Selbstheilende Oberflächenschutzfolie mit acrylatfunktionellem Top-Coat
Die Erfindung betrifft eine Verbundfolie, insbesondere eine Oberflächenschutzfolie, umfassend zumindest eine Lackschicht, eine Polymerfolienschicht und eine Klebeschicht, wobei die Lackschicht mit einer Hauptfläche der Polymerfolienschicht verbunden ist und die Klebeschicht mit der gegenüberliegenden Hauptfläche der Polymerfolienschicht derart verbunden ist, dass die Polymerfolienschicht zwischen der Lackschicht und der Klebeschicht eingebettet ist, sowie die Verwendung dieser Verbundfolie.
Oberflächenschutzfolien werden insbesondere im Automobilbereich oft mehrschichtig aufgebaut; um zum Beispiel der Oberfläche einen höheren Glanz oder einen verbesserte Abriebfestigkeit zu verleihen.
Insbesondere bekannt sind mehrschichtige Oberflächenschutzfolien mit einer Trägerfolie aus einem Polyurethan und einer Deckschicht aus einem weiteren Polyurethan. So wird zum Beispiel in der EP 1 874 541 B1 die Herstellung der Deckschicht aus einem wässrigen oder lösemittelbasiertem Polyurethan beschrieben. Dieses Polyurethan wird mit Vernetzern wie Aziridin oder Isocyanat vernetzt. Dabei ist problematisch, dass es sich bei Aziridin und Isocyanat um gesundheitsschädliche Substanzen handelt.
Im Stand der Technik bekannt sind auch Oberflächenschutzfolien mit einer Trägerfolie und einer Deckschicht aus einem strahlenvernetzbaren Lack, insbesondere einem strahlenvernetzbaren Lack auf der Basis von mehrfachfunktionellen (Meth)Acrylaten, wie zum Beispiel Urethanacrylaten.
Einen Überblick über die Technologie der strahlenhärtbaren Lacke und vielfältige Verwendungsmöglichkeiten kann man sich durch Studium von Übersichten verschaffen, die zum Beispiel bei Dowbenko und Kollegen [R. Dowbenko, C. Friedlander, G. Gruber, P. Prucnal, M. Wismer, Progr. Org. Coat., 1983, 1 1 , 71], bei Holman und Oldring [R. Holman, P. Oldring (Hrsg.), UV and EB Curing Formulations for Printing Inks, Coatings and Paints, 2. Aufl., 1988, SITA-Technology, London], in einem mehrbändigen Werk von Oldring [P.
BESTÄTIGUNGSKOPIE
Oldring (Hrsg.), Chemistry & Technology of UV & EB Formulations for Coatings, Inks & Paints, 1991 , SITA-Technology, London] oder bei C. Decker [C. Decker in Materials Science and Technology, R. W. Cahn, P. Hansen, E. J. Kramer (Hrsg.), Band 18, 1997, Wiley-VCH, Weinheim] zu finden sind. Solche Oberflächenschutzfolien sind zum Beispiel Gegenstand der DE 10 2006 002 595 A1 und der DE 10 2006 002 596 A1.
Auch in einer Reihe weiterer Schriften sind strahlenhärtbare Lackformulierungen, die für die Beschichtung von Kunststofffolien zum Einsatz kommen, beschrieben. Typischerweise ist diesen Formulierungen gemein, dass zumindest eine Sorte eines mehrfachfunktionellen (Meth)acrylats in der Rezeptur vorhanden ist. Durch Einwirkung von geeigneter Strahlung, im Fall der UV-Härtung durch Photoinitiatoren initiiert, werden diese (meth)acrylierten Monomere, Oligomere oder Polymere zur Polymerisation angeregt, so dass sich ein engmaschiges Netzwerk ergibt. Die Rezepturen können diverse weitere Arten an Bestandteilen enthalten. Insbesondere anorganische Partikel sind im Hinblick auf höhere Lackhärten als vorteilhaft einsetzbar beschrieben worden. Beispiele für strahlenhärtbare Lackformulierungen sind in US 4,557,980 der Martin Processing Inc., in US 4,319,81 1 A der GAF Corp, in EP 0 050 996 B1 der Mitsui Petrochemical, in US 4,310,600 A der American Hoechst Corp, in JP 01 266 155 A der Sunstar und in US 5,104,929 A der 3M zu finden.
Heute sind verschiedene folienförmige Produkte bekannt, die der Beschreibung nach mit Schutzlacken versehen sind oder versehen werden können. Die Aufgabe des Schutzlacks besteht dabei darin, das eigentliche Folienmaterial oder weitere auf ihm befindliche Funktionsschichten gegen äußere Einflüsse widerstandsfähiger zu machen. Beispiele sind in US 6,440,551 A durch CPFilms und in US 6,329,041 A und 6,638,606 A durch Dai Nippon Printing sowie in DE 10 2004 046 767 A durch CKT Folientechnik offenbart.
Darüber hinaus offenbart die WO 92/22619 A1 eine Oberflächenschutzfolie in Form eines aufklebbaren Films, der als schützende Schicht in Freiluftanwendungen eingesetzt werden kann. Der Film umfasst eine Klebeschicht, einen Polymerfilm und eine transparente Beschichtung Die Kleberzusammensetzung ist vorzugsweise ein druckempfindlicher Kleber, der bei Raumtemperatur klebrig ist. Der Polymerfilm besteht vorzugsweise aus einem Polyurethan-Elastomer und kann durchsichtig sein oder Farbstoffe enthalten. Des Weiteren kann der aufklebbare Film ein aliphatisches Polyurethan-Material umfassen. Die
transparente Beschichtung besteht aus einer transparenten Polyurethan-Komposition. Darunter sind auch Polyurethanacrylate gefasst, insbesondere solche auf Polyetherbasis.
In der DE 10 2006 002 595 A1 werden Oberflächenschutzfolien offenbart, die mit solchen strahlenhärtenden Deckschichten ausgerüstet sind. Solche zu beschichtenden und auszuhärtenden Lackformulierungen können zumindest eine Sorte an anorganischen Oxiden in partikulärer Form enthalten. Die Oberfläche dieser Partikel ist dabei derartig funktionalisiert, dass die Partikel nicht nur eine stabile Suspension in der durch das Lackharzgemisch gebildeten organischen Matrix bilden, sondern auch während des Aushärtungsvorgangs mit dem sich bildenden organischen Netzwerk chemisch verknüpft werden können. Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine derartige Oberflächenfunktionalisierung durch Umsetzung der Partikel mit Kopplungsreagenzien wie insbesondere ungesättigten Silanen oder Titanaten erfolgt. Siehe hierzu beispielsweise L. N. Lewis, D. Katsamberis, J. Appl. Polym. Sei. , 1991 , 42, 1551 , EP 1 366 1 12 B1 der Hansechemie oder US 6, 136,912 A der Clariant SA. Solche Formulierungen können amorphe Kieselsäuren oder Korund enthalten, deren mittlerer Partikeldurchmesser typischerweise unter 100 nm liegt. Partikelgehalte liegen zum Beispiel bei bis zu 50 Gew.-% oder bei bis zu 30 Gew.-%. Ein Vorteil strahlenhärtbarer Lackformulierungen liegt darin begründet, dass auf Lösungsmittel vollkommen verzichtet werden kann.
Nanopartikelhaltige Lackrezepturen, die zusätzlich weitere, sehr spezielle Bestandteile enthalten, sind in JP 01 266 155 A durch Sunstar und US 5,104,929 A durch 3M auch für die Verwendung auf Foliensubstraten beschrieben. EP 2 782 755 B1 (3M) beschreibt solche Rezepturen in einem Polyurethanbindemittel für Oberflächenschutzfolien auf der Basis von thermoplastischem Polyurethan.
Schutzlacke aus flexiblen, weichen polymeren Zusammensetzungen, so genannte "selbstheilende" Zusammensetzungen, die zum Beispiel in Form von Zwei-Komponenten- Lacken aus Polyurethan mit dreidimensionaler Vernetzung aufgebracht werden, sind allgemein bekannt.
Die weichen Lacke selbst müssen in dickeren Schichten aufgetragen werden, um eine Schutzwirkung gegenüber Splittteilchen zu gewährleisten, wie sie zum Beispiel in Außenanwendungen bei Automobilen gefordert ist. Die Dicken der Schichten aus weichem Lack liegen im Allgemeinen bei über 25 μηη und können 40 μητι erreichen.
Selbstheilungseigenschaften konnten schon in Formulierungen für Autoreparaturlacke, für OEM Klarlacke und für Kunststoff-Klarlacke gezeigt werden. Neuerdings wurden selbstheilende Lacke auch in Möbeloberflächen getestet. Im Stand der Technik werden Urethan- und Harnstoff-Strukturen in einem elastischen Polyurethan-Lack als notwendige Voraussetzungen für den Selbstheilungseffekt gesehen.
Selbstheilende Oberflächenschutzfolien mit Polyurethanschutzlack sind unter dem Namen Cosmotac SR der Firma Cosmotec (Japan) bekannt.
