AT391811B - Verfahren zur gewinnung von geschlechtsprodukten aus geschlechtsreifen fischen - Google Patents

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Description

Nr. 391 811
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Geschlechtsprodukten aus geschlechtsreifen Fischen zu einem von der natürlichen Laichzeit der Fische unabhängigem Zeitpunkt, für eine Veterinär-Präparat, bei welchem Verfahren die biologische Reife des Fisches durch Untersuchung der Geschlechtsprodukte (Sperma oder Rogen) festgestellt wird, die zur Ovulation nicht reifen Fische von den ovulationsreifen getrennt werden, den 5 Fischen Verbindungen mit Hormonwirkung injiziert und nach dem Ablauf der Ovulation die Geschlechtsprodukte aus den Fischen oder ihrer Umgebung isoliert werden.
Es ist bekannt, daß die sexuelle Aktivität der Fische bei beiden Geschlechtern durch die von der Adenohypophyse ausgeschiedenen Gonadotropine reguliert wird. Die Gonadotropine bewirken die morphologische und funktionelle Entwicklung beziehungsweise Reife der Geschlechtsdrüsen (Gonaden), deren gametogenetische 10 (ei- bzw. spermaproduzierende) Tätigkeit und die Sekretion der Geschlechtshormone.
Die Adenohypophyse beider Geschlechter scheidet die gleichen beiden Gonadotropine aus; das eine trägt die Bezeichnung FSH (Follikel stimulierendes Hormon), das andere wird als LH (luteinisierendes Hormon) beziehungsweise auf Grund seiner in den männlichen Individuen ausgeübten Wirkung als ICSH (interstitial cell stimulating hormone) bezeichnet. 15 Es ist ferner bekannt, daß die Gonadotropine nicht geschlechtsspezifisch sind, denn das gleiche FSH bewirkt die gametogenetische Aktivität sowohl in männlichen als auch in weiblichen Individuen, und das gleiche LH bzw. ICSH regt in den männlichen Individuen die Androgensekretion und in den weiblichen Individuen die Östron- bzw. Progesteronsekretion an.
Sowohl FSH als auch LH sind Glycoproteine, die bei Fischen hochgradig artspezifisch sind. 20 Bei den Fischen koordiniert die Hypophyse die Funktion des endokrinen Systems, übt aber außerdem auch zwischen dem endokrinen System und dem Nervensystem eine gewisse koordinierende Tätigkeit aus, in erster Linie über den vegetativen Kern des den untersten Teil des Zwischenhims bildenden Hypothalamus. Darüber hinaus reguliert die Hypophyse mit Hilfe der artspezifischen Trophormone den Vermehrung^rozeß.
Die Ovulation der Fische verläuft unter natürlichen Bedingungen in der für die Art spezifischen 25 Laichumgebung. Der ovulationsreife Rogen wird nicht spontan abgelaicht, sondern wartet in einer Situation der Zwangsruhe mehr oder weniger lange auf die Herausbildung einer zur Ovulation geeigneten Umgebung. Diese für die Fische charakteristische vermehrungsbiologische Anpassung wird von der Hypophyse und dem Zentralnervensystem zusammen reguliert. Im Ruhezustand befindet sich der Organismus des Fisches bei niedriger gonadotroper Aktivität im Gleichgewicht, es wird sehr wenig Gonadotropin ins Blut entleert (Gerbilski N., 30 Sowremennoje nostojanje voprosa o nejrogormonalnji regulacij polovo cikl u riib i bioteknika gormonalnük wosdjestiwij v rübovodstje, Leningrad, 1966, Goss. Univ., S. 8).
Die Laichumgebung der Fische entsteht nicht auf genau vorherbestimmbare Weise und zu bestimmter Zeit, sondern innerhalb eines bestimmten Zeitabschnittes mehr oder weniger zufallsgebunden (zum Beispiel im späten Frühling oder zu Beginn des Sommers). Das bedeutet, daß der reproduktive Regulierungsmechanismus der Fische 35 eine Anpassung des Vermehrungsprozesses an die äußere Umgebung ermöglicht. In den Fischen ist diese Regulierung das Ergebnis des koordinierten Zusammenspiels von Hypothalamus und Hypophyse.
