Wasserdichte Beinbekleidung
GEBIET DER ERFINDUNG
Die Erfindung betrifft eine wasserdichte Beinbekleidung, insbesondere eine Wathose.
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
Aus vielen verschiedenen Veranlassungen müssen/wollen Menschen sich ins Wasser/in Flüssigkeiten begeben, ohne dabei naß zu werden. Dazu zählen Seeleute an Bord von Schiffen in schwerer See, Bootsbesitzer mit Ankerplatz an der Küste, Fischer und Angler und unzählige Landwirte. Auch Sicherheitskräfte müssen Rettungs- und/oder Suchaufgaben oder andere Arbeiten in Gewässern, Abwässern oder gar z.B. reiner Gülle durchführen.
Es kommen vollkommen wasserdichte Wathosen zum Einsatz, die einschließlich der Füße den ganzen Körper bis in den Brustbereich locker umschließen und mittels Hosenträgem an den Schultern befestigt werden.
Es ist eine Tatsache, daß bei den Fällen des Ertrinkens statistisch ein hoher
Prozentsatz aus eben jenem Benutzerkreis von Wathosen/Watstiefeln stammt. Nun läge der Schluß nahe, daß das logisch wäre, denn diese Personen begäben sich mit ihrem Aufenthalt im Wasser/in Flüssigkeit oder unter extrem schweren Seebedingungen eo ipso in Gefahr, in der sie dann eben auch relativ häufig umkämen.
Bis zu einem gewissen Moment bewirken die wasserdichten Wathosen und/oder wasserdichte Stiefel, daß sich der Benutzer im Wasser stehend wohlig trocken fühlen kann. Wenn der Träger dieser Kleidungsstücke z.B. über Bord gespült wird oder in einem zeitweise vollaufenden Schiff (Brecher) unter Wasser gerät oder im auch nur z.B. einem Meter tiefen Wasser in der Brandung oder an einem See ausrutscht und die Bekleidungsoberkante der wasserdichten Kleidungs-
stücke unter Wasser gerät, wird Luft in der Hose eingeschlossen. Im selben Moment kommt es zum Auftrieb der in den Kleidungsstücken eingeschlossenen Luft. Sie kann nicht entweichen, der Versuch des jetzt mit dem Oberkörper unter Wasser befindlichen Ertrinkenden, wieder an die Oberfläche zu kommen, endet oft tödlich.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
Hier schafft die vorliegende Erfindung Abhilfe. Die erfindungsgemäße Beinbekleidung weist wenigstens eine Luftablaßvorrichtung auf, die unterhalb der Hüfthöhe einer die Beinbekleidung tragenden Person angeordnet ist. So kann die Luft aus der Wathose bzw. den Schaftstiefeln entweichen und der Ertrinkende zum Luftholen mit dem Kopf wieder an die Oberfläche kommen.
Die Luftablaßvorrichtung ist vorzugsweise im Fußbereich der Beinbekleidung angeordnet, z.B. am Stiefel in Höhe der Wade /Ferse. Es wäre auch denkbar, sie im vorderen oder hinteren Unterbeinbereich anzubringen.
Die Betätigungseinrichtung in bevorzugt einem Brustbereich der Beinbekleidung oder zumindest an einer Stelle angeordnet, die ein über Kopf im Wasser treibender Mensch leicht mit den Händen erreichen kann. Es ist günstig, wenn sich die Betätigungseinrichtung in Brustnähe befindet, da ein Mensch in Panik versuchen würde, die sich dort befindenden Gurte einer Wathose zu lösen.
Bevorzugt weist der Öffnungsmechanismus ein Zugübertragungsmittel auf.
Vorteilhaft sind Führungsmittel für das Zugübertragungsmittel vorgesehen.
In einem kostengünstigen und sicheren Öffnungsmechanismus kann das Zugübertragungsmittel eine Reißleine sein.
