Verwendung eines Enzyms zur Verbesserung der Geweberesorption von
Arzneimitteln
Die Erfindung betrifft die Verwendung eines Präparats, welches einen Wirkstoff zur Verbesserung der Geweberesorption von einem oder mehrerer behandlungsgerecht anzuwendender Arzneimittel enthält. Arzneimittel im Sinne der Erfindung sind beispielsweise Analgetika, Anästhetika, Cancerostatika und cytotoxische Verbindungen sowie alle anderen Arzneistoffe, die in der Human- und Veterinärmedizin subkutan oder intramuskulär verabreicht werden und über Geweberesorption ihren Wirkort erreichen und dort ihre Wirkung entfalten. Es handelt sich dabei beispielsweise auch um Arzneimittel, bei denen auf
Grund ihrer chemischen/biochemischen Labilität die Passage des agen-Darm-Traktes oder die primäre Leberpassage umgangen werden muss, die nur schlecht gastrointestinal absorbiert werden, bei denen ein hoher Anfangsplasmaspiegel oder eine Paravasatbildung, insbesondere lokale Reizungen oder Nekrotisierungen vermieden und bei welchen ganz allgemein eine schnelle Verteilung im Gewebe zu erreichen ist. Die Erfindung kann auch in der Onkologie bei der Behandlung von Tumoren eingesetzt werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Wildtierimmobilisierung mit Anästhetika.
Bei allen diesen Anwendungen wirkt das Gewebe als Penetrationsbarriere, durch welche die Geweberesorption behindert wird. Dadurch wird eine geringe räumliche Ausbreitung der Arzneimittel im zu behandelten Gewebe sowie eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit innerhalb des Gewebes bewirkt.
Um die Geweberesorption nach subkutaner oder intramuskulärer Applikation von pharmazeutischen Wirkstoffen, die durch Injektion oder Perfusion eingebracht werden können, zu beschleunigen, hat man bereits versucht, spezielle Wirkstoffe der Infusions- oder Injektionsformulierung zuzusetzen, die durch ihre Eigenschaften die Ausbreitung von applizierten Pharmaka im Gewebe verbessern bzw. die Geweberesorption erhöhen. Hierzu gehört beispielsweise das Dimethylsulfoxid.
Die meisten subkutan oder intramuskulär verabreichten Arzneimittel gelangen über den Interzellularraum in die Kapillaren, weshalb die Beschaffenheit der interzellulären Grundsubstanz eine wesentliche Rolle spielt. Da die Dichte des Kapillarnetzes ein entscheidender Faktor der Stoffaufnahme in Geweben ist, können Veränderungen dieses Kapillarnetzes (z. B. bei Adipositas durch subkutane Ausbildung von schlecht durchbluteten Fettgewebe) zu einer Verlangsamung der Resorption führen.
Allgemein ist bekannt, dass die Zuführung von Hyaluronidasen (E.C.3.2.1.35/36) in das
Gewebe die Penetration von Arzneimitteln verbessert. Hyaluronidase stellt damit einen Prototyp für einen Wirkstoff dar, der die Resorption von Arzneimitteln verbessert. Es werden
in der medizinischen Praxis Hyaluronidasen tierischer Herkunft, insbesondere solche, die aus den Testes von Rindern gewonnen werden, angewendet. Die Hyaluronidase hydrolysiert die Hyaluronsäure in der extrazellulären Matrix und es kommt zu einer beschleunigten Ausbreitung des Wirkstoffs im Interstitium bzw. zu einer besseren und schnelleren Absorption des Wirkstoffs (Farrar G. E.: The Spreading Factor, Clin. Ther., 1989, 1 1 , 705-
706; Farr C, Menzel J., Seeberger J. and Schweigle B.: Clinical Pharmacology and Possible Application of Hyaluronidase with Reference to Hylase "Dessau", Wien. Med. Wochenschr. 1997, 147, 347-355; Menzel E. J. and Farr C: Hyaluronidase and its Substrate Hyaluronan: Biochemistry, Biological Activities and Therapeutic Uses, Cancer Lett. 1998, 131 , 3-11 ; Nicoll J. M. et al.: Retrobulbar Anesthesia: The Role of Hyaluronidase. Anesth. Anaig. 1986,
65, 1324-1328; Lewis-Smith P. A.: Adjunctive Use of Hyaluronidase in Local Anaesthesia, Br. J. Plast. Surg., 1986, 39, 554-558).
