<Desc/Clms Page number 1>
Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in der Industriegesellschaft und liegt in der Reihenfolge hinter den ischemischen Herzkrankheiten und Krebs. Der Schlaganfall ist jährlich für ca. 300.000 Todesfälle in den Vereinigten Staaten und für jährlich ca. 11.000 Todefälle in Osterreich verantwortlich. Der Schlaganfall ist auch der hauptsächliche Grund von Krankenhauseinweisungen und Langzeitbehinderungen. Der sozioökonomische Einfluss des Schlaganfalls und seine damit einhergehende Belastung für die Gesellschaft ist praktisch unmessbar.
"Schlaganfall" wird von der Weltgesundheitsorganisation als eine sich rasch entwickelnde klinische Manifestation einer fokalen oder globalen Störung der Zerebralfunktion definiert, wobei die Symptome mindestens 24 Stunden anhalten. Der Schlaganfall spielt auch bei Todesfällen eine Rolle, wo kein anderer Grund als ein Effekt vaskulären Ursprungs erkennbar ist.
Ein Schlaganfall wird typischerweise durch Blockierung oder Okklusionen von Blutgefässen zum Gehirn oder innerhalb des Gehirns verursacht. Bei kompletter Okklusion verursacht die Unterbrechung des zerebralen Blutkreislaufes die Beendigung der neuronalen elektrischen Aktivität innerhalb von Sekunden. Innerhalb von ein paar Minuten nach Abbau des energiereichen Zustandes und lonenhomeostase tritt Mangel an hochenergetischen Phosphaten, Zusammenbruch von Membranionenpumpen, Ausfluss von zellulärem Kalium, Einfluss von Natriumchlorid und Wasser und Membrandepolarisierung auf. Falls die Okklusion mehr als fünf bis zehn Minuten andauert, führt dies zu irreversibler Schädigung. Bei inkompletter Ischemie ist es jedoch schwierig, die Folgen abzuschätzen, und sie hängen in hohem Masse an der Restperfusion und der Verfügbarkeit von Sauerstoff ab.
Nach einer thrombotischen Okklusion eines zerebralen Blutgefässes ist die Ischemie selten vollständig. Üblicherweise dauert eine Restperfusion im ischemischen Bereich an, je nach dem kollateralen Blutfluss und dem lokalen Perfusionsdruck.
Der zerebrale Blutfluss kann Abfälle des mittleren arteriellen Blutdruckes von 90 auf 60 mm Hg durch Autoregulation kompensieren. An diesem Phänomen ist die Dilatation stromabwärts gelegener resistenter Blutgefässe beteiligt. Unterhalb der unteren Schwelle der Autoregulation (ca. 60 mm Hg) ist die Vasodilatation unzureichend, und der zerebrale Blutfluss kommt zum Erliegen. Das Hirn hat jedoch Perfusionsreserven, die den Abfall im zerebralen Blutfluss kompensieren können. Diese Reserve existiert deswegen, da unter Normalbedingungen nur ca. 35 % des durch das Blut zugeführten Sauerstoffs aufgenommen werden. Daher kann eine erhöhte Sauerstoffaufnahme stattfinden, vorausgesetzt, dass Normoxie und Normocapnie existieren.
Wenn der distale Blutdruck unterhalb ca. 30 mm Hg fällt, sind die beiden Kompensationsmechanismen (Autoregulation und Perfusionsreserve) unzureichend, um einen Mangel in der Sauerstoffzufuhr zu verhindern.
Wenn der Blutfluss unter die ischemische Schwelle von 23 ml/100g/min. fällt, entwickeln sich Symptome einer Gewebehypoxie. Eine schwerwiegende Ischemie kann tödlich verlaufen. Bei einer gemässigten Ischemie führt dies zu einer "Penumbra". Im neurologischen Kontext bedeutet eine Penumbra eine Gehirngewebezone mit gemässigter Ischemie und paralysierter Neuronalfunktion, die mit Wiederherstellung einer adequaten Perfusion umkehrbar ist. Die Penumbra bildet eine Zone eines kollateral perfusierten Gewebes, das einen Kern mit einer schwerwiegenden Ischemie umgibt, in der der Infarkt entstanden ist. In anderen Worten, die Penumbra entspricht dem Gewebebereich, der gerettet werden kann und sich praktisch in einem Zustand "zwischen Leben und Tod" befindet.
Beim Abbau des Blutgerinnsels und Wiederherstellung des Blutflusses in die Penumbra kann ein Phänomen, bekannt als Reperfusionsschädigung, auftreten. Teile des verletzten Gewebes in der Penumbra können abgetötet werden, oder weiter durch den Wiedereintritt von Sauerstoff und anderen Substanzen in das von der Ischemie betroffene Gebiet geschädigt werden. Im Hinblick auf dieses Phänomen bestimmt sich das Ausmass der aus der Ischemie herrührenden Gewebeschädigung sowohl aus der für die Öffnung eines verstopften Blutgefässes erforderlichen Zeit wie auch der Abfolge von Reaktionen, die als Folge der Reperfusion und des Wiedereintritts von Sauerstoff in das betroffene Gewebe folgen.
Obwohl ein ischemischer Vorfall überall im vaskulären System auftreten kann, sind die Gabelung der Halsschlagader und der Beginn der inneren Halsschlagader die häufigsten Stellen für thrombotische Okklusionen zerebraler Blutgefässe, welche zu einer zerebralen Ischemie führen. Die Symptome eines verminderten Blutflusses auf Grund von Stenose oder Thrombose sind ähnlich solchen, die durch mittelzerebrale Arterien-Erkrankung verursacht werden. Der Fluss durch die Augenarterie ist oft in einem solchen Masse betroffen, dass Amaurosis Fugax oder vorübergehende
<Desc/Clms Page number 2>
monokulare Blindheit auftritt. Eine schwerwiegende bilaterale Stenose der inneren Halsschlagader kann zu einer zerebralen halbseitigen Hyperperfusion führen. Dies manifestiert sich mit einem akuten Kopfschmerz ipsilateral zur akut ischemischen Hemisphäre.
