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Mittel zur Bekämpfung von Krankheitserregern bei Pflanzen Die Erfindung
bezieht sich auf die Verwendung von Gemischen bestimmter Antibiotika zur Bekämpfung
von Krankheitserregern bei Pflanzen.
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Es wurde gefunden, daß Gemische zweier Antibiotika aus der Gruppe
des Streptomycins und Tetracyclins außerordentlich wirksam sind zur Verhinderung
des Wachstums von Haupt- und Nebeninfektionen hervorrufenden Mikroorganismen und
zur Verminderung der Neigung zur Entwicklung resistenter Stämme, besonders von Organismen
der Gattungen Pseudomonas, Proteus, Erwinia und Xanthomonas.
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Die Gattung Pseudomonas umfaßt kurze gramnegative Bakterien, die gewöhnlich
im Erdboden und im Wasser, vor allem im Schmutzwasser und in Abwässern auftreten
und die beim Wachsen ein wasserlösliches, grünes, blaues oder gelbgrünes Pigment
erzeugen, das sich im Wachstumsmedium verteilt. Einige Arten dieser Gattung, z.
B. Pseudomonas aeroginosa, sind oft infektiöse Krankheitserreger der obenerwähnten
Art mit Nebeninfektionen. Pseudomonas äeruginosa, der oft als Erreger menschlicher
Krankheiten betrachtet wird, wird auch als identisch mit Pseudomonas polycolor,
einem Erreger von Pflanzenkrankheiten, angesehen (Elrod und Braun, Jour. Bact. qq.,
1942, S.633). Dieser Organismus greift Tabakpflanzen der Art Nicotiana tabacum an,
wobei er Blattflecken und -krankheiten und ein Faulen der jungen Setzlinge verursacht
(Elliott, Manual of
Bakterial Plant Pathogens, 1951, S. 8i). Eine
andere Art, Pseudomonas phaseolicola, verursacht das Entstehen von Kranzflecken
oder Kranzmehltau der Bohnen, wodurch ein Verwelken eines Teils oder der gesamten
Pflanze und/oder wassergetränkte Blattveränderungen oder Blattflecken entstehen.
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Die Gattung Proteus umfaßt höchst bewegliche gramnegative Bakterien,
die meist in Eingeweiden und verwesenden organischen Stoffen angetroffen werden.
Diese Bakterien bilden Amöbenkolonien, zersetzen Proteine und bilden, wenn sie auf
Dextrose und allgemein auf Sucrose, aber nicht auf Lactose wachsen, Gas und Säure.
Proteus vulgaris ist ein typischer infektiöser Organismus, gegen welchen die neuen
Gemische hochwirksam sind.
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Die Gattung Erwinia tritt in Form von gramnegativen Stäben auf, die
Erreger von Pflanzenkrankheiten sind und die gewöhnlich die Pflanzengewebe angreifen
und örtliche, krankhafte Veränderungen hervorrufen. Unter anderem verursachen verschiedene
Arten dieser Gattung die Weichfäule von Karotten, Kohl, Sellerie, Gurken, Eierpflanzen
und anderen Gemüsepflanzen, die Fleckenkrankheit der Zitrusfrüchte, die Wurzelfäule
der Baumwolle, die Stammfäule oder Schwarzfuß bei Kartoffeln und das Welken bei
Gurken, Warzenmelonen, Moschusmelonen, Kür= bissen. Die Art Erwinia amylovora ist
besonders verantwortlich für den Mehltau der Apfel- und Birnenblüte und bewirkt
eine allgemein als Feuermehltau bekannte Krankheit. Diese Krankheit befällt auch
Ziergewächse, wie unter anderem blühende Quitte, blühenden Weißdorn, Pyracantha
(Feuerdornbusch) und Bergesche sowie Walnußbäume.
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Die Gattung Xanthomonas ist verantwortlich für Mehltau, Fleckenkrankheit
usw. bei einer beträchtlichen Anzahl von Pflanzen. Xanthomonas phaseoli verursacht
einen bakteriellen Bohnenmehltau, der in den Vereinigten Staaten, in Kanada und
vielen anderen Ländern weitverbreitet ist. Xanthomonas versicatoria ist ebenfalls
ziemlich weitverbreitet und ruft die Bakterienflecken bei Tomaten und Pfeffer hervor.
