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Verfahren zur Herstellung eines Heilmittels für rheumatische Erkrankungen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Heilmittels für rheumatische Erkrankungen, welches darin besteht, dass man eine kolloide Lösung von Salicylsäure mit Senföl, feinstverteiltem Schwefel und vorbehandelter Dünn-und Dickdarmschleim- haut zu einem Liniment verrührt. Die kolloide Lösung von Salicylsäure wird in der Weise gewonnen, dass man Leinsamenschleim als Schutzkolloid verwendet. Die Vorbehandlung von Dünn-und Dickdarmschleimhaut erfolgt durch mehrtägiges Stehen in offenen Gefässen, nachfolgendes Lufttrocknen in dünner Schicht und Einstauben mit feinstverteilten Schwefel.
Die einzelnen Bestandteile des erfindungsgemässen Linimentes sind wohl in der Therapie der rheumatischen Erkrankungen seit langem bekannt, doch haften ihnen gewisse Mängel an.
Salicylsäure wird meist in Form des Natriumsalzes als Pulver innerlich angewendet. Dabei lassen sich gastrische Störungen (Magenbeschwerden) nicht vermeiden. Deshalb wird sie, meist in Form der Ester, in Salben, die Fett oder Öl und Seife enthalten, zu Einreibungen verwendet.
Schwefel kommt in kolloider wässeriger oder echter Lösung in Öl zur Anwendung. Äusserlich wird Schwefel emulgiert im Schlamm (Pistyanerschlamm) oder in Heilquellen, z. B. Baden bei Wien, die Schwefelwasserstoff in grösseren Mengen enthalten, verwendet. Im Krankenhaus wird Schwefel meist in Form von Injektionen angewendet. Schlammpackungen schmutzen sehr leicht. Injektionen sind schmerzhaft und können Infiltrationen hervorrufen. Durch die Haut kann Schwefel nur in Form von Schwefelwasserstoff resorbiert werden.
Wärmeapplikation bringt schnelle Schmerzlinderung. Denselben Effekt erzeugen Hautreizmittel wie z. B. Senföl, Kampfer u. dgl. durch Herbeiführung stärkerer Durchblutung der Haut und der darunter liegenden Organe.
In neuester Zeit wurden auch Präparate aus Darmschleimhaut unter anderem bei rheumatischen Krankheiten verwendet.
Nach dem Verfahren der Erfindung wird ein Präparat gewonnen, welches die einzelnen wirksamen, d. h. heilenden Kräfte der verschiedenen Heilmittel zusammenfasst, deren Wirkung steigert und deren Mängel ausschaltet.
Nach dem erfindungsgemässen Verfahren wird die kolloide Lösung durch Einrühren einer bestimmten Menge pulverisierten Leinsamens in eine heiss gesättigte wässerige Lösung von Salicylsäure und Rühren bis zum Erkalten hergestellt, dabei wird ein Teil der Salicylsäure von dem in den Leinsamen enthaltenen 01 und dem zugesetzten Oleum sinapis (Senföl) gelöst.
Ausser der stabilisierenden, kommt noch die bekannte wärmespeichernde Wirkung des Leinsamen in Betracht.
Nach dem Verfahren der Erfindung wird dem Liniment Oleum sinapis in durch Erfahrung einer langjährigen ärztlichen Praxis erkannter, genau zu bestimmender Menge beigemischt.
Wärme und Hautreiz durch Oleum sinapis erweitern die Hautgefässe und bedingen eine viel wirksamere Blutüberfüllung in den darunter liegenden Organen als dies durch Anwendung von Wärme und Hautreiz hintereinander der Fall wäre. Salicylsäure wird durch die blut- überfüllten Kapillaren der Haut viel mehr resorbiert als dies bei Einreibung mit den bisherigen Arzneimitteln gegen Rheumatismus möglich ist.
Schwefel ist im Liniment in Form von Sulfur präcipitatum enthalten ; er ist in fein verteilter Form suspendiert, was durch längeres Rühren bewerkstelligt werden kann. Nach Heffter (Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1904, Band 51, S. 175) wird fein verteilter Schwefel unmittelbar durch gewisse Eiweiss-
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des Verdauungsvorganges zu Schwefelwasserstoff reduziert und es entstehen dauernd kleine Mengen Schwefelwasserstoff.
In der Darmschleimhaut ist aber auch ein Enzym (Ferment), das antiallergische Wirkung hat, enthalten. In dem unter dem Handelsnamen "Torantil" bekannten Präparat, das unter anderem gegen Purpura rheumatica (Rentrup 1940) angewendet wurde, ist ein ähnliches Enzym enthalten.
