Anzündmittel für Treibladungspulver
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Anzündmittel für Treibladungspulver sowie deren Verwendung.
Mit Treibladungspulver gefüllte Kartuschen finden vorwiegend im zivilen Bereich, ins- besondere in Bolzensetzgeräten oder zur Viehbetäubung Verwendung. Sie können aus Metall oder Kunststoff bestehen.
Üblicherweise wird das Treibladungspulver durch eine mechanisch oder elektrisch initiierte Reaktion eines Anzündsatzes, der aus mindestens einem Primärexplosivstoff besteht, angezündet. Damit ist im allgemeinen eine sichere Anzündung gewährlei- stet.
Fertigung und Einsatz von Anzündsätzen mit Primärexplosivstoffen sind jedoch aufgrund sicherheitstechnischer Forderungen nur unter besonderen Auflagen erlaubt. Hinzu kommen Erschwernisse beim Transport als Gefahrgut sowie bei Lagerung und Handhabung, wozu speziell ausgebildetes und unterwiesenes Personal benötigt wird.
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand daher darin, eine Anzündung für Treibladungspulver bereitzustellen, die diese Nachteile nicht aufweist.
Gelöst wurde diese Aufgabe erfindungsgemäß durch die Merkmale des Hauptanspruchs. Vorzugsweise Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen definiert.
Im wesentlichen handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen Anzündmittel um eine primärexplosivstofffreie Anzündung für Treibladungspulver, die mindestens ein Oxi- dationsmittel, mindestens ein Reduktionsmittel und mindestens ein Bindemittel enthält.
Das erfindungsgemäße Anzündmittel erzeugt beim Verbrennen Partikel, die das Treibladungspulver anzünden.
Durch die vorliegende Erfindung ist es damit erstmals möglich, Treibladungspulver ohne den Einsatz von Primärexplosivstoffen sicher anzuzünden.
Eingesetzt werden kann das erfindungsgemäße Anzündmittel beispielsweise zur sicheren Anzündung von Treibladungspulver, das sich in Kartuschen befindet, die beispielsweise in Bolzensetzgeräten eingesetzt werden. Als Treibladungspulver kann beispielsweise solches aus Nitrocellulose eingesetzt werden. Es kann jedoch auch aus Komponenten bestehen, die beispielsweise in Treibladungspulvern zur Bereitstel- lung von CO-armen Reaktionsschwaden verwendet werden (beispielsweise sog. SINCO®-Treibladungspulver). Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die EP 0 809 616 A1. Solche Kartuschen sind beispielsweise in der DE 198 24 122 A1 beschrieben. Sie können durch eine Folie, beispielsweise aus Aluminium abgedeckt sein.
Die vorliegende Erfindung bietet die Möglichkeit, solche Abdeckfolien mit dem erfindungsgemäßen Anzündmittel zu behandeln, und dadurch, nach entsprechender Initiierung, als Anzündung für das Treibladungspulver zu wirken.
Dazu wird die Folie, beispielsweise eine Aluminiumfolie, an der Innenseite der Kartusche mit dem erfindungsgemäßen Anzündmittel bestrichen, getrocknet und auf die mit Treibladungspulver gefüllte Kartusche aufgebracht, beispielsweise durch Verkleben. Wird nun die Kartuschenabdeckung von außen schnell aufgeheizt, beispielsweise durch eine elektrische Entladung, kann das Aluminium mit den aufgebrachten Komponenten reagieren und es bilden sich brennende Partikel, die das Treibladungspulver anzünden.
Gegenstand der Erfindung sind daher auch Beschichtungen, die auf Folien aufgebracht werden können und beim Verbrennen Partikel erzeugen, die das Treibla-
dungspulver anzünden kann, sowie die mit dem erfindungsgemäßen Anzündmittel beschichteten Folien.
