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Verfahren zum Waschen bei niederen Temperaturen.
Einen wesentlichen Teil des Waschprozesses bildet bisher meist die mechanische Behandlung der zu reinigenden Stoffe durch Reiben von Hand, durch Schlagen, Drücken oder durch Schwenken und Bewegen in Waschmaschinen. Seit einiger Zeit hat man nun erkannt, dass bei Anwendung gewisser Waschmittel, der sogenannten "selbsttätigen" Waschmittel, sich diese mechanische, die Textilfaser naturgemäss sehr schädigende Behandlung erübrigt. Insbesondere kommt diese günstige Eigenschaft den perborathaltigen Waschmitteln zu.
Die selbsttätige Wirkung dieser Waschmittel beginnt bereits bei Temperaturen oberhalb 70 C, sie findet aber in der Hauptsache erst beim Kochen statt. Da nun aber viele Stoffe, wie Wolle, Seide und Kunstseide, Temperaturen über 70 C nicht ohne Schädigung ertragen, so ist man für diese empfindlichen Textilien bisher auf die schädigende mechanische Behandlung angewiesen.
Versuche haben nun ergeben, dass man eine selbsttätige Waschwirkung auch bereits unterhalb von 70 C erreichen kann, wenn man eine enzymatische Harnstoffspaltung in der Waschlauge erzeugt.
Diese Spaltung geht bereits bei Zimmertemperatur, besser aber bei Temperaturen von 30 bis 700 C vor sich und besteht darin, dass der Harnstoff in Ammoniak und Kohlensäure zerfällt. Der Zerfall ist sowohl an dem Aufsteigen kleiner Gasbläschen, die den Schmutz teilweise mit sich führen, als auch an dem sich entwickelnden Ammoniakgeruch zu erkennen. Die selbsttätige Waschwirkung lässt sich wie bei den bekannten selbsttätigen Waschmitteln leicht demonstrieren.
Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist die an sich bekannte, milde Waschwirkung des sich entwickelnden Ammoniaks.
Das Verfahren lässt sich z. B. so ausführen, dass einem, z. B. aus Seife, mildem Alkali u. dgl. bestehenden Waschmittel zur Erzeugung der selbsttätigen Wirkung Harnstoff und Urease als harnstoffspaltendes Mittel in trockenem Zustande hinzugefügt werden. Die Wirkung beginnt dann erst beim Einbringen des Mittels in Wasser, derart, dass je nach der angewendeten Zusammensetzung, Temperatur und Konzentration in einer Stunde ein beträchtlicher Teil des eingebrachten Harnstoffes zerlegt ist.
Es ist bekannt, dass das Temperaturoptimum für die enzymatische Harnstoffspaltung 40-60 C ist, dass aber bei höheren oder tieferen Temperaturen ebenfalls eine, wenn auch schwächere Wirkung vorhanden ist. Ebenso ist ein Optimum der Wasserstoffionenkonzentration bekannt, das aber ebenfalls nicht genau eingehalten zu werden braucht.
Das Ureasepräparat kann z. B. nach dem Verfahren van Slyke & Cullen, beschrieben in der Deutschen medizinischen Wochenschrift"40 (1914), S. 1219-1221, hergestellt werden.
Für praktische Reinigungszwecke ist die Anwendung von Seife, mildem Alkali oder andern Mitteln vonbenetzenderundschmutzlösender Eigenschaftneben demHarnstoff und der Urease sehr zu empfehlen, weil weder Harnstoff, noch Urease, noch die Spaltungsreaktion der Waschlauge netzende und emulgierende Eigenschaften zu verleihen vermögen.
Als Beispiel für ein zur Ausführung des Verfahrens dienendes Waschmittel wird folgendes angegeben :
EMI1.1
<tb>
<tb> 10 <SEP> Teile <SEP> Kernseife,
<tb> ]'2 <SEP> Teile <SEP> phosphorsanres <SEP> Natron <SEP> (NaHPO).
<tb>
2 <SEP> Teile <SEP> Harnstoff,
<tb> 0-5 <SEP> Teile <SEP> Ulreasepräparal.
<tb>
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in Beispiel, in dem das Optimum der Wasserstoffionenkonzentration, das zweckmässigerweise einzuhalten ist, berücksichtigt ist, ist folgendes :
EMI2.1
<tb>
<tb> 10 <SEP> Teile <SEP> Seife,
<tb> 8 <SEP> Teile <SEP> Harnstoff,
<tb> 6 <SEP> Teile <SEP> phosphorsaures <SEP> Natron <SEP> (NaH2P04 <SEP> sicc.),
<tb> 2 <SEP> Teile <SEP> phosphorsaures <SEP> Natron <SEP> (Na2HP04 <SEP> sicc.),
<tb> 4 <SEP> Teile <SEP> Ureasepräparat.
<tb>
Diese Komposition, in der Konzentration von 1-5 9 auf 1000 cm3 Wasser gelöst, ergibt bei 35 C eine Wasserstoffionenkonzentration (PH) von 7#2.
Ein besonderer Vorteil des Verfahrens ist, dass der Glanz der Farbe der Waren nicht nur erhalten bleibt, sondern sogar. noch erhöht wird, und der für neue Textilien aus Seide, Kunstseide und Wolle charakteristische knirschende Griff bei diesem Waschverfahren wiederhergestellt wird.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Waschen bei niederen Temperaturen, dadurch gekennzeichnet, dass man in der Waschlauge eine enzymatische Harnstoffspaltung, z. B. durch Urease, erzeugt.