Die Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß die Ausschüttung mancher Trophormone der Adenohypophyse von Neurohormonen reguliert wird. Die Neurohormone werden an den zu den einzelnen Kernen des Hypothalamus verlaufenden Nervenenden freigesetzt, sofort in sog. Portalkapillaren resorbiert und gelangen 40 mit dem Blut zu den Sinus der Adenohypophyse.
Alle bisher bekannten Neurohormone sind Oligopeptide oder Polypeptide. Die die Sekretion der Trophormone stimulierenden Neurohormone werden als "releasing factor" (RF), die die Hormonsekretion hemmenden Neurohormone als "inhibiting factor" (IF) bezeichnet. In der neueren Nomenklatur werden für die Neurohormone mit bereits aufgeklärter Struktur und Funktion die Bezeichnung "releasing" Hormon (RH) beziehungsweise 45 "release inhibiting" Hormon (RIH) gebraucht. Für alle Neurohormone ist kennzeichnend, daß ihre Wirkung in hypophysektomierten Tieren der nach dem Einbringen des jeweiligen Trophormons auftretenden Wirkung entspricht.
Die basophilen Flächen der Fischhypophyse zeigen saisonbedingte Unterschiede; ihre Menge ist im Zeitraum des Laichens geringer. In dem Anpassungsprozeß an die Umwelt werden releasing Hormone (RH) gebildet, die 50 über den Blutstiom in die Hypophyse gelangen und dort die Ausschüttung der Trophormone ins Blut regulieren.
Auf diesem Wege erhalten die Fische Kenntnis von der Existenz der für die Vermehrung am geeignetsten sog. Laichumgebung, wodurch im Hypothalamus das das luteinisierende Hormon regulierende Hormon (LH/RH) die Hypophyse und die Ausschüttung der Gonadotropine ins Blut aktiviert; dadurch wird der Prozeß der Ovulation ausgelöst (Breton B. und Weil CI., C. R. Acad. Sc. Paris 277.2061-2064 /1973/). 55 Auf diese Weise werden die vom Laichplatz der Fische ausgelösten, durch die Sinnesorgane übertragenen Impulse in die Sprache des endokrinen Drüsensystems übersetzt, und dieser Mechanismus aktiviert das früher im erzwungenen Ruhezustand befindliche reproduktive System, wenn die für die Nachkommen die größte Überlebenschance bietende äußere Umgebung wahrgenommen wird (Geibilski, loc. ciL).
Die Neurohormone sind hochgradig interspezifisch. LH/RH der Fische hat eine andere Sequenz als das der 60 Säugetiere und übt in diesen ebenso wenig eine Wirkung aus wie jenes in ersteren.
Seit der Entdeckung der Methode des Hypophysierens (Gerbelski, loc. cit) und deren allgemein gewordener Anwendung besteht die Möglichkeit der induzierten künstlichen Vermehrung von Fischen. -2-
Nr. 391 811
Zum hormonellen Auslösen der Ovulation werden im allgemeinen aus geschlechtsreifen oder fast geschlechtsreifen Karpfen entnommene und entsprechend konservierte Hypophysen verwendet. Die bisher ausprobierten natürlichen Hormone anderen Ursprungs und künstliche Hormone brachten kein eindeutig positives Ergebnis. 5 Von Karpfen als einer verbreitet gezüchteten Art gibt es auf der ganzen Welt bedeutende Bestände, aus denen die für die Anwendung der Methode in größerem Maßstab erforderliche Menge an Hypophysen mit Leichtigkeit isoliert werden kann. Die Hypophyse des Karpfens wird mit Erfolg in der Vermehrung zahlreicher Zuchtfische angewendet. Eine Ausnahme bilden die gemäß der Artsystematik femerstehenden Fische (zum Beispiel die Störartigen), zu deren künstlicher Vermehrung eine aus artidentischen Hypophysen bereitete Hormonsuspension 10 verwendet wird.