Selbstheilende Lacke auf Acrylatbasis sind aus der DE 696 15 819 T2 bekannt. Diese sind aus hochmolekularen, bei Raumtemperatur festen Polyurethanacrylaten hergestellt, die nur als lösemittelhaltige Lackformulierung verarbeitet werden können. Es wurde festgestellt, dass diese sehr flexiblen Schutzüberzüge den Nachteil haben, dass sie weniger glatt sind und aus diesem Grund den Schmutz, der sich auf ihnen ablagert, festhalten, wodurch während des Gebrauchs der Oberflächenabbau der Schutzschicht beschleunigt werden kann.
Aufgabe war es, eine verbesserte Oberflächenschutzfolie zur Verfügung zu stellen, die die J Nachteile des Stands der Technik vermeidet. Insbesondere soll die Folie , selbstheilende Eigenschaften aufweisen und die Herstellung der Folie weniger gefährdende Einsatzstoffe, wie zum Beispiel Vemetzer oder Lösemittel, erfordern sowie die Verwendung von Wärmeeintrag bei der Herstellung vermeiden.
Die vorstehend genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Verbundfolie der eingangs genannten Art gelöst, bei der
die Lackschicht eine Acrylatlackschicht ist, die aus einer Lackformulierung hergestellt ist, die zumindest eine Verbindung umfasst, die zumindest zwei ( eth)acrylatfunktionen enthält;
die Lackschicht bei Raumtemperatur eine Oberflächenhärte (HM 0.300 / 20.0 / 5.0) von 2,0 bis 3,5 N/mm2, bevorzugt von 2,0 bis 3 N/mm2, insbesondere von 2,0 bis 2,5 N/mm2, aufweist und
die Polymerfolienschicht bei Raumtemperatur eine Oberflächenhärte (HM 0.300 / 20.0 / 5.0) von 2,0 bis 4,0 N/mm2, bevorzugt von 2,0 bis 3 N/mm2, insbesondere von 2,0 bis 2,5 N/mm2, und eine elastische Rückstellung nach der
Oberflächenhärtemessung mit einer Entlastungsgeschwindigkeit von
300 nN/20s von mehr als 75 % aufweist.
Der Lösung. der Aufgabe liegt der Gedanke zugrunde, durch Kombination einer Trägerfolie mit ausgewählter Härte und Elastizität mit einem Oberflächenschutzlack mit spezifischen viskoelastischen Eigenschaften bei hoher Verschleißfestigkeit eine verbesserte, insbesondere selbstheilende Oberflächenschutzfolie zur Verfügung zu stellen. Die elastischen Eigenschaften der Folie wirken dabei synergistisch mit den selbstheilenden Eigenschaften des Lacks und führen überraschenderweise zu einer Verschleißfestigkeit der Schutzfolie, die weder Lack noch Folie allein erreichen.
Dabei ist der Lack aus spezifischen acrylatfunktionellen Harzen aufgebaut und enthält bevorzugt Nanopartikel. Diese Lackformulierungen sind isocyanatfrei und lassen sich auf das für Oberflächenschutzfolien notwendige ausgewogene Eigenschaftsprofil bezüglich Dehnfähigkeit und Härte einstellen. Darüber hinaus weisen sie gute Witterungsstabilität auf. Diese erfindungsgemäße Lackschicht wird im Folgenden als Acrylatlackschicht bezeichnet.
Überraschend zeigte sich, dass identische erfindungsgemäße Lacke, die auf härtere Polymerfolien aufgebracht wurden, keine Selbstheilungseigenschaften mehr aufwiesen und weniger knickfest waren. Auch wenn der erfindungsgemäße Lack auf eine weichere Folie aufgebracht wird, die weniger als die geforderte elastische Rückstellung aufweist, verliert der Lack seine Selbstheilungseigenschaften und die Oberflächenschutzfolie wird zudem weniger abriebfest. Ist der Lack selbst weicher und weist eine geringere als die
erfindungsgemäße Härte auf, verliert die damit beschichtete Oberflächenschutzfolie an Abriebfestigkeit.
Die erfindungsgemäß vorgesehene Lackschicht wird bevorzugt durch Härtung strahlen- härtbarer Formulierungen gewonnen. Erfindungsgemäße Lackformulierungen enthalten zumindest eine Verbindung, die zumindest zwei (Meth)acrylat-Funktionen enthält. Weitere Verbindungen mit höherer Anzahl an (Meth)acrylat-Funktionalität einzusetzen, ist im Sinne dieser Erfindung weniger vorteilhaft. Der Begriff (Meth)acrylat umfasst hier alle Verbindungen, die Methacrylat-, Acrylat- oder beide Funktionen tragen.
Verbindungen, die zumindest zwei (Meth)acrylatfunktionen tragen sind beispielsweise Verbindungen aus der Liste umfassend difunktionelle aliphatische (Meth)acrylate wie 1 ,4- Butandioldi(meth)acry!at, 1 ,6-Hexandioldi(meth)acrylat, Dipropylenglykoldi(meth)acrylat, Tricyclodecandimethyloldi(meth)acrylat, trifunktionelle aliphatische (Meth)acrylate wie Trimethylolpropantri(meth)acrylat, tetrafunktionelle aliphatische ( eth)acrylate wie Ditrimethylolpropantetra( meth)acrylat oder Ditrimethy!olpropantetra( meth)acrylat, penta- funktionelle aliphatische (Meth)acr late wie Dipentaerythritolmonohydroxypenta- (meth)acrylat, hexafunktionelle aliphatische (Meth)acrylate wie Dipentaerythritolhexa- (meth)acrylat eingesetzt Femer können aliphatische oder aromatische insbesondere ethoxylierte und propoxylierte Polyether(meth)acrylate mit insbesondere zwei, drei, vier oder sechs (Meth)acrylat-Funktionen wie ethoxyliertes Bisphenol A Di(meth)acrylat, Poly- ethylenglykoldi(meth)acrylat, propoxyliertes Trimethylolpropantri(meth)acrylat, propoxy- liertes Glycerolth(meth)acrylat, propoxyliertes Neopentylglyceroldi(meth)acrylat, ethoxyliertes Trimethyloltri(meth)acrylat, ethoxyliertes Trimethylolpropandi(meth)acrylat, ethoxyliertes Trimethylolpropantri( meth)acrylat, Tetraethylenglykoldi(meth)acrylat, ethoxyliertes Neopentylglykoldi(meth)acrylat, propoxyliertes Pentaerythritoltri(meth)acrylat, Dipropylen- glykoldi(meth)acrylat, ethoxyliertes Tnmethylolpropanmethyletherdi(meth)acrylat, aliphati- sehe oder aromatische Polyester(meth)acrylate mit insbesondere zwei, drei, vier oder sechs (Meth)acrylat-Funktionen, aliphatische oder aromatische Urethan(meth)acrylate mit insbesondere zwei, drei, vier oder sechs (Meth)acrylat-Funktionen, aliphatische oder aromatische Epoxy(meth)acrylate mit insbesondere zwei, drei, vier oder sechs
(Meth)acrylat-Funktionen erfindungsgemäß eingesetzt werden. Femer können mehrfach ungesättigte Vinylether vorteilhaft zum Einsatz kommen.
Bevorzugt werden aliphatische (Jrethan(meth)acrylate, insbesondere solche mit zwei (Meth)acrylat-Funktionen, da diese witterungs- und vergilbungsstabil sind sowie deren Einsatz die Selbstheilungseigenschaften unterstützt. Ganz besonders bevorzugt ist ein Polyesterpolyurethan(meth)acrylat.
Bevorzugt weist die Verbindung, die zumindest zwei (Meth)Acrylatfunktionen trägt, ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von mehr als 1000 g/mol, besonders bevorzugt von mehr als 2000 g/mol auf. Dadurch wird eine ausreichende Elastizität der Schicht vorteilhaft hergestellt.
Weiter bevorzugt weist die Verbindung, die zumindest zwei (Meth)Acrylatfunktionen trägt, ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von weniger als 5000 g/mol, besonders bevorzugt von weniger als 3000 g/mol auf. Dadurch wird vorteilhaft eine ausreichende Kratzfestigkeit des Lacks erreicht.
Bevorzugte Mindest- und Höchstgrenzen des Molekulargewichts können vorteilhaft auch beliebig kombiniert werden.
Bevorzugt liegt die Verbindung, die zumindest zwei (Meth)Acrylatfunktionen trägt, bei 23 °C in flüssiger Phase vor. Das ermöglicht die Herstellung lösemittelfreier Lackformulierungen.
Bevorzugt ist die Verbindung, die zumindest zwei (Meth)Acrylatfunktionen trägt, zu einem Gewichtsanteil von mehr als 30 % der gesamten Menge Acrylat- oder Vinylfunktionen tragender Verbindungen in der Lackformulierung enthalten, besonders bevorzugt zu mehr als 45 Gew.-%
Bevorzugt ist aliphatisches Urethan(meth)acrylat zu einem Gewichtsanteil von mehr als 36 Gew.-% in der Lackformulierung enthalten, besonders bevorzugt zu mehr als 45 Gew.-%
Bevorzugt umfasst die Formulierung, aus der die Acrylatlackschicht hergestellt ist, zumindest eine Verbindung, die zumindest zwei (Meth)acrylat-Funktionen enthält, und zumindest eine weitere Verbindung, die eine (Meth)acrylat-Funktion enthält. Vorzugsweise umfasst die Lackformulierung als Verbindung ausschließlich Monomere, wobei mindestens eines der Monomere mehrfunktionell ist, wobei bifunktionelle Monomere bevorzugt sind. Optional können außerdem weitere Monomere enthalten sein, die nur einfunktionell sind. Kommen Verbindungen zum Einsatz, die eine (Meth)acrylat-Funktion tragen, werden im Sinne dieser Erfindung beispielsweise (Meth)acrylat-Monomere eingesetzt, insbesondere solche, die der allgemeinen Strukturformel (I) entsprechen.