Diese beschriebenen zwei Enzyme haben eine ähnliche Struktur und Wirkungsweise wie
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Bakterieneiweiss respektive Toxine von Krankheitserregern. Toxine und Bakterieneiweiss werden schon zu Hauteinreibung verwendet.
In der österr. Patentschrift Nr. 152396 ist ein Verfahren zur Herstellung haltbarer therapeutischer Präparate aus Darmschleimhaut beschrieben, welche unter anderem auch bei Rheumatismus Verwendung finden sollen.
Nach dem Verfahren der Erfindung werden bestimmte Mengen von vorbehandelter Substanz der Dünn-und Dickdarmschleimhaut von Rindern
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von Rindern bei der Herstellung von Wursthäuten von jedem Fleischhauer gewonnen. Abgeschleimtes Material wird in einem grösseren
Gefäss 8-10 Tage zur Autolyse unter einer von Toluol od. dgl. Decke verwahrt, bei Zimmertemperatur stehen gelassen bis deutlicher Schwefelwasserstoffgeruch erkennbar ist. Dann wird dieses Material zwei Tage lang in einer 1-5 mm hohen Schicht in einem kühlen Raum luftgetrocknet bis die Schichte 1 mm hoch ist.
Die Schleimhaut ist dann von einer sehr zähflüssigen fadenziehenden Beschaffenheit. Die so präparierte Schleimhaut wird mit Sulfur präcipitatum eingestaubt und dem Liniment zugesetzt ; dabei entstehen dauernd geringe Mengen von Schwefelwasserstoff, der vom Wasser des Liniments absorbiert wird, respektive in HS'und H'dissociiert. Da vor Gebrauch das Liniment zu gleichen Teilen mit Wasser verdünnt und erhitzt wird, entsteht freier Schwefelwasserstoff. Da es sich aber doch um kleinere Mengen von Schwefelwasserstoff handelt, die eine halbe Stunde lang vom Körper aufgenommen werden können, kann nie irgendeine Vergiftungserscheinung auftreten. Ein Faulen der luftgetrockneten Eiweisskörper wird durch die starke antiseptische Wirkung der dem Liniment beigesetzten Salicylsäure verhindert.
Ein geringer Teil des zugesetzten Schwefels wird auch von Oleum Lini und Oleum sinapis gelöst.
Alle Stoffe, die zur Herstellung des Liniments notwendig sind, können im Inland beschafft werden.
Beispiel : 7-5 Salicylsäure werden in 120 cm3 heissem Wasser eingetragen, dann wird
6 Minuten gekocht bis der grösste Teil der Salicyl- säure gelöst ist. In die kochende Lösung werden
50 g Leinsamenpulver (Pulvis. semen Lini) eingerührt und 3 Minuten gerührt. Der Mischung wird 0. 50 g Senföl (Oleum sinapis) (synthetisch) langsam tropfenweise zugesetzt und 5 Minuten lang gerührt. Ungefähr 15 g vorbehandelter luftgetrockneter Dünn-und Dickdarmschleim- haut vom Rind werden mit 1 g Schwefelpulver (Sulfur präcipitatum) eingestaubt und dann mehrere Minuten lang verrührt, dem erkalteten Liniment langsam beigemischt und das Ganze intensiv 10 Minuten lang verrührt. Da beim Kochen und Einrühren zirka ein Viertel des Wassers (30 g) verdunstet, bleiben rund 150 g Liniment.
Darin sind 5% Salicylsäure, 0. 75% Schwefel und 0-4% Senföl enthalten.
Zur Anwendung werden 2-3 Esslöffel des Liniments mit gleicher Menge heissen Wassers verrührt und der Brei soweit erwärmt als er auf der Haut noch vertragen wird. Dann wird das verdünnte Liniment über der erkrankten Körperstelle dick aufgetragen und mit heissem Tuch bedeckt. Nach halbstündigem Liegenlassen ist das Liniment leicht auf der Haut einzureiben. Diese Linimentumschläge sind täglich früh während Bettruhe zu machen und müssen 5-15 Tage fortgesetzt werden. Bei Auftreten von stärkeren Schmerzen ist die Behandlung für einen Tag zu unterbrechen.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung eines Heilmittels für rheumatische Erkrankungen, dadurch gekennzeichnet, dass man eine kolloidale Lösung von Salicylsäure mit Senföl, feinstverteiltem Schwefel und vorbehandelter Dünn-und Dickdarmschleimhaut zu einem Liniment verrührt.