Das Sammeln und Präparieren der Hypophyse der unterschiedlichen Fischarten wird auf die gleiche Weise vorgenommen. Die Drüse soll aus entwickelten, möglichst aus geschlechtsreifen Fischen stammen. Diese Möglichkeit ist in den seltensten Fällen gegeben. Die Dosierung der Hypophyse wird nach Gewicht vorgenommen, und da die Hypophyse jüngerer Fische im allgemeinen verhältnismäßig kleiner ist, ist von aus 15 jüngeren Fischen stammenden Hypophysen eine größere Menge erforderlich.
Gemäß der bekannten Methode wird die Hypophyse mit Aceton entwässert. Nach dreimal 8-12stündigem Weichen in Aceton ist die Hypophyse wasser- und fettfrei. Die hart gewordenen Hypophysenkugeln werden bei Raumtemperatur 24 Stunden lang getrocknet, wobei das Aceton aus ihnen verdampft. Das Aceton schädigt die Gonadotropine nicht, und die getrockneten Hypophysenkugeln können ohne Wirkstoffverlust lange Zeit gelagert 20 werden.
Zur Mobilisierung der Gonadotropine werden die Hypophysenkugeln in einem Mörser zerkleinert und in fischphysiologischer Lösung (0,65 % Kochsalz) aufgelöst.
Die Hypophysenlösung wird unter Vermeiden von Verlusten und Rückfließen in das Muskelgewebe der zur Vermehrung vorgesehenen Fische injiziert. Bei kleinen Fischen und Fischen mit lockerem Fleisch wird die 25 Lösung in die Bauchhöhle injiziert. Das exogene Hypophysenhormon wirkt dabei wie das beim Wahmehmen des Laichplatzes freigesetzte eigene Hypophysenhormon: es löst die Ovulation aus.
Das in der Fischzucht weitverbreitet angewendete Verfahren des Hypophysierens ist nicht in jedem Falle erfolgreich. Die Hauptgründe dafür sind folgende: a) Es ist ungewiß, in welchem Zustand der Geschlechtsreife sich die Fische, denen die jeweiligen Hypophysen 30 entnommen wurden, befanden, und deshalb ist auch die Menge der darin enthaltenen Gonadotropine unbekannt.
Auch eine Dosierung innerhalb weiter Grenzen bringt deshalb nur ein ungewisses Ergebnis. b) Die Hormone der Kaipfenhypophyse wirken nur auf Karpfen und auf diesen genetisch nahestehende Fischarten. Deshalb können zahlreiche wirtschaftlich bedeutende Fischarten überhaupt nicht oder nur mit geringer Effektivität vermehrt werden. 35 c) Mit Karpfenhypophysen bzw. überhaupt mit Hypophysen konnte unter den Bedingungen der Vermehrung in großem Maßstab bisher nur LH-Wirkung erzielt werden, FSH-Wirkung ist nicht realisierbar, wahrscheinlich aus dem unter a) genannten Grund. d) Infolge des Mangels an FSH-Wirkung kann das Hypophysieren nur zur Induktion von Fischen mit ovulationsreifem Rogen eingesetzt werden. 40 e) Die Möglichkeit der induzierten künstlichen Vermehrung ist auf den auch ansonsten die natürliche Laichzeit bildenden Zeitabschnitt beschränkt; das sind jährlich nur einige Tage. Das führt zu einer beschränkten Ausnutzung der Produktionskapazität f) In großen Mengen können Hypophysen ausschließlich aus noch nicht geschlechtsreifen Fischen gewonnen werden, deren Drüse eine geringe gonadotrope Aktivität hat. Die Hypophysengewinnung aus geschlechtsreifen 45 Fischen wäre mit der Vernichtung der potentiell sehr wertvollen und in begrenzter Zahl vorhandenen Mutterfische verbunden.
Ziel der Erfindung ist die Ausarbeitung eines Verfahrens, welches es ermöglicht, aus beliebigen Fischen zur natürlichen oder künstlichen Befruchtung geeignete reife Geschlechtsprodukte zu gewinnen.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß dieses Ziel vollständig verwirklicht werden kann, wenn man in 50 den Organismus des geschlechtsreifen Fisches neue Gonadoliberin-Derivate einbringt, denn es wurde erkannt, daß die im Hypothalamus der Fische sezemierten FSH-LH/RH erfolgreich durch die genannten Verbindungen ersetzt werden, d. h. durch Injizieren dieser Verbindungen Sperma- und Eientwicklung sowie Ovulation ausgelöst werden können.