CH2=C(R1 )(COOR2) (I) wobei R1 = H oder CH3 und R2 = H oder lineare, verzweigte oder ringförmige, gesättigte oder ungesättigte Alkylreste mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen darstellt.
Monomere, die im Sinne der allgemeinen Struktur (I) eingesetzt werden, umfassen Acryl- und Methacrylsäureester mit Alkylgruppen bestehend aus 4 bis 18 C-Atomen. Spezifische Beispiele für entsprechende Verbindungen sind, ohne sich durch diese Aufzählung einschränken zu wollen, n-Butylacrylat, n-Pentylacrylat, n-Hexylacrylat, n-Heptylacrylat, n- Octylacrylat, n-Nonylacrylat, Laurylacrylat, Hexadecylacrylat, Stearylacrylat, Stearyl- methacrylat, Behenylacrylat deren verzweigte Isomere, wie zum Beispiel 2- Ethylhexylacrylat, iso-Octylacrylat, iso-Decylacrylat und Tridecylacrylat sowie cyclische Monomere wie zum Beispiel Cyclohexylacrylat, Tetrahydrofurfurylacrylat, Dihydrodicyclopentadienylacrylat, 4-tert-Butylcyclohexylacrylat, Norbornylacrylat und Isobornylacrylat. Ebenfalls einsetzbar als Monomere sind Acryl- und Methacrylsäureester, die aromatische 9/16 Reste enthalten", wie zum Beispiel Phenylacrylat, Benzylacrylat, Phenylmethacrylat, Benzylmethacrylat, Phenoxyethylacrylat, ethoxyliertes Phenolacrylat oder ethoxyliertes Nonylphenolacrylat.
Weitere erfindungsgemäß einsetzbare Monomere sind Glycidylmethacrylat, Glycidylacrylat, Allylglycidylether, 2-Hydroxyethylmethacrylat, 2-Hydroxyethylacrylat, 3-
Hydroxypropylmethacrylat, 3-Hydroxypropylacrylat, 4-Hydroxybutylmethacrylat, 4- Hydroxybutylacrylat, Acryloylmoφholin, Methacryloylmorpholin, Trimethylolpropanformal- monoacrylat, propoxyliertes Neopentylmethylethermonoacrylat, Tripropylenglykolmethyl- ethermonoacrylat, ethoxyliertes Ethylacrylat wie Ethyldiglykolacrylat, propoxyliertes Propylacrylat, Acrylsäure, Methacrylsäure, Itaconsäure und deren Ester, Crotonsäure und deren Ester, Maleinsäure und deren Ester, Fumarsäure und deren Ester, Maleinsäureanhydrid, Methacrylamid sowie N-alkylierte Derivate wie N-Methylolmethacrylamid, Acrylamid sowie N-alkylierte Derivate wie N-Methylolacrylamid, Vinylalkohol, 2-Hydroxy- ethylvinylether, 3-Hydroxypropylvinylether und 4-Hydroxybutylvinylether.
Weiterhin können aliphatische oder aromatische insbesondere ethoxylierte oder propoxy- lierte Polyethermono(meth)acrylate, aliphatische oder aromatische Polyestermono- (meth)acrylate, aliphatische oder aromatische Urethanmono(meth)acrylate oder alipha- tische oder aromatische Epoxymono(meth)acrylate als Verbindungen, die eine (Meth)acrylat-Funktion tragen, eingesetzt werden.
Als besonders geeignet haben sich Verbindungen herausgestellt, die eine Morpholingruppe und eine Vinylgruppe aufweisen, dabei insbesondere solche, die eine ■ Morpholingruppe und eine 1 -Oxopropenylgruppe aufweisen.
Bevorzugt wird 4-(1 -Oxo-2-propenyl)morpholin (Verbindung II) verwendet, da hiermit die viskoelastischen Eigenschaften der ersten Schicht hervorragend eingestellt werden können. Die Verbindung ist bevorzugt zu einem Anteil von 10 bis 50 Gew.-% in der Lackbasis enthalten. Insbesondere liegt der Gewichtsanteil bei mehr als 25 Gew.-%
Weiterhin können für die Formulierung, aus der die Lackschicht besteht, Vinylmonomere aus den' folgenden Gruppen eingesetzt werden: Vinylester, Vinylether, Vinylhalogenide, Vinylidenhalogenide, sowie Vinylverbindungen, die aromatische Zyklen oder Heterozyklen n a-Stellung enthalten. Für die optional einsetzbaren Vinylmonomere seien -beispielhaft
ausgewählte erfindungsgemäß einsetzbare Monomere genannt: Vinylacetat, Vinylcaprolactam, Vinylformamid, Vinylpyridin, Ethylvinylether, 2-Ethyl-hexylvinylether, Butylvinylether, Vinylchlorid, Vinylidenchlorid, Acrylnitril, Styrol und a- ethylstyrol. Kommen solche Auslegungen dieser Erfindung zum Einsatz, bei denen die Lackformulierung nach der Beschichtung durch elektromagnetische Strahlung und hier insbesondere durch UV-Strahlung gehärtet wird, dann wird der Lackformulierung zumindest eine Sorte eines Photoinitiators zugesetzt. Geeignete Vertreter solcher Photoinitiatoren sind Typ-I-Photoinitiatoren, also sogenannte a-Spalter wie Benzoin- und Acetophenon-Derivate, Benzilketale oder Acylphosphinoxide, Typ-Il-Photoinitiatoren, also , sogenannte Wasserstoffabstraktoren wie Benzophenon- Derivate und einige Chinone, Diketone und Thioxanthone. Ferner können Triazin-Deriva- te zur Initiierung radikalischer Reaktionen verwendet werden.
Vorteilhaft einsetzbare Photoinitiatoren vom Typ I umfassen beispielsweise Benzoin, Benzoinether wie beispielsweise Benzoinmethylether, Benzoiniso-propylether, Benzoin- butylether, Benzoin-iso-butylether, Methylolbenzoin-Derivate wie Methylolbenzoin- propylether, 4-Benzoyl-1 ,3-dioxolan und seine Derivate, Benzilketal-Derivate wie 2,2-Di- methoxy-2-phenylacetophenon oder 2-Benzo-yl-2-phenyl-1 ,3-dioxolan, α,α-Dialkoxy- acetophenone wie α,α-Dimethoxyacetophenon und α,α-Diethoxya-cetophenon, a- Hydroxyalkylphenone wie 1 -Hydroxy-cyclohexylphenylketon, 2-Hydroxy-2-methyl-1 -phe- nylpropanon und 2-Hydroxy-2-methyl-1 -(4-iso-propy-lphenyl)-propanon, 4-(2-Hydroxy- ethoxy)-phe-nyl-2-hydroxy-2-methyl-2-propanon und seine Derivate, a-Aminoalkyl- phenone wie 2-Methyl-1-[4-(methylthio)-phenyl]-2-mo holinopropan-2-on und 2-Benzyl-2- dimethylamino-1-(4-morpholinophe-nyl)-butan-1 -on, Acylphosphinoxide wie 2,4,6-Tri- methylbenzoyldiphenylphosphinoxid und Ethyl-2,4,6-tri-methylbenzoylphenylphosphinat und O-Acyl-a-oximinoketone. Vorteilhaft einsetzbare Photoinitiatoren vom Typ II umfassen beispielsweise Benzophenon und seine Derivate wie 2,4,6-Trimethylbenzophenon oder 4,4'-Bis-(dimethylamino)- benzophenon, Thioxanthon und seine Derivate wie 2-iso-Propylthioxanthon und 2,4- Diethylthioxanthon, Xanthon und seine Derivate und Anthrachinon und seine Derivate.
Typ-Il-Photoinitiatoren werden besonders vorteilhaft in Kombination mit stickstoffhaltigen Coinitiatoren, den sogenannten Amin-Synergisten eingesetzt. Bevorzugt werden im Sinne dieser Erfindung tertiäre Amine verwendet. Femer kommen in Kombination mit Typ-Il- Photoinitiatoren vorteilhaft Wasserstoffatomdonoren zur Anwendung. Beispiele hierfür sind Substrate, die Amino-Gruppen enthalten. Beispiele für Amin-Synergisten sind Methyldiethanolamin, Triethanolamin, Ethyl-4-(dimethylamino)-benzoat, 2-n-Butoxyethyl- 4-(dimethylamino)-benzoat, iso-Acryl-4-(dimethylamino)-benzoat, 2-(Dimethylamino- phenyl)-ethanon sowie ungesättigte und damit copolymerisierbare tertiäre Amine, (meth)acrylierte Amine, ungesättigte Amin-modifizierte Oligomere und Polymere auf Poly- ester- oder Polyetherbasis und Amin-modifizierte (Meth)acrylate.
