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Die Erfindung betrifft ein freitragendes Lehrgerüst für Bogentragwerke, insbesondere für
Massivbogenbrücken, bestehend aus einer Mehrzahl von aus Bretterbündeln gebildeten Gurten, die mittels Druckstreben voneinander distanziert und mittels Zugstangen, welche an den jeweiligen
Aussenseiten von zwei ein Stockwerk bildenden Gurten angeordneten Stahlschuhen angreifen, mit- einander verbunden sind.
Die Herstellung von weitgespannten Stahlbeton-Bogenbrücken mit grösseren Spannweiten als solchen, die bisher erreichbar sind, hängt davon ab, dass es gelingt, eine technisch-wirtschaft- liche Lösung für die Errichtung des hiefür notwendigen Lehrgerüstes zu finden. Je grösser die
Bogenspannweite ist, desto massgeblicher ist die wirtschaftliche Bedeutung der Gerüstherstellung und desto schwieriger ist es, eine Lösung für die Gerüstherstellung zu finden. Von den bisher bekannten Gerüsten können bei grossen Spannweiten nur freitragende Lehrgerüste verwendet wer- den.
Mit den bisher bekannten freitragenden Lehrgerüsten, die aus Brettergurten gefertigt sind, konnten auf Grund einer wegen der auftretenden Knotenmomente systemgemäss notwendigen Über- dimensionierung Spannweiten bis zu 200 m bewältigt werden. Je grösser jedoch die ausführende Bogenspannweite ist, desto grösser sind die vom Lehrgerüst aufzunehmenden äusseren Lasten und somit auch die dem System entsprechenden inneren Kräfte und Spannungen. Wenngleich bei kleineren
Gerüsten die bisher gehandhabte und auch notwendige Überdimensionierung wirtschaftlich nicht von grosser Bedeutung ist, ist mit zunehmender Spannweite eine Überdimensionierung zur Aufnahme der durch die Exzentrizitäten verursachten Knotenmomente bzw. Zusatz- und Nebenspannungen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch statisch nicht mehr tragbar.
Es ist ein Lehrgerüst bekannt, bei dem die Bretterbündelgurte durch ein Stahlrohrgerüst, das eine bestimmte Stockwerksanzahl umfasst, zusammengehalten werden. Dieses System hat sich jedoch deshalb nicht bewährt, weil die einzelnen Stahlrohre des Gerüstes durch die während der Belastung auftretenden Verformungen verformt werden, wodurch eine nochmalige Verwendung der Rohre nur in geringem Masse möglich ist. Zudem sind die zur Verbindung der Stahlrohre verwendeten Rohrkupplungen zur Aufnahme der aus den Gerüstverformungen entstehenden Zusatzkräfte nicht geeignet. Schliesslich kann der Aufbau eines solchen Gerüstes deshalb nicht geschossweise vorgenommen werden, da durch die gewählte Geschossanzahl die Länge der Stahlrohre und damit der in einem Zug durchzuführende Aufbau aller Geschosse bereits festgelegt ist.
Weiters ist aus der AT-PS Nr. 182227 ein freitragendes Lehrgerüst bekannt, bei dem die Gurte aus zusammengepressten Bretterbündeln mit dazwischen angeordneten Distanzierungselementen und ausserhalb der Bretterbündel verlaufenden Zugstangen gebildet sind. Dabei verlaufen die Spannstangen in der Nähe der Distanzierungselemente. Da sie sich jedoch nicht in den Schnittpunkten des statischen Systems kreuzen, treten Exzentrizitäten mit Zusatz- und Nebenspannungen auf. Um Verformungen zu verhindern, müssen deshalb die Gurte und Streben überdimensioniert werden.
Aus der DE-PS Nr. 1129982 ist ein Lehrgerüst bekannt, das ebenfalls aus aus Bretterbündeln gebildeten Gurten, Druckstreben und Zugstangen gefertigt ist. Bei diesem Lehrgerüst werden sowohl die Zug- als auch die Druckkräfte von Stahlrohren übernommen, welche vom obersten bis zum untersten Gurt in einer Länge durchlaufen. An diesen Stahlrohren sind Rohrschellen, die mit einem kurzen Querträger verbunden sind, so angebracht, dass nur die Bretterbündelgurte in sich gepresst sind, wobei die Kupplungen diese Presskräfte auf das kurze Teilstück der Stahlrohre übertragen, welches sich im Bereich der Gurtstärke zwischen diesen Kupplungen befindet.
Gegenüber dem erfindungsgemässen Lehrgerüst weist dieses Lehrgerüst einen andern Aufbau und eine vollständig andere Wirkungsweise auf. Dieses bekannte Lehrgerüst ist unter anderem insoferne nachteilig, als bei der Aufbringung von Lasten eine Verbiegung der diagonalen, über mehrere Geschosse durchgehenden Stahlrohre bedingt wird, weswegen diese Stahlrohre für die Errichtung eines andern Lehrgerüstes nicht wiederverwendet werden können.
Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, dass zusätzliche Spannungen und dadurch verursachte Verformungen dann vermieden werden können, wenn sich die Achsen der einen Knoten bildenden Druckstreben und Zugstangen genau in den Achsen der Gurte schneiden. Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, konstruktive Massnahmen vorzusehen, durch welche diese Auf-
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gabe gelöst werden kann.