Okklusionen oder der Abfall des Blutflusses mit folgender Ischemie von einer vorderen Zerebralarterie distal zur vorderen kommunizierenden Arterie führt zu motorischen und kortikalen sensorischen Symptomen im kontralateralen Bein und weniger oft im proximalen Arm. Andere Manifestationen von Okklusionen oder Unterperfusionen in der vorderen Zerebralarterie umfassen Bewegungsstörungen und manchmal Harninkontinenz aufgrund der Schädigung des parasagittalen frontalen Lappens. Sprachstörungen, die sich als Abnahme der spontanen Sprechfähigkeit zeigen, können von einer allgemeinen Abnahme der psychomotorischen Aktivität begleitet sein.
An den meisten ischemischen Schlaganfällen sind Teile oder das gesamte Gebiet der mittleren Zerebralarterie mit Embolien aus den Herz- oder extrakranialen Karotidarterien beteiligt, die für die meisten Fälle verantwortlich zu machen sind. Embolien können den Hauptstamm der mittleren Zerebralarterie verschliessen, führen jedoch häufiger zu distalen Okklusionen von entweder dem oberen oder dem unteren Zweig. Okklusionen des oberen Zweiges führen zu Schwäche und sensorischem Verlust, welche am ausgeprägtesten im Gesicht und Arm sind. Okklusionen der hinteren Zerebralarterie distal zu ihren durchdringenden Ästen verursachen kompletten kontralateralen Verlust der Sehfähigkeit. Leseschwäche (Dyslexie) und Schwäche bei der Durchführung von Berechnungen (Dyskalkulie) können auf eine Ischemie der hinteren Haupt-Zerebralarterie folgen.
Proximale Okklusionen der hinteren Zerebralarterie verursacht Ischemie der in die kalamischen und limbischen Strukturen verlaufenden Verzweigungen. Die klinischen Folgen sind halbseitigsensorische Störungen, die sich chronisch zu einem unbehandelbaren Schmerz der geschädigten Stelle (thalamischer Schmerz) wandeln können.
Ein bedeutendes Vorkommnis bei der zerebralen Ischemie ist als vorübergehend ischemischer Anfall bekannt ("TIA"). Ein TIA ist definiert als eine neurologische Fehlfunktion mit einer Dauer von weniger als 24 Stunden. Der TIA ist ein wichtiges Zeichen einer ischemischen Entwicklung, die zu einer zerebralen Infarktbildung führen kann. Gegenwärtig existiert keine ideale Behandlung für TIA, und es gibt keine allgemein akzeptierten Richtlinien, ob medizinische oder chirurgische Eingriffe durchgeführt werden sollten, um das Auftreten eines Anfalls bei Patienten mit TIA zu vermindern.
An der Etiologie von TIA sind hämodynamische Vorgänge und thromboembolische Mechanismen beteiligt. Da sich die meisten TIAs innerhalb einer Stunde auflösen, wird eine Störung, die länger dauert, oft als ein mutmasslicher Schlaganfall diagnostiziert und wird daher mit einer permanenten Gehimschädigung in Verbindung gebracht. Daher werden computerisierte tomographische Gehimscans eingesetzt, um nach einem zerebralen Infarkt in von TIAs betroffenen Bereichen, die länger als mehrere Stunden dauern, zu suchen. Zusammenfassend kann man feststellen, dass die relevante klinische Unterscheidung zwischen einem TIA und einem Schlaganfall darin zu sehen ist, ob die Ischemie eine Gehirnschädigung verursacht hat, die typischerweise als Infarkt oder ischemische Nekrose eingestuft wird.
Patienten mit sich verschlechterndem klinischen Befund können einen sich entwickelnden Schlaganfall aufweisen oder werden als unter einem progressiven Schlaganfall leidend eingestuft. In diesem klinischen Zusammenhang ist die Vermehrung von Blutgerinnseln möglicherweise ein wichtiger Faktor beim Fortschreiten der Krankheit.
Es existiert eine Vielzahl anderer Krankheiten, die durch Ischemie verursacht oder damit verbunden sind. Vertebrobasilare Ischemie ist das Ergebnis einer Okklusion der vertebralen Arterie Okklusion der vertebralen Arterie und Wechselwirkung mit dem Fluss durch die ipsilaterale hintere untere Zerebralarterie verursacht das laterale medullare Syndrom, welches eine Symptomologie einschliesslich Schwindel, Übelkeit, erbrechender Mystagus, ipsilaterale Ataxie und ipsilaterales Herner'sche Syndrom aufweist. Vertebrobasilare Ischemie führt oft zu multifokalen Schädigungen, die sich über beide Seiten des Gehirnstammes entlang einer bemerkenswerten Länge verteilen. Mit Ausnahme des zerebralen Infarkts und des lateralen medullären Syndroms sind klinische Syndrome diskreter Schädigungen daher selten in reiner Form zu sehen.
Vertebrobasilare Ischemie manifestiert sich mit verschiedenen Kombinationen an Symptomen, wie Schwindelanfällen, genereller Schwindel, Diplopie, Gesichtsschwäche, Ataxie und "long tract signs".
Gefässanzeichen.
Eine basilare Arterienokklusion führt zu massiven Schädigungen. Eine dieser Schädigungen ist bekannt als der "locked in"-Zustand. Bei diesem Zustand erlaubt die Paralyse der Gliedmasse und
<Desc/Clms Page number 3>
der meisten bulbären Muskeln dem Patienten nur die Kommunikation durch Bewegung der Augen oder der Augenlider nach einem bestimmten Code. Die Okklusion des basilären Apex oder der Basilarspitze wird im allgemeinen durch Embolien verursacht, die sich an der Schnittstelle ZWIschen basilärer Arterie und den beiden hinteren Zerebralarterien anhaftet.
Dieser Zustand führt zunächst zu einer Reduktion der Handlungsfähigkeit mit anschliessender Blindheit und Gedächtnisverlust aufgrund einer Unterbrechung des Blutflusses in die hinteren Zerebralarterien, wie auch Abnormalitäten des vertikalen Blickes und der Pupillenreaktivität aufgrund einer tegmentalen Schädigung.
