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Verfahren zur Konservierung von Milch,
Bekanntlich kann man Flüssigkeiten sterilisieren und infolgedessen konservieren, indem man sie mit oligodynamisch wirksamen Substanzen, z. B. mit metallischem Silber, Kupfer oder Legierungen dieser Metalle, in Berührung bringt. Bedingung für den Erfolg ist gewöhnlich eine bis zur vollständigen Entkeimung dauernde Berührung, wobei die Dauer von der Art der behandelten Flüssigkeit und ihrem Keimgehalt abhängig ist.
Ein sehr wichtiges Problem ist die Konservierung von Milch. Milch ist bekanntlich ein idealer Nährboden für die verschiedensten Keimarten. Unmittelbar nach dem Melken besitzt fast jede Milch schon eine grosse Anzahl von Keimen, die zwischen einigen Tausend und einigen Millionen pro em3 schwankt. Wird die Milch keiner weiteren Behandlung unterworfen, so steigt dieser Keimgehalt sehr bald auf sehr hohe Beträge an.
Wenn man Milch auf oligodynamischem Weg entkeimen will, muss man sie viele Stunden lang mit dem oligodynamischen Material in Berührung lassen. Versuche, die mit Silber, dem wirksamsten oligodynamischen Metall, angestellt worden sind, haben gezeigt, dass die Milch bei so langen Berührungszeiten einen widerlich bitteren Geschmack annimmt und sich grau färbt.
Es wurde nun gefunden, dass bei ganz kurzen Berührungszeiten zwischen Milch und oligodynamisch wirksamer Substanz, z. B. bei Berührungszeiten von 1 bis 10 Minuten, die oben geschilderten, unerwünschten Veränderungen der Milch nicht auftreten, dass aber anderseits, was durchaus nicht vorauszusehen war, die kurze oligodynamische Einwirkung schon einen bedeutenden Konservierungseffekt hervorbringt. Die Milch wird hiebei meist nicht völlig entkeimt ; der ursprüngliche Keimgehalt wird aber sehr bedeutend heruntergedrückt, sinkt dann beim Stehen gewöhnlich zunächst noch weiter und bleibt schliesslich entweder auf etwa der gleichen Höhe oder steigt allmählich wieder an. Dieses Ansteigen geschieht aber derart, dass der Keimgehalt der behandelten Milch stets bedeutend zurückbleibt hinter dem Keimgehalt der gleichen Milch, wenn sie nicht oligodynamisch behandelt wird.
Es scheint auch, dass gerade die säurebildenden Bakterien der Milch durch die kurze oligodynamische Behandlung besonders geschwächt werden. Der praktische Erfolg dieser Behandlung ist also der, dass die behandelte Milch um viele Stunden oder Tage später sauer wird als unbehandelte Milch unter den gleichen Bedingungen.
Beispiel 1 : Man lässt die Milch durch ein Bett von versilberten Tonkügelchen hindurchlaufen. auf denen die Versilberung z. B. durch Tränken mit Silbernitratlösung und nachfolgendes Glühen erzeugt war.
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Keimgehalt <SEP> der <SEP> unbehandelten <SEP> Milch................. <SEP> 1. <SEP> 16 <SEP> Millionen <SEP> pro <SEP> eins
<tb> Oligodynamische <SEP> Berührungszeit <SEP> der <SEP> Milch............ <SEP> l <SEP> Minute
<tb> Behandhmgs-und <SEP> Aufbewahrungtemperatur <SEP> der <SEP> Milch.... <SEP> 20 <SEP> C
<tb>
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Der Keimgehalt der Milch betrug :
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<tb> unmittelbar <SEP> nach <SEP> der <SEP> oligodynamischen <SEP> Behandlung.. <SEP> 1-16 <SEP> Millionen <SEP> pro <SEP> cm <SEP> : <SEP> 1
<tb> nach <SEP> 2 <SEP> Stunden <SEP> 0-98,,
<tb> # <SEP> 6 <SEP> # <SEP> ...................... <SEP> .... <SEP> 2#11 <SEP> # <SEP> # <SEP> #
<tb> "24,............................ <SEP> 6-50",.
