Selbstklebender Indikator
Die Erfindung betrifft einen selbstklebenden Indikator.
Aus der Praxis sind Indikatoren für die verschiedensten Zwecke bekannt. Die meisten handelsüblichen Indikatoren liegen als Losung vor, die in die zu untersuchende Substanz hineingegeben oder dort aufgebracht werden kann. Ein Beispiel für einen weithin bekannten Indikator ist das Phenolphthalem, das bei Erreichen eines bestimmten pH-Werts einen Farbumschlag zeigt. Es sind außerdem Indikatoren bekannt, die aus einem Tragermaterial gefertigt sind, das mit einer entsprechenden Indikatorlosung getrankt ist. Diese Indikatoren werden zur Durchfuhrung einer bestimmten Untersuchung in die in Losung befindliche, zu untersuchende Substanz eingetaucht oder damit benetzt. Bekannte Ausführungsformen dieser Indikatoren sind das pH-Papier sowie Indikatorstabchen zur Urinuntersuchung.
Außerdem sind aus der DE 30 07 744 klebende Indikatorpasten bekannt, die, auf ein Tragermaterial aufgetragen, Nachweise ermöglichen. Derartige Indikatorpasten verlieren beim anschließenden Trocknungsvorgang ihre Klebeeigenschaften.
Weiterhin ist aus der DE 39 13 868 Cl ein selbstklebender Teststreifen bekannt, der die Reagenzien und/oder Indikatoren
nicht im Klebstoff, sondern auf der nichtklebenden Folienruckseite vorhält.
Der Einsatz der bekannten Indikatoren zur Untersuchung von Substanzen ist im wesentlichen auf flussige Substanzen beschrankt, die in handhabbarer Form, beispielsweise in Reagenzglasern etc. vorliegen. Der Einsatz von Indikatoren unter weniger standardisierten Bedingungen ist kaum möglich. Insbesondere sind bislang keine Indikatoren bekannt, die auf die menschliche Haut oder auf sonstige Gegenstande vorübergehend oder dauerhaft aufgebracht werden können, um dort quasi m situ bestimmte Substanzen oder physikalisch¬ chemische Zustande anzuzeigen.
Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, einen selbstklebenden Indikator zu schaffen, der neuartige Anwendungsmoglichkeiten für Indikatoren eröffnet. Diese Aufgabe wird von einem selbstklebenden Indikator mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelost.
Weil der Indikator einen dünnen, beispielsweise folienartigen oder blattartigen Trager, eine einseitig auf dem Trager angeordnete Klebeschicht, wenigstens eine Indikatorsubstanz, die der Klebeschicht zugeordnet ist und zumindest bereichsweise durch den Trager sichtbar ist, aufweist, kann der Indikator an eine weitgehend beliebige Stelle geklebt werden. Die der Klebeschicht zugeordnete Indikatorsubstanz kann in Wechselwirkung mit dem beklebten Substrat treten und in Abhängigkeit von den auf dem Substrat befindlichen Stoffen oder den aus dem Substrat austretenden Stoffen beispielsweise einen Farbumschlag anzeigen. Weil der Indikator durch den Trager sichtbar ist, besteht die Möglichkeit, den Zustand des Indikators von außen durch Betrachtung oder Messung zu bestimmen. Auf diese Weise werden zumindest qualitative Aussagen über das Vorhandensein gewisser Stoffe möglich, es sind aber auch quantitative Nachweismethoden denkbar.
Eine besonders einfache Bestimmung des Indikatorzustandes ist möglich, wenn der Indikatornachweis auf einer Änderung der optischen Eigenschaften der Indikatorsubstanz basiert. Es ist dabei vorteilhaft, wenn die optischen Eigenschaften des Trägers so gestaltet sind, daß die Indikatorsubstanz mikroskopisch durch das Trägermaterial hindurch untersuchbar bleibt. Eine einfache Auswertung des Indikatorzustandes und damit der gewünschten Information ist möglich, wenn der Träger eine auf den Änderungsbereich der optischen Eigenschaften der Indikatorsubstanz abgestimmte Vergleichsskala trägt. Durch einfachen Vergleich zwischen dem Zustand der Indikatorsubstanz und der auf dem Träger angebrachten Skala ist dann zumindest ein halbquantitativer Meßwert zu erhalten.