Es können außerdem polymerisierbare Photoinitiatoren vom Typ I und/oder Typ II eingesetzt werden, die entweder selbst als oligomere oder polymere Photoinitiatoren vorliegen oder als polymerisierbarer Photoinitiator, mit anderen polymerisierbaren Substanzen, zum Beispiel Monomeren, copolymerisiert werden und dann als Copolymer mit Photoinitiatorfunktionen vorliegen. .
Im Sinne dieser Erfindungen können auch beliebige Kombinationen verschiedener Arten von Typ-I und/oder Typ-Ii Photoinitiatoren eingesetzt werden.
Zudem optional aber vorteilhafterweise enthält der Lack weitere Bestandteile wie Katalysatoren, Beschleuniger, Lichtschutzmittel wie insbesondere UV-Schutzmittel, Alterungsschutzmittel, Antioxidantien, weitere Stabilisatoren, Flammschutzmittel, Verlaufsmittel, Benetzungsmittel, Gleitmittel, Entschäumer, Entlüfter, Haftvermittler, weitere Theologisch wirksame Additive wie beispielsweise Thixotropiermittel, Mättierungsmittel und/oder weitere Füllstoffe.
Ein für die Oberflächenschutzfolie erfindungsgemäß geeigneter Lack wird anhand der Martenshärte des Lackfilms ausgewählt. Dabei wird der Martenshärte gegenüber der Shorehärte der Vorzug gegeben, da erstere für dünne Schichtkörper, wie dies Oberflächenschutzfolien darstellen, geeignet ist, da die Messkräfte und damit die Eindringtiefen gering sind. Die elastische Rückstellung kann ebenfalls aus den Messdaten berechnet werden. Die Shorehärteprüfung kann für dünne Schichten nicht angewendet werden.
Erfindungsgemäß liegt die Martenshärte der Lackschicht in einem Bereich von 2 N/mm2 bis 3,5 N/mm2, bevorzugt in einem Bereich von 2 N/mm2 bis 3 N/mm2, bevorzugt in einem Bereich von 2 N/mm2 bis 2,5 N/mm2. Bei einer Martenshärte unterhalb von 2 N/mm2 weist die Oberflächenschutzfolie noch Selbstheilungseigenschaften auf, jedoch wird der Lack mit weiter abnehmender Martenshärte zu weich und der im Rieseltest ermittelte Abrieb wird höher.
Bevorzugt wird eine Lackformulierung, die zumindest eine Sorte an anorganischen Oxiden in nanopartikulärer Form enthält; deren mittlerer Partikeldurchmesser typischerweise unter 100 nm liegt. Bevorzugt wird ein Partikeldurchmesser von weniger als 30 nm. Nanopartikel können die Abriebfestigkeit einer Lackschicht erhöhen, wobei die Transparenz erhalten bleibt und ohne dass die Martenshärte zu hoch ansteigt. Unter„Partikeln" werden im Sinne von DIN 53206-1 : 1972-08 Primärteilchen, Aggregate und Agglomerate des anorganischen Oxids verstanden. Unter der„Partikelgröße" wird die maximale Ausdehnung eines Partikels verstanden. Die Bestimmung der Partikelgröße erfolgt bevorzugt mittels Laserbeugung nach ISO 13320, aber auch andere dem Fachmann bekannte Verfahren sind geeignet.
Die Oberfläche dieser Partikel ist bevorzugt derartig funktionalisiert, dass die Partikel nicht nur eine stabile Suspension in der durch das Lackharzgemisch gebildeten organischen Matrix bilden, sondern auch während des Aushärtungsvorgangs mit dem sich bildenden organischen Netzwerk chemisch verknüpft werden können. Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine derartige Oberflächenfunktionalisierung durch Umsetzung der Partikel mit Kopplungsreagenzien wie insbesondere ungesättigten Silanen oder Titanaten erfolgt (siehe hierzu beispielsweise L. N. Lewis, D. Katsamberis, J. Appl. Polym. Sei. , 1991 , 42, 1551 , EP 1 366 1 12 B1 der Hansechemie, EP 2 292 703 A1 der Cetelon Lackfabrik oder US 6,136,912 A der Clariant SA).
Besonders vorteilhaft sind in solchen Formulierungen amorphe Kieselsäuren oder Korund enthalten. Der Anteil kann bis zu 50 Gew.-% betragen. Vorteilhafte Partikelgehalte liegen bei bis zu 20 Gew.-%, bevorzugt bei bis zu 10 Gew.-%. Vorteilhaft sind mehr als 1 Gew.-% enthalten. Besonders bevorzugt liegt der Gehalt zwischen 1 Gew.-% und 10 Gew.-%.
Die Dicke des Lacks liegt in einer für den Fachmann üblichen Schichtdicke, also etwa von 0,5 bis zu 30 μητι. Bevorzugt ist eine Dicke von 12 m oder weniger, da sich dann die erfindungsgemäße Martenshärte mit acrylatbasierten Lacken leichter erreichen lässt. Insbesondere bevorzugt sind eine Dicke von 12 μητι oder weniger und eine Martenshärte von weniger als 3 N/mm2.
Die Polymerfolie kann ausgewählt werden aus den dem Fachmann bekannten elastomeren Polymerfolien. Beispielhaft aber nicht einschränkend erwähnt seien Kunststofffolien aus:
Polyolefinen wie Polyethylen (PE) und seinen Copolymeren wie zum Beispiel Ethylen- Vinylacetat (EVA), Ethylane-Acrylat (EAA), Ethylen-Methacrylat (EMA), sowie lonomeren, PVC, Fluorpolymeren, Styrolblockcopolymeren (SBC) und Polyurethan sowie aus Mischungen (Blends) von Elastomeren untereinander oder mit anderen Polymeren.
Ein Elastomer besteht grundsätzlich aus Polymerketten (je nach chemischem Aufbau), die nur weitmaschig vernetzt sind. Beim Anlegen von geringen äußeren Kräften im Gebrauchstemperaturbereich gleiten die Polymerketten gegeneinander ab, wobei die Vernetzungsbindungen zwar gestreckt werden,- aber jedoch miteinander verbunden bleiben und eine Rückstellkraft besitzen. Die Vernetzung kann chemisch oder physikalisch vorliegen, wobei unter letzteres auch die Vernetzung durch Verschlaufungen der Molekülketten fällt, daraus resultierend, dass das Gewichtsmittel Mw des Elastomers zumindest dem 5fachen, vorzugsweise dem 25fachen Entanglementmolekulargewicht entspricht.
Bevorzugt wird besonders eine Polyurethanfolie, die ein aliphatisches Polyurethan umfasst, da diese Folien besonders witterungsstabil und elastisch sind. Ganz besonders bevorzugt umfasst die Polymerfolie ein thermoplastisches Polyurethan auf Polycaprolactonbasis, da dieses besonders witterungsstabil ist.
Die Dicke der Polymerfolie liegt im Bereich der dem Fachmann bekannten Dicken von Schutzfolien, also etwa im Bereich von 10 μιτι bis 1000 pm.
Die für die Oberflächenschutzfolie erfindungsgemäß geeignete Polymerfolie wird anhand der Martenshärte und der im gleichen Test ermittelten elastischen Rückstellung der Folie ausgewählt. Erfindungsgemäß liegt die Martenshärte der Polymerfolie in einem Bereich von 2 N/mm2 bis 4 N/mm2, bevorzugt in einem Bereich von 2 N/mm2 bis 3 N/mm2, bevorzugt in einem Bereich von 2 N/mm2 bis 2,5 N/mm2. Bei einer Martenshärte unterhalb von 2 N/mm2 ist die Folie zu weich und die Lackschicht kann bei mechanischer Beschichtung zu leicht in die Folie eingedrückt und beschädigt werden. Bei einer Martenshärte oberhalb von 4 N/mm2 ist die Folie zu hart und damit formstabil, so dass die Lackschicht leichter im Knicktest aufplatzt und der im Rieseltest ermittelte Prallverschleiß höher wird.
Die Martenshärte wird nach der unten angegebenen Methode ermittelt. Mittels dieses Verfahrens wurde auch die elastische Rückstellung der Polymerfolie ermittelt.
Die elastische Rückstellung beträgt erfindungsgemäß mehr als 70 %, bevorzugt mehr als 76 %, ganz besonders bevorzugt mehr als 80 %. Die elastische Rückstellung der Folie unterstützt die Selbstheilungseigenschaften der ersten Schicht, so dass überraschend aus der Kombination einer erfindungsgemäßen ersten Schicht und einer Folie mit erfindungsgemäßer Härte und elastischer Rückstellung eine vorteilhafte selbstheilende Oberflächenschutzfolie entsteht. Überraschenderweise zeigt in der Kombination nicht die härteste elastomere Folie, welche in der Regel auch die höchste elastische Rückstellung aufweist, die besten Oberflächenschutzeigenschaften, sondern eine vergleichsweise weiche Folie, die aber ein hohes elastisches Rückstellvermögen aufweist. Bei erfindungsgemäßer Härte der Folie ist eine hohe Elastizität vorteilhaft für die Selbstheilungseigenschaften, die obere Grenze liegt demgemäß bei 100 %.