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Tetracyclin ist ein kürzlich gefundenes Antibiotikum, das durch einen
tetracyclischen, aromatischen Kern gekennzeichnet ist, wie ihn auch Oxytetracyclin
und Chlortetracyclin besitzen. Oxytetracyclin und Chlortetracyclin unterscheiden
sich strukturell voneinander und von Tetracyclin in erster Linie dadurch, daß Oxytetracyclin
eine kernständige Hydroxylgruppe enthält, die weder im Tetracyclin noch im Chlortetracyclin
enthalten ist, während Chlortetracyclin ein kernständiges Chloratom enthält, das
weder im Oxytetracyclin noch im Tetracyclin enthalten ist. Oxytetracychn kann aus
den Stoffwechselprodukten des Streptomyces rimosis gewonnen werden, wie in der USA.-Patentschrift
Nr. 2 gib o8o beschrieben ist, in der das Antibiotikum unter dem geschützten Warenzeichen
»Terramycin« erwähnt ist. Chlortetracyclin kann aus den Stoffwechselprodukten von
Streptomyces aureofaciens gewonnen werden, wie in der USA.-Patentschrift Nr. 2 482
ogg beschrieben ist, in der das Antibiotikum unter dem geschützten Warenzeichen
»Aureomycincc erwähnt ist. Tetracyclin läßt sich leicht durch katalytische Dehalogenierung
von Chloitetracyclin gewinnen. Es kann aber auch unmittelbar durch Gärungsverfahren
aus bestimmten Stämmen von Mikroorganismenarten der Gattung Streptomyces hergestellt
werden.
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In der Beschreibung und in den Ansprüchen bezieht sich der Ausdruck
»ein Antibiotikum aus der Gruppe des Tetracyclins« auf ein Antibiotikum, dessen
chemische Struktur durch einen Tetracyclinkern gekennzeichnet ist, d. h. nicht nur
auf reines oder freies Oxytetracyclin, Chlortetracyclin und Tetracyclin, sondern
auch auf deren antibiotisch aktive Additionsverbindungen, in denen sie angewendet
werden oder angewendet werden können. Zu derartigen Derivaten gehören Calciumchloridkombinationen,
Chlorhydrate, Natrium- und Kaliumsalze, quaternäre Ammoniumsalze u. dgl. Ebenso
bezieht sich der Ausdruck »Oxytetracyclin-Antibiotikum« nicht nur auf freies Oxytetracyclin,
sondern auch, wenn nicht anders angegeben, auf dessen Kombinationsprodukte und/oder
Salze.
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Die Bezeichnung Streptomycin bezieht sich auf ein wohlbekanntes antibiotisches
Stoffwechselprodukt des Streptomyces griseus, eines im Erdboden gewöhnlich anzutreffenden
Mikroorganismus. Dieses Antibiotikum und das Verfahren seiner Herstellung ist in
der Literatur ausführlich beschrieben (siehe z. B. in Waksman, »Microbial Antagonisms
and Antibiotic Substances« New York, The Commonwealth Fund, 1947, S. 193 bis 2oo).
Für die Zwecke der vorliegenden Erfindung bezieht sich der Ausdruck »ein Antibiotikum
aus der Gruppe des Streptomycins« allgemein auf das Streptomycin selbst wie auch
auf seine antibiotisch aktiven Verbindungen und Additionsverbindungen, wie das Sulfat,
Chlorhydrat, die Calciumchloridkomplexverbindung, das Dihydroprodukt, das Dihydrostreptomycin,
das Dihydrostreptomycinsulfat, Chlorhydrat usw. Der Ausdruck »ein Streptomycin-Antibiotikum«
bezieht sich, wenn nicht anders angegeben, auch auf freies Streptomycin, dessen
Verbindungen und/oder Salze.
