Gleitführungsschuh, mit Gleitführungsschuhen ausgerüstetes Gegengewicht und Aufzugsanlage
Die Erfindung betrifft einen Gleitfiihrungsschuh gemäss dem Oberbegriff von Anspruch 1. Weiterhin betrifft die Erfindung ein mit solchen Gleitfi hrungsschuhen ausgerüstetes Gegengewicht. Schliesslich betrifft die Erfindung eine Aufzugsanlage.
Aufzugsanlagen zur Beförderung von Personen und Gütern enthalten Aufzugskabinen, die in einem Aufzugsschacht auf und ab bewegbar sind. Die Aufzugskabinen können über Tragmittel beispielsweise in Form von Tragseilen oder Tragriemen mittels einer Antriebseinheit im vertikalen Aufzugsschacht bewegt werden. Neben der Aufzugskabine umfasst die Aufzugsanlage in der Regel mindestens ein Gegengewicht, das gegenläufig im Aufzugsschacht bewegt wird. Die Aufzugskabine und das mindestens eine Gegengewicht laufen hierbei in Führungsschienen. Zum Führen von Aufzugskabinen und Gegengewicht werden üblicherweise Führungsschuhe eingesetzt, wobei die Führungsschuhe als Gleitführungsschuhe oder Rollenführungsschuhe ausgeführt sein können.
Bekannt und gebräuchlich sind beispielsweise mehrteilig aufgebaute Gleitführungsschuhe umfassend Führungsschuhgehäuse und Einlage, wie sie etwa aus der DE 203 15 915 Ul bekannt geworden sind. Solche oder ähnliche Gleitführungsschuhe werden an vertikalen Trägem von Gegengewichtsrahmen befestigt. Eine derartige Anordnung mit einem Gegengewichtsrahmen und daran angebrachten Gleitführungsschuhen zeigt beispielsweise die EP 3 199 483 Al. Die WO 2014/027399 Al betrifft ein weiteres Gegengewicht, das zur Führung mit Gleitführungsschuhen ausgerüstet ist.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Nachteile des Bekannten zu vermeiden und insbesondere einen Gleitführungsschuh zum Führen einer Aufzugskabine oder eines Gegengewichts eines Aufzugs zu schaffen, der sich durch einen einfachen Aufbau und bessere Handhabung hinsichtlich Montage auszeichnet.
Erfindungsgemäss werden diese und andere Aufgaben mit dem Gleitführungsschuh mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Der Gleitführungsschuh für eine Aufzugsanlage
zur Personen- oder Warenbeförderung dient zum Führen einer Aufzugskabine oder eines Gegengewichts entlang einer sich in Fahrt- bzw. Längsrichtung erstreckenden Führungsschiene. Der Gleitführungsschuh umfasst ein Führungselement mit einem Führungskanal. Der Führungskanal des Führungselements ist komplementär zu einem Führungsbereich der Führungsschiene ausgebildet und erstreckt sich in Längsrichtung. Im Führungskanal ist dieser Führungsbereich, der beispielsweise durch einen stegartigen Vorsprung der Führungsschiene oder eine Feder der Führungsschiene gebildet ist, aufhehmbar. Der Führungskanal gibt somit die Gleitfläche vor, die, wenn der Gleitführungsschuh im Aufzug installiert bzw. betriebsbereit ist, die Führungsschiene im Führungsbereich gleitend kontaktieren kann.
Der Gleitführungsschuh kann aus dem beschriebenen Führungselement bestehen. Es wäre aber auch vorstellbar, dass der Führungsschuh neben dem Führungselement noch zusätzliche Komponenten wie etwa eine Schmiereinrichtung zum Ölen der Führungsschiene umfasst.