Insbesondere thermoplastische Polyurethanfolien werden in einem breiten Härtebereich angeboten, wobei die Härte in der Regel als Shore-Härte angegeben wird. Das kommerzielle Angebot umfasst dabei zum Beispiel für die Folien der Firma BASF (Elastollan) sowie von Covestro (Dureflex, Platilon U) ein Spektrum, welches von 71 Shore A bis zu 73 Shore D reicht. Alle angebotenen thermoplastischen Polyurethanfolien weisen eine Reißdehnung von mehr als 250 % auf. Eine Vergleichsskala, die den Übergang von Shore A zu Shore D darstellt, zeigt Figur 1.
In einer bevorzugten Ausführung hat die Polymerfolie eine Härte in einem Bereich von 85 Shore A, insbesondere von 90 Shore A bis zu 45 Shore D, ermittelt in Anlehnung an DIN ISO 7619-1 nach dem unten angegebenen Verfahren.
Der Shore-Härtebereich entspricht in seinem Umfang im Wesentlichen dem erfindungsgemäßen Bereich der Martenshärte. Er wird nur genannt, um einen ungefähren Vergleich mit Lösungen aus dem Stand der Technik zu ermöglichen. Die Härteprüfung nach Shore ist für Elastomere gebräuchlicher, ist jedoch für die vorliegenden dünnen Folien nicht anwendbar. Die Messung ergibt zudem kein Ergebnis für das elastische Rückstellungsvermögen.
Die Klebstoffschicht ist bevorzugt eine Heißschmelzklebstoffschicht oder eine Haftklebstoffschicht. Sie umfasst besonders bevorzugt zumindest einen Haftklebstoff und weist somit bei einer Temperatur oberhalb von 20 °C haftklebrige Eigenschaften auf.
Als Haftklebstoff werden Klebemassen bezeichnet, die bereits unter relativ schwachem Andruck eine dauerhafte Verbindung mit dem Haftgrund erlauben und nach Gebrauch im Wesentlichen rückstandsfrei vom Haftgrund wieder abgelöst werden können. Haftklebemassen wirken bei Raumtemperatur permanent haftklebrig, weisen also eine hinreichend geringe Viskosität und eine hohe Anfassklebrigkeit auf, so dass sie die Oberfläche des jeweiligen Klebegrunds bereits bei geringem Andruck benetzen. Die Verklebbarkeit der Klebemassen beruht auf ihren adhäsiven Eigenschaften und die Wiederablösbarkeit auf ihren kohäsiven Eigenschaften. Als Basis für Haftklebemassen kommen verschiedene Verbindungen in Frage.
Als Haftklebemasse können alle dem Fachmann bekannten Haftklebemassen eingesetzt werden, also zum Beispiel solche auf der Basis von Acrylaten und/oder Methacrylaten, Polyurethanen, Naturkautschuken, Synthesekautschuken, Styrolblockcopolymermassen mit einem Elastomerblock aus ungesättigten oder hydrierten Polydienblöcken (Polybuta- dien, Polyisopren, Copolymeren aus beiden sowie weitere, dem Fachmann geläufige Elastomerblöcke), Polyolefinen, Fluorpolymeren und/oder Silikonen. Darunter fallen auch weitere Massen, die haftklebende Eigenschaften entsprechend dem „Handbook of
Pressure Sensitive Adhesive Technology" von Donatas Satas (Satas & Associates, Warwick 1999) aufweisen.
Wird im Rahmen dieser Schrift von Haftklebemassen auf Acrylatbasis gesprochen, so seien hiervon auch ohne explizite Erwähnung Haftklebemassen auf Basis von Methacrylaten und auf Basis von Acrylaten und Methacrylaten umfasst, sofern nicht ausdrücklich anders beschrieben. Ebenfalls im Sinne der Erfindung sind Kombinationen und Blends mehrerer Basispolymere sowie mit Klebharzen, Füllstoffen, Alterungsschutzmitteln und Vernetzern additivierte Klebemassen, wobei die Aufzählung der Additive nur beispielhaft und nicht einschränkend zu verstehen ist.
Die Dicke der Klebstoffschicht liegt im Bereich der dem Fachmann bekannten Dicken von Klebstoffschichten, also etwa im Bereich von 1 pm bis 500 pm. Die Herstellung erfihdungsgemäßer Verbundfolien erfolgt in dem Fachmann bekannten Verfahren, wie zum Beispiel in der DE 20 2006 021 212 U1 oder DE 10 2006 002 596 A1 ausführlich beschrieben.
So kann die Acrylatlackschicht auf herkömmliche Art und Weise ausgebildet werden, wie zum Beispiel durch Auftragen der Mischung aus wässriger Dispersion oder Lösung in einem Lösungsmittel, bevorzugt aber ohne den Einsatz von Löse- oder Dispergiermittel,
Im Sinne dieser Erfindung kann zur Beschichtung der erfindungsgemäßen Lackmischungen auf Polymerfolien prinzipiell jedes der dem Fachmann bekannten Verfahren ausgewählt werden. Ohne sich einschränken zu wollen, seien beispielhaft Rakelverfahren, Walzen verfahren wie insbesondere Rasterwalzenverfahren, Tauchverfahren, Sprühverfahren, Messerverfahren, Bürstenverfahren, Gießverfahren und Druckverfahren wie insbesondere Offset- oder Flexodruckverfahren genannt. Dabei sind auch Kombinationen verschiedener Verfahren denkbar wie beispielsweise das Mayer-Bar- Verfahren, ein Beschichtungsprozess, der Walzen und Rakel miteinander kombiniert, oder Walz/Gieß-Systeme, bei denen Walzen und Rakel miteinander kombiniert sind und die zusätzlich das Prinzip der Gießbeschichtung einbinden. Einige erfindungsgemäß einsetzbare Verfahren sind beispielsweise bei Scharenberg zu finden [R. T. Scharenberg
in Encyclopedia of Polymer Science and Engineering, H. F. Mark, N. M. ßikales, C. G. Overberger, G. Menges (Hrsg.), 3. Band, 2. Aufl., 1985, Wiley, New York].
Zur Eliminierung von Luftsauerstoff, der einen inhibierenden Einfluss auf die Lackhärtung hat, lassen sich im Sinne dieser Erfindung alle Verfahren des Stands der Technik sowie auch Kombinationen verschiedener solcher Verfahren anwenden.
In der Literatur sind vielfältige Möglichkeiten vorgeschlagen worden, wie der negative Einfluss von Luftsauerstoff auf den Aushärtungsprozess unterdrückt werden kann. Eine Reihe von Originalarbeiten, die solche Wege beschreiben, fassen Studer et al. zusammen [K. Studer, C. Decker, E. Beck, R. Schwalm, Progr. Org. Coat., 2003, 48, 92]. So wird in dieser Zusammenstellung der Einsatz von Aminen, die Verwendung von Substanzen, die in der Lage sind, triplett-Sauerstoff in singulett-Sauerstoff zu konvertieren, eine erhöhte Menge an eingesetztem Photoinitiator, eine höhere UV-Dosis, die Einführung von Schutzschichten basierend auf Wachs oderWasserfilmen, eine höhere Monomerreaktivität und eine höhere Viskosität der Lackformulierung als förderlich zur Unterdrückung des inhibierenden Einflusses von Luftsauerstoff genannt. Spezielle Photoinitiatortypen wurden zum selben Zweck getestet [N. J. Hageman, L. G. J. Jansen, Makromol. Chem., 1988, 189, 2781].
Ein eleganter Weg ist die Verdrängung von Luftsauerstoff durch Verwendung einer inerten At-mosphäre wie Stickstoff, Argon oder Kohlendioxid. Beispiele für solche Verfahren wurden vor einiger Zeit in US 3,840,448 durch Union Carbide Corp. und durch Studer et al. [K. Studer, C. Decker, E. Beck, R. Schwalm, Progr. Org. Coat., 2003, 48, 92 sowie ibid, 101] veröffentlicht.
Besonders bevorzugt wird nach der Beschichtung der Lackformulierung auf die Polymerfolie eine Schutzfolie nass eingedeckt und anschließend durch diese Schutzfolie bestrahlt und damit ausgehärtet [A. van Neerbos, J. Oil Col. Chem. Assoc, 1978, 61 , 241]. Die beschichtete und bestrahlte Polymerfolie bildet dann eine erste Verbundfolie und kann dann gemeinsam mit der Schutzfolie weiterverarbeitet werden, also beispielsweise mit der Klebstoffschicht beschichtet werden, zu Ballen aufgerollt oder direkt Schneid- oder Stanzprozessen zugeführt werden. Die Schutzfolie wird zu einem beliebigen Zeitpunkt nach dem zumindest einen Aushärtungsschritt ausgedeckt, beispielsweise erst nach der
Applikation der erfindungsgemäßen Verbundfolie bei ihrer Anwendung In einer weiteren Variante kann auch zunächst die Schutzfolie mit dem Lack beschichtet und dann die Polymerfolie zukaschiert werden. Die Schutzfolie ist bevorzugt transparent, insbesondere wenn zur Aushärtung elektromagnetische Strahlung wie UV-Strahlung zum Einsatz kommt. Als Folienmaterialien für .erfindungsgemäß einsetzbare Schutzfolien können prinzipiell alle solchen eingesetzt werden , die nach der Verhetzung der flüssigen Lackschicht wieder delaminiert werden können, ohne dass die dann im Wesentlichen ausgehärtete Lackschicht beschädigt wird. Es ist also wichtig, dass die Folienoberfläche nicht chemisch mit der aushärtenden Lackschicht reagiert. Zu diesem Zweck kann die Schutzfolie auch mit einer speziellen Schicht versehen sein, wie beispielsweise einer Trennschicht wie beispielsweise einer Silikonisierung oder einer Trennschicht basierend of Polyolefinen, insbesondere Polyethylen, oder basierend auf teil-oder perfluorierten Kohlenwasserstoffen insbesondere polymerer Art. Im erfinderischen Sinne können beispielsweise Polyolefinfolien oder Polyesterfolien , wie sie in der Literatur beschrieben wurden [EP 0 050 996 B1 der Mitsui Petrochemical; C. Peinado, E. F. Salva-dor, A. Alonso, T. Corrales, J. Baselga, F. Catalina, J. Polym. Sei. A - Polym. Chem, 2002, 40, 4236] oder weitere, die dieser Anforderung genügen, verwendet werden.
