DE3715662A1 - Neue pharmazeutische anwendung - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft einen neuen Gewebeplasminogen-
Aktivator, dessen Kombination mit Superoxiddesmutase,
pharmazeutische Formulierungen davon und die Verwendung
in der Human- und Veterinärmedizin.
Es besteht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen dem
Enzym, das in der Lage ist, Blutgerinnsel zu bilden, dem
Koagulationssystem und dem Enzym das in der Lage ist,
Blutgerinnsel aufzulösen, dem fibrinolytischen System,
welches ein intaktes Patentvaskularbett aufrecht erhält.
Um den Blutverlust bei Verletzungen zu inhibieren, werden
Blutgerinnsel in den verletzten Gefässen gebildet.
Nach einer natürlichen Reparatur der Verletzung, werden
die überflüssigen Blutgerinnsel durch die Wirkung des
fibrinolytischen Systems aufgelöst. Gelegentlich bilden
sich Blutgerinnsel ohne traumatische Verletzungen und
können in den Hauptblutgefässen eine teilweise oder sogar
völlige Unterbindung des Blutflusses bewirken. Wenn
dies im Herzen, in der Lunge oder im Gehirn stattfindet,
dann ist das Ergebnis ein Herzinfarkt, eine Lungenembolie
oder ein Schlaganfall. Diese Zustände in Kombination
sind die hauptsächlichen Ursachen für die Sterbeanfälligkeit
und Mortalität in den Industrienationen.
Blutgerinnsel bestehen aus faserigem Netzwerk, welches
durch das proteolytische Enzym Plasmin wieder aufgelöst
werden kann. Dieses Enzym leitet sich von dem inaktiven Proenzym
Plasminogen, einer Komponente des Blutplasmas durch
die Wirkung eines Plasminogenaktivators ab. Es gibt zwei
immunologisch unterschiedliche Plasminogenaktivatoren bei
Säugern. Der Intrinsik-Plasminogenaktivator, der auch
als Urokinase bekannt ist, ist ein von den Nieren produziertes
Enzym und kann aus Urin gewonnen werden. Er kann
auch in einer Anzahl von Gewebekulturquellen hergestellt
werden. Der Extrinsik-Plasminogenaktivator, der auch als
vaskularer Plasminogenaktivator bekannt ist und als
Gewebeplasminogenaktivator (t-PA), kann aus zahlreichen
Gewebehomogenaten (vor allen Dingen humanem Uterus), den
vaskularen Zellwänden und aus einigen Zellkulturen isoliert
werden. Zusätzlich zu diesen beiden Arten von Plasminogenaktivatoren
gibt es auch ein bakterielles Produkt,
Streptokinase, das aus β-hämolytischen Streptococci hergestellt
wird. Ein Hauptnachteil bei sowohl Urokinase und
Streptokinase besteht darin, dass diese im gesamten Kreislauf
aktiv sind und nicht nur an den Stellen eines Blutgerinnsels.
Sie können beispielsweise andere Blutproteine,
wie Fibrinogen, Prothrombin, Faktor V und Faktor VIII,
zerstören und so die Blutgerinnungsfähigkeit vermindern
und das Risiko einer Blutung erhöhen. Im Gegensatz hierzu
hängt die biologische Aktivität von t-PA von dem Vorhandensein
von Fibrin, an welches es sich bindet und wo es
aktiviert wird, ab. Die maximale Aktivität wird deshalb
nur an den Stellen eines Blutgerinnsels entwickelt, d. h.
in Gegenwart von Fibrin wird das Netzwerk aufgelöst und
dadurch wird in erheblichem Masse das Risiko einer Blutung
vermieden.
Die Unterbrechung des Blutstroms in einem Gefäss führt
im allgemeinen zum Beginn einer Ischämie. Bei diesem Zustand
wird dem Gewebe Sauerstoff vorenthalten und wird
dadurch gefährdet und dies ergibt einen Zustand, bei dem
das Gewebe verletzt, aber noch im wesentlichen lebensfähig
ist. Wenn dieser Zustand aber während eines Zeitraums
von beispielsweise 3 oder mehr Stunden beibehalten
wird, dann wird das Gewebe nekrotisch und dieser Zustand
kann, wenn er einmal eingetreten ist, nicht wieder behoben
werden. Es ist deshalb wichtig, dass eine Reperfusion,
d. h. eine Wiederherstellung des Blutstroms, so schnell
wie möglich stattfindet, um das Gewebe zu retten, bevor
es permanent geschädigt wird. Ironischerweise ergibt die
Reperfusion selbst, selbst wenn man sie durchführt, bevor
das Gewebe nekrotisch wird, einen Komplex von Phänomenen,
einschliesslich der putativen Bildung eines Superoxidradikals,
welches einen verheerenden Einfluss auf
hypoxisches Gewebe hat. Infolgedessen kann eine Reperfusion
immer nur partiell zu einer Wiederherstellung des
gefährdeten Gewebes führen, wobei der Rest permanent durch
das Auftreten von einem oder mehreren dieser Phänomene
geschädigt bleibt.