Dies wird erfindungsgemäss dadurch erzielt, dass in den Bereichen der durch die Gurte,. die Druckstreben und die Zugstangen gebildeten Knoten sowohl an die Innen- seiten als auch an die Aussenseiten der jeweils ein Stockwerk bildenden Gurte Doppelkeile an- liegen, an deren Schrägflächen, die mit der Grundfläche einen Winkel zwischen 20 bis 400 ein- schliessen, Stahlschuhe angeordnet sind, auf die die Druckstreben auflagern bzw. an denen die
Zugstangen angreifen.
Vorzugsweise sind die Zugstangen durch die Druckstreben seitlich umschliessende Bügel ge- bildet. Die Doppelkeile können einen trapezförmigen Querschnitt aufweisen. Nach einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel weisen die Stahlschuhe einen U-förmigen Querschnitt auf, wobei deren Steg an einer der Schrägflächen der Doppelkeile anliegt und deren Schenkel den Endbereich der Druckstreben umschliessen. Die Schrägflächen der Doppelkeile können mit den Grundflächen einen Winkel von 300 einschliessen.
Die Erfindung ist nachstehend an Hand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungs- beispieles näher erläutert. Es zeigen : Fig. 1 eine Seitenansicht eines Teiles eines viergeschossigen
Lehrgerüstes, Fig. 2 den Querschnitt durch ein Lehrgerüst, welches aus drei im Abstand neben- einander liegenden Bindern, welche miteinander zu einem räumlichen Tragwerk verbunden sind, besteht, Fig. 3 die Detailansicht eines einzigen Bindergeschosses in vergrössertem Massstab und Fig. 4 ein Geschoss mit den Querverbänden in axonometrischer Darstellung.
Die hauptsächlichen Tragelemente des Lehrgerüstes sind Bretterbündel, deren Bretter mit- einander nicht fest verbunden, sondern nur zusammengespannt sind und daher immer wieder auch in andern Kombinationen verwendbar sind. Je zwei Bretterbündel sind durch Druckstreben --3--, die sich auf Doppelkeile-Z-stützen, voneinander distanziert und durch Zugstangen --5-- mit Spannschlössern --5a-- zusammengespannt. Auf die beiden Schrägflächen der Doppelkeile --2-- sind ein U-Profil aufweisende Stahlschuhe --4-- aufgelegt, auf welche sich die Druckstreben --3-- stützen.
Je zwei Zugstangen --5-- sind durch einen quer hiezu liegenden Steg zu einem U-förmigen Bügel zusammengefasst, wobei der Steg ebenfalls auf dem 8tahlschuh --4-- aufruht. Die Achsen der Druckstreben --3-- und der Zugstangen --5-- sind im gezeichneten Ausführungsbeispiel um einen Winkel von 20 zur Lotrechten auf die Bretterbündel-l-geneigt und kreuzen sich in der Mitte der Bretterbündel. Auf diese Weise ergibt sich, dass die Achsen der Druckstreben --3-- und die Resultierenden der in den Zugstangen wirkenden Zugkräfte sich in den Knotenpunkten des statischen Systems des auszuführenden Fachwerkes kreuzen.
Zur erforderlichen Verbindung zweier oder mehrerer Binder des Lehrgerüstes dienen Quer- träger --6-- aus gelochten Vierkantrohren, die paarweise an der Oberseite und Unterseite jedes Gerüstes in vorgegebenen Abständen angeordnet und miteinander durch Schrauben --7-- verbunden sind. Ferner sind je zwei zu einem Geschoss gehörige Binderteile zur Versteifung durch diagonale Gerüstrohre --8--, die in Querebenen liegen, und weiters durch räumlich diagonale Gerüstrohre --9-- miteinander verbunden. Sie sind hiefür mittels Drehkupplungen --10--, die aus zwei miteinander gelenkig verbundenen Klemmschellen bestehen, mit den Querträgern verbunden. Auf dem obersten Bretterbündel des Lehrgerüstes ist die bogenförmige Schalung --11-- für die Herstellung des Betonbogens angeordnet.
Zum Zusammenbau dieses Lehrgerüstes werden die einzelnen Binder in ihrer gesamten Länge oder in Teilen an einer geeigneten Vormontagestelle zusammengespannt und durch Transportvorrichtungen, z. B. Kräne, angehoben, in die vorgesehene Einbaustelle eingefahren und aufgesetzt bzw. bei in Abschnitten unterteilten Bindern zu ganzen Bindern verbunden. Sodann werden die Binder mittels der Quer- und Diagonalstreben zum tragfähigen räumlichen Lehrgerüst zusammengebaut. Mit einem solchen, aus Bindern mit nur den untersten Stockwerken hergestellten Lehrgerüst werden dann die bei grösseren Spannweiten erforderlichen weiteren Bindergeschosse stockwerkweise aus den Einzelteilen, wie Brettern, Streben, Schliessen, Keilen und Schuhen oder ganzen Geschossteilen an Ort und Stelle zusammengespannt und räumlich verbunden.
Die Gurtenenden werden zweckmässig im Kämpfer einbetoniert. Es ist aber auch vorteilhaft, die Gurtenden auf Stahlschuhen aufsitzen zu lassen, weil dann mittels dieser das ganze Lehrgerüst seitlich ausgefahren, abgesenkt, angehoben und so verschoben werden kann, um es in einer neuen Lage für die Herstellung weiterer Bogen wieder zu verwenden.