Die Aufzugskabine oder das Gegengewicht kann eine Trägerstruktur aufweisen. Die Trägerstruktur zum Tragen der Aufzugskabine kann beispielsweise ein sogenannter Fangoder Kabinenrahmen sein. Für das Gegengewicht kann die Trägerstruktur ein Gegengewichtsrahmen sein. Die Trägerstruktur kann wenigstens eine Aussparung zum Anbringen des Gleitführungsschuhs aufweisen. Das Führungselement weist ein sich in Längsrichtung erstreckendes Eingriffsglied, das formschlüssig in die Aussparung der Trägerstruktur in Eingriff bringbar ist. Weiter weist das Führungselement einen bezüglich der Längsrichtung an das Eingriffsglied anschliessenden Kragen zum Umgreifen der Aussparung und zum Bilden eines Anschlags zum lagemässigen Sichern des Führungselements in Längsrichtung auf. Unter dem Kragen wird eine flanschartig ausgebildete Erhebung verstanden, die eine Anschlagfläche bildet, die beim Ein- oder Aufsetzen des Führungsteils in die Aussparung sich an der Trägerstruktur bezüglich der Längsrichtung abstützt. Ein derartiges mit einem Eingriffsglied und einem Kragen versehenes Führungselement lässt sich einfach montieren. Das Führungselement kann einfach und dennoch genau an die Trägerstruktur montiert werden.
In einer ersten Ausführungsform kann das Führungselement als einstückiger Formkörper aus einem Kunststoff ausgebildet sein. Als Material für den Formkörper kann dabei ein
vorzugsweise steifes Kunststoffmaterial verwendet werden. Die erwähnten Bestandteile des Führungselements, also der Führungskanal, das Eingriffsglied und der Kragen, sind damit monolithisch miteinander verbunden. Ein derartiger Kunststoff-Formkörper lässt sich kostengünstig herstellen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Gleitführungsschuh keine zusätzliche Bauteilen umfassen muss; insbesondere sind keine grössere metallische Bauteile wie etwa ein Führungsschuhgehäuse notwendig. Das Führungselement kann als Wegwerf-Bauteil konzipiert sein und nach Beendigung seiner Lebensdauer einfach und kostengünstig ersetzt werden.
Besonders bevorzugt ist das Führungselement ein Spritzgussteil. Ein solches Führungselemente ist einfach und mit hoher Präzision herstellbar.
Für eine einfache Handhabung des Führungselements in Hinblick auf die Montage kann es vorteilhaft sein, wenn das Eingriffsglied für den Formschluss mit einer Aussparung, die vorteilhaft zum für die Führung vorgesehenen Führungsbereich der Führungsschiene offen gestaltet ist, als schalenartig aufgebauter Haltezapfen ausgestaltet ist, der in die Aussparung eingesteckt ist. Das Eingriffsglied kann hierzu insbesondere für den Formschluss mit einer U-förmigen Aussparung als schalenartig aufgebauter Haltezapfen aufgebaut sein. Wenn die Aussparung eine runde U-förmige Aussparung ist, kann der Haltezapfen eine halbkreisförmige, an die runde U-förmige Aussparung angepasste Aussenkontur aufweisen. Bezogen auf diese im Querschnitt halbkreisförmige Aussenkontur kann dann der Kragen ein radial auswärts abstehender Flanschabschnitt sein.
Das Führungselement kann weiterhin einen Befestigungsabschnitt zum Fixieren des Führungselements an die Trägerstruktur aufweisen. Dank des Befestigungsabschnitts kann gewährleistet werden, dass der Gleitführungsschuh direkt und ohne zusätzliche Komponenten wie etwa Gehäuseteile mit der Aufzugskabine oder dem Gegengewicht verbunden werden kann.
Besonders bevorzugt ist der Befestigungsabschnitt in radialer Richtung oder rechtwinklig zur Längsrichtung an den Kragen geformt. Der Befestigungsabschnitt kann folglich ebenfalls Bestandteil des einstückigen Kunststoff-Formkörpers sein.
Das Führungselement kann nur einen Kragen aufweisen. Es wäre aber auch denkbar, zwei Kragen vorzusehen. Für diesen Fall kann das Führungselement bezüglich der Längsrichtung zwei einander gegenüberliegende Kragen aufweisen, so dass die beiden Kragen, wenn das Führungselement in die Aussparung eingesetzt ist, das Trägerelement von beiden Längsseiten her einschliessen. Der Abstand der Kragen, präziser gesagt der Abstand zwischen deren Anschlagflächen, würde dann der Dicke der Trägerstruktur im Bereich der Aussparung entsprechen.
