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Verfahren zur Bekämpfung von Pilzen und Mikroorganismen
Die Erfindung betrifft Verfahren zum Schutz von landwirtschaftlichen Produkten und organisches
Material enthaltenden Stoffen und Gegenständen, z. B. Geweben, Anstrichmitteln, Kunststoffen und
Detergentien, gegen den Angriff durch Mikroorganismen.
Der Ausdruck "fungizid", wie er hier gebraucht wird, bezieht sich nicht nur auf ein Mittel mit dem i Vermögen, Pilze zu zerstören, sondern auch mit dem Vermögen, die Entwicklung der Sporen der Pilze zu inhibieren.
Es ist allgemein bekannt, dass fungitoxische Mittel gewöhnlich gegen mehrere spezifische, jedoch zahlenmässig begrenzte pathogene Mikroorganismen wirksam sind. In der Regel beschränkt sich ihre
Wirkung auf pathogene Organismen, die einer auf KrankheitssymptomenberuhendenPseudoklassifikation entsprechen. Beispielsweise sind einige fungitoxische Mittel gegen die Erreger einer Krankheit wirksam, die sich in Flecken oder Faulstellen auf Blättern und Stielen zu erkennen gibt. Andere wirken gegen
Mikroorganismen, die die sogenannte Fleckenkrankheit, den Fruchtschorf, den Stielkrebs oder-rost oder ein Absterben hervorrufen. Wieder andere sind gegen Mehltau wirksam.
Es ist jedoch noch kein befrie- digendes nicht phytotoxisches organisches Mittel mit fungitoxischer Wirksamkeit entwickelt worden, mit dem man sowohl Mehltau als auch eine Reihe anderer pathogener Organismen wirksam bekämpfen oder beseitigen kann. Durch die Schaffung eines Breitspektrumfungizids würde daher ein seit langem emp- fundener Mangel behoben werden.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass Dicyanbenzylbenzoat zur Bekämpfung von Pulver- mehltau- und von Flaummehltauarten sowie zur Bekämpfung der Fleckenkrankheit, z. B. der Gurken- anthracnose, eingesetzt werden kann. Auch die Erreger anderer Krankheiten, z. B. von Apfelschorf, To- matentrockenfäule, Pfirsichbraunfäule oder der Kleeblattfleckenkrankheit können damit bekämpft wer- den.
Bei den erfindungsgemässen Verfahren werden Mittel verwendet, die Dicyanbenzylbenzoat in wirk- samen Mengen enthalten und die einzigartige fungizide und bakterizide Eigenschaften aufweisen. Sol- che Mittel sind besonders wirksam zur Verhütung und zum Inhibieren von Pilzwachstum. z. B. des Wachs- tums von Mehltauarten auf Saatgut, Böden, Pflanzen, Früchten, Baumwolle und Holz.
Das erfindungsgemäss als Wirkstoff verwendete Dicyanbenzylbenzoat hat folgende Struktur :
EMI1.1
Diese Verbindung wurde von Diels und Mitarbeitern hergestellt (Berichte. Band 41, S. 1893). Die erfindungsgemäss anzuwendenden fungiziden und bakteriziden Mittel mit breitem Wirkungsspek-
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trum können entweder als Suspensionen in einem geeigneten flüssigen Träger oder als Stäube oder benetz- bare Pulver hergestellt werden. Suspensionen oder Dispersionen des Dicyanbenzylbenzoats in einem flüs- sigen nichtlösenden Trägerstoff, z. B. Wasser, lassen sich mit Vorteil zur Behandlung des Laubes von
Pflanzen anwenden.
Es hat sich gezeigt, dass es zur Erzielung eines möglichst hohen Schutzes von Früchten, Saatgut,
Knollen u. a. organischen Stoffen während der Lagerung vorteilhaft ist, eine Lösung von Dicyanbenzyl- benzoat in Öl, die dann in Wasser emulgiert wird, zu verwenden. Die als Lösungsmittel für den Wirk- stoff verwendbaren Öle sind Kohlenwasserstoffe, z. B. Benzol und Toluol, halogenierte Kohlenwasser- stoffe, wie Chlorbenzol, Chloroform, Fluortrichlormethan und Dichlordifluormethan u. ähnl. Stoffe.