Je nach Indikatorsubstanz kann eine vorteilhafte, gleichmäßige Wirkung eintreten, wenn die Indikatorsubstanz im wesentlichen homogen in die Klebstoffschicht eingemischt ist. Es kann jedoch auch erforderlich sein, daß die Klebstoffschicht beispielsweise als offenporiger Schaum ausgeführt ist, auf dessen großer Oberfläche die Indikatorsubstanz oberflächlich aufgebracht ist. In einem solchen Fall steht im Verhältnis zur Größe des selbstklebenden Indikators eine sehr große Fläche mit Indikatorsubstanz zur Verfügung, die ohne weiteres für die zu untersuchenden Stoffe zugänglich ist. Der selbstklebende Indikator wird auch bei Indikatorsubstanzen, die gegen äußere Einflüsse empfindlich sind, auf Dauer haltbar, wenn die Indikatorsubstanz in dauerhafter, bei Bedarf freisetzbarer Form der Klebeschicht zugeordnet ist. Vorteilhaft ist die Einbringung der Indikatorsubstanz in Mikrokapseln, die zur Freisetzung der Indikatorsubstanz zerdrückt werden können. Wenn die Klebeschicht mehrere Bereiche mit wenigstens zwei verschiedenen Indikatorsubstanzen nebeneinander aufweist, ist der simultane Test auf verschiedene zu untersuchende
Substanzen möglich. Der Trager kann vorteilhaft aus einer Kunststoffolie gefertigt sein, die als Band oder als Klebepad ausgeführt ist. Derartige Kunststoffolien können von großer mechanischer Stabilität und günstigen optischen Eigenschaften sein. In gewissen Fällen ist es aber auch vorteilhaft, daß der Trager aus einem Gewebe, beispielsweise einem Textil- oder Metallgewebe gefertigt ist. Das Gewebe kann aus Naturfasern gefertigt sein, wenn die Anwendung von Kunststoffen nicht erwünscht ist. Bei prinzipiell undurchsichtigen Materialien kann dann der mit der Indikatorsubstanz versetzte Klebefilm durch die Maschen des Gewebes erkennbar gemacht werden.
Je nach Trägermaterial ist der Trager bevorzugt durchsichtig oder mit Durchbruchen versehen.
Die Klebeschicht kann zur Verbesserung der Handhabbarkeit im unbenutzten Zustand mit einer abziehbaren Schutzfolie versehen sein. Diese Schutzfolie kann sowohl gegenüber mechanischen Beeinträchtigungen der Klebeschicht als auch gegenüber vorzeitig in Gang gesetzten Reaktionen mit der Indikatorsubstanz schützen.
Vorteilhafte Anwendungsmoglichkeiten ergeben sich, wenn die Indikatorsubstanz zur Anzeige von pH-Werten, zum Nachweis von Metaboliten, zur Anzeige von Peptiden, insbesondere Proteinen oder zur Anzeige von Kohlenhydraten geeignet ist. Wenn die Indikatorsubstanz zur Anzeige von Glucose geeignet ist, ergeben sich vorteilhafte medizinische
Anwendungsmoglichkeiten. Wenn die Indikatorsubstanz zur Anzeige von Lipiden geeignet ist, sind insbesondere kriminaltechnische und forensische Anwendungen bevorzugt möglich. Schließlich kann die Indikatorsubstanz zur Anzeige von Nuclemsauren, zur Anzeige von Antigen- /Antikörperreaktionen, zur Anzeige von elektromagnetischer Strahlung, zur Anzeige von biologischem Wachstum oder zur
Anzeige von toxischen Substanzen geeignet sein. Auch für diese Nachweisreaktionen ergeben sich
Anwendungsmoglichkeiten, die gegenüber den bisherigen Indikatoren ausgesprochen vorteilhaft sind. Besonders spezifische oder besonders empfindliche Nachweise sind möglich, wenn die Indikatorsubstanz mehrere im Gebrauch miteinander reagierende Komponenten enthalt. Dabei kann die Indikatorsubstanz zur Verbesserung der Dauerhaltbarkeit auch so gewählt werden, daß sie erst nach Freisetzung mit dem Luftsauerstoff oder der Luftfeuchtigkeit reagiert und dadurch aktiv wird.
Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung anhand der Zeichnungen sowie anhand von mehreren Beispielen erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen erfindungsgemäßen selbstklebenden Indikator in Ausführungsform als rechteckiges Pflaster;
Fig. 2 einen erfindungsgemaßen selbstklebenden Indikator bei seiner Anwendung als Diagnosehilfe bei dermatologischen Untersuchungen auf dem Unterarm eines Patienten; sowie
Fig. 3 einen erfindungsgemaßen Indikator in einer Ausführungsform zum Nachweis von aus Mobein austretenden, gasförmigen Schadstoffen.
In der Figur 1 ist ein erfindungsgemaßer Indikator insgesamt mit 1 bezeichnet. Der Indikator 1 weist einen rechteckigen, folienartigen Trager 2 auf, der einseitig eine Klebeschicht 3 tragt. Die Klebeschicht 3 ist in der Figur 1 an der Unterseite des Trägers 2 angeordnet, wahrend sie durch den transparenten Trager hindurch sichtbar ist, was in der Figur 1 mit 4 angedeutet ist. Zur Herstellung der Klebstoffschicht werden handelsübliche Haftklebstoffe auf Acrylsaureesterbasis, andere Haftklebstoffe, Wollwachse,
Klebrigmacher und gegebenenfalls Hilfsstoffe bedarfsgemäß miteinander vermischt und auf einen Trager aufgebracht.
Die Klebeschicht 3 tragt die in der Figur nicht dargestellte Indikatorsubstanz. Um einen im aufgeklebten Zustand des Indikators 1 unbefestigten Rand zu vermeiden, ist außerhalb der Klebeschicht 3 ein Rand 5 des Tragers ebenfalls mit einer Klebeschicht versehen, die jedoch keine Indikatorsubstanz tragt.
In der Figur 2 ist stilisiert em Arm 10 eines Patienten dargestellt, auf den im Bereich des Unterarms ein erfindungsgemäßer Indikator 1 aufgeklebt ist. Die von außen sichtbare Klebeschicht 3 steht mit der Haut des Patienten in Kontakt. Falls der Patient flächige Hauterkrankungen aufweist, kann die mit einem geeigneten Indikator für Stoffwechselprodukte der erkrankten Hautpartien oder für den pH-Wert der Hautpartien versehene Klebeschicht in einem bei 11 angedeuteten Bereich das Vorhandensein einer bestimmten Hautkrankheit, die flachenmäßige Ausdehnung dieser Hautkrankheit sowie sonstige Parameter der erkrankten Bereiche anzeigen. Verschiedene Hautkrankheiten, bei denen hinsichtlich der Ursachen und der Wirkungsweisen noch Aufklarungsbedarf herrscht, können mit den erfindungsgemaßen Indikatoren auf diese Weise einfach, zuverlässig und mit einer gewissen Ortsauflösung untersucht werden.
