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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Korsett, insbesondere zur Skoliose,
Schmerz- und lumbalen Kyphosebehandlung, mit mehreren Bändern
und Verfahren zur Behandlung von Wirbelsäulenverbiegungen.
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Zur
Behandlung von Wirbelsäulenverbiegungen, insbesondere Skoliose,
sind verschiedene Korsettypen entwickelt worden. Diese umfassen
unter anderen die so genannten teilaktiven starren Korsette, beispielsweise
das Cheneau-, CBW-, Boston-, Stagnara-, Milwaukee-Korsett, und haben
einerseits Druckzonen und andererseits Freiräume. Auf vorstehende
Bereiche, wie Rippenbuckel, wird Druck ausgeübt und gegenüberliegend
ist Freiraum vorgesehen, damit die fortgedrückten Bereiche
dorthin ausweichen. Die meisten vorhandenen Rumpforthesen wirken über
seitliche Kräfte und üben dabei mehr oder weniger
auch auf den Rippenbuckel und/oder den Lendenwulst eine Derotationskraft
(Entdrehkraft) aus. Lediglich beispielhaft werden aufgeführt
ein Korsett nach der
DE
29 21 015 C2 zur aktiven Korrektur der Wirbelsäule
mit fortschreitender Regulierung und eine Variante eines Cheneau-Korsetts
nach der
DE 36 22 265
A1 mit abnehmbarem Halsteil, das zur Therapie von hochthorakalen
und cervika len Verkrümmungen und bei Überhang
dient.
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Wichtig
ist indessen die Behandlung nicht nur der Seitverbiegung, sondern
auch die Berücksichtigung der sagittalen Verbiegung, was
erst in neuerer Zeit berücksichtigt wird. Die nicht korrigierten Wirbelsäulenverbiegungen
können langfristig zu Beeinträchtigungen der Funktion
und zu Schmerzen führen.
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Da
vielfach eine fast ganztägige Tragezeit des Korsetts über
etliche Jahre benötigt wird, um langfristig eine Korrektur
zu erzielen, sollte ein Korsett möglichst bequem zu tragen
sein. Weiter mitbestimmend für die Akzeptanz des Korsetts
und damit auch für den Therapieerfolg ist dessen Unauffälligkeit beim
Tragen.
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Mit
dem so genannten Cheneau-Korsett und seinen Derivaten (Rigo System
Chêneau [RSC]® Korsett
oder Chêneau light® Korsett)
soll zusätzlich zur Korrektur der Seitverbiegung und Verdrehung
der Wirbelsäule, insbesondere im Brustwirbelsäulenbereich,
die Rückrundung der Brustwirbelsäule in sagittaler
Ebene wieder hergestellt werden.
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Ein
Korsett zur ausschließlichen Behandlung von Wirbelsäulendeformitäten
in sagittaler Ebene ist aus der
EP 1 604 624 B1 bekannt und umfasst vordere
und hintere flächige Druckkörper, wobei Ausweichraum
für ein verdrängtes Rumpfvolumen vorgesehen ist.
Ein unterer vorderer flächiger Druckkörper ist
im mittigen Bereich vorgesehen. Im Weiteren ist ein oberer vorderer
flächiger Druckkörper angeordnet, der eine etwa
horizontale Erstreckung aufweist und sich seitlich zur Mitte hin
erstreckt, wobei der untere und der obere flächige Druckkörper
durch mindestens einen Längsträ ger verbunden sind,
und ein mittlerer hinterer flächiger Druckkörper
vorgesehen ist. Die Druckkörper sind so positioniert, dass
der untere vordere Druckkörper direkt oberhalb des Schambeins
beidseits auf den untersten Teil der Abdominalfaszie drückt,
der obere vordere Druckkörper kurz oberhalb des Rippenbogens
auf die Rippen drückt und der mittlere hintere Druckkörper
auf die mittlere Lendensäule drückt.
