Verfahren und Produktionsanlage zum Erzeugen von Produkten aus C- Stahl oder aus Rostfrei-Stahl
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Produktionsanlage zum Erzeugen von Produkten aus C-Stahl oder aus Rostfrei-Stahl in einer Elektrolichtbo- genofen-Konverter-Anlage mit zwei metallurgischen Gefäßen.
Ein Verfahren ( DE 196 23 671 A1 ) sieht zwei Elektroofen, mit denen zugeführter Schrott eingeschmolzen wird, zwei Pfannenöfen zur weiteren chemischen Behandlung des Metalls, zwei Vakuumstationen, zwei Stranggießanlagen, ein Ausgleichsofen und eine Walzstraße vor und arbeitet durch Steuerung der Stoffflüsse innerhalb von zwei wirtschaftlich und investitionsmäßig aufwändigen parallelen Linien aus zwei Elektrolichtbogenöfen, zwei Pfannenöfen, zwei Vakuumstationen und zwei kompletten Stranggießanlagen. Um die Stoffflüsse zwischen den beiden Linien zu steuern, sind mehrere Kreuzungselemente erforderlich, die den Aufwand noch weiter erheblich erhöhen. Neben dem vorrichtungstechnischen Aufwand sind hierbei die verfahrenstechnischen Abläufe noch nicht berücksichtigt. Ein solches Verfahren kann daher weder durch die notwendigen Investitionen noch durch die Wirtschaftlichkeit eine Verbesserung der Stahlherstellung begründen. Ein nicht näher erläuterter Schmelzenwechsel kann diese Nachteile ebensowenig ausgleichen.
Die Erfindung basiert auf einem System zweier metallurgischer Gefäße, die abwechselnd beheizt und deren Schmelzeninhalt abwechselnd mit Sauerstoff gefrischt wird ( DE 196 21 143 A1 ). Dazu sind jeweils Toplanzen über den Gefäßen und eine zwischen den Gefäßen angeordnete, schwenkbare Elektrodeneinrichtung erforderlich, die jedoch für beide Gefäße nur einmal vorhanden sein kann. Die nachfolgenden Einrichtungen sind auf die Schmelzzeiten der beiden metallurgischen Gefäße abgestimmt.
Nach diesem Verfahren können allerdings keine Schmelzen mit unterschiedlicher Analyse erzeugt werden, was dort allerdings auch nicht für im Blickpunkt liegend angesehen wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein solches System zweier metallur- gischer Gefäße, die gleichzeitig, jedoch in unterschiedlichen Verfahrensabschnitten betrieben werden, auf beliebige Analysen aufeinanderfolgender Schmelzen umzustellen, wie z.B. das Erzeugungsprogramm eines Stahlherstellers im Hinblick auf seine Kundenaufträge dies wünschen.
Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Kombination sämtlicher Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. Die dabei vorgesehene Basis bildet das in der DE 196 21 143 A1 beschriebene Verfahren, das in einer Elektrolicht- bogenofen-Konverter-Anlage mit zwei metallurgischen Gefäßen betrieben wird, wobei beim Aufschmelzen über jedem metallurgischen Gefäß ein Elektrodensy- stem geschwenkt wird und beim Sauerstoff-Frischen in jedes metallurgische Gefäß eine Toplanze eingefahren und zumindest eine oder mehrere Seitenlanzen in ein metallurgisches Gefäß zum Frischen eingefahren werden, wobei ein unmittelbarer Qualitätswechsel von C-Schmelze auf Rostfrei-Schmelze oder umgekehrt durch Frischen mit Sauerstoff / Sauerstoffgemisch durch die Toplan- ze und / oder durch Frischen mit Sauerstoff / Sauerstoffgemisch durch zumindest eine Seitenlanze oder umgekehrt, bei Abstichzeiten, die in Abhängigkeit des Betriebs einer unmittelbar angeschlossenen Stranggießmaschine stehen, ausgeführt wird. Der Vorteil ist die Flexibilität des Stahlherstellers, der nach Vorgabe seiner Kunden Kampagnen einer Stahlsorte fährt und ohne großen Aufwand in einer neuen Kampagne die Qualität ändern kann. Es bestand bisher ein Vorurteil der Fachwelt, in ein und demselben metallurgischen Gefäß kurz hintereinander unterschiedliche Qualitäten zu fahren. Dieses Problem kann jedoch mit fachmännischen Verfahrensmaßnahmen überwunden werden.
