Pneumatisches Tasteninstrument. Bei pneumatischen Tasteninstrumenten mit Pfeifen oder Zungen, z. B. bei der Orgel, ist die Höhe des Tones, wie allgemein auf akustischem Gebiete, von der Länge des schwingenden Körpers abhängig. Farbe und Stärke des Klanges dagegen sind durch andere Faktoren bedingt und ändern von Register zu Register, während die Töne ein und der selben Kanzellenreihe unter sich gleichartig sind.
Fig. 1 veranschaulicht einen Teil einer Windlage mit einer Tonreihe bisheriger Art. Als Beispiel ist ein Ausschnitt mit den Pfei fen einer Flöte von f -gis' angenommen. Zwischen den Bohrungen der Pfeifen h-c' ist in der Registerkanzelle eine Trennung x in Bass und Diskant eingesetzt. Dennoch fal len beide Teile unter den Einheitsbegriff einer Flötenreihe, denn sie gleichen einander be treffs Farbe und Stärke des Tones und eine Hälfte setzt anschliessend die andere fort.
Mittelst der Rohrleitung d ist eine Kupp lung von Pfeife y mit Pfeife g', also eine Oktavkupplung, erzielt, so dass beide Töne auf derselben Klaviatur spielbar sind. Wird zum Beispiel Taste g angeschlagen und die Kupplung allein gezogen, so erklingt nicht die Pfeife g, sondern die. Pfeife g', da der Ton g' durch die Rohrleitung l betätigt wird. Werden Grundregister und Kupplung zugleich gezogen und wird die Taste g der Klaviatur gedrückt, so ertönen zugleich die Pfeifen g und g' der Flötenreihe.
Durch Ertönen dieser beiden Pfeifen. ent steht also nur eine Oktavverdopplung, aber keine andere Klangfarbe oder Klangstärke. Was und wo man immer auch zerlegen oder koppeln mag, so wird bei einer Tonreihe bis heriger Bauart niemals etwas anderes mög lich sein, als solche Oktavverdopplungen in gleichem Toncharakter, aber keinerlei Ton mischung.
Das pneumatische Tasteninstrument ge mäss Erfindung weist nun Kanzellenreihen mit Tönen auf, die sich nicht nur bezüglich der Tonhöhe, sondern auch hinsichtlich der Klang farbe und Klangstärke voneinander unter scheiden, so dass mittelst der Oktavkupplungen nicht blosse Tonhöhenunterschiede, sondern auch Klangmischungen in ein und derselben Kanzellenreihe hervorgerufen werden können.
Fig. 2 und 3 der Zeichnung veranschau lichen als Beispiel Ausschnitte einer klang ändernden Tonkanzellenreihe. Gemäss Fig. 2 werden die Töne von G-H durch Zungen mit Schallbechern vom Orgel-Fagott-Charak- ter hervorgebracht, aber die Fortsetzung von Ton c-gis durch Zungen mit Vox-humana- Sehallbechern. Töne c-gis klingen also ähri- lieh, jedoch nicht gleich an Farbe und sind auch schwächer an Tonstärke.
Von a-d' fol gen Labialpfeifen, welche zum Beispiel als Geigenprinzipal, z. B. in einem der Vox-hu- mana verwandten Klangcharakter intoniert sind. Zwischen dis' und g' verengert sich deren Mensur so weit, dass eine intensiv strei chende Gamba mit wiederum allmählich wach sender Tonstärke entsteht.
Zwischen den Bohrungen der Geigen prinzipalpfeife h und c' befindet sich in der Registerkanzelle eine Trennwand x, so dass Bass- und Diskanthalbierung der Gesamtreihe bewirkt wird, wie in Fig. 1.
Jede der beiden Hälften ist für sich spiel bar. Beide ergänzen sich zu einer einzigen Gesamtreihe. Der Ort der Teilung kann eben- sogut an irgend einer andern Stelle sein. Die Teilung braucht nicht, kann jedoch nach Be lieben mit irgend einer Klangwendung zu sammenfallen.
In Fig. 2 ist auch die Oktavkupplung an gedeutet. Es werden also zum Beispiel zu gleich erklingen: Vox-humana-Ton g und Gamba-Ton g'. Folglich findet keine blosse Oktavverdopplung statt, wie bei der Reihe gemäss Fig. 1, sondern es ei-klingen beim Niederdrücken einer einziger) Taste in ein und derselben Grundreihe Töne verschiedener Klangfarbe bezw. Klangstärke, es kann also eine Tonmischung erzielt werden.