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Es wurde gefunden, daß Gemische eines streptomycinartigen Antibiotikums
mit einem tetracyclinartigen Antibiotikum außerordentlich wirksam gegen infektiöse
Organismen der oben angegebenen Art sind und vor allem. die Entwicklung resistenter
Stämme verhindern. Solche Gemische enthalten etwa 5 bis 99,5 Gewichtsprozent des
streptomycinartigen Antibiotikums, wobei der Rest aus dem tetracyclinartigen Antibiotikum
besteht. Das streptomycinartige Antibiotikum wird vorteilhaft als Hauptbestandteil
angewendet, während das tetracyclinartige Antibiotikum in Mengen verwendet wird,
die zur Unterdrückung der Entwicklung resistenter Stämme ausreichen. Für diesen
Zweck sind etwa 0,5 bis 25 Gewichtsprozent, vorzugsweise etwa ro Gewichtsprozent,
des tetracyclinartigen Antibiotikums, bezogen auf den Gesamtgehalt des Gemisches
an antibiotischen Mitteln, @ im allgemeinen wirksam. Es können aber auch viel höhere
Mengenverhältnisse als angegeben, je nach den jeweils in Frage kommenden Umständen,
angewendet werden. Die Antibiotika können in reiner oder verdünnter Form oder in
Form der rohen Konzentrate verwendet werden, vorausgesetzt, daß die Menge jedes
einzelnen so
groß ist, daß die angegebenen Mengenverhältnisse der
biologisch aktiven. Stoffe vorliegen. Diese Gemische werden zweckmäßig dadurch erhalten,
daß man ein streptomycinartiges Antibiotikum, das eine Potenz von etwa 3o bis 8oo
y je Milligram Substanz besitzt, mit einem tetracyclinartigen Antibiotikum, dessen
Potenz etwa 3o bis 950 y je Milligram Substanz beträgt, vereinigt. Die Potenz
der Antibiotika läßt sich leicht nach den üblichen chemischen und/oder mikrobiologischen
Analyseverfahren bestimmen.
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Die folgenden Beispiele erläutern die wesentlichen Vorteile der Erfindung,
ohne diese zu beschränken. Beispiel i Ein Stamm Pseudomonas aeruginosa wurde in
Röhren in einer Nährlösung gezüchtet, die Fleischextrakt und Bactopepton enthielt.
Getrennte Teilmengen wurden mit Oxytetracyclin- und Streptomycinmengen einzeln wie
auch mit einem Gemisch behandelt, wobei die Mengen gerade um so viel zu niedrig
gehalten wurden, daß keine vollständige Wachstumshemmung des Mikroorganismus erfolgte
und wobei die Röhren 24 Stunden lang bei 37° inkubiert wurden. Die Antibiotikamengen
wurden festgestellt. Proben der Kultur wurden in ein frisches Medium übertragen,
wobei die Behandlung wiederholt und die Mengen der Antibiotika ebenfalls festgestellt
wurden, die das Wachstum nach dem Übertragen gerade nicht vollständig verhinderte.
Dieses Verfahren wurde bei einigen weiteren Übertragungen wiederholt, wobei die
in jeder Stufe erforderlichen Antibiotikumkonzentrationen festgestellt wurden. Bei
der Verwendung von Oxytetracyclinchlorhydrat als Antibiotikum wurde gefunden, daß
bei der achten Übertragung 140 y/ccm des Antibiotikums erforderlich waren. Bei Streptomycinsulfat
erwies sich nach nur fünf Übertragungen eine Konzentration von Zoo y/ccm als erforderlich.
Jedoch bei Verwendung eines Gemisches, das gleiche Gewichtsmengen Oxytetracyclinchlorhydrat
und Streptomycinsulfat enthielt, genügte nach 15 Übertragungen eine Konzentration
von knapp über 6o y/ccm, um das Wachstum der Pseudomonas-aeruginosa-Abart vollständig
zu verhindern.
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Beispiel 2 Bei Verwendung des gleichen Ausgangsstammes Pseudomonas
aeruginosa wurde gefunden, daß nach elf Übertragungen mit steigenden Mengen von
freiem Oxytetracyclin eine Konzentration von wenig mehr als ioo y/ccm erforderlich
war, um die weitere Entwicklung des entstandenen resistenten Stammes zu hemmen.
