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Stereoskop.
Bei einem Stereoskop wird mit Hülfe des verschiebbaren Bildträgers das Doppelbild so eingestellt, dass dasselbe den gerade beschauenden Augen als eins und zwar als ein körperliches erscheint. Hierzu ist eine bestimmte Entfernung des Doppelbildcs von den Linsen erforderlich, und da gewöhnlich die letzteren durch bestimmte Abblendervorrichtungen, Stirnanlagen od. dgl. gezwungen sind, eine einseitig bestimmte Lage hinter den Linsen einzunehmen, so ist auch die Entfernug des Doppelbildes von den Augen einseitig bestimmt.
Nach der vorliegenden Erfindung werden anstatt des Bildes die Linsen zwischen Auge und Bild verschoben ; ausserdem wird in bekannter Weise der Abstand der Linsen von einander verändert. Durch dieses Verfahren wird mit demselben Stereoskop die Betrachtung stereoskopischer Doppelbilder nicht nur von gewöhnlichem, sondern auch von kleineren und sehr kleinem Mass stabe ermöglicht.
Die Grundstellungen von Auge, Linse und Bild sind bei dem neuen Verfahren dieselben wie bei jedem gewöhnlichen Stereoskop. In welcher Weise zur Betrachtung kleinerer Bilder als die gewöhnlichen die Linsen von den Augen entfernt und einander genähert werden müssen, ergibt sich aus folgender Betrachtung :
In Fig. 1 der Zeichnung stellt die Linsenstellung I diejenige bei einem gewöhnlichen Stereoskop und bei gewöhnlichen Bildern dar. In k und h liegen die Augen, ab und cd sind die Linsen mit den sich entsprechenden Punkten e und. f. Ferner ist o der Mittelpunkt des Bildträgers,
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Will man nun zwei kleinere stereoskopisch aufgenommene Bilder, deren Mittelpunkte m und n sind, für die Augen zum Zusammenfallen bringen, so braucht man nur die beiden Linsen nach den Bildern und gegeneinander mit sich selbst so zu verschieben, dass die Punkte e und f nach p und q kommen (Linsenstellung II). Diese Punkte p und q sind die Schnittpunkt von ho und ko mit den durch m und n gehenden Parallelen zur Mittelachse ox. Die Strahlen nq und mo werden jetzt wieder nach k und h gebrochen und erscheinen den Augen ebenso wie vorher wieder so, als ob sie von o kämen ; die Doppelbilder fallen also wieder in eins zusammen.
Die Linsenstellung III zeigt den Grenzfall der Näherung der Betrachtungsgläser bis zu ihrer Berührung.
Bei diesen Betrachtungen ist vorausgesetzt, dass die Entfernung zwischen Bild und Auge konstant bleibt, was auch für die Praxis hinreichend zutrifft.
Auf diese Weise kann man mit einem Stereoskop, welches so eingerichtet ist, dass man die Linsen zwischen Bild und Auge und hinsichtlich ihrer Entfernung voneinander verschieben kann, Bilder der verschiedensten Grössenverhältnisse betrachten, ohne dieselben auseinander schneiden zu müssen.
Es ist zweckmässig, auch den Bild1räger hierbei etwas verschiebbar zu machen, um-wie bei einem gewöhnlichen Stereoskop-die Bilder verschiedenen, weit-und kurzsichtigen Augen zugänglich zu machen.
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Dmch die Verschiebung der Linsen zwischen Auge und Bild wird gleichzeitig erreicht, dass der Gesichtsraum-welcher die Summe aller durch die Linsenfassung ins Auge gelangenden Strahlen darstellt-verkleinert wird, und zwar derart, dass man in jedem Falle nichts weiter als die Bilder sieht, also jede Ablenkung der beschauenden Augen vom Betrachtungsobjekt, dem stereoskopischen Bilde, unmöglich ist.
In der beigefügten Zeichnung sind zwei Ausführungsformen eines solchen UniversalStereoskopes dargestellt, und zwar in
Fig. 2 bis 4 : ein Stereoskop, bei welchem sich die Linsen während ihrer Verschiebung zwischen Bild und Auge selbsttätig einander nähern bezw. entfernen, und in
Fig. 5 : ein nach Art einer Lorgnette eingerichtetes Stereoskop mit verschiebbaren Linsen.
Die beiden Gleitschienen 1 sind in einer Ebene so mit einander verbunden, dass sie einen spitzen Winkel begrenzen. Auf jeder Schiene gleitet ein Schlitten 3, welcher mittels eines besonderen Trägers 4 in einiger Entfernung über sich die Betrachtungslinse 2 mitführt. Die Schlitten 3 sind an Zugstangen 8 angelenkt, beispielsweise mittels Drehzapfen 9 ; auf ihrem anderen Ende werden die Zugstangen durch eine Schraube 12 od. dgl. ebenfalls gelenkig zusammen gehalten.
An dieser Schraube 12 ist unten ein Handgriff 10 angebracht, welcher in dem-in der die Schienen 1 ver- bindenden Mittelschiene vorgesehenen-Schlitz 13 geführt wird. Wird dieser Handgriff 10 in den Schlitz 13 vor-und rückwärts bewegt, so bewegen sich die beiden Linsen in demselben Sinne mit, und gleichzeitig entfernen oder nähern sie sich einander entsprechend der Abweichung der Schienen 1 von der Parallelen zur Mittelschiene. Die Gleitfeder 11 ermöglicht ein gleichmässiges Hin-und Herschieben.
