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Verfahren zur Herstellung mechanisch hochwertiger Folien.
Bei der Verarbeitung der Cellulosederivate oder künstlichen Hochpolymeren mit leicht flüchtigen Lösungsmitteln oder allein durch Wärmebehandlung ist es üblich, eine Erleichterung der Verwalzbarkeit dadurch zu erzielen, dass man ein oder mehrere schwer flüchtige Lösungsmittel, sogenannte Weichmacher, hinzusetzt.
Während für die plastischen Massen auf Basis Cellulosederivate durch einen solchen Weichmacherzusatz tatsächlich eine Verbesserung erzielt wird, nicht nur während der Walzarbeit, sondern auch hinsichtlich der Eigenschaften des Endproduktes, erreicht man für die künstlichen Hochpolymeren der Vinylgruppe, vornehmlich für das Polyvinylchlorid, das naehchlorierte Polyvinylchlorid und Mischpolymerisate des Chlorids mit Acrylsäurederivaten, zwar eine gute Verwalzbarkeit, jedoch bezüglich der Eigenschaften der fertigen Folie gerade das Gegenteil ; so werden z. B. der Erweichungspunkt, die dielektrischen Eigenschaften und gegebenenfalls auch die mechanischen Festigkeiten soweit herabgesetzt, dass eine universelle Verwendbarkeit der Folien nicht mehr möglich ist.
Ohne Weichmacherzusatz sind aber die Folien aus einer Reihe von Vinylpolymeren, vornehmlich aus Polyvinylchlorid, spröde, das nachchlorierte Polyvinylchlorid ist praktisch überhaupt nicht verwalzbar ; man erhält lediglich völlig unebene, stark sehrumpfende, nicht verwendbare Folien-Bruchstücke.
Überraschenderweise hat sich nun gezeigt, dass man die Verwalzbarkeit des nachchlorierten Polyvinylchlorids in hervorragender Weise verbessern kann, wenn man an Stelle der bisher üblichen Weichmacher Polyvinylchlorid zusetzt. Es gelingt jetzt mühelos, zusammenhängende, völlig ebene, nicht mehr schrumpfende Folien jeder Stärke auf der Walze durch thermische Plastifizierung zu gewinnen. Es wurde weiterhin gefunden, dass durch die gemeinsame Verwalzung auch die mechanischen Eigenschaften des Polyvinylchlorids um vieles erhöht werden.
Während eine Folie aus Polyvinylchlorid von 0'12 mm Stärke überhaupt keine messbaren Festigkeiten aufweist, erhält man an einer Folie gleicher Stärke'äus Polyvinylchlorid und nachchloriertem Polyvinylchlorid im Verhältnis 1 : 1 eine Festigkeit von 6 bis 7 kg pro Quadratmillimeter und einer Dehnung von 25 bis 30% in der Längsrichtung und 5 bis 6% in der Querrichtung. Ebensowenig sind die dielektrischen Eigenschaften der durch gemeinsame Verwalzung entstandenen Folie irgendwie nachteilig beeinflusst worden.
Während bisher der Erweichungspunkt bereits durch einen kleinen Prozentsatz Weichmacher stark herabgedrückt wurde, erfährt der Erweichungspunkt des nachehlorierten Polyvinylchlorids durch das zwecks Erleich- terung der Verwalzbarkeit zugesetzte unehlorierte Polyvinylchlorid überhaupt keine Beeinflussung. Setzt man zu nachchloriertem Polyvinylchlorid, um überhaupt eine Verwalzbarkeit zu erzielen, z. B. 20% Phthalsäureester hinzu, so resultiert eine Folie mit einem Erweichungspunkt von etwa 35 bis 40 , die also für die weitere gewerbliche Verarbeitung völlig unbrauchbar ist. Erleichtert man jedoch die Verwalzbarkeit des gleichen nachchlorierten Polyvinylchlorids durch unchloriertes Polyvinylchlorid, z.
B. im Verhältnis 1 : 1, so erhält man Folien vom Erweichungspunkt 77 bis 80 . Neben der mechanischen Festigkeit kommt aber gerade dem Erweichungspunkt eine ausschlaggebende Bedeutung für die weitere Verarbeitung des Polymeren zu Gebrauchsgegenständen beliebiger Art zu.
Es ist zwar bekannt, verschiedene Polyvinylverbindungen miteinander zu verarbeiten. So beschreibt die österr. Patentschrift Nr. 138766 eine plastische Masse aus nachchloriertem Polyvinylchlorid und Polyacrylsäureestern, die schweizerische Patentschrift Nr. 162157 ein Erzeugnis aus Polymethacrylsäureestern und andern Vinylverbindungen. Jedoch treffen für dieses gemeinsame Verarbeiten die Voraussetzungen vorliegenden Verfahrens nicht zu. In den Polyacrylsäureestern liegen
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beschriebenen Verfahren erhaltenen Chlorierungsprodukte sind keine Gemische von chloriertem und unehloriertem Polyvinylchlorid.
Es muss deshalb als ein besonders überraschender Fortsehritt in der Technik der plastischen Massen auf Basis künstlicher Polymerisate angesehen werden, dass man, entgegen allen Erwartungen, durch gemeinsames Verwalzen von an sieh nicht oder nur sehr schwer verwalzbaren Produkten, wie nach chloriertes Polyvinylchlorid, mit sehr spröden Polymerisaten einmal die Verwalzbarkeit erleichtert, zum andern eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften ohne Herabsetzung des Erweichungpunktes erzielt.
In gleicher Weise und mit gleichem Ergebnis hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften lässt sich die Verwalzbarkeit eines schwer verwalzbaren Mischpolymerisats aus Vinylchlorid und Acrylsäurederivaten oder des Polystyrols erleichtern. Als leicht verwalzbare Polymere sind ausser dem bereits genannten Polyvinylchlorid das Polyvinylacetat, Polyvinylchloracetat, polymerisiertes N-Vinylcarbazol, ferner Mischpolymerisate aus Vinylchlorid mit Styrol, bei denen die Chloridkomponente mindestens 60% beträgt, ferner Mischpolymerisate aus Vinylchlorid + Vinylacetat anzuführen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung mechanisch hochwertiger Folien mit hohem Isoliervermögen und hohem Erweichungspunkt aus Vinylpolymere durch Verwalzen, dadurch gekennzeichnet, dass man die Verwalzbarkeit von naehehloriertem Polyvinylchlorid, Mischpolymerisaten aus Vinylchlorid und Aerylsäurederivaten oder Polystyrol durch Zusatz von Polyvinylchlorid verbessert.