Beschreibung
Titel
[Verfahren zum Absichern eines Fahrzeugs mit automatischer Parkbremsel Stand der Technik
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Halten eines Fahrzeugs im Stillstand gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Moderne Fahrzeuge sind häufig mit elektrisch betätigten Feststellbremsen ausgestattet, die auch als automatische Parkbremsen (APB) bezeichnen werden. Derartige Feststellbremsen umfassen in der Regel ein Bedienelement, wie z.B. einen Taster, mit dem die Feststellbremse verriegelt oder gelöst werden kann. Bei einer Betätigung des Tasters erkennt ein damit verbundenes Steuergerät den Feststellbremswunsch und steuert entsprechend einen Aktuator, wie z.B. einen Elektromotor an, um die Feststellbremse zu spannen oder zu lösen.
Darüber hinaus sind Fahrzeuge oft auch mit Bremsfunktionen ausgestattet, die das Fahrzeug automatisch in Stillstand halten, ohne dass der Fahrer hierzu das Bremspedal betätigen muss. Bekannte Bremsfunktionen sind z.B. AVH
(Automatic Vehicle Hold) oder ACC Stop&Go (Adaptive Cruise Control). Bei der Funktion AVH wird der an den Radbremsen herrschende Bremsdruck
eingesperrt und das Fahrzeug automatisch im Stillstand gehalten; bei der Funktion ACC Stop&Go wird - bei entsprechender Verkehrssituation - das Fahrzeug ohne Zutun des Fahrers bis in den Stillstand verzögert und
automatisch gehalten.
Um den Bremsdruck an den Radbremsen automatisch zu halten, wird ein Ventil der Bremsanlage, in der Regel das so genannte Umschaltventil, geschlossen. Hierzu muss am Ventil ein bestimmter Ventilstrom angelegt werden. Die
Umschaltventile können jedoch nicht beliebig lange bestromt werden, da sie andernfalls überhitzen. Bei herkömmlichen Ventilen liegt die maximale
Belastbarkeit bei einem Haltedruck von 45 bar bei etwa zehn Minuten. Die Zuständigkeit für das Halten des Fahrzeugs wird daher, spätestens bevor die Ventile überhitzen, auf eine Feststellbremse übertragen, mit der das Fahrzeug energielos gehalten werden kann. Es erfolgt also ein Umschalten von der hydraulischen Bremse auf die Feststellbremse.
In der Umschalt- bzw. Übergangsphase werden die Verriegelungseinrichtungen der Feststellbremse von einem Steuergerät angesteuert, so dass sie verriegeln. Zeitlich überschneidend oder danach wird der an den Radbremsen herrschende hydraulische Bremsdruck abgebaut. Sobald der hydraulische Bremsdruck an den Rädern abgebaut ist, wird das Fahrzeug in der Regel nur noch von denjenigen Rädern gebremst, an denen sich die Feststellbremse befindet. Üblicherweise sind dies die Hinterräder. Bei größeren Steigungen und/oder rutschigem
Untergrund ist es dadurch möglich, dass das Fahrzeug unvermittelt zu rutschen beginnt und sich dann mit blockierter Hinterachse hangabwärts bewegt. In diesem Fall müsste der Fahrer die kritische Situation erkennen und das
Bremspedal drücken, um das Fahrzeug zu bremsen. Da die Übergabe auf die Feststellbremse aber erst einige Minuten nach dem Stillstand erfolgt, ist der Fahrer in der Regel nicht mehr aufmerksam und kann auf das Losrutschen des Fahrzeugs meist erst spät reagieren. In der Zeit, bis der Fahrer die Situation erkennt und das Bremspedal betätigt, kann sich das Fahrzeug bereits eine relativ große Strecke bergab bewegt haben. Das Umschalten auf die Festellbremse und das damit zusammenhängende unvermittelte Losrutschen des Fahrzeugs kann daher zu einer Gefährdung von Fahrer und Insassen oder anderen
Verkehrsteilnehmern führen.
Offenbarung der Erfindung
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Fahrsicherheit in solchen Situationen zu verbessern, in denen eine Übergabe der Bremskräfte von der hydraulischen Bremse auf die Feststellbremse stattfindet und das Fahrzeug sich unvermittelt in Bewegung setzt.