Die Hyaluronsäure spielt unter verschiedenen pathophysiologischen Bedingungen eine wichtige Rolle. So ist bei Tumorerkrankungen, beispielsweise Lungen-, Leber-, Brust-,
Harnblasen- und anderen Tumoren, der Hyaluronsäurespiegel im Tumorgewebe um das 9- bis 18-fache erhöht (Pauli, B. U. et al.: Hum. Pathol., 1988, 19, 628-639). Die Hyaluronsäure ist offensichtlich an den Prozessen des Tumorwachstums und der Metastasierung beteiligt. Tumorzellen sind häufig mit einer Hyaluronsäure-Umhüllung umgeben, die sie vor dem immunologischen Angriff schützt. Ebenso wird die Ursache der auftretenden
Chemoresistenz bei soliden Tumoren der Hyaluronsäure zugeschrieben. Sie beruht darauf, dass eine Hyaluronsäurekapsel des Tumors die Penetration der Chemotherapeutika behindert.
Es zeigte sich, dass durch die Anwendung des Enzyms Hyaluronidase, gewonnen aus
Rindertestes, der interzelluläre Kontakt aufgebrochen und die interstitiellen Geweberäume erweitert werden. Durch die Erweiterung der interstitiellen Tumormatrix erhöhte sich die Penetration der Cancerostatika in das Tumorgewebe und die Chemoresistenz wurde reduziert. Die testikuläre Hyaluronidase hat selbst keine Antitumorwirkung. Sie verstärkt vielmehr die Wirkung von Cancerostatika und besitzt deshalb die Eigenschaft eines
"Chemosensitizer". Durch eine kombinierte Anwendung mit bekannten Cancerostatika werden austherapierte Tumorerkrankungen wieder einer Chemotherapie zugänglich oder die Cancerostatika-Dosierungen können verringert werden. Hyaluronidase verstärkt bei simultaner klinischer Anwendung die Wirksamkeit verschiedener Cancerostatika, wie Mitomycin C, cis-Platin, Vinblastin, Melphalan und Doxorubicin, die zur Therapie von
Harnblasen-, Kopf- und Nacken- sowie anderen Tumoren eingesetzt werden. Auch verbessert sich die Erfolgsrate der Radiotherapie bei Tumorerkrankung (Baumgartner:
Cancer Letters, 1998, 131 , 85-99, Muckenschnabel et al.: Cancer Letters, 1998, 131 , 71-84). In der Tumortherapie wird zur Zeit testikuläre Hyaluronidase boviner Herkunft in Kombination mit einer Reihe von Cancerostatika intensiv präklinisch und klinisch erprobt. Bisherige Befunde belegen, dass nach kombinierter Anwendung von Hyaluronidase und Cancerostatika die Chemoresistenz einiger solider Tumoren gegenüber Chemotherapeutika durchbrochen wird und die Tumoren wieder einer Chemotherapie zugänglich werden. Des weiteren konnte unter der Wirkung von Hyaluronidase eine Sensibilisierung des Tumors gegenüber der Strahlentherapie beobachtet werden.
Auch bei der Behandlung von Paravaten, die häufig bei Injektionen, z. B. von Zytostatika entstehen können, wird die Unterspritzung mit Hyaluronidase in Konzentrationen von bis zu 6 mal 150 IE empfohlen.
Ein weiteres Anwendungsgebiet der testikulären Hyaluronidase liegt in der Veterinärmedizin bei der Ruhigstellung bzw. Immobilisierung von Tieren aus der Distanz, z. B. durch ein
Geschoss mit Injektionskopf, welcher ein Anästhetikum enthält. Hier kommt es darauf an, die aus Distanz intramuskulär bzw. subkutan verabreichten Anästhetika möglichst schnell zur Wirkung zu bringen (H. Wiesner: Tierärztl. Prax. 1998, 26, G 225 - G 233). Die veterinärmedizinische Distanzimmobilisierung stellt hohe Anforderungen an einen geeigneten Wirkstoff zur Resorptionsbeschleunigung. Dtrrctr den Einsatz des Wirkstoffs muss eine besonders hohe Geschwindigkeit der Immobilisierung des Tieres erreichbar sein. Die Immobilisierungsgeschwindigkeit steht in einem direktem Zusammenhang mit der Distribution des Wirkstoffes im Gewebe.
