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Vorbereitungszündung
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Vorbereitungszundung als solche für Brandsätze, Ausstossladungen oder auf Werfergeräte zum Abschuss oder zum Abwurf von Brandmitteln, Nebelmitteln und Explosivladungen, wie auch auf solche Massen, oder Körper, die sowohl einen Brandsatz od. dgl. und einen Zundkörper enthalten.
Ziel der Erfindung ist demnach die Herstellung von entzündlichen Mitteln, die danach selbst als eine Brandmasse angewendet werden können oder die weitere Brandsätze u. dgl. nach vorbestimmter Zeit wirksam werden lassen, die jedoch die Eigenschaft haben, dass sie nach Ablauf einer gewissen Zeit unwirksam werden, so dass sie dann gefahrlos gelagert werden können und nach gewünschter Aufbewahrungszeit und nach einer einfachen Vorbereitung wieder voll wirksam eingesetzt werden können.
Die Erfindung beruht auf folgender Feststellung : Es ist bekannt, dass weisser Phosphor bei Zutritt von Sauerstoff sich entzündet, so dass geringe Mengen weissen Phosphors, die in einer an sich entzündbaren oder brennbaren Masse untergebracht sind, bei Luftzutritt, z. B. infolge Zerstörung des Behälters, zur Entzündung gelangen.
Es wurde nun jedoch festgestellt, dass geringe Mengen weissen Phosphors in feiner Verteilung auf ro- tem Phosphor oder roten Phosphor enthaltenden Mischungen eine erhöhte Zündbereitschaft des roten Phosphors oder seiner Mischungen mit sich bringen, jedoch diese Zündbereitschaft nach gewisser Zeit verloren geht, und dass man es weitgehend in der Hand hat, auf Grund dieser Feststellungen Brandsätze u. dgl., wie eingangs genannt, herzustellen, deren Wirksamkeitszelt man vorausbestimmen kann.
Im Prinzip besteht danach eine Vorbereitungszündung bzw. ein vorbereiteter Brandkörper aus einem
Behältnis mit einer Füllung von rotem Phosphor oder aus einem roten Phosphor enthaltenden Gemisch, innerhalb welcher Füllung oder in deren unmittelbarem Bereich durch besondere Anordnungen, die es er- möglichen, begrenzte Mengen von rotem Phosphor in weissen Phosphor umzuwandeln, ein Vorbereitungsatz der oben erwähnten Art, d. h., aus rotem Phosphor einerseits und darin verteilten Anteilen weissen
Phosphors anderseits entsteht. Die Anordnung kann z.
B. darin bestehen, dass in einem Behältnis, wie etwa einem Rohr, einer Flasche oder einem Wurfkörper, wie etwa einer Handgranate aus zerschellbarem Material, ein phosphorhaltiger Brandsatz oder ein Nebelsatz od. dgl. untergebracht ist und ausserdemvorteilhaft in einem kleineren Behältnis-innerhalb dieser Füllung eine begrenzte Menge roten Phosphors, der seinerseits durch einen ferner vorhandenen Zünder einer solchen Temperatur und einer solchen WärmekapazitÅat ausgesetzt werden kann, dass diese begrenzte Menge roten Phosphors in weissen Phosphor übergeht und durch Zerschellen des Behälters und damit durch genügenden Luftzutritt der gesamte Inhalt an Brandstoff, Nebelmittel od. dgl. zur Entzündung gelangt und seine gewünschte Funktion erfüllt.
Die Wirksamkeitsbereitschaft dieser begrenzten Menge roten Phosphors geht nach gewisser Zeit verloren, wenn der sie enthaltende Behälter nicht zerstört wird und somit kein Luftsauerstoff zutreten kann, was wahrscheinlich auf Diffusionserscheinungen der umgewandelten weissen Modifikation in die nicht umgewandelte vorhandene rote Modifikation zurückzuführen ist, vielleicht auch bis zu einem gewissen Grad bedingt ist durch die Instabilität der weissen Modifikation und besonders hier durch die Gegenwart grösserer Mengen der stabileren roten Form.
