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Streckwerk für Baumwollspinnmaschinen mit grossem Verzug.
Die bis jetzt bekannten Streckwerke für grossen Verzug, welche nach dem Durchzugprinzip arbeiten, z. B. nach Casablancas, Jannink oder Richards & Hinds, haben den Nachteil, dass das Gespinst ein rauheres Aussehen erhält als Garn, welches ohne Durchzug gesponnen wird, sowie dass sich unter dem Streckwerk viel Flug durch herabfallende kurze Fasern bildet.
Diesen Übelständen wird durch die vorliegende Erfindung abgeholfen. Dieselbe ist in einer beispielsweisen Ausführungsform in der Zeichnung veranschaulicht.
1 und 2 bezeichnen das übliche Einzugwalzenpaar, bestehend aus einer geriffelten Unterwalze 1 mit darüberliegenden, durch ihr Eigengewicht wirkenden Druckwalzen 2. Das Vorderoder Ablieferungswalzenpaar 3 und 4 besteht aus einer geriffelten Unterwalze 3 mit darüber-
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mittels der Druckhaken 5 und der Druckdrähte 6 belastet sind.
Zwischen der unteren Einzugwalze 1 und der unteren Ablieferungswalze 5 sind die beiden Mittelwalzen 7 und 8 angeordnet ; die näher den Einzugwalzen gelegene Mittelwalze 7 ist geriffelt ; der oberste Teil ihres Umfanges liegt etwa 3 mm tiefer als die Verbindungslinie, welche die obersten
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die Vorderwalze 3 gestellt werden ; die Entfernung der beiden Mittelwalzen 7 und 8 ist veränderbar.
Die Umfangsgeschwindigkeit der beiden Mittelwalzen 7 und 8 ist unter sich nahezu gleich und nur wenig grösser als die Umfangsgeschwindigkeit der Einzugwalzen 1 und 2. Über den beiden Mittelwalzen 7 und 8 liegt eine gemeinsame Druckwalze 9, deren Durchmesser grösser ist als der der Ablieferungswalze 3 und deren Gewicht dem verwendeten Vorgarn entsprechend gemacht wird, entweder durch Aushöhlen der Walze oder durch Wahl von entsprechendem Material.
Unter den beiden Mittelwalzen ist zur Aufnahme von Flug eine Putzwalze 10 angeordnet, welche durch Federn 11 angepresst wird ; ausserdem sind unter der Walze 3 und über der Druckwalze 4 die üblichen Putzwalzen 12 und 13 angebracht.
Wirkungsweise :
Das von dem Einzugwalzenpaar gelieferte Vorgarn wird von der Mittelwalze 7 und der Druckwalze 9 am Klemmpunkt 14 erfasst und infolge der etwas grösseren Umfangsgeschwindigkeit der Walze 7 gegenüber der Einzugwalze 1 innerhalb der Elastizitätsgrenze leicht gestreckt.
Von da gelangt das Vorgarn an den zweiten Klemmpunkt 15 zwischen Mittelwalze 8 und Druckwalze 9. Das eigentliche Verstrecken erfolgt nun zwischen dem Klemmpunkt 15 und dem Punkt 16, wo die beiden Ablieferungswalzen 3 und 4 sich berühren. Dadurch nun, dass die Walze 7 tiefer und die Walze 8 höher liegt, bewegt sich das Vorgarn in einer gebrochenen Bahn und umspannt hierbei einen Teil des Umfanges der Walze 8. Wenn nun auch einzelne besonders lange Fasern an dem Klemmpunkt 15 durchgezogen werden können, so vollzieht sich das Verstrecken doch in der Hauptsache auf dem Umfang der blanken Mittelwalze 8, wo die Fasern durch Reibung gebremst werden.
Die Berührung der Fasern mit der metallischen Oberfläche der Walze 8 verhindert die Bildung von Reibungselektrizität, so dass sich die Fasern gut aneinanderlegerr und das Garn ein glattes Aussehen bekommt. Auch der Verlust an kurzen Fasern und damit die Flug-
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bildung wird geringer, teils durch Wegfall der elektrischen Einwirkung, teils dadurch, dass die kurzen Fasern auf der Oberfläche der Mittelwalze 8 von den übrigen Fasern erfasst und nach dem Ablieferungswalzenpaar weiter geführt werden.
Gegenüber dem Streckwerk nach der schweizerischen Patentschrift Nr. 70745, bei welchem der Klemmpunktabstand zwischen Lieferungswalze und Mittelzylinder gleich der Länge der kurzen Fasern ist, wobei die langen Fasern unter dem Klemmpunkt zwischen Mittelzylinder und dessen vorderer Druckwalze durchgezogen werden, ist beim beschriebenen Streckwerk die Klemmpunktentfernung zwischen Lieferwalze und Mittelzylinder gleich der Länge der langen Fasern, so dass kein Durchzug stattfindet, dagegen umspannt das Faserband einen Teil des Umfanges des Mittelzylinders und der Streckprozess findet auf dieser Stelle des Umfanges statt, so dass die Faserenden nicht frei schweben, sondern durch Reibung am Umfang des Mittelzylinders gebremst sind.
Während bei der Anordnung nach der genannten Patentschrift die unter dem Klemmpunkt durchgezogenen Fasern mit Reibungselektrizität geladen sind und in dem zwischen beiden KIemmpunkten frei liegenden Stück des Faserbandes sich gegenseitig abstossen, wodurch das Garn ein rauhes Aussehen erhält, findet beim beschriebenen Streckwerk das Verstrecken auf der metallischen Oberfläche des Mittelzylinders statt, wobei die Elektrizität abgeleitet wird ; es wird dadurch mit dem vorliegenden Streckwerk ein glatteres Gespinst erzeugt, als es mit jenem nach der genannten Patentschrift möglich ist, und ist der Verlust an kurzen Fasern geringer als bei jenem.