Man kann aber auch die gemäss der Erfindung anzuwendenden Mittel als Aerosole auf Laub aufbrin- gen. Lösungen für die Aerosolbehandlung werden durch Lösen des Wirkstoffs entweder direkt in einem stark flüchtigen flüssigen Träger, wie Trifluormethan, oder in einem weniger flüchtigen Lösungsmittel, wie Benzol, und anschliessendes Vermischen dieser Lösung mit dem stark flüchtigen flüssigen Aerosol- träger hergestellt.
Stäube können durch Vermischen von Dicyanbenzylbenzoat mit verstäubbaren Stoffen, z. B. Tonen,
Bentonit, Bimsstein, Fullererde, Pyrophyllit, hergestellt werden. So kann man beispielsweise Saatgut gegen dafür schädliche Bodenorganismen dadurch schützen, dass man den Wirkstoff mit einem festen
Träger kombiniert und das so erhaltene Mittel mit dem Saatgut beispielsweise durch Taumeln oder in einer rotierenden Vorrichtung vermischt.
Der Wirkstoff ist in einem weiten Konzentrationsbereich anwendbar. Beispielsweise kann man etwa
0, 0001-10 Gew. -% Dicyanbenzylbenzoat, bezogen auf das Gewicht der inerten Zusätze in Verbindung mit einem inerten Träger oder Verdünnungsmittel anwenden. Es wurde jedoch gefunden, dass für die
Zubereitung von wässerigen Disperionen 0, 01-1, 0% des Wirkstoffs ausreichend sind. Im Fall von Stäu- bemitteln ist ein Wirkstoffgehalt von 5% in den meisten Anwendungsfällen gut wirksam.
Wässerige Suspensionen des Wirkstoffs können ein dafür geeignetes Dispergiermittel enthalten. Zur
Herstellung solcher Dispersionen können beliebige im Handel erhältliche Dispergier- oder oberflächen- aktive Mittel verwendet werden. Beispiele für solche Dispergiermittel sind die Fettsäureester von mehr- wertigen Alkoholen, wie"Span", das Natriumsalz desSulfobemsteinsäuredioctylester, wie"Aerosol OT", und die Alkylarylpolyätheralkohole. 1-5 Teile Dispergiermittel je 100 Teile Fungizid entsprechen einem in der Regel befriedigenden Bereich.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung, ohne sie zu beschränken. Teile beziehen sich auf das Gewicht, wenn nichts anderes angegeben ist.
Beispiel l : Die Fungitoxizität des Wirkstoffs Dicyanbenzylbenzoat wird durch die im folgenden beschriebene standardisierte Sporenkeimungsmethode nachgewiesen. Zur Prüfung werden verwendet :
Monilinia fructicola (Wint. ) Honey und Stemphylium sarcinaeforme (Cav,) Wiltshire. Eine standardi- sierte Sporen- (Conidien-) Suspension jedes Organismus wird in eine wässerige Lösung des Wirkstoffs aus einer Reihe mit abgestuften Konzentrationen eingebracht. Nach 24stündiger Inkubation bei 240C wer- den die Ergebnisse festgestellt.
Die dabei erhaltenen Werte sind in der folgenden Tabelle I als der Prozentsatz der Sporen angege- ben, die nicht gekeimt haben.
Tabelle I
EMI2.1
<tb>
<tb> Organismus <SEP> DCBB <SEP> ) <SEP> Inhibierung <SEP> der <SEP> Keimbildung
<tb> ppm <SEP> %
<tb> M. <SEP> fructicola <SEP> 100 <SEP> 100
<tb> 10 <SEP> 100
<tb> 1 <SEP> 25
<tb> S. <SEP> sarcinaeforme <SEP> 100 <SEP> 100
<tb> 10 <SEP> 25
<tb>
*) Dicyanbenzylbenzoat
Beispiel 2 : Die Wirksamkeit vonDicyanbenzylbenzoat zur BekämpfungvonPflanzenkrankheiten wird am Apfelschorf [der durchVenturia inaequalis (Cooke) Wint. verursacht wird] und am Apfelpulver-
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mehltau Podosphaera leucotricha (Ell. et Everh.) Salm. veranschaulicht.
Etwa 20 cm hohe Apfelstecklinge werden so ausgewählt, dass sie einander möglichst gleich sind.