In der Figur 3 ist eine Ecke eines Möbelstücks dargestellt, das in abgebrochener Darstellung eine Seitenwand 15 und eine Deckenwand 16 aufweist. Die beiden Wände stoßen in einer Fuge 17 aneinander. Von außen ist ein selbstklebender Indikator auf die aneinander angrenzenden Oberflächen der Wände 15 und 16 aufgeklebt, und zwar derart, daß die Fuge 17 überdeckt wird. Wenn zur Herstellung des Möbelstucks Spanplatten verwendet wurden, die mit einer Oberflachenbeschichtung aus Kunststoff versehen sind, so treten verdampfende, also
gasförmige Schadstoffe bevorzugt in den Bereichen aus den Materialien aus, die nicht mit einer Oberflächenversiegelung versehen sind, also an den Fugen. Beispielsweise sind in der Vergangenheit zur Herstellung von Möbelstücken Spanplatten unter Verwendung des Lösungsmittels Formaldehyd hergestellt worden, deren Emissionswerte die in Wohn- und Arbeitsräumen zulässigen Grenzwerte bei weitem überschritten haben. Ein solches Austreten von Formaldehyd aus der Fuge 17 zwischen den Wänden 15 und 16 des Möbelstücks kann durch eine Verfärbung des selbstklebenden Indikators bei 18 zumindest qualitativ nachgewiesen werden.
Im folgenden werden verschiedene Beispiele für Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Indikators aufgeführt. Der erfindungsgemaße selbstklebende Indikator kann zur Umweltanalytik oder zur Diagnose von Hautkrankheiten mit einer Indikatorsubstanz ausgestattet werden, die pH-Werte anzuzeigen vermag. Hierzu sind aus der Chemie verschiedene Indikatoren bekannt, deren Farbumschlag innerhalb eines eng umrissenen pH-Bereichs liegt. So hat beispielsweise Bromphenolblau einen Farbumschlag bei pH = 4, Bromphenolrot bei pH = 6, Phenolrot bei pH = 8 und Phenolphthalein bei pH = 10. Verschiedene marktübliche Universalindikatoren sind auch zur Anzeige eines weiten pH-Bereichs verwendbar. So kann z. B. die Klebeschicht mit einer Indikatormischung nach Yamada versetzt werden, die im Bereich zwischen pH = 4 und pH = 10 verschiedene Farben annimmt. Zur optischen oder maschinellen Auswertung der Anzeige ist in diesem Fall der Aufdruck einer Vergleichsskala auf dem Trägermaterial des Indikators sinnvoll.
Bei Patienten, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, steigt bei einer Insulinunterversorgung der Glucosegehalt des Blutes stark an. Die Messung des Glucosegehaltes des Blutes ist derzeit nur mit Methoden möglich, bei denen Blut aus dem Körper entnommen wird. Dieser Vorgang ist für den Patienten
unangenehm, selbst, wenn es sich nur um die Gewinnung eines Blutstropfens aus dem Finger handelt. Hier können erfindungsgemäße selbstklebende Indikatoren eingesetzt werden, die in der Nähe von Blutgefäßen auf die Haut aufgeklebt werden und den klinisch relevanten Metaboliten Glucose über einen spezifischen enzymatischen Nachweis anzeigen. Beispielsweise ist ein probater spezifischer Nachweis mittels Glucose-Oxidase, Peroxidase und einem geeigneten Elektronenakzeptor für die Peroxidase möglich. Sobald der Glucosegehalt im Blut des Patienten zu hoch wird, kann der selbstklebende Indikator über die Nachweisreaktion einen Farbumschlag anzeigen, so daß der Patient eine Information darüber enthält, wann Insulin extern zugeführt werden muß.
Peptidische Verbindungen lassen sich direkt mittels der Biuret-Reaktion nachweisen, bei der Kupfer-II-Ionen zu Kupfer-I reduziert werden. Als Komplexbildner und zur Stabilisierung und Sichtbarmachung der Kupfer-I-Ionen ist heute die Bicinchonsäure bewährt. Gegebenenfalls ist eine Wärmebehandlung zum Erreichen einer ausreichenden Empfindlichkeit durchzuführen. Freie Äminogruppen von
Peptiden und Proteinen, also entweder die endständigen α- Aminogruppen oder Äminogruppen in den Seitenketten von Diaminosäuren, wie Lysin, reagieren auch zu Schiff sehen Basen und lassen sich so mit entsprechenden farbgebenden Reagenzien nachweisen, die eine Aldehydgruppe enthalten. Für besondere Subspezies von Peptiden bzw. Proteinen gibt es besondere Nachweisreaktionen:
Proteine mit einer Enzymaktivität lassen sich durch Ausnutzung dieser Aktivität nachweisen, indem sie zur Umsetzung eines chromogenen Substrates herangezogen werden. Beispielsweise kann Hämoglobin durch seine Peroxidase- Akivität Benzidin in Anwesenheit von Wasserstoffperoxid zu
einem dunkelbraunen Produkt umsetzen. Auf diesem Wege lassen sich Blutspuren relativ sicher identifizieren.
