und Arylaminen längere Zeit kocht. Die Anwesenheit gewisser Substituenten, wie der Sulfo- oder Carboxylgruppe, in bestimm ten Stellungen zum Hydroxyl des 2-Oxy- naphtalins erleichtert die Umsetzung.
Die ses Verfahren zur Darstellung von 2-Aryl- aminonaphtaIinsulfosäuren ist in den deut schen Patentschriften Nr. 122570 und 125589 beschrieben. Nach Bucherers Angaben in der Zeitschrift für Farben- und T'extilchemie- 1904.
Seite 79, ergibt 18stündiges Kochen von 2-Oxynaphtalin, Bisulfitlauge und Ani lin eine nur etwa 5 %ige .Ausbeute an 2- Phenylaminonaphta,Iin, während sich die Ausbeute auf 6,0 % steigert, wenn man 2 Oxynaphtalin-ä-carbonsä.ure an Stelle des unsubstituierten 2-Oxynaphtalins anwendet.
Auch im Journal für praktische Chemie (2.) 75, Seite 252, wird auf die bessere Re- aktionsfä,higkeit der 2-Oxynaphtalin-\3'-car- bonsäure gegenüber dem trägeren 2-Oxy- naphtalin und auf die schlechteren Ausbeu ten beim Arbeiten mit 2-Oxynaphtalin hin gewiesen.
Bei 1-Oxy- oder 1-Aminonaphtalinen ver sagt bei Einwirkung von Arylaminen in Gegenwart von Bisulfit nach Bucherer (Zeitschrift für Farben- und Textilchemie, 1904, Seite 57; Journal für praktische Che mie [2] 81, Seite 2) im allgemeinen die Re aktion. Nur Phenylhydra.zin reagierte leicht mit 1-Oxynaphtalin, was insofern einer be sonderen Beurteilung unterliegt, als eine weitere Kondensation zum Naphtocarbazol eintritt.
Angesichts dieser bisherigen Kenntnisse schien die Möglichkeit ausgeschlossen, 1- und 2-Amino- oder Oxynaphtaline durch Kochen mit Bisulfitlösung und solchen Aminobenzolderivaten, die durch eine wei tere freie oder substituierte Amino- oder eine freie oder substituierte Oxygruppe be setzt sind und die ausserdem noch andere Substituenten enthalten können, in glatter Re aktion und mit guter Ausbeute in die entspre chenden Arylaminonaphtalinderivate überzu führen,
zumal da viele solcher substituierten Aminobenzolderivate sehr empfindliche Kör per sind, die besonders bei längerem Erhitzen leicht Veränderungen erleiden.
Wie nun gefunden wurde, gelingt es. die Kondensation von Amino- oder Oxy- naphtalinen mit den in der oben gekennzeich neten Weise substituierten Aminobenzolen mit nahezu quantitativer Ausbeute unter Gewinnung eines sehr reinen Endproduktes durchzuführen, wenn man die Aminobenzol- derivate mit Amino- oder Oxynaphtalinen in Gegenwart von Bisulfitlauge im offenen Gefäss oder im Druckgefäss bei höheren Tem peraturen so lange behandelt,
bis alles Amino- oder. Oxynaphtalin verbraucht ist. Es können nicht nur 1- oder 2-Amino- oder Oxynaphtaline. sondern auch Polyoxy- oder Polyamino- oder Aminooxynaphtaline der Reaktion unterworfen werden.
Als Amino- benzolderivate kommen beispielsweise in Betracht: o-, m- und p-Phenylendiamin, o-, m- und p-Aminophenol, Leukoindophe- nol.e, Leukoinda.mine oder deren Substitu- tionsprodukte, zum Beispiel die entsprechen den Sulfo- oder Carbonsäuren. Zweckmässig verwendet man die Aminobenzolderivate im Überschuss; diese überschüssigen Mengen lassen sich leicht wiedergewinnen und zu einem neuen Ansatz verwenden.
Die Reaktionsprodukte sind wertvolle Zwischenprodukte zur Darstellung von Farb stoffen. Sie können ausserdem in der Pelz färberei Verwendung finden. Zum Teil zei gen 'sie in wässeriger Lösung eine gute Affinität für die tierische Faser, sogar von Acetatseide werden sie zum Teil aufgenom men; bei der Nachbehandlung der so behan delten Textilfasern mit Oxydationsmitteln erhält man kräftige, echte Färbungen. Durch Entwickeln der von den Fasern absorbierten Stoffe mit Diazoverbindungen erhält man ebenfalls Färbungen von sehr guten Echt heitseigenschaften.
Gegenstand dieses Patentes ist die Dar stellung von 2'-AminopheDyl-2@aminonaph- talin durch Behandlung von 2-Oxynaphtalin mit 1 .2-Diaminobenzol in Gegenwart von Bisulfitlauge bei erhöhter Temperatur. <I>Beispiel</I> 144 Teile 2-Oxynaphtalin und 150 Teile 1,2-Diaminobenzol werden mit 4000 Teilen Natriumbisulfitlösung von 19 B6 in einem geschlossenen emaillierten Kessel zirka 40 Stunden bei<B>115</B> bis 120' gerührt.
Nach dem Abkühlen auf 60 bis 70 wird das ölige Reaktionsprodukt von der wässerigen Lösung getrennt und durch Umlösen aus heissem, salzsäurehaltigem Wasser gereinigt. Es scheidet sich beim Erkalten als Chlor hydrat in Nädelchen ab und kann durch Sodalösung wieder in die freie Base ver wandelt werden. Aus verdünntem Alkohol umkristallisiert, schmilzt das entstandene 2'-Aminophenyl-2-aminonaphtalin bei 96 bis 97 C ab. Tierische Faser, mit einer wäs serigen, schwach sauren Lösung der Base behandelt, wird durch eine Nachbehandlung mit einem Oxydationsmittel in rotbraunen Tönen angefärbt.