Der Befestigungsabschnitt kann ein Loch für eine Schraube zum Anschrauben des Führungselements an die Trägerstruktur aufweisen. Somit lässt sich ein in oder an die Trägerstruktur über die Aussparung gestecktes Führungselement schnell und ohne grossen Aufwand sichern. Selbstverständlich wäre es aber auch vorstellbar, anstatt lediglich einer Schraube auch mehrere Schrauben zur Sicherung des Führungselements in der Trägerstruktur vorzusehen.
Bevorzugt kann das Loch weniger als 10 cm, vorzugsweise weniger als 8 cm und besonders bevorzugt weniger als 5 cm vom Nutboden des Führungskanals bzw. vom nächstliegenden Bereich der Gleitfläche des Führungskanals entfernt sein. Auf diese Weise wird ein Führungselement mit einer schlanken und kompakten Bauweise geschaffen.
Insbesondere wenn das Führungselement aus Kunststoffmaterial besteht, ist es vorteilhaft, wenn das Loch ein Durchgangsloch ist, in das eine Metallbuchse eingelegt oder sonstwie darin angeordnet ist. Die Metallbuchse kann mit dem Kunststoffteil beispielsweise durch Aufspritzen an die Metallbuchse verbunden sein. Die Metallbuchse stellt für eine sichere und dauerhafte Positionierung eine Verstärkung des Befestigungsbereichs sicher.
Eine weitere Ausführungsform betrifft ein bezüglich der Längsrichtung segmentiertes Führungselement. Das Führungselement kann zwei Segmente aufweisen, wobei einem ersten Segment das Eingriffsglied zugeordnet ist und wobei einem zweiten Segment der Kragen zugeordnet ist. Die durch den Kragen gebildete Anschlagfläche kann somit die Trennlinie bzw. -ebene zwischen den beiden Segmenten vorgeben. Das zweite Segment kann dabei weiter ein sich in Längsrichtung erstreckendes Kopfteil umfassen. Dank des Kopfteils ist ein ausreichend langer Führungskanal für optimale Führungseigenschaften
erhältlich. Der Führungskanal ist folglich beiden Segmenten zugeordnet bzw. in beiden Segmenten enthalten. Für eine optimierte Führung können die Längen der beiden Segmente bevorzugt - gemessen in Längsrichtung - etwa gleich sein. Vorzugsweise ist die Länge L2 des zweiten Segments grösser als die Länge des ersten Segments.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Gegengewicht für eine Aufzugsanlage mit einem Gegengewichtsrahmen als Trägerstruktur für das Gegengewicht. Der Gegengewichtsrahmen dient zum Halten von Gewichtselementen. Im Gegengewichtsrahmen können beispielsweise Gewichtselemente in Form von Metallplatten oder aufeinander gestapelte Betongewichte darin angeordnet und insbesondere darin fixiert sein. Der Gegengewichtsrahmen umfasst wenigstens ein Joch und insbesondere ein oberes Joch und ein unteres Joch sowie das obere Joch und das untere Joch verbindende Träger. In betriebsbereiter Stellung verlaufen die Joche in horizontaler Richtung, wobei das obere Joch bzw. das untere Joch den Gegengewichtsrahmen nach oben bzw. unten abschliessen; die erwähnten Träger verlaufen in vertikaler Richtung. Das Gegengewicht weist weiter wenigstens einen Gleitführungsschuh und insbesondere einen Gleitführungsschuh wie vorgehend beschrieben auf, wobei der Gleitführungsschuh entlang einem als Vorsprung oder Feder ausgeführten Führungsbereich einer Führungsschiene zum Führen des Gegengewichts führbar ist. Das jeweilige Joch weist dabei eine horizontale Platte auf, an der wenigstens ein Gleitführungsschuh befestigt ist. Die horizontale Jochplatte weist wenigstens eine Aussparung auf, in die die Führungsschiene zum Bilden einer Nutführung hineinragt und in der der Gleitführungsschuh formschlüssig aufgenommen ist. Dank dieser Anordnung sind keine zusätzlichen Mittel notwendig, um Nutführungseigenschaften sicherzustellen. Der Gleitführungsschuh lässt sich einfach im Gegengewichtsrahmen montieren.