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Aus
der Praxis ist ein so genanntes „Soft Brace”,
das so genannte SpineCor® Korsett,
bekannt, das für die Behandlung idiopathischer Skoliose
konzipiert, entwickelt und getestet ist. Seine Wirksamkeit für
die Behandlung neuromuskulärer, neurologischer oder anderer
Formen der Skoliose ist nicht sicher. Das SpineCor® Korsett
besteht aus einer Art vorne offener Jacke, einem so genannten Bolero,
und einem Becken-Basisgurt, wobei die Jacke und der Becken-Basisgurt
durch mehrere elastische Bänder so verbunden sind, dass
ihr Bewegungskorrektiv beim Tragen des Korsetts wirksam ist. Dieses
Korsett hat keine Wirkung im Hinblick auf die Wirbelsäule
stabilisierende und potentiell schmerzpräventive Wiederherstellung
der Lendenlordose.
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Es
ist Aufgabe der im Folgenden beschriebenen Erfindung, ein Korsett
und ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen, die für
einen Benutzer im Alltag angenehm zur Behandlung seiner Leiden anzuwenden
sind.
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Erfindungsgemäß wird
die Aufgabe bei einem Korsett dadurch gelöst, dass die
Bänder an einer Fixierplatte befestigt sind, die entsprechend
der physiologischen Einstellung der Lende gebogen und deren Länge
an die Längserstreckung der Lendenwirbelsäule
angepasst ist.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Korsett wird ein 3-Punkte-Drucksystem
zur Wiederherstellung einer physiologischen Lordose (Lendenhohlwölbung)
zur Schmerzbekämpfung bereitgestellt, das aufgrund seiner
speziellen Ausgestaltung mit der relativ kleinen Fixierplatte und
den daran befestigten Bändern relativ unauffällig
für einen Benutzer unter seiner üblichen Kleidung
zu tragen ist. Die Fixierplatte ist als dorsales Fixationsteil ausgebildet,
an dem variabel Bänder in Schlaufen angebracht werden können.
Die Biegung der Fixierplatte, die im Übrigen eine beliebige
Formgebung aufweisen kann, entsprechend der physiologischen Einstellung
der Lende dient der Wiederherstellung der Lendenlordose.
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Um
die Körperhaltung des Benutzers des Korsetts wirksam zu
beeinflussen, weist die Fixierplatte mehrere entlang ihrer Längsachse
spiegelsymmetrisch angeordnete Befestigungsstellen für
die Bänder auf. An den Befestigungsstellen werden die Bänder
beispielsweise eingehängt oder endseitig festgelegt und
schlaufenförmig um entsprechende Körperteile des
Benutzers geführt. Zweckmäßigerweise
sind die Befestigungsstellen als Druckknöpfe, Laschen,
Umlenkrollen oder Schlitze zum Einhängen der Bänder
ausgebildet. Selbstverständlich sind weitere Arten der
Befestigung der Bänder an der Fixierplatte möglich
und nicht auf die beschriebenen Beispiele begrenzt.
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Um
der Fixierplatte eine erforderliche Stabilität zu verleihen,
ist die Fixierplatte aus Kunststoff oder Metall gefertigt. Bei einer
Fertigung aus Metall wird selbstverständlich ein entsprechend
dünnes Blech gewählt, das beispielsweise mit einem
Stoff oder dergleichen überzogen wird. Selbstverständlich wird
bei einer Kunststoff-Ausführung ein verformbarer Kunststoff,
insbesondere Polyethylen, verwendet, damit eine Anpassung der Fixierplatte an
die benutzerspezifischen Anforderungen mit einfachen Mitteln möglich
ist.
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Zur
Steigerung der Stabilität weist vorzugsweise die Fixierplatte
außenseitig mindestens eine sich längs erstreckende,
insbesondere mittig verlaufende Verstärkungswölbung
auf. Damit ist eine unerwünschte Verformung der Fixierplatte
durch den Benutzer während des Tragens des Korsetts aufgrund der
Verstärkungswölbung, die eine zweckmäßige, insbesondere
leicht herstellbare, versteifende und den Tragekomfort des Korsetts
nicht beeinflussende, Profilierung aufweist, wesentlich erschwert.
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In
Ausgestaltung ist die Fixierplatte in ihrer Längserstreckung
teleskopierbar. Sonach ist eine einfache Anpassung der Fixierplatte
an unterschiedlich große Benutzer sichergestellt.