Besonders bevorzugt kommen solche Folientypen als Schutzfolien zum Einsatz, für die neben den oben genannten Kriterien zusätzlich eine definierte Rauheit auf der zur Lackschicht weisenden Seite aufweisen. Insbesondere für hochwertige optische Anwendungen reicht unter Umständen ein für das menschliche Auge vernehmbarer Glanz [P. Du-four in Chemistry & Technology of UV & EB Formula-tion for Coatings, Inks & Paints, P. K. T Oldring (Hrsg.), Band 1 , 1 991 , SITA Technology, London, S. 27] nicht als Kriterium für die Oberflächenqualität einsetzbarer Schutzfolien aus. Die Ersetzbarkeit von Schutzfolien wird vielmehr über die Oberflächenrauhigkeit. Besonders bevorzugt einsetzbare Schutzfolien weisen auf der zur Lackschicht weisenden Seite eine Rauheit, gegeben durch Rz-Werte von höchstens 0,3 pm, bevorzugt von höchstens 0,15 pm, sehr bevorzugt von höchstens 0,08 μιτι, auf.
Die Oberflächenrauheit der Schutzfolie wird mit einem Perthometer PGK der Firma Mahr, ausgerüstet mit einer Tastspitze MFW250, bestimmt. Die Muster werden in etwa 10 cm χ
10 cm große Prüfkörper geschnitten und auf dem Messtisch durch Magneten fixiert. Die konisch geformte Tastspitze wird vorsichtig so weit an das Muster angefahren, so dass sie gerade in Kontakt mit der Musteroberfläche kommt. Der laterale Messbereich ist ± 25 μιτι. Die Tastspitze wird anschließend über eine Wegstrecke von 1 ,75 mm geradlinig mit einer Geschwindigkeit von 0,1 mm/s über den Prüfkörper gefahren, währenddessen vertikale Auslenkungen registriert und darüber ein Höhenprofil aufgenommen. Aus den Rohdaten wird gemäß DIN EN ISO 4287 die Oberflächenrauheit als größte Höhe des Profils Rz ausgewertet. Es werden jeweils drei Messungen in Beschichtungsrichtung durchgeführt und der Mittelwert der Einzelmessungen in pm angegeben.
Nach der Beschichtung der Lackformulierung und dem optionalen aber besonders bevorzugten Aufbau eines Verbunds der Polymerfolie, des beschichteten Lacks und einer Schutzfolie erfolgt der Aushärtungsprozess der flüssigen, bevorzugt lösemittel- und dispergiermittelfreien Lackschicht. Dies kann durch alle dem Fachmann bekannten Verfahren zur Anregung der Polymerisation von Acrylatverbindungen erfolgen, also beispielsweise durch Wärme. Im Sinne dieser Erfindung kommen zu diesem Zweck bevorzugt strahlenchemische Verfahren zum Einsatz. Diese umfassen die Einwirkung elektromagnetischer Strahlung wie insbesondere der UV-Strahlung und/oder von Partikelstrahlung wie insbesondere die Elektronenstrahlung. Mittels kurzzeitiger Einwirkung von Licht in einem Wellenlängenbereich zwischen 180 bis 500 nm und/oder beschleunigter Elektronen wird das beschichtete Lackmaterial bestrahlt und damit ausgehärtet. Im Fall der UV-Bestrahlung kommen insbesondere Quecksilber-Hochdruckoder -Mitteldruck-Lampen bei einer Leistung von 80 bis 240 W/cm zum Einsatz. Weitere Strahlungsquellen, die im Sinne dieser Erfindung einsetzbar sind, sind dem Fachmann geläufig. Wahlweise wird das Emissionsspektrum der Lampe auf den eingesetzten Photoinitiator abgestimmt oder die Art des Photoinitiators an das Lampenspektrum angepasst. Die BeStrahlungsintensität wird der jeweiligen Quantenausbeute des UV- Photoinitiators und der Bahngeschwindigkeit angepasst. Kommt zur Aushärtung der Lackschicht die Bestrahlung mit beschleunigten Elektronen zum Einsatz, was auch in Kombination mit einer UV-Vernetzung geschehen kann, dann umfassen typische Bestrahlungsvorrichtungen Linearkathodensysteme, Scannersysteme beziehungsweise Segmentkathodensysteme, sofern es sich um Elektronenstrahlbeschleuniger handelt. Typische Beschleunigungsspannungen liegen im
Bereich zwischen 50 kV und 1 MV, vorzugs-weise 80 kV und 300 kV. Die angewandten Bestrahlungsdosen liegen zwischen 5 bis 250 kGy, insbesondere zwischen 20 und 100 kGy. Der beschichtungsmäßige Auftrag der erfindungsgemäßen Mischung in flüssiger Phase auf einen ablösbaren Träger nach bekannten Verfahren liegt im Können des Fachmanns. Zu geeigneten ablösbaren Trägern zählen u. a. Folien wie biaxial orientierte Polyesterfolien und Papiere, die gegebenenfalls mit einer Zusammensetzung beschichtet oder bedruckt sind, die ein Trennen von den Acrylatzusammensetzungen ermöglichen wird. Zu derartigen Beschichtungen zählen u. a. solche aus Silikon oder fluorchemischen Stoffen. Dabei kann das Auftragen der Mischung aus wässriger Dispersion oder Lösung in einem Lösungsmittel auf einen Träger über dem Fachmann an sich bekannten Vorrichtungen wie Rakel, Walzenbeschichter, '■ Umkehrwalzenbeschichter, Kerbstabbeschichter,
Vorhangbeschichter, Rotationstiefdruckbeschichter, Rotationsdrucker und dergleichen erfolgen. Dazu kann man die Viskosität der wässrigen oder lösemittelhaltigen Mischung an den jeweiligen Beschichter anpassen. Nach dem Auftragen der Mischung wird das Wasser beziehungsweise das Lösungsmittel daraus beispielsweise durch Trocknen entfernt.
Das Bilden der Polymerfolienschicht kann durch Ausformen des Polymers bei einer erhöhten Temperatur über eine Extrusionsdüse erfolgen. Das Bilden der Polymerfolienschicht kann auch dadurch erfolgen, dass man das Polymer durch Gießen oder ein anderes Formverfahren (wie zum Beispiel dem Spritzguss) in die gewünschte Form bringt. Das Aufbringen der Klebstoffschicht kann in allen dem Fachmann bekannten Verfahren Verfahren erfolgen, beispielsweise durch Beschichten, Gießen, Drucken oder Laminieren. Beispielhafte spezifische Verfahren sind bereits bei der Lackbeschichtung genannt.
Die Klebstoffschicht kann vor oder nach der ersten Schicht auf , die Polymerfolie aufgebracht werden.
Um das Verbinden zwischen Polymerfolie und Klebeschicht oder Lack und Polymerfolie zu ermöglichen oder zumindest zu verbessern, kann es wünschenswert sein, die mit der Klebeschicht zu verbindenden Hauptfläche der ausgeformten Polymerfolienschicht
und/oder die Klebeschicht einer Plasmabehandlung (wie zum Beispiel einer Luft oder N2- Koronabehandlung) und einer thermischen Laminierung zu unterziehen. Dazu wird die nicht an der Lackschicht anliegende Hauptfläche der Polymerfolienschicht freigelegt und anschließend mit einem Plasma behandelt.
Die erfindungsgemäßen Verbundfolien werden bevorzugt verwendet als Oberflächenschutzfolien und Dekorfolien.
Die vorliegende erfinderische Verbundfolie wird für Lackschutzanwendungen üblicherweise transparent und möglicherweise sogar durchscheinend ausgeführt. Auch für den Schutz beziehungsweise die Veredelung von anderen Flächen kann man die vorliegende erfinderische Verbundfolie transparent, durchscheinend oder sogar deckend ausführen. Für einige Anwendungen kann es auch wünschenswert sein, die vorliegende Verbundfolie einzufärben. Dazu kann man die vorliegende Folie beispielsweise in einer oder mehrerer ihrer Schichten zusätzlich mit einem Pigment oder einem anderen Farbmittel versehen oder eine weitere Schicht mit einem Farbmittel in den Verbund integrieren, zum Beispiel eine Bedruckungsschicht.
