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Verfahren zum Beuchen oder Brühen von Zellulosefasern.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Beuchen oder Brühen von Zellulosefasern, wie Baumwolle, Leinen, Zellwolle, Kunstseide oder Gemischen solcher Fasern, mit Hilfe von Kalzium- hydroxyd oder andere Erdalkalihydroxyde, wie Strontium-, Barium-, Magnesiumhydroxyd, enthaltenden umlaufenden Flotten.
Es ist bekannt, dass das Abkochen von Zellulosefasern, wie Baumwoll-und Leinenwaren, unter
Verwendung von Kalk als Reinigungsmittel, die sogenannte Kalkbeuche, sowohl hinsichtlich der
Beschaffenheit der gebeuchten Ware als auch hinsichtlich der Chemikalienkosten Vorteile im Vergleich zu der Beuche mit Ätznatronlösungen besitzt. Dennoch ist die Kalkbeuche im wesentlichen verlassen worden, so dass nur wenige Betriebe diese Arbeitsweise anwenden.
Der Grund hiefür ist darin zu suchen, dass die bisher geübte Kalkbeuche, gleichgültig, ob sie mit ruhender oder umlaufender Flotte ausgeführt wird, eine Imprägnierung der zu behandelnden Ware mit Kalkmilch auf einer Imprägniermaschine voraussetzte, um die für die Reinigung erforderliche Kalziumhydroxydmenge auf die Faser zu bringen ; denn die zur Beuchbehandlung notwendige Menge Kalziumhydroxyd, die zwischen etwa 3-7%, auf das Gewicht der Ware berechnet, beträgt, ist erheblich grösser als in der gebräuchlichen und anwendbaren Flottenmenge klar löslich wäre. Die Imprägnierung mit Kalkmilch bringt jedoch die Gefahr der mechanischen Beschädigung feinerer Gewebe mit sich und ist überdies für viele Warensorten, wie unverarbeitetes Fasergut, ferner für Garn, Kardenband usw., nicht anwendbar.
Auch andere Erdalkalihydroxyde, die als Beuchmittel vorgeschlagen worden sind, verhalten sich in dieser Beziehung nicht günstiger als Kalziumhydroxyd.
Versuche haben nun gezeigt, dass es entbehrlich ist, die für die Kochung oder Brühung erforderliche Kalkmenge schon bei Beginn der Behandlung in gleichmässiger Verteilung auf die Ware zu bringen, wie dies durch das Imprägnieren mit aufgeschlämmtem Kalziumhydroxyd angestrebt wurde. Man erzielt vielmehr, wie festgestellt wurde, ausgezeichnete Ergebnisse bei Ausführung der Beuche oder Brühung mit klaren Kalziumhydroxydlösungen (Kalkwasser), sofern nur dafür Sorge getragen wird, dass insgesamt während des Beuchvorganges soviel Kalziumhydroxyd auf die Ware gelangt, als zu deren Vorreinigung, insbesondere zur Verseifung vorhandener Fette und Wachse, notwendig ist.
Demgemäss besteht das Verfahren der Erfindung im Wesen darin, dass umlaufende klare Lösungen von Kalziumhydroxyd oder andern schwer löslichen Erdalkalihydroxyden auf das Fasergut zur Einwirkung gebracht werden, deren Gehalt an gelöstem Hydroxyd während der Behandlung periodisch oder kontinuierlich ergänzt wird. In aller Regel wird die umlaufende Flotte auf der der Sättigung mit dem betreffenden Erdalkalihydroxyd entsprechenden Konzentration gehalten, was z. B. in sehr einfacher Weise dadurch erzielt werden kann, dass man die Flotte während ihres Umlaufes einen mit gelöschtem Kalk beschickten Sättiger durchströmen lässt.
Die Ergänzung der umlaufenden Flotte mit Erdalkalihydroxyd während der Beuche oder Brühung kann innerhalb oder ausserhalb des Kochers erfolgen. Vorzugsweise wird der Sättiger, der in einem mit Sieben oder Filtern, die sämtliche oder doch die grösseren ungelösten Teile des Erdalkalihydroxyds, mit dem der Sättiger beschickt ist, zurückhalten, ausgestatteten Behälter bestehen kann, unmittelbar in den Flottenkreislauf eingeschaltet. Wenn z. B. mit Kalziumhydroxyd gearbeitet wird, kann der Kalk entweder in Form eines Breies oder von Kalkmilch in den Sättiger eingebracht werden oder auch in ungelösehtem Zustand, so dass er im Sättiger gelöscht wird.