Für die Distanzimmobilisierung werden zahlreiche Anästhetika mit unterschiedlichen
Wirkungsweisen und Kombinationsmöglichkeiten angeboten, welche nachfolgend genannte
Forderungen erfüllen müssen: geringe Humantoxizität gute Löslichkeit Kompatibilität mit anderen Anästhetika gute Gewebeverträglichkeit rasche Resorption und schneller Wirkungseintritt große therapeutische Breite
Sedation, Muskelrelaxation, Analgesie ausreichende Wirkungsdauer kein Auftreten von Exzitationen bei der An- und Abflutung von Narkosen
Antagonisierbarkeit, kurze Aufwachphasen
Zulassung für lebensmittelliefernde Tiere
Diese Anforderungen werden von der Hellabrunner Mischung (HM) mit Xylacin und Ketamin als Anästhetika weitgehend erfüllt.
Bei der Immobilisation von Wildtieren ist eine schnelle Resorption der Anästhetika von großer Bedeutung. Testikuläre Hyaluronidasen als Resorptionsbeschleuniger verkürzen die Resorptionszeit bis zu etwa einem Drittel. Diese Resorptionsbeschleunigung ist jedoch in der veterinärmedizinischen Praxis häufig nicht ausreichend. Der Einsatz der testikulären Hyaluronidase ist deshalb aus Gründen der relativ geringen und bei mehrfacher Anwendung auch sehr schnell nachlassenden Wirkung und auf Grund der zunehmenden Gefahr einer Übertragung von infektiösem Material immer weiter eingeschränkt. Darüber hinaus erfordert die Reinigung der Hyaluronidasen aus Gewebemazeraten mit einem naturgemäß hohen Anteil an Fremdproteinen und lipoiden Verbindungen einen hohen Reinigungsaufwand. Es gibt außerdem Hinweise, dass die relativ geringe Wirkung der Hyaluronidase aus
Rindertestes auf die ausgeprägte Inhibition des Enzyms durch sulfatierte Glucosaminoglykane, wie Heparin oder heparinähnliche Glykosaminoglykane, die in der extrazellulären Matrix von Säugern vorhanden sind, zurückzuführen ist.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zu Grunde, einen Wirkstoff aufzufinden, der die angeführten Nachteile der testikulären Hyaluronidase bzw. von Hyaluronidasen tierischer Herkunft nicht oder lediglich in geringerem Maß aufweist und darüber hinaus auf einfachem Weg in ausreichenden Mengen herstellbar ist. Der Wirkstoff soll gut verträglich sein und eine schnell wirkende Resorptionsförderung bei parenteraler, z. B. subkutaner und intramuskulärer Applikation, von pharmazeutischen Arzneimitteln über Injektion und
Perfusion schaffen. Die dermale Anwendung und die Anwendung im Blutgefäßsystem sind nicht Teil der vorliegenden Erfindung. Es soll bei Anwendung des Wirkstoffs auf Grund seiner nichttierischen Herkunft keine Gefährdung durch eventuelle Infektionen entstehen. Der Gehalt an Fremdmaterial, insbesondere an Fremdprotein, soll so gering sein, dass selbst nach mehrmaliger Anwendung die Wirkung nicht nachlässt. Weiterhin soll er nicht oder nur in geringem Maße durch sulfatierte Glykosaminoglykane gehemmt werden. Die sulfatierten Glykosaminoglykane sollen nur in einem begrenzten Maße abgebaut werden.
Die Erfindung betrifft die Verwendung einer mikrobiellen Hyaluronatlyase und/oder eines aus ihr hergestellten Fragmentes als Wirkstoff zur Verbesserung der Geweberesorption von
Arzneimitteln in menschlichen und tierischen Geweben.