Soll die vorliegende Verbundfolie beispielsweise als Lackschutzfilm dienen, hat es sich als wünschenswert erwiesen, sie bereits vor Applizierung auf der zu schützenden Fläche großen- und gestaltmäßig entsprechend zu formatieren. So vorformatierte Stücke der vorliegenden Verbundfolie können sich nämlich in Bezug auf den Schutz der lackierten Oberfläche verschiedener Karosserieteile eines Fahrzeugs wie zum Beispiel eines Kraftfahrzeugs, Luftfahrzeugs, Wasserfahrzeugs usw., insbesondere bezüglich der Teile der Fahrzeugkarosserie (wie zum Beispiel der Anströmkante der Frontpartie und anderer Anströmflächen, Einstiegsblenden usw.) gegen Steinschlag und Verschmutzungen durch Staub und aufprallende Insekten und dergleichen, durchaus als kommerziell wünschenswert erweisen.
Beispiele:
Verwendete Messmethoden: Rieseltest mit Glanzmessung
Der Test ermittelt die Abriebfestigkeit unter Prall-Beanspruchung, wie sie zum Beispiel für die Steinschlagschutzwirkung eine Oberflächenschutzfolie relevant ist. Die Untersuchung wird bei 23 °C und 50 % relativer Feuchte durchgeführt. Vor dem Rieseltest wird eine Glanzmessung an den auf 10x10 cm2 große, schwarze Bleche verklebten Mustern mit dem Reflektometer REFO 3D von HACH LANGE, nach EN ISO 2813 im Winkel von 20° durchgeführt. Dann wird in Anlehnung an die DIN 52348 mit ca. 2 kg kantigen Stahlgussgranulats der Körnung 0,2 bis 0,7 mm und der Härte 64 bis 68 HRC (entsprechend EN ISO 1 1 124, Steelstra GH 50 der Firma Stratec) aus einer mittleren Fallhöhe von 910 mm auf die im Winkel von 45° geneigte Musterplatte gerieselt. Nach dem Rieseltest wird erneut der Glanz mit dem REFO 3D gemessen und der Glanzverlust in Glanzeinheiten errechnet.
Sclerometertest
Hier wird in Anlehnung an die DIN EN ISO 1518-1 definiert über die Lackoberfläche gekratzt. Mit einem Härteprüfstab (Hardness Test Pencil Model 318S von ERICHSEN), wird mit der Gravierspitze Nr. 1 (0,75 mm) und Nr. 2 (1 mm Spitzenradius) mit 5 N Andruckkraft über die Lackoberfläche der auf schwarzem Blech verklebten Muster gekratzt. Die Tiefe des Ritzes und sein Rückstellverhalten werden qualitativ beurteilt. Das Rückstellverhalten ist auch ein Maß für die Selbstheilungsfähigkeit der Oberflächenschutzfolie.
Martenshärte (Oberflächenhärte nach DIN-EN-ISO 14577-1 )
Die Messung der Oberflächenhärte wird an einem FischerScope HCL) der Firma HELMUT FISCHER GmbH & Co. KG bei einer Temperatur von 23 °C und einer relativen Luftfeuchte von 50 % durchgeführt. Bestimmt wird die Martenshärte (HM) in N/mm2 bei max. Prüfkraft. Die Martenshärte (bis 2003 Universalhärte) wird definiert als das Verhältnis der Maximalkraft zu der dazugehörigen Kontaktfläche. Als Prüfkörper wird eine Vickers-
Pyramide aus Diamant verwendet. Die Formkorrektur für den Indentor wird in der Standardeinstellung nicht berücksichtigt.
Die Messung erfolgt kontinuierlich kraftgesteuert mit einer Steigung von 300 mN/20s bis zu einer maximalen Prüfkraft von 300 mN. Nach einer Haltezeit von 5 s erfolgt eine Entlastung mit der gleichen Steigung (Bezeichnung der Kenngrößen nach ISO 14577-1 : HM 0.300 / 20.0 / 5.0).
Während der Messung werden die Kraft und die Eindringtiefe kontinuierlich aufgenommen. Die Eindringtiefe wird über der Kraft grafisch dargestellt.
Zur Bestimmung der elastischen Rückstellung wird die Differenz zwischen der Eindringtiefe nach der Haltezeit bei Maximalkraft und der verbleibenden Eindringtiefe unmittelbar nach Rückstellung der Kraft auf Null durch die Eindringtiefe nach der Haltezeit bei Maximalkraft geteilt und in Prozent angegeben.
Die Oberflächenhärte und elastische Rückstellung der Lacke wird auf dem jeweiligen Polymerfoliensubstrat bestimmt.
Härteprüfung nach Shore-A
Die Härtemessung nach Shore-A wird in Anlehnung an DIN ISO 7619-1 mit einem Durometer durchgeführt. Die Messung erfolgt nur an Folien mit einer Mindestdicke von 200 μιτι, die für die Messung mit einem höchstes 60 μητι dicken doppelseitigen Klebeband auf eine starre Unterlage blasenfrei verklebt werden. Die Prüfung erfolgt bei 23 °C und 50 % relativer Luftfeuchte mit einer Prüfdauer von 3 s. Es wird der Mittelwert aus fünf Messungen angegeben.
Knicktest
Der Knicktest ist ein Biegetest über einen definierten Radius der bei harten Lacken zum Reißen oder Abplatzen der Beschichtung führen kann. Dabei wird ein auf der Klebemasseseite (Dicke Klebemasse 60 μη"ΐ) mit einem 50 pm dicken Silikonliner eingedecktes Muster mit den Fingern geknickt/gefalzt (180°), danach die Eindeckung entfernt und das Muster zur optischen Prüfung auf ein schwarzes Blech verklebt. Der Biegeradius entspricht also der Dicke der Polymerfolienschicht zuzüglich der Klebemasse- und Linerdicke. Die entstandene Knickfalte kann so sehr gut auf Risse, Brüche oder Abplatzungen kontrolliert werden.
Vergilbung
Hierfür werden Muster der Oberflächenschutzfolie auf einen weißen Untergrund (Kachel) verklebt und bei Raumtemperatur aus einer Entfernung von etwa 50 cm mit einer Sonnenlichtlampe (Osram 300 W ULTRA-VITALUX, 30°-Abstrahlwinkel, 13,6 W UV-A, 3 W UV-B) bestrahlt. Gemessen wird der Grad der Vergilbung b* und dessen Veränderung zum Anfangswert Ab* (entnommen dem L*a*b*-Farbraum entsprechend DIN 5033) nach dem Spektral verfahren mit Normlichtart D65 unter dem Beobachterwinkel von 10° mit dem spectro-guide von BYK-Gardner (Kugel d/8 spin) nach der angegebenen Lagerzeit (in der Regel zwei Wochen).
Schichtdicke
Die Schichtdicke wird über Rasterelektronenmikroskopie (REM) bestimmt. Dabei, werden die Proben unter flüssigem Stickstoff geschnitten. Von den Querschnitten werden Übersichtsaufnahmen und Detailaufnahmen gefertigt. Die Dicke der Schutzlackschicht wird auf der Polymerfolienschicht vermessen .
Molekulargewicht
Die Molekulargewichtsbestimmungen der zahlenmittleren Molekulargewichte Mn und der gewichtsmittleren Molekulargewichte Mw erfolgten mittels Gelpermeationschromato- graphie (GPC). Als Eluent wurde THF (Tetrahydrofuran) mit 0, 1 Vol.-% Trifluoressigsäure eingesetzt. Die Messung erfolgte bei 25 °C. Als Vorsäule wurde PSS-SDV, 5 μ, 103 A, ID 8,0 mm x 50 mm verwendet. Zur Auftrennung wurden die Säulen PSS-SDV, 5 μ, 103 sowie 105 und 106 mit jeweils ID 8,0 mm x 300 mm eingesetzt. Die Probenkonzentration betrug 4 g/l, die Durchflussmenge 1 ,0 ml pro Minute. Es wurde gegen Polystyrol-Standards gemessen.
Verwendete Einsatzstoffe: Folgende Polymerfolien wurden verwendet:
Tabelle 1 : Polymerfolien
Für die Herstellung der ersten Schicht (Acrylatlackschicht) für die Oberflächenschutzfolie wurden folgende Einsatzstoffe verwendet:
Tabelle 2.1 : Verwendete Einsatzstoffe für die Acrylatlackschicht
Hersteller Produktbezeic Chemischer Aufbau ( Bemerk.
hnung
Allnex Ebecryl 284 aliphatisches Urethanacrylat-Oligomer auf der difunktionell
Basis von Polyester,
Difunktionell, w ~ 1200 g/mol
verdünnt mit 12 Gew.-% HDDA
Allnex Ebecryl.4738 aliphatisches Urethanacrylat-Oligomer mit trifunktionell
Allophanat-Struktur
trifunktionell, w ~ 850 g mol
Allnex HDDA 1 ,6-Hexandiol Diacrylat difunktionell
Allnex TPGDA Tripropylene glycol diacrylat difunktionell
Allnex DPHA Dipentaerythritol Hexaacrylat hexafunktionell iwön Miramer M210 Hydroxyl pivalic acid neopentyl glycol Diacrylat difunktionell
Rahn ACMO Acryloyl orpholin monofunktionell
Rahn IBOA Isobornylacrylat monofunktionell
(Genomer 1 121 )
Allnex Ebecryl 7100 aminfunktionelles Acrylat Amin-Synergist zur
Härtung
Hersteller Produktbezeic Chemischer Aufbau Bemerk. hnung
BASF Irgacure 500 Mischung zweier Photoinitiätoren: Photoinitiatorsystem
50 Gew. -% 1-Hydroxy-Cyclohexyl-Phenyl-Keton
und 50 Gew.-% Benzophenon
Evonik- Nanocryl A210 Kollodiales Silica (< 20 nm) in 1 ,6-Hexandiol- Nanopartikel- Hanse Diacrylat, Dispersion
50 Gew -%
Herstellung der Top-Coats: Aus den Einsatzstof en wurden folgende Lacke hergestellt: Tabelle 2.2: Hergestellte Lacke
Angegeben sind die Gewichtsteile an der Formulierung.
