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Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Latex mit einer lederähnlichen Oberfläche.
Kautschuk gibt beim Berühren ein klebriges, unangenehmes Gefühl, welches gewisse Anwendungsgebiete ausschliesst oder zumindest die Verwendungsmöglichkeit beschränkt.
Man hat bereits seit langem versucht, diese Unzukömmlichkeit zu beseitigen und dem Kautschuk oder mit Kautschuk imprägnierten Geweben einen besseren, u. zw. insbesondere einen lederähnlichen Griff zu verleihen. Das Problem war schwierig zu lösen, denn wenn man die Lösung darin suchte, die Beschwerungsmittel im Kautschuk zu erhöhen, wird dieser brüchig und seine sämtlichen vorteilhaften Eigenschaften verschwinden.
Anderseits war es nicht möglich, dadurch zu guten Ergebnissen zu gelangen, dass man die Oberfläche des Kautschuks oder kautschukierter Gewebe mit Lacken oder andern Fertigstellungsprodukten bedeckte, weil die Dehnung-und Elastizitätskoeffizienten und die natürlichen Eigenschaften der Kautschukoberfläche eine Abstossungskraft der letzteren gegenüber allen anders zusammengesetzten Körpern schufen.
Ferner hat sich die Ansicht, dass sich das gesuchte Resultat durch Verwendung von chloriertem Kautschuk erreichen lasse, nicht in die Wirklichkeit umsetzen lassen ; alle auf dieses Verfahren gesetzten
Hoffnungen haben enttäuscht.
Die vorliegende Erfindung hat ein Verfahren zum Gegenstand, welches gestattet, Gegenständen auf Basis von Latex eine vollkommen lederähnliche Oberfläche zu verleihen, ohne ihre Biegsamkeit und Widerstandsfähigkeit zu beeinträchtigen. Dieses Verfahren besteht darin, die vorher vulkanisierten Gegenstände der Einwirkung von in einem indifferenten Lösungsmittel gelöstem Chlorschwefel zu unterwerfen und den Chlorsehwefel durch Einwirkung von Luft und hierauf von Wasser zu zersetzen.
Das Chlor, welches sich durch die Zersetzung des Chlorschwefels bei der Berührung mit Luft gebildet hat, wird zum Teil von dem Kautschuk absorbiert und zum Teil durch das Wasser zu Chlorwasserstoffsäure und unterchloriger Säure umgesetzt, welche ihrerseits in Chlorwasserstoffsäure und Sauerstoff zerfällt. Diese Reaktion wandelt die Gegenstände auf Basis von vulkanisiertem Latex derart um, dass sie alle ihre thermoplastischen Eigenschaften verlieren.
Man hat bereits vorgeschlagen, eine künstliche chagrinartige Oberfläche auf künstlichem, aus Kautschuk hergestelltem Leder zu erzeugen, indem dasselbe zuerst eine Oberflächenbehandlung mit einem eine Kaltvulkanisation hervorrufendem Stoff, wie Chlorschwefel, unterworfen wird, worauf der so behandelte Gegenstand einer gewöhnlichen Heissvulkanisation unterworfen wird. Bei diesem Verfahren wird jedoch die Behandlung mit dem Chlorsehwefel auf noch nicht vulkanisierte Produkte angewendet und muss unmittelbar von einer gewöhnlichen Heissvulkanisation gefolgt sein.
Im Gegensatze hiezu wird bei dem Verfahren gemäss vorliegender Erfindung, die Chlorsehwefellösung auf Gegenstände auf Basis von Latex angewendet, welche bereits der gewöhnlichen Vulkanisation ausgesetzt waren, und nach dieser Behandlung werden die Gegenstände der Luft ausgesetzt, was nebst der darauffolgenden Behandlung mit Wasser den Zweck hat, die Zersetzung des Chlorsehwefels herbeizuführen.
Das vorliegende Verfahren kann auf Latex in allen seinen Formen angewendet werden, ob er nun rein ist oder mit Beschwerungsmitteln oder Textilien verbunden oder sich in Form von für die Herstellung von Gegenständen bestimmten Produkten befindet oder ob es sich um Gegenstände in ihrer endgültigen Form handelt.
Die gemäss vorliegender Erfindung behandelten Gegenstände auf Basis von Latex, insbesondere die mit Latex imprägnierten Textilien, zeigen eine Beschaffenheit und einen Griff, welche dem Leder
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entsprechen. Ihre Oberfläche haftet nicht mehr an den Textilien und dieselbe nimmt überhaupt alle für die Vollendungsarbeiten in der Lederindustrie üblichen Behandlungsmittel an, wie z. B. das Albumin und die Überzüge auf Basis von Kasein sowie alle Arten von Lack, insbesondere diejenigen, auf Basis von Nitrozellulose, Leinölfirnis u. dgl., welche auf der Oberfläche dieser Gegenstände fest haften ohne sich abzublättern.
Als Beispiel der Herstellung des neuen Produktes und nur um die praktische Durchführung des Verfahrens zu zeigen, ohne sich auf die Mengen oder die notwendigen Behandlungszeiten zu beschränken, sei das folgende angeführt :
Ein in einem Latexbad, das alle die Vulkanisierung aktivierenden und beschleunigenden Stoffe enthält, imprägniertes und normal vulkanisiertes Gewebe wird während 20 Sekunden in eine 10% ige Lösung von Chlorsehwefel in Benzol getaucht. Hierauf lässt man dieses Gewebe an freier Luft während ungefähr 1-2 Minuten verweilen und taucht es sodann sofort in Wasser, wo es während einiger Stunden bleibt : hierauf wird es herausgenommen und getrocknet. Es zeigt sodann das Ansehen von Leder und besitzt dessen Griff.