Es ist nicht erforderlich, diejenige Menge roten Phosphors, die zum Zweck einer vorbereitenden Zündung umgewandelt werden soll, in einem besonderen Behälter getrennt zu halten ; man kann auch, gerade in Hinsicht auf die Möglichkeiten einer Diffusion, Vorsorge treffen, dass nur ein Teil einer Ge- samtmenge vorhandenen roten Phosphors durch die Zündung mittels eines Zünden umgewandelt werden
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kann, während der grössere Teil der vorhandenen Menge an rotem Phosphor davon unbeeinflusst bleibt.
Daraus ergeben sich für die praktische Anwendung folgende Möglichkeiten :
Ein Behälter aus zerschellbarem Material, wie Kunststoff oder Glas mit einer Füllung aus rotem Phos-
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der, z. B. einem Verzögerungszünder ausgestattet. Dieser "Zünder" ist so bemessen, dass die von ihm entwickelte Temperatur und Wärmekapazität nur eine vorbestimmte Teilmenge des roten Phosphors in weissen Phosphor umwandeln kann.
Beispielsweise kann der Verzögerungssatz des Zünders so bemessen und zusammengesetzt sein, dass er
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dass dadurch nur ein gewisser Teil der Füllung,. der gegebenenfalls weniger als l% der Gesamtfüllung aus- macht, in weissen Phosphor umgewandelt wird.
Versuche haben ergeben, dass ein solcher Wurfkörper 20 Minuten lang wirkungsbereit bleibt, d. h. bei
Abwurf und Zerschellen innerhalb dieser Zeit, die gesamte Füllung zur Entzündung bringt. Wird jedoch anderseits der Wurfkörper aus Sicherheitsgründen noch etwa mindestens weitere 20 Minuten über diese
Wirksamkeitsperiode hinweg aufbewahrt, so kann er gefahrlos gelagert und durch Einsetzen eines neuen
Zünders wieder zur Verwendung bereitgemacht werden. Die Anordnung kann auch so getroffen werden, dass durch die zunächst latente Zündung, durch welche eine Teilmenge roten Phosphors in weisse Modifi- kation umgewandelt wird, zunächst ein Brandsatz vorbereitet wird, der dann seinerseits einen weiteren 'Sprengkörper, od. dgl. wirksam macht, wenn der Brandsatz hat zur Wirkung kommen können.
Darin liegt eine doppelte Sicherheit für den Bedienungsmann. Der hochwirksame Sprengkörper ist in diesem Fall zweckmässig so beschaffen, dass er nur bei gewissen hohen Brandtemperaturen wirksam werden kann. Die- ses Wirksamwerden bleibt aber abhängig von einer Einleitung des Zündvorganges, deren Bereitschaft- dauer begrenzt ist.
Durch diese Ausführungsform ist es z. B. möglich, etwa Wurfladungen so auszubilden, dass diese mit- tels eines kleinen Zünders, z. B. Verzögerungszlinders, gezündet werden und die dann, wenn sie am Ziel-
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Die Zeichnung zeigt einige Anwendungsformen von Vorbereitungszündungen der vorstehend beschriebenen Art, die näher beschrieben werden sollen. Fig. l stellt einen Handwurfkörper in Seitenansicht dar, und zwar teilweise aufgebrochen, um die Anordnung der erfindungsgemässen Zündung zu zeigen. Fig. 2 ist ein Gerät zum Ausschiessen einer Ladung, ausser der im vorliegenden Beispiel noch ein weiterer Sprengkörper oder Nebelsatzbehälter untergebracht ist. Fig. 3 ist ein Abwurfkörper.
In diesen Beispielen ist im einzelnen in Fig. 1 mit 1 der etwa eiförmige Handwurfkörper in Form eines dünnen Hohlkörpers aus einem Kunstharzpressstoff oder auch aus leicht zerbrechlichem Metallguss bezeichnet. Auf seinem Halsstück 2 mit Linksgewinde ist ein Zündereinsatzstück 3 aufgeschraubt mit einem Zündereinsatzröhrchen 4. Ein Verzögerungszünder 5 mit der Abreissschnur 6 - welche in der Sicherungskappe 7 liegt-dient zur Zündung des Verzögerungsröhrchens 8. Durch ein Sperrblättchen 9 ist der Innenraum des Wurfkörperbehälters 1 vom Zünderröhrchen getrennt gehalten. Das Blättchen besteht zweckmässig aus leicht brennbarem Material, z. B. aus Zelluloid, kann aber auch aus dünner Zinnfolie bestehen.