Venöse Okklusionen können massive Schäden und Tod verursachen. Diese Krankheit ist weniger verbreitet als die arterielle zerebrale vaskuläre Krankheit. Wie bei einem ischemischen Schlaganfall durch eine arterielle Krankheit ist der Primärmechanismus der Gehirnschädigung die Verminderung des kapillaren Blutflusses, in diesem Fall aufgrund des erhöhten Ausflusswiderstandes aus den blockierten Venen. Der Rücklauf von hohem Druck in das Kapillarbett führt üblicherweise zu einer frühen Gehimschwellung aus einem Ödem und einem hämorrhagischen Infarkt in der subkortikalen weissen Rinde. Die gefährlichste Form einer Venenkrankheit tritt auf, wenn der obere sagittale Sinus verstopft ist. Venöse Okklusionen treten in Verbindung mit Bluterkrankheiten auf, oft während der Periode, oder bei Patienten mit metastasiertem Krebs oder ansteckenden Krankheiten.
Falls keine blutverdünnende Therapie eingeleitet wird, zeigt die obere sagittale Sinusokklusion eine Sterblichkeitsrate von 25 bis 40 %.
Eine kurze diffuse zerebrale Ischemie kann eine tiefe Ohnmacht ohne Dauerfolgen verursachen. Eine andauernde diffuse Ischemie in anderen Organen hat äusserst negative Folgen. Der häufigste Grund ist eine Herzasystole oder andere kardiopulmonare Versagen, einschliesslich Infarkt. Aortische Dissektion und globale Hypoxie oder Kohlenmonoxidvergiftung kann ähnliche Krankheitsbilder hervorrufen. Die diffuse Hypoxie/Ischemie tötet typischerweise Neuronen im Hippokampus, die zerebellaren Purkinje-Zellen, Striatum oder kordiale Schichten ab. Klinisch führt eine solche diffuse Hypoxiellschemie zu Bewusstlosigkeit und Koma, in vielen Fällen gefolgt von einem chronisch vegetativen Stadium.
Falls der Patient sein Bewusstsein nicht innerhalb von ein paar Tagen wieder erlangt, ist die Prognose für die Rückkehr unabhängiger Gehirnfunktionen sehr schlecht.
Das Hyperviskositätssyndrom ist eine weitere mit Blutfluss und Ischemie verwandte Krankheit.
Der zerebralen Blutfluss steht in umgekehrter Abhängigkeit zur Blutviskosität. Die letztere ist direkt zur Anzahl zirkulierender roter und weisser Blutzellen, zum Aggregationszustand, der Plättchenanzahl und zur Plasmaproteinkonzentration proportional. Der Blutfluss ist umgekehrt proportional zur Deformierbarkeit der Erythrozyten und Blutgeschwindigkeit (Scherrate). Patienten mit Hyperviskositätssyndrom können entweder Anzeichen fokaler neurologischer Dysfunktionen oder diffuse oder multifokale Anzeichen oder Symptome, einschliesslich Kopfschmerz, Sehstörungen, kognitive Beeinträchtigungen oder Schlaganfälle zeigen.
Eine Anzahl Substanzen sind an der Blutgerinnselbildung und Lyse beteiligt. Plasminogen, ebenfalls bekannt als Glu-Plasminogen, und Plasmin sind die beiden an der Lyse hauptsächlich beteiligten Substanzen. Plasminogen ist ein aus 791 Aminosäuren aufgebautes Protein, das im menschlichen Plasma mit einer Konzentration von ca. 200 g/ml zirkuliert. Plasminogen ist die Zymogenform des fibrinolytischen Enzyms Plasmin, welches eine breite Substratspezifität hat und letztendlich für den Abbau von Blutgerinnseln verantwortlich ist. Zum hauptsächlichen Teil wird die Fibrinproteolyse durch die Erzeugung von Plasmin innerhalb eines Fibringerinnsels aus dem innerhalb des Gerinnsels eingefangenen Plasminogen vermittelt Fredenburgh & Nesheim, J.Biol.
Chem. 267 : (1992).
Plasminogen hat fünf "Kringel"-Domänen innerhalb seiner aminoterminalen schweren Kettenregion, die Lysinbindungsstellen zur Erkennung von Lysinresten im Fibrin aufweist. PlasminogenPlasminumwandlung, sowohl innerhalb eines Blutgerinnsels und an seiner Oberfläche, wird durch die Affinität des Gewebe-Plasminogen-Aktivators ("t-PA") für Fibrin vermittelt, welches zu einer Fibrin-abhängigen t-PA-induzierten Plasminogenaktivierung führt. Fredenburgh, ebenda.
Nach Einleitung führt die Fibrinolyse zu mehreren positiven Rückkopplungsreaktionen. Zum Beispiel erzeugt die plasmin-katalysierte Spaltung von Fibrin carboxy-terminale Lysinreste, die ihrerseits zusätzliche Bindungsstellen sowohl für t-PA und Plasminogen bereitstellen. Dies bewirkt somit die plasmin-katalysierte Umwandlung von Glu-Plasminogen in Lys-Plasminogen durch
<Desc/Clms Page number 4>
spezifische Spaltung, welche einen Voraktivierungsschritt darstellt. Shih & Hajjar, P. S.E.B.M. 202: 258-64 (1993). In der Literatur bezeichnet der Begriff "Lys-Plasminogen" Formen von Plasminogen, worin die N-terminale Aminosäure Lysin, Valin oder Methionin ist. Nieuwenhuizen et al, Eur. J Biochem. 174 : (1988).
Die Umwandlungsaktivität spiegelt eine positive Rückkopplungs- reaktion wieder, da Lys-Plasminogen ein bemerkenswert besseres Substrat als Glu-Plasminogen sowohl für t-PA und Urokinase ist, die durch eine erhöhte Affinität von Lys-Plasminogen für Fibrin ausgelöst werden kann. Das Verhältnis des Kcat/Km für die t-PA-katalysierte Aktivierung von LysPlasminogen übersteigt das von Glu-Plasminogen um einen Faktor Zehn. Fredenburgh, ebenda.
