Beschreibung
Verfahren zum Betrieb eines mehrstufigen Verdichters
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines mehrstufigen Verdichters mit einer Überwachung der Pumpgrenze bei dem mindestens eine während des Betriebs gemessene erste Messgröße mit einer Referenzgröße verglichen wird, welche Re- ferenzgröße charakteristisch für das Erreichen der Pumpgrenze oder einen bestimmten Abstand zu des Betriebspunktes zu der Punktgrenze ist. Daneben betrifft die Erfindung einen mehrstufiger Verdichter mit einem Auswertemodul zur Überwachung des Erreichens der Pumpgrenze oder eines bestimmten Abstands zur Pumpgrenze mit einer Messvorrichtung zum Erfassen einer ersten Messgröße während des Betriebes, welches Auswertemodul derart ausgebildet ist, dass es die erste Messgröße mit einer Referenzgröße vergleicht, welche Referenzgröße charakteristisch für das Erreichen der Pumpgrenze oder einen bestimmten Abstand zur Pumpgrenze ist.
Die Pumpgrenze eines Verdichters bezeichnet einen Übergang von einer aerodynamisch stabilen zu einer aerodynamisch instabilen Betriebsweise, wobei unter einer Stabilität das Strömen eines Prozessfluids in die vorgesehene Strömungsrichtung verstanden wird. Mit dem Eintritt des Pumpens bei einem Verdichter treten beträchtliche Rückströmungen auf, die Druckschwankungen und Temperaturerhöhungen verursachen, welche bereits nach verhältnismäßig kurzer Betriebsdauer in die- sem Zustand zu Schäden führen. Das Erreichen der Pumpgrenze ist - selbst für einen unerfahrenen Betreiber - deutlich wahrnehmbar, da die Druckschwankungen erhebliche Schwingungen verursachen, deren Geräusche den Pegel des üblichen Betriebes übersteigen .
Der Betrieb eines Turboverdichters erfordert daher Maßnahmen, welche das Erreichen der Pumpgrenze vermeiden und den Zustand des Pumpens auf möglichst kurze Zeitabschnitte begrenzen.
Dementsprechend hält die Regelung eines Verdichters stets einen definierten Sicherheitsabstand zu einer Pumpgrenze des Betriebskennfeldes. Zusätzlich ist in der Regel ein Pumpgrenzregelventil vorgesehen, das am Austritt des Turbover- dichters ein Absenken des Druckes ermöglicht, wenn ein bestimmter Abstand zu der Pumpgrenze unterschritten wird oder das Pumpen bereits eingetreten ist. Der Zustand des Pumpens beziehungsweise eine enge Nähe zu der Pumpgrenze ist charakterisiert durch einen reduzierten Massen-, Mengen- bezie- hungsweise Volumenstrom des zu fördernden Prozessgases und mit einem korrespondierenden Druckverhältnis über den Verdichter .
Herkömmliche Strategien zur Überwachung der Pumpgrenze bezie- hungsweise zum Vermeiden des Pumpens sind bereits in der DE 27 30 789 C2, der DE 42 02 226 C2 oder der DE 43 16 202 C2 beschrieben. Die dortigen Verfahren sehen z.B. vor, dass ein Eingangsdruck in ein Verhältnis zu einem Ausgangsdruck eines mehrstufigen Verdichters gesetzt wird und ggf. noch ein VoIu- menstrom und eine Temperatur des Prozessgases entlang des
Verdichtungspfades, vorzugsweise nach einer Zwischenkühlung aufgenommen werden und diese Messgrößen der Ermittlung einer Pumpgrenze der Maschine zu dem aktuellen Betriebspunkt zugrunde gelegt werden.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass derartige Ermittlungen ungenau sind und diese herkömmlichen Überwachungsverfahren einen verhältnismäßig großen Sicherheitsabstand zu der Pumpgrenze erfordern, der den zur Verfügung stehenden Betriebsbereich des Turboverdichters ungünstig einschränkt. Wird dieser Sicherheitsbereich verringert, kommt es in bestimmten Betriebs- zuständen zu hohen Belastungen des Turboverdichters in Folge des Pumpens, so dass die mechanische Integrität gefährdet ist .