Die Behandlung des Fasergutes mit den klaren Erdalkalihydroxydlösungen kann in der üblichen Weise bei Atmosphärendruck, Über- oder Unterdruck, u. zw. sowohl als Brühung bei Temperaturen
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unter 100" C, z. B. 60-80" C, oder als Kochung (Beuche) bei Temperaturen von 100 C und darüber ausgeführt werden. Die Auswahl der Bedingungen richtet sich hiebei nach dem zu behandelnden Gut und nach dem gewünschten Ergebnis. Das Verfahren gemäss der Erfindung kann ferner mit einer
Entschlichtung oder mit einer Bleiche verbunden werden, indem man den klaren Erdalkalihydroxyd- losungen Entschlichtungs-und/oder Bleichmittel zusetzt.
Die Erfindung gestattet vor allem die Vorteile der milden Kalkkochung für Warensorten auszunutze, welche aus den oben angeführten Gründen nur mit Alkalilaugen gebrüht oder gebeucht werden konnten. Besondere Bedeutung kommt dem vorliegenden Verfahren für die Behandlung von Misehfasergut, wie Mischgespinsten oder Mischgeweben, zu, welche neben natürlichen Pflanzenfasern Kunstfasern, z. B. Zellwolle oder Kunstseide, enthalten, da die milde Koehung mit klaren Erdalkalihydroxydlösungen die empfindliche Ware schont. Es können jedoch ebensowohl reine Pflanzenfasern als auch reine Kunstfasern nach dem Verfahren der Erfindung behandelt werden, welches gegenüber der Imprägnierung mit Kalkmilch in allen Fällen den Vorzug grösserer Sauberkeit und Gleichmässigkeit der Wirkung besitzt.
Unter Umständen kann man auch einen Teil des zur Reinigung des Fasergutes erforderlichen Erdalkalihydroxyde von vornherein, z. B. durch Imprägnieren, auf die Ware bringen und den Rest der umlaufenden Flotte durch Nachsättigung während der Behandlung einverleiben.
Zur Ausführung des Verfahrens gemäss der Erfindung geht man beispielsweise wie folgt vor :
Als Apparatur dient ein eiserner Garnkocher von 1000 l Rauminhalt samt Pumpe und Rohrleitungen, die ihn mit dem höher angebrachten Kalksättiger, einer mit einer Heizschlange versehenen Wanne von l'OM Grundfläche und 100 cm Höhe, verbinden. Vom Boden des Kochers führt eine Rohrleitung durch einen Dreiweghahn einerseits zum Kanal, anderseits als Saugleitung zur Pumpe.
Von dieser führt die Rohrleitung zum Sättiger, in den sie von oben so eintritt, dass auch bei stillstehender Pumpe die Flotte nicht in die Druckleitung zurückfliessen kann. Etwa 20 cm oberhalb des Wannenbodens entspringt aus der Wand des Sättigers ein durch ein dichtes als Filter wirkendes Gewebe verschlossenes Rohr, das mit einem Hahn versehen ist und in den Kessel unmittelbar unterhalb des Deckels mündet. Kessel und Sättiger sind beide mit einem abhebbaren dicht aufsitzenden Deckel bedeekbar.
In den Kocher werden 200 kg Mischgarn aus 88% Baumwolle und 12% Zellwolle in üblicher Weise gleichmässig eingepackt und mit 800l 50-600 C warmen Wassers genetzt. Der Sättiger wird mit 10 kg Ätzkalk beschickt. Dieser wird gelöscht und zu etwa 100 l Kalkbrei angerührt. Nun werden die Deckel geschlossen, die Hähne auf Zirkulation gestellt und die Pumpe sowie die Heizvorriehtung im Sättiger in Betrieb gesetzt. Die Flotte wird beim Durchgang durch den Sättiger jeweils auf 90-95 C aufgeheizt und mit Kalziumhydroxyd nachgesättigt. Feste Kalkteile können nicht auf die Ware gelangen. Nach 3-4 Stunden werden Heizung und Pumpe abgestellt und die Flotte abgelassen. Das Garn wird in üblicher Weise gespült, gesäuert, wieder gespült und mit Soda naehgekocht.
Es ist ausserordentlich saugfähig und kann ohne weiteres für Farbware verwendet werden. Soll es als Weissware gebraucht werden, so folgen die üblichen Bleichoperationen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Beuchen oder Brühen von Zellulosefasern, wie Baumwolle, Leinen, Zellwolle, Kunstseide u. dgl. oder Gemischen solcher Fasern, in unverarbeitetem oder verarbeitetem Zustand mit Kalziumhydroxyd oder andere schwer lösliche Erdalkalihydroxyde, wie Strontium-, Barium-, Magnesiumhydroxyd, enthaltenden umlaufenden Flotten unter Erhitzung mit oder ohne Anwendung von Druck, dadurch gekennzeichnet, dass klare Lösungen von Erdalkalihydroxyden auf das Fasergut zur Einwirkung gebracht werden, deren Gehalt an gelöstem Erdalkalihydroxyd während der Behandlung periodisch oder kontinuierlich ergänzt wird.