Glycopeptide/Glycoproteme lassen sich mittels einer Schiff- Base-Reaktion nachweisen, gegebenenfalls nach einer Peπodatoxidation. Das Schiff-Reagenz zum Nachweis von Aldehyden muß ein farbgebendes Reagenz mit einer Ammo- oder Hydrazingruppe sein. Bewahrt ist hier Fuchsin-schweflige Saure. Weiterhin laßt sich letztlich jedes Peptid oder Protein mittels durch Immunisierung gewonnene Antikörper spezifisch nachweisen. Derart ausgestattete selbstklebende Indikatoren sind als mikroskopischer Nachweis von Partikel wie z. P. Pilzhyphen und Spermien geeignet.
Lipide lassen sich durch Färbung mit einem fettloslichen Farbstoff nachweisen, der in den Indikator eingebracht ist. Diese Farbstoffe können beispielsweise mit den Fettspuren von Fingerabdrucken spezifisch reagieren und dadurch nicht nur das Vorhandensein von Fingerabdrucken, sondern auch deren geometrische Form anzeigen. Als fettlosliche Farbstoffe kommen beispielsweise Sudanrot G oder Sudan III in Frage.
Zum mikroskopischen Nachweis von kohlehydrathaltigen Partikeln wie z. B. Starke, Pollen, Pilzen und Blut ist der Nachweis von Kohlehydraten erwünscht. Kohlehydrate mit einer freien Aldehydgruppe lassen sich allgemein durch em Reagenz auf Aldehydgruppen nachweisen. Bewährt sind beispielsweise Fehlmg' sches Reagenz, Schiff sehe Basenreaktion oder die Reaktion mit einem Hydrazin zu einem farbigen Hydrazon. Nötigenfalls können Kohlehydrate ohne freie Aldehyde durch eine limitierte Periodatoxidation aktiviert werden und anschließend mit einem Aldehydreagenz nachgewiesen werden. Bestimmte Kohlehydrate lassen sich spezifisch auch enzymatisch nachweisen. Beispielsweise ist ein bewahrter spezifischer Nachweis von Glucose mittels Glucose-Oxidase möglich. Em spezifischer Nachweis von Kohlehydraten ist auch
mit Hilfe von sogenannten Lektinen möglich, die ähnlich wie Antikörper in hochspezifischer Weise mit definierten Kohlehydratverbindungen reagieren. Auf diesem Wege läßt sich beispielsweise selbst die Blutgruppe von Blutspuren feststellen, wenn die verwendeten Lektine mit einem Enzym wie z. B. Peroxidase gekoppelt sind. Es kann in solchen Fällen erforderlich sein, die zu untersuchenden Proben zunächst mit einem selbstklebenden Indikator 1 für eine erste Reaktionsstufe aufzunehmen, die mit einem Indikator reagierende Substanz dann mit einem zweiten Indikator abzunehmen, auf dem eine weitere Stufe der Nachweisreaktion erfolgt. Sodann wird ein dritter selbstklebender Indikator über die Reaktionszwischenprodukte geklebt, in dem dann letztlich die optisch wirksame Reaktion mit einem chromogenen Substrat erfolgt.
