Verbundmaterialien auf Basis von Polyurethanen mit verbesserter Haftung
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verbundmaterial enthaltend zumindest ein Polyurethan und zumindest einen weiteren Feststoff, wobei das Polyurethan ein hyperverzweigtes Polymer enthält und die Dicke des Polyurethanmaterials 0,1 mm und größer ist. Weiter betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung solcher Verbundmaterialien und die Verwendung von hyperverzweigten Polymeren als Bestandteil eines Polyu- rethans zur Verbesserung der Haftung zwischen dem Polyurethan und zumindest einem weiteren Feststoff.
Weitere Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung sind den Ansprüchen, der Beschreibung und den Beispielen zu entnehmen. Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale des erfindungsgemäßen Gegenstandes nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen verwendbar sind, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
Polyurethane werden heutzutage aufgrund ihres weiten Eigenschaftsprofils in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt. Polyurethane können dabei sowohl in kompakter als auch in geschäumter Form eingesetzt werden. Dabei ist die Variation der Dichte über einen großen Bereich, beginnend von größer 1000 g/L für kompakte Systeme bis zu ca. 10 g/L für niederdichte, geschäumte Körper möglich. Polyurethane können dabei beispielsweise in Form von Duromeren, Elastomeren, thermoplastischen Elastomeren (TPU), mikrozellulären Elastomeren, Integralschaumstoffen, Weichschaumstoffen, Hartschaumstoffen oder Halbhartschaumstoffen vorliegen. Weitere Details hierzu finden sich im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 5 bis 8 sowie 10 - 12.
Durch Kombination von Polyurethanen mit anderen Materialien können auch Verbundmaterialien hergestellt werden, durch die das Einsatzgebiet des Werkstoffs „Polyurethan" noch erweitert wird. Es sind eine Vielzahl an Kombinationen von Polyurethanen mit anderen Materialien bekannt, wie z.B. mit Polymeren, Metallen oder Glas. Da- durch gelingt es, die positiven Eigenschaften der Polyurethane mit denen der anderen Materialien zu verknüpfen. Als konkrete Beispiele für solche Verbundmaterialien seien an dieser Stelle genannt: die Verbundmaterialien von Polyurethanschaumstoffen und Gummimischungen, Leder, Thermoplasten oder thermoplastischen Elastomeren wie sie zum Beispiel für Schuhsohlen eingesetzt werden, die Verbundmaterialien von PoIy- urethanschaumstoffen oder polyurethanbasierten Gießelastomeren und Gummimischungen wie sie zum Beispiel für Reifen eingesetzt werden, Verbundmaterialien von Polyurethan und anderen Kunststoffen, wie Polycarbonat/ABS oder Polypropylen, wie sie beispielsweise im Automobilinnen- und Außenbereich eingesetzt werden, Ver-
bundmaterialien von Aluminium-Blechen und Polyurethan-Hartschaum wie sie beispielsweise als Sandwich-Paneel im Kühlschrank- und Konstruktionsbereich eingesetzt werden, Glasfaser/Polyurethan Verbundmaterialien wie sie beispielsweise in Laminaten eingesetzt werden oder Polyurethan-Weichschaum/Textil-Verbundmaterialien, wie sie beispielsweise bei Polsterungen eingesetzt werden.
Die Haftung von Polyurethan mit anderen Materialien ist im allgemeinen sehr gut. Dennoch können die Anforderungen an die Haftung bestimmter Materialkombinationen in anspruchsvollen Anwendungen nicht immer erreicht werden. Daher ist eine Verbesse- rung der Haftung von Polyurethan mit anderen Materialien zur Herstellung von Verbundmaterialien in vielen Fällen wünschenswert.
Bekannte Verfahren zur Verbesserung der Haftung umfassen meist die chemische und/oder physikalische Vorbehandlung einer oder beider miteinander zu verbindender Grenzflächen. Hierzu zählen Korona-Behandlung, Beflammung, Plasmabehandlung, UV-Bestrahlung, Sputtern, Ätzen, elektrochemische Verfahren, wie Anodisierung oder mechanische Aufrauhprozesse. Daneben werden in Kombination oder getrennt auch Primer bzw. Haftvermittler auf eine oder beide Grenzflächen aufgetragen, die selbst keine chemische oder morphologische Änderung der Substratoberflächen bewirken, jedoch als Haftvermittler wirken.
So offenbart EP 286 966 die Plasmabehandlung einer Gummioberfläche zur Verbesserung der Haftung mit einem Polyurethanschaumstoff. Die Verwendung einer Haftvermittlerschicht zur Verbesserung der Haftung zwischen Polyurethan und Metall ist bei- spielsweise in EP 1516720 beschrieben.
Der Nachteil der bekannten Verfahren besteht darin, dass solche Prozesse häufig zusätzliche Produktionsschritte darstellen und zu erhöhtem Zeit- und Kostenaufwand führen. Daneben kann der Umgang mit lösungsmittelhaltigen und/oder aggressiven Substanzen zu Belastungen für den Menschen und die Umwelt führen.
Weiterhin ist in vielen Fällen wünschenswert, die Haftung von Polyurethan mit anderen Materialien selbst nach chemischer und/oder physikalischer Vorbehandlung noch zu verbessern.
WO 05/1 18677 offenbart hochfunktionelle, hyperverzweigte Polyester oder aus hoch- funktionellen hoch- und hyperverzweigten Polyestern hergestellte Polyadditions- oder Polykondensationsprodukte und deren Verwendung in Lacken, Überzügen, Klebstoffen, Dichtmassen, Gießelastomeren oder Schaumstoffen. Gemäß Beispiel 29 bis 31 kann durch Verwendung eines hyperverzweigten Polymers Härte, Flexibilität und Haftung von Lacken mit einer Schichtdicke von 40 μm auf Blechen verbessert werden.
WO 05/118677 offenbart nicht Verbundmaterialien mit einer Schichtdicke des Polyurethanmaterials von größer 40 μm.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, ein zumindest ein Polyurethan und zumindest einen Feststoff enthaltendes Verbundmaterial zu liefern, das auch ohne die Anwendung der chemischen und/oder physikalischen Vorbehandlung eine verbesserte Haftung zwischen Polyurethan und Feststoff aufweist, wobei die Dicke des Polyurethans 0,1 mm und größer ist.
Ebenso war es Aufgabe der Erfindung, ein Verbundmaterial zu liefern, bei dem die Haftung zwischen zumindest einem Polyurethan und zumindest einem weiteren Feststoff auch nach Anwendung der chemischen und/oder physikalischen Vorbehandlung weiter verbessert ist.
Weiter war es Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein einfaches, kostengünstiges und umweltfreundliches Verfahren zur Herstellung solcher Verbundmaterialien zu liefern, das ohne zusätzliche Arbeitsschritte zu ausreichender Haftung zwischen Polyurethan und dem zumindest einen Feststoff führt.
Diese Aufgaben werden durch ein Verbundmaterial, enthaltend zumindest ein Polyurethan und zumindest einen weiteren Feststoff, wobei das Polyurethan ein hyperverzweigtes Polymer enthält und die Dicke des Polyurethans 0,1 mm und größer ist, gelöst.
Unter einem erfindungsgemäßen Verbundmaterial ist dabei ein Material zu verstehen, das ein Polyurethan, enthaltend ein hyperverzweigtes Polymer, und einen weiteren Feststoff aufweist, wobei das Polyurethan, enthaltend ein hyperverzweigtes Polymer, und der weitere Feststoff durch Adhäsion miteinander verbunden sind und das Polyurethan eine Dicke von größer 0,1 mm aufweist. Nicht umfasst werden Verbundmateria- lien, bei denen das Polyurethan lediglich als Klebstoff dient. Dabei ist unter einem Klebstoff ein solches Material zu verstehen, das nur dazu dient, einen Feststoff und einen weiteren Feststoff durch Verfügen zu verbinden. Im Gegensatz zu Klebstoffen und Lacken, die als dekorative Oberflächen oder Schutzoberflächen dienen, zeichnet sich ein erfindungsgemäßes Verbundmaterial dadurch aus, dass sowohl Feststoff als auch Polyurethan zu den mechanischen Eigenschaften des Verbundstoffs beitragen.
Polyurethan im Sinn der Erfindung umfasst alle bekannten Polyisocyanat- Polyadditionsprodukte. Diese umfassen insbesondere massive Polyisocyanat- Polyadditionsprodukte, wie Duromere oder thermoplastische Polyurethane, und Schaumstoffe auf Basis von Polyisocyanat-Polyadditionsprodukten, wie Weichschaumstoffe, Halbhartschaumstoffe, Hartschaumstoffe oder Integralschaumstoffe sowie Polyurethanbeschichtungen und Bindemittel. Weiter sind unter Polyurethanen im
Sinn der Erfindung Polymerblends, enthaltend Polyurethane und weitere Polymere, sowie Schaumstoffe aus diesen Polymerblends zu verstehen.
Im Rahmen der Erfindung soll unter einem massiven Polyurethan ein im wesentlichen von Gaseinschlüssen freier Festkörper verstanden werden. Weitere Details zu erfindungsgemäßen massiven Polyurethanen finden sich im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 8. Unter thermoplastischen Polyurethanen werden massive Polyurethane verstanden, die thermoplastische Eigenschaften zeigen. Dabei versteht man unter thermoplastischen Eigenschaften, dass das thermoplastische Polyurethan bei Erwärmen wiederholt aufschmelzbar ist und dabei plastisches Fließen zeigt. Weitere Details zu erfindungsgemäßen thermoplastischen Polyurethanen finden sich im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 8.2.
Im Rahmen der Erfindung werden unter Polyurethan-Schaumstoffen Schaumstoffe gemäß DIN 7726 verstanden. Dabei weisen erfindungsgemäße Polyurethan- Weichschaumstoffe eine Druckspannung bei 10 % Stauchung bzw. Druckfestigkeit nach DIN 53 421 / DIN EN ISO 604 von 15 kPa und kleiner, vorzugsweise 1 bis 14 kPa und insbesondere 4 bis 14 kPa auf. Erfindungsgemäße Polyurethan- Halbhartschaumstoffe weisen eine Druckspannung bei 10 % Stauchung nach DIN 53 421 / DIN EN ISO 604 von größer 15 bis kleiner 80 kPa auf. Erfindungsgemäße Polyurethan-Halbhartschaumstoffe und Polyurethan-Weichschaumstoffe verfügen nach DIN ISO 4590 über eine Offenzelligkeit von vorzugsweise größer 85 %, besonders bevorzugt größer 90 %. Weitere Details zu erfindungsgemäßen Polyurethan- Weichschaumstoffen und Polyurethan-Halbhartschaumstoffen finden sich im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 5.
Die erfindungsgemäßen Polyurethan-Hartschaumstoffe weisen eine Druckspannung bei 10 % Stauchung von größer gleich 80 kPa, bevorzugt größer gleich 150 kPa, be- sonders bevorzugt größer gleich 180 kPa auf. Weiterhin verfügt der Polyurethan- Hartschaumstoff nach DIN ISO 4590 über eine Geschlossenzelligkeit von größer 85%, bevorzugt größer 90 %. Weitere Details zu erfindungsgemäßen Polyurethan- Hartschaumstoffen finden sich im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 6.
Unter elastomeren Polyurethan-Schaumstoffen sind im Rahmen dieser Erfindung Polyurethan-Schaumstoffe nach DIN 7726 zu verstehen, die nach kurzzeitiger Verformung um 50 % der Dicke nach DIN 53 577 nach 10 Minuten keine bleibende Verformung über 2 % seiner Ausgangsdicke aufweisen. Dabei kann es sich um einen Polyu- rethan-Hartschaumstoff, einen Polyurethan-Halbhartschaumstoff oder einen Polyurethan-Weichschaumstoff handeln.
Bei Polyurethan-Integralschaumstoffen handelt es sich um Polyurethan-Schaumstoffe nach DIN 7726 mit einer Randzone, die bedingt durch den Formgebungsprozess eine höhere Dichte als der Kern aufweisen. Die über den Kern und die Randzone gemittelte Gesamtrohdichte liegt dabei vorzugsweise über 100 g/L. Auch bei Polyurethan- Integralschaumstoffen im Sinn der Erfindung kann es sich um Polyurethan- Hartschaumstoffe, Polyurethan-Halbhartschaumstoffe oder Polyurethan- Weichschaumstoffe handeln. Weitere Details zu erfindungsgemäßen Polyurethan- Integralschaumstoffen finden sich im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 7.
Polyurethanbindemittel umfassen Bindemittel für land- und forstwirtschaftliche Produkte, Gummigranulat, Polyurethanhartschaumabfälle und anorganische Produkte. Solche Bindemittel sind beispielsweise im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 12 beschrieben.
Die erfindungsgemäßen Polyurethane enthalten hyperverzweigtes Polymer. Vorzugsweise enthält ein erfindungsgemäßes Polyurethan das hyperverzweigte Polymer in einer Menge von 0,001 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,01 bis 30 Gew.-% und insbesondere von 0,1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polyu- rethans und des hyperverzweigten Polymers. Dabei kann das hyperverzweigte Polymer in Form von individuellen Polymermolekülen im Polyurethan vorliegen und mit diesem einen Polymerblend bilden oder ist vorzugsweise in die Polymermatrix des Polyurethans durch kovalente Bindung eingebaut. Dabei ist im Rahmen der Erfindung unter einem erfindungsgemäßen Polyurethan ein Polyurethan, enthaltend hyperverzweigtes Polymer zu verstehen.
Als hyperverzweigte Polymere werden im Sinn der Erfindung jegliche Polymere mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von größer 500 g/mol verstanden, deren Hauptkette verzweigt ist, und die einen Verzweigungsgrad (Degree of Branching; DB) von größer gleich 0,05 aufweisen. Vorzugsweise werden dabei unter hyperverzweigten Polymeren solche mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von größer 800 g/mol, vorzugsweise größer 1000 g/mol und insbesondere größer 1500 g/mol und einem Verzweigungsgrad von 0,1 und größer verstanden. Besonders bevorzugt ist ein Verzweigungsgrad der erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere von 0,2 bis 0,99 und insbesondere von 0,3 bis 0,95 und ganz speziell von 0,35 bis 0,75. Zur Definition des Verzweigungsgrads siehe H. Frey et al., Acta Polym. 1997, 48, 30-35.
Bevorzugte hyperverzweigte Polymere im Sinn der Erfindung sind solche auf Basis von Ethern, Aminen, Estern, Carbonaten, Amiden, Urethanen und Harnstoffen sowie deren Mischformen, wie beispielsweise Esteramiden, Amidoaminen, Estercarbonaten, Harn- stoffurethanen etc. Insbesondere können als hyperverzweigte Polymere hyperverzweigte Polyether, Polyester, Polyesteramide, Polycarbonate oder Polyestercarbonate
verwendet werden. Solche Polymere und Verfahren zu deren Herstellung sind in EP 1 141083, in DE 102 1 1 664, in WO 00/56802, in WO 03/062306, in WO 96/19537, in WO 03/54204, in WO 03/93343, in WO 05/037893, in WO 04/020503, in DE 10 2004 026 904, in WO 99/16810, in WO 05/026234 und in der älteren, noch nicht veröffent- lichten Anmeldung mit dem Aktenzeichen DE 102005009166.0 beschrieben. Ebenfalls besonders bevorzugt als hyperverzweigte Polymere sind hoch- und hyperverzweigte Polymere auf Basis von Polyisobutylen-Derivaten, wie in der älteren, noch nicht veröffentlichten Anmeldung mit dem Aktenzeichen DE 102005060783.7 beschrieben.
Vorzugsweise sind die hyperverzweigten Polymere im Verbundmaterial an der Grenzfläche zum Feststoff über Verschlaufungen von Polymerketten oder über funktionelle Gruppen an den Feststoff gebunden. Diese Bindung an den Feststoff erfolgt bevorzugt durch kovalente Bindung oder indem die funktionellen Gruppen mit dem Feststoff in Wechselwirkung treten, vorzugsweise in Form von Wechselwirkungen positiv und ne- gativ geladener Gruppen, elektronischen Donor-Akzeptor-Wechselwirkungen, Wasserstoffbrückenbindungen und/oder Van-der-Waals-Wechselwirkungen.
Feststoffe im Sinn der Erfindung können jedwede Feststoffe sein, die mit Polyurethanen ein Verbundmaterial bilden können. Beispiele für solche Feststoffe sind weitere Polymere, beispielsweise Elastomere, thermoplastische Elastomere, Thermoplasten oder Duroplasten im Sinne der DIN 7724. Dabei können die Elastomere, wie beispielsweise Butadien-Kautschuk (BR), Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), Isopren- Kautschuk (IR), Styrol-Isopren-Butadien-Kautschuk (SIBR), Acrylnitril-Butadien- Kautschuk (NBR), Chloropren-Kautschuk (CR), Isobuten-Isopren-Kautschuk (MR), Na- turkautschuk (NR) sowohl rein, als auch in Blends oder als vulkanisierte Gummimischungen eingesetzt werden. Dabei sind unter vulkanisierten Gummimischungen Ab- mischungen der reinen Elastomere oder Elastomerblends oder Mischungen aus E- lastomeren und Thermoplasten zu verstehen, die mit Vulkanisationsbeschleunigern und/oder Vernetzern auf Schwefel oder Peroxidbasis vermischt und gemäß gängiger Praxis vulkanisiert sind. Die Elastomere enthalten dabei gegebenenfalls handelsübliche Füllstoffe, wie Ruße, Silica, Kreiden, Metalloxide, Weichmacher, und Antioxidati- onsmittel und/oder Ozonschutzmittel. Als thermoplastische Elastomere können beispielsweise thermoplastisches Polyurethan (TPU), Styrol-Butadien-Styrol (SBS), Sty- rol-lsopren-Stryol (SIS) oder vergleichbare Polymere eingesetzt werden. Als Thermo- plaste können beispielsweise Polystyrol, EVA, Polyethylen, Polypropylen, Polycarbo- nat, Styrol-Acrylnitril (SAN), PVC oder Blends aus den genannten Thermoplasten untereinander oder mit den genannten Elastomeren beispielsweise Blends aus Polycar- bonat und ABS eingesetzt werden. Weiter können als Feststoff Metalle, wie Stahl oder Aluminium, Glas, Textilmaterialien oder mineralische Materialien verwendet werden. Die Gestalt des Feststoffs ist ebenfalls nicht begrenzt. Dieser kann beispielsweise als Platten, Bahnen, Gewebe oder Formteile vorliegen.
In einer weiteren Ausführungsform liegt der Feststoff im erfindungsgemäßen Verbundstoff als Füllstoff vor. Unter einem Füllstoff soll dabei ein Feststoff in Partikelform verstanden werden, der vom Polyurethan im wesentlichen komplett umgeben ist. Dabei kann der Füllstoff jede äußere Form annehmen. Vorzugsweise besitzt der Füllstoff eine mittlere Partikellänge bzw. einen mittleren Partikeldurchmesser von 1 bis 10 000 μm, besonders bevorzugt von 10 bis 1000 μm. Dabei ist im Fall von länglichen Füllstoffen unter Partikellänge bzw. Partikeldurchmesser die Länge des Partikels an seiner längsten Achse zu verstehen.
Vorzugsweise werden als Füllstoffe die an sich bekannten, üblichen organischen und anorganischen Füllstoffe, Verstärkungsmittel, Beschwerungsmittel, Mittel zur Verbesserung des Abriebverhaltens, usw. verwendet. Im einzelnen seien beispielhaft genannt: anorganische Füllstoffe, wie silikatische Mineralien, beispielsweise Schichtsilikate, wie Antigorit, Serpentin, Hornblenden, Amphibole, Chrisotil, Talkum; Metalloxide, wie Kao- Nn, Aluminiumoxide, Titanoxide und Eisenoxide, Metallsalze, wie Kreide, Schwerspat und anorganische Pigmente, wie Cadmiumsulfid, Zinksulfid sowie Glas u.a. Vorzugsweise verwendet werden Kaolin (China Clay), Aluminiumsilikat und Copräzipitate aus Bariumsulfat und Aluminiumsilikat sowie natürliche und synthetische faserförmige Mineralien, wie Wollastonit, Metall- und insbesondere Glasfasern verschiedener Länge, die gegebenenfalls geschlichtet sein können. Als organische Füllstoffe kommen beispielsweise in Betracht: Russ, Melamin, Kollophonium, Cyclopentadienylharze und Pfropfpolymerisate sowie Cellulosefasern, Polyamid-, Polyacrylnitril-, Polyurethan-, Polyesterfasern auf der Grundlage von aromatischen und/oder aliphatischen Dicarbon- säureestern und insbesondere Kohlenstoffasern.
Die anorganischen und organischen Füllstoffe können einzeln oder als Gemische verwendet werden und sind im Verbundstoff vorzugsweise in Mengen von 0,5 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 1 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Polyurethans und des Füllstoffs enthalten.
Die Dicke des Polyurethans, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, im erfindungsgemäßen Verbundmaterial ist 0,1 mm und größer, besonders bevorzugt 1 mm und größer und insbesondere 5 mm und größer. Vorzugsweise beträgt die Dicke nicht mehr als einen Meter. Dabei wird als Dicke des Polyurethans, enthaltend hyperverzweigtes Po- lymer, im Verbundmaterial bei flächenhafter Auftragung die Höhe der Polyurethanschicht, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, senkrecht zur Oberfläche des Feststoffs verstanden. In Fällen, in denen der Feststoff als Füllstoff vorliegt, umfasst die Dicke des Polyurethans Füllstoff und Polyurethan, enthaltend hyperverzweigtes Polymer.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Verbundmaterialien werden in einer ersten Ausführungsform (a) organische und/oder modifizierte Polyisocyanate mit (b) mindestens einer höhermolekularen Verbindung mit mindestens zwei reaktiven Wasserstoff-
atomen, (c) hyperverzweigten Polymeren, (d) gegebenenfalls niedermolekularen Kettenverlängerungsmitteln und/oder Vernetzungsmitteln, (e) Katalysatoren, (f) gegebenenfalls Treibmitteln und (g) gegebenenfalls sonstigen Zusatzstoffen zu einer Reaktionsmischung vermischt. Anschließend wird die Reaktionsmischung in nicht ausreagier- tem Zustand auf den Feststoff aufgetragen. Dabei ist der Reaktionsumsatz beim Auftragen vorzugsweise kleiner 90 %, besonders bevorzugt kleiner 75 % und insbesondere kleiner 50%.
Die zur Herstellung der erfindungsgemäßen Verbundstoffe verwendete Polyisocyanat- komponente (a) umfassen alle zur Herstellung von Polyurethanen bekannten Polyiso- cyanate. Diese umfassen die aus dem Stand der Technik bekannten aliphatischen, cycloaliphatischen und aromatischen zwei- oder mehrwertigen Isocyanate sowie beliebige Mischungen daraus. Beispiele sind 2,2'-, 2,4'- und 4,4'-Diphenylmethan- diisocyanat, die Mischungen aus monomeren Diphenylmethandiisocyanaten und hö- herkernigen Homologen des Diphenylmethandiisocyanats (Polymer-MDI), Isophoron- diisocyanat (IPDI) oder dessen Oligomere, 2,4- oder 2,6-Toluylendiisocyanat (TDI) oder deren Mischungen, Tetramethylendiisocyanat oder dessen Oligomere, Hexa- methylendiisocyanat (HDI) oder dessen Oligomere, Naphtylendiisocyanat (NDI) oder Mischungen daraus.
Bevorzugt wird 4,4'-MDI und/oder HDI verwendet. Das besonders bevorzugt verwendete 4,4'-MDI kann geringe Mengen, bis etwa 10 Gew.-%, uretdion-, allophanat- oder uretoniminmodifizierte Polyisocyanate enthalten. Weitere mögliche Isocyanate sind beispielsweise im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.2 und 3.3.2 angegeben.
Die Polyisocyanatkomponente (a) kann in Form von Polyisocyanatprepolymeren eingesetzt werden. Diese Polyisocyanatprepolymere sind erhältlich, indem vorstehend beschriebene Polyisocyanate (Bestandteil (a-1 )) im Überschuss, beispielsweise bei Temperaturen von 30 bis 100 °C, bevorzugt bei etwa 80 °C, mit Polyolen (Bestandteil (a-2)), zum Prepolymer umgesetzt werden.
Polyole (a-2) sind dem Fachmann bekannt und beispielsweise beschrieben im "Kunststoffhandbuch, 7, Polyurethane", Carl Hanser-Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.1. So können beispielsweise als Polyole auch die nachfolgend unter (b) beschriebenen Polyole eingesetzt werden.
In einer Ausführungsform kann zur Herstellung des Prepolymers auch ein hyperverzweigtes Polymer mit gegenüber Isocyanaten reaktiven Wasserstoffatomen als Be- standteil (a2) eingesetzt werden.
Gegebenenfalls können der Umsetzung zum Polyisocyanatprepolymer noch Kettenverlängerungsmittel (a-3) zugegeben werden. Als Kettenverlängerungsmittel (a-3) für das Prepolymer sind zwei- oder dreiwertige Alkohole, beispielsweise Dipropylenglykol und/oder Tripropylenglykol, oder die Addukte von Dipropylenglykol und/oder Tripropy- lenglykol mit Alkylenoxiden, bevorzugt Propylenoxid, geeignet.
Als höhermolekulare Verbindungen (b) mit mindestens zwei reaktiven Wasserstoffatomen können alle zur Polyurethanherstellung bekannten höhermolekularen Verbindungen (b) mit mindestens zwei reaktiven Wasserstoffatomen eingesetzt werden, bei- spielsweise können solche mit einer Funktionalität von 2 bis 8 und einem Molekulargewicht von 400 bis 12000 verwendet werden. So können beispielsweise PoIy- etherpolyamine und/oder Polyole, ausgewählt aus der Gruppe der Polyetherpolyole, Polyesterpolyole oder Mischungen daraus, verwendet werden.
Polyetherole werden beispielsweise hergestellt aus Epoxiden, wie Propylenoxid und/oder Ethylenoxid, oder aus Tetrahydrofuran mit wasserstoffaktiven Starterverbindungen, wie aliphatischen Alkoholen, Phenolen, Aminen, Carbonsäuren, Wasser oder Verbindungen auf Naturstoffbasis, wie Saccharose, Sorbit oder Mannit, unter Verwendung eines Katalysators. Zu nennen sind hier basische Katalysatoren oder Doppelme- tallcyanidkatalysatoren, wie beispielweise in PCT/EP2005/010124, EP 90444 oder WO 05/090440 beschrieben.
Polyesterole werden z.B. hergestellt aus Alkandicarbonsäuren und mehrwertigen Alkoholen, Polythioetherpolyolen, Polyesteramiden, hydroxylgruppenhaltigen Polyacetalen und/oder hydroxylgruppenhaltigen aliphatischen Polycarbonaten, vorzugsweise in Gegenwart eines Versterungskatalysators. Weitere mögliche Polyole sind beispielsweise im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.1 angegeben.
Als hyperverzweigte Polymere (c) werden im Sinn der Erfindung jegliche Polymere mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von größer 500 g/mol eingesetzt, deren Hauptkette verzweigt ist, und die einen Verzweigungsgrad (Degree of Branching; DB) von größer gleich 0,05 aufweisen. Vorzugsweise werden dabei hyperverzweigte Polymere mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von größer 800 g/mol, vorzugs- weise größer 1000 g/mol und insbesondere größer 1500 g/mol und einem Verzweigungsgrad von 0,1 und größer verstanden. Besonders bevorzugt ist der Verzweigungsgrad der erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere 0,2 bis 0,99 und insbesondere 0,3 bis 0,95 und ganz speziell von 0,35 bis 0,75.
Bevorzugte hyperverzweigte Polymere (c) sind solche auf Basis von Ethern, Aminen, Estern, Carbonaten, Amiden, Urethanen und Harnstoffen sowie deren Mischformen, wie beispielsweise Etheraminen, Esteramiden, Amidoaminen, Estercarbonaten,
Harnstoffurethanen etc. Insbesondere können als hyperverzweigte Polymere hyperverzweigte Polyether, Polyetheramine, Polyester, Polyesteramide, Polycarbonate oder Polyestercarbonate verwendet werden. Solche Polymere und Verfahren zu deren Herstellung sind in EP 1 141083, in DE 102 1 1 664, in WO 00/56802, in WO 03/062306, in WO 96/19537, in WO 03/54204, in WO 03/93343, in WO 05/037893, in WO
04/020503, in DE 10 2004 026 904, in WO 99/16810, in WO 05/026234 und in der eigenen, noch nicht veröffentlichten Anmeldung mit dem Aktenzeichen DE 102005009166.0 beschrieben. Ebenfalls besonders bevorzugt als hyperverzweigte Polymere sind hoch- und hyperverzweigte Polymere auf Basis von Polyisobutylen- Derivaten, wie in unserer eigenen, noch nicht veröffentlichten Anmeldung mit dem Aktenzeichen DE 102005060783.7 beschrieben.
In einer Ausführungsform weisen die erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere unterschiedliche funktionelle Gruppen auf. Vorzugsweise sind diese funktionellen Gruppen in der Lage mit Isocyanaten und/oder mit reaktiven Gruppen des Feststoffes zu reagieren oder aber mit dem Feststoff in Wechselwirkung zu treten.
Diejenigen funktionellen Gruppen, die mit Isocyanaten reaktiv sind, sind zum Beispiel Hydroxyl-, Amino-, Mercapto-, Epoxy-, Carboxyl- oder Säureanhydridgruppen, bevor- zugt Hydroxyl-, Amino-, Mercapto- oder Säureanhydridgruppen.
Diejenigen funktionellen Gruppen, die mit den reaktiven Gruppen des Feststoffes reagieren können, sind zum Beispiel Hydroxyl-, Amino-, Mercapto-, Epoxy-, Carboxyl- oder Säureanhydridgruppen, Carbonylgruppen, olefinische Doppelbindungen, Drei- fachbindungen, aktivierte Doppelbindungen, wie zum Beispiel bekannt als
(Meth)acrylat-Gruppen oder als Malein- oder Fumarsäure oder deren Derivate enthaltende Gruppen.
Die funktionellen Gruppen, die mit dem Feststoff in Wechselwirkung treten können, sind Einheiten, die nicht kovalent mit dem Feststoff reagieren, sondern Wechselwirkungen, beispielsweise über positiv oder negativ geladene Gruppen, über elektronische Donor- oder Akzeptor-Bindungen, über Wasserstoffbrücken oder über Van-der- Waals-Bindungen ausüben. Beispiele dafür sind geladene Gruppen, wie Ammonium-, Phosphonium-, Guanidinium, Carboxylat-, Sulfat-, Sulfinat- oder Sulfonat-Gruppen.
Wasserstoffbrücken- oder Donor- und Akzeptor-Bindungen ausbildende Einheiten umfassen alle in der Supramolekularen Chemie bekannten Donor-Akzeptor-Paare. Dabei können zum Beispiel Hydroxyl-, Amino-, Mercapto-, Epoxy-, Carboxyl- oder Säureanhydridgruppen, Harnstoffgruppen, Urethangruppen, Carbonylgruppen, Ethergruppen, olefinische Doppelbindungen, konjugierte Doppelbindungen, Dreifachbindungen, aktivierte Doppelbindungen, zum Beispiel (Meth)acrylat-Gruppen oder Malein- oder Fumarsäure oder deren Derivate enthaltende Gruppen sein.
Van-der-Waals-Bindungen erzeugende Elemente können zum Beispiel lineare oder verzweigte Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylreste der Kettenlänge Ci - C120 oder aromatische Systeme mit 1 - 10 Ringsystemen sein, die auch mit Heteroatomen, wie Stick- stoff, Phosphor, Sauerstoff oder Schwefel substituiert sein können. Weiterhin kommen lineare oder verzweigte Polyether-Elemente auf Basis von Ethylenoxid, Propylenoxid, Butylenoxid, Styrenoxid oder deren Mischungen in Betracht, sowie Polyether auf Basis von Tetrahydrofuran beziehungsweise Butandiol.
In einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Polymere sowohl mit Isocyanat reaktive Gruppen als auch mit dem Feststoff reagierende bzw. in Wechselwirkung tretende Gruppen auf, zum Beispiel die über die Verknüpfung der Monomere erhaltenen Ester-, Ether-, Amid- und/oder Carbonat-Strukturen als auch Hydroxylgruppen, Carboxylgrup- pen, Aminogruppen, Säureanhydridgruppen, (Meth)acrylische Doppelbindungen, ma- leinische Doppelbindungen und/oder langkettige Alkylreste.
In der Regel haben die erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere (c) eine Säurezahl gemäß DIN 53240, Teil 2 von 0 bis 50, bevorzugt von 1 bis 35 und besonders bevorzugt von 2 bis 20 und insbesondere 2 bis 10 mg KOH/g.
Die hyperverzweigten Polymere (c) haben des Weiteren in der Regel eine Hydroxylzahl gemäß DIN 53240, Teil 2 von 0 bis 500, bevorzugt von 10 bis 500 und besonders bevorzugt von 10 bis 400 mg KOH/g.
Weiter haben die erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere (c) in der Regel eine Glasübergangstemperatur (gemessen nach der ASTM Methode D3418 - 03 mit DSC) von -60 bis 100 °C, bevorzugt von -40 bis 80 °C.
Bei den erfindungsgemäßen hochfunktionellen, hyperverzweigten Polymeren (c) han- delt es sich vorzugsweise um amphiphile Polymere. Die Amphiphilie wird vorzugsweise durch Einfügen von hydrophoben Resten in ein hydrophiles, hyperverzweigtes Polymer, beispielsweise ein hyperverzweigtes Polymer auf Basis eines Polyesters, erhalten. Solche hydrophoben Reste haben vorzugsweise mehr als 6, besonders bevorzugt mehr als 8 und weniger als 100 und insbesondere mehr als 10 und weniger als 50 Kohlenstoffatome.
Die Hydrophobisierung kann bei der Veresterung beispielsweise durch ganz oder teilweisen Ersatz von Di- und / oder Polycarbonsäuren oder Di- und / oder Polyolen durch Mono-, Di- und / oder Polycarbonsäuren, enthaltend einen solchen hydrophoben Rest, oder Mono-, Di- und / oder Polyolen, enthaltend einen solchen hydrophoben Rest erfolgen. Beispiele für solche Mono-, Di- oder Polycarbonsäuren, enthaltend einen hydrophoben Rest, sind aliphatische Carbonsäuren, wie Octansäure, Decansäure, Dode-
cansäure, Tetradecansäure, Fettsäuren, wie Stearinsäure, Ölsäure, Laurinsäure, PaI- mitinsäure, Linolsäure, Linolensäure, aromatische Carbonsäuren, wie Phthalsäure, Isophthalsäure, Terephthalsäure, Trimellitsäure, cycloaliphatische Carbonsäuren, wie Cyclohexandicarbonsäure, Carbondisäuren, wie Octandisäure, Decandisäure, Dode- candisäure, Tetradecandisäure und dimere Fettsäuren. Beispiele für Mono-, Di- oder Polyole, enthaltend einen hydrophoben Rest, sind aliphatische Alkohole, wie die Isomere des Octanols, Decanols, Dodecanols, Tetradecanols, Fettalkohole, wie Stearylal- kohol, Oleylalkohol, ungesättigte Alkohole, wie Allylalkohol, Crotylalkohol, aromatische Alkohole, wie Benzylalkohol, cyloaliphatische Alkohole wie Cyclohexanol sowie Mono- fettsäureglycerine, wie beispielsweise Glycerinmonostearat, Glycerinmonooleat, Glyce- rinmonopalmeat.
Die hyperverzweigten Polymere (c) haben in der Regel einen HLB-Wert von 1 bis 20, bevorzugt 3 bis 20 und besonders bevorzugt 4 bis 20. Falls zum Aufbau der erfin- dungsgemäßen hochfunktionellen, hoch- und hyperverzweigten Polymere (c) alkoxy- lierte Alkohole eingesetzt werden, beträgt der HLB-Wert vorzugsweise 5 bis 8.
Der HLB-Wert-Wert ist ein Maß für den hydrophilen und lipophilen Anteil einer chemischen Verbindung. Die Bestimmung des HLB-Werts wird beispielsweise in W.C. Griffin, Journal of the Society of Cosmetic Chemists, 1949, 1 , 311 und W.C. Griffin, Journal of the Society of Cosmetic Chemists, 1954, 5, 249 erläutert.
Für Polyester und hydrophobisierte Polyester gibt der HLB-Wert das Verhältnis der Anzahl der Ethylenoxidgruppen multipliziert mit 100 zur Anzahl der Kohlenstoffatome im lipophilen Molekülteil an und wird nach der Methode von CD. Moore, M. Bell, SPC Soap, Perfum. Cosmet. 1956, 29, 893 wie folgt berechnet:
HLB = (Anzahl der Ethylenoxidgruppen) * 100 / (Anzahl der Kohlenstoffatome im lipophilen Molekülteil)
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird als hyperverzweigtes Polymer (c) ein hyperverzweigter Polyester d1) verwendet, der durch Veresterung von α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivaten mit einem mehrfunktionellen Alkohol zu dem Polyester erhalten wird. Als α-ß ungesättigte Carbonsäuren oder deren Deriva- te werden vorzugsweise Dicarbonsäuren oder deren Derivate verwendet, wobei die Doppelbindung in einer besonders bevorzugten Ausführungsform zu jeder der beiden Carboxylgruppen benachbart ist. Solche besonders bevorzugten α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivate sind beispielsweise Maleinsäureanhydrid, Maleinsäuredichlorid, Fumarsäuredichlorid, Fumarsäure, Itaconsäure, Itaconsäuredichlorid, und / oder Maleinsäure, bevorzugt Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid oder Maleinsäuredichlorid, besonders bevorzugt Maleinsäureanhydrid. Dabei können die α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivate, alleine, als Mischung untereinander, oder
zusammen mit weiteren Carbonsäuren, vorzugsweise Di- oder Polycarbonsäuren oder deren Derivate, besonders bevorzugt Dicarbonsäuren oder deren Derivate, beispielsweise Adipinsäure eingesetzt werden. Im Folgenden werden unter dem Ausdruck „α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivate" auch Mischungen, enthaltend zwei oder mehrere α-ß ungesättigte Carbonsäuren oder Mischungen, enthaltend eine oder mehrere α-ß ungesättigte Carbonsäuren und weitere Carbonsäuren, verstanden.
Polyester (c1) auf Basis von Maleinsäureanhydrid sind beispielsweise in DE 102004026904, WO 2005037893 beschrieben. Als mehrfunktionellen Alkohol wird vor- zugsweise ein Polyetherol oder Polyesterol, beispielsweise wie unter (b) beschreiben, oder Mischungen verschiedener Polyole eingesetzt. Dabei weist die Gesamtmischung der eingesetzten Alkohole eine mittlere Funktionalität von 2,1 bis 10, vorzugsweise von 2,2 bis 8 und besonders bevorzugt von 2,2 bis 4 auf.
Bei der Umsetzung der α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivate mit dem mehrwertigen Alkohol wählt man das Verhältnis der reaktiven Partner in der Umsetzung vorzugsweise so, dass man ein molares Verhältnis von Molekülen mit gegenüber Säuregruppen oder deren Derivate reaktiven Gruppen zu Molekülen mit Säuregruppen oder deren Derivaten von 2:1 bis 1 :2, besonders bevorzugt von 1 ,5:1 bis 1 :2, ganz be- sonders bevorzugt von 0,9:1 bis 1 :1 ,5 und insbesondere von 1 :1 einhält. Die Umsetzung wird dabei unter Reaktionsbedingungen durchgeführt, unter denen Säuregruppen oder deren Derivate und gegenüber Säuregruppen oder deren Derivaten reaktive Gruppen miteinander reagieren.
Die Herstellung der besonders bevorzugten hyperverzweigten Polyester erfolgt durch Umsetzung der α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivate mit dem mehrfunktionellen Alkohol vorzugsweise bei Temperaturen von 80 bis 200 °C, besonders bevorzugt bei 100 bis 180 °C. Dabei kann die Herstellung der besonders bevorzugten hyperverzweigten Polyester in Substanz oder in Lösung erfolgen. Als Lösemittel geeig- net sind beispielsweise Kohlenwasserstoffe wie Paraffine oder Aromaten. Besonders geeignete Paraffine sind n-Heptan, Cyclohexan und Methylcyclohexan. Besonders geeignete Aromaten sind Toluol, ortho-Xylol, meta-Xylol, para-Xylol, XyIoI als Isomerengemisch, Ethylbenzol, Chlorbenzol und ortho- und meta-Dichlorbenzol. Weiterhin sind als Lösemittel Ether geeignet, wie beispielsweise Dioxan oder Tetrahydrofuran und Ketone wie beispielsweise Methylethylketon und Methylisobutylketon.
Die Druckbedingungen bei der Herstellung der besonders bevorzugten Polyester (d ) durch Umsetzung von α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivaten mit dem mehrfunktionellen Alkohol sind an sich unkritisch. Man kann bei deutlich verringertem Druck arbeiten, beispielsweise bei 1 bis 500 mbar. Das Verfahren zu deren Herstellung kann auch bei Drucken oberhalb von 500 mbar durchgeführt werden. Auch ist die Umsetzung bei Atmosphärendruck möglich, möglich ist aber auch eine Umsetzung bei
leicht erhöhtem Druck, beispielsweise bis 1200 mbar. Man kann auch unter deutlich erhöhtem Druck arbeiten, beispielsweise bei Drucken bis 10 bar. Bevorzugt ist aus Gründen der Einfachheit die Umsetzung bei Atmosphärendruck. Ebenfalls bevorzugt ist die Umsetzung bei reduzierten Drücken. Die Umsetzungsdauer beträgt üblicherwei- se 10 Minuten bis 48 Stunden, bevorzugt 30 Minuten bis 24 Stunden und besonders bevorzugt 1 bis 12 Stunden.
Die erhaltenen besonders bevorzugten hyperverzweigten Polyester (d) weisen ein mittels PMMA-kalibrierter GPC bestimmtes gewichtsmittleres Molekulargewicht von 1 000 bis 500 000 g/mol, vorzugsweise 2 000 bis 200 000 g/mol, besonders bevorzugt von 3 000 bis 120 000 g/mol, auf.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform wird als hyperverzweigtes Polymer ein hydrophobisierter hyperverzweigter Polyester (c2) eingesetzt. Dabei wird zur Herstellung des hydrophobisierten hyperverzweigten Polyesters (c2) analog verfahren wie bei der Herstellung der hyperverzweigten Polyester (d ), wobei alle oder ein Teil der eingesetzten α-ß ungesättigten Carbonsäuren oder deren Derivate hydropho- bisiert sind. Als α-ß ungesättigten Carbonsäuren werden dabei vorzugsweise Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid und Fumarsäure, besonders bevorzugt Maleinsäurean- hydrid, eingesetzt. Diese Hydrophobisierung kann nach oder bevorzugt vor dem Umsetzen mit dem Alkohol zum Polyester erfolgen. Als Hydrophobisierungsmittel können vorzugsweise hydrophobe Verbindungen enthaltend mindestens eine C-C- Doppelbindung, wie lineares oder verzweigtes Polyisobutylen, Polybutadien, Polyi- sopren und ungesättigte Fettsäuren oder deren Derivate, eingesetzt werden. Die Um- setzung mit den Hydrophobisierungsmitteln erfolgt dabei nach dem Fachmann bekannten Verfahren, wobei das Hydrophobisierungsmittel an die Doppelbindung in der Nachbarschaft zur Carboxylgruppe addiert wird, wie beispielsweise in den deutschen Offen- legungsschriften DE 195 19 042 und DE 43 19 671 beschrieben. Solche besonders bevorzugten hydrophobisierten hyperverzweigten Polyester (c2) und deren Herstellung sind beispielsweise in der älteren Anmeldung mit dem Aktenzeichen DE
102005060783.7 beschrieben. Vorzugsweise wird dabei von Polyisobutylen mit einem Molekulargewicht von 100 bis 10 000 g/mol, besonders bevorzugt von 500 bis 5 000 g/mol und insbesondere von 550 bis 2 000 g/mol ausgegangen. Als hydrophobisierter, hyperverzweigter Polyester (c2) sind hyperverzweigte Polyester (c2), die ein Adukt aus reaktivem Polyisobutylen und Maleinsäureanhydrid, sogenannte Polyisobu- tylenbersteinsäure (PIBSA), oder Alkenylbernsteinsäure enthalten, besonders bevorzugt.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform werden als hyperverzweig- tes Polymer (c) Mischungen, enthaltend einen hyperverzweigten Polyester (d) und einen hydrophobisierten hyperverzweigten Polyester (c2), eingesetzt.
Wird für die Herstellung des erfindungsgemäßen Isocyanatprepolymers als Komponente (b) zu größer 50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Komponente (b), ein Polyesterol eingesetzt, ist der Gehalt an hyperverzweigtem Polyester (c1 ) vorzugsweise größer 5 Gew.-%, besonders bevorzugt größer 20 Gew.-%, ganz besonders bevor- zugt größer 50 Gew.-% und insbesondere 100 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des hyperverzweigten Polymers (c).
Die erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere sind vorzugsweise in einer Menge von 0,001 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,01 bis 30 Gew.-% und insbesondere 0,1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polyurethans, im Polyurethan enthalten. Diese Mengenangaben umfassen auch hyperverzweigtes Polymer, das bereits zur Herstellung von Polyisocyanatprepolymeren verwendet wurde. Dabei ist es gegebenenfalls möglich, dass auch der gesamte Gehalt an hyperverzweigtem Polymer zur Herstellung von Polyisocyanatprepolymeren eingesetzt wird.
Bei der Herstellung eines erfindungsgemäßen Verbundstoffs kann ein Kettenverlängerungsmittel (d) eingesetzt werden. Dabei kann auch jedoch auf das Kettenverlängerungsmittel (d) verzichtet werden. Zur Modifizierung der mechanischen Eigenschaften, z.B. der Härte, kann sich allerdings der Zusatz von Kettenverlängerungsmitteln, Vernetzungsmitteln oder gegebenenfalls auch Gemischen davon als vorteilhaft erweisen.
Werden niedermolekulare Kettenverlängerungsmittel und/oder Vernetzungsmittel (d) eingesetzt, können bei der Herstellung von Polyurethanen bekannten Kettenverlänge- rer eingesetzt werden. Dies sind vorzugsweise niedermolekulare Verbindungen mit gegenüber Isocyanaten reaktiven Verbindungen, beispielsweise Glycerin, Trimethy- lolpropan, Glycol und Diamine. Weitere mögliche niedermolekulare Kettenverlängerungsmittel und/oder Vernetzungsmittel sind beispielsweise im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.2 und 3.3.2 an- gegeben.
Die genannten Kettenverlängerungsmittel und/oder Vernetzungsmittel (d) können einzeln oder als Mischungen von gleichen oder verschiedenen Verbindungsarten verwendet werden.
Als Katalysatoren (e) können alle zur Polyurethanherstellung üblichen Katalysatoren eingesetzt werden. Solche Katalysatoren werden beispielsweise im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.4.1 beschrieben. Dabei kommen beispielsweise organische Metallverbindungen, vorzugswei- se organische Zinnverbindungen, wie Zinn-(ll)-salze von organischen Carbonsäuren, z.B. Zinn-(ll)-acetat, Zinn-(ll)-octoat, Zinn-(ll)-ethylhexanoat und Zinn-(ll)-laurat und die Dialkylzinn-(IV)-salze von organischen Carbonsäuren, z.B. Dibutylzinndiacetat, Dibu-
tylzinndilaurat, Dibutylzinnmaleat und Dioctylzinndiacetat, sowie Bismutcarboxylate, wie Bismut(lll)-neodecanoat, Bismut-2-etyhlhexanoat und Bismut-octanoat oder Mischungen in Betracht. Weitere mögliche Katalysatoren sind stark basische Aminkataly- satoren. Beispiele hierfür sind Amidine, wie 2,3-Dimethyl-3,4,5,6-tetrahydropyrimidin, tertiäre Amine, wie Triethylamin, Tributylamin, Dimethylbenzylamin, N-Methyl-, N-Ethyl-,N-Cyclohexylmorpholin, N,N,N',N'-Tetramethylethylendiamin, N,N,N',N'-Tetramethyl-butandiamin, N,N,N',N'-Tetramethyl-hexandiamin, Pentamethyl- diethylentriamin, Tetramethyl-diaminoethylether, Bis-(dimethylaminopropyl)-harnstoff, Dimethylpiperazin, 1 ,2-Dimethylimidazol, 1-Aza-bicyclo-(3,3,0)-octan und vorzugsweise 1 ,4-Diaza-bicyclo-(2,2,2)-octan und Alkanolaminverbindungen, wie Triethanolamin, Triisopropanolamin, N-Methyl- und N-Ethyl-diethanolamin und Dimethylethanolamin. Die Katalysatoren können einzeln oder als Mischungen verwendet werden. Gegebenenfalls werden als Katalysatoren (e) Mischungen aus Metallkatalysatoren und basischen Aminkatalysatoren verwendet.
Insbesondere bei Verwendung eines größeren Polyisocyanatüberschusses kommen als Katalysatoren ferner in Betracht: Tris-(dialkylaminoalkyl)-s-hexahydrotriazine, vorzugsweise Tris-(N,N-dimethylaminopropyl)-s-hexahydrotriazin, Tetraalkylammonium- hydroxide, wie Tetramethylammoniumhydroxid, Alkalihydroxide, wie Natriumhydroxid, und Alkalialkoholate, wie Natriummethylat und Kaliumisopropylat, sowie Alkalisalze von langkettigen Fettsäuren mit 10 bis 20 C-Atomen und gegebenenfalls seitenständigen Hydroxylgruppen.
Die Katalysatoren (e) können beispielsweise in einer Konzentration von 0,001 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,05 bis 2 Gew.-% als Katalysator bzw. Katalysatorkombination, bezogen auf das Gewicht der Komponente (b) eingesetzt werden.
Ferner werden bei der Herstellung erfindungsgemäßer Verbundstoffe Treibmittel (f) eingesetzt, wenn das Polyurethan als Polyurethan-Schaumstoff vorliegen soll. Dabei können alle zur Herstellung von Polyurethanen bekannten Treibmittel eingesetzt werden. Diese können chemische und/oder physikalische Treibmittel enthalten. Solche Treibmittel werden beispielsweise im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.4.5 beschrieben. Unter chemischen Treibmitteln werden dabei Verbindungen verstanden, die durch Reaktion mit Isocyanat gasförmige Produkte bilden. Beispiele für solche Treibmittel sind Wasser oder Carbonsäuren. Unter physikalischen Treibmitteln werden dabei Verbindungen verstanden, die in den Einsatzstoffen der Polyurethan-Herstellung gelöst oder emulgiert sind und unter den Bedingungen der Polyurethanbildung verdampfen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Kohlenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe und andere Ver- bindungen, wie zum Beispiel perfluorierte Alkane, wie Perfluorhexan, Fluorchlorkohlenwasserstoffe, und Ether, Ester, Ketone und/oder Acetale.
Als weiteres Treibmittel können in einer Ausführungsform auch Mikrokugeln, die physikalisches Treibmittel enthalten, zugegeben werden.
Bei der Herstellung erfindungsgemäßer Verbundstoffe können weiter noch Hilfsmittel und/oder Zusatzstoffe (g) eingesetzt werden. Dabei können alle zur Herstellung von Polyurethanen bekannten Hilfs- und Zusatzstoffe verwendet werden. Genannt seien beispielsweise oberflächenaktive Substanzen, Schaumstabilisatoren, Zellregler, Trennmittel, Füllstoffe, Farbstoffe, Pigmente, Flammschutzmittel, Hydrolyseschutzmittel, fungistatische und bakteriostatisch wirkende Substanzen. Solche Substanzen sind beispielsweise in "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.4.4 und 3.4.6 bis 3.4.1 1 genannt.
Im Allgemeinen werden bei der Herstellung des erfindungsgemäßen Verbundmaterials die organischen Polyisocyanate (a), die höhermolekularen Verbindungen mit mindes- tens zwei reaktiven Wasserstoffatomen (b), hyperverzweigte Polymere (c) und gegebenenfalls die Kettenverlängerungs- und/oder Vernetzungsmittel (d) in solchen Mengen zur Umsetzung gebracht, dass das Äquivalenz-Verhältnis von NCO-Gruppen der Polyisocyanate (a) zur Summe der reaktiven Wasserstoffatome der Komponenten (b), (c) und gegebenenfalls (d) und (f) 0,85 bis 1 ,25:1 , vorzugsweise 0,90 bis 1 ,15:1 be- trägt. Falls die zelligen Kunststoffe zumindest teilweise Isocyanuratgruppen gebunden enthalten, wird üblicherweise ein Verhältnis von NCO-Gruppen der Polyisocyanate (a) zur Summe der reaktiven Wasserstoffatome der Komponente (b), (c) und gegebenenfalls (d) und (f) von 1 ,5 bis 20:1 , vorzugsweise 1 ,5 bis 8:1 verwendet. Ein Verhältnis von 1 :1 entspricht dabei einem Isocyanatindex von 100.
Die speziellen Ausgangssubstanzen (a) bis (f) für die Herstellung von erfindungsgemäßen Verbundmaterialien unterscheiden sich jeweils quantitativ und qualitativ nur geringfügig wenn als erfindungsgemäßes Polyurethan ein thermoplastisches Polyurethan, ein Weichschaumstoff, ein Halbhartschaumstoff, ein Hartschaumstoff oder ein Integralschaumstoff hergestellt werden soll. So werden beispielsweise für die Herstellung von massiven Polyurethanen keine Treibmittel eingesetzt. Weiter lässt sich beispielsweise über die Funktionalität und die Kettenlänge der höhermolekularen Verbindung mit mindestens zwei reaktiven Wasserstoffatomen die Elastizität und Härte des erfindungsgemäßen Polyurethans variieren. Solche Modifikationen sind dem Fach- mann bekannt.
Die Edukte für die Herstellung eines massiven Polyurethans werden beispielsweise in EP 0989146 oder EP 1460094, die Edukte für die Herstellung eines Weichschaums in PCT/EP2005/010124 und EP 1529792, die Edukte für die Herstellung eines Halbhart- schaums im "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 5.4, die Edukte für die Herstellung eines Hartschaumstoffs in PCT/EP2005/010955 und die Edukte für Herstellung eines Integralschaumstoffs in EP
364854, US 5506275 oder EP 897402 beschrieben. Zu den in diesen Dokumenten beschriebenen Edukten wird dann jeweils noch das hyperverzweigte Polymer (c) zugegeben, wobei sich die Mengenverhältnisse der übrigen Ausgangsstoffe zueinander vorzugsweise jeweils nicht ändern. Bezüglich spezieller Edukte für die Herstellung von Beschichtungen und Bindemitteln ist ebenfalls auf das "Kunststoffhandbuch, Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 10 und 12 verwiesen.
Als Beispiel für ein Verfahren zur Herstellung eines Verbundmaterials gemäß der ersten Ausführungsform kann das sogenannte „Doppelbandverfahren", das vorzugsweise bei der Herstellung von Verbundmaterialien aus Polyurethanhartschaum angewandt wird, genannt werden. Dabei werden eine obere und eine untere Deckschicht, zum Beispiel aus Metall, Aluminiumfolie oder Papier, von einer Rolle abgerollt. Danach wird die Reaktionsmischung, bestehend aus den Komponenten (a) bis (c), (e), (f) und gegebenenfalls (g) zum Beispiel in einem Hochdruckmischkopf gemischt, auf die untere Deckschicht aufgetragen und zwischen oberer und unterer Deckschicht im sogenannten Doppelband ausgehärtet. Anschließend werden die Elemente auf die gewünschte Länge zugeschnitten.
Bei der Herstellung von Verbundmaterialien auf Basis von elastomeren Polyurethan- Schaumstoffen gemäß der ersten Ausführungsform wird der Feststoff vorzugsweise in einer Form vorgelegt und anschließend die Reaktionsmischung, erhältlich durch Vermischen der Komponenten (a) bis (f) und gegebenenfalls (g) in die Form eingespritzt. Dies geschieht vorteilhafterweise nach dem „one shot-Verfahren", beispielsweise mit Hilfe der Reaktionsspritzguss-, Hochdruck- oder Niederdruck-Technik in offenen oder geschlossenen Formwerkzeugen, beispielsweise metallischen Formwerkzeugen, z.B. aus Aluminium, Gusseisen oder Stahl, die den Feststoff enthalten.
Dabei erfolgt das Vermischen der Ausgangskomponenten des Polyurethanschaums (a) bis (f) und gegebenenfalls (g) bei einer Temperatur von 15 bis 90 °C, vorzugsweise von 20 bis 50 °C. Die Mischung wird in das offene oder gegebenenfalls unter erhöhtem Druck in das geschlossene Formwerkzeug eingebracht, das den Feststoff enthält. Das Vermischen kann beispielsweise mechanisch mittels eines Rührers oder einer Rührschnecke oder unter hohem Druck im sogenannten Gegenstrominjektionsverfahren durchgeführt werden. Die Formwerkzeugtemperatur beträgt zweckmäßigerweise 20 bis 90 °C, vorzugsweise 30 bis 60 °C und insbesondere 45 bis 50 °C.
Die Formkörper mit einer verdichteten Randzone und einem zelligen Kern werden gemäß der ersten Ausführungsform in einem geschlossenen Formwerkzeug, enthaltend den Feststoff, unter Verdichtung mit einem Verdichtungsgrad von 1 ,5 bis 8,5, vorzugs- weise 2 bis 6 hergestellt.
Die zelligen Polyurethane, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, im Verbundmaterial weisen im allgemeinen Dichten von ungefähr 0,35 bis 1 ,2 g/cm3, vorzugsweise von 0,45 bis 0,85 g/cm3 auf, wobei die Dichte von füllstoffhaltigen Produkten höhere Werte, z. B. bis 1 ,4 