Bevorzugt enthält der Öffnungsmechanismus ein elastisches Zugübertra- gungsmittel, z.B. eine elastische Leine oder ein elastisches Band, wobei ein vorbestimmter Leerweg vorgesehen ist, um den sich das Zugübertragungsmittel dehnen kann, bevor die Luftablaßvorrichtung betätigt wird. Somit besteht bis zum tatsächlichen Öffnen der Luftablaßvorrichtung ein „Sicherheitsleerweg", der der
Person Bewegungsfreiheit erlaubt und eine ungewollte Öffnung der Luftablaßvorrichtung, die zu einer "Beflutung" der Beinbekleidung durch die die Person umgebende Flüssigkeit bzw. das Wasser führen würde, verhindert.
Bei einer derartigen Ausführung kann der Betätigungsmechanismus einfach durch einen Abschnitt oder das obere Ende einer Reißleine realisiert sein.
Der Betätigungsmechanismus kann z.B. an einem Hosenträger der Beinbekleidung befestigt, in diesen integriert sein oder zumindest einen Teil derselben bilden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß die Beinbekleidung zusätzlich mit einem Auftriebskörper versehen ist, der so ausgebildet und angeordnet ist, daß der Kopf der Person über der Wasseroberfläche gehalten wird. Hier läßt sich z.B. eine kleine Preßluftflasche vorsehen, die z.B. fest mit einem zwischen den oberen Hosenträgern angefügten Sicherheitsgurt verbunden ist und über die ein in einer üblichen Sicherheitsfarbe gehaltener Ballon befüllt wird, wodurch die Person in einer aufrechten Position an der Wasseroberfläche gehalten wird. Ein derartiger Auftriebskörper trägt zur Auffindbarkeit durch Rettungskräfte bei. Selbst wenn die Entlüftung der Wathose wieder zum Luftholen führen kann, ist durch den zusätzlichen Auftriebskörper auch für Nichtschwimmer die Chance des Überlebens vergrößert. Der zusätzliche Auftrieb durch den Auftriebskörper beschleunigt auch die lebensrettende Drehung im Wasser und hält den Oberkörper über Wasser.
In die Beinbekleidung kann auch eine (herkömmliche) Schwimmweste integriert sein, die ebenfalls die oben beschriebenen Wirkungen erzielt.
Die Betätigungseinrichtung ist vorteilhaft so ausgelegt, daß bei ihrer Betäti- gung gleichzeitig die Luftablaßvorrichtung geöffnet und der Auftriebskörper bzw. die Schwimmweste aufgeblasen werden.
Bevorzugt ist die Beinbekleidung eine Wathose, die Erfindung kann aber auch für Watstiefel oder Schaftstiefel eingesetzt werden.
Vorteilhaft verbindet der Öffnungsmechanismus mehrere Luftablaßvorrichtungen mit der Betätigungseinrichtung, z.B. eine Luftablaßvorrichtung in jedem Fußbereich.
Die Luftablaßvorrichtung kann eine Sollbruchstelle aufweisen, an der die Beinbekleidung bei Öffnung der Luftablaßvorrichtung geöffnet wird, so daß Luft entweichen kann.
Die Luftablaßvorrichtung ist z.B. in Form eines Dreieckes gestaltet, und die
Reißleine ist an einer Öse angebracht, die sich an der Spitze des Dreieckes befindet, auf der das Dreieck in Richtung Fuß steht. Hier kann das Dreieck eine Sollreißlinie bilden, für die eine vergleichsweise schwächere Materialgestaltung als sie in der unmittelbaren Umgebung der Sollreißsicherheitsöf-hung gewählt ist.
Die Luftablaßvorrichtung kann auch eine beliebige geeignete Form haben, z.B. rund oder oval.
In einer möglichen vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die Luft- ablaßvorrichtung in einen Flicken integriert, der eine Öffnung im Beinkleid verschließt. Zum Beispiel ist die Sollreißstelle mit einer Befestigungsmöglichkeit für die Reißleine (Öse, eingearbeitete Lasche oder O-Ring) innerhalb eines auf den sie umgebenden inneren Beinbereich aufgeklebten, aufvulkanisierten oder aufgeschweißten Flicken ausgestattet. Im Falle einer erstmaligen Betätigung läßt sich dieser Flicken dann durch einen in nächster Übergröße erhältlichen Flicken ersetzen, indem der Rand der unbrauchbar gewordenen Luftablaßvorrichtung herausgetrennt wird und der neue Flicken auf dem sich ergebenden sauberen Rand im Beininnenbereich angebracht wird. Die Luftablaßvorrichtung kann als betätigende Einmalsollreißstelle ausgelegt sein, sie kann auswechselbar oder nicht auswechselbar mit der Beinbekleidung verbunden sein.