Nucleinsäuren lassen sich spezifisch durch solche Farbstoffe nachweisen, die zwischen den Basen der RNA bzw. den Basenpaaren der DNA interkalieren. Bewährt ist die Färbung mit Ethidiumbromid, das nach Bindung an Nucleinsäuren eine rote Fluoreszenz zeigt, oder Acridinorange, das mit RNA eine rote und mit DNA eine grüne Fluoreszenz zeigt. In diesem Fall ist sogar eine Unterscheidung zwischen RNA und DNA möglich. Für die Auswertung dieser Substanzen ist UV-Strahlung notwendig. Es stehen aber auch Farbstoffe als Indikatorsubstanz zur Verfügung, die auch bei sichtbarem Licht ausgewertet werden können. Diese Indikatorsubstanzen sind außerdem weniger toxisch als Ethidiumbromid oder Acridinorange.
Zur Untersuchung wird ein selbstklebender Indikator mit seiner Klebeschicht auf das zu untersuchende Material aufgebracht. Die der Klebeschicht zugeordneten Indikatorsubstanzen reagieren mit der Probe und können dann gegebenenfalls unter UV-Licht ausgewertet werden. Hierzu kann der selbstklebende Indikator von der untersuchten Substanz
oder dem untersuchten Substrat abgezogen werden. Es ist aber auch möglich, den selbstklebenden Indikator an seinem Einsatzort zu belassen und dort auszuwerten.
Wenn Träger und Klebeschichten mit Brechungsindizes nahe dem des Glases verwendet werden, ist auch eine mikroskopische Auswertung der gefärbten Probe ohne Entfernen des Klebefilmes denkbar. Die optischen Eigenschaften sind dann so zu wählen, daß sie mit der Optik eines mikroskopischen Untersuchungsgeräts kompatibel sind.
Antigen/Antikörperreaktionen ermöglichen den Nachweis eines außerordentlich breiten Spektrums an Zielsubstanzen, erfordern jedoch derzeit noch eine mehrstufige Reaktion und legen damit eine technische Realisierung mit mehreren Indikatorschichten unterschiedlicher Zusammensetzung nahe. Ein erster selbstklebender Indikator enthält einen monoklonalen Antikörper oder ein polyklonales Antikörpergemisch, das gegen die Zielsubstanz gerichtet ist. Der erste selbstklebende Indikator wird auf die zu untersuchende Fläche aufgeklebt und nach einer angemessenen Reaktionszeit mit dort vorhandener Zielsubstanz wieder abgezogen und auf einen zweiten selbstklebenden Indikator aufgebracht. Der zweite selbstklebende Indikator enthält einen zweiten monoklonalen Antikörper oder auch polyklonale Antikörper gegen die Zielsubstanz. Dieser zweite Antikörper ist kovalent an ein Enzym gekoppelt, das im dritten Schritt die Farbreaktion bewerkstelligt. Dazu wird der erste selbstklebende Indikator nach einer angemessenen Reaktionszeit von dem zweiten selbstklebenden Indikator abgehoben und auf einen dritten selbstklebenden Indikator übertragen. Der dritte selbstklebende Indikator enthält schließlich ein Substrat für das Enzym. Im Falle der Peroxidase als Nachweisenzym ist beispielsweise Wasserstoffperoxid und Diaminobenzidin vorgesehen. Das Diaminobenzidin wird durch eine Peroxidaseeinwirkung zu einem
dunkelbraunen Produkt umgesetzt. Andere farbgebende Substrate für die Peroxidase wie z. B. 4-Chlornaphthol, Tetramethylbenzidin, etc. oder andere Enzyme wie z. B. alkalische Phosphatase, ß-Galaktosidase etc. mit ihren spezifischen Substraten 5-Chlor-4-brom-l-naphthyl-phosphat bzw. -ß-D-galaktosid sind möglich.
Ein Vorteil dieser Anwendung liegt in der Möglichkeit, auch eine quantitative Auswertung der Färbung mittels eines Photometers vorzunehmen oder den selbstklebenden Indikator zur Dokumentation und zur semiquantitativen Auswertung auf ein weißes Papier aufzukleben.
