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Verfahren zum Ausrüsten, insbesondere Färben, von gespultem oder aufgewickeltem
Textilgut aus regenerierter Cellulose oder Cellulosederivaten
Beim Ausrüsten von Textilgut aus regenerierter
Cellulose oder Cellulosederivaten, etwa beim
Färben in wässrigen Bädern, tritt bekanntlich eine erhebliche Quellung des Behandlungsgutes ein, womit ein mehr oder weniger starkes
Schrumpfen in der Fadenlängsrichtung verbunden ist. Dies wirkt sich beispielsweise beim Färben von derartigem Textilgut, das auf Kopsen oder
Kreuzspulen aufgespult bzw. auf Kettbäume aufgewickelt, direkt in die Farbbäder eingebracht wird, ungünstig aus.
Bei der Einwirkung der
Behandlungsflotten tritt nämlich in jenen Fadenlagen, die mit den Bädern zuerst in Berührung kommen, eine starke Quellung sowie Längs- schrumpfung unter Fadenspannung ein, wodurch der Zutritt der Flüssigkeit zu den entfernter liegenden Fadenlagen erschwert wird. Die Folge davon ist eine schwierige und langsame Durchfärbung, die trotz erhöhter Färbedauer häufig zu ungleich angefärbten Produkten führt.
Bei den Kreuzspulen treten oft an den Fadenkreuzungsstellen weisse, vollkommen ungefärbte
Stellen auf. Man hat diesen Nachteil beim Färben gespulter Cellulosefäden dadurch zu beheben gesucht, dass man den Färbebädern zur Herabsetzung der Quellung der Cellulosematerialien verschiedenartige, entquellend wirkende Zusätze, z. B. Neutralsalze, beigegeben hat. Diese Arbeitsweise erfordert aber einen zusätzlichen Materialaufwand und hat den weiteren Nachteil, dass durch die Zusätze der Färbevorgang selbst zum Teil ungünstig beeinflusst wird. Auch hat man bereits versucht, durch Herausarbeitung von weichen Spulen, Kettbäumen usw. dem Übelstand entgegenzuwirken. Diese Massnahmen haben aber bestimmte Grenzen. Erfahrungsgemäss lassen sich beispielsweise allzu weiche Spulen, Kettbäume usw. schlecht abwickeln.
Es wurde nun überraschend gefunden, dass Textilgut aus regenerierter Cellulose oder Cellulosederivaten, welches auf Kopsen, Spulen, Kettbäumen od. dgl. ausgerüstet werden soll, völlig gleichmässig mit verringertem Zeitaufwand und ohne Schwierigkeiten in den entsprechenden Bädern behandelt, beispielsweise gefärbt werden kann, wenn das Gut vorher einer Behandlung mit Wasserdampf unter Druck unterzogen und an- schliessend, zweckmässig nach einem vorherigen
Kühlen bis auf die Behandlungstemperatur und fallweisem Befeuchten mit Wasser oder wässrigen
Lösungen direkt in das betreffende Bad einge- bracht und dort in bekannter Weise fertiggemacht wird. Eine günstige Wirkung der erfindungsge- mässen Wasserdampfbehandlung tritt bereits bei
Dampfdrucken wenig über dem Atmosphären- druck ein.
Besonders geeignet haben sich Dampf- drucke von etwa 3 bis 5 Atmosphären erwiesen.
Unter diesen Bedingungen ist eine erhebliche Abkürzung der Behandlungsdauer möglich.
Die Dampfbehandlung wird in einfachster Weise so vorgenommen, dass das auf Kopsen, Kreuzspulen, Kettbäumen u. dgl. befindliche Fadenmaterial in geeigneten, geschlossenen Gefässen der Einwirkung von direktem Wasserdampf entsprechenden Druckes ausgesetzt wird. Beim Ausrüsten in geschlossenen, druckfesten Vorrichtungen kann die Dampfbehandlung des Fadenmaterials unmittelbar in denselben erfolgen. Das Textilgut wird dann zuerst der Wasserdampfeinwirkung ausgesetzt und nach Beendigung derselben und fallweisem Kühlen und Befeuchten unmittelbar mit der Behandlungsflotte in Berührung gebracht. Es ist aus der Praxis der Kunstseidenfärberei bekannt, das Material vor dem Färben Behandlungen zu unterziehen, durch die der Quellungszustand im Sinne einer Erhöhung der Quellung verändert und damit eine Vergleichmässigung der Farbstoffaufnahme bewirkt wird. Auch ist nach der U. S. A.
Patentschrift Nr. 2,224. 489 (Rozenbroek) bekannt, die Netzfähigkeit von organischen Fasermaterialien durch wiederholtes abwechselndes Trocknen und Befeuchten des Materials mit Wasserdampf bei 600 C nicht übersteigenden Temperaturen zu erhöhen. Es sind auch zahlreiche Verfahren zur Trocknung, Nachbehandlung bzw. Herabsetzung des Wassergehaltes von Kunstseide bzw. Fadenwickeln aus regenerierter Cellulose bekannt, bei welchen das Fadenmaterial aus regenerierter Cellulose u. a. einer Dampfbehandlung bei Atmosphärendruck und 100 C nicht wesentlich
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Diesen bekannten Verfahren gegenüber unterscheidet sich das erfindungsgemässe Verfahren grundlegend dadurch, dass die Vergleichmässigung von Textilgut aus regenerierter Cellulose oder Cellulosederivaten hinsichtlich des Verhaltens bei Ausrüstevorgängen und den damit zusammenhängenden Behandlungen mit Farb-oder Chemikalienlösungen im Wege einer Herabsetzung des Quellvermögens durch Behandlung mit Wasserdampf unter Druck, d. h. bei Temperaturen über 100 C, bewirkt wird. Als überraschender Effekt hat sich ergeben, dass bei der erfindunggemässen Behandlung von auf Kopsen oder Kreuzspulen gespultem oder auf Kettbäumen aufgewickeltem Textilgut in den Ausrüste-oder Behandlungsbädern keine wesentliche Quellung und damit auch keine wesentlichen Spannungen des Materials auftreten, die bekanntlich bei Färbevorgängen zu einer ungleichen Farbstoffaufnahme führen können.
