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Die Erfindung bezieht sich auf ein Skoliosemieder, welches einen Beckenkorb und an diesem befestigte, von diesem nach oben ragende, mit Stützkörpern versehene Spangen aufweist.
Skoliosen sind Erkrankungen der Wirbelsäule, die mit seitlichen Verkrümmungen und Ver- drehungen der Wirbelkörper um ihre Achse einhergehen. Dabei entsteht ein Rippenbuckel dadurch, dass durch die Drehung der Wirbelkörper um ihre Achsen die Rippen asymmetrisch aus dem Rücken- niveau herausgedreht werden. Weiters wird eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion bewirkt und kann in schweren Fällen zu Herz- und Kreislaufstörungen führen. Die Skoliose zeigt in ihrem Ausmass eine Progredienz, solange Wachstumspotenz besteht, d. h. nach Abschluss des Wachstums ist die Progredienz, also das Schlechterwerden, der Skoliose nur noch minimal. Während des Wachstums ist aber in progredienten Fällen die Verwendung eines Mieders unbedingt erforderlich.
Der Sinn des Mieders besteht darin, dass der Verschlechterung der seitlichen Verkrümmung und der Verschlechterung der Torsion der Wirbelkörper Einhalt geboten wird. Gelingt es, durch ein Mieder eine Verbesserung der Skoliose herbeizuführen, so ist dies nach dem bekannten Stand der heutigen Medizin als Erfolg zu werten.
Es sind bereits verschiedenste Mieder zur Behandlung von Skoliosen bekannt. Ein bekanntes Mieder der eingangs genannten Art besteht aus einem Beckenkorb mit an diesem befestigten, von diesem nach oben ragenden Spangen, welche sich an ihren oberen Enden zu einem Halsring schliessen. Diese Mieder wirken dabei bloss streckend auf die Wirbelsäule.
Bei einem andern bekannten Mieder der eingangs genannten Art sind Pelotten gegen die Rotation der Wirbelkörper und die Asymmetrie der Rippen vorgesehen, wobei bei diesen Miedern die Pelotten durch seitlichen Druck, der relativ hoch sein muss und beim Anlegen aufzubringen ist, auf die Wirbelsäule einwirken, um eine gewisse Begradigung derselben zu erreichen.
Für schwerere Skoliosen müssen die Patienten auf einer Streckbank durch Seilzug maximal gespannt und in dieser schmerzhaften Lage möglichst rasch eingegipst werden. Mit dieser Methode sind zwar gute Ergebnisse zu erzielen, jedoch erfordern die Gipsmieder infolge der nur mangelhaft möglichen Hauptpflege Therapiepausen von vielen Wochen, in denen meistens der bis dahin erzielte Erfolg wieder verlorengeht.
Die bisher bekannten Mieder besitzen ihr Wirkungsoptimum im unteren Skoliosebereich, d. h. wird eine Skoliose progredient, wird verspätet ein Arzt herangezogen, weist die Skoliose ein Winkelausmass von über 40 (Kopp) auf und besteht noch grosse Wachstumspotenz, was die Gefahr einer weiteren Verschlechterung ergibt, so zeigen die vorstehend beschriebenen Mieder mit zunehmendem Winkelgrad der Skoliose eine schlechtere Wirkung. Lediglich das unter Extension angelegte Gipsmieder ergibt einigermassen gute Ergebnisse. Bei schweren und schwersten Skoliosen ist bis jetzt nur das Gipsmieder die einzige therapeutisch wirksame Massnahme, wobei dieses Mieder jedoch die bereits angeführten sonstigen schwerwiegenden Nachteile aufweist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Mieder der eingangs genannten Art zu schaffen, welches durch seinen Aufbau leicht anlegbar ist und den Patienten möglichst wenig behindert. Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass am hinteren Teil des Beckenkorbes wenigstens zwei Spangen, an der Innenseite des Beckenkorbes ein oberhalb des Beckenkammes angeordneter lumbaler Keil, an einer an der dem lumbalen Keil gegenüberliegenden Seite des Beckenkorbes angeordneten Spange eine Thoracalpelotte und an einer auf der den lumbalen Keil aufweisenden Seite des Beckenkorbes angeordneten Spange eine axiliäre Pelotte vorgesehen sind, wobei diese beiden Pelotten, die an den Spangen vorzugsweise über Scharniere befestigt sind, aus dem seitlichen Bereich des Mieders bewegbar, in den. Seitenbereich wieder rückführbar und in dieser Lage festlegbar sind.
Durch eine solche Ausbildung ist es möglich, eine erhebliche Reduzierung der Skoliosekrümmung der Wirbelsäule zu erzielen, u. zw. ohne beim Anlegen des Mieders auf die stufenlos anpassbaren Pelotten Druck ausüben zu müssen, so dass der Patient das Mieder ohne ärztliche Hilfe, lediglich durch Mitwirkung einer den Beckenkorb und die Pelotten in der richtigen Lage festlegenden Hilfsperson anlegen kann, wodurch die nötige hygienische Pflege jederzeit möglich ist.