Erfindungsgemäß wurde festgestellt, dass mikrobielle Hyaluronatlyasen bzw. ihre Fragmente, die nach ihrem Spaltungsmechanismus als Lyasen der Enzymklassifikationsnummer E.C. 4.2.2.1 zugerechnet werden, insbesondere die durch den Mikroorganismus der Gattung Streptococcus, bevorzugt der Arten Streptococcus agalactiae und besonders aus Streptococcus equisimilis bei Fermentation in die Kulturflüssigkeit exkretierte Hyaluronatlyasen, zu einer sehr intensiven Resorptionsbeschleunigung bei subkutan oder intramuskulär verabreichten Arzneimitteln führen. Diese Mikroorganismen sind allgemein zugänglich, beispielsweise über die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen (DSM Braunschweig). Der enzymatische Wirkstoff spaltet anders als die testikuläre Hyaluronidasen bzw. andere Hyaluronidasen tierischer Herkunft, die
Hyaluronsäure nach einem Eiiminierungsmechanismus unter Bildung von ungesättigten Spaltprodukten. Im Gegensatz dazu spalten Hyaluronidasen tierischer Herkunft (E.C.3.2.1.35/36) die Hyaluronsäure hydrolytisch bei Anlagerung von Wasser unter der Bildung gesättigter Spaltprodukte. Die Hyaluronatlyase unterscheidet sich von den tierischen Hyaluronidasen weiterhin durch die Aminosäuresequenzen sowie dem isoelektrischen Punkt
(IP).
Dem gemäß betrifft die Erfindung die Verwendung von mikrobieller Hyaluronatlyase und der aus ihr hergestellten aktiven Fragmente.
Überraschend hat sich gezeigt, dass mikrobielle Hyaluronatlyasen, die eine bisher nicht für die Resorptionsbeschleunigung eingesetzte Enzymgruppe darstellen, nicht nur die Geweberesorption von Arzneimitteln bei der parenteralen, beispielsweise bei der subkutanen und intramuskulären, Applikation steigern, sondern dass bei vergleichender Applikation gleich großer Aktivitäten die mikrobiellen Hyaluronatlyasen eine sehr schnell einsetzende verbesserte Resorption bewirkt, während bei testikulärer Hyaluronidase eine solche erst nach einer längeren Verzögerungsphase nachzuweisen war.
Darüber hinaus zeigte sich bei der Verwendung von Hyaluronatlyasen zusammen mit Anästhetika eine deutlich schneller eintretende Resorption als bei testikulärer Hyaluronidase
(Abb. 1). Die bei einer Behandlung bzw. Injektion den zu behandelnden Gewebesektoren zugeführte Enzymaktivität liegt bei 10 - 250.000 IU. Die Gesamtaktivität, die bei einer Perfusion in den zu behandelnden Gewebesektor eingebracht werden muss, kann noch wesentlich höher liegen, beispielsweise zwischen 10 und mehreren Millionen IU.
Im Gegensatz zur Aktivität der testikulären Hyaluronidase wird die Aktivität von Hyaluronatlyase aus Streptococcus equisimilis durch sulfatierte Glykosaminoglykane, wie
beispielsweise der sulfatierten Hyaluronsäure oder Hepaπn, viel weniger inhibiert Diese ebenfalls überraschende Eigenschaft der Hyaluronatlyasen ist für die Resorptionsbeschleunigung in Geweben von Vorteil, da keine Gewebe-Inaktivatoren auf der Basis sulfatierter Glykosaminoglykane die Hyaluronatlyaseaktivitat inhibieren und somit die Resorptionsforderung im Gewebe unterdrucken konnten
Die Anwendung der mikrobiellen Hyaluronatlyasen zeigte keine negativen Auswirkungen auf den Gesundheitszustand von Versuchstieren
Die mikrobiellen Hyaluronatlyasen werden für ihre erfinderische Verwendung in Form von galenischen Formulierungen eingesetzt Sie enthalten als Injektionspräparat beispielsweise eine isotonische wäßrige Lösung einer hochgereinigten mikrobiellen Hyaluronatlyase mit Konzentrationen zwischen 10 und 250 000 lU/ml und in Injektionspraparaten übliche Hilfsstoffe Weiterhin kann, sofern Wirkstoff und Arzneimittel zusammen angewendet werden sollen, noch ein Arzneimittel enthalten sein Das Enzymprotein der Hyaluronatlyase wird vorteilhaft in Form eines lagerstabilen Feststoffes, der in der Regel stabilisierende Zusätze enthält und beispielsweise in Glasampullen abgefüllt ist, eingesetzt