Wurde jedoch ein Gemisch aus gleichen Gewichtsmengen freier Oxytetracyclinbase und
Streptomycinsulfat verwendet, dann genügten nach sieben Übertragungen wenig mehr
als 24 y/ccm des Antibiotikum-Gemisches, um das Wachstum dieses Stammes vollständig
zu verhindern. Nach fünfzehn Übertragungen vermochte die gleiche Konzentration die
weitere Entwicklung vollständig zu hemmen. Dies zeigt deutlich, wie das Auftreten
resistenter Stämme von Pseudomonas durch die erfindungsgemäßen Gemische verhindert
wird. Beispiel-3 In diesem Fall wurde ein pathogener Stamm von Proteus, der aus
einem infektiösen menschlichen Fall isoliert worden war, verwendet. Wurde der Stamm
der Wirkung von Oxytetracyclinchlorhydrat ausgesetzt, dann wurden zur vollständigen
Verhinderung nach nur drei Übertragungen knapp über 16o y/ccm des Antibiotikums
benötigt. Wurde Streptomycinsulfat. allein als Mittel verwendet, dann wurde die
Entwicklung des Stammes nur dann gehindert, wenn nach zehn Übertragungen etwas mehr
als 70 7/ccm verwendet wurden. Nach fünfzehn Übertragungen wurden etwas mehr
als ioo ylccm benötigt. Wenn ein Gemisch aus gleichen Gewichtsmengen Oxytetracyclinchlorhydrat
und Streptomycinsulfat verwendet wurde, war für die vollständige Verhinderung des
Wachstums nach neun Übertragungen wenig mehr als 40 y/ccm erforderlich. Der Organismus
schien darauf sogar noch empfindlicher zu werden, da nach fünfzehn Übertragungen
keine Weiterentwicklung mehr stattfand, wenn nur 24 y/ccm des Gemisches verwendet
wurden.
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Beispiel 4 Wurde ein Gemisch, das 25 Gewichtsprozent Öxytetracyclinchlorhydrat
und 75 Gewichtsprozent Streptomycinsulfat enthielt, gegen den Stamm Pseudomonas
aeruginosa des Beispiels i verwendet, dann zeigte es sich, daß nach neun Übertragungen
knapp mehr als 6o y/ccm zur vollständigen Verhinderung des Wachstums dieses Stammes
erforderlich waren. Ein Gemisch, das 500% jedes der Antibiotika enthielt, hatte
die gleiche Wirkung auf diesen Organismus. Wurde jedoch ein Gemisch mit 75 ()/o
Oxytetracyclinchlorhydrat oder go°/o Oxytetracyclinchlorhydrat (wobei der Rest aus
Streptomycinsulfat bestand) verwendet, dann war nach neun Übertragungen eine vollständige
Wachstumshemmung dieses Pseudomonas-Stammes mit einer Konzentration von knapp über
4o y/ccm möglich.
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Beispiel 5 Bei Verwendung des in Beispiel 3 erwähnten Stammes von
Proteus wurde gefunden, daß ein Gemisch aus io Gewichtsprozent Oxytetracyclinchlorhydrat
und go Gewichtsprozent Streptomyeinsulfat in einer Konzentration von knapp
30 y/ccm nach neun Übertragungen das Wachstum des Organismus vollständig
verhinderte. Ein Gemisch aus 25°/a Oxytetracyclinchlorhydrat und 75 % Streptomycinsulfat
benötigte nach neun Übertragungen eine etwas höhere Konzentration, und zwar knapp
über 4o y/ccm. Das Gemisch aus je 50°% der Antibiotika war nach neun Übertragungen
in gleicher Konzentrationsstärke von.knapp über- 40 y/cem wirksam. Im Falle eines
Gemisches aus 75 °/o Oxytetracyclinchlorhydrat und 25 % Streptomycinsulfat
wurde nach neun Übertragungen für die vollständige Wachstumshemmung dieses Stammes
von Proteus eine Konzentration von etwas mehr als 6o y/ccm benötigt.