Es wurde nun gefunden, dass t-PA den Schaden bei gefährdetem
Gewebe während einer Reperfusion inhibiert, indem
es gegen eines oder mehrere der vorerwähnten Phänomene
schützt. Der Mechanismus der Wirkung von t-PA und
der Erzielung dieses Schutzes ist bisher noch nicht aufgeklärt
worden, ist jedoch unabhängig von seiner Wirkung
als thrombolytisches Mittel. Diese neuentdeckte Eigenschaft
ermöglicht somit, dass t-PA oder eine pharmazeutische
Formulierung davon als ein Inhibitor gegenüber
dem Schaden von gefährdetem Gewebe unter den vorgenannten
Umständen verwendet wird. Die Erfindung betrifft somit
- (a) ein Verfahren zum Inhibieren des Schadens bei gefährdetem Gewebe während der Reperfusion bei einem Säuger und besteht darin, dass man dem Säuger eine wirksame Menge von t-PA verabreicht;
- (b) die Verwendung von t-PA zum Inhibieren des Schadens von gefährdetem Gewebe während der Reperfusion bei einem Säuger;
- (c) die Verwendung von t-PA zur Herstellung eines Arzneimittels zum Inhibieren des Schadens bei gefährdetem Gewebe während der Reperfusion bei einem Säuger; oder
- (d) eine pharmazeutische Formulierung zur Verwendung, um Schäden bei gefährdetem Gewebe während der Reperfusion bei einem Säuger zu inhibieren, wobei diese Formulierung t-PA und einen pharmazeutisch annehmbaren Träger umfasst.
Obwohl die vorliegende Erfindung angewendet werden kann,
um jegliches gefährdete Gewebe zu schützen, ist es
ganz besonders geeignet, um Schäden bei gefährdetem
Myocardgewebe zu inhibieren.
Das bei der vorliegenden Erfindung zu verwendende t-PA
kann irgendein bioaktives Protein, das im wesentlichen
dem Säugetier- und insbesondere Human-t-PA entspricht,
sein und schliesst Formen mit und ohne Glycosilation ein.
Es kann ein- oder zweikettiges t-PA sein oder eine Mischung
davon, wie dies in EP-A-1 12 122 beschrieben wird,
und im Falle von vollständig glycosiliertem Human-t-PA
hat es ein scheinbares Molekulargewicht auf Polyacrylamidgel
von etwa 70.000 und einen isoelektrischen Punkt zwischen
7.5 und 8,0. Vorzugsweise hat das t-PA eine spezifische
Aktivität von etwa 500.000 IU/mg (Internationale
Einheit/mg, wobei eine Internationale Einheit die von
der WHO, National Institute of Biological Standards and
Control, Holly Hill, Hampstead, London, NW3 6RB, U. K.,
definierte Aktivitätseinheit ist).
Aminosäuresequenz von t-PA entspricht vorzugsweise
im wesentlichen der in Fig. 1 gezeigten. Diese Sequenz
ist somit identisch mit der von Fig. 1 oder enthält eine
oder mehrere Aminosäureweglassungen, Substitutionen,
Einschiebungen, Inversionen oder Zugaben allelischen Ursprungs,
wobei ansonsten die erhaltene Sequenz zu wenigstens
80% und vorzugsweise 90% homolog mit der in Fig. 1
gezeigten Sequenz ist und im wesentlichen die gleichen
biologischen und immunologischen Eigenschaften des Proteins
beibehält. Insbesondere ist die Sequenz identisch
mit der von Fig. 1 oder hat die gleiche Sequenz, wobei
jedoch die Aminosäure in der 245. Stellung von der Serin-
N-Endgruppe Valin anstelle von Methionin ist und wobei
jede dieser Sequenzen gewünschtenfalls eine zusätzliche
Polypeptid-N-Endgruppen-Präsequenz von Gly-Ala-Arg aufweist.