Besonders vorteilhaft ist der Einsatz von gefriergetrocknetem Wirkstoff Als stabilisierende Zusätze können beispielsweise Natπumchloπd, Glukose, Magnesiumsalze,
Polyvinylpyrrolidin, Aminosäure, Albumine und deren Hydrolysate oder Gelatine und deren Hydrolysate eingesetzt werden
Die Enzymaktivtat einer Ampulle liegt nach Auffüllen mit physiologischer Kochsalzlosung zwischen 10 und 250 000 lU/ml Formulierung
Die Herstellung der in den Injektionsformulierung eingesetzten mikrobiellen Hyaluronatlyasen können beispielsweise hinsichtlich Reihenfolge und Auswahl der Reinigungsschritte in einer den Schutzumfang der Erfindung nicht einschränkenden Weise wie folgt durchgeführt werden
Ohne die Erfindung auf die Hyaluronatlyase oder ihres Fragmentes auf einen bestimmten Mikroorganismus festzulegen, wird die Erfindung am Beispiel des Enzyms aus dem allgemein zugänglichen Streptococcus agalacttae erläutert Die gebildete Hyaluronatlyase besitzt einen Isoelektrischen Punkt von etwa 8,6 sowie eine Molmasse von etwa 116 000 D und wirkt als Endoglycanase Das Enzym hat die gunstige Eigenschaft, dass es durch sulfatierte Glykosaminoglykane, wie beispielsweise auch sulfatierte Hyaluronsäure, inhibiert
wird Durch nachfolgend aufgeführte Reinigungsverfahren wird die Hyaluronatlyase als ein hochgereinigtes Enzym für Injektionszwecke gewonnen oder die gereinigte Hyaluronatlyase mit der spezifisch wirkenden Protease zu dem Fragment umgesetzt Als spezifisch wirkende Protease kann, ohne die Erfindung einzuschränken, beispielsweise die saure Metalloprotease M02 (DD 270924) eingesetzt werden, die aus dem Mikroorganismus
Streptomyces hygroscopicus, AP40 gewonnen werden kann Diese Protease besitzt eine Molmasse von etwa 14 000 kD und einen Isoelektrischen Punkt zwischen 3,85 bis 4,0
Die Herstellung der hochreinen Hyaluronatlyase und des hochgereinigten Fragments in einer galenischen Formulierung geeignet zur Injektion kann beispielhaft in Bezug auf die
Reihenfolge als auch die Auswahl der Reinigungsschritte in einer nicht den Schutzumfang der Erfindung einschränkenden Weise wie nachfolgend durchgeführt werden
Die Fermentation des Mikroorganismus, z B eines der oben genannten, erfolgt in einen gerührten Fermenter unter pH-Konstanthaltung bei einer Acidität von pH 6,5 bis 7,5 Die wahrend der Fermentation gebildete Milchsäure wird durch Zugabe von verdünnter Natronlauge neutralisiert Das Medium besteht aus anorganischen Salzen, Hefehydrolysat wahlweise Kaseinpepton oder Sojapepton sowie Glukose Nach etwa 20-stundιger Fermentation werden die Zellen separiert Die Zellmasse wird durch Mikrofiltration durch Filtermodule mit einer Porenweite von beispielsweise 0,45 μm abgetrenπt-tm*d~verworfen
Das Kulturfiltrat wird in einem Ultrafiltrationsgerät konzentriert und gereinigt Die Ausschlussgrenze (cut off) des Ultrafilter-Moduls egt bei 80 000 D Es entsteht eine vorgereinigte Enzymlosung, die an sich bekannten Reinigungsmethoden unterworfen wird Das Kulturfiltrat wird in einem Ultrafiltrationsgerät konzentriert und gereinigt Die
Ausschlußgrenze des Ultrafilter-Moduls liegt zwischen 30 bis 50 kD Es entsteht eine vorgereinigte Enzymlosung, die weiteren Reinigungsschritten unterworfen werden muss, bevor es als Injektionspräparat verwendet werden kann Durch die Reinigungsschritte und Anwendung pyrogenfreier Hilfsstoffe wird Pyrogenfreiheit des Injektionspraparats erreicht