Im dargestellten Beispiel, bei welchem die Tonreihe gemäss Fig. 3 als Fortsetzung von Fig. 2 zu betrachten ist, können die Töne wie folgt "klangwechseln11 1. Einerseits betreffend Tonstärke: C-Ir = abnehmend; c 1- f 3 --- anwachsend; fix 3 -d4 <I>=</I> wieder abnehmend; rle@ <I>4-</I> f <I>4 ---</I> wie der zunehmend.
2. Anderseits betreffend Klangfarbe und Klanghöhe. Zunächst so wie schon angenom men, nämlich : C-H <I>---</I> Orgelfagottcharakter; c-.gis = Vox-humana-Zungen; a-d <I>l</I> = La bialpfeifen, nämlich Geigenprinzipal:<I>dis</I> 1-g1 = enger werdende Mensur bis zu einer stark streichenden Gamba.
In Fig. 3 möge sein: .Abschnitt A: gis 1-h 1 - schwächer wer dender "Strich", also Übergang zu Quintaton. Abschnitt B:<I>c 2-e</I> 2-=überblasende Flöte, d. 1i. an Stelle des bei Q uintaton hervortreten den Obertones der Duodezinie treten jetzt der 4Fuss- und der 2Frifioberton hervor.
Abschnitt C : f2-(13 -- Gedeckt, d. h. immer weniger Obertonbeiklang, sich rnehr grundtönig verdunkelnd.
Abschnitt D ; dis 3-g 3 = ebenfalls Ge deckt, aber gleichzeitig, also auf gleicher Boh rung stehend und beide durch eine gemein same einzige Leitung mit der Taste verbun den, eine Quinte 51;:;, so dass die Tasten hier "chorisch'l besetzt sind und die Gedeckt- Klangfarbe durch Bildung eines leiser) sech zehnfüssigen Kombinationstones zwischen bei den Arten von Pfeifen noch dunkler erscheint.
Abschnitt E : gis 3-c 4 -= Eintritt einer auf die Klanghöhe bezüglichen "Klangwen dung", in dem Gedeckt S' auf Quint 10=/3' und die bisherige Quint 51 V auf Terz 6't5' "herab sinkt". Folglich ertönt ab Taste yis3-c4 über haupt keine grundtünige Pfeife, sondern ein gemischter Klang, welcher, nebenbei bemerkt, in dieseln Falle der "Sesquialtera"-11lixtui, bis heriger Orgeln gleicht.
Abschnitt F: cis4-f4 = Eintritt einer weiteren auf die Klangwirkung bezüglichen Klangwendung, indem die vorige Sesquialtera fortgesetzt wird, aber sich allmählich ab schwächt, dagegen als neu zugleich hinzutritt (zunächst schwach, aber allmählich ihrerseits stärker werdend) : Gamba 16' plus dazu schwe bend gestimmter Voix-celeste 16'. Dann klänge zum Beispiel der Grundton der Taste<I>cis 4,</I> weil er seehzehnfüssig ist, ebenso hoch wie der Grundton der Taste eis 3 (in Abschnitt C), weil dieser wiederum acht füssig ist.
Trotzdem kann diese erneute Klang senkung nicht als eine Repetition derart, wie sie im bisherigen Instrumentenbau geübt wird, bezeichnet werden. Erst durch wiederholte Klangsenkungen ist auf zwei verschiedenen Tastenoktaven die gleiche Klanghöhe zustande gekommen. Es sind aber bei gleicher Ton höhe verschiedenerlei Klangfarben oder Stär ken vorhanden, z. B. Taste cis 3 = stärkerer Gedecktklang, Taste cis4 = Voix celeste- Klang.
Durch Fortsetzen der Reihe und Ände rungen in bezug auf Klangfarbe, Klangstärke und Klanghöhe, sowie durch beliebige Kupp lungen können weitere Tonmischungen erzielt werden. Die Reihe kann beliebig oft (ent sprechend der erwähnten Bass- und Diskant halbierung) untergeteilt werden; es können in ihr beliebige Kupplungen angewendet wer den. Die so entstehenden Klangzüge können in gleicher Weise wie bisherige Register oder Spiele allen Vorrichtungen eines Spieltisehes, wie Tastaturen, Pedal, Schaltvorrichtungen, unterworfen werden.