Die in Fig. 1 gezeigte Aminosäuresequenz hat fünfunddreissig
Cysteinreste und ist somit in der Lage, siebzehn Disulfidbrücken
auszubilden. Basierend auf einer Analogie mit
anderen Proteinen, deren Struktur in grösserem Detail bestimmt
wurde, wird die postulierte Struktur für die Sequenz
(die sich aus der Disulfid-Brückenbildung ergibt)
zwischen der Aminosäure in der 90. Stellung und der Prolin-
C-Endgruppe in Fig. 2 gezeigt. Die Struktur der N-Endgruppenregion
ist weniger sicher, obwohl hier einige Vorschläge
gemacht worden sind (Progress in Fibrinolysis, 1983,
6, 269-273; und Proc. Natl. Acad. Sci., 1984, 81, 5355-5359).
Das wichtigste Merkmal der Struktur der t-PA sind die
beiden "Kringle"-Regionen (zwischen der 92. und 173. Aminosäure
und zwischen der 180. und 261. Aminosäure), die
für die Bindung des Proteins an Fibrin verantwortlich
sind, und die Serinprotease-Region, welche den Hauptteil
der B-Kette ausmacht und die für die Aktivierung von
Plaminogen verantwortlich ist. Die Aminosäure von besonderer
Bedeutung bei Serinprotease, ist die katalytische
Triade, His/Asp/Ser. In t-PA erscheinen diese in den Stellungen 322,
371 und 463. Die Disulfid-Brücken zwischen
den 264. und 395. Cysteinaminosäureresten ist ebenfalls
wichtig, weil sie die A- und die B-Ketten in der zweikettigen
Form von t-PA zusammenhält.
In Fig. 1 und 2 wurden die üblichen, drei Buchstaben enthaltenden
Codierungen für die Aminosäurereste in folgender
Weise angewendet:
Asp D Asparaginsäure
Thr T Threonin
Ser S Serin
Glu E Glutaminsäure
Pro P Prolin
Gly G Glycin
Ala A Alanin
Cys C Cystein
Val V Valin
Ile I Isoleucin
Leu L Leucin
Tyr Y Tyrosin
Phe F Phenylalanin
His H Histidin
Arg R Arginin
Lys K Lysin
Trp W Tryptophan
Gln Q Glutamin
Met M Methionin
Asn N Asparagin
Asp D Asparaginsäure
Thr T Threonin
Ser S Serin
Glu E Glutaminsäure
Pro P Prolin
Gly G Glycin
Ala A Alanin
Cys C Cystein
Val V Valin
Ile I Isoleucin
Leu L Leucin
Tyr Y Tyrosin
Phe F Phenylalanin
His H Histidin
Arg R Arginin
Lys K Lysin
Trp W Tryptophan
Gln Q Glutamin
Met M Methionin
Asn N Asparagin
Die t-PA kann nach irgendeinem Verfahren, das aus dem
Stand der Technik bekannt ist, hergestellt werden. Beispielsweise
kann man sie aus normalen oder neoplastischen
Zellinien der in Biochimica et Biophysica Acta, 1979, 580,
140-153, EP-A-41 766 oder EP-A-1 13 319 beschriebenen Art
gewinnen. Vorzugsweise wird die t-PA jedoch aus kultivierten,
transformierten und transfektierten Zellinien
unter Verwendung der Rekombinant-DNA-Technologie, wie es
beispielsweise in EP-A 93 619, EP-A-1 17 059, EP-A-1 17 060,
EP-A-1 73 552, EP-A-1 74 835, EP-A-1 78 105, WO 86/01 538,
WO 86/05 514 oder WO 86/05 807 beschrieben wird, erhalten.
Es wird besonders bevorzugt, dass Ovarien von Chinesischen
Hamsterzellen (CHO) zur Herstellung von t-PA verwendet
werden und dass man sie in der in Molecular and Cellular
Biology, 1985, 5(7), 1750-1759, beschriebenen Weise gewinnt.
Auf diese Weise wird der geklonte Gen kotransfektiert
mit dem Gen, welcher Dihydrofolatreduktase (dhfr) in
dhfr-CHO-Zellen codiert. Transformanzien entsprechend
dhfr werden von einem Medium ohne Nucleoside ausgewählt
und werden ansteigenden Konzentrationen von Methotrexat
ausgesetzt. Die dhfr- und t-PA-Gene werden auf diese
Weise koverstärkt und führen zu stabilen Zellinien, die
in der Lage sind, hohe Niveaus an t-PA auszudrücken.