Die Zielsubstanz, gegen die die Antikörper im ersten selbstklebenden Indikator gerichtet sind, können beispielsweise die Allergene der Hausstaubmilbe oder Pollenallergene sein. Einsetzbar wären auch Antikörper gegen Blutgruppenantigene, um so beispielsweise die Identität von Blutspuren festzustellen. Es ist auch der Nachweis von abiogenen Substanzen wie etwa Nitrophenol möglich.
Als ein Beispiel für umweltrelevante Chemikalien ist der Nachweis von Formaldehyd interessant. Die Indikatorsubstanz ist dabei nach einem Ausführungsbeispiel Fuchsin-schweflige Säure, die in die Klebeschicht eingebracht ist. Nach Einwirkung von Aldehyden ist ein Farbumschlag von farblos nach rot erfolgt. Wenn der spezifische Nachweis von Formaldehyd gewünscht ist, kann durch anschließend Aufbringen des selbstklebenden Indikators auf einen zweiten, salzsäurehaltigen Träger ein spezifischer Farbumschlag nach blau nachgewiesen werden.
Weitere Möglichkeiten eines Nachweises umweltrelevanter Chemikalien liegen in der Nachweisreaktion von Schwermetallionen mittels farbgebender Komplexbildner, die der Klebeschicht des selbstklebenden Indikators zugeordnet
sind. So bilden etwa Quecksilber (-II) -Ionen mit Dithizon einen gelben Niederschlag oder Eisen (-II bzw. -III) -Ionen mit Hexacyanoferrat einen blauen Niederschlag, der auch als Berliner Blau bzw. Turnbulls Blau bekannt ist.
Ein Nachweis von mikrobieller Kontamination läßt sich durch die Einbringung eines spezifischen Nährmediums in die Klebeschicht des selbstklebenden Indikators bewerkstelligen. Die Kontaminanten können von den zu untersuchenden Flächen direkt mittels des selbstklebenden Indikators abgenommen werden, der danach inkubiert werden kann. Für medizinisch relevante Keime ist in der Regel eine Inkubation bei 37 °C erforderlich. Die Spezifität des Nachweises kann durch die Wahl eines Selektiv-Nährmediums erreicht werden, das entweder nur das Wachstum spezifischer Keime zuläßt oder nur bei Annwesenheit spezifischer Keime eine typische, optisch erkennbare Reaktion in der Indikatorsubstanz der Klebeschicht durchführt. Eine Vielzahl solcher Medien ist heute bekannt. So ist beispielsweise der Wasserblau-Metachromgelb-Lactose- Agar (Gassner-Nährboden) zum spezifischen Nachweis von Enterobakterien aus Lebensmitteln oder der Lysin-Eisen-Agar zum Nachweis von Salmonellen bekannt.
Biologisches Wachstum läßt sich mit erfindungsgemäßen selbstklebenden Indikatoren aber auch in anderer Form anzeigen. Dabei ist nach einem Ausführungsbeispiel die Klebeschicht mit einem Vitalfarbstoff versehen, der die Auswertbarkeit mit optischen Methoden sicherstellt. So ist beispielsweise das nur in lebenden Zellen zu gelbgrüner Fluoreszenz gebrachte Fluoreszeindiacetat oder das nur in toten Zellen rot fluoreszierende Trypanblau in die Klebeschicht einzuarbeiten. Als Alternative zu Trypanblau ist als Indikatorsubstanz Evans Blue möglich. Auch Kombinationen von verschiedenen Farbstoffen können in die Klebeschicht als Indikatorsubstanz eingebracht werden.
Auf diese Weise können hygienerelevante Keime in Kliniken und in der Lebensmittelhygiene untersucht werden. Es ist der Nachweis in Gestalt von Kulturen und als Direktnachweis möglich, je nach nachzuweisenden Kontaminanten und der gewählten Indikatorsubstanz.