Gelöst wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind
Gegenstand von Unteransprüchen. Gemäß der Erfindung wird vorgeschlagen, in der Phase, in der das Fahrzeug allein durch die Feststellbremse gehalten wird, die Fahrzeugbewegung mittels einer geeigneten Sensorik zu überwachen und mittels der Betriebsbremsanlage automatisch Bremsdruck aufzubauen, sobald eine Bewegung des Fahrzeugs erkannt wurde. Durch die Überwachung der Fahrzeugbewegung kann ein Losrutschen des Fahrzeugs unmittelbar erkannt und entsprechend schnell darauf reagiert werden. Die Wegstrecke, die sich das Fahrzeug unkontrolliert bergab bewegt, kann daher im Vergleich zu einem unaufmerksamen Fahrer wesentlich verkürzt werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird zur Bewegungsüberwachung wenigstens eine Rad-Drehzahl eines frei laufenden Rades gemessen und ausgewertet. Alternativ kann die Fahrzeugbewegung auch mittels einer anderen Sensorik, wie z. B. einer bekannten optischen Sensorik, eines oder mehrerer Radarsensoren, durch Auswertung von Positionsdaten, mittels eines Videosystems oder jeder anderen bekannten Sensorik überwacht werden. Als weitere Alternative kann auch ein Beschleunigungssensor verwendet werden, der z. B. die Längsbeschleunigung des Fahrzeugs misst. Wenn das Fahrzeug anrollt, entsteht üblicherweise ein kurzer Anroll-Ruck, der mittels des
Beschleunigungssensors erkannt werden kann. Zusätzlich kann auch noch die Querbeschleunigung überwacht werden, um ein seitliches Rutschen des
Fahrzeugs zu erkennen. Moderne Fahrzeuge umfassen üblicherweise eine so genannte Inertialsensorik mit wenigstens zwei Beschleunigungssensoren und einem Gierratensensor, die in diesem Fall genutzt werden kann. Die Betriebsbremsanlage kann beispielsweise eine hydraulische oder
pneumatische Bremsanlage sein.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird, sobald ein Losrutschen des Fahrzeugs erkannt wurde, außerdem ein Warnsignal ausgegeben, das den Fahrer auf die kritische Situation hinweist. Das Warnsignal
kann beispielsweise ein akustisches und/oder optisches Signal sein.
Vorzugsweise wird zumindest ein Warnton ausgesendet.
Um den Bremsdruck an den Radbremsen zu erhöhen, wird vorzugsweise eine Hydraulikpumpe oder ein anderer Aktuator der Bremsanlage entsprechend angesteuert.
Die Übergabe von der Betriebsbremse auf die Feststellbremse kann z. B.
zeitgesteuert erfolgen. Sie kann aber auch abhängig von der Bremsentemperatur oder der Anwesenheit des Fahrers im Fahrzeug sein. Wenn der Fahrer z. B. die Zündung ausschaltet und/oder das Fahrzeug verlässt, wird vorzugsweise auf die Feststellbremse umgeschaltet.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der beigefügten Zeichnungen beispielhaft näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Blockdarstellung einer Feststellbremse;
Figur 2 ein schematisches Blockdiagramm eines Verfahrens zum Absichern eines Fahrzeugs, das mittels einer Feststellbremse im Stillstand gehalten wird, und
Figur 3 den Verlauf verschiedener Zustandsgrößen bei einem Fahrzeug mit automatischer Stillstandsabsicherung.
Wenn ein Fahrzeug automatisch im Stillstand gehalten wird, d. h. ohne dass der Fahrer hierzu das Bremspedal betätigt, können verschiedene Komponenten der Betriebsbremsanlage durch die dauerhafte Bestromung überhitzen. Betroffen sind hiervon insbesondere Ventile, wie z. B. das Umschaltventil oder auch die stromregelnden Endstufen im Steuergerät. Die Bremskräfte werden daher nach einer gewissen Zeit auf die Feststellbremse übertragen, mit der das Fahrzeug energielos und damit verlustfrei gehalten werden kann.
Figur 1 zeigt eine beispielhafte Ausführungsform einer elektrisch betätigten Feststellbremse, wie sie im wesentlich aus dem Stand der Technik bekannt ist. Die Feststellbremse umfasst ein Bedienelement 6 (Taster) zum
Aktivieren/Deaktivieren der Feststellbremse, ein Steuergerät 1 , ein
Hydroaggregat 2 mit einer Hydraulikpumpe und zwei Radbremsen 3,8 mit zugehörigen Verriegelungseinrichtungen 4. Die Verriegelungseinrichtungen 4 der Feststellbremse sind dabei nur an den Rädern der Hinterachse vorgesehen. Die Radbremsen der Vorderräder können nicht verriegelt werden.