Die t-PA wird vorzugsweise nach einem der aus dem Stand
der Technik bekannten Methoden gereinigt, z. B. nach der
Methode, wie sie beschrieben wird in Biochimica et
Biophysica Acta, 1979, 580, 140-153; J. Biol. Chem., 1979,
254(6), 1998-2003; ibid, 1981, 256(13), 7035-7041; Eur. J. Biochem.,
1983, 132, 681-686; EP-A-41 766; EP-A-1 13 319
oder GB-A-21 22 219.
t-PA kann bei der vorliegenden Erfindung entweder allein
oder in Kombination mit einem anderen therapeutischen
Mittel, welches auch Schäden gegenüber gefährdetem Gewebe
während der Reperfusion inhibiert, verwendet werden.
Ein besonders geeignetes Beispiel für eine solche Kombination
ist die Kombination mit Superoxiddismutase (SOD),
einem Enzym, das bekanntlich Superoxidradikale, also eines
der Phänomene, welches Gewebeschäden verursacht, einfängt
und zerstört. Tatsächlich wurde festgestellt, dass
die Kombination von t-PA und SOD ein merklich stärkeres
Inhibierungsniveau im Vergleich zu der Verwendung von
t-PA oder SOD per se ergibt. Infolgedessen stellt die vorliegende
Erfindung auch eine Kombination von t-PA und
SOD zur Verfügung.
Die Kombination von t-PA und SOD ergibt ein besonders
vorteilhaftes Mittel sowohl für die Entfernung von
Blutgerinnseln und zum Inhibieren von Schäden bei gefährdetem
Gewebe während einer nachfolgenden Reperfusion.
Somit ergibt die Verabreichung von t-PA und SOD erstmalig
die Entfernung von Blutgerinnseln durch die bekannte
thrombolytische Wirkung von t-PA und dann die Inhibierung
von Gewebeschäden durch die kombinierte Wirkung von
t-PA und SOD.
Das in Kombination mit t-PA verwendete SOD kann irgendein
bioaktives Protein sein, das im wesentlichen einer oder
mehreren Gruppen der allgemein unter diesen Namen bekannten
Enzyme entspricht. Es stammt vorzugsweise von einem
Säuger und insbesondere von einem Rind oder Menschen und
kommt im allgemeinen mit einem Metallkation, mit dem es
normalerweise klassifiziert wird, vor. Beispiele für diese
Metallkationen sind Eisen, Mangan, Kupfer und vorzugsweise
Kombinationen von Kupfer mit anderen Metallen, wie Zink,
Cadmium, Kobalt oder Quecksilber, wobei die Kupfer/Zink-
Kombination besonders bevorzugt wird. Sowohl die Mangan-
und die Kupfer/Zink-Formen von SOD kommen natürlich beim
Menschen vor. Die Eisen- und Mangan-Formen von SOD sind
beide bakteriellen Ursprungs und haben ein Molekulargewicht
von etwa 40.000 und sind Dimere. Die Mangan-Form
von SOD ist eukaryotischen Ursprungs und hat andererseits
ein Molekulargewicht von etwa 80.000 und ist ein Tetrameres.
Die Kupfer/Zink-Form von SOD ist eukaroytischen Ursprungs
und hat ein Molekulargewicht von etwa 32.000 und ist ein
Dimeres mit einem Kupferkation und einem Zinkkation pro
Untereinheit. Das Kupferkation ist an vier Histidinreste
per Untereinheit als Ligand gebunden und das Zinkkation
ist zwischen Histidin und Asparaginsäure als Ligand gebunden.
Es gibt auch eine Kupfer/Zink-Form von SOD-eukaryotischen
Ursprungs mit einem Molekulargewicht von etwa
130.000, welches aus vier Untereinheiten besteht. Die
Molekulargewichte der verschiedenen Formen von SOD wurden
bestimmt unter Verwendung von Sedimentationsgleichgewicht,
Molekularsieben und unter Verwendung von Polyacrylamidgelen.