Vor kurzem wurde gezeigt, dass die Fibrinolyse durch die Zugabe von Lys-Plasminogen in vivo und in vitro beschleunigt werden kann. Zusätzlich lieferte beim Vergleich der Verwendung von exogenem Lys-Plasminogen mit der Verwendung von exogenem Glu-Plasminogen in ähnlichen Experimenten 0,08 mol Lys-Plasminogen dasselbe Mass einer erhöhten Fibronolyse wie 0,67 mol GluPlasminogen. Daher ist Lys-Plasminogen ca. achtmal potenter in dieser Hinsicht als Glu-Plasminogen, während beide Formen von Plasminogen die Fibrinolysezeit verkürzen. s. Fredenburgh, oben.
Kürzliche Studien von Lys-Plasminogen haben die Verwendung dieses Proteins bei der Behandlung der Reperfusionsschädigung nicht nahegelegt. Die übliche Behandlung für Reperfusionsschädigung ist Flunarizin, das nur wirksam ist, wenn es prophylaktisch verabreicht wird.
Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Behandlung von Reperfusionsschädigung von Gewebe zur Verfügung zu stellen. Es ist ebenfalls eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Behandlung von Ischemie, Infarkt oder Gehirnödem zur Verfügung zu stellen.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung betrifft die Bereitstellung eines Verfahrens zur Verbesserung der Mikrozirkulation.
Ein weiteres Verfahren der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens zur Behandlung von Reperfusionsschädigung nach ischemischen Vorfällen.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens zur Behandlung von Reperfusionsschädigung nach ischemischen Vorfällen durch Verabreichung einer pharmazeutischen Zusammensetzung, umfassend Plasmin oder ein Plasmin-bildendes Protein, einschliesslich Zymogenen und voraktivierten Zymogenen von Plasmin.
Ferner betrifft eine weitere erfindungsgemässe Aufgabe die Bereitstellung eines Verfahrens zur Behandlung von Ischemie und die begleitende Reperfusionsschädigung aufgrund von Vorfällen nach der Ischemie, durch Verabreichung einer pharmazeutischen Zusammensetzung, umfassend einen Plasminogen-Aktivator und Plasmin oder ein Plasmin-bildendes Protein wie oben beschrieben. Gemäss einem erfindungsgemässen Aspekt wird ein Verfahren zur Behandlung von Reperfusionsschädigung zur Verfügung gestellt, welches die Verabreichung an Patienten einer pharmazeutischen Zusammensetzung umfasst, die Plasmin oder ein Plasmin-bildendes Protein und einen pharmazeutisch annehmbaren Träger enthält. In einer bevorzugten Ausführungsform werden LysPlasminogen oder verwandte Verbindungen verwendet.
Die Zusammensetzung zur Verwendung in diesem Verfahren kann ferner Plasminogen-Aktivatoren, wie Gewebetyp-Plasminogen-Aktivator, Urokinasetyp-Aktivatoren, Pro-Urokinase-, Streptokinasetyp-Aktivatoren und Plasmin umfassen.
Es ist eine weitere erfindungsgemässe Aufgabe, Ischemie und Reperfusionsschädigungen, herrührend von chirurgischen Prozessen, einschliesslich Transplantationen zu behandeln.
Gemäss einem weiteren erfindungsgemässen Aspekt wird ein Verfahren zur Behandlung von Ischemie und Reperfusionsschädigung aufgrund chirurgischer Eingriffe, einschliesslich Transplantationen, bereitgestellt. Diese Behandlung umfasst die Verabreichung von Proteinen mit der Wirkung von Lys-Plasminogen oder Vorläufern von Lys-Plasminogen an Patienten, die chirurgischen Behandlungen unterzogen worden sind, oder solchen unterzogen werden. Bei Transplantationen schützt die Verabreichung solcher Proteine an Gewebe oder Organempfänger das zu transplantierende Gewebe oder Organ, wie auch die Gewebe oder Organe, die das chirurgische Eingriffsgebiet des Empfängers umgeben.
In gleicher Weise schützt die Verabreichung solcher Proteine an den Gewebe- oder Organspender das zu transplantierende Gewebe oder Organ, wie auch die Gewebe oder Organe, die das chirurgische Gebiet des Spenders umgeben. Andere Aufgaben, Merkmale und Vorzüge der Erfindung gehen aus der folgenden Beschreibung und den Figuren hervor.
FIGUR 1 gibt das für die Einstufung der neurologischen Defekte verwendete Bewertungs-
<Desc/Clms Page number 5>
system wieder.
FIGUR 2 ist eine Zusammenfassung der experimentellen Befunde am Rattenmodell zur Bewertung der therapeutischen Vorteile von Lys-Plasminogen im Vergleich zu einer Kontrolle.
FIGUR 3 ist eine graphische Darstellung der Daten aus einem kontrollierten Experiment zur Bewertung des Effekts von Lys-Plasminogen auf den Gehirnflüssigkeitsgehalt (Ödem) von Ratten mit induzierter Ischemie. "A" sind Ratten mit chirurgisch induzierter Ischemie, die 500 E/kg LysPlasminogen i.v. mit Blutreperfusion erhalten; "B" sind Ratten mit chirurgisch induzierter Ischemie, die 1,0 ml/kg isotonische Kochsalzlösung i.v. mit Blutreperfusion erhalten; "C" sind Ratten, die einer Simulationsoperation unterzogen wurden, welche 1,0 ml/kg isotonische Kochsalzlösung i.v.
(AAB: p < 0,001; ABC: p < 0,01: AAC: p < 0,05) erhalten.
FIGUR 4 ist die graphische Darstellung der Daten aus einem Experiment zur Bewertung des Effekts von Puffer auf den Gehirnflussigkeitsgehalt (Odem) von Ratten mit induzierter Ischemie, welches als zusätzliche Kontrolle des Experiments von Fig. 3 dient. "A" sind Ratten mit chirur- gisch induzierter Ischemie, die 1,0 ml/kg Puffer i.v. mit Blutreperfusion (n=7) erhalten ; sind Ratten mit chirurgisch induzierter Ischemie, die 1,0 ml/kg isotonischer Kochsalzlösung i.v. mit Blut- reperfusion (n=7) erhalten ; "C" sind Ratten, die einer Simulationsoperation unterzogen worden sind, die 1,0 ml/kg isotonische Kochsalzlösung i.v. erhalten (n=8). (AAB: n. s.; ABC: p < 0,01 ; AAC: p < 0,01).