Der Inhalt des Wurfkörpers ist ein Sprengsatz üblicher Art mit Splittermaterial, wie bei bekannten Splitterhandgranaten. Dieser Sprengsatz enthält keinen Sauerstoffträger, aber roten Phosphor, der im Bereich vor dem Zllndergehäuserohr innerhalb des Sprengstoffes verteilt ist.
Der Verzögerungszünder ist so bemessen, dass die von ihm entwickelte Wärmekapazität nur gerade dazu ausreicht, um den vorhandenen roten Phosphor in weissen Phosphor umzusetzen, während der übrige Inhalt an Sprengstoff unbeeinflusst bleibt. Erst beim Zerschellen des Wurfgeschosses kann der Sprengsatz infolge Sauerstoffzutritt zur Wirkung gelangen. Zur Unterstützung der Wirkung des Sprengsatzcs ist diesem noch Magnesium- oder Aiuminiumpulver oder -griess zugesetzt, wodurch zugleich mit der Explosion eine starke Blendwirkung erzielt wird.
Nach Fig. ist in einer zylindrischen Stabhülse 10 aus Pressstoff oder Pappe ein Zünder 11 eingesetzt.
Er ist durch eine Sicherungskappe 12 nach aussen abgeschlossen, die als Griffmanschette 12 ausgebildet ist. Der Zünder 11 ist zwischen zwei Hülsenteile, welche einen Temperaturschutzmantel 13 aus Asbest bilden, in eine Tragplatte eingeschraubt. In dem oberen Raum befindet sich in einem Behälter 14, gegen den Zünder 11 durch ein Zelluloidhäutchen 15 getrennt, ein Brandsatz, z. B. aus Schwarzpulver 16. Auf der Stirnfläche des Temperaturschutzmantels 13 ist ein Kolben 17, z. B. aus Kork, mit einer zentralen Bohrung 18 aufgelegt. Die Bohrung ist mit einem leicht brennbaren Material, z. B. Zelluldidwolle,
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ausgefällt. Oberhalb des Kolbens 17 ist an der Hülse 10 ein weiterer kleiner Zünder 19 angebracht, der zur Vorbereitung der Ladung in dem Beutel 20 dient. Dieser Beutel besteht z.
B. aus Cellulosederivatfolie.
Der Inhalt dieses Beutels besteht aus einer Mischung von Metallpulver, Vernebelungsrr. ittel od. dgl. und enthält ebenfalls, durch kleine Kreise angedeutet, rotenPhosphor, der so verteilt ist, dass er sich insbesondere im Bereich des erwähnten kleinen Zünders 19 befindet. Innerhalb dieser Füllung ist ein zweiter aus leicht zerschellbarem Material, z. B. Glas, bestehender Körper 21 eingebettet, der einen Initialzün- der, oder vorzugsweise einen Verzögerungszünder 22, z. B. am Kopfende, aufweist. Die Füllung dieses zweiten Einsatzbehälters 21 ist eine Splittersprengmasse. Vor dem Beutel 20 ist die Stabhulse am oberen
Ende durch einen Pfropfen 23 abgeschlossen, der z. B. durch eine Lackhaut abgedeckt und gedichtet ist.
Hier kann auch eine abschraubbare Schutzkappe vorgesehen sein.
Bei Zündung mittels des kleinen Zünders 19, z. B. durch Eindrücken eines abgefederten Bolzens- nachdem die Schutzkappe 24 abgenommen wurde-wird die Ladung des Beutels 20"vorbereitet". Diese
Ladung entfaltet aber ihre Wirkung nicht, bevor der Beutelinhalt genügend Sauerstoff für eine Entzündung vorfindet. Es ist dazu vielmehr erforderlich, dass der Ziehzünder 11 betätigt wird, damit die Schwarzpul- verladung 16 entzündet wird, hiedurch sodann die brennbare Füllung in der Bohrung 18 des Kolbens 17 in
Brand gesetzt wird und sodann durch den entwickelten Gasdruck mittels des Kolbens der Beutel 20 aus der
Stabhülse 10 ausgestossen wird. Beim Auftreffen auf dem Zielort zerplatzt der Beutel, und da hiebei der
Luftsauerstoff hinzutritt, entsteht ein Brand am Zielort.