Die isoelektrischen Punkte der verschiedenen Formen
von SOD liegen im Bereich von 4 bis 6,5 in Abhängigkeit
von dem Grad der Sulfation und/oder Desamidierung. Vorzugsweise
beträgt die spezifische Aktivität der Kupfer/
Zink-Form von SOD von Rindern oder menschlichen Ursprungs
wenigstens 3.000 U/mg (die Aktivitätseinheit, die in
J. Biol. Chem., 1969, 244, 6049-6055 definiert wird).
Die Aminosäuresequenz der Kupfer/Zink-Form von SOD von
Rindern oder menschlichen Ursprungs entspricht vorzugsweise
im wesentlichen der in J. Biol. Chem., 1974, 249(22), 7326
bis 7338, beschriebenen, im Falle, dass sie vom Rind stammt
und der in Biochemistry, 1980, 19, 2310 bis 2316 und FEBS
Letters, 1980, 120, 53 bis 55 beschriebenen, im Falle,
dass sie vom Menschen stammt. Die Sequenz ist somit identisch
mit der in diesen Artikeln beschriebenen oder enthält
eine oder mehrere Aminosäureweglassungen, Substitutionen,
Einschiebungen, Inversionen oder Additionen allelytischen
Ursprungs, wobei die sich ergebende Sequenz aber
ansonsten ausreichend homolog mit der veröffentlichten
Sequenz ist und im wesentlichen die gleichen biologischen
und immunologischen Eigenschaften aufweist.
Die Aminosäuresequenz der Kupfer/Zink-Form von SOD, die
vom Rind abstammt, enthält drei Cysteinreste pro Untereinheit
(J. Biol. Chem., 1974, 249(22), 7326-7338). Die
intrakettige Disulfid-Brücke tritt zwischen Cys 55- und
Cys 144-Resten auf, während die interkettige Disulfid-
Brücke zwischen den Cys 6-Resten auftritt.
Die Aminosäuresequenz der Kupfer/Zink-Form von SOD menschlichen
Ursprungs enthält vier Cysteinreste pro Untereinheit
(Biochemistry, 1980, 19, 2310-2316 und FEBS Letters,
1980, 120, 53-55). Die intrakettige Disulfid-Brücke
tritt zwischen Cys 57- und Cys 146-Resten auf, während
die interkettige Disulfid-Brücke ebenfalls zwischen den
Cys 6-Resten auftritt. Der Cys 111-Rest bleibt frei.
Das SOD kann auf irgendeine beschriebene oder aus dem
Stand der Technik bekannte Weise erhalten werden. Beispielsweise
kann man es von Erythrocyten oder aus Leber
durch ein Extraktionsverfahren der in GB-A-14 07 807 und
GB-A-15 29 890 beschriebenen Art gewinnen. Alternativ kann
man SOD aus einer kultivierten, transformierten oder
transfektierten Zellinie, die sich von einer rekombinanten
DNA-Technologie ableitet, und wie sie beispielsweise
in der australischen Patentanmeldung 27 461/84, WO 85/01 503,
EP-A-1 38 111, EP-A-1 64 566, EP-A-1 73 280 und EP-A-1 80 964
beschrieben wird, gewonnen werden.
Die SOD wird vorzugsweise nach beschriebenen oder aus dem
Stand der Technik bekannten Verfahren gereinigt, z. B. nach
dem in EP-A-1 12 299 beschriebenen Verfahren.
Bei der Verwendung von t-PA oder einer Kombination von
t-PA und SOD werden der oder die aktive(n) Bestandteil(e)
vorzugsweise in Form einer pharmazeutischen Zubereitung
angewendet. Im Falle der Kombination kann man die aktiven
Bestandteile in getrennten Formulierungen anwenden, die
dann gleichzeitig oder hintereinander verabreicht werden.
Werden sie hintereinander verabreicht, dann wird es bevorzugt,
dass man zuerst die t-PA-Formulierung und dann die
SOD-Formulierung verabreicht. Auf jeden Fall sollte die
Verzögerung bei der Verabreichung der zweiten der beiden
Formulierungen nicht derartig sein, dass man den Vorteil
der potenzierten Wirkung der Kombination der aktiven Bestandteile
in vivo zum Inhibieren von Gewebeschäden verliert.
Jedoch kann man anstelle von getrennten Formulierungen
viel einfacher beide aktiven Bestandteile zusammen
in einer einzigen kombinierten Formulierung anwenden.