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Beispiel 6 Eine gleiche Versuchsreihe wurde mit Erwinia amylovora
in einem 24 Stunden bei 28° inkubierten
Gehirn-Herz-Medium durchgeführt.
Nach zwölf Übertragungen benötigte der entstandene resistente Stamm zur Wachstumshemmung
über 500 -Y/ccm Streptomycinsulfat. Andererseits wurden bei Zugabe von 10/,
Oxytetracyclinchlorhydrat zu Streptomycinsulfat zur Hemmung nach zwölf Übertragungen
nur io y/ccm Antibiotikumgemisch benötigt. Wurden io °/o Oxytetracyclinchlorhydrat
zum -Streptomycinsulfat zugegeben, so erwiesen sich schon 2 y/ccm als wirksam, um
eine vollständige Wachstumshemmung zu bewirken. Wie in den vorigen Beispielen zeigen
diese Versuche, daß Kombinationen aus Streptomycin und Oxytetracyclin die Entstehung
resistenter Stämme in stärkerem Maße aufhalten als das einzelne Antibiotikum.
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Beispiel 7 Weitere Versuche zeigten, daß die beschriebenen Antibiotikakombinationen
auch zur Wachstumshemmung von Xanthomonas vesicatoria, Xanthomonas phaseoli und
Pseudomonas phaseolicola hochwirksam sind. Beide Xanthomonasarten wurden durch i
y/ccm Streptomycinsalz, das mit der gleichen Menge Oxytetracyclin oder mit einem
seiner Salze gemischt war, vollständig wachstumsgehemmt. Gleiche Mengenverhältnisse
(5o y/ccm) der beiden Antibiotika wirkten gleichfalls wachstumshemmend auf Pseudomonas
phaseolicola. Das Streptomycinsalz ließ sich bei gleicher Wirkung durch ein Dihydrostreptomycinsalz
ersetzen.
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Beispiel 8 Weitere Versuche zeigten, daß die neuen erfindungsgemäßen
Gemische durch ihre Wirkung gegen verschiedene Mycobakterien bemerkenswert sind.
So betrug beim Mycobakterium ranae das Gesamtgewicht eines Gemisches aus io °/o
Oxy4etracyclinchlorhydrat und 9o °/o Streptomycinsulfat, das Wachstumshemmung hervorrief,
etwa 0,084 y/ccm. Von diesem Gesamtgewicht entfielen o,oo8 y/ccm auf Oxytetracyclinchlorhydrat
und 0,o76 y/ccm auf Streptomycinsulfat. Ein Gemisch aus 25 °% Oxyteträcyclinchlorhydrat
und 75 °/o Streptomycinsulfat war ebenfalls wirksam, wobei die niedrigste wachstumshemmende
Konzentration des Oxytetracyclins o,025 y/ccm und die des Streptomycins 0,o75 y/ccm
betrug. Andererseits betrug die geringste wachstumshemmende Konzentration des Oxytetracyclins
und Streptomycins bei Einzelverwendung o,i y/ccm.
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Beispiel g Im Verlauf anderer Versuche erwiesen sich Gemische aus
Streptomycinsulfat und Tetracyclirichlorhydrat als hochwirksam gegen Erwinia amylovora
und Xanthomonas phaseoli. Papierscheiben, die mit einer Lösung eines Gemisches dieser
Salze imprägniert waren und 3,175 y/ccm Streptomycin-Tetracyclin-Wirksamkeit
besaßen, hemmten das Wachstum von Erwinia amylovora, wenn die Scheiben auf Agarplatten
gebracht wurden, die mit diesem Organismus geimpft und 24 Stunden inkubiert waren.
Unter ähnlichen Bedingungen wurde das Wachstum von Xanthomonas phaseoli durch eine
Lösung gehemmt, die eine Streptomycinwirksamkeit von 1,5 y/ccm bzw. eine Tetracyclinwirksamkeit
von 5 y/ccm aufwies.
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Beispiel io Auch Gemische aus Streptomycinsulfat und TetracycEnchlorhydrat
wurden gemäß dem Verfahren des Beispiels g geprüft und zeigten bei entsprechenden
Konzentrationen der beiden Antibiotika eine Wachstumshemmung von Erwinia amylovora
und Xanthomonas phaseoli.
