Beschreibung
Schreib- und Leseverfahren für einen ferroelektrischen Speicher.
Die Erfindung betrifft ein Schreib- und Leseverfahren für einen nichtflüchtigen Speicher, der einen ferroelektrischen Kondensator aufweist, wobei das Material zwischen den Kondensatorplatten ein Hystereseverhalten aufweist und das nicht- flüchtige Speicherverhalten auf remanenten Zuständen beruht, die auch ohne von außen angelegte Spannung beibehalten werden. Zum Auslesen der gespeicherten Zustände wird von außen eine Spannung an den Kondensator angelegt und von einem Leseverstärker die vom ursprünglich gespeicherten Zustand abhän- gige verschobene Ladungsmenge ausgewertet, wobei ein zerstörendes Lesens erfolgt, das ein Zurückschreiben der Information erforderlich macht. Als ferroelektrisches Material dient typischerweise PZT (Blei-Zirkonium-Titanat) , PLZT (mit Lanthan dotiertes PZT) , SBT (Strontium-Bismut-Tantalat) oder SBTN (mit Niob dotiertes SBT) . Derartige Materialien weisen Veränderungen in der Hysteresekurve auf, die durch Alterung hervorgerufen wird. Messungen an solchen ferroelektrischen Dünnschichten haben gezeigt, daß sich die Hysteresekurve, also der Zusammenhang zwischen Polarisierung und einer angeleg- ten Spannung, verschiebt, wenn ein gespeicherter Zustand über längere Zeit aufrechterhalten wird. Letzterer Effekt wird als "Einprägen" oder "Imprint" bezeichnet, wobei ein statisches Imprint und ein dynamisches Imprint möglich sind.
Beim statischen Imprint wird die Spannung gar nicht oder nur über einen relativ langen Zeitraum geändert und beim dynamischen Imprint erfolgt ein Übergang von einem Remanenzzustand in die Sättigung und dann wieder in denselben Remanenzzustand, was typischerweise bei mehrmaligem Lesen und Rück- schreiben der gleichen Information auftritt. Um eine sichere Detektion der Speicherzustände, also einen ausreichenden Ladungsunterschied beim Lesen, zu erzielen, besteht die Mög-
lichkeit, den Zellenkondensator zu vergrößern, was jedoch zu einer nachteiligen Vergrößerung der Chipfläche führt.
Aus der europäischen Patentanmeldung 0 767 464, der US- Patentschrift 5 262 982 und IEEE Proceedings/VLSI and Computer Peripherals/VLSI and Microelectronics, Application in intelligent Peripherals and their Interconnection Networks, 8. Bis 12. Mai 1989, Seite 1 bis 20 bis 1 bis 23 sind ferroelek- trische Speicher und ein zugehöriges Leseverfahren bekannt, bei denen eine Herabsetzung der Lebensdauer aufgrund der Alterungseigenschaften des ferroelektrischen Materials so weit wie möglich, zum Beispiel durch Vermeidung von Umpolarisati- on, vermieden wird. Hierbei handelt es sich um Alterung durch häufigen Wechsel des Speicherzustandes, beim Einprägeeffekt hingegen tritt gewissermaßen eine Alterung aufgrund eines zu seltenen Wechsels auf.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht nun darin, ein Schreibverfahren und ein Leseverfahren anzugeben, bei dem, bei gleichbleibender Chipfläche, trotz der Alterungseigenschaften des ferroelektrischen Materials (Imprint) ein sicheres Lesen der gespeicherten Information über einen längeren Zeitraum ermöglicht wird.
Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Schreibverfahrens durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 und hinsichtlich des Leseverfahrens durch die Merkmale des Patentanspruchs 3 erfindungsgemäß gelöst. Die weiteren Unteransprüche betreffen bevorzugte Weiterbildungen dieses erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die Erfindung besteht im wesentlichen darin, daß ein dynamischer Imprint dadurch verhindert oder zumindest reduziert wird, daß in einem Schreib- oder Lesezyklus immer alle Zustände der Hysteresekurve durchlaufen werden.
Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt
Figur 1 ein Hysteresediagramm und seine Veränderungen durch Imprint,
Figuren 2A - 2C Diagramme zur Erläuterung eines erfin- dungsgemaßen Schreibverfahrens und
Figuren 3A - 3D Diagramme zur Erläuterung eines erfin- dungsgsmaßen Lese-Schreibverfahrens .
In Figur 1 ist eine Hysteresekurve für ein ferroelektrisches Dielektrikum des Speicherzellenkondensators dargestellt, wobei eine Polarisierung P über einer von außen angelegten Spannung UF aufgetragen ist. Ein positiver Remanenzwert bei der Spannung UF = 0 wird mit A und ein negativer Remanenzwert bei der Spannung UF = 0 ist mit D bezeichnet. Ein positiver Sattigungswert ist mit B und ein negativer Sattigungswert ist mit C bezeichnet. Ein nicht schaltenαer Übergang NS findet beispielsweise zwischen den Punkten A und B und ein schalten- der Übergang S findet beispielsweise zwischen den Punkten D und B statt, wobei beim nichtschaltenden Übergang eine geringere Ladungsmenge verschoben wird als beim schaltenden Übergang. Darüber hinaus kommt m Figur 1 zum Ausdruck, daß die Hysteresekurve m Richtung negativer spannungswerte verscho- ben wird, sofern überwiegend positive Polarisationswerte auftreten und daß die Hysteresekurve m Richtung politiver Span- nungs verschoben wird, sofern überwiegend negative Polarisationswerte auftreten. Das bedeutet, daß mit zunehmender Alterung des Speicherbausteins das Signal, das durch den Lesever- starker bewertet wird, abnimmt oder daß es im Extremfall sogar zu einer Fehlbewertung des ausgelesenen Signals kommt. Ein weiteres Problem stellt die mit dem Imprint verbundene Verschiebung der Koerzitivspannungen, also bei Spannungen, bei denen die Hysterese die Polarität 0 aufweist, dar. Um das ferroelektrische Material genügend weit m die Sättigung treiben zu können, muß die angelegte Spannung die Koerzitiv- spannung um einen bestimmten Faktor übersteigen, z. B. um den
Faktor 2. Wird der Betrag einer Koerzitivspannung durch Imprint stark erhöht, so tritt bei Niederspannungsanwendungen durchaus auf, daß die an den ferroelektrischen Kondensator angelegte Spannung UF nicht mehr ausreicht, das Material in die Sättigung zu treiben. Dies bedeutet, daß ein bestimmter remanenter Zustand A oder D nicht mehr zuverlässig in den Speicherkondensator eingeschrieben werden kann, was ebenfalls zu einer Fehlbewertung beim Lesen des Kondensators führen kann.
