<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Stoffgllnl1nierung.
Die Verwendung von flüssigem Latex (natürliche oder künstliche Kautschukmilch, verdünnt oder konzentriert, nicht vulkanisiert oder vulkanisiert) zum Gummieren von Geweben zeigt gegenüber den bisher üblichen Lösungen von Kautschuk in flüchtigen Lösungsmitteln folgende Nachteile :
1. Flüssiger Latex besitzt eine sehr geringe Viskosität, so dass er das Gewebe vollständig durch-
EMI1.1
Bestreichen gelingt.
2. Die Verdiekung von Latex durch mineralische Füllstoffe ist dadurch begrenzt, dass bei Über- schreitung eines gewissen Prozentsatzes, der von der Natur des betreffenden Füllmittels abhängt, der
Kautschuk zur Koagulation kommt.
3. Er fällt bei Anwesenheit von Füllstoffen oft schon bei blosser Reibung des Tuches beim Streichen aus und haftet dann nicht mehr auf dem Stoff.
4. Die Zügigkeit der Streichmischung ist gering, so dass die Streichfähigkeit eine schlechte ist.
Man suchte diese Übelstände zu beseitigen durch Zusatz von Schutzkolloiden und Verdickung- mitteln, ohne jedoch alle Schwierigkeiten beheben zu können, abgesehen davon, dass das Einmischen von solchen Substanzen wie Leim, Stärkekleister usw. die Herstellung der Mischung sehr erschwert.
Es wurde nun gefunden, dass der Kautschuk im Latex in seinen beiden Grenzzuständen als Sol oder als Gel zum Streichen ungeeignet ist, und dass hierin die Ursache obiger Schwierigkeiten zu suchen ist. Hingegen ergab es sich, dass er in einem Zwischenstadium zwischen beiden, als Semi-Koagulat, der
Lösung hohe Viskosität und Zügigkeit und damit gute Streichfähigkeit und vorzügliche Haftvermögen auf dem Stoffe verleiht.
Dieses Zwischenstadium macht der Kautschuk beim Fällungsvorgang immer durch, aber da der
Zustand äusserst labil ist, so vollzieht sich der Übergang sehr schnell. Theoretisch geht die Fällung so vor sich, dass der Kautschuk aus der dispersen Phase des Sol-über das Suspensoid in den Gel-Zustand übergeht.
Durch Verwendung von schwachen organischen Säuren als Fällungsmittel, insbesonders von freien Harz- oder Fettsäuren, gelöst in Mineralöl oder verseifbaren Ölen oder Fetten, die sich mit dem schwach alkalischen, wässerigen Latex emulgieren lassen, gelang es den Fällungsvorgang ausserordentlich zu verzögern und die Suspensoide Zwischenphase relativ stabil zu machen.
Der sich hiebei abspielende Vorgang besteht darin, dass die in der Öllösung äusserst schwach disso- ziierten organischen Säuren mit dem vorhandenen Alkali Seifen bilden und nach dessen Neutralisation in geringem Überschuss eine ganz langsame Fällung des Kautschuks bewirken. Durch Zusatz bestimmter Öle und Fette als Stabilisatoren bleibt der unter gleichzeitiger Verdiekung der Mischung eingetretene
Halbgerinnungszustand dauernd erhalten.
Auf diese Weise gelang es, beliebige Gemenge von Füllstoffen und Latex zu einer Streichpaste zu verarbeiten, mit deren Hilfe sowohl die Stoffgummierung auf der Streichmaschine ganz gleichwertig, wie mit den bekannten Kautschuklösungen ausgeführt werden konnte, als auch nach entsprechender
Verdünnung die Imprägnierung nach dem Durehziehverfahren.
Der Zusatz von Ölen und Harzen zu Latexmischungen ist an sich bekannt, doch erfolgt in den bekannten Verfahren ihre Verwendung stets in solcher Weise, dass eine Koagulation des Kautschuks vermieden wird. So wird in dem österr. Patent Nr. 104398"vorzüglieh"eine offenbar wässerige Schellak- lösung verwendet, die infolge ihres geringen Gehaltes an freien Säuren überhaupt nicht koagulierend wirkt. Auch kann nach diesem Verfahren Kautschukmilch und Harzlösung nacheinander aufgebracht"
<Desc/Clms Page number 2>
EMI2.1
werden gleichzeitig Schutzkolloide zugesetzt oder das Harz in Form von Seifen verwendet und der Kautschukerstnachträglich zur Koagulation gebrachtz. B. engl. Patent Nr. 205487 oder 235233 (Harz-Ammoniakseife).
In dem vorliegendem Verfahren wird jedoch gerade die Koagulation angestrebt, aber durch Anwendung des Fällungsmittels in Ollosung ausserordentlich gebremst und stabilisiert.
Ausführungsbeisiel:
EMI2.2
<tb>
<tb> 65% <SEP> Latex <SEP> (16%ig)
<tb> 1% <SEP> konc. <SEP> Natronlauge
<tb> 23% <SEP> Schlemmkreide
<tb> 5% <SEP> Kolofonium <SEP> heissgelöst
<tb> 6% <SEP> Rüböl <SEP> ,,
<tb>
Der Zusatz erfolgt in der angegebenen Reihenfolge unter ständigem Rühren. Das Kolofonium wird m dem Rüböl heiss gelöst und die Lösung kalt verwendet.
Der Latex kann in jeder Form (natürlich, künstlich, eingedickt, verdünnt, vulkanisiert) und in beliebiger Konzentration je nach Erfordernis zur Anwendung gebracht werden.
An Stelle von Schlemmkreide kann treten : Kaolin, Talkum, Lithopone, Kieselgur, Thon usw.
Statt Natronlauge : Ammoniak, Kalilauge usw.
Statt Kolofonium : flüssiges Harz (Tallöl), Elain, Stearin, Leinölfettsäure u. dgl.
Statt Rüböl : jedes verseifbare Öl oder Fett sowie Mineralöl.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Stoffgummierung mittels natürlicher oder künstlicher, nicht vulkanisierter oder vulkanisierter Kautschukmilch, dadurch gekennzeichnet, dass der Kautschuk der Gummimilch in halbgefällten, verdickten Zustand versetzt wird.