Der Zünder 22 in dem inneren Behälter ist nun fernerhin zweckmässig mit der Beutelhülse 20, z. B. durch einen Draht, verbunden ; dadurch wird selbst dann, wenn der innere Behälter 21 aus Kunststoff oder
Glas nicht zerplatzen sollte, durch den Zünder 22 seine Ladung zur Wirkung gebracht, und ausser der
Brandwirkung tritt nach vorbestimmter Zeit am Zielort noch eine Spreng-oder Explosionswirkung ein.
Durch) eine Beimischung von Nebel erzeugenden Mitteln zu dem Inhalt des Beutels 29 kann man wei- terhin erreichen, dass sich an der Aufschlagstelle zugleich eine den Aufschlag eines Sprengkörpers verschleiernde Nebelwolke bildet. Die Schockwirkung kann weiterhin mittels eines Zusatzes von Magnesiumplllver od. dgl. verstärkt werden, weil durch die Blendung das Auftreffen eines Sprengkörpers verschleiert und besonders bei Zeitzündung die nach gewisser Zeit eintretende Explosion unerwartet ist.
Tritt nun der Fall ein, dass nach der Betätigung der Vorbereitungszündung ein Abwurf der Stabgranate nicht erfolgen soll, so besteht keine Gefahr einer selbsttätigen Explosion, sondern die Ladung verliert nach gewisser Zeit ihre Weiterzündungsbereitschaft. Zum Beispiel kann der kleine Zünder 19 dann erneuert werden. Wenn er benutzt wurde, brennt er nur ein Loch geringen Durchmessers in den Beutel 20, das man gegebenenfalls durch einen Zusatz von beim Erkalten leicht verkrustenden und leicht schmelzenden Salzen zur Füllung des Beutels in dem betreffenden Teil auch so nachträglich abdichten kann, dass ein Austausch des ganzen Beutels 20 in der Regel nicht nötig ist, um das ganze Gerät wieder mit nur einem neuen Zünder 19 einsatzbereit zu machen.
Nach Fig. 3 ist der bei Abwurf oder bei starkem Druck durch einen darüberfahrenden Panzer zerschellende dosenartige Behälter 31 mit z. B. einem schwereren Bodenteil 26 mit einem Brandsatz 27 und darin verteiltem roten Phosphor 30 gefüllt. Der Behälter weist einen Schlagbolzenzünder 28 auf, der in einem eingeschraubten, unten durch eine Zellhaut abgeschlossenen Einsatzröhrchen 29 eingeschraubt und gegen Federwirkung zu betätigen ist. Nach Lösen der Kappe kann der abgefederte Bolzen eingeschlagen und der Körper zum Abwurf vorbereitet gehalten werden ; durch Zerschellen am Boden wird er wirksam.
Ähnliche Körper, z. B. aus Glas, können auch mit Brandsätzen, Leuchtsätzen gefüllt sein und auf Strassen oder im Gelände zur vorbereitenden Sicherung gewisser Bereiche ausgelegt werden, wodurch diese Gebiete nur über eine gewisse Zeit gesichert sind und die Körper nach einer bestimmten Zeit gefahrlos wieder eingesammelt werden können.
Die gezeigten Ausführungsformen sind Beispiele, die verschiedene Abänderungen zulassen. So kann beispielsweise nach der Einrichtung nach Fig. 2 auch über dem Kolben ein kleinerer Behälter, z. B. Beutel, mit rotem Phosphor oder ein einen solchen enthaltendes Gemisch im Bereich des Anregungszünders angebracht sein und vor dieser Ladung ein weiterer Behälter, welcher phosphorhaltige Gemische und, eingebettet oder in sonstigem Wirkungszusammenhang, z. B. noch weiter davor gesetzt, einen Sprengsatz aufweist.
In diesem Falle wird, wenn die etwa auszuwerfende Ladung nicht durch Betätigung des Ziehzünders 11 aufgeworfen werden soll, nach Ablauf der Bereitschaftszeit-in der Regel etwa eine Stunde - der kleinere durch die Vorbereitungszündung 19 zerstörte Behälter herausgenommen und ein neuer Vorbereitungssatz in das Werfergerät eingesetzt.