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Elektroisoliermassen.
Es ist bekannt, dass den aus Harnstoff oder dessen Derivaten und Formaldehyd ge- wonnenen Kondensationsprodukten Stoffe einverleibt werden können, die mit diesen Konden- sationsprodukten feste Lösungen zu bilden vermögen, wie Cellulosederivate. natürliche oder künstliche Harze, Kampfer oder Kampferersatzmittel, Borneol oder als Weichmacher wirkende hochsiedende Lösungsmittel. Es ist auch bekannt, dass diese Produkte in der Isoliertechnik verwendet werden können. Diese bekannten Stoffgemische zeigen jedoch eine Reihe von Nach- teilen. wie geringe Wasserfestigkeit, leichte Angreifbarkeit durch Säuren und Basen und ins- besondere auch zu geringe Elastizität, was sich besonders bei längerer Einwirkung höherer
Temperaturen unangenehm bemerkbar macht.
Es wurde nun gefunden, dass sich diese Nachteile beheben lassen, wenn man den
Gemischen von Kondensationsprodukten aus Harnstoff oder dessen Derivaten mit Formaldehyd oder andern Aldehyden. Cellulosederivaten und Weichmachungsmitteln, natürlichen oder künstlichen Harzen, Füll-oder Farbstoffen oder Lösungsmitteln oder mehreren dieser Zusätze mit oxydierenden Gasen bei erhöhter Temperatur vorbehandelte pflanzliche oder tierische Öle oder Gemische beider und bzw. oder Öllacke zusetzt. Die Mengenverhältnisse der in den Elektroisoliermassen vorhandenen Bestandteile können in den weitesten Grenzen variiert werden.
Die Menge der zuzusetzenden Weichmachungsmittel, z. B. Triarylphosphate oder Phtalsäureester, richtet sich nach der für den einzelnen Verwendungszweck erforderlichen Elastizität der Gemische. Diese können für die verschiedensten Zwecke der Elektroisoliertechnik verwendet werden. Man kann sie z. B. in organischen Lösungsmitteln lösen und die Lösungen als Isolier- lacke ; z. B. für Drähte, Spulen, Kondensatorenpapiere u. dgl., verwenden oder die Massen in fester Form als Isoliermassen, z. B. für Griffe, Isolierplatten u. dgl., benutzen. Die Produkte sind, besonders wenn sie einige Zeit einer höheren Temperatur, z. B. einer solchen von 70 bis 80 C, ausgesetzt werden, weitgehend widerstandsfähig gegen Wasser, verdünnte wässerige Lösungen von Säuren, Basen und Salzen, gegen organische Lösungsmittel sowie gegen heisse Öle, z.
B. heisses Transformatorenöl, Letztere Eigenschaft macht sie besonders geeignet zur Isolierung von Transformatorenwicklungen.
Beispiel 1 : 66 Gewichtsteile einer 45'6"/obigen Lösung eines Harnstofformaldehydkondensationsproduktes in Isobutylalkohol werden mit einer Lösung von 30 Gewichtsteilen Nitrocellulose, 22'5 Gewichtsteilen eines 10 Stunden lang bei 140 C mit Luft geblasenen Ricinus- öles, 22#5 Gewichtsteilen Trikresylphosphat und 8 Gewichtsteilen Cumaronharz in 350 Teilen einer Mischung aus gleichen Teilen Glykolmonoäthyläther und Toluol vermischt. Die Aufstriche aus dem so erhaltenen Lack, dem auch noch Farbstoffe einverleibt werden können, zeichnen sich nach zwölfstündigem Trocknen bei 800 C durch grosse Elastizität und gute Haftfestigkeit aus.
Die Durchschlagsspannung der Aufstriche des ungefärbten Lackes ist 10.000 Volt pro 0#1 MM Schichtdecke. Nach dreitägigem Liegen im Wasser beträgt sie noch 3100 Volt pro 0#1 mm.
An Stelle des mit Luft bei 14. 0 10 Stunden lang geblasenen Ricinusöles können auch 20 Gewichtsteile eines Öllackes verwendet werden, welcher durch Zusammenschmelzen
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von gleichen Gewichtsteilen ausgeschmolzenem Kongokopal und Leinöl bei 2800 unter Zugabe von 1'50/0 Kobaltresinat erhalten wurde.
Beispiel 2 : 33 Gewichtsteile einer 450/oigen Lösung eines Harnstofformaldehydkonden- sationsproduktes in n-Butylalkohol werden zu einer Lösung von 15 Gewichtsteilen Nitrocellulose.
30 Gewichtsteilen des in Beispiel 1 beschriebenen Ricinusöles und 6 Gewichtsteilen Colophonium in 25 Gewichtsteilen Butylacetat, 75 Gewichtsteilen Äthylalkohol und 7'5 Gewichtsteilen Toluol gegeben und innig damit vermischt. Man erhält so einen Lack, dessen Aufstriche nach achtstündigem Trocknen bei 75 C sehr fest auf der Unterlage haften, sehr hart sind und eine-besonders grosse Elastizität besitzen. Sie widerstehen bei Zimmertemperatur einer mehrtägigen Einwirkung von 100/obigen Mineralsäuren und zeigen nach achtwöchiger Einwirkung von 90 C heissem Transformatorenöl keine Veränderung ihres Aussehens und ihrer Eigenschaften.
Beispiel 3 : 30 Gewichtsteile Nitrocellulose, 40 Gewichtsteile Benzylbutylphtalat und 20 Gewichtsteile eines durch mehrstündige vorsichtige Behandlung mit Luft bei 1300 C viskos gewordenen Leinöles werden unter Zugabe von 30 Gewichtsteilen einer Mischung aus gleichen Teilen Benzol und Äthylalkohol in einer Knetmaschine bei zirka 50 C zu einer homogenen Masse verknetet. Sodann fügt man eine Lösung von 30 Gewichtsteilen Harnstofforlllaldehyd- kondensationsprodukt in 20 Gewichtsteilen Äthylalkohol hinzu und knetet unter Aufrechterhaltung der Temperatur bis zur erneuten Homogenisierung.
Die Masse wird auf geheizten Walzen unter Abdampfen der flüchtigen Lösungsmittel zu Folien ausgewalzt, welche sieh infolge ihrer elektrischen Festigkeit besonders zum Belegen von Kondensatorplatten eignen. Zur Erhöhung der Festigkeit kann man der Masse vor dem Auswalzen noch geeignete Füllstoffe, wie Asbest, Glimmer oder Talkum, einverleiben.