Gegenstand der Erfindung ist demnach ein Verfahren da* eingangs genannten Art 55 Für die Erfindung ist charakteristisch, daß man in die Fische als Verbindung mit Hormonwirkung in einer Menge von 0,1 pg - 5 pg vorzugsweise 2 - 500 pg, insbesondere 5-100 pg, Nonapeptid-C γ _4-alkylamide beziehungsweise Dekapeptidamide der allgemeinen Formel (Γ) pGlu-His-Trp-Ser-Tyr-Xj^-Xj-Pro^ (T) -3- 60
Nr. 391 811 -worin
Xj für eine Glycylgruppe oder eine natürliche oder synthetische D-Aminosäuregruppe, X2 für eine als Seitenkette eine Alkylgruppe mit 1-4 Kohlenstoffatomen, Phenyl- oder Indolylgruppe enthaltende L-Aminosäuregruppe, X3 für eine als Seitenkette eine Alkylgruppe mit 1-4 Kohlenstoffatomen oder eine Alkanoylamidgruppe mit 2-4 Kohlenstoffatomen enthaltende L-Aminosäuregruppe und X4 für Glycylamidgruppe oder eine Alkylamidgruppe mit 1-4 Kohlenstoffatomen stehen, oder die Salze oder Metallkomplexe dieser Verbindungen einbringt und im Falle der nicht ovulationsreifen Fische die genannte Menge in wenigstens 2 und höchstens 12 Einzeldosen dosiert, wobei die letzte Dosis wenigstens genau so groß wie die vorhergehende ist, vorzugsweise jedoch wenigstens deren 1,5-faches beträgt
Die in der Formel benutzten Abkürzungen stimmen mit der in der Peptidchemie üblichen Nomenklatur überein (s. zum Beispiel J. Biol. Chem. 241.527 /1966/; 242.977 /1972/).
Die Verbindungen sind nicht toxisch, eine Überdosierung verursacht daher keinerlei Schaden. ·
Bei der Behandlung von nicht ovulationsreifen Fischen hängt die Anzahl der Injektionen davon ab, wie weit der Fisch noch vom Zustand der Ovulationsreife entfernt ist. Je näher dieser Zustand ist, um so weniger Einspritzungen sind erforderlich.
Der Fisch ist reif zur Ovulation, wenn - im Falle des Milchners (Männchen) - das Sperma durch Berührung mit Wasser sofort aktiviert wird, beziehungsweise wenn - im Falle des Weibchens - der Zellkern der Eizelle sich in unmittelbarer Nähe der Eihülle befindet
Von den Verbindungen der allgemeinen Formel (I) sind in dem erfindungsgemäßen Verfahren insbesondere die Dekapeptide der Formel (Π) pGlu-His-Trp-Ser-Tyr-D-Phe-Leu-Gln-Pio-Gly-NH2 (Π) und der Formel (ΙΠ) pGlu-His-Trp-Ser-Tyr-D-Phe-Trp-Leu-Pro-Gly-NH2 (ΠΓ) vorteilhaft verwendbar.
Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Verbindungen werden zweckmäßig mit den allgemein angewendeten Methoden der Peptidsynthese in der festen Phase (Meirifield, R. B., J. Am. Chem. Soc. 85, 2149-2151 /1963/) hergestellt Abhängend von der Struktur der gewünschten Verbindung geht man im Falle von Peptidalkylamiden zweckmäßig von chlormethylierten Polystyroldivinylbenzolharzen, im Falle von Peptidsäureamiden zweckmäßig von Benzylhydrylaminharzen aus. Die einzelnen Aminosäuren können in Form ihrer N-p-Butyloxycarbonyl-Derivate (BOC-Derivate) mit Hilfe von Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) beziehungsweise Diisopropylcarbodiimid (DIQ oder mit der Kopplung über aktive Ester schrittweise an das Harz gekoppelt werden. Gewünschtenfalls kann das Endprodukt durch saure oder alkalische Spaltung von dem festen Träger entfernt werden.