FIGUR 5 ist die graphische Darstellung der Daten aus einem Kontrollexperiment zur Bewertung des Effekts von Lys-Plasminogen auf neurologische Schädigungen von Ratten mit induzierter Ischemie. Die Gesamtwertung basiert auf Einzelwertungen für den Zustand der Bewusstsein, der Bewegungsfähigkeit, des Muskeltonus und des Allgemeinzustandes (Mittel vom 3 Tagen pro Tier).
Der Maximalwert ist 54 (n=10 pro Gruppe) "A" sind Ratten mit chirurgisch induzierter Ischemie, die 500 E/kg Lys-Plasminogen i.v. mit Blutreperfusion erhalten ; "B" sind Ratten mit chirurgisch induzierter Ischemie, die 1,0 ml/kg isotonische Kochsalzlösung i.v. mit Blutreper- fusion erhalten ; "C" sind Ratten, die einer Simulationsoperation unterzogen worden sind, die 1,0 ml/kg isonische Kochsalzlösung i.v. erhalten (#AB: p < 0,001; ABC: p < 0,001; AAC: p = 0,05).
FIGUR 6 ist eine graphische Darstellung der Daten aus einem Experiment zur Bewertung des Effekts von Puffer auf neurologische Schädigungen von Ratten mit induzierter Ischemie, die als zusätzliche Kontrolle zum Experiment von Fig. 5 dient. Die Gesamtbewertung beruht auf den Einzelbewertungen für den Bewusstseinszustand, Bewegungsfähigkeit, Muskeltonus und Allgemeinzustand (Mittel von 3 Tagen pro Tier). Der Maximalwert ist 54 (n=6 pro Gruppe). "A" sind Ratten mit chirurgisch induzierter Ischemie, die 1,0 ml/kg Puffer i.v. mit Blutreperfusion erhalten; "B" sind Ratten mit chirurgisch induzierter Ischemie, die 1,0 ml/kg isotonische Kochsalzlösung i.v. mit Blutrefusion erhalten ; und "C" sind Ratten, die einer Simulationsoperation unterzogen worden sind, die 1,0 ml/kg isotonische Kochsalzlösung i.v. erhalten.
(AAB: n.s. ; ABC: p < 0,01; AAC: p < 0,01).
Die Erfindung ermöglicht die Behandlung ischemischer Vorfälle, einschliesslich zerebraler Ischemie, und mit ischemischen Vorfällen verbundene Reperfusionsschädigung. Zusätzlich erlaubt die Erfindung die Behandlung ischemischer Vorfälle in einer Weise, die Nebenwirkungen in Verbindung mit üblichen Behandlungen, wie Reperfusionsschädigung, vermeidet oder minimiert Der Begriff "Behandlung" in seinen verschiedenen Formen betrifft die Vermeidung, Umgehung, Minimierung oder Heilung von Schädigung oder anderen krankhaften Zuständen.
Es wurde entdeckt, dass Plasmin und Plasminogen-bildende Proteine, eine Kategorie, welche Lys-Plasminogen, ein voraktiviertes Zymogen von Plasmin, umfasst, erfindungsgemäss verwendet werden kann, um Reperfusionsschädigung nach einem ischemischen Vorfall abzuschwächen oder zu vermeiden. Dieser vorteilhafte Effekt kann auch erhalten werden, wenn die Reperfusion bereits begonnen hat.
Lys-Plasminogen selbst kann zur Behandlung eingesetzt werden. Alle Formen von Lys-Plasminogen werden als geeignet für die erfindungsgemässe Verwendung angesehen, so lange sie die Fähigkeit zur Bewirkung der oben beschriebenen Vorzüge ausüben. Ebenfalls zur erfindungsgemässen Verwendung sind Fragmente von Lys-Plasminogen und Varianten von Lys-Plasminogen, wie Analoge, Derivate, Muteine und Mimetika des natürlichen Moleküls geeignet, die die Fähigkeit zur Bewirkung der oben beschriebenen Vorzüge beibehalten haben.
Fragmente von Lys-Plasminogen betreffen Teile der Aminosäuresequenz des Lys-Plasminogen-Polypeptids. Diese Fragmente können direkt aus Lys-Plasminogen selbst durch chemische
<Desc/Clms Page number 6>
Spaltung, durch proteolytischen Enzymverdau oder durch Kombinationen davon erzeugt werden.
Zusätzlich können solche Fragmente durch rekombinante Techniken unter Verwendung genomischer oder cDNA-Klonierungsverfahren hergestellt wurden. Ferner existieren Verfahren zur Synthese von Polypeptiden direkt aus den Aminosäureresten. Die Varianten von Lys-Plasminogen können durch diese oder andere Verfahren hergestellt werden. "Site-specific" und "Region-directed mutagenesis"-Techniken können eingesetzt werden. Siehe CURRENT PROTOCOLS IN MOLECULAR BIOLOGY Band 1, Kap. 8 (Ausubel et al, Herausgeber, J. Wiley & Sons 1989 & Supp.
1990-1993); PROTEIN ENGINEERING (Oxender & Fox Herausgeber, A. Liss, Inc. 1987). Zusätzlich können linker-scanning und PCR-vermittelte Techniken zur Mutagenese eingesetzt werden.
Siehe PCR TECHNOLOGY (Ehrlich Herausgeber, Stockton Press 1989); CURRENT PROTOCOLS IN MOLECULAR BIOLOGY, Bände 1 & 2, oben. Nichtpeptid-Verbindungen, die die Bindung und die Funktion eines Peptids nachahmen ("Nimetika") können durch die bei Saragovi et al vorgestellte Methode, Science 253: 792-95 (1991), hergestellt werden. Proteinsequenzierung, Struktur und Modellierungsverfahren zur Verwendung in einer der obigen Techniken sind in PROTEIN ENGINEERING, ebenda, und CURRENT PROTOCOLS IN MOLECULAR BIOLOGY, Bände 1 & 2, oben, offenbart.