Die weitere Erfindung sieht vor, dass die Toplanzen beim Frischen über der Schlackenschicht und die Seitenblanzen beim Frischen unter die Schlacken-
Schicht eingestellt werden. Dadurch kann die Badbewegung auf den betreffenden Prozessschritt abgestellt werden.
Die Vorteile des sog. CONARC-Verfahrens ( geschützte Marke der Anmelderin ) können weiter dahingehend ausgeschöpft werden, dass die Abstichzeiten der beiden metallurgischen Gefäße und die Beschickungszeiten für die Stranggießmaschine auf kleiner ca. 90 min eingeplant werden.
Bei der Herstellung von Rostfrei-Stählen ist sodann vorteilhaft, dass während einer Entphosphorungsphase von phosphorreichem Roheisen, dem ein Anteil Eisenschwamm, Schrott und andere Eisenträger und / oder Ferrochrom und / oder Ferronickel oder andere Legierungsmittel als Kühlstoffe und Zuschläge (als Schlackenbildner ) zugeführt wird, die Schmelze über die Toplanze gefrischt wird.
Dazu wird vorgeschlagen, dass mit weniger als 400 Nm3 / min Sauerstoff oder Sauerstoffgemisch gefrischt wird.
Weitere Maßnahmen, die Badbewegung zu beeinflussen, bestehen darin, dass während der Frischphase der Schmelze, der ein Anteil Rostfrei-Schrott und / oder Ferrochrom und / oder Ferronickel zugeführt wurde, während des Fertigfri- schens über zumindest eine Seitenlanze weniger als 100 Nm3 / min Sauerstoff oder Sauerstoff gern isch zugeführt werden.
Eine Verbesserung sieht vor, dass während des Frischens über die Toplanze und / oder zumindest eine Seitenlanze die Turbulenz der Schmelze und / oder der Schlackenschicht in der Art niedrig gehalten wird, dass die Innenwände des metallurgischen Gefäßes frei von Verschlackung bleiben. Dabei ist weniger von Bedeutung, dass die im oberen Bereich des Elektrolichtbogenofen-Konverter- Gefäßes befindlichen Kühlplatten mit Schlacke bedeckt werden.
Eine andere Maßnahme betrifft das Entfernen der Schmelzenreste einer vorhergehenden Schmelze gegenüber der folgenden Schmelze bei einem Qualitätswechsel. Dafür ist vorgesehen, dass das metallurgische Gefäß beim Abstechen jeweils bis zum völligen Entleeren der Schlacke und der Schmelze gekippt wird. Dafür eignen sich besonders metallurgische Gefäße in Form von Schnau- zenkippem.
In weiterer Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass der erzeugte flüssige Stahl in der Schmelzenfolge nach einer Vakuumbehandlung ( VD / VOD ) und / oder ggf. in einer Pfannenofenstation in der Stranggießmaschine vergossen, der Gießstrang anschließend verwalzt und zu Bunden aus C-Stahl oder Rostfrei- Stahl aufgewickelt wird.
Eine in der Praxis bereits bewährte Produktionsweise kann auch hier eingesetzt werden, indem das Stranggießverfahren und das Warmwalzverfahren des C- Stahls oder des Rostfrei-Stahls in einer CSP-Anlage ausgeübt werden ( CSP = Compact Strip Process).
Dabei ist die weitere Anwendung noch vorteilhaft, dass das Produkt aus dem Stranggießverfahren und aus dem Walzverfahren des C-Stahls oder des Rost- frei-Stahls in einer Stranggießmaschine für Langprodukte hergestellt wird.
Die Produktionsanlage geht ebenfalls vom Stand der Technik gemäß der DE 196 21 143 A1 aus, die zur Erzeugung von Produkten aus C-Stahl oder aus Rostfrei-Stahl in einer Elektrolichtbogenofen-Konverter-Anlage mit zwei metall- urgischen Gefäßen und jedem metallurgischen Gefäß zugeordneten absenkbaren oder schwenkbaren und absenkbaren Toplanzen und zwischen den metallurgischen Gefäßen angeordneter, jeweils über ein metallurgisches Gefäß schwenkbarem Elektrodensystem gestaltet ist.