Abhängend vom chemischen Charakter der variablen Aminosäureteile können die Verbindungen der allgemeinen Formel (I) auch durch entsprechende Kombinationen von schrittweiser Kondensation und Fragmentkondensation aus den im gewünschten Maße geschützten Aminosäuren aufgebaut werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat folgende Hauptvorteile: a) Es ermöglicht die künstliche Vermehrung von dem Karpfen genetisch fernstehenden, in Ermanglung artspezifischer Hypophysen bisher nicht vermehrbaren Fischen. b) Das Verfahren ist innerhalb weiter umgebungsbiologischer Grenzen anwendbar, weil die Verbindungen der allgemeinen Formel (I) ihre biologische Wirkung auch unter sehr verschiedenen biologischen Bedingungen ausüben. c) Das Verfahren ermöglicht die Fischvermehrung außerhalb der natürlichen Laichzeit und damit eine vollständigere Ausnutzung der Produktionskapazitäten. d) Das bei ungenauer Hypophysendosiemng auftretende Ausbleiben der Ovulation ist vermeidbar. e) Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Wirkstoffe können auf synthetischem Wege, im Laboratorium hergestellt werden. Dadurch kann die für das bekannte Hypophysierungsverfahren charakteristische hochgradige Unsicherheit beseitigt werden. f) Die Wirkung des in dem Verfahren verwendeten synthetischen Hormons stimmt mit der Wirkung der eigenen Gonadotropine der Fische überein. g) Die in dem Verfahren verwendeten synthetischen Hormone sind interspezifisch, d. h. auch im Falle von genetisch einander sehr fernstehenden Fischen wirksam.
Die Erfindung wird an Hand der folgenden Ausführungsbeispiele näher erläutert. .4-
Nr. 391 811
Beispiel 1:
Induzierte künstliche Vermehrung des Störs (Acipenser ruthenus)
Aus dem Fischbestand eines gegebenen Lebensraumes werden geschlechtsreife Fische ausgewählt und zur Vermehrungsstation transportiert. Die Fische werden nach Geschlechtern sortiert, dann wird der Reifegrad der Eizellen der weiblichen Fische bestimmt. Ein Fisch ist zum Einleiten der Ovulation reif, wenn sich der Zellkern der Eizellen an der Peripherie der Eizelle befindet Der Reifegrad des Spermas der Milchner wird nicht gesondert untersucht weil im Fischbestand eines vorgegebenen Lebensraumes die Geschlechtsprodukte der männlichen und der weiblichen Individuen praktisch in identischem Reifezustand vorliegen. Wenn die Fische reif zur Ovulation sind, werden sie zusammen mit den männlichen Fischen mit dem Dekapeptid der Formel (Π) in einer einmaligen Dosis von 70 pg/Fisch behandelt
Sind die Fische noch nicht reif zum Einleiten der Ovulation, so werden sie bei natürlicher Laichtemperatur gehalten und wenigstens zweimal, höchstens jedoch zehnmal mit je 10 pg der genannten Verbindung so lange behandelt, bis der Zellkern aus dem Zentrum an die Peripherie gewandert ist. Die Anzahl der Behandlungen hängt davon ab, wie weit der Reifezustand der Eizellen noch vom ovulationsreifen Zustand entfernt ist Dieser Reifeprozeß nimmt im Bereich von 12-18 °C wenigstens 100, höchstens jedoch 650 Tagesgrade in Anspruch. (Die Tagesgrade errechnen sich durch Multiplizieren der Anzahl der Tage mit der Durchschnittstemperatur des Wassers). 24-32 Stunden nach Applizieren der letzten Dosis erfolgt die Ovulation. In den folgenden 40-60 Minuten werden die Geschlechtsprodukte isoliert
Beispiel 2:
Induzierte künstliche Vermehrung des Karpfens (Cyprinus carpio L.)
Zu beliebiger Jahreszeit und bei beliebiger Wassertemperatur werden aus dem Fischbestand geschlechtsreife Mutterfische ausgesucht und zur Vermehrungsstation transportiert. Die Fische werden nach Geschlechtern getrennt und der Reifezustand der Geschlechtsprodukte wird auf die im Beispiel 1 beschriebene Weise festgestellt Sind die Fische zum Einleiten der Ovulation reif, so erhalten sie zusammen mit den männlichen Fischen das Dekapeptid der Formel (III) in einer einmaligen Dosis von 70 pg/Fisch.