Nach Erhöhung der lonenstarke durch Zugabe von Ammoniumsulfat bis zu einer Sättigung von 40 % wird das Enzym an Phenylsepharose adsorbiert Anschließend erfolgt die Desorption mit einer neutralen gepufferten wäßrigen Losung, die 25 % Ammoniumsulfat, bezogen auf 100 % Sättigung, enthalt Die Losung wird nach einem Dialyseschπtt zur Entfernung von Verunreinigungen mit Q-Sepharose (Pharmacia) versetzt Anschließend erfolgt eine spezifische Adsorption an einen Farbstoff, z B Aminophenyloxaminsaure
Die Endreinigung kann zusammen mit der Bestimmung des Molekulargewichts in Form einer Molekulargewichtschromatografie an Superdex (Pharmacia) erfolgen
Bei Verwendung von Streptococcus equisimilis als Enzymbildner entfallt der Reinigungsschritt durch Adsorption an den Farbstoff Dieses Enzym wirkt als Exoglycanase, sein Isoelektrischer Punkt hegt zwischen 4,5 und 4,8 und es wird nur in einem geringeren Maß als das Enzym aus Streptococcus agalacttae durch sulfatierte Glykosaminoglykane gehemmt
Erfindungsgemäß wird das Fragment durch Teilverdauung bzw einem proteolytischen
Teilabbau des Holoenzyms mit einer spaltspezifisch wirkenden Protease, welche die Peptidbindung bevorzugt an der C-terminalen Seite der aromatischen Aminosäuren spaltet, hergestellt Die Teilverdauung des Holoenzyms zu dem Fragment erfolgt mit immobilisierter oder auch mit nicht-immobilierter spezifischer Protease Vorteilhaft ist an der Umsetzung mit immobilisierter Protease, dass die Verdauung gezielt und ohne Kontamination durch die
Protease selbst durchgeführt werden kann Im Fall der direkten Umsetzung mit zugesetzter Protease muß nach der Verdauung ein Inaktivierungsschπtt der Protease, die Abtrennung des Proteaseproteins und eine Hochreinigung erfolgen Das hochgereinigte Enzym oder das Enzymfragment zeigen nach Immunisierung im Kaninchen nur eine spezifische Prazipitation Mit monoklonalen Antikörpern werden alle nachweisbaren Banden im Plot angefärbt
Das Holoenzym besitzt eine spezifische Aktivität von etwa 400 000 lU/mg und die spezifische Aktivität des Fragmentes liegt etwa zwischen 400 000 und 800 000 lU/mg Zur Stabilisierung werden dem Enzym bzw Fragment mindestens einer der Stabilisatoren, beispielsweise Albumin, bevorzugt Ovalbumin, und anorganische Salze zugesetzt
Ohne die Erfindung dadurch einzuschränken, soll beispielhaft ein Weg zur Gewinnung des Fragmentes beschrieben werden Erfindungsgemäß werden Proteasen zur Verdauung eingesetzt, welche die C-terminale Peptidbindung von aromatischen Aminosäuren spalten In einem bevorzugten Ausfuhrungsbeispiel wird die Metalloprotease MO/2 eingesetzt, die aus dem Kulturfiltrat von Streptomyces hygroscopicus (strain AP 40) hergestellt wird MO/2 ist ein Metalloenzym mit Co++ im aktiven Zentrum (DD 270 924) Die Proteasen werden bevorzugt in gereinigter Form eingesetzt Die Reinigung der Protease MO/2 erfolgt beispielsweise durch Chromatografie an Phenylsepharose, DEAE-Sepharose, Q-Sepharose and Sephacryl S100 mit einem Anreicherungsfaktor von 20 Die spezifische Aktivität liegt bei
0,25 Kunitz Units/mg (U/mg), das Reaktionsmaximum bei einer Aciditat von pH = 4,2 und das Reaktionstemperaturmaximum bei 65 °C Das Molekulargewicht des Enzyms, bestimmt
durch SDS Gelelektrophorese und Molekulargewichtschromatografie an Sephadex G50 superfine, betragt 14 000 bis 15 000 D Die Protease MO/2 ist eine Endopeptidase mit einem Isoelektrischen Punkt bei 3,85 und einem bei 3,92 Das Enzym hydrolysiert natürliche Polypeptide wie Kasein, Hämoglobin, Bovineserum, Albumin und Ovalbumin
Vorteilhaft an der Anwendung der Protease MO/2 ist, dass das Enzym Proteine sehr spezifisch spaltet bzw eine sehr geringe allgemeine Verdauungsaktivitat gegenüber Proteinen besitzt Das Enzym spaltet fast ausschließlich nur die Peptidbindungen des C- terminalen Restes von den aromatischen Aminosäuren Es besitzt eine esterolytische Aktivität gegenüber N-Benzoyl-L-prohne-nitroanilid und ausgeprägte milchfallende