<tb>
# <SEP> 48 <SEP> # <SEP> ............................ <SEP> 30#00 <SEP> # <SEP> # <SEP> #
<tb>
EMI2.2
ansauer und erst nach 96 Stunden war sie geronnen.
Zur Kontrolle wurde ein anderes Quantum der gleichen Milch, aber ohne Vorbehandlung, bei der gleichen Temperatur aufbewahrt. Diese Kontrollmilch zeigte folgende Keimzahlen :
EMI2.3
<tb>
<tb> anfangs <SEP> 1'14 <SEP> Millionen <SEP> pro <SEP> cm3
<tb> nach <SEP> 2 <SEP> Stunden.... <SEP> 3'65 <SEP> " <SEP> n <SEP> "
<tb> " <SEP> 6 <SEP> ".... <SEP> 8'67 <SEP> " <SEP> " <SEP> "
<tb> # <SEP> 24 <SEP> # <SEP> .... <SEP> 300#00 <SEP> # <SEP> # <SEP> #
<tb>
Bereits nach 24 Stunden war die Kontrollmilch ansauer ; nach 48 Stunden war sie geronnen und von sehr unreinem Geschmack und Geruch.
Bewahrt man die behandelte und die unbehandelte Milch bei 30 anstatt bei 20 auf, so tritt natürlich der saure Geschmack und die Gerinnung früher ein, als oben angegeben, jedoch bleibt auch bei 30 der bedeutende Unterschied zwischen der behandelten und der unbehandelten Milch bestehen.
Die Vorteile des neuen Milchkonservierungsverfahrens gegenüber den bisher angewandten Wärmeverfahren leuchten ein. Die rohe Milch wird in ihren günstigen Eigenschaften, Geschmack und Geruch, gar nicht verändert ; es bildet sich keine Haut von Kasein-Kalzium und die Vitamine bleiben erhalten.
Es wurde weiter gefunden, dass das neue Verfahren mit Vorteil kombiniert werden kann mit einer der üblichen Wärmebehandlungen zur Pasteurisierung von Milch. Die reine Wärmebehandlung, also z. B. die Erhitzung von Milch auf 63 bzw. 83 C während mindestens 30 Minuten, hat bekanntlich ganz bestimmte Nachteile : Sie verändert die Milch im Geschmack und Geruch, in der Zusammensetzung und im Vitamingehalt. Es hat sich nun herausgestellt, dass ein sehr guter Konservierungseffekt erzielt wird, wenn man die Milch nur viel kürzere Zeit, als bisher üblich, erhitzt und ausserdem kurz oligodynamisch behandelt. Die Nachteile der reinen Wärmebehandlung werden hiebei grösstenteils vermieden oder stark vermindert und der Konservierungseffekt übertrifft den Effekt der üblichen Pasteurisierung.
Man kann hiebei die Erwärmung vor, während oder nach der oligodynamischen Behandlung vornehmen. Wie beim reinen Wärmeverfahren wirkt auch hier eine energische Abkühlung nach der Erwärmung und eine Stehenlassen bei niedriger Temperatur günstig.
Beispiel 2 : Die Milch wird oligodynamisch behandelt und danach kurz erhitzt.
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<tb>
<tb>
Keimgehalt <SEP> der <SEP> unbehandelten <SEP> Milch <SEP> 640.000 <SEP> pro <SEP> cm3
<tb> Oligodynamische <SEP> Berührungszeit <SEP> der <SEP> Milch <SEP> .......... <SEP> 1, <SEP> 2,3 <SEP> und <SEP> 4 <SEP> Minuten
<tb> Erhitzung <SEP> nach <SEP> der <SEP> oligodynamischen <SEP> Behandlung <SEP> 10 <SEP> Minuten <SEP> auf <SEP> 63 <SEP> C
<tb> Aufbewahrungstemperatur <SEP> ......................20 <SEP> C
<tb>
Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über den Keimgehalt der verschiedenen Milchproben nach verschieden langer Stehzeit. Die Kontrollmilch wurde nur ebenso wie die andern Proben erhitzt, aber nicht oligodynamisch behandelt.