Die zur Ovulation noch nicht reifen Fische werden bei natürlicher Laichtemperatur gehalten und wenigstens zweimal, höchstens jedoch fünfzehnmal mit der genannten Verbindung in Dosen von je 5 pg behandelt Die Anzahl der Behandlungen hängt davon ab, wie weit der aktuelle Reifezustand der Geschlechtszellen noch vom Zustand der Ovulationsieife entfernt ist. Der Reifeprozeß nimmt im Temperaturbereich von 20-24 °C wenigstens 100, höchstens jedoch 750 Tagesgrade in Anspruch. 240-260 Stundengrade nach dem Verabreichen der letzten Dosis erfolgt die Ovulation. Innerhalb von 40-60 Minuten werden die Geschlechtsprodukte abgemolken.
BgjspisISi
Induzierte künstliche Vermehrung von Barschen (Perca fluviatilis)
Aus dem Fischbestand werden geschlechtsreife Fische ausgewählt und zur Vermehrungsstation transportiert. Auf die im Beispiel 1 beschriebene Weise wird der Reifezustand der Geschlechtsprodukte bestimmt, die Geschlechter werden jedoch nicht voneinander getrennt Die zur Ovulation reifen Fische werden zusammen mit den männlichen Fischen mit dem Dekapeptid der Formel (Π) in einer einmaligen Dosis von 20 pg/Fisch behandelt
Die zum Einleiten der Ovulation noch nicht reifen Fische werden bei natürlicher Laichtemperatur gehalten und wenigstens zweimal, höchstens jedoch zehnmal mit je 2 pg der genannten Verbindung behandelt Die Behandlung wird so lange fortgesetzt, bis in den Eiern der Zellkern vom Zentrum an die Peripherie gewandert ist Die Anzahl der Behandlungen hängt davon ab, wie weit der Reifezustand der Eizellen noch von der Ovulationsreife entfernt ist Der Reifeprozeß erfordert im Temperaturbereich von 12-16 °C wenigstens 100, höchstens 400 Tagesgrade. 24-36 Stunden nach dem Applizieren der letzten Dosis erfolgt das Laichen. Barsche laichen unter den Bedingungen im Becken gut; das Abmelken der Geschlechtsprodukte ist nicht erforderlich.
Beispiel 4;
Induzierte künstliche Vermehrung der Fettmakrele (Trachurus trachurus)
Von den im Monat November von Adriafischem lebend gefangenen Fettmakrelen werden die wenigstens 24 cm langen Exemplare ausgesucht und zur Vermehrungsstation transportiert. (Fische dieser Größe sind schon geschlechtsreif.) In jeden Fisch wird eine einmalige Dosis von 10 pg der Verbindung der Formel (II) injiziert. Im Temperaturbereich von 18-24 °C erfolgt die Ovulation innerhalb von 24 Stunden. Die Geschlechtsprodukte werden innerhalb von 2 Stunden isoliert.
Bei der Vermehrung von Makrelen kann auf die Feststellung der Geschlechter und der unterschiedlichen Reifezustände verzichtet werden, weil geschlechtsreife Fische in praktisch unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen. -5-

Claims (1)

  1. Nr. 391 811 Beispiel 5: Induzierte künstliche Vermehrung von Hechten (Esox lucius) Aus dem Fischbestand werden geschlechtsreife Fische ausgesucht und zur Vermehrungsstation transportiert. Die Fische werden nach Geschlechtern getrennt, und der Reifezustand der Geschlechtsprodukte wird auf die im Beispiel 1 beschriebene Weise untersucht. Die zur Ovulation reifen Fische werden zusammen mit den männlichen Fischen mit dem Dekapeptid der Formel (Π) in einer einmaligen Dosis von 100 μ^ϊβοΐι behandelt. Die zum Einleiten der Ovulation noch nicht reifen Fische werden bei natürlicher Laichtemperatur gehalten und wenigstens zweimal, höchstens jedoch zehnmal mit je 5 μg der genannten Verbindung behandelt Die Behandlung dauert so lange, bis der Zellkern der Eizelle vom Zentrum zur Peripherie gewandert ist. Die Anzahl der Behandlungen hängt davon ab, wie weit der Reifezustand der Geschlechtszellen noch von der Ovulationsreife entfernt ist. Der Reifeprozeß nimmt im Temperaturintervall von 8-14 °C wenigstens 70, höchstens 350 Tagesgrade in Anspruch. 3642 Stunden nach Verabreichung der letzten Dosis erfolgt die Ovulation. 1h den nächstens 5 Stunden werden die Geschlechtsprodukte isoliert. Beispiel 6: Induzierte künstliche Vermehrung von Hypophtalmychtys molitrix Aus dem Fischbestand werden geschlechtsreife Fische ausgesucht und zur Vermehrungsstation transportiert. Die Fische werden nach Geschlechtern sortiert. Auf die im Beispiel 1 beschriebene Weise wird der Reifezustand der Geschlechtsprodukte festgestellt. Die zur Ovulation reifen Fische werden zusammen mit den männlichen Fischen mit dem Dekapepüd der Formel (ΠΙ) in einer einmaligen Dosis von 100 μg/Fisch behandelt Die zum Einleiten der Ovulation noch nicht reifen Fische werden bei natürlicher Laichtemperatur gehalten und wenigstens zweimal, höchstens jedoch zehnmal mit je 10 μg der genannten Verbindung behandelt. Die Anzahl der Behandlungen hängt davon ab, wie weit der Reifezustand der Eizellen noch von der Ovulationsreife entfernt ist. Der Reifeprozeß nimmt im Temperaturbereich von 20-26 °C wenigstens 150, höchstens jedoch 850 Tagesgrade in Anspruch. 240-260 Stundengrade nach der Applikation der letzten Dosis erfolgt die Ovulation. Anschließend werden die Geschlechtsprodukte abgemolken. PATENTANSPRUCH Verfahren zur Gewinnung von Geschlechtsprodukten aus geschlechtsreifen Fischen zu einem von der natürlichen Laichzeit der Fische unabhängigem Zeitpunkt, für ein Veterinär-Präparat, bei welchem Verfahren die biologische Reife des Fisches durch Untersuchung der Geschlechtsprodukte (Sperma oder Rogen) festgestellt wird, die zur Ovulation nicht reifen Fische von den ovulationsreifen getrennt werden, den Fischen Verbindungen mit Hormonwirkung injiziert und nach dem Ablauf der Ovulation die Geschlechtsprodukte aus den Fischen oder ihrer Umgebung isoliert werden, dadurch gekennzeichnet, daß man in die Fische als Verbindung mit Hormonwirkung in einer Menge von 0,1 μg bis 5 μg, vorzugsweise 2 bis 500 μg, insbesondere 5 bis 100 μg/Fisch, zumindest ein Nonapeptid-C j^-alkylamid bzw. Dekapeptidamid der allgemeinen Formel (I) pGlu-His-Trp-Ser-Tyr-Xj^-Xg-Pro^, worin X i für eine Glycylgruppe oder eine natürliche oder synthetische D-Aminosäuregruppe, X2 für eine als Seitenkette eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, Phenyl- oder Indolylgruppe enthaltende L-Aminosäuregruppe, X3 für eine als Seitenkette eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder eine Alkanoylamidgruppe mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen enthaltende L-Aminosäuregruppe und X4 für eine Glycylamidgruppe oder eine Alkylamidgruppe mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen stehen oder die Salze oder Metallkomplexe dieser Verbindung einbringt und im Falle der nicht ovulationsreifen Fische die genannte Menge in wenigstens 2 und höchstens 12 Einzeldosen dosiert, wobei die letzte Dosis wenigstens genau so groß wie die vorhergehende ist, vorzugsweise jedoch wenigstens deren 1,5-Faches beträgt. -6-
AT0404384A 1983-12-23 1984-12-20 Verfahren zur gewinnung von geschlechtsprodukten aus geschlechtsreifen fischen AT391811B (de)

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