Nachdem einmal ein erwünschtes Fragment oder eine Variante von Lys-Plasminogen erhalten ist, können die hierin beschriebenen Techniken zur Bestimmung eingesetzt werden, ob das Fragment oder die Variante für die obige Therapie, wie z.B. die Behandlung von Reperfusionsverletzung und, falls dies der Fall ist, zur Bestimmung eines geeigneten Dosierungsbereichs effektiv ist.
Das Ratten-Gehirnschlagsmodell, wie im folgenden Bespiel beschrieben, ist ein einfacher und kostengünstiger Weg zur Durchführung dieser Untersuchungen in vivo.
Die Erfindung umfasst auch die Verwendung von Vorläufern von Lys-Plasminogen, das sind Vorstufen von Lys-Plasminogen wie auch Substanzen, die auf Vorstufen von Lys-Plasminogen unter Erzeugung von Lys-Plasminogen einwirken. Ein Beispiel eines Lys-Plasminogen-Vorläufers ist Glu-Plasminogen, welches durch eine geeignete Protease unter Erzeugung von Lys-Plasminogen gespalten wird. Eine Substanz, die für eine solche proteolytische Spaltung wirksam ist, ist Plasmin, dessen Verwendung ebenfalls innerhalb des Umfangs der Erfindung wie oben erwähnt, fallen soll. Dieses Ratten-Gehirnschlagsmodell, wie im Folgenden beschrieben, ist auch zur Bestimmung der Wirksamkeit von Lys-Plasminogen-Vorläufern geeignet.
Lys-Plasminogen kann durch proteolytische Spaltung von Glu-Plasminogen unter Entfernung von Aminosäuresequenzen aus dem Glu-Plasminogen erhalten werden. Verfahren zur Herstellung von Lys-Plasminogen werden in weiteren Einzelheiten in der europäischen Patentanmeldung 0 353 218 beschrieben. Siehe ebenfalls Neuwenhuizen, oben.
Ein im Folgenden aufgezeigtes Beispiel belegt den bislang unbekannten Effekt von Lys-Plasminogen, welches seine Wirksamkeit und auch diejenige von Lys-Plasminogen, Varianten und Vorstufen, wie auch Plasmin und Plasmin-bildende Proteine bei der Behandlung von Reperfusionsschädigung nahelegt. Bislang war nur bekannt, dass Lys-Plasminogen an der Funktion der Fibrinolyse beteiligt ist. Es war nicht zu erwarten, dass Plasmin oder irgendein Plasmin-bildendes Protein, wie Lys-Plasminogen, in der Lage sein würde, durch die Bluthirnschranke zu treten, was als notwendig für eine Entfaltung der Wirksamkeit an der Stelle des zerebralen ischemischen Vorfalls vermutet wird.
Es gibt auch andere Verwendung von Lys-Plasminogen. Lys-Plasminogen ist hilfreich bei der Behandlung von Patienten nach kardialer Blutunterbrechung. Lys-Plasminogen-Verabreichung kann auch die ischemische Schädigung von Nervenzellen verhindern. Lys-Plasminogen kann auch bei der Behandlung einer Gesamtkörper-Ischemie (Schock), Ischemie der Gliedmassen und unteren Extremitäten und zur Preservation von Organen für die Transplantation unter Vermeidung von Ischemie eingesetzt werden.
Verabreichungsverfahren umfassen solche, die für Gerinnsel-Lysebehandlungen verwendet werden, typischerweise intravenöse Verabreichungswege. Die Dosierung von erfindungsgemäss einzusetzendem Lys-Plasminogen sollte auf Grundlage des Gewichts des Patienten ermittelt werden, und mit einer Dosierung von ca. 10 bis 1000 kaseinolytischen Einheiten ("CU")/kg verabreicht werden. Vorzugsweise sollte die Dosis ca. 100 bis 600 CU/kg, und besonders bevorzugt sollte die Dosis ca. 500 CU/kg sein. Das Lys-Plasminogen kann während der Blutreperfusion verabreicht werden, welches geschieht, wenn Lys-Plasminogen zusammen mit üblichen Behand-
<Desc/Clms Page number 7>
lungsmitteln zur Lyse von Blutgerinnseln, wie t-PA verabreicht wird. Zusätzlich kann die vorteilhafte Wirkung des Lys-Plasminogens noch erhalten werden, wenn es verabreicht wird, nachdem die Reperfusion bereits begonnen hat.
Vorzugsweise sollte das Lys-Plasminogen vor oder innerhalb 30 Minuten nachdem die Reperfusion begonnen hat, verabreicht werden. Die Lys-PlasminogenVarianten und Vorstufen sollten in Dosierungen verabreicht werden, die denselben Effekt wie die oben diskutierten Dosierungsbereiche bewirken.
Eine erfindungsgemässe Behandlung kann vorteilhaft über die Verabreichung der oben beschriebenen Substanzen in Form injizierbarer Zusammensetzungen erzielt werden. Eine typische Zusammensetzung für diesen Zweck umfasst einen pharmazeutisch annehmbaren Träger. Eine beispielhafte Zusammensetzung in diesem Zusammenhang ist ein Lys-Plasminogen-Puffervehikel (9g/l NaCI, 1 g/l Na3-Zitrat x 2 H20, 3 g/l L-Lysin, 6 g/l NaH2P04 x 2H20 und 40.000 KIU/I Aprotonin). Pharmazeutisch annehmbare Träger in diesem Zusammenhang umfassen wässrige Lösungen, nichttoxische Verdünner einschliesslich Salze, Konservierungsstoffe, Puffer und ähnliche, wie in REMINGTON'S PHARMACEUTICAL SCIENCES, 15. Ausgabe Easton: Mack Publishing Co., Seiten 1405-1412 und 1461-1487 (1975) und THE NATIONAL FORMULARY XIV., 14.