Bevorzugt weist die Jochplatte wenigstens zwei Aussparungen zur Aufnahme von Gleitführungsschuhen auf, so dass eine Führung an zwei Seiten ermöglicht werden kann. Besonders bevorzugt weisen sowohl oberes als auch unteres Joch jeweils zwei in Aussparungen aufgenommene Gleitführungsschuhe auf.
Wenigstens eine dieser Aussparungen kann für die formschlüssige Aufnahme des Gleitführungsschuhs U-förmig ausgebildet sein, wodurch eine offen ausgestaltete Aussparung erhältlich ist. Der Gleitführungsschuh kann ein Führungselement mit einem
runden Nutboden eines Führungskanals aufweisen. Zum Beispiel eignet sich ein solcher runder Nutboden insbesondere zum Führen eines durch einen Umschlag gebildeten Führungsbereichs einer als Hohlprofd ausgebildeten Führungsschiene.
Je Joch, an dem Gleitführungsschuhe montiert sind oder werden, können zwei Aussparungen vorgesehen sein, wobei die Aussparungen aufeinander zu gerichtet sind und wobei eine der Aussparungen in der jeweiligen Jochplatte angeordnet ist und die andere Aussparung an einem die Jochplatte über lösbare Befestigungsmittel befestigten Verlängerungsstück angeordnet ist. Ohne diese Verlängerungsstücke, d.h. bevor die Verlängerungsstücke an den Gegengewichtsrahmen angebracht werden, kann der Gegengewichtsrahmen so weit offen sein, dass er mit den Gewichtselementen beladen werden kann. Nach Beendigung der Beladung werden die Verlängerungsstücke an dem Gegengewichtsrahmen platziert und an diesen beispielsweise mittels Schrauben befestigt.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft schliesslich eine Aufzugsanlage mit einer Aufzugskabine und einem über Tragmittel mit der Aufzugskabine verbundenen und gegenläufig zur Aufzugskabine bewegbaren Gegengewicht, wobei das Gegengewicht das vorgängig beschriebene Gegengewicht ist und das Gegengewicht insbesondere mit den vorgängig beschriebenen Gleitführungsschuhen zum Führen des Gegengewichts an Führungsschienen ausgerüstet ist. Die Aufzugsanlage kann je Aufzugskabine ein Gegengewicht oder gegebenenfalls auch zwei Gegengewichte aufweisen.
Die Aufzugsanlage kann je Aufzugskabine nur über ein Gegengewicht verfügen. In der Regel weisen solche Aufzugsanlagen nur einen Antrieb, beispielsweise einen Treibscheibenantrieb, auf, mit dem die Tragmittel angetrieben und so die Aufzugskabine und das Gegengewicht gegengleich bewegt werden. Die Aufzugskabine kann zwischen zwei Führungsschienen als Linearführungen vertikal geführt im Aufzugsschacht auf und ab bewegt werden. Ebenso kann das Gegengewicht an zwei Führungsschienen geführt sein. Somit kann die Aufzugsanlage insgesamt vier Führungsschienen umfassen, wobei für die Kabine der Begriff „Kabinenführungsschienen“ und für das Gegengewicht „Gegengewichtsführungsschienen“ bekannt und geläufig ist. Eine alternative Aufzugsanlage kann Führungsschienen umfassen, die jeweils sowohl für eine Aufzugskabine als auch für ein Gegengewicht als Linearführung dient.
Weitere Vorteile und Einzelmerkmale ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen und aus den Zeichnungen. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Aufzugsanlage,
Fig. 2 eine perspektivische Darstellung eines Gegengewichts für die Aufzugsanlage gemäss Fig. 1,
Fig. 3 eine stark vereinfachte Draufsicht auf eine Aufzugsanlage mit einer Aufzugskabine und zwei Gegengewichten,
Fig. 4 eine perspektivische Darstellung eines Gegengewichts für die Aufzugsanlage gemäss Fig. 1,
Fig. 5 eine vergrösserte perspektivische Darstellung einer Jochplatte mit zwei daran angebrachten Gleitführungsschuhen des Gegengewichts aus Fig. 4,
Fig. 6 eine Detailansicht auf die Jochplatte einen der Gleitfuhrungsschuhe des Gegengewichts (Detail A von Fig. 5),
Fig. 7 eine perspektivische Explosionsdarstellung der Anordnung aus Fig. 6, und
Fig. 8 ein Führungselement des Gleitfuhrungsschuh gemäss Fig. 5 aus einem anderen Blickwinkel.