Die einzelnen Pflanzen werden bis zum Abtropfen von Hand mit hinsichtlich ihrer Konzentration abge- stuften Lösungen von Dicyanbenzylbenzoat in einem Gemisch aus 50 Teilen Aceton und 50 Teilen Wasser besprüht. Nach dem Trocknen der aufgebrachten Sprühung werden die Pflanzen gleichmässig mit den zu prüfenden pathogenen Organismen inokuliert. Die inokulierten Pflanzen werden 96 h bei21 C und 1. 00% relativer Feuchtigkeit inkubiert. Danach werden die Pflanzen in einem Gewächshaus gehalten.
Die etwa 14 Tage nach der Behandlung festgestellten Daten sind in der folgenden Tabelle 11 zusammen- gestellt :
Tabelle II
EMI3.1
<tb>
<tb> Konz. <SEP> g/l <SEP> Krankheitserscheinungen <SEP> a)
<tb> Schorf <SEP> Mehltau
<tb> Dicyanbenzylbenzoat <SEP> 1,2 <SEP> 5 <SEP> 5
<tb> 0, <SEP> 6 <SEP> 5 <SEP> 5
<tb> Aceton/Wasser-Gemisch <SEP> (Kontrolle) <SEP> - <SEP> 1 <SEP> 1 <SEP>
<tb>
a) Krankheitserscheinungen
5 = völlige Bekämpfung, keine Krankheitserscheinungen auf behandeltem Laub
4 = Krankheitserscheinungen in Spuren
3 = geringe Krankheitserscheinungen
2 = mässige Krankheitserscheinungen
1 = schwere Krankheitserscheinungen, keine Hemmung Beispiele 3 :
Die Wirksamkeit von Dicyanbenzylbenzoat als solchem und in Form von Zuberei- tungen bei der Bekämpfung vonpflanzenkrankheiten wird am Beispiel der Bekämpfung der Gurkenanthrac- nose verursacht durch Colletotrichum lagenarium (Pass.) EU. et Halst. ] und der Tomatentrockenfäule verursacht durch Phytophthora infestans (Mont.) DBy.] nachgewiesen.
Gurkenstecklinge mit zwei ausgebreiteten Blättern und Tomatenstecklinge mit einer Höhe von 12,6 bis 15, 2 cm werden bis zum Abtropfen mit Lösungen oder Suspensionen von Dicyanbenzylbenzoat in abgestuften Konzentrationen besprüht. Bei der Prüfung wird Mangan- (II)-äthylenbis-dithiocarbaminat (Maneb) als Standard verwendet. Nach dem Trocknen der aufgebrachten Sprühung werden die Pflanzen gleichmässig mit den zu prüfenden pathogenen Organismen inokuliert und 48 h bei 16, 70C und 100% relativer Feuchtigkeit inkubiert. Die erhaltenen Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt :
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Tabelle III
EMI4.1
<tb>
<tb> Behandlung <SEP> Krankheitsbekämpfungsindex <SEP> d)
<tb> Dicyanbenzylbenzoat <SEP> Konz.
<tb>
Formulierung <SEP> (ppm) <SEP> Gurkenanthracnose <SEP> Tomatentrockenfäule
<tb> Benetzbares <SEP> Pulver <SEP> a) <SEP> 500 <SEP> 5 <SEP> 4
<tb> 100 <SEP> 5 <SEP> 4
<tb> 50 <SEP> 5 <SEP> 4
<tb> 25 <SEP> 5 <SEP> 4 <SEP>
<tb> Flüssiges <SEP> Konzentrat) <SEP> 500 <SEP> 5 <SEP> 4
<tb> 100 <SEP> 5 <SEP> 4
<tb> 50 <SEP> 5 <SEP> 4
<tb> 25 <SEP> 4 <SEP> 4
<tb> Wirkstoff <SEP> c) <SEP> 500 <SEP> 5 <SEP> 4 <SEP>
<tb> 100 <SEP> 5 <SEP> 4
<tb> 50 <SEP> 4 <SEP> 3
<tb> 25 <SEP> 3 <SEP> 2
<tb> a) <SEP> Luftgemahlenes <SEP> 50% <SEP> igues <SEP> benetzbares <SEP> Pulver
<tb> 50% <SEP> DCBB <SEP> *) <SEP>
<tb> 49% <SEP> Kaolinit <SEP> 41
<tb> 1% <SEP> Aerosol <SEP> OTB <SEP> (Natriumsalz <SEP> von <SEP> Dioctylsulfosuccinat)
<tb> b) <SEP> Flüssiges <SEP> Konzentrat
<tb> 23% <SEP> DCBB <SEP> *) <SEP> (= <SEP> 240 <SEP> g/l)
<tb> 50% <SEP> N-Methyl-2-pyrrolidon
<tb> 21% <SEP> Panasol <SEP> AN-3 <SEP> (hochsiedender <SEP> aromatischer <SEP> Kohlenwasserstoff <SEP> ; <SEP> Warenzeichen <SEP> der
<tb> Amoco <SEP> Chemical <SEP> Co., <SEP> Chicago, <SEP> 111.)