Die Erfindung hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, ein Verfahren der eingangs genannten in der Art zu verbessern, dass
der Betriebsbereich des Turboverdichters vergrößert wird ohne die Sicherheit gegen das Pumpen zu beeinträchtigen.
Die erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe schlägt ein Verfahren zum Betrieb eines Turboverdichters der eingangs genannten Art vor, bei dem zusätzlich die kennzeichnenden Merkmale des Hauptanspruchs vorgesehen sind. Daneben wird ein mehrstufiger Verdichter der eingangs genannten Art mit den zusätzlichen Merkmalen des Anspruchs 15 vorgeschlagen. Die rückbezogenen Unteransprüche beinhalten jeweils vorteilhafte Weiterbildungen .
In der Begriffswelt dieser Patentanmeldung bedeutet das Wort Stufe eine oder mehrere Verdichterstufen, wobei innerhalb der Stufe keine Zwischenkühlung vorgesehen ist. Eine Zwischenkühlung kann eingangs oder ausgangs der Stufe vorgesehen sein. Bei der Stufe gemäß der Erfindung handelt es sich um einen Verdichtungsabschnitt - also eine Druck- beziehungsweise Dichteerhöhung - welche nicht von einer Zwischenkühlung un- terbrochen wird.
Die Lage der Pumpgrenze zwischengekühlter Verdichter wird eindeutig durch beispielsweise Saugdruck, Saugtemperatur, Rückkühltemperaturen und die Positionen verstellbarerer Ein- trittsleitapparate bestimmt. Andere Parameterkonstellationen sind ebenfalls geeignet, die Lage der Pumpgrenze eindeutig zu bestimmen .
In der Regel weisen gattungsgemäße Verdichter ein einziges Pumpgrenzregelventil auf, das von einem Pumpgrenzregler angesteuert wird, der in der bisherigen Praxis auf die Erfassung der Rückkühltemperaturen und die Positionen der Leitapparate verzichtet. Meist ist ein Zusammenhang zwischen Enddruck einer Pumpgrenze und Fördermenge in Form der Regellinie für das Pumpgrenzregelventil hinterlegt. Manchmal ist eine Temperaturkorrektur basierend auf theoretischen Vorhersagen über die Veränderung der Gesamtmaschinenpumpgrenze bei verschiedenen Saugtemperaturen vorgesehen.
Die Vorteile der Erfindung lassen sich schnell erfassen, wenn Beispiele konkreten Betriebes eines Turboverdichters betrachtet werden.