Fig. 1 zeigt eine mit 1 bezeichnete Aufzugsanlage für ein mehrstöckiges Gebäude. Das Gebäude verfügt über einen Aufzugsschacht 28, in dem eine Aufzugskabine 2 zum Transport von Personen oder Gütern vertikal zu einzelnen Stockwerken auf und ab bewegbar ist. Die Fahrtrichtung ist einem Pfeil z angedeutet. Die Aufzugsanlage 1 der Figur 1 ist als Traktionsaufzugssystem mit einem gegenläufig zur Aufzugskabine 2 bewegbaren Gegengewicht 3 ausgebildet, wobei die Tragmittel 25 als Tragseile oder - riemen ausgebildet sind und unter der Aufzugskabine 2 und um eine Treibscheibe geführt werden.
BERICHTIGTES BLATT (REGEL 91) ISA/EP
Im Aufzugschacht 28 sind ferner Führungsschienen 29 für die Aufzugskabine und Führungsschienen 5 für das Gegengewicht vorhanden, welche der Führung der Aufzugskabine 2 beziehungsweise des Gegengewichts 3 dienen. Das Gegengewicht 3 ist mit (hier nicht dargestellten) neuartigen Führungskonzept mit speziellen Gleitführungsschuhen ausgerüstet, welches nachfolgend im Detail beschrieben wird.
Wie aus Fig. 1 hervorgeht, ist das Gegengewicht 3 direkt an den Enden der mit 25 bezeichneten Tragmittel befestigt. Es ist aber auch denkbar, dass das Gegengewicht eine oder gegebenenfalls auch mehrere Umlenkrollen aufweist, über die es aufgehängt sein kann.
Fig. 2 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Gegengewichts 3 einer Aufzugsanlage 1 in der Art gemäss Fig. 1. Ein solches Gegengewicht 3 kann in Aufzugsanlagen 1 eingesetzt werden, die je Aufzugskabine jeweils ein Gegengewicht 3 umfassen. Das Gegengewicht ist zwischen zwei Führungsschienen 5 positioniert.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Führungsschiene 5 für das Gegengewicht 3 beispielhaft durch ein T-Profil gebildet. Das T-Profil kann beispielsweise ein durch Walzen gefertigtes Stahlprofil sein. Als Führungsschienen kommen weiter im Strangpressverfahren gefertigte Stahlprofile oder aus Blech gebogene Profile infrage. Die Führungsschienen können aber auch aus anderen metallischen Materialien (z.B. Aluminium) bestehen und andere Profilformen aufweisen.
Das Gegengewicht 3 umfasst einen Gegengewichtsrahmen 6 als Trägerstruktur für das Gegengewicht. Im Gegengewichtsrahmen 6 sind Gewichtselementen 19 angeordnet und darin fixiert. Der rechteckige Gegengewichtsrahmen 6 weist ein oberes, horizontal verlaufendes Joch 7 und ein unteres Joch 8 auf wobei das obere bzw. untere Joch 7, 8 den Gegengewichtsrahmen nach oben bzw. unten abschliessen. Der Gegengewichtsrahmen 6 weist weiter das obere Joch und das untere Joch miteinander verbindende, als Seitenschilder ausgeführte Träger 9 auf. Die vertikalen Träger 9 können im Querschnitt U-förmig gestaltet sein, zur Aufnahme der Gewichtselemente 19, die zwischen die beiden mit ihren offenen Seiten gegeneinander hin gerichteten U-Profile einpassen und so in denselben gesichert sind. Zur Befestigung des Gegengewichtsrahmens 6 an die Tragmittel
können beispielsweise Seilschlösser oder andere Seilendbefestigungen vorgesehen werden.