Zum Anlegen des erfindungsgemässen Skoliosemieders krümmt sich der skolioseerkrankte Patient zunächst in die lumbale Krümmung hinein, dann wird der Beckenkorb mit seinem lumbalen Keil knapp unterhalb des Scheitels der lumbalen Krümmung festgeschnallt, worauf sich der Patient
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in die entgegengesetzte Richtung, also in die thoracale Skoliosekrümmung hineinkrümmt, wonach die Thoracalpelotte in ihre am Körper anliegende, knapp unterhalb des Scheitels der thoracalen
Krümmung befindliche Lage geschwenkt und festgelegt wird, anschliessend richtet sich der Patient auf, worauf dann die axiliäre Pelotte eingeschwenkt und festgelegt wird.
Auf diese Weise wird i durch das Mieder ein"Geradebiegen"der Wirbelsäule und Unterstützen in der korrigierten Stellung erzielt, ohne dass auf die Pelotten beim Anlegen Druck ausgeübt werden muss, da der Patient durch das Hineinkrümmen in die zu korrigierende Krümmung ein Aufrichten des darunter befindlichen
Bereichs der Wirbelsäule selbst vornimmt, und die Wirbelsäule durch blosses Anlegen und Fixieren der Pelotten bzw. des lumbalen Keils in der aufgerichteten Lage festgelegt wird.
Vorteilhafterweise können die Scharniere entlang der Spangen verstell- und festlegbar sein, wodurch das Mieder an die durch Wachstum des Patienten od. dgl. auftretenden Änderungen des
Körperbaues angepasst werden kann. Zur Erreichung einer weiteren Anpassbarkeit bzw. Korrektur kann die Entfernung der inneren Begrenzung des lumbalen Keils in bezug auf die Innenwandung des Beckenkorbes einstellbar sein. Für ein besonders einfaches Festlegen der Pelotten in ihrer am Körper anliegenden Lage können die Pelotten mittels Gurtbändern an einer im vorderen Bereich des Beckenkorbes angebrachten Spange festlegbar sein. Dazu können die Gurtbänder mittels Gurt- quetschschnallen festlegbar sein.
Um gegebenenfalls ein durch die Thoracalpelotte bewirktes Heraus- drücken eines Rippenbuckels zu verhindern, kann an der Thoracalpelotte eine weitere zur Anlage an den Rippenbuckel vorgesehene Pelotte vorzugsweise federnd angebracht sein. Weiters kann zur
Derotation der Wirbelkörper am hinteren Teil des Beckenkorbes neben dem lumbalen Keil eine weitere Pelotte zur Anlage im Bereich der Querfortsätze der Wirbelsäule vorgesehen sein.
In den Zeichnungen ist ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes dargestellt.
Fig. l zeigt das Skoliosemieder im Schaubild von vorne und schräg oben gesehen. Fig. 2 gibt das
Mieder gleichfalls schaubildlich von hinten und schräg oben gesehen wieder. Fig. 3 veranschaulicht einen Detailschnitt durch den Beckenkorb im Bereich des lumbalen Keils. Die Fig. 4 bis 7 stellen schematisch die Krümmungen der Wirbelsäule während der einzelnen Stadien des Anlegens des
Mieders dar.
Mit --1-- ist ein Beckenkorb bezeichnet, an welchem nach oben ragende Spangen--2, 3,
4-- befestigt sind. Zwei der Spangen, nämlich die Spangen--2 und 3-- sind am hinteren Teil
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mittels Gurten --5, 6, 7--zusammenspannbar, wobei die beiden oberen Gurten kreuzweise geführt sind. An der Innenseite des Beckenkorbes --1-- ist oberhalb des Beckenkammes an der konvexen Seite der Skoliosekrümmung ein lumbaler Keil --8-- angeordnet, dessen innerste Begrenzung--9-- (Fig. 3) in bezug auf die Innenwandung des Beckenkorbes--1--einstellbar ist. Neben dem lumbalen Keil --8-- ist eine dreieckige Pelotte --10-- angeordnet, welche zur Anlage im Bereich der Querfortsätze der Wirbelsäule vorgesehen ist.
An der an der dem lumbalen Keil --8-- gegen- überliegenden Seite des Beckenkorbes --1-- angeordneten Spange --3-- ist an deren oberem Ende eine Thoracalpelotte --11-- über ein Scharnier --12-- befestigt. An der andern, auf der dem lumbalen Keil --8-- aufweisenden Seite des Beckenkorbes angeordneten Spange --2-- ist eine axiliäre Pelotte --13-- über ein Scharnier --14-- gelagert. Die Scharniere sind dabei z. B. mittels in den Spangen--2, 3--vorgesehenen Lochreihen entlang der Spangen verstellbar.