Eigenschaften Die Eigenschaften der Milchfallung, die an der Bildung eines langzeitstabilen Kaseingels nachweisbar ist, vergleichbar mit dem Gel, welches bei der Milchfallung mit dem sehr spezifisch wirkenden Labenzym auftritt, sind als weiterer Hinweis auf die begrenzte, für die Erfindung sehr vorteilhafte Aktivität der Protease MO/2 zu werten, die Bindungen des Holoenzyms spezifisch zu spalten, ohne zu einem Abbau der Fragmente zu fuhren
In einer weiteren Ausfuhrung der Erfindung wird die Protease MO/2 an geeignete unlösliche Immobilisierungssupporte gebunden und in dieser Form zur Spaltung des Holoenzyms eingesetzt Vorteilhaft an dieser Vorgehensweise ist, dass auf diese Weise der Übergang gelöster Protease in die Losungen der Fragmente verhindert wird
Die Apphzierung der wirkstoffhaltigen galenischen Formulierung kann durch Injektion oder durch Perfusion erfolgen Die Anwendung eines oder mehrerer Arzneimittel, deren Geweberesorption durch ein separates Applizieren des erfindungsgemaßen Wirkstoffes erhöht werden soll, kann beispielsweise innerhalb von etwa 10 Minuten vor oder nach
Zufuhrung der Wirkstoffformulierung erfolgen Eine andere Möglichkeit der Anwendung besteht dann, dass Wirkstoff und Arzneimittel zusammen in den Perfusions- oder Injektionsformulierung vorliegen Die Zugabe eines oder mehrerer Arzneimittel zu der Wirkstoffformulierung kann kurz vor der Anwendung durch Mischen der Formulierung erfolgen, oder es kommen Kombinationen von Wirkstoff und Arzneimittel innerhalb einer
Fertigformulierung zum Einsatz
Die Wirkstoffformulierung kann durch Gefriertrocknen in Ampullen zur festen Form gebracht werden Vor dem Applizieren wird der Feststoff in physiologischer Kochsalzlosung zu einer isotonischen Injektions- oder Perfusionsformulierung gelost
Die Fertigformulierungen werden beispielsweise dadurch hergestellt, dass die hochreine Lösung der Hyaluronatlyasen unter Zusatz von Arzneimitteln, Stabilisatoren, Hilfsstoffen steπlfilt- πert und abgefüllt wird Die Flussigmischung kann gegebenenfalls auch getrocknet, bevorzugt gefriertrocknet, werden, so dass die Kombination in fester Form vorliegt
Vor der Applizierung wird der Feststoff in physiologischer Kochsalzlösung zu einer isotonischen Injektions- oder Perfusionsformulierung gelöst
Das folgende Ausfuhrungsbeispiel dient zur Erläuterung der Erfindung, soll diese jedoch in keiner Weise einschränken
Es werden 225 mg Xylacin und 180 ml Ketamin in 1,8 ml Kochsalzlösung gelöst Zu dieser Lösung v/erden 150 Internationale Einheiten (IU) Hyaluronatlyase hinzugegeben und in der Lösung homogen durchmischt, steπlfiltπert und in Ampullen abgefüllt Das entstehende Gemisch ist zur Distaπzimmobilisieruπg eines Wildtieres mit 150 kg Körpermasse vorgesehen Die Ergebnisse sind in Abb 1 dargestellt
Abb. 1 zeigt die kumulative Darstellung der in das Perfusat gelangenden Ketaminmenge in mg nach subkutaner Injektion von 200 mg Ketamin (2 ml in einer 10 %ιgen Injektioπslösung) am i- soliert perfundierten Rindereuter ohne Zusatz eines Resorptionsbeschleunigers und mit Zusatz einer testikulären Hyaluronidase A und zwei biotechnologisch hergestellten Hyaluronatlyasen (B aus Streptococcus agalacttae und C aus Streptococcus equisimilis) im Perfusionszeitraum von 0 - 10 Minuten Die Kurven zeigen Medianwerte von je 6 Versuchen Gruppe testikuläre Hyaluronidase A, n=5, * p<0,05, ** p<0,01 zur Kontrollgruppe ohne Zusatz
EPO - DG 1
1 0. . 2001
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