In der Figur 1 sind hierzu anhand des Beispiels eines vierstufigen Verdichters mit verstellbaren Eintrittsleitapparaten IGVl, IGV3 vor einer ersten Stufe 1 und einer dritten Stufe 2 jeweils ein Betriebspunkt OPl, OP2 schematisch illustriert. Vier Stufen STl, ST2, ST3, ST4 eines mehrstufigen Verdichters 5, von denen die erste Stufe 1 und die dritte Stufe 3 jeweils einen Eintrittsleitapparat IGVl, IGV3 aufweisen, werden von einem Prozessfluid PF nacheinander unter Druckerhöhung Δpl, Δp2, Δp3, Δp4 durchströmt. In vier Diagrammen Dl, D2, D3, D4 sind die Kennfelder der Stufen skizziert, wobei auf der Abszisse eine erste Größe £ (V ) aufgetragen ist, welche mit einem Volumenstrom F korreliert, und auf der Ordinate eine zweite Größe f (Δpi) aufgetragen ist, welche mit der Druckerhöhung korreliert. Die Stufen STl, ST3 sind jeweils mit einem Eintrittleitapparat IGVl, IGV3 ausgestattet und weisen ein Kennfeld aus mindestens einer Betriebslinie OPLl - OPL4 mit einer Abhängigkeit von dem Anstellwinkel α des Eintrittsleitapparats IGVl, IGV3 auf, wohingegen diejenigen ohne Eintrittleitapparat IGVl, IGV3 nur ein Kennfeld in Form einer einzel- nen Betriebslinie OPL1-OPL5 aufweisen. Zwischen den Stufen ST1-ST4 und hinter der letzten Stufe ST4 ist jeweils eine Zwischenkühlung ICl, IC2, IC3, IC4 vorgesehen, mittels welcher das Prozessgas im Wärmetausch mit einem Kühlmedium CF abgekühlt wird. Am Ende mit dem niedrigsten Volumenstrom V und dem höchsten Druck der jeweiligen Betriebslinien OPLl -
OPL4 werden diese durch die Pumpgrenze SL beziehungsweise Pumpgrenzlinie beendet. Beispielhaft ist hier ein erster bestimmter Betriebspunkt OPl, in jedem der Diagramme Dl, D2, D3, D4 eingezeichnet, der sich bei einer bestimmten Temperatur TCO des Kühlmediums CF zur Kühlung von den zwischen den einzelnen Stufen 1 bis 4 befindlichen Zwischenkühlungen ICl, IC2, IC3, IC4 ergibt. In dem dargestellten Betriebspunkt OPl wird in der ersten Stufe STl die Pumpgren-
ze SL erreicht. In den übrigen Stufen ist unter diesem Betriebsbedingungen noch ein hinreichender Abstand zu der Pumpgrenze gegeben.
Die gleiche Anordnung mit dergleichen Position der Eintrittsleitapparate IGVl, IGV3 jedoch mit niedrigerer Kühlwassertemperatur TCO wird in einem zweiten Betriebspunkt OP2 gezeigt, so dass die Saugtemperaturen der nach den ersten Stufen nachfolgenden Stufen niedriger als im vorhergehenden Beispiel sind. Unter diesen Bedingungen bestimmt nun die dritte Stufe 3 die Lage der Pumpgrenze SL.
Ähnliche Effekte stellen sich ein, wenn beispielsweise in der Zwischenkühlung ICl- IC4 zwischen der dritten und der vierten Stufe der Kühler verschmutzt ist und die Rückkühltemperatur vor der letzten Stufe höher wird oder die Stellung des beispielsweise zweiten Leitapparats IGVl, IGV3 von der Sollposition abweicht.
Die Erfindung vermeidet durch die individuelle Betrachtung jeder einzelnen Stufe auf das Erreichen der Pumpgrenze hin derartige Effekte und optimiert dementsprechend die Ausnutzung des tatsächlich möglichen Betriebsbereichs ohne das Risiko des Pumpens zu erhöhen. Es zeigt sich sogar, dass die erfindungsgemäß stufenspezifische Überwachung eine höhere Sicherheit gegen das Pumpen bietet.
Zweckmäßig wird als erste Messgröße der Druck vor der jeweiligen Stufe gemessen. Als zweite Messgröße kann die Tempera- tur vor der Stufe ermittelt werden, was die Genauigkeit der Lokalisierung der Pumpgrenze erhöht. Eine besonders günstige Ausführung der Erfindung sieht vor, dass der Volumen-, Massen- oder Mengenstrom des Prozessfluids nur einmal entlang des Strömungspfades, bevorzugt eingangs des Turboverdichters, gemessen wird. Eine höhere Genauigkeit und eine bessere Ausnutzung des Betriebsbereiches lässt sich erreichen, wenn diese Messung, welche regelmäßig als Druckdifferenzmessung über
eine Drossel erfolgt, eingangs oder ausgangs jeder Stufe vorgesehen ist.
Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass jeder Stufe eine eigene Regellinie zugeordnet ist, welche einen Betriebsbereich, in dem der Verdichter ohne zu pumpen betrieben wird, diesseitig beabstandet zu der Pumpgrenze begrenzt. Analog der Regellinie kann eine Steuerlinie zur Steuerung der Öffnung eines Bypassventils beziehungsweise eine Regellinie zur Steuerung des Pumpgrenzregelventils zu jeder Stufe zugeordnet werden.
Zweckmäßig kann die Steuerlinie und/oder die Regellinie sich als eine Auftragung eines Zusammenhangs zwischen einem VoIu- menstrom oder einem dimensionslosen Äquivalent und der Druckziffer oder einem druckbezogenen Äquivalent darstellen lassen und die Regellinie und/oder Drucklinie durch einen Abstand zu der Pumpgrenze durch ein Verhältnis größer 1 des gemessenen Volumenstroms oder des Dimensionslosen Äquivalents zu demje- nigen der Pumpgrenze oder einem Verhältnis kleiner 1 der gemessenen Druckziffer ohne des druckbezogenen Äquivalents zu dem entsprechenden Wert der Pumpgrenze festlegen. Der Vorteil der Regellinie als Funktion dimensionsloser Äquivalente liegt in der Anwendbarkeit auf verschiedene Betriebszustände . Bei einer Auswahl zwischen verschiedenen dimensionslosen Kenngrößen, in denen die Regellinie für das Pumpgrenzregelventil vorliegt, ist es zweckmäßig, wenn das erfindungsgemäße Verfahren diejenige benutzt, welche bei einem bestimmten Sicherheitsabstand zur Pumpgrenze den größten Fahrbereich ergibt. Weist beispielsweise das Kennfeld Betriebslinien auf mit einer besonders starken Abhängigkeit von dem Druck beziehungsweise einer dimensionslosen Druckziffer ist es zweckmäßig, diese auch als Kriterium für die Regelung des Pumpgrenzregelventils zu benutzen statt einer Volumenstrom bezogenen Kenn- große, da sich auf diese Weise der größere Fahrbereich der Maschine ergibt.
Ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn ergibt sich, wenn neben dem Kriterium mit dem stärksten Einfluss auf die Veränderung
der Betriebslinien des Kennfeldes zusätzlich ein zweites Kriterium mit einem geringeren Einfluss auf die Betriebslinien jedoch unter Zugrundelegung eines geringen Abstandes zur Pumpgrenze Basis für die Regelung der Öffnungsstellung des Pumpgrenzregelventils ist. Sollte in der Anwendung des ersten Kriteriums ein Fehler vorliegen, wird das Pumpen trotzdem noch mittels des zweiten Kriteriums unterbunden.
Weitere Verbesserungen der Regelgenauigkeit beziehungsweise Ausnutzung des verfügbaren Fahrbereichs ergeben sich, wenn ein Justierlauf des Verfahrens folgende Schritte umfasst: 1. Anfahren der Pumpgrenze und 2. Messung von Zustandsgrößen an der Pumpgrenze, welche die Pumpgrenze eindeutig festlegen, und drittens Normierung der gemessenen Zustandsgrößen, so dass sich Parameter einer normierten beziehungsweise dimensionslosen, im Wesentlichen von den Betriebsbedingungen unabhängigen Darstellung der Pumpgrenze ergeben.
Mit der Feststellung einer engeren Nähe zu der Pumpgrenze ei- ner Stufe regelt die Punpgrenzregelung mindestens eine aus den folgenden drei Steueroptionen: a) Öffnen des Pumpgrenzregelventils und/oder b) Erhöhen der Drehzahl und/oder c) Öffnen des Leitgitters des Eintrittsleitapparates.
Zweckmäßig kann ein viertes Auswertemodul vorgesehen, welches die Schwankungsbreite der Messwerte (insbesondere die Schwankungsbreite des Eintrittsdrucks und/oder der Temperatur und/oder der Temperatur des Kühlmediums) auswertet und als Auswerteergebnis eine Sicherheitsziffer ermittelt, welche den Abstand der Regellinie (CL) für das Pumpgrenzregelventil (SLCV) zur Pumpgrenze (SL) vergrößert, wenn die Schwankungsbreite der Messung zunimmt.
Im Folgenden ist die Erfindung anhand eines speziellen Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf eine Zeichnung zum besseren Verständnis beschrieben. Neben der beispielhaften Darstellung ergeben sich für den Fachmann weitere - von dem
Beispiel abweichende - Ausführungsmöglichkeiten der Erfindung. Es zeigt:
Figur 1 : den bereits eingangs beschriebenen Stand der Tech- nik,
Figur 2: eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betrieb eines mehrstufigen Turboverdichters.
Figur 2 zeigt eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens, angewendet auf einen Verdichter CO mit vier Stufen STl, ST2, ST3, ST4. Die Bezugszeichen der Figur 1 sind auf die Figur 2 zur Bezeichnung der gleichen Elemente (im We- sentlichen der gegenständliche Verdichterstrang) anzuwenden. Der Verdichter CO weist an der ersten Stufe STl und der dritten Stufe ST3 jeweils einen verstellbaren Eintrittsleitapparat IGVl, IGV3 auf. Zwischen den Stufen STl bis ST4 und nach der letzten Stufe ST4 ist jeweils eine Zwischenkühlung ICl bis IC4 ( die Zwischenkühlung IC4 der letzten Stufe ST4 ist eigentlich eine Nachkühlung, diese Unterscheidung wird in der Folge jedoch vereinfachend nicht gemacht) vorgesehen.
Der Verdichter CO fördert ein Prozessgas PG, dessen Volumen- ström V mittels einer Differenzdruckmessung FT ermittelt wird. Eingangs jeder Stufe STl bis ST4 wird der Eingangsdruck PIl - PI4 mittels einer Druckmessung PT ermittelt. Zusätzlich wird auch die Eingangstemperatur TI mittels einer Temperaturmessung TT festgestellt. Die Stellung des Eintrittsleitappa- rates IGVl, IGV3 wird mittels eines Stellungsmessers als Winkel α gemessen. Ausgangs des Verdichters CO ist ein Pumpgrenzregelventil SLCV angeordnet, welches im Fall des Pumpens geregelt von einem PI-Regler PI öffnet, um den Austrittsdruck PO aus dem Verdichter CO zu verringern. Sämtliche Messwerte, die einer Stufe STl bis ST4 zuzuordnen sind, werden an eine
Pumpgrenzregelung SLCl bis SLC4 übermittelt, wobei jeder Stufe STl bis ST4 jeweils eine Pumpgrenzregelung SLCl bis SLC4 zugeordnet ist. Der Ausgang aus der Pumpgrenzregelung SLCl
bis SLC4 ist jeweils der Abstand zur Pumpgrenze und ein Auswertmodul MIN bestimmt, das Minimum dieses Abstandes, welches in den Regler PIC (welcher hier als PI-Regler ausgebildet ist) für das Pumpgrenzregelventil SLCV eingegeben wird.
Beispielhaft zeigt die Figur 2 die Pumpgrenzregelung SLCl für die erste Stufe STl im Detail.
Ein Stellungsgeber ZT misst an dem Eintrittsleitapparat IGVl den Winkel α, der in einer ersten Auswertung EVI in zwei Kennwerte CPl, CP2 umgerechnet wird. Die beiden Kennwerte CPl, CP2 sind unabhängig von den betriebsabhängigen Einflussgrößen, wie z. B. Eintrittsdruck PI, Eintrittstemperatur TI, Drehzahl N und Volumen-, Mengen-, Massen-Strom an Prozessgas PG. Im konkreten Beispiel handelt es sich um die sogenannte
Druckziffer ψ beziehungsweise die isentrope Strömungsarbeit, bezogen auf das Quadrat der Umfangsgeschwindigkeit auf der Ordinate und um die sog. Lieferzahl Φ, beziehungsweise den saugseitigen Volumenstrom V bezogen auf die Umfangsgeschwin- digkeit (die verbleibende Einheit m2 entspricht der als konstant anzunehmenden Querschnittsfläche der Einströmung) . Die Druckziffer ψ ist in der Auswertung EVI in dem Diagramm als ψ und die Lieferzahl als Φ-Norm bezeichnet. Mit der Eingabe des Winkels α in die erste Auswertung EVI wird die Druckziffer der Pumpgrenze SL und der zugehörige normierte Lieferzahl
ΦSL-Norm ermittelt. Da die Lieferzahl ΦSL-Norm an der Pumpgrenze noch eine gewisse Abhängigkeit von der Umfangsmachzahl aufweist, kann, wie in dem Ausführungsbeispiel gezeigt, eine Feinkorrektur EV2 vorgesehen werden, in der das Verhältnis Φ zu Φ-Norm für eine minimal mögliche Umfangsmachzahl MuMm und das Maximum der Umfangsmachzahl MuMax ermittelt.
Aus den Messwerten eingangs der ersten Stufe STl für Temperatur und Druck PI und ausgangs der ersten Stufe STl nach der ersten Zwischenkühlung ICl, dem Ausgangsdruck PO die isentrope Förderhöhe YS ermittelt, welche kombiniert mit dem Messwert für die Drehzahl N die tatsächlich vorliegende isentrope Druckziffer ψ ergibt.
In ähnlicher Weise wird die tatsächlich vorliegende Lieferzahl aus der Drehzahl und dem Volumenstrom V ermittelt. Mit den Werten aus der Auswertung EVI und der Feinkorrektur EV2 wird schließlich die Pumpgrenzlieferzähl ΦSL und die Pumpgrenzdruckziffer ψSL bereitgestellt, die ins Verhältnis gesetzt werden zu der tatsächlichen Lieferzahl Φ und Druckziffer ψ, wobei eine dritte Auswertung EV3 aus diesen beiden Quotienten denjenigen auswählt, der eine engere Nähe zu der Pumpgrenze angibt und diesen an das Auswertemodul Min zur Ermittlung der kritischsten Stufe STl, ST2, ST3, ST4 übergibt. Dieses übergibt in beschriebener Weise den Wert der kritischsten Stufe (STl bis ST4) an die Pumpstellungsregelung PIC des Pumpgrenzregelventils SLCV.
Wie dies in Figur 1 dargestellt ist, kann jeder Stufe STl bis ST4 eine eigene Regellinie CL zugeordnet sein, welche einen Betriebsbereich OA, in dem der Verdichter CO ohne zu pumpen betrieben wird, diesseitig beabstandet zu der Pumpgrenze SL begrenzt. Auch in Figur 1 gezeigt ist, dass jeder Stufe STl bis ST4 eine Steuerlinie CLI zur Steuerung der Öffnung des Pumpgrenzregelventils SLCV zugeordnet sein kann, welche einen erweiterten Betriebsbereich EOA, in dem der Verdichter CO ohne zu pumpen betrieben wird, diesseitig beabstandet zu der Pumpgrenze SL begrenzt.
In der Darstellung der Figur 2 ist ein viertes Auswertemodul (EV4) vorgesehen, welches die Schwankungsbreite (vario) der Messwerte auswertet und als Auswerteergebnis eine Sicher- heitsziffer ermittelt, welche den Abstand der Regellinie (CL) für das Pumpgrenzregelventil (SLCV) zur Pumpgrenze (SL) vergrößert, wenn die Schwankungsbreite der Messung zunimmt.