An den vorderen Enden weisen sowohl die Thoracalpelotte --11-- als auch die axiliäre Pelotte --13-- je ein Gurtband--15 bzw. 16-- auf, welches über je eine zugehörige, an der am vorderen Teil des Beckenkorbes--1--befestigten Spange--4--angeordneten Gurtschnalle--17 bzw. 18--mit der Spange --4-- verspannbar ist. Die beiden am hinteren Teil des Beckenkorbes--1--ange- brachten Spangen--2, 3--sind in ihrem oberen Bereich durch ein weiteres Gurtband--19-samt Gurtschnalle--20--zusammenspannbar. Mit--21, 22, 23--sind die Gurtschnallen der den Beckenkorb zusammenspannenden Gurtbänder --5, 6, 7--bezeichnet. Die Gurtschnallen aller Gurtbänder sind dabei als sogenannte Gurtquetschschnallen ausgebildet.
An der Thoracalpelotte --11-- ist oben eine weitere, zur Anlage an den Rippenbuckel bestimmte Pelotte --24-- federnd angebracht, welche damit durch Verschwenken der Thoracalpelotte --11-- gleichfalls aus dem seitlichen Bereich des Mieders herausbewegbar ist.
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Das Mieder wird dem aufrecht stehenden Patienten, dessen Wirbelsäulenverlauf in Fig. 4 schematisch angedeutet ist, zunächst locker von vorne angelegt, worauf sich der Patient in die lumbale Krümmung hineinkrümmt (Fig. 5), wobei der Beckenkorb-l--mit den kreuzweise geführten Gurtbändern --6, 7-- über die Gurtenschnallen--22, 23--zusammengespannt wird, wodurch der lumbale Keil--8--, in den Fig. 5 bis 7 durch den Pfeil A angedeutet, in seine die Wirbelsäule --25-- aufgerichtet haltende Lage kommt. Weiters werden die beiden am hinteren Teil des Becken- korbes --1-- angeordneten Spangen --2, 3-- mittels des Gurtbandes --19-- und der Gurtenschnalle --20-- gegeneinander festgelegt.
Danach krümmt sich der Patient in die entgegengesetzte Richtung, also in die thoracale Krümmung hinein, wonach dann die Thoracalpelotte --11--, in den Fig. 6 und 7 durch den Pfeil B angedeutet, in ihre unterhalb des Scheitels (Hypomochleon) der thoracalen
Krümmung liegende, an den Körper des Patienten angelegte Stellung geschwenkt und mittels des Gurtbandes --15-- und der Gurtschnalle--17--mit der vorderen Spange --4-- verspannt wird.
Nun richtet sich der Patient auf, wobei er sich gegebenenfalls etwas über die aufrechte Lage weiterkrümmt, wonach dann die axiliäre Pelotte --13--, in Fig. 7 durch den Pfeil C angedeutet, in ihre an den Körper des Patienten anliegende Stellung verschwenkt und mittels des Gurtbandes --16-- und der Gurtschnalle --18-- gleichfalls mit der vorderen Spange --4-- verspannt wird.
Mit dem Festschnallen des Beckenkorbes --1-- und dem Fixieren des lumbalen Keils--8-- wird gleichzeitig auch die dem Keil benachbarte Pelotte --10-- in ihrer am Körper des Patienten anliegenden Stellung festgelegt, was einer Derotation der Wirbelkörper entgegenwirkt. Weiters wird durch das Einschwenken und Festlegen der Thoracalpelotte --11-- auch die an dieser be- festigte, dem Herausdrücken des Rippenbuckels entgegenwirkende Pelotte --24-- in ihrer am Körper anliegenden Stellung fixiert.
Damit ist das erfindungsgemässe Mieder ordnungsgemäss angelegt, wodurch ein entsprechendes
Geraderichten der Wirbelsäule erzielt ist. Wenn das Mieder lange genug vom Patienten getragen wird, wird ausserdem erreicht, dass sich die Wirbelsäule, u. a. durch entsprechendes Nachwachsen der Bandscheiben, in der aufgerichteten Lage stabilisiert.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Skoliosemieder, welches einen Beckenkorb und an diesem befestigte, von diesem nach oben ragende, mit Stützkörpern versehene Spangen aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass am hinteren Teil des Beckenkorbes (1) wenigstens zwei Spangen (2,3), an der Innenseite des Beckenkorbes (1) ein oberhalb des Beckenkammes angeordneter lumbaler Keil (8), an einer an der dem lumbalen Keil (8) gegenüber liegenden Seite des Beckenkorbes (1) angeordnete Spange (3) eine Thoracalpelotte (11) und an einer auf der den lumbalen Keil (8) aufweisenden Seite des Beckenkorbes (1) angeordneten Spange (2) eine axiliäre Pelotte (13) vorgesehen sind, wobei beide Pelotten (11,13), die an den Spangen (3,2) vorzugsweise über Scharniere (12,14) befestigt sind,
aus dem seitlichen Bereich des Mieders bewegbar, in den Seitenbereich wieder rückführbar und in dieser Lage festlegbar sind.