Das Verfahren ermöglicht ein gleichmässiges, rasches und sparsames Ausrüsten, beispielsweise Färben, von gespultem sowie gewickeltem Textilgut aus regenerierter Cellulose oder Cellulosederivaten, wie Kunstseide oder Zellwolle aus Hydratcellulose, Celluloseacetat u. a., und eignet sich insbesondere für Färbeverfahren in stark alkalischen Medien, wie z. B. das Färben mit Indanthrenfarben nach dem IN-Verfahren.
Durch das Dämpfen des zu färbenden Textilgutes wird die Quellung, aber auch in geringem Masse das Aufnahmevermögen herabgesetzt. Die Spulen bleiben weich und es ist nicht mehr notwendig, bei Färbeapparaten mit erhöhten Drucken zu arbeiten. Zur Erreichung gleich tiefer Farbtöne wie bei unbehandeltem Material genügt es, etwas höhere Farbstoffkonzentrationen in den Farbbändern einzuhalten. Das etwa verminderte Farbstoffaufnahmevermögen bewirkt dabei anderseits ein langsameres und daher gleichmässigeres Aufziehen der Farbstoffe.
Das erfindungsgemässe Verfahren ist einfach und ohne grosse Aufwendungen durchzuführen.
Bei Vorhandensein geschlossener Färbeapparaturen können diese gleichzeitig zum Dämpfen und Färben in aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen benutzt werden. Das gleichmässige und rasche Eindringen der Farbflotten in die Fadeneinlagen der erfindungsgemäss behandelten Materialien ermöglicht die Einhaltung verkürzter Färbezeiten und damit eine erhöhte Ausnutzung der Anlagen.
Ausführungsbeispiele :
1. In einem geschlossenen Kreuzspulfärbeapparat wurden 70 kg Kreuzspulen Nm 34 Zellwolle mit 3% Indanthrenblau RSH nach dem IN-Verfahren gefärbt. Vor der Ausführung des Färbeprozesses wurden die Spulen in dem geschlossenen Apparat durch 30 Minuten bei einem Druck von 23/4 Atmosphären gedämpft und nach dem Dämpfen in einem Netzbad von 30 C mit 1/4 g Na-oleyltaurin i. Ltr. 10 Minuten behandelt. Die Ausfärbung konnte infolge der geringen Veränderung der Spulenhärte durch die Einwirkung der Färbelauge durch 25 Minuten bei 700 C vorgenommen werden, wobei alle 3 Minuten der Richtungslauf der Färbeflotte geändert wurde. Nachdem noch gründlich gespült und 20 Minuten mit 1 g Seife i. Ltr. gekocht wurde, war die Färbung fertiggestellt.
Die Durchführung der Spulen war einwandfrei, besonders an den Kreuzpunkten der Fäden, an den äusseren Schichten der Spule waren keine ungefärbten Stellen, die ohne vorheriges Dämpfen bei jeder Färbung aufzutreten pflege, mehr zu beobachten.
2. Auf einem offenen Kettbaumfärbeapparat wurden 2 Kettbäume mit je 80 kg Nm 50 Zellwolle mit 6% Indanthrenbraun R Plv. nach dem IW-Verfahren gefärbt. Die Kettbäume wurden zuerst 20 Minuten in einem geschlossenen Kessel bei 11/2 Atmosphären gedämpft und dann in einem offenen Krantz-Färbeapparat bei einer Temperatur von 30 mit 6% Indanthrenbraun R nach dem IW-Verfahren durch 3/4 Stunden gefärbt. Die Temperatur des Färbebades erhöhte sich von 30 C auf 45 C. Die Verküpung des Farbstoffes wurde unter normalen Bedingungen in die Stammküpe vorgenommen. Trotz fester Wicklung der Kettbäume wurde die Färbung einwandfrei egal, ohne dass die Kettbäume hart wurden und dadurch dem Eindringen der Farbflotte erhöhten Widerstand entgegensetzten.
3. In einem geschlossenen Färbeapparat wurde eine 3% ige Kreuzspulfärbung von 60 kg Zellwollgarn Nm 100 mit Naphthol AS-SW und nachheriger Entwicklung mit Echtrotsalz KB in der Weise durchgeführt, dass die rohen Zellwollekreuzspulen in dem geschlossenen Färbebehälter vor dem eigentlichen Färbeprozess 21/2 Stunden bei 43/4 atü gedämpft wurden. Nach dem Dämpfen wurde zweimal kalt gewaschen, dann mit Naphthol AS-SW grundiert, stark abgesaugt und mit Echtrotsalz KB entwickelt, gewaschen und mit kochendem Seifenbad zweimal behandelt. Im Gegensatz zu Färbungen desselben feinen Garnmaterials, die auf gewöhnliche Weise durchgeführtwurden, zeigten sich infolgedergeringen Quellung der erfindungsgemäss gedämpften Cellulosefasern an den Kreuzspulrändern keine unentwickelten Stellen.
Die Kreuzspulen waren einwandfrei durchgefärbt, trotzdem beim Spulen keine Vorsichtsmassregeln vorgenommen wurden, um eine besonders weiche Wicklung zu erhalten.