Jedes Joch 7, 8 weist zwei vertikale, parallel zueinander verlaufende Jochteile 26 und eine die beiden Jochteile verbindende horizontale Jochplatte 20 auf. In den Jochplatten 20 des Gegengewichtsrahmens 6 sind Aussparungen 21 angeordnet. Die U-förmig ausgebildeten Aussparungen 21 sind ersichtlicherweise stimseitig an den Enden der Jochplatten 20 angeordnet, wobei die Aussparungen 21 voneinander weg gerichtet sind.
Über diese Aussparungen 21 können Gleitführungsschuhe zur Führung des Gegengewichts an den Gegengewichtsrahmen 6 angebracht werden. Ein einzelner Gleitführungsschuh zum Einsetzen in die Aussparung 21 ist in Fig. 2 erkennbar. Der Gleitführungsschuh 10 weist ein Führungselement 11 mit einem Eingriffsglied 13 auf, das formschlüssig in die Aussparung 21 in der Jochplatte 20 des Gegengewichtsrahmens 6 in Eingriff bringbar ist. Weiter umfasst das Führungselement 11 einen an das Eingriffsglied 13 anschliessenden Kragen 14. Wenn das Führungselement 11 eingesetzt und somit das Eingriffsglied 13 formschlüssig in der Aussparung 21 der Jochplatte 20 aufgenommen ist, stützt sich Kragen 14 an die Jochplatte 20 ab. Der Kragen 14 bildet einen Anschlag zum lagemässigen Sichern des Führungselements in Längsrichtung z. Betreffend konstruktiver Details zum Gleitführungsschuh 10 wird auf Fig. 6 - 8 verwiesen, welcher bis auf eine andere Formgebung für den Führungskanal in etwa gleichartig ausgeführt ist.
Die Jochplatten 20 und ihre Aussparungen 21 sind derart ausgeführt, dass die jeweilige Führungsschiene 5 in die jeweilige Aussparungen 21 hineinragen, wodurch eine Notführung geschaffen wird, wenn ein Gleitführungsschuh 10 unfallmässig wegfallen würde.
Die in Fig. 3 gezeigte Aufzugsanlage 1 weist zwei Gegengewichte 3, 4 sowie (nicht dargestellte) Tragmittel und Antriebe auf. Die zwei Antriebe (z.B. Treibscheibenantriebe) treiben die jeweiligen Tragmittel (z.B. Riemen, Stahlseile) an und bewegen damit die Kabine 2 und die zwei Gegengewichte 3, 4 gegengleich. Jeder Antrieb ist jeweils einem der Gegengewichte 3 bzw. 4 zugeordnet. Zum Führen der Aufzugskabine 2 und der Gegengewichte 3, 4 sind beidseits der Aufzugskabine zwei Führungsschienen 5
vorgesehen.
Die im vorliegenden Ausführungsbeispiel gezeigte Aufzugsanlage 1 zeichnet sich durch spezielle Führungsschienen 5 aus, mit denen sowohl die Aufzugskabine 2 als auch die jeweiligen Gegengewichte 3, 4 als Linearführungen dienen. Die Führungsschienen 5 sind als einstückige Rollprofile gefertigt. Die Aufzugsanlage 1 ist als sogenannter „Frontsack- Aufzug“ konzipiert. Weitere Details zum Frontsack-Aufzug und zur Führung der Kabine und den Gegengewichten mit gemeinsamen Führungsschienen ist aus WO 2020/127303 Al und WO 2020/127787 Al entnehmbar.
Die jeweiligen Gegengewichte 3, 4 sind mit den schon erwähnten neuartigen (hier schematisiert dargestellten) Gleitführungsschuhen 10 zum Führen der Gegengewichte 3, 4 entlang der jeweiligen Führungsschienen 5 ausgerüstet. Dieser Gleitführungsschuh 10 wird nachfolgend im Detail beschrieben.
Wie aus Fig. 4 hervorgeht, weist das Gegengewicht 3 der Aufzugsanlage 1 einen Gegengewichtsrahmen 6 mit zwei als Seitenschilder ausgeführten vertikalen Trägem 9, zwei weiteren vertikalen Trägem 33 und einem oberen Joch 7 und einem unteren Joch 8 auf. Im Gegengewichtsrahmen 6 sind mehrere Gewichtselemente 19 angeordnet. Die vertikalen Träger 9 und 33 bilden zusammen mit den vertikalen Rahmenteilen 7 und 8 eine Art Käfig für die Gewichtselemente 19. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel sind zwei unterschiedliche Arten von Gewichtselementen bestehend aus mit 19 bezeichneten Betonelementen und Gewichtselementen in Form von Stahlplatten, die mit 19’ bezeichnet sind.