Die erfindungsgemäßen Anzündmittel können aus folgenden Komponenten oder Mischungen dieser Komponenten bestehen:
Als Bindemittel können beispielsweise eingesetzt werden:
- Nitrocellulose, Cellulose sowie deren Derivate wie Celluloseacetate, Cellulosebuty- rate, Celluloseacetobutyrate, Polyvinylbutyrale, Polyvinylbutyrate, Polynitropoly- phenylen oder Polynitropolyphenylether sowie deren Mischungen.
Als Oxidationsmittel können beispielsweise eingesetzt werden:
- Nitrate der Alkali- oder Erdalkalielemente oder des Ammoniums, beispielsweise Natriumnitrat, Kaliumnitrat oder Ammoniumnitrat, den Perchloraten der Alkali- oder Erdalkalielemente oder des Ammoniums, den Peroxiden der Erdalkalielemente oder des Zinks, beispielsweise Zinkperoxid oder deren Mischungen.
Als Reduktionsmittel können beispielsweise eingesetzt werden:
- Aluminium, Titan, Titanhydrid, Bor, Borhydrid, Zirkon, Zirkoniumhydrid, Graphit oder Ruß sowie deren Mischungen.
Als Stabilisatoren können beispielsweise die bei der thermischen Zersetzung von Salpetersäureestern bewährten Komponenten eingesetzt werden, beispielsweise Harnstoffderivate wie Centralite oder Akardite.
Als Abbrandmoderatoren können beispielsweise Ferrocen und seine Derivate oder Oxidationsmittel, die verschiedene Wertigkeitsstufen durchlaufen, verwendet werden.
Als weitere Zuschläge können beispielsweise energiereiche Stoffe zur Verbesserung des Abbrandes, der Energie und der thermischen Stabilität des aufgebrachten Lak- kes zugefügt werden. Solche Zuschläge sind Sekundärexplosivstoffe wie z. B. Okto- gen, Hexogen usw..
Zur Erkennung verschiedener Rezepturen kann es sinnvoll sein, farbgebende Komponenten hinzufügen.
Zur Verbesserung der Geruchseigenschaften der Schwaden ist die Zugabe von Duftstoffen zweckmäßig.
Zur Erkennung von mißbräuchlicher Verwendung kann die Zugabe von Stoffen, die eine nachträgliche Zuordnung zum Hersteller erlauben, angezeigt sein.
Die Menge der einzelnen Komponenten richtet sich im wesentlichen nach dem jeweiligen Verwendungszweck. Das Oxidationsmittel kann vorzugsweise in einem Bereich von 5 bis 50 Gew.-%, das Reduktionsmittel vorzugsweise in einem Bereich von 5 bis 50 Gew.-% und das Bindemittel vorzugsweise in einem Bereich von 1 bis 40 Gew.-% eingesetzt werden. Besonders bevorzugt wird das Oxidationsmittel in einem Bereich von 10 bis 40 Gew.-%, das Reduktionsmittel in einem Bereich von 10 bis 40 Gew.-% und das Bindemittel in einem Bereich von 5 bis 20 Gew.-% eingesetzt. Zugabe von Stabilisatoren, Abbrandmoderatoren und anderen Zuschlägen richtet sich ebenfalls nach dem jeweiligen Verwendungszweck. Die Art und die Menge kann leicht ermittelt werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Anzündung erfolgt nach an sich bekannten Verfahren beispielsweise durch Mischen der Komponenten und Aufbringen mittels Streichen oder auch nach dem Siebdruckverfahren.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern, ohne sie einzu- schränken:
Beispiele
Die nachfolgende Tabelle gibt die Zusammensetzung von erfindungsgemäßen Anzündmitteln an, die in Form von Beschichtungen eingesetzt werden können.
Die Beschichtungen können folgendermaßen hergestellt werden:
Der erfindungsgemäß definierte Binder wird in einem an sich bekannten und geeigneten Lösungsmittel, vorzugsweise Methylacetat, gelöst und die Einzelkomponenten unter Rühren zugeben. Die Lösemittelmenge richtet sich nach der Laboriermethode und der geforderten Viskosität.