Das der Erfindung zugrundeliegende Problem wird dabei vorrichtungstechnisch und erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass jedes metallurgische Gefäß aus
einem kippbaren oder feststehenden metallurgischen Gefäß besteht und dass zusätzlich zu den Toplanzen eine oder mehrere Seitenlanzen vorgesehen sind, dass zwischen den metallurgischen Gefäßen ein schwenkbares Elektrodensystem und nachfolgend eine Vakuumanlage ( VD / VOD ), eine Pfannenofen Station, die Stranggießmaschine, die Warmwalzstraße für Flach- oder Langpro- dukte, ein Kontikaltwalzwerk oder ein Reversierkaltwalzwerk und eine Coilan- lage, alle auf einer Linie liegend, vorgesehen sind. Es kann auch nur eine von Gefäß zu Gefäß schwenkbare Toplanze vorgesehen sein.
Jeweils nach der ausgewählten Produktart ist es vorteilhaft, eine entsprechende Anpassung der Walztechnik vorzunehmen. Dafür ist vorgeschlagen, dass mehrere Walzstraßen auf der Linie hintereinander angeordnet sind.
Dementsprechend kann eine Walzstraße aus Kontikaltwalzwerken oder aus einem Reversierkaltwalzwerk gebildet sein.
Für die Herstellung ausgewählter Sorten ist eine Entzunderung vorzunehmen. Diese erfolgt dadurch, dass zwischen zwei hintereinander auf der Linie liegenden Walzstraßen eine Beizanlage eingeschaltet ist.
Die Produktpalette kann vollständig wie bisher erzeugt werden, dafür ist vorgesehen, dass die Stranggießmaschine für Langprodukte, Vorblockprofile, Knüppelprofile und / oder Dünnbrammenquerschnitte mit darauf abgestimmten Walzwerkseinrichtungen ausgebildet ist.
In der einzigen Figur der Zeichnung sind ein Kohlenstoffstahl-Schrottlager 1 , ein Hochofen 2 für Roheisen, ein Rostfreischrottlager 3, ein Ferrochromlager 4, ein Ferronickellager 5, ein Eisenschwamm- und Legierungsträger - Lager 6 und Roheisenmasseln 7 zugrundegelegt, wobei die jeweiligen Stoffflüsse 1a mit 2a, 3a, 4a, 5a, 6a und 7a bezeichnet sind.
Diese Stoffflüsse werden in einer Elektrolichtbogenofen-Konverter-Anlage 8 mit zwei metallurgischen Gefäßen 9 und 10 verwendet. Über jedes metallurgische Gefäß 9; 10 ist ein Elektrodensystem 11 schwenkbar. Zum Sauerstoff-Frischen ist in jedes Gefäß 9; 10 eine Toplanze 12 ein- oder ausfahrbar und ggf. auch schwenkbar.
Der wechselweise nach weniger als ca. 90 Minuten abgestochene Flüssigstahl 14 gelangt in eine Vakuumanlage 15 und von dort in eine Pfannenofenstation 16. Der fertige Flüssigstahl 14 wird in Pfannen 17 über eine Stranggießmaschine 18 mit einem Verteiler 19 und eine Stranggießkokille 20 und ein Stütz- rollengerüst 21 durch einen Tunnelofen 22 und dann in eine Warmwalzstraße 23 geführt und anschließend gewickelt. Auf einer Linie 24 wird das Stranggut durch eine Beizanlage 25 geführt und in einem Kontikaltwalzwerk 26 oder einem Reversierkaltwalzwerk 27 fertiggewalzt und zu Bunden 28 in einer Coilan- lage 32 gewickelt.
Die Toplanzen 12 werden in der Elektrolichtbogenofen-Konverter-Anlage 8 beim Frischen über der Schlackenschicht 29 und Seitenlanzen 13 beim Frischen unter die Schlackenschicht 29 eingestellt.
Während einer Entphosphorungsphase ( phosphorreiches Roheisen vorausgesetzt ) wird dem Roheisen ein Anteil Eisenschwamm 6, Rostfreischrott 3, Ferrochrom 4, Ferronickel 5 oder andere Legierungsmittel als feste Kühlstoffe und Zuschläge als Schlackenbildner zugesetzt, wobei die Schmelze über die Toplanze 12 gefrischt wird. Hierbei kann eine Turbulenz auftreten, weil mit bis zu 400 Nm3 / min Sauerstoff geblasen wird.