Jedem der Joche 7, 8 sind jeweils zwei Gleitführungsschuhe 10 zugeordnet. Einer der Gleitführungsschuhe 10 ist direkt mit der Jochplatte 20 verbunden. Der andere Gleitführungsschuh ist mit 10’ bezeichnet. Dieser Gleitführungsschuh 10’ ist an sich gleich wie der rechte Gleitführungsschuh 10 ausgestaltet; er ist jedoch über ein Verlängerungsstück 30 mit der Jochplatte 20 verbunden. Das Verlängerungsstück 30 ist an die Jochplatte 20 angeschraubt. Das Verlängerungsstück 30 ermöglicht ein einfaches Befüllen des Gegengewichts mit Gewichtselementen 19.
Figur 5 zeigt das obere Joch 7 des Gegengewichtsrahmens 6. Das untere Joch 8 ist
allerdings gleichartig ausgeführt. Das eine Aussparung für den Formschluss mit dem Gleitführungsschuh aufweisende Verlängerungsstück 30 ist beispielhaft mittels dreier Schrauben an die Jochplatte lösbar fixiert.
Weitere Einzelheiten zum Gleitführungsschuh 10 und wie der Gleitführungsschuh 10 mit der Jochplatte 20 verbunden ist, sind in Fig. 6 gezeigt. Das Führungselement 11 umfasst das sich in Längsrichtung z erstreckende Eingriffsglied 13. Das Eingriffsglied 13 erstreckt sich somit in dieselbe Richtung wie der Führungskanal 12. Das Eingriffsglied 13 ist formschlüssig in der komplementären Aussparung 21 in der Jochplatte 20 aufgenommen. Der an das Eingriffsglied 13 anschliessende Kragen 14 umgreift die Aussparung 21 und bildet - bezüglich der Längsrichtung z - einen Anschlag zum lagemässigen Sichern des Führungselements 11. Das so eingesetzte Führungselement 11 ist unter Verwendung einer Schraube 17 an die Jochplatte 20 angeschraubt und so gesichert.
Das Eingriffsglied 13 ist ersichtlicherweise ein schalenartig aufgebauter Halte zapfen, der in die Aussparung 21 auf- oder einsteckbar ist. Das Eingriffsglied 13 umfasst eine halbkreisförmige, sich in z-Richtung erstreckende Wirkfläche. Über diese Wirkfläche ist das Eingriffsglied 13 in der Aussparung 21 eingepasst. Der Kragen 14 ist eine flanschartig ausgebildete Erhebung, die einen Anschlag in z-Richtung bildet. Die entsprechende Anschlagfläche des Anschlags hegt auf einer orthogonal zur z-Richtung verlaufenden Ebene. An den Kragen 14 ist ein rechtwinklig zur Längsrichtung angeformter Befestigungsabschnitt 15 zum Befestigen des Führungselements 11 mittels der Schraube 17 an die Trägerstruktur des Gegengewichts vorgesehen. Weiter schliesst an den Kragen 14 bezüglich der Längsrichtung z ein Kopfteil 31 an. Das Kopfteil 31 verlängert den Führungskanal 12 nach oben hin bzw. zur dem Eingriffsglied entgegengesetzten Seite.
Wie aus Fig. 7 entnehmbar ist, ist das Führungselement 11 bezüglich der Längsrichtung z segmentiert und besteht im Wesentlichen aus folgenden zwei Segmenten: Das erste Segment ist dem Eingriffsglied 13 zugeordnet. Das andere bzw. zweite Segment ist dem Kragen 14 zugeordnet, wobei zu diesem Segment auch das Kopfteil 31 gehört. Die Anschlagfläche bildet somit die Trennlinie bzw. -ebene zwischen den beiden Segmenten. Die beiden Segmente sind in Fig. 7 durch die mit LI und L2 bezeichneten Längen
erkennbar. Die Länge L2 des zweiten Segments ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel etwas grösser als die Länge LI des ersten Segments.