Auf der hinteren Verlängerung der Mittelschiene ist der Bildhalter befestigt. Das Bild 15 wird von einer Blattfeder 19 od. dgl. an die Platte 14 heran gedrückt ; letztere steht auf dem Schlitten 16, an welchem unten ein Handgriff 18 vorgesehen ist, mittels dessen man den ganzen Bildhalter vor-oder rückwärts schieben kann, um für nicht normale Augen auch noch die Bildentfernung ändern zu können, wie es bei gewöhnlichen Stereoskopen auch möglich ist. Die Gleitfeder 17 ermöglicht dabei wiederum ein gleichmässiges Hin-und Herschieben.
Grosse Bilder, beispielsweise von der Grösse 13/18 cm, stehen auf dem Schlitten des Bildhalters unten auf, während kleinere mitten auf der Platte 14 von der Feder 19 fest gehalten werden, damit ihre Mittelpunkte stets etwa 7 cm über der Schiene 1 liegen. Dementsprechend sind die
Träger 4 so lang, dass die Mittelpunkte der Linsen ebenso etwa 7 cm über der Schiene 1 liegen ; hierdurch können also die Mittelpunkte auch verschieden grosser Bilder mit denjenigen der Linsen stets in derselben Ebene liegen.
Die Linsen bezw. ihre Fassungen tragen an ihren Innenränder Scharniere 7 od. dgl., in welchen Blechplatten 5 od. dgl. drehbar sind, während die anderen Enden dieser Platten unter sieh durch ein Scharnier 6 od. dgl. ebenfalls drehbar verbunden sind. Infolge dieser frei drehbaren Lagerung können diese Blenden der doppelten Bewegung der Linsen nachgeben und erfüllen dabei immer den Zweck, die Augen bei jeder möglichen Linsenstellung vor den Strahlen des nicht zu ihm gehörenden Bildes zu schützen. Das ganze Stereoskop wird zum Gebrauche mit dem Handgriff 20 festgehalten, wobei die die Schiene 1 mit der Mittelschiene verbindenden vorderen Querverbindungen-die zu diesem Zwecke entsprechend eingebogen sind-zweckmässig als Anlagen nach Art der Stirnblenden, Nasenstege od. dgl. benutzt werden.
Diese Schienenanlage, welche natürlich sorgfältig geformt und gepolstert sein kann, wird in diesem Falle an den Unterkiefer angelegt.
Bei dem beschriebenen Ausführungsbeispiel werden zwei Bewegungen gleichzeitig ausgeführt, nämlich die Verschiebung der Linsen zwischen Auge und Bild und die Veränderung des Abstandes der Linsen von einander. Natürlich können diese Bewegungen unter entsprechende Abänderung des beschriebenen Stereoskopes auch nach einander ausgeführt werden.
Erstere Bewegung kann man nach kurzer Übung auch mit der Hand allein ausführen, ohne irgend eine besondere mechanische Hilfsvorrichtung. Hierzu ist es zweckmässig, das
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hin und her bewegen lässt. Die zweite Bewegung ermöglicht man wieder durch verschiebbare Lagerung der Betrachtungsgläser dieses Brillenstereoskopes, z. B. durch Anwendung einer einfachen Schraube od. dgl. an einer Linse, oder zur Ermöglichung einer symmetrischen Bewegung beider Linsen durch Anwendung einer Rechts-und Linksschraube, oder durch Befestigung der Linsen auf mittels Handhebel od. dgl. zu bewegenden Schiebern od. dgl.
Ein derartiges Lorgnetten-Stereoskop veranschaulicht Fig. 5, in welcher die Betrachtungsgläser 21 durch eine einfache Schraube 22 gegen einander verschoben werden können. Diese Schraube lagert leicht drehbar in dem Ansatz 24 am oberen Rande der feststehenden Linse, während der gleichartige Ansatz 23 der verschiebbaren Linse innen der Schraube entsprechendes Gewinde hat. Mit letzterem Ansatz 23 ist noch die Schiene 25 verbunden, welche in einer entsprechend grossen Führungshülse gleitet, die auf der feststehenden Linsenfassung angebracht ist. Durch Drehung der Schraube 22 an ihrem verdickten Ende schiebt sich also die lose Linse
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griff 27 an der Brille drehbar, sodass man letzteren bequem umlegen kann.
Dieses einfache Blillen-Stereoskop empfiehlt sich besonders zur Betrachtung verschieden grosser stereoskopischer Photographien, die in einem Album untergebracht sind, da man nunmehr die Bilder nicht erst aus dem Album heraus zu nehmen braucht.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Stereoskop, dadurch gekennzeichnet, dass die Bctrachtungsgläser bei fester Stellung der Augen und-wenigstens für ein bestimmtes Auge-der Bilder sowohl hinsichtlich ihrer Abstände von Auge und Bild als auch ihres Abstandes von einander zwangliinfig verschieden eingestellt werden, zu dem Zwecke, mit demselben Stereoskop beliebig grosse und kleine Bilder zu betrachten.