Nach einer Betätigung des Tasters 6 steuert das Steuergerät 1 die Pumpe und Ventile der Hydraulikeinheit 2 an, so dass sich in den Hydraulikleitungen 10 Druck aufbaut und die Bremsbeläge gegen die Bremsscheiben 8 gedrückt werden. Bei Erreichen des Verriegelungs-Bremsdrucks steuert das Steuergerät 1 die Elektromotoren der Verriegelungseinrichtungen 4 an und verriegelt dadurch die Radbremsen 3, 8. Danach wird der Bremsdruck wieder abgebaut. Dabei werden die Bremskolben durch die Verriegelungseinrichtung 4 daran gehindert, zurück in die Ausgangsposition zu gelangen, so dass die Feststellbremse weiterhin festgezogen bleibt.
Nach der Kraftübergabe auf die Feststellbremse und dem Abbau des
hydraulischen Bremsdrucks an den Rädern der Vorderachse kann es passieren, dass sich das Fahrzeug unerwartet in Bewegung setzt, da es nur noch von zwei Rädern gebremst wird. Um diese Situation möglichst schnell zu erkennen, wird die Fahrzeugbewegung mittels einer geeigneten Sensorik 12, z. B. mittels wenigstens eines Rad-Drehzahlsensors überwacht. Wenn das wenigstens eine Drehzahlsignal einen Wert ungleich Null liefert, wird die Hydraulikpumpe 2 automatisch vom Steuergerät 1 angesteuert und somit Bremsdruck aufgebaut. Dadurch kann das Fahrzeug sehr schnell wieder gestoppt werden.
Figur 2 zeigt die wesentlichen Zustände des vorstehend beschriebenen
Verfahrens. Dabei bezeichnet das Kästchen 20 einen Zustand, in dem das Fahrzeug rein von der hydraulischen Betriebsbremse gehalten wird, wobei der Bremsdruck an den Radbremsen eingesperrt ist. In Block 21 findet eine
Übergabe von der hydraulischen Betriebsbremse auf die Feststellbremse 1 , 4, 6 statt. Dabei werden zunächst die Verriegelungseinrichtungen 4 der
Feststellbremse 1 , 4, 6 verriegelt und danach der hydraulische Bremsdruck an den Radbremsen 3, 8 abgebaut. In Zustand 22 wird das Fahrzeug schließlich allein durch die Feststellbremse an den Hinterrädern gehalten. In Block 23 wird
ein Losrollen des Fahrzeugs erkannt und in Block 24 der Bremsdruck
automatisch aufgebaut, um das Fahrzeug wieder zum Stillstand zu bringen.
Figur 3 zeigt den Verlauf verschiedener Zustandsgrößen bei einem Fahrzeug mit automatischer Stillstandsabsicherung (rechte Seite) und ohne automatische Stillstandsabsicherung (linke Seite).
Der Bremsdruck p ist zu Beginn der Aufzeichnung größer als null bar, die Feststellbremse befindet sich in der entriegelten Position (sB = 0), das
Bremsmoment an der Vorderachse Mv und an der Hinterachse MH sind größer als null. Die Fahrzeuggeschwindigkeit v ist gleich null, d.h. das Fahrzeug befindet sich im Stillstand, und der vom Fahrzeug zurückgelegte Weg s ist ebenfalls gleich null.
Zum Zeitpunkt t-ι beginnt die Feststellbremse zuzufahren; das Bremsmoment MH an der Hinterachse nimmt dementsprechend zu. Im Zeitpunkt t2 hat die
Feststellbremse die verriegelte Position erreicht. Im Zeitpunkt t3 wird der hydraulische Bremsdruck p abgebaut, so dass das Fahrzeug nur noch von der Feststellbremse gehalten wird. Im Zeitpunkt t4 beginnt das Fahrzeug zu rutschen. Bei dem links dargestellten System ohne zusätzliche
Stillstandsabsicherung dauert es bis zum Zeitpunkt t5, bis der Fahrer dies merkt und das Fuß-Bremspedal betätigt (Signal F). Dadurch kann das Fahrzeug bereits einen relativ großen Weg s zurücklegen.
Bei dem rechts dargestellten, erfindungsgemäßen System mit
Stillstandsabsicherung wird das Rutschen des Fahrzeugs dagegen bereits im Zeitpunkt t6 erkannt und unmittelbar danach automatisch Bremsdruck aufgebaut. Das Bremsmoment Mv an der Vorderachse nimmt dementsprechend zu.
Dadurch kann das Fahrzeug bereits nach einem sehr kurzen Weg s wieder gestoppt werden, wodurch sich die Fahrsicherheit für Fahrer und Insassen deutlich verbessert.