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Zum
Einhängen bzw. Befestigen der Bänder an der Fixierplatte
weist bevorzugt die Fixierplatte mehrere seitliche Ausleger auf.
Zweckmäßigerweise gehen die Ausleger gegenüberliegend
von der Fixierplatte ab. Nach einer Weiterbildung sind die Ausleger oben,
unten und in der Mitte der Fixierplatte angeordnet. An den Auslegern
im oberen (kranialen) Bereich lässt sich ein quer verlaufendes
subpectorales Band befestigen, das im vorderen Rumpfbereich unterhalb des
Brustmuskels verläuft, den unteren Rippenbogen vorne jedoch
freilassen muss, um die beim Prozess der Relordosierung (Wiederherstellung
des physiologischen Hohlkreuzes) entstehende Massenbewegung des
Rumpfes in diesem Bereich nicht zu blockieren. An den Auslegern
im unteren (kaudalen) Bereich werden durch die jeweilige Leiste
ziehende (inguinale) Bänder befestigt. Durch die mittleren
Ausleger besteht die Möglichkeit der Befestigung weiterer Bänder
in Form von Schlaufen zur Korrektur von Skoliosen unterschiedlicher
Krümmungsmuster.
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Vorzugsweise
sind die Ausleger physiologisch angepasst gebogen. Damit erhöht
sich der Tragekomfort für den Benutzer und es stellt sich
ein gesteigerter Behandlungserfolg ein.
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Zur
Seitenstabilisierung des Benutzers des Korsetts sind die Ausleger
derart gebogen, dass sie seitlich um den Rumpf eines Patienten verlaufen.
Um eine gezielte seitliche Stütze bereitzustellen, können an
der Fixierplatte ein oder mehrere physiologisch angepasst gebogene
Seitenstabilisatoren befestigt werden. Die Seitenstabilisatoren
können, beispielsweise im Bereich der Taille, aber auch
an anderer Stelle, seitlich um den Rumpf herumgeführt werden.
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Um
für die Behandlung nicht benötigte Ausleger bzw.
Seitenstabilisatoren einfach entfernen zu können, sind
vorteilhafterweise die Ausleger und/oder der Seitenstabilisator
lösbar an der Fixierplatte befestigt. Für die
Schaffung einer gezielten Führung der Bänder sind
nach Notwendigkeit bevorzugt an den Auslegern und/oder dem Seitenstabilisator
und/oder der Fixierplatte starre Elemente zur Führung des
jeweils zugeordneten Bandes in jedweder Ausrichtung anordenbar.
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Zur
Erzeugung eines für die Behandlung benötigten
Druckes bestehen die Bänder aus einem elastischen, halbelastischen
oder unelastischen Material. Bei den Bändern kann es sich
beispielsweise um so genannte Gymnastikbänder handeln,
die im Handel verfügbar und nach entsprechenden Änderungen
im Zusammenhang mit dem Korsett verwendbar sind. Selbstverständlich
sind auch nicht dehnbare oder nur begrenzt dehnbare Gurte verwendbar. Bevorzugt
sind die Bänder in ihrer Länge einstellbar.
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Die
Aufgabe wird bei einem Verfahren zur Relordosierung der Lendenwirbelsäule
mit einem Korsett dadurch gelöst, dass drei Bänder
derart vorgespannt an einer Fixierplatte befestigt werden, dass eines
der Bänder ausgehend von der Fixierplatte unterhalb des
Brustmuskels (subpectoral) quer verläuft und zwei Bänder
jeweils durch die zugehörige Leiste (inguinal) verlaufen.
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Die
Anordnung der Bänder erlaubt dem Benutzer des Korsetts
eine große Bewegungsfreiheit in seinem Alltag, womit eine
Steigerung der Akzeptanz für das Korsett einhergeht. Das
subpectorale Band muss im vorderen Rumpfbereich unterhalb des Brustmuskels
verlaufen und den unteren Rippenbogen vorne freilassen, um die beim
Prozess der Relordosierung (Wiederherstellung des physiologischen Hohlkreuzes)
entstehende Massenbewegung des Rumpfes in diesem Bereich nicht zu
blockieren.