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Im allgemeinen ist die Anwendung eines Gemisches aus etwa gleichen
Gewichtsteilen eines streptomycinartigen und eines tetracyclinartigen Antibiotikums
geeignet. Wie zuvor ausgeführt, wird für die meisten Zwecke jedoch vorgezogen, einen
geringeren Anteil des tetracyclinartigen Antibiotikums zu verwenden.
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Solche Gemische sind hochwirksam gegen viele Pflanzenarten und gegen
Mikroorganismen, die als Erreger menschlicher Krankheiten auftreten. Sie sind jedoch
nicht auf die Verwendung gegen die oben beispielsweise beschriebenen infektiösen
Mikroorganismüsarten beschränkt. Während sie in vielen verschiedenen Formen, z.
B. als Pulver, Lösungen oder Dispersionen in Wasser, Salben oder anderen Trägern
und Basen, die i Gewichtsprozent oder mehr der kombinierten Antibiotika enthalten,
verwendet werden können, sind sie in Form von wäßrigen Spritzlösungen besonders
wertvoll zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheitserregern.
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Die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Gemische gegen verschiedene
Erreger von Pflanzenkrankheiten wurden durch ausgedehnte Feldversuche mit wäßrigen
Spritzlösungen nachgewiesen, die verschiedene Konzentrationen von Streptomycinchlorhydrat
und einem quaternären Ammoniumsalz des Oxytetracyclins enthielten. Diese Gemische
wurden bei den Versuchen zur Behandlung und Hemmung des Feuermehltaus angewandt,
einer ernsten, Äpfel, Birnen und andere Arten befallenden Krankheit. Der Feuermehltau
hat die Erzeugung verschiedener hierfür anfälliger Apfelsorten in vielen Gebieten
der Vereinigten Staaten eingeschränkt und die gewerbsmäßige Birnenerzeugung östlich
der Rocky Mountains fast zum Erliegen gebracht. Die Krankheit wird durch das Bakterium
Erwinia amylovora hervorgerufen, das den jungen Trieb befällt und sein Absterben
verursacht, wodurch die charakteristische Erscheinung, Feuermehltau genannt, entsteht.
Die Infektion erfolgt hauptsächlich durch die Blüten. Bei Äpfeln sowohl wie bei
Birnen tragen die infizierten Blüten keine Frucht. Infizierte Pflanzenteile müssen
unter Verlust von Fruchtholz und oft unter schwerer Beschädigung des Baumes ausgeschnitten
werden. Gegen diese Krankheit wurden bisher keine befriedigenden Bekämpfungsmaßnahmen
entwickelt.
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Im Rahmen einer Versuchsreihe wurde eine Pflanzung von etwa ioo jonathan-Apfelbäumen
mit den obengenannten, aus Oxytetracyclin und Streptomycin bestehenden Präparaten
behandelt. Das Gemisch aus
Oxytetracyclin und Streptomycin in wäßrigen
Spritzlösungen, die 25o bis 50o Teile Antibiotikum auf je 1 Million Teile Wasser
enthielten, erwies sich zur Bekämpfung des Feuermehltaus an diesen Bäumen als außerordentlich
wirksam. Bei antibiotischen Konzentrationen von nur ioo Teilen je Million wurde
der Feuermehltau dort vollständig unterdrückt, wo das Spritzen entweder bei aufbrechender
oder bei 3o- bis 50prozentig offener Blüte durchgeführt wurde.
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In anderen Versuchen zeigte es sich klar, daß die Wirkung dieser Antibiotika
bei der Krankheitsbekämpfung sich auf das ganze System richtet, da die Antibiotika
vom Laub und den safthaltigen Zellgeweben der jungen Triebe absorbiert werden. So
dringen die Antibiotika in das Pflanzengewebe ein und schützen es gegen ein Eindringen
der Bakterien nach innen. Sobald die Antibiotika von dem Pflanzengewebe absorbiert
sind, werden sie von der Pflanze oder dem Baum von den unteren zu den oberen Teilen
geleitet. Dies stellt gegenüber anderen Mitteln einen entschiedenen Vorteil dar,
da die Behandlung auf das untere Laub beschränkt werden kann, und unzugänglichere
Teile des Baumes gegen Bakterienangriff dennoch hierdurch immunisiert werden können.