Infolgedessen stellt die vorliegende Erfindung eine pharmazeutische
Formulierung zur Verfügung, die t-PA und SOD
und pharmazeutisch annehmbare Träger umfasst. Im Allgemeinen
wird die t-PA oder die Kombination von t-PA und
SOD auf intravaskularem Wege entweder durch Infusion oder
durch Bolusinjektion verabreicht und infolgedessen ist
eine parenterale Formulierung erforderlich. Vorzugsweise
stellt man dem Arzt oder dem Veterinär eine lyophilisierte
Formulierung zur Verfügung, weil diese Vorteile beim
Transport und beim Lagern ergibt. Der Arzt oder der Veterinär
kann dann die lyophilisierte Formulierung in geeigneter
Weise mittels eines Lösungsmittels zum erforderlichen
Zeitpunkt rekonstituieren.
Parenterale und lyophilisierte pharmazeutische Zusammensetzungen,
enthaltend t-PA, sind aus dem Stand der Technik
bekannt. Beispiele hierfür sind EP-A-41 766; EP-A-93 619;
EP-A-1 12 122; EP-A-1 13 319; EP-A-1 23 304; EP-A-1 43 081;
EP-A-1 56 169; WO 86/01 104; japanische Patentveröffentlichung
57-1 20 523 (Anmeldung 56-6 936) und japanische Patentveröffentlichung
58-65 218 (Anmeldung 56-1 63 145). Weitere
bevorzugte Beispiele schliessen GB-A-21 76 702 und
GB-A-21 76 703 ein. Alle diese Formulierungen sind für
SOD und die Kombination von t-PA und SOD geeignet.
Intravaskuläre Infusionen werden normalerweise durchgeführt
mit parenteraler Lösung, die in einem Infusionsbeutel
oder einer -flasche oder innerhalb einer elektrisch
betriebenen Infusionsspritze enthalten sind. Die Lösungen
können aus dem Infusionsbeutel oder der Infusionsflasche
dem Patienten durch Schwerkraftzufuhr oder mittels einer
Infusionspumpe verabreicht werden. Die Anwendung des
Schwerkraftzuführungs-Infusionssystems ermöglicht keine
Kontrolle über die Verabreichungsrate der parenteralen
Lösung und infolgedessen ist die Anwendung einer Infusionspumpe
besonders für solche Lösungen, die verhältnismässig
hohe Konzentrationen an aktiven Bestandteilen enthalten,
bevorzugt. Noch bevorzugter ist jedoch die Verwendung
einer elektrisch betriebenen Infusionsspritze, die eine
noch grössere Kontrolle bei der Verabreichungsrate ermöglicht.
Eine wirksame Menge an t-PA und einer Kombination von t-PA
und SOD zum Inhibieren des Schadens bei gefährdeten Geweben
während der Reperfusion hängt selbstverständlich von
einer Reihe von Faktoren ab, beispielsweise dem Alter
und dem Gewicht des Säugers, dem genauen Zustand, der
einer Behandlung bedarf und dessen Schwere, der Verabreichungsroute,
und unterliegt letztlich der Entscheidung
des Arztes oder des Veterinärs. Eine wirksame Dosis liegt
jedoch im Falle von t-PA im allgemeinen im Bereich von
0,2 bis 4 mg/kg (d. h. 100.000 bis 2.000.000 IU/kg, in der
Annahme, dass die spezifische Aktivität für t-PA 500.000 IU/mg
beträgt) und vorzugsweise bei 0,3 bis 2 mg/kg
(d. h. 150.000 bis 1.000.000 IU/kg) Körpergewicht des
Patienten pro Stunde. Dies heisst, dass bei einem 70 kg
schweren Erwachsenen eine wirksame Menge pro Stunde vorzugsweise
bei 20 bis 140 mg (d. h. 10.000.000 bis 70.000.000 IU)
und insbesondere 70 mg (d. h. 35.000.000 IU) liegt.
Wird SOD in Kombination mit t-PA angewendet, dann beträgt
eine wirksame Dosis an SOD im allgemeinen 1.000 bis
50.000 U/kg und vorzugsweise 7.000 bis 20.000 U/kg
Körpergewicht des Patienten pro Stunde. Für einen 70 kg
schweren Erwachsenen beträgt eine wirksame Menge an SOD
vorzugsweise 500.000 bis 1.500.000 U.
Die nachstehenden Beispiele beschreiben die vorliegende
Erfindung, ohne diese in irgendeiner Weise zu beschränken.
Eine parenterale Formulierung von t-PA wird im wesentlichen
gemäss GB-A-21 76 703 hergestellt. Die t-PA hat eine
spezifische Aktivität von etwa 300.000 IU/mg.
Rinder-SOD in der Kupfer/Zink-Form wurde von Sigma Chemical
Co., St. Louis, Missouri, USA, 63178, in Form eines Pulvers
erhalten und in Form einer im wesentlichen neutralen
physiologischen Kochsalzlösung gelöst.