Die Luftablaßvorrichtung könnte auch eine wiederverschließbare Vorrichtung enthalten, z.B. einen Reißverschluß oder einen Klettverschluß. So ist es möglich, die Luftablaßvorrichtung zu öffnen und wieder zu verschließen. Dies wird durch wasserdichte Reißverschlüsse oder spezielle Einschnappprofildichtungen erreicht,
die z.B. entlang dem(n) Schenkel(n) eines auf der Spitze stehenden Dreiecks verwendet werden. Auch diese Luftablaßvorrichtungen sind bevorzugt mit einer Betätigungseinrichrung verbunden, die sich leicht erreichen läßt, auch wenn die die Wathose tragende Person kopfüber im Wasser treibt.
Die Luftablaßvorrichtung kann auch so ausgebildet sein, daß der Verschlußbereich ohne Schaden zu nehmen geöffnet und wiederverschlossen werden kann. Dies wird durch wasserdichte Reißverschlüsse oder spezielle Einschnappprofildichtungen ermöglicht, die entlang des(r) Schenkel(s) des auf der Spitze stehenden Dreiecks verwendet werden. Das Öffnen der Luftaustrittlöcher könnte auch durch manuelle Betätigung von Außen erfolgen, wie zum Beispiel durch Öffnen eines Reißverschlusses, Klettverschlusses, Sollabrißstelle oder ähnliches. Auch hier ist der Öffnungsmechanismus bevorzugt mit einer Betätigungseinrichtung verbunden, die sich leicht erreichen läßt, auch wenn der Träger der Wathose kopfüber im Wasser treibt.
Die Luftablaßvorrichtung kann auch so ausgelegt sein, daß sie zu Reinigungszwecken nutzbar ist.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels in Verbindung mit den beigefügten Zeichnun- gen. In diesen zeigen:
- Figur 1 eine erfindungsgemäße, als Wathose ausgebildete, wasserdichte Bembekleidung;
- Figur 2 ein Detail aus Figur 1 ;
- Figur 3 eine Luftablaßvorrichtung einer erfindungsgemäßen Beinbekleidung im geschlossenen Zustand; und
- Figur 4 die Luftablaßvorrichtung aus Figur 3 im geöffneten Zustand.
BEVORZUGTE AUSFUHRUNGSFORM DER ERFINDUNG
In Figur 1 ist eine Wathose 10, die eine wasserdichte Beinbekleidung bildet, gezeigt. Die Wathose 10 hat die Form einer weiten Hose mit zwei Hosenbeinen 12 und wasserdicht mit den Hosenbeinen 12 verbundenen Fußteilen 14. Am Hüftbereich 16 sind Hosenträger 18 befestigt. Der Hüftbereich 16 erstreckt sich bis zum Brustbereich einer Person, die die Wathose 10 trägt. Diese Gestaltung einer Wathose ist bekannt.
Im Wadenbereich, also im unteren Bereich der Hosenbeine 12, ist auf der Beinrückseite an jedem Hosenbein 12 eine Luftablaßvorrichtung 20 vorgesehen. Die Luftablaßvorrichtungen 20 könnten auch an den Fußteilen 14 z.B. an der Ferse oder im vorderen oder hinteren Unterbeinbereich angebracht sein.
Die Luftablaßvorrichtungen 20 sind mit einer Reißleine 22 verbunden, die als Öffnungsmechanismus dient. Die Reißleine 22 führt zu einer Betätigungseinrichtung 24, z.B. einer Schlaufe, die über Hüfthöhe der Person, hier an einem der Hosenträger 18 befestigt ist.
