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Es ist bekannt, welch grosses Interesse die Seidenveredlungstechnik allen Verbesserungen der Haltbarkeit beschwerter Seiden entgegenbringt. Die bisherigen Verfahren zur Schutzbehandlung der Seide beruhen auf der Wirkung von reduzierenden Substanzen, wie Thiosulphat, Formaldehyd-Bisulfit, Hydroxylamin, Hydrochinon, Thioharnstoff, Alkaloiden, leicht abbaufähigen proteinähnlichen Verbindungen usw. Ein anderer Vorschlag erstrebt den gleichen Zweck durch Verwendung von Alkalistannaten bei der Beschwerung. Während aber bei diesen Vorschlägen die Schlussreaktion der Faser überhaupt nicht berücksichtigt oder beispielsweise sogar in sauren Lösungen gearbeitet wird, haben umfangreiche Untersuchungen der Anmelderin gezeigt, dass bei mässig langer Behandlung der Seide mit alkalisch reagierenden Lösungen, wie z. B.
Ammoniak, Phosphaten (Trinatriumphosphat), Boraten, organischen Basen usw., eine sehr gute Schutzwirkung hinsichtlich des Morschwerdens, u. zw. sowohl gegen Lichtals auch gegen Temperatureinflüsse erreicht wird. Das grundsätzlich Neue der Erfindung besteht also darin, dass die Seidenfaser in neutralem oder schwach alkalischem Zustande den ehemischen Vorgängen beim Lagern weit grösseren Widerstand bietet, als bei Anwesenheit selbst nur geringer Säuremengen.
Wenn sich nun auch unter den oben aufgeführten Verbindungen solche mit schwach alkalischer Reaktion befinden, so basiert deren Verwendung nicht auf Säureneutralisation, sondern auf ihren reduzierenden Eigenschaften, bzw. auf ihrer leichten Abbaufähigkeit. Die neutralisierende Wirkung bleibt unerwähnt und wird sogar durch die Vorschrift, in sauren Bädern zu arbeiten, illusorisch gemacht. Auf keinen Fall könnte die Neutralisierung so durchgehend erfolgen wie es das vorliegende Verfahren verlangt. Ausserdem sind die hier verwendeten alkalischen Substanzen von äusserst beständigem Charakter, also nicht leicht abbaufähig, worin ein weiterer Unterschied gegenüber den bisherigen Vorschlägen zu erblicken ist.
Die Konzentration der hier verwendeten alkalisch reagierenden Mittel wird vorteilhaft so gewählt, dass die Faserreaktion (im wässerigen Auszug bestimmt) gegen Lackmus nicht mehr ganz sauer oder gegen Phenolphtalein schwach alkalisch anzeigt. Es bleibt natürlich unbenommen, die Widerstandsfähigkeit gegen die genannten schädlichen Einflüsse noch durch Mitverwendung der eingangs erwähnten Schutzmittel zu steigern.
Die Wirkung des neuen Verfahrens ist überraschend. Beispielsweise erlitt eine normal gefärbte Trame-Seide, in Taffetband eingeschlagen, nach viermonatiger Auslage in tropischem Klima, vor unmittelbarer Sonnenbestrahlung geschützt, einen Rückgang der Sehussfestigkeit von 20'7 leg auf 10'4 kg,
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auf 19'1lcg znrückging. Durch diese Zahlen wird der technische Fortschritt der Erfindung ohne weiteres bewiesen. Eine Beeinträchtigung des Glanzes der Faser tritt nicht ein und die Beeinflussung des Griffes äussert sich derart, dass technisch keine Nachteile, sondern für einzelne Verwendungszwecke sogar Vorteile erzielt werden.
Das Verfahren ist auf Seide in strang-und Stüekform, oder in Mischgeweben, nach beendigter Beschwerung oder während oder nach dem Färben und Ausrüsten, in irgendeiner oder in allen vorgegenannten Arbeitsphasen anwendbar.
Nachstehende Beispiele dienen zur Erläuterung des neuen Verfahrens :
Beispiel I : Die Seide wird nach dem Färben gewaschen und auf einem Bastseifenbad bei 40 C während einer halben Stunde mit zirka 5 g Seife pro I und nur soviel Ammoniak behandelt, als notwendig ist, um jede saure Faserreaktion zum Verschwinden zu bringen, wobei erforderlichenfalls gewaschen werden kann. Die Behandlung kann bei dunklen Färbungen auch kalt ausgeführt werden.
Beispiel II : Die Seide erhält nach der Wasserglasbeschwerung wie üblich zwei Seifenbäder von 60 C, wovon das zweite Bad einen Zusatz von 5 Trinatriumphosphat pro 1 Flüssigkeit erhält und gegebenenfalls, insbesondere für helle Töne, mit dem zum Färben notwendigen Farbstoff versetzt werden kann. Ein nachherige Avivieren (Säurebehandlung) darf nicht stattfinden.
Beispiel III : Die fertig gefärbte Seide wird als Strang oder Gewebe mit einer Appretlösung, welcher zur Erhöhung der Haltbarkeit eine alkalische Lösung von Tragant in Verbindung mit b-Naphtylamin als schwache Base zugesetzt wird, nach den üblichen Methoden ausgerüstet, wobei darauf Bedacht genommen wird, dass eine nur schwach alkalische Faserreaktion auftritt.
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