Keimzahlen pro cm3
EMI2.5
<tb>
<tb> Berùhrungszeiten <SEP> sofort <SEP> nach <SEP> 1/2 <SEP> Stunde <SEP> 11/, <SEP> Stunden <SEP> 14 <SEP> Stunden <SEP> T <SEP> Tage <SEP> später
<tb> der <SEP> Milchproben <SEP> Erhitzung <SEP> später <SEP> später <SEP> später
<tb> 1 <SEP> Minute <SEP> 6.000 <SEP> 1. <SEP> 030 <SEP> l. <SEP> 300 <SEP> 5.100 <SEP> 2. <SEP> 700
<tb> 2 <SEP> Minuten <SEP> 4. <SEP> 800 <SEP> 2.500 <SEP> 2.600 <SEP> 2.000 <SEP> 2.100
<tb> 3 <SEP> " <SEP> 2.200 <SEP> 3.000 <SEP> 2.000 <SEP> 2.000 <SEP> 1. <SEP> 540
<tb> 4 <SEP> " <SEP> 2.100 <SEP> 2.500 <SEP> 2.000 <SEP> 1.500 <SEP> 1.240
<tb> Kontrolle <SEP> 7.600 <SEP> 9.200 <SEP> 11.500 <SEP> 700.000 <SEP> 3,000. <SEP> 000
<tb> geronnen
<tb>
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Die Tabelle lehrt folgendes :
Durch das blosse Erhitzen ging der Keimgehalt der Milch bereits von 640. 000 auf 7600 herunter ; in den oligodynamisch behandelten Proben ging er noch weiter auf 6000 bis 2100 herunter. Während aber der Keimgehalt in der nur erhitzten Milch rasch ansteigt, nach 11/2 Stunden schon 11.500 und nach 14 Stunden sogar 700.000 beträgt, bleibt der Keimgehalt bei den oligodynamisch behandelten und erhitzten Proben mit geringen Schwankungen in der ursprünglichen Höhe oder sinkt sogar noch darunter. Die Kontrollmilch war nach 6 Tagen bei einem Keimgehalt von 3 Millionen geronnen, die andern Proben gerannen erst 3, zum Teil 4 Tage später.
Beispiel 3 : Die Milch wird kurz erhitzt und danach oligodynamisch behandelt.
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<tb>
<tb>
Keimgehalt <SEP> der <SEP> unbehandelten <SEP> Milch <SEP> ............... <SEP> 185.500 <SEP> pro <SEP> fM
<tb> Erhitzung <SEP> vor <SEP> der <SEP> oligodynamischen <SEP> Behandlung...... <SEP> 5 <SEP> Minuten
<tb> Oligodynamische <SEP> Berührungszeit <SEP> der <SEP> Milch.......... <SEP> 18 <SEP> Sekunden
<tb> Aufbewahrungstemperatur <SEP> .......................20 <SEP> C
<tb>
Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über das Ansteigen der Keimgehalte, die Geschmacksveränderung und das Ansteigen der Azidität der so behandelten Milch im Vergleich Zu einer Kontrollmilch, die der gleichen Wärmebehandlung, aber keiner oligodynamischen Behandlung unterzogen worden war.