Gemäß einer anderen Möglichkeit ist der Abschnitt der Reißleine 22 parallel zum Hosenträger 18 die Betätigungseinrichtung. Am oberen Ende ist die Reißleine 22 fest am Hosenträger 18 befestigt. Der Benutzer muß also nur die Reißleine nach vorne drücken.
Reißt der Benutzer der Wathose 10 an der Betätigungseinrichtung 24, werden die Luftablaßvorrichtungen 20 geöffnet (Fig. 4), so daß in der Wathose 10 eingeschlossene Luft entweichen bzw. Flüssigkeit von außen eindringen kann und es der Person ermöglicht wird, sich im Wasser mit dem Kopf nach oben zu drehen.
Die Reißleine 22 verläuft gemäß Figur 3 an der Innenseite der Wathose 10, wenigstens abschnittsweise verdeckt z.B. unter einem Futter 34, und durch Führungsmittel 25 geführt, die an der Innenseite der Wathose 10 befestigt sind. Hierbei kann es sich z.B. wie dargestellt um einzelne Laschen oder aber wenig-
stens abschnittsweise um einen geschlossenen Kanal handeln, damit die Person beim Anlegen der Hose nicht versehentlich den Öffnungsmechanismus betätigt.
Bevorzugt ist die Reißleine 22 als elastisches Zugübertragungsmittel, z.B. als elastische Leine oder elastisches Band ausgebildet, wobei ein vorbestimmter Leerweg vorgesehen ist, um den sich die Reißleine 22 dehnen kann, bevor die Luftablaßvorrichtung 20 betätigt wird. Somit besteht bis zum tatsächlichen Öffnen der Luftablaßvorrichtung 20 ein „Sicherheitsleerweg", der der Person Bewegungsfreiheit erlaubt und eine ungewollte Öffnung der Luftablaßvorrichtung 20, die zu einer "Beflutung" der Wathose 10 durch die die Person umgebende Flüssigkeit bzw. das Wasser führen würde, verhindert.
Die Luftablaßvorrichtungen 20 sind hier in Flicken 26 angeordnet, die wasserdicht mit dem Material 28 der Wathose 10 verbunden und über Öffnungen in den Hosenbeinen 12 angeordnet sind. In der Flicken 26 sind Sollbruchlinien 30 vorgesehen, die einen dreieckfδrmigen Lappen umschließen (siehe Figur 1). Das untere Ende des nach unten weisenden Dreiecks ist über eine Öse 32 an der Reißleine 22 befestigt. Bei Zug an der Reißleine 22 brechen die Sollbruchlinien 30 auf, so daß die Luftablaßvorrichtung 20 geöffnet wird.
Die Lappen und/oder die durch sie verdeckten Öffnungen könnten auch z.B. rund oder oval sein.
Die Luftablaßvorrichtungen 20 können auch auf jede andere der oben beschriebenen Arten ausgebildet sein, z.B. als Reißverschluß oder als Klettver- schluß, die dann wiederum über die Reißleine mit der Betätigungseinrichtung verbunden sein können. Es können auch mehr als zwei oder nur eine Luftablaß- vorrichtungen 20 vorgesehen sein.
Wie Figur 2 zeigt, ist zusätzlich noch eine Auftriebsvorrichtung 36 in die
Wathose 10 integriert, die einen Auftriebskörper 38 enthält. Der Auftriebskörper 38 kann z.B. ein signalfarbener Ballon sein, der über eine nicht gezeigte Preßluft- Patrone oder eine andere geeignete Vorrichtung aufblasbar ist (in Figur 2 gefüllt gezeigt). Auch die Verwendung einer herkömmlichen aufblasbaren Schwimmwe-
ste oder einer Schwimmfeste mit festem Auftriebskörper ist möglich. Die Auftriebsvorrichtung 36 ist im gezeigten Beispiel mit der Betätigungseinrichtung 24 verbunden, so daß gleichzeitig mit dem Öffnen der Luftablaßvorrichtungen 20 der Auftriebskörper 38 gefüllt wird.