Weiter ist in Fig. 7 erkennbar, dass der Befestigungsabschnitt 15 ein Loch 16 für die Schraube 17 zum Anschrauben des Führungselements 11 an die Jochplatte 20 aufweist. In das als Durchgangsloch ausgestaltete Loch 16 kann eine (nicht dargestellte) Metallbuchse eingelegt sein bzw. werden, womit eine Verstärkung des Befestigungsbereichs erzielt werden kann. Zum Anschrauben ist in der Jochplatte 20 eine Gewindebohrung 34 vorgesehen. Selbstverständlich könnte statt der Gewindebohrung auch eine Anordnung mit einer Mutter gewählt werden. Weiterhin ist in Fig. 7 erkennbar, wie die Aussparung 21 ausgestaltet ist. Die Aussparung 21 ist U-förmig ausgebildet.
Weitere konstruktive Details zur Ausgestaltung des Gleitführungsschuhs 10 sind aus Fig. 8 entnehmbar. So ist hieraus gut erkennbar, dass sich das Führungselement 11 durch eine kompakte Bauform auszeichnet. Das Loch 16 ist ersichtlicherweise nahe, in der Regel weniger als 5 cm vom Nutboden 18 des Führungskanals 12 entfernt. Diese Entfernung ist mit d angedeutet.
Aus Fig. 7 und insbesondere Fig. 8 wird deutlich, dass das sich in Längsrichtung z erstreckende Eingriffsglied 13 als Halte zapfen ausgestaltet ist, der in die Aussparung 21 der Halteplatte 20 auf- oder einsteckbar ist. Der Haltezapfen weist ersichtlicherweise eine abschnittsweise zylindrische Aussenkontur und zwei einander gegenüberliegende, planparallel verlaufende Seitenflächen auf, die die Wirkflächen bilden, über die das Eingriffsglied 13 in der Aussparung 21 eingepasst ist. Die zylindrische abschnittsweise zylindrische Aussenkontur formt die vorgängig schon erwähnte halbkreisförmige, sich in z-Richtung erstreckende Wirkfläche des Eingriffsglieds 13.
Fig. 8 zeigt weiter, dass der Führungskanals 12 zur Aufnahme des in vorhergehender Fig. 3 gezeigten Führungsbereichs der Führungsschiene 5 einen runden Nutboden 18 aufweist.
Das Führungselement 11 ist als einstückiger Formkörper aus einem Kunststoff ausgebildet. Vorliegend ist das Führungselement 11 beispielhaft als mittels Fräs- und anderen spanabhebenden Verfahren erzeugtes Bauteil ausgestaltet. Bevorzugt kann das Führungselement 11 jedoch ein Kunststoff -Spritzgussteil sein.
Das Führungselement 11 ist bevorzugt steif ausgestaltet und aus einem Kunststoff gefertigt, der sich durch einen geringen Reibungskoeffizienten auszeichnet. Für das Führungselement 11 können beispielsweise Kunststoffe wie UHMW-PE oder PTFE verwendet werden. Es kommen selbstverständlich auch andere Kunststoffe wie etwa PA, PA6 (Perlon®), POM, PEEK, PAS, PUR, PP oder PVDF in Frage.
Der Gegengewichtsrahmen 6 bildet die Tragstruktur zum Tragen des Gegengewichts 3 und präziser ausgedrückt eine Tragstruktur zum Tragen der Gewichtselemente des Gegengewichts 3. Der Gleitführungsschuh 10 könnte an sich auch zum Führen der Aufzugskabine 2 verwendet werden. Hierzu müsste die Tragstruktur, beispielsweise ein sogenannter Fangrahmen zum Tragen des Kabinenkörpers entsprechend angepasst werden. Ein solcher Fangrahmen oder eine andere Tragstruktur könnte ebenfalls plattenartige Tragbauteile wie die horizontalen, mit Aussparungen versehenen Jochplatten in der vorgängig beschriebenen Art aufweisen, in die das Führungselement 12 zum Bilden des Gleitführungsschuhs 10 einsetzbar ist.