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<tb>
<tb>
Keimzahl <SEP> F. <SEP> P. <SEP> Agar <SEP> der <SEP> Geschmack <SEP> und <SEP> Geruch <SEP> der <SEP> Azidität <SEP> der
<tb> Zeit <SEP> oligo- <SEP> oligo- <SEP> oligonach <SEP> dynamisch <SEP> dynamisch <SEP> dynamisch
<tb> Kontrolle <SEP> Kontrolle <SEP> Kontrolle
<tb> behandelten <SEP> behandelten <SEP> behandelten
<tb> Milch <SEP> Milch <SEP> Milch
<tb> 1 <SEP> Tag <SEP> 3. <SEP> 500 <SEP> 10. <SEP> 000 <SEP> süss <SEP> süss <SEP> 0#15% <SEP> 0#15%
<tb> 2 <SEP> Tagen <SEP> 10. <SEP> 000 <SEP> 2#5 <SEP> Millionen <SEP> # <SEP> # <SEP> 0#15% <SEP> 0#15%
<tb> 3 <SEP> # <SEP> 10. <SEP> 000 <SEP> 62#5# <SEP> # <SEP> # <SEP> 0#15% <SEP> 0#165%
<tb> käsig, <SEP> ranziger
<tb> 4"10. <SEP> 000 <SEP> 290,.
<SEP> Geruch, <SEP> stark-0-185 <SEP> o/o
<tb> bitter
<tb> 5 <SEP> " <SEP> 10.000 <SEP> nicht <SEP> mehr <SEP> griessig, <SEP> klum- <SEP> 0#15% <SEP> 0#71%
<tb> zählbar <SEP> pig, <SEP> geronnen
<tb> bitter, <SEP> stinkend
<tb> 6 <SEP> # <SEP> 10.000 <SEP> - <SEP> # <SEP> 0#15% <SEP> -
<tb> äusserst <SEP> unrein
<tb> 7, <SEP> 10. <SEP> 000-,-0-1525%-
<tb> 8, <SEP> 10. <SEP> 000-,-0-15%-
<tb> 9 <SEP> # <SEP> 10. <SEP> 000 <SEP> - <SEP> " <SEP> -- <SEP> 0'15% <SEP> -
<tb> 11 <SEP> # <SEP> 10. <SEP> 000 <SEP> - <SEP> # <SEP> - <SEP> 0#16% <SEP> -
<tb> 14, <SEP> 10. <SEP> 000-,-0-16%-
<tb>
Aus der Tabelle ersieht man, dass sich die Keimzahlen der oligodynamisch behandelten Milch bis zu 14 Tagen unter 10.000 halten, während die Kontrollmilch bereits am vierten Tage 290 Millionen Keime aufweist.
Gleichzeitig zeigte die Kontrolle einen käsig-ranzigen Geruch und schmeckte stark bitter, war also ungeniessbar ; am fünften Tage war sie griessig-klumpig geronnen, stank und war äusserst unrein. Ihre Azidität betrug in diesem Zeitpunkt 0-71 0/0.
Die oligodynamisch behandelte Milch schmeckte noch nach 14 Tagen süsslich und zeigte noch keinerlei Neigung zum Gerinnen, wie ihr Säuregrad von 0#16% beweist.
Wie die Beispiele zeigen, kann man bereits durch ganz kurze oligodynamische Behandlung der Milch allein einen bedeutenden Konservierungseffekt erzielen, ohne dass sich die Milch im Geschmack, Geruch und Aussehen verschlechtert. Der günstige Effekt wird aber bedeutend verstärkt, wenn man die Milch ausserdem erwärmt, wobei diese Erwärmung so kurz gehalten werden kann, dass die bei der üblichen Pasteurisierung auftretenden Verschlechterungen der Milch nicht eintreten. Besonders vorteilhaft scheint die kurze Erhitzung der Milch vor der oligodynamiselhen Behandlung zu sein.
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Selbstverständlich kann man das geschilderte Verfahren noch mit jeder ändern Massnahme kombinieren, die geeignet ist, die Milch frisch zu halten. So kann man z. B. mit Vorteil die nach dem Verfahren behandelte Milch sofort stark abkühlen und gegebenenfalls in der Kälte aufbewahren.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Konservierung von Milch durch Behandlung mit oligodynamischen Stoffen, dadurch gekennzeichnet, dass man die Berührung zwichen Milch und oligodynamisch wirksamen Stoffen nur so lange andauern lässt, als sich die Milch nicht im Geschmack, Geruch oder in der Farbe verändert.