Ausgabe Washington: American Pharmaceutical Association (1975), beschrieben, deren Inhalt hierdurch durch Verweis miteinbezogen sein soll. Beispiele nichtwässriger Lösungsmittel sind Propylenglykol, Polyethylenglykol, Pflanzenöl und injizierbare organische Ester, wie Ethyloleat. Wässrige Träger umfassen Wasser, alkoholisch/wässrige Lösungen, Salzlösungen, parenterale Vehikel, wie Natnumchlorid, Ringer's Dextrose usw. Intravenöse Vehikel umfassen flüssige und Nährergänzer. Konservierungsstoffe umfassen antimikrobielle Stoffe, Antioxidanzien, Komplexbildner und inerte Gase. Der pH und die exakte Konzentration der verschiedenen Komponenten der Bindungszusammensetzung werden nach Standard-Routinetechniken optimiert. Siehe GOODMAN AND GILMAN'S THE PHARMACOLOGICAL BASIS FOR THERAPEUTICS (7 Ausgabe).
Beispiel 1. Wirkung von Lys-Plasminogen auf die Folgen von zerebraler Ischemie in
Ratten
In dieser Experimentreihe wurden die Effekte von Lys-Plasminogen auf die Folgen experimentell induzierter Ischemie in Ratten bewertet. Es wurden zwei verschiedene Durchführungswege eingesetzt, um die neurologischen Konsequenzen der Ischemie abzuschätzen. Die Ischemie wurde bei den Ratten, wie im folgenden beschrieben, induziert.
Zunächst werden männliche Sprague-Dawley-Ratten (Gewicht 300 bis 400 g) mit 350 mg/kg Choralhydrat i. p. anästhesiert, und ein Katheter wurde dann in die jugulare Vene eingeführt. Fünf Milliliter Blut wurden durch den jugularen Katheter (100 IU Heparin in der Spritze) entnommen, um den mittleren arteriellen Blutdruck auf 50 mm Hg zu senken. Die präparierten Halsschlagadern wurden freigelegt und gleichzeitig mit der Blutentnahme abgeklammert. Die Klammern wurden nach einem Zeitraum von 30 Minuten entfernt, und das abgenommene Blut reinfusiert (Reperfusion). Fibrin-Abdeckung (Tisseel) wurde auf die Wunden aufgebracht. Die Tiere blieben für insgesamt 24 Stunden anästhesiert (23,5 Stunden nach Reperfusion).
Nach Wiedererlangung des Bewusstseins wurde jedes Tier einem der folgenden Prozeduren unterzogen:
Bewertung des Gehirnödems:
Die Tiere wurden bei einer konstanten Körpertemperatur für insgesamt 24 Stunden gehalten, mit Ether getötet, und die Gehirne wurden entfernt. Die Bewertung des Gehirnödems wurde unter Modifikation des Verfahrens, wie für andere Spezies publiziert, durchgeführt. Oh & Betz, Stroke 22: 915-21 (1991).
Der Flüssigkeitsgehalt, welcher ein hervorragender Parameter zur Bewertung von ische- misch/Reperfusions-induzierten ödem ist, wurde wie folgt bestimmt : BeideHemisphären wurden gewogen, 17 Stunden bei 200 C getrocknet und rückgewogen. Der Flüssigkeitsgehalt wurde dann in Prozent des gesamten Feuchtgewichts nach der folgenden Formel berechnet
EMI7.1
<Desc/Clms Page number 8>
Bewertung der neurologischen Mängel:
Die Tiere wurden nach neurologischen Mängeln am ersten, zweiten und dritten Tag nach der Operation untersucht. Wauquier et al, Neuropharmacology 28 : 837-46 (1989). Der Bewusstseinszustand, die Bewegungsfähigkeit, der Muskeltonus und der Allgemeinzustand auf einer um 45 geneigten Überkopfleiter und die Aktivität auf einem senkrecht angeordnetem Laufrad wurden auf der Basis des in Fig. 1 gezeigten Bewertungssystems bewertet.
Es wurde ein kumulativer Wert für die drei Tage berechnet (Maximumwert = 54).
Lys-Plasminogen (IMMUNO AG) wurde intravenös mittels Katheter entweder in die jugulare Vene oder die Schwanzvene verabreicht. Diese Verabreichungen wurden mit steigenden Konzentrationen zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt. Ischemische Tiere, die mit isotonischer Kochsalzlösung behandelt waren, dienten als Positivkontrollen, wogegen Tiere, die einer Simulationsoperation unterzogen und mit isotonischer Kochsalzlösung behandelt waren, als negative Kontrolle dienten.
Der oben beschriebene Lys-Plasminogen-Puffer wurde unter Anwendung jeder dieser Prozeduren in separaten Experimenten getestet. Eine Zusammenfassung der Dosierung des Verabreichungsplans der experimentellen Prozeduren und Ergebnisse ist in Figur 2 aufgeführt.
Die Ergebnisse für 500 CU/kg Lys-Plasminogen (und der als Kontrolle verwendete Puffer) sind in Figuren 3 und 4 für das Ödem und Figuren 5 und 6 für die neurologischen Mängel gezeigt. Signifikante Werte basierten auf t-Tests für das Ödem und dem Kruskal-Wallis-Test unter Annahme einer x2-Verteilung für neurologische Mängel.
Eine Dosis von 500 CU/kg Lys-Plasminogen zeigte einen signifikanten Schutzeffekt bei der Folge von experimentell induzierter zerebraler Ischemie in Ratten. Der Verabreichungsplan spielte keine wesentliche Rolle. Bemerkenswerterweise zeigte das Lys-Plasminogen immer noch einen Schutzeffekt, auch wenn es 30 Minuten nach Anfang der Reperfusion verabreicht wurde. Dieses steht im Widerspruch zu den für das therapeutische Standardmittel Flunarizin erhaltenen Ergebnissen, welches ein Calciumantagonist zur Verwendung in der klinischen Praxis ist. Flunarizine (0,63 mg/kg intravenös verabreicht) war wirksam, wenn es dem reperfusierten Blut zugegeben wurde, hatte jedoch keinen Effekt 30 Minuten nach der Reperfusion (Daten nicht gezeigt).
Lys-Plasminogen (500 CU/kg) war in der Lage, die Wirkungen der zerebralen Ischemie umzukehren, wie auf Basis von Gehirnödem und neurologischen Mängel im Rattenmodell der experimentellen Ischemie bestätigt wurde. Der bei der Lys-Plasminogen-Präparation verwendete Puffer hatte keine Wirkung. Im Gegensatz zum therapeutischen Standardmittel (Flunarizin) war Lys-Plasminogen auch wirksam, wenn es 30 Minuten nach Reperfusion verabreicht wurde.
Beispiel 2. Effekt von Lys-Plasminogen bei chirurgischen Massnahmen
Chirurgische Massnahmen umfassen typischerweise die Unterbrechung des Blutflusses in gewisse Organe und Gewebe, was üblicherweise durch Klammern erfolgt. Diese Unterbrechnung des Blutflusses in das betroffene Organ oder Gewebe führt dazu, dass sich ein ischemischer Zustand innerhalb des Organs oder Gewebes entwickelt, der anschliessend zu einer Reperfusionsschädigung führen kann, nachdem der Blutfluss wieder hergestellt ist. Dieser ischemische Zustand und die anschliessende Reperfusionsschädigung ist praktisch bei chirurgischen Verfahren ein Problem, weiche die Transplantation von Organen oder Geweben in die Empfänger umfassen.
Transplantationen erfordern einen verlängerten Zeitraum des Abklammerns des zu transplantierenden Organs oder Gewebes, insbesondere wenn allogene oder xenogene Spenderorgane oder-gewebe verwendet werden. Dieses Abklammern verursacht eine Unterbrechung des Blutflusses innerhalb des Organs oder Gewebes, woran sich die Entfernung des Organs oder Gewebes aus dem Spender anschliesst. Das Klammern und das Entfernen verursacht eine Ischemie innerhalb des zu transplantierenden Organs oder Gewebes. Die Wiederherstellung des Blutflusses in das transplantierte Organ oder Gewebe während des Abschlusses des Verfahrens verursacht das Auftreten einer Reperfusionsschädigung innerhalb des Organs oder Gewebes, wie auch der umgebenden Organe und Gewebe des Empfängers.
In Situationen, wie bei Nierentransplantaten, wo der Spender oft am Leben ist und am Leben bleibt, sollte der die entfernte Niere umgebende Bereich des Körpers des Spenders ebenfalls gegen Ischemie und Reperfusionsschädigung geschützt werden. Erfindungsgemäss können ischemische Zustände und anschliessende Reperfusionsschädi-
<Desc/Clms Page number 9>
gungen mit Proteinen mit dem Effekt von Lys-Plasminogen oder Vorläufern von Lys-Plasminogen verhindert werden. Solche Proteine können auch einen vorteilhaften Einfluss auf transplantierte Spenderorgane oder-gewebe, wie auch die umgebenden Organe und Gewebe des Spenders wie Empfängers haben.
Die Verabreichung von Proteinen mit dem Effekt von Lys-Plasminogen oder Vorstufen von Lys-Plasminogen erlaubt, dass Organe und Gewebe längere Zeiträume von Ischemie, wie auch den durch Reperfusion verursachten physiologischen Stress tolerieren.
Organ- und Gewebeschädigung kann durch Verabreichung von Proteinen mit der Wirkung von Lys-Plasminogen und Vorstufen von Lys-Plasminogen vor Beginn des chirurgischen Eingriffs vermindert oder vollständig verhindert werden. Bei Transplantationen können erfindungsgemässe Verbindungen dem Spender vor Entnahme des Organs oder des Gewebes verabreicht werden. Der Spender kann systematisch oder lokal in eine Arterie, welche das Organ oder das Gewebe versorgt, vor Entfernung des Organs oder Gewebes behandelt werden. In gleicher Weise kann der Empfänger des Organs oder Gewebes vor der Transplantation behandelt werden, um die Organe und das Gewebe, welches den Transplantationsbereich umgibt, wie auch das in den Empfänger zu verplanzende Organ oder Gewebe zu schützen.
Proteine mit der Wirkung von Lys-Plasminogen oder Vorstufen von Lys-Plasminogen können auch während oder nach der Reperfusion verabreicht werden.
Vorzugsweise wird Lys-Plasminogen zur Behandlung von Reperfusionsschädigung verabreicht. Die effektive Dosis von Lys-Plasminogen zur systemischen Verabreichung sollte im Bereich von 10 bis 1000 CU/kg liegen. Vorzugsweise sollte die Dosis ca. 100 bis 600 CU/kg sein, und besonders bevorzugt sollte die Dosis ca. 500 CU/kg sein. Bei lokaler Verabreichung sollte die Dosis so berechnet werden, dass sie etwa der systemischen Dosis wie oben in dem zu behandelnden Bereich entspricht.
Es ist selbstverständlich, dass die Beschreibung, Figuren und spezifischen Beispiele, die bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung angeben, zur Erläuterung dienen und die Erfindung nicht beschränken sollen. Verschiedene Abwandlungen und Modifikationen innerhalb des Geistes und Umfangs der Erfindung werden dem Fachmann aus der hierin enthaltenen Diskussion und Offenbarung offenbar.
PATENTANSPRÜCHE:
1. Verwendung eines Proteins mit der Wirkung von Lys-Plasminogen oder eines Vorläufers von Lys-Plasminogen zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung für die
Behandlung von Reperfusionsschädigung nach einem ischemischen Vorfall durch Verab- reichung der pharmazeutischen Zusammensetzung an einen Patienten mit dem Risiko einer Reperfusionsverletzung.
2. Verwendung eines Proteins mit der Wirkung von Lys-Plasminogen oder eines Vorläufers von Lys-Plasminogen zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung für die
Behandlung von Ischemie und begleitender Reperfusionsschädigung durch Verabreichung der pharmazeutischen Zusammensetzung an einen Patienten.
3. Verwendung eines Proteins mit der Wirkung von Lys-Plasminogen oder eines Vorläufers von Lys-Plasminogen zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur
Behandlung einer Reperfusionsschädigung durch Verabreichung der pharmazeutischen
Zusammensetzung an den Patienten.