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Die ausserordentliche Giftigkeit des Kohlenoxyds im Leuchtgas hat zu Versuchen geführt, das Leuchtgas durch chemische Umsetzung zu entgiften. Man hat (deutsche Patentschrift Nr. 51572) Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoff enthaltende Gase bei erhöhter Temperatur über Niekelkontakte geleitet, wobei sich aus dem Kohlenoxyd und Wasserdampf, Wasserstoff und Kohlensäure bilden sollte. Die Durch- führung des Verfahrens scheiterte besonders daran, dass die Nickelkontakte gegen Vergiftung, z. B. durch die geringste Menge Schwefel im Gas, ausserordentlich empfindlich sind, so dass ein geregelter, automatischer Betrieb, der für ein Gaswerk Vorbedingung ist, ausgeschlossen erscheint.
Auch die ÜberfÜhrung von Kohlenoxyd in Methan an Niekelkontakten erscheint nicht brauchbar, weil die Reaktion grosse Wärmezufuhr braucht und ein Volumen Kohlenoxyd 3 Volumen Wasserstoff erfordert, wobei 1 Volumen Methan und 1 Volumen Wasser entstehen, was einerseits eine wesentliche
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bedingt.
In der französischen Patentschrift Nr. 371337 ist ein Verfahren beschrieben, um in Wassergas durch Mischen mit Wasserdampf und Überleiten Über einen Eisenkontakt das Kohlenoxyd in Kohlensäure überzuführen und das erhaltene Gemisch von Wasserstoff und Kohlensäure durch Waschen mit Kaliumkarbonat oder auf andere Weise von der Kohlensäure zu befreien.
Zur Erzeugung von Wasserstoff für die Ammoniaksynthese nach Haber-Bosch ist die Umwandlung von Kohlenoxyd aus Generatorgas mit Wasserdampf an Eisenoxydkontakten und gemischten Oxydkontakten zu Wasserstoff und Kohlensäure sehr gut ausgearbeitet worden (deutsche Patentschriften Nr. 292 615 und Nr. 268 929). Die günstigen Wärmeverhältnisse bei dieser Reaktion und die geringe Empfindlichkeit der hier verwendeten Kontakte lassen einen automatischen Verlauf in geeigneten Kontaktapparaten zu.
Die vorliegende Erfindung besteht nun darin, dieses Verfahren, welches bisher für Generatorgas und Wassergas angewendet wurde, auf die Umwandlung des Kohlenoxyds in Wasserstoff auch im Leuchtgas und Mischgas (Destillationsgas und Wassergas, wie es in neuerer Zeit häufig zur Verwendung kommt) anzuwenden. Überraschenderweise wurde gefunden, dass es sich auch auf Leuchtgas, das verschiedene Kohlenwasserstoffe enthält, anwenden lässt, ohne dass die verwendeten Kontakte in ihrer Wirkung geschädigt wurden. Dieses Ergebnis war insofern überraschend, als nicht zu erwarten war, dass bei der Einwirkung des Katalysators keine Zerstörung der für die Leucht-und Heizkraft wichtigen Kohlenwasserstoffe im Gase eintrat.
Das erhaltene Gas ist natürlich mit der dem Kohlenoxyd entsprechenden Menge Kohlendioxyd vermischt, so dass der Heizwert eines solchen Gases bei Verwendung als Leuchtgas ein zu geringer wäre.
Aus wirtschaftlichen Gründen verbietet sich das bekannte Verfahren, das darin besteht, die Kohlensäure mit Wasser unter 25 Atm. Druck zu entfernen, von selbst. Die Kosten für die Kompression und die Expansion des Gases würden selbst bei möglichster Wiedergewinnung der dabei angewandten Arbeit zu hoch werden und eine solche Anlage würde für die Verhältnisse eines Gaswerkes im Betrieb zu kompliziert werden.
Dagegen gelingt es in apparativer und wirtschaftlicher Beziehung, die Auswaschung der Kohlensäure nach dem an sich bekannten Verfahren mit Kaliumkarbonatlösung vorzunehmen, wie dies auch in der französischen Patentschrift Nr. 371337 vorgeschlagen ist, wobei die Regenerierung der erhaltenen
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Kaliumbikarbonatlösung zu Karbonatlösung und Kohlensäure unter Benutzung der Abwärme des Retortenofens in an sich bekannter Weise (österreichische Patentschrift Nr. 42 363) eventuell unter Gewinnung reinen Kohlendioxyds bewirkt werden kann. Da das Kohlenoxyd bei diesem Verfahren durch Wasserstoff mit der ungefähr gleichen Verbrennungswärme ersetzt wird, ergibt dieses Verfahren den Effekt, Leuchtgas unter Erhaltung seiner Verbrennungswärme in befriedigender Weise in ein nicht mehr giftiges
Gas umzusetzen.
Das als Nebenprodukt anfallende Kohlendioxyd kann teilweise in die Retorten geblasen und auf diese Art wiederum in Kohlenoxyd übergeführt werden, um eine bessere Ausbeute mit Bezug auf die angewendete Kohle zu erzielen.
Beispielsweise wird Leuchtgas von der Zusammensetzung : Kohlensäure 3%, ungesättigte Kohlen- wasserstoffe 2%, Sauerstoffe 0'5%, Kohlenoxyd 15%, Wasserstoff 50%, Methan und Homologe 17-5% und Stickstoff 12% über einen mit Aluminium aktivierten Eisenoxydkontakt geleitet und die hiebei gebildete Kohlensäure durch systematisches Waschen mit Kaliumkarbonatlösung aus dem Gase entfernt. Man erhält ein Gas, welches bei gleicher Menge Kohlensäure nur noch 1 bis 2% Kohlenoxyd und dementsprechend 63 bis 64% Wasserstoff enthält.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Entgiftung von Leuchtgas oder von aus Destillationsgas und Wassergas bestehendem Mischgas, dadurch gekennzeichnet, dass das Kohlenoxyd des Gases in für Generatorgas oder Wassergas bekannter Weise an Eisenoxydkontakten oder gemischten Oxydkontakten mittels Wasserdampf in Wasserstoff und Kohlendioxyd übergeführt wird und das gebildete Kohlendioxyd aus dem Gas, wie bekannt, durch Berieselung mit Kaliumkarbonatlösung unter Bildung von Bikarbonat entfernt wird.