Figur 2A zeigt den zeitlichen Verlauf der Spannung UF beim erfindungsgemäßen Einschreiben des Zustandes A ausgehend von einem beliebigen Zustand X. Hierbei werden entsprechend der Bezeichnungen von Figur 1 die Zustände C, D, B und schließ- lieh A ausgehend vom Zustand X der Reihe nach eingenommen.
Entsprechend ist in Figur 2B der zeitliche Verlauf der Spannung UF zum Einschreiben des Zustandes D gezeigt, wobei ausgehend vom beliebigen Zustand X die Zustände B, A, C und D der Reihe nach eingenommen werden. Entsprechend dem Diagramm von Figur 1 ist die Spannung in UF im Zustand C negativ und im Zustand B positiv.
In Figur 2C ist das Schreibverfahren unabhängig vom einzuschreibenden Zustand in drei Abschnitte I-III eingeteilt, wo- bei im Schritt I ein Einschreiben einer komplementären Information zur Beseitigung der Materialalterung in Bezug auf Imprint erfolgt, wobei im zweiten Schritt ein Einschreiben der eigentlichen Information und wobei im Schritt III eine Rückkehr zur Spannung UF = 0 erfolgt, um die remanenten Zustände A bzw. D zu erreichen und um einen statischen Imprint zu vermeiden.
In Figur 3A ist der Verlauf von UF zum Lesen und Zurückschreiben des Zustandes A dargestellt. Um den Zustand des Ma- terials zu lesen, wird es zuerst in positive Sättigung, also in den Zustand B, gebracht, wo eine Bewertung der geflossenen Ladung durch einen Leseverstärker erfolgt, wobei der Zustand
A aufgrund der im nichtschaltenden Übergang NS fließenden geringeren Ladung als beim schaltenden Übergang S den Zustand A als gespeicherten Zustand erkennt. Um den Imprint zu beseitigen, wird nun durch eine negative Spannung UF der Zustand C eingenommen. Um nun den Ausgangszustand A wieder zurückzuschreiben, wird nun mit einer positiven Spannung UF der Zustand B eingenommen, der nach dem Absinken von UF auf OV in den Zustand A endet.
In Figur 3B ist der zeitliche Verlauf der Spannung UF zum Lesen und Zurückschreiben des Zustandes D dargestellt. Um den Zustand des Materials im Zellenkondensators zu lesen, wird es zuerst in die positive Sättigung, also in den Zustand B, gebracht, wobei die positive Sättigung gleichzeitig den Imprint im Material beseitigt, da die positive Sättigung komplementär zur vorher gespeicherten negativen Remanenz, also dem Zustand D, ist. Im Zustand B erfolgt die Bewertung der geflossenen Ladung, wobei aufgrund der im schaltenden Übergang S größeren Ladungsmenge als beim nichtschaltenden Übergang NS der Zu- stand D als gespeicherter Zustand erkannt wird. Um die zerstörte Information, also den Zustand D, wieder zurückzuschreiben, wird durch einen negativen Wert von UF der Zustand C eingenommen, der nach dem Absinken von UF auf OV im Zustand D endet.
Um den Lesevorgang für beide Ausgangszustände A und D vorteilhafterweise gleich gestalten zu können, wird, wie in Figur 3C gezeigt, das Zurückschreiben der Information über die negative Sättigung, also den Zustand C, um eine Zyklusperiode verlängert und der gesamte Lesevorgang kann für beide Ausgangszustände A und D, wie in Figur 3D gezeigt, in vier gleich lange dauernde aufeinander folgende Abschnitte I ... IV eingeteilt werden.
Im Schritt I erfolgt ein Auslesen und Bewerten der Information im Zustand B, wobei gleichzeitig eine Beseitigung des Im- prints erfolgt, falls der Ausgangszustand D war. Im Schritt
II wird der ' Imprint beseitigt für den Fall, daß der Ausgangszustand A war oder die Information zurückgeschrieben, falls der Ausgangszustand B war. Im Schritt III erfolgt für beide Ausgangszustände, also für den Zustand A oder D ein Zurück- schreiben der Information. Im Schritt IV erfolgt schließlich ein Absenken der Spannung am ferroelektrischen Kondensator auf UF - OV zur Vermeidung eines statischen Imprints.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann nicht nur mit dem positi- ven Sättigungszustand B, sondern auch mit dem negativen Sättigungszustand C erfolgen, wobei die Spannungsverläufe zum Schreiben und Lesen lediglich ein anderes Vorzeichen aufweisen.
Im Idealfall ist der Betrag der Spannung UF im Zustand B und im Zustand C gleich groß und führt zur größten Reduzierung bzw. zu einer Verhinderung des dynamischen Imprints.