Für den Fall einer Rostfreischmelzenfolge werden während der Frischphase der Schmelze, der ein Anteil Rostfreischrott 3 und / oder Ferrochrom 4 und / oder Ferronickel 5 und Zuschläge zugeführt wurde, über zumindest eine Seitenlanze 13 und ggf. die Toplanze 12 weniger als 100 Nm3 / min Sauerstoff zugeführt, wobei nur eine geringe Turbulenz im Schmelzbad entsteht.
Während des Frischens über die Toplanze 12 und / oder zumindest eine Seitenlanze 13 wird die Turbulenz der Schmelze und / oder der Schlackenschicht 29 in der Art niedrig gehalten, dass Innenwände 31 des metallurgischen Gefäßes 9; 10 frei von Verschlackungen der jeweiligen Schmelzenfolge bleiben.
Das metallurgische Gefäß 9; 10 wird beim Abstich jeweils bis zum völligen Entleeren der dünnflüssigen Schlacke 29 und der flüssigen Schmelze gekippt.
Der flüssige Stahl 14 wird in der Schmelzenfolge nach einer Vakuumbehand- lung in der Vakuumanlage 15 ( VD / VOD ) und ggfs. einer Behandlung in einer Pfannenofenstation 16 in der Stranggießmaschine 18 vergossen, der Gießstrang in der Warmwalzstraße 23 und / oder in einem Kontikaltwalzwerk 26 verwalzt und zu Bunden 28 aus C-Stahl oder aus Rostfrei-Stahl aufgewickelt.
Vorteilhafterweise werden das Stranggießverfahren und das Walzverfahren des C-Stahls oder des Rostfrei-Stahls in einer CSP-Anlage ausgeübt, wie gezeichnet ist.
Dabei kann, wie sich schon in der Praxis bewährt hat, das Produkt aus dem Stranggießverfahren und aus dem Walzverfahren des C-Stahls oder des Rostfrei-Stahls in einer Stranggießmaschine 18 für Langprodukte hergestellt werden.
Jedes metallurgische Gefäß 9 oder 10 kann kippbar oder feststehend sein. Zu- sätzlich zu den Toplanzen 12 können eine oder (vorzugsweise) zwei oder mehr Seitenlanzen 13 vorgesehen sein. Zwischen den metallurgischen Gefäßen 9; 10 ist das schwenkbare Elektrodensystem 11 , nachfolgend eine Vakuumanlage 15 ( VD / VOD ), eine Pfannenofenstation 16, die Warmwalzstraße 23, das Kontikaltwalzwerk 26 für Flach- oder Langprodukte oder ein Reversierkaltwalz- werk 27und eine Coilanlage 32, alle auf der Linie 24 liegend, vorgesehen.
Die Warmwalzstraße 23 und das Kontikaltwalzwerk 26 oder das Reversier- walzwerk 27 sind hintereinander auf der Linie 24 angeordnet.
Zwischen den zwei hintereinander auf der Linie 24 liegenden Walzwerken 23; 26 ist eine Beizanlage 25 eingeschaltet.
Die Stranggießmaschine 18 ist für Langprodukte, Vorblockprofile, Knüppelprofile und Dünnbrammenquerschnitte ausgebildet. Die eingesetzten Walzwerkseinrichtungen sind auf diese Produkte abgestimmt.
Bezugszeichenliste
1 Kohlenstoffstahl-Schrottlager
1a Stofffluss
2 Hochofen für Roheisen
2a Stofffluss
3 Rostfreischrottlager
3a Stofffluss
4 Ferrochromlager
4a Stofffluss
5 Ferronickellager
5a Stofffluss
6 Eisenschwamm - / Legierungsträger-Lager
6a Stofffluss
Roheisenmasseln
7a Stofffluss
8 Elektrolichtbogenofen-Konverter-Anlage metallurgisches Gefäß
10 metallurgisches Gefäß
11 Elektrodensystem
12 Toplanze
13 Seitenlanze
14 Flüssigstahl
15 Vakuumanlage ( VD / VOD) 6 Pfannenofenstation 7 Pfanne 8 Stranggießmaschine 9 Verteiler 0 Stranggießkokille
21 Stützrollengerüst
22 Tunnelofen
23 Warmwalzstraße
24 Linie
25 Beizanlage
26 Kontikaltwalzwerk
27 Reversierkaltwalzwerk
28 Bund
29 Schlacke; Schlackenschicht
31 Innenwände des metallurgischen Gefäßes
32 Coilanlage