Für die Herstellung des Lacks werden die Komponenten im gewünschten Verhältnis bei Raumtemperatur zusammen gegeben und mittels eines Laborrührwerks gut vermischt. Herstellung der Ausstriche:
Nachdem sich die Komponenten gut gemischt haben, wird der Top-Coat mit einem Rakel auf die Polymerfolie K82250 von KPMF (Kay Premium Marking Films Ltd., Newport)
ausgestrichen. Die Ausstriche erfolgten mit einem Drahtrakel (Mayer-Bar). Nach dem Ausstreichen wurde die Lackschicht mit einer 50 mm dicken Polyesterfolie der Firma DuPont (Melinex 401 ) blasenfrei eingedeckt. Nach dem Eindecken wurde das Muster bei einer Bahngeschwindigkeit von 10 m/min auf einer Durchlauf-UV-Laborbestrahlungsanlage der Firma Eltosch mit einem Quecksilber- Mitteldruckstrahler bei einer Strahlerleistung von 160 Watt/cm UV-vernetzt (Dosis ca. 80 mJ/cm2). Die Steinschlagschutzfolie K82250 umfasst eine Polymerfolie aus Polyurethan auf Polycaprolactonbasis (Dicke 250 μητι) sowie eine Schicht eines Acrylat-Haftklebstoffs (Dicke 60 pm).
Als Vergleichsbeispiel mit einem polyurethanbasierten statt einem acrylatbasierten Lack wurde das Produkt K82255 verwendet, ebenfalls eine Polymerfolie auf Polycaprolactonbasis (Dicke 250 μιτι) mit einer Schicht eines Acrylat-Haftklebstoffs (Dicke 60 μιη).
Tabelle 3: Messergebnisse
Übersicht über die Versuche und Ausprüfungen:
Erfindungsgemäß liegt die geeignete Martenshärte der Lackschicht für eine selbstheilende Oberflächenschutzfolie in einem Bereich von 2 N/mm2 bis 3,5 N/mm2, wie die Beispiele zeigen: Bevorzugt wird ein Bereich von 2 N/mm2 bis 2,5 N/mm2, in dem die Beispiele ausgewogene Eigenschaften zeigen. Bei einer Martenshärte unterhalb von 2 N/mm2 ist der Lack zu weich und der im Rieseltest ermittelte Abrieb wird höher, wie aus Beispiel 9 abgeschätzt werden kann. Liegt die Martenshärte oberhalb von 3,5 N/mm2 wird trotz Verwendung einer erfindungsgemäßen Polymerfolie keine Selbstheilung mehr erreicht (Vergleichsbeispiel V3). Dickere Lacke zeigen in der Regel eine höhere Sprödheit (Beispiel 1 vs. Beispiel 2 sowie Beispiel 6 vs. Beispiel 7, so dass die Martenshärte insgesamt erhöht wird (Beispiel 6) und/oder der Knicktest nicht bestanden wird (Beispiel 1 ). Daher ist eine Schichtdicke von 12 μητι oder weniger bevorzugt. Für sprödere Lacke, bevorzugt solche, die kein langkettiges, zwei oder mehrfunktionelles Acrylat-Oligomer, wie zum Beispiel Urethanacrylat, enthalten, ist eine Dicke von weniger als 2 μ ι vorteilhaft, da sich dann im erfindungsgemäßen Verbund mit der elastisch rückstellenden Polymerfolie ein brauchbarer Oberflächenschutzfilm aufbauen lässt (Beispiel 10 vs. Vergleichsbeispiel V3). Gerade dieses Ergebnis ist überraschend, denn der Fachmann hätte erwartet, dass sich auf der Basis von ausschließlich ein oder mehrfunktionelle Monomere enthaltenden Lacken (L5) keine selbstheilenden Oberflächenschutzfolien herstellen lassen.
Eine besonders bevorzugte Ausführung ist daher die Kombination eines Lackes, dessen Lackbasis ausschließlich Monomere als reaktive Komponenten enthält, wobei mindestens eines der Monomere mindestens zwei (Meth)acrylatfunktionen aufweist, mit einer erfindungsgemäßen Polymerfolie, wobei die Lackschichtdicke 2 m oder weniger beträgt. Als untere Grenze der Lackschichtdicke ist es bevorzugt, 0,1 μιη nicht zu unterschreiten, da darunter die Abriebfestigkeit im Rieseltest abnimmt. Bevorzugt sind zusätzlich Monomere enthalten, die nur einfunktionell sind.
Als Lackbasis werden dabei alle Formulierungsbestandteile betrachtet, die die organische Basis des Lacks aufbauen, also reaktive Bestandteile wie Monomere, Oligomere und Polymere, sowie nicht reaktive organische (gegebenenfalls oligomere oder polymere)
Bestandteile wie Weichmacher, Wachse und Öle. Initiatoren, Sensitizer, Füllstoffe, Pigmente, Licht- und Alterungsschutzmittel und weitere übliche Zuschlagstoffe zählen nicht zur Lackbasis. „Auf der Basis von" oder „auf der Grundlage von" bedeutet vorliegend, dass die Eigenschaften des Lacks zumindest stark von den grundlegenden Eigenschaften der Lackbasis bestimmt werden, wobei selbstverständlich nicht ausgeschlossen ist, dass diese durch Verwendung von modifizierenden Hilfs- oder Zusatzstoffen in der Zusammensetzung zusätzlich beeinflusst werden. Insbesondere kann dies bedeuten, dass der Anteil der Lackbasis an der Gesamtmasse des Lacks mehr als 50 Gew.-% beträgt.
Vergleichsbeispiel V1 ist eine handelsübliche Oberflächenschutzfolie aus einer thermoplastischen Polyurethan-Polymerfolie mit einer Polyurethanlackschicht. Diese repräsentiert hinsichtlich der üblichen Anforderungen an Oberflächenschutzfolien wie Kratzbeständigkeit (Sclerometertest), Glanz, Abriebbeständigkeit (Rieseltest), Knickbeständigkeit und Vergilbung den Marktstandard. Der Vergleich mit den erfindungsgemäßen Beispielen zeigt, dass durchweg die Eigenschaften des Marktstandards erreicht werden. Im Bereich der Abriebbeständigkeit werden diese sogar regelmäßig übertroffen. V1 ist nicht selbstheilend, hier weisen die erfindungsgemäßen Oberflächenschutzfolien Vorteile auf.
Das Vergleichsbeispiel V2 verwendet eine Polymerfolie mit einer Martenshärte von mehr als 4 N/mm2. Dadurch weist die Oberflächenschutzfolie keine selbstheilenden Eigenschaften mehr auf. Die verwendete Polymerfolie Platilon U 2102 weist darüber hinaus eine Bruchdehnung von 450 % auf, während die erfindungsgemäße Polymerfolie K82250 nur eine Bruchdehnung von etwa 250 % erreicht. Hier kann gezeigt werden, dass die Martenshärte und die elastische Rückstellung nicht mit der Bruchdehnung in der Weise korrelieren, dass eine dehnfähigere Folie als weicher oder elastischer einzuschätzen ist als eine weniger dehnfähige Folie. Demnach ist die Lehre der WO 92/22619 A1 , möglichst dehnfähige Folien und Lacke zu verwenden (siehe insbesondere die Ansprüche 1 , 10-12, 16, 18, 19 30), zu verwerfen.
Im Vergleichsbeispiel V3 wird eine erfindungsgemäße Polymerfolie verwendet. Der Lack weist allerdings eine Martens härte von mehr als 3,5 N/mm2 auf. Dadurch weist die Oberflächenschutzfolie keine selbstheilenden Eigenschaften mehr auf. Überraschend zeigte sich, dass identische Lacke, die auf härtere Polymerfolien aufgebracht wurden, keine Selbstheilungseigenschaften mehr aufwiesen und weniger knickfest waren (Vergleichsbeispiel V2 vs. Beispiel 2).
V2 und V3 zeigen weiterhin Schwächen im Knicktest, da sowohl eine zu harte Folie wie auch ein zu harter Lack zur Rissbildung führen. Diese Oberflächenschutzfolien erreichen also nicht den marktüblichen Standard (V1 ).