Trotz der Absorption der Antibiotika enthielt das Obst von Bäumen, die mit konzentrierten,
Streptomycin und Oxytetramcyclin enthaltenden Spritzmitteln behandelt worden waren,
keine merkliche Mengen dieser Antibiotika.
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Vergleichbare Erfolge können bei anderen durch Bakterien verursachte
Pflanzenkrankheiten erreicht werden, z. B. den Bakterienblattfleeken der Tomaten-und
Pfefferpflanzen, die durch Xanthomonas vesicatoria hervorgerufen werden. Wie beim
Feuermehltau wurde bisher kein wirksames Bekämpfungsmittel gegen diese Krankheit
entwickelt. Sie tritt bei nassem Wetter auf und verbreitet sich sehr schnell, indem
sie Pflanzen aller Altersstufen befällt und sowohl Zerstörung der Blätter wie Flecken
der Früchte hervorruft. Andere "Krankheiten, gegen welche die erfindungsgemäßen
Gemische angewendet werden können, sind des Kranzmehltau und der gewöhnliche Mehltau
der Bohnen, welche beide ernste Bakterienkrankheiten in den Vereinigten Staaten
und Kanada darstellen. Kranzmehltau wird durch Pseudomonas phaseohcola und der gewöhnliche
Mehltau durch Xanthomonas phaseoli verursacht, die beide mit Gemischen eines tetracyclinartigen
Antibiotikums und eines streptomycinartigen Antibiotikums bei Konzentrationen von
nur 50 y/ccm bekämpft werden können.
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Die Mengen der Streptomycin-Tetracyclin-Gemische, die zur Bekämpfung
von bakteriellen Pflanzenkrankheiten verwendet werden können, schwanken beträchtlich,
je nach den besonderen Umständen und den Verwendungsbedingungen. Während beide Antibiotikaarten
in reiner Form, d. h. ohne Zugabe anderer Bestandteile- verwendet werden können,
werden sie für die meisten Zwecke vorteilhafter mit Träger- und/oder Verdünnungsmitteln
wie auch mit aktiven Stoffen vermischt. Im besonderen können sie in Form von Spritzlösungen,
Emulsionen, Bestäubungspulvern, Konzentraten u. dgl. angewendet werden, in denen
der Gehalt der kombinierten Antibiotika zwischen weniger als 1 bis 95 Gewichtsprozent
der Gemische schwanken kann. Vorzugsweise werden wäßrige Spritzlösungen oder Dispersionen
verwendet, die leicht erhältlich sind, wenn man die antibiotischen Mittel mit geeigneten
Netzmitteln, vorzugsweise mit nicht ionogenen Netzmitteln in Pulverform verarbeitet.
Beispiele solcher Netzmittel sind »Pluronie F 68« (Äthylenoxydpolyoxypropylen-Basis),
»Triton X Zoo« (ein alkyherter Arylpolyätheralkohol), »Igepalcr (ein Alkylarylpolyäthylenglykoläther)
und »Emulfora (Polyäthylenäther aus langkettigen Fettsäuren und Alkoholen). Verträgliche
flüssige Netzmittel können ebenfalls angewendet werden, indem man sie auf inerten
Trägern absorbiert. Ferner ist es erwünscht, in solchen Präparaten saure Substanzen,
vorzugsweise eine organische Säure, wie Zitronensäure oder Weinsäure, zu verwenden,
obwohl auch anorganische Säuren, wie Salzsäure, in einigen Fällen geeignet sind.