Die Formulierung der Beispiele 1 und 2 wurde miteinander
vermischt und in physiologischer Kochsalzlösung unter
Erhalt der gewünschten Dosis weiterverdünnt.
Männliche Beagle-Hunde (10 bis 12 kg) wurden mit Pentobarbitalnatrium
anästhetisiert, intubiert und mit Raumluft
mittels eines Harvard-Respirators ventiliert. Infusionskatheter
und arterielle Blutdruck-Messinstrumente
wurden in die linke Jugularvene und die linke Carotidarterie
eingepflanzt. Eine Thoracotomie wurde an dem vierten
Intercostalraum durchgeführt, das Herz wurde in einer
perikaridalen Wiege suspendiert und die linke anteriore
absteigende Arterie (LAD) genau unterhalb des ersten
Hauptdiagonalzweiges isoliert. Eine elektromagnetische
Fliessonde wurde in die LAD eingefügt. Eine 90-minütige
Unterbrechung der LAD wurde verursacht, indem man einen
1/0 Silberfaden distal zu der Fliessonde zu einer Schlinge
ausbildete. Die Behandlung wurde intravenös 15 Minuten
vor der Freigabe dieser Schlingekoklusion initiiert und
45 Minuten nach der Freigabe fortgesetzt. Die Thoracotomie
wurde geschlossen und die Tiere liess man sich von
dem chirurgischen Eingriff erholen. Die Tiere wurden 24
Stunden nach der Oklusion reanästhetisiert und der Fluss
in der LAD wurde nochmals gemessen. Dann wurde das Herz
für eine Postmortemquantifizierung der Infarktgrösse entfernt.
Vier Gruppen von Hunden wurden untersucht. Gruppe 1 bestand
aus einer Kontrolle, bei der gesättigte Kochsalzlösung
verwendet wurde. Gruppe 2 erhielt 2,5 mg/kg (750.000 IU/kg)
t-PA, Gruppe 3 erhielt 16.500 U/kg Rinder-SOD und Gruppe 4
erhielt sowohl 2,5 mg/kg (750.000 IU/kg) t-PA und
16.500 U/kg Rinder-SOD. Die verwendeten Formulierungen waren
die der Beispiele 1 bis 3.
Die myokardialen Infarktstellen wurden durch eine ex vivoduale
Reperfusionstechnik quantifiziert. In die LAD wurden
unmittelbar distal zu der Einschnürungsstelle und in
die Aorta oberhalb der Koronarostia Kanülen eingesetzt.
Das LAD-Koronarbett wurde mit 1,5% Triphenyltetrazoliumhydrochlorid
(TTC) in 0,02 M Kaliumphosphatpuffer (pH-Wert
7,4) perfundiert. Die Aorta wurde retrograd mit 0,5%
Evans Blue-Farbstoff perfundiert. Beide Regionen wurden
mit den jeweiligen Färbemitteln bei einem konstanten Druck
von 100 mmHg während 5 Minuten perfundiert. Das Herz wurde
in 8 mm-Scheiben senkrecht zur Apex-Basenachse geschnitten.
Die Fläche der linken Ventrikel, die einem Infarktrisiko
unterlagen aufgrund der anatomischen Abhängigkeit der LAD
für den Blutfluss, wird durch den Mangel an Evans Blue
in dieser Region identifiziert. Die Region des infarktierten
Myocards innerhalb der Risikofläche wurde durch den
Mangel an Färbung in dem Gewebe, wenn eine Perfusion mit
TTC erfolgte, aufgrund des Verlustes an Dehydrogenaseenzym
ersichtlich.
Die transversalen Ventrikularschnitte wurden sorgfältig
auf klare Acrylträger überführt, um einen permanenten
Rekord der Infarktmorphologie zu erhalten und eine
planimetrische Bestätigung der Infarktgrösse zu ermöglichen.
Ventrikularschnitte wurden dann von dem rechten Ventrikualarmuskel,
Valvular und dem Fettgewebe vorgenommen. Die
gesamte linke Ventrikelfläche, bei welcher das Infarktrisiko
vorlag, wurde durch sorgfältiges Herausschneiden
abgetrennt und gewogen. Die Infarktfläche wurde als Prozentsatz
der anatomischen Fläche, die dem Risiko unterlag,
ausgedrückt. Statistische Vergleiche der mit dem
Arzneimittel behandelten Gruppe und der Kontrollgruppe wurden
unter Anwendung der Einweg-Varianzanalyse (Anova)
unter Verwendung der Bonferroni′schen Methode für einen
Mehrfachvergleich durchgeführt (Circulation Research,
1980, 47, 1-9). Ein p-Wert von weniger als 0,05 wurde als
Kriterium für Signifikanz angesehen.