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Alternativ
wird die Aufgabe bei einem Verfahren zur Korrektur einer Thorakalskoliose
mit einem Korsett dadurch gelöst, dass vier Bänder
derart vorgespannt an einer Fixierplatte befestigt werden, dass eines
der Bänder ausgehend von der Fixierplatte unterhalb des
Brustmuskels (subpectoral) quer verläuft, zwei Bänder
jeweils durch die zugehörige Leiste (inguinal) verlaufen
und ein Band über die Schulter verläuft.
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Es
kann ein Band über die linke oder die rechte Schulter verlaufend
angeordnet werden, in Abhängigkeit davon, ob eine rechts-
oder linksthorakale Skoliose zu behandeln ist.
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Weiterhin
wird die Aufgabe alternativ bei einem Verfahren zur Korrektur einer
Lumbalskoliose mit einem Korsett dadurch gelöst, dass eines
der Bänder ausgehend von der Fixierplatte unterhalb des Brustmuskels
(subpectoral) quer verläuft, zwei Bänder jeweils
durch die zugehörige Leiste (inguinal) verlaufen und ein
Band von seitlich kommend unterhalb der entsprechenden Seite des
Gesäßes zwischen den Beinen verläuft
und damit die bei diesen Krümmungen hervorstehende Hüfte
auf die Gegenseite zieht.
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Das
zwischen den Beinen unterhalb des Gesäßes verlaufende,
die Hüfte korrigierende Band kann in Abhängigkeit
von der erforderlichen Korrekturrichtung rechts- oder linksseitig
angeordnet sein.
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Sämtliche
Bänder können an Befestigungsstellen in verschiedenen
Höhen angeordnet werden, um unterschiedliche Korrekturrichtungen
zu erzielen.
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Es
versteht sich, dass die vorstehend genannten und nachstehend noch
zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen
Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen verwendbar sind.
Der Rahmen der Erfindung ist nur durch die Ansprüche definiert.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand zweier Ausführungsbeispiele
unter Bezugnahme auf die zugehörigen Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigt:
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1 eine
Vorderansicht einer Fixierplatte eines erfindungsgemäßen
Korsetts,
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2 eine
schematische Seitenansicht der Fixierplatte nach 1,
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3 eine
Vorderansicht der Fixierplatte nach 1 mit daran
festgelegten Bändern und
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4 eine
Vorderansicht der Fixierplatte des Korsetts nach 1 in
alternativer Ausgestaltung.
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Das
Korsett umfasst eine entsprechend der physiologischen Einstellung
der Lende gebogene Fixierplatte 1, deren Länge
an die Längserstreckung der Lendenwirbelsäule
angepasst ist, die variabel abgepolstert werden kann und an der
mehrere Bänder 2 befestigt sind. Zur Festlegung
der Bänder 2 weist die aus Kunststoff oder Metall
bestehende Fixierplatte 1 mehrere entlang ihrer Längsachse
spiegelsymmetrisch angeordnete Befestigungsstellen 3 auf,
die im vorliegenden Fall als Druckknöpfe ausgeführt
und im Bereich seitlicher Ausleger 4 angeordnet sind. Die Ausleger 4 gehen
gegenüberliegend von der Fixierplatte 1 ab und
sind oben, unten und in der Mitte der Fixierplatte 1 ausgebildet.
Mittig ist außenseitig an der Fixierplatte 1 eine
sich längs erstreckende Verstärkungswölbung 5 vorgesehen.
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Nach 3 sind
drei Bänder 2 derart an der Fixierplatte 1 befestigt,
dass eines der Bänder 2 unterhalb des Brustmuskels
(subpectoral) quer verläuft und zwei Bänder 2 jeweils
durch die zugehörige Leiste (inguinal) verlaufen.
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Zur
seitlichen Stütze ist an der Fixierplatte 1 über
entsprechende Befestigungsstellen 3 ein Seitenstabilisator 6 lösbar
befestigt, der im Bereich der Taille in einer physiologisch angepassten
Biegung in diesem Falle im wesentlichen senkrecht zur Längserstreckung
der Fixierplatte 1 verläuft.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 2921015
C2 [0002]
- - DE 3622265 A1 [0002]
- - EP 1604624 B1 [0006]