Die Säure-wird gewöhnlich in einer Menge angewendet, die genügt, um den pH-Wert
der Endlösung unter 7 zu halten, wodurch die entstehenden Gemische stabilisiert
werden. Zur Herstellung von wäßrigen Spritzlösungen werden diese Stoffe vorteilhaft
zu einem trockenen Pulver gemischt, das unmittelbar vor der Anwendung auf die zu
besprühenden Pflanzen oder Bäume mit Wasser auf die richtige Konzentration verdünnt
werden kann. Hierbei ist, um das richtige Abmessen der Bestandteile zu erleichtern,
die Verwendung von inerten, nicht adsorbierenden Trägern als Verdünnungsmittel in
solchen Pulvern oder Konzentraten zweckmäßig. Geeignete Träger sind Pyrophyllit,
ein Aluminiumsilikat, das unter dem Warenzeichen »Pyrax ABBa verkauft wird, Barden-Ton,
Perryton und Diatomeenerde. Auch Bestäubungspulver können mit denselben Stoffen
hergestellt werden.
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Die Konzentration der Antibiotika in den Spritzlösungen hängt von
ihren relativen Mengen in dem Konzentrat und vom Grad seiner Verdünnung mit Wasser
ab, wodurch ein großer Spielraum der Konzentrationen gegeben ist. Jedoch wird zur
Erzielung bester Ergebnisse vorgezogen, Spritzlösungen anzuwenden, die das streptomycinartige
Antibiotikum in Konzentrationen von etwa 3o bis 50o Teilen je Million zusammen mit
dem tetracyclinartigen Antibiotikum, in Konzentrationen von etwa 3 bis 5o Teilen
je Million enthalten. Es hat sich gezeigt, daß Spritzlösungen, die diese Konzentrationen
enthalten, ohne nachteilige Wirkung gut von Pflanzen vertragen werden. Ein typisches,
zur Verdünnung mit Wasser geeignetes Präparat, das zur Herstellung einer wäßrigen
Spritzlösung verwendbar ist, ist im folgenden angegeben. Streptomycinsulfat (Potenz
von 60o y/mg) . . . . . . . . . . 66,76 g Oxytetracyclin, quaternäres Ammoniumsalz
(Potenz von q.60 y/mg) 8,63 g Pluronic F 68 . . ... . . . . . . . . . . . . . .
. . 2o,oo g Zitronensäure..................... 5,509
Pyrax ABB . . . . . :
. . . . . . . . . . . . . . . . 16q.,08 g Wie oben angegeben, ist Pluronic F 68
ein Netzmittel, Zitronensäure liefert den gewünschten Säuregrad
der
Endlösung und Pyrax ABB wirkt als Träger für das Gemisch. Dieses Gemisch liefert
nach Verdünnung mit 3781 Wasser eine ausgezeichnete Spritzlösung, die etwa 1o5 Teile
Streptomycin je Million und 10,5 Teile Oxytetracyclin je Million enthält,
wobei der p$-Wert der Spritzlösung unter gewöhnlichen Bedingungen zwischen etwa
¢,5 und 4,7 liegt. Diese Spritzlösung ist besonders wirksam zur Bekämpfung von Mehltau
an Blüten und Zweigen von,Obstbäumen, wenn sie bei diesen im Stadium der voll entwickelten
Vorblüte" der Blütenöffnung von 2o bis.35 °/o und bei voller Blüte angewendet wird:
Es können auch zahlreiche andere Präparate hergestellt werden, um den Erfordernissen
der Bekämpfung anderer Krankheiten und anderen Anwendungsbedingungen zu entsprechen.
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Während wäßrige Spritzlösungen die bevorzugte Anwendungsart der erfindungsgemäßen
Gemische sind, lassen sich die Antibiotika auch in Staubgemischen oder anderen zuvor
erläuterten Formen verwenden. Die Antibiotika können auch in Wachsen, Harzen, besonders
den Naturharzen oder Kautschuk, suspendiert oder gelöst werden und in einer großen
Anzahl verschiedener anderer Träger, einschließlich solcher, die häufig in Verbindung
mit den üblichen landwirtschaftlichen Mitteln angewendet werden, zur Verwendung
kommen. Solche Gemische können Stabilisatoren, Verteilungsmittel, Pilzbekämpfungsmittel,
wie z. B. Zinkäthylenbisdithiocarbamat und Ferridimethyldithiocarbamat, sowie andere
antibakterizid wirkende Mittel und in einigen Fällen sogar Insektenbekämpfungsmittel
enthalten.