<tb> 6% <SEP> Toximul <SEP> R <SEP> (anionisch-nichtionische <SEP> Mischung <SEP> von <SEP> Calcium- <SEP> Dodecylbenzol- <SEP>
<tb> sulfonat <SEP> und <SEP> äthoxyliertem <SEP> Alkylphenol <SEP> ;
<SEP> Warenzeichen <SEP> der
<tb> Stepan <SEP> Chemical <SEP> Co., <SEP> Chicago, <SEP> Ill.)
<tb> c) <SEP> In <SEP> 50% <SEP> Aceton-50% <SEP> Wasser <SEP> gelöst
<tb> *) <SEP> Dicyanbenzylbenzoat
<tb> d) <SEP> Krankheitsbekämpfungsindex
<tb> 5 <SEP> = <SEP> bei <SEP> der <SEP> Konzentration <SEP> von <SEP> 100 <SEP> ppm <SEP> genauso <SEP> gut <SEP> wie <SEP> oder <SEP> besser <SEP> als <SEP> Maneb
<tb> 4 <SEP> = <SEP> bei <SEP> der <SEP> Konzentration <SEP> von <SEP> 50 <SEP> ppm <SEP> genauso <SEP> gut <SEP> wie <SEP> oder <SEP> besser <SEP> als <SEP> Maneb,
<tb> jedoch <SEP> nicht <SEP> so <SEP> gut <SEP> wie <SEP> Maneb <SEP> bei <SEP> der <SEP> Konzentration <SEP> von <SEP> 100 <SEP> ppm
<tb> 3 <SEP> = <SEP> mässige <SEP> Bekämpfung <SEP> der <SEP> Krankheit,
<SEP> nicht <SEP> so <SEP> gut <SEP> wie <SEP> Maneb <SEP> bei <SEP> der <SEP> Konzentration <SEP> von <SEP> 50 <SEP> ppm
<tb> 2 <SEP> = <SEP> schwache <SEP> Bekämpfung <SEP> der <SEP> Krankheit
<tb> 1 <SEP> = <SEP> keine <SEP> merkliche <SEP> Bekämpfung <SEP> der <SEP> Krankheit
<tb>
EMI4.2
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Tabelle IV
EMI5.1
<tb>
<tb> Test-Bakterium <SEP> Aktivität <SEP> a)
<tb> DCBB <SEP> *) <SEP> Konz. <SEP> in <SEP> ppm
<tb> 1000 <SEP> 500 <SEP> 250 <SEP> 125 <SEP>
<tb> P. <SEP> aeruginosa <SEP> + <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 0
<tb> S. <SEP> gallinarum <SEP> + <SEP> + <SEP> 0 <SEP> 0
<tb> S. <SEP> pyogenes <SEP> aureus <SEP> + <SEP> + <SEP> + <SEP> + <SEP>
<tb>
a) inaktiv = 0 aktiv = + *) Dicyanbenzylbenzoat
PATENTANSPRÜCHE :
1.
Verfahren zur Bekämpfung von Pilzen und Mikroorganismen zum Schutz gegen den Angriff oder zur Zerstörung solcher Organismen auf dem Angriff ausgesetzten Flächen oder Stoffen, insbesondere auf Pflanzen, Stoffen pflanzlicher Herkunft und organischen Stoffen und Gegenständen, dadurch ge- kennzeichnet, dass man eine wirksame Menge Dicyanbenzylbenzoat, wenn gewünscht in Kombination mit einem inerten Träger oder Verdünnungsmittel, auf die einem Angriff ausgesetzten Flächen oder Stoffe anwendet.