Das Verhältnis der linken ischämisch durch mechanische
Abschnürung gemachten Ventrikel der LAD war nicht wesentlich
verschieden zwischen irgendeiner der behandelten
Gruppen und der Kontrollgruppe, gemessen durch Anova.
Die Verwendung von t-PA inhibiert signifikant die Grösse
des myokardialen Infarktes und dies zeigt dessen Fähigkeit,
das während der Reperfusion gefährdete Gewebe zu schützen,
an. Darüber hinaus ergibt die kombinierte Anwendung
von t-PA und SOD eine synergistische Inhibierungswirkung
in dieser Beziehung, wobei man durch die Kombination ein
Inhibierungsniveau erzielt, das grösser ist als das einzeln
von jeweils t-PA oder SOD selbst erzielt wird.
Claims (17)
1. Verwendung von t-PA zur Herstellung eines Arzneimittels
zum Inhibieren von Schäden bei gefährdeten
Geweben während der Reperfusion bei einem Säuger.
2. Verwendung von t-PA und SOD zur Herstellung eines
Arzneimittels zum Inhibieren von Schäden bei gefährdeten
Geweben während der Reperfusion bei einem
Säuger.
3. Verwendung von t-PA und SOD zur Herstellung eines
Arzneimittels zur Entfernung eines Blutgerinnsels
und zum Inhibieren des Schadens bei gefährdeten
Geweben während der Reperfusion bei einem Säuger.
4. Verwendung gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Gewebe Myocardialgewebe ist.
5. Verwendung gemäss einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die t-PA in der einkettigen Form vorliegt.
6. Verwendung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei
die t-PA in der zweikettigen Form vorliegt.
7. Verwendung gemäss Anspruch 5 oder 6, worin die
t-PA die in Fig. 1 angegebene Aminosäuresequenz aufweist
oder die gleiche Aminosäuresequenz aufweist,
wobei jedoch die Aminosäure in der 245. Stellung
von der Serin-N-Endgruppe Valin anstelle von Methionin
ist, wobei jede dieser Sequenzen gewünschtenfalls
eine zusätzliche Polypeptid-N-Endgruppen-
Präsequenz von Gly-Ala-Arg hat.
8. Verwendung gemäss Anspruch 2 oder 3, wobei die SOD
die Kupfer/Zink-Form von Rinder- oder humanem Ursprung
ist.
9. Eine Kombination von t-PA und SOD.
10. Eine Kombination von t-PA und SOD zur Verwendung
bei der Human- und Veterinärmedizin.
11. Eine Kombination von t-PA und SOD für die Verwendung
der Inhibierung von Schäden bei gefährdeten
Geweben während der Reperfusion bei einem Säuger.
12. Eine Kombination von t-PA und SOD für die Verwendung
zur Entfernung eines Blutgerinnsels und Inhibierung
von Schäden bei gefährdeten Geweben während der
Reperfusion bei einem Säuger.
13. Eine Kombination gemäss einem der Ansprüche 9 bis
12, worin die t-PA in der einkettigen Form vorliegt.
14. Eine Kombination gemäss einem der Ansprüche 9 bis
12, worin die t-PA in der zweikettigen Form vorliegt.
15. Eine Kombination gemäss Anspruch 13 und 14, worin
die t-PA die in Fig. 1 angegebene Aminosäuresequenz
aufweist oder die gleiche Aminosäuresequenz, wobei
jedoch die Aminosäure in der 245. Stellung von der
Serin-N-Endgruppe Valin anstelle von Methionin ist
und wobei jede der Sequenzen gewünschtenfalls eine
zusätzliche Polypeptid-N-Endgruppen-Präsequenz von
Gly-Ala-Arg hat.
16. Eine Kombination gemäss einem der Ansprüche 9 bis
12, worin die SOD die Kupfer/Zink-Form von Rinder-
oder humanem Ursprung ist.
17. Pharmazeutische Formulierung, umfassend eine Kombination
gemäss einem der Ansprüche 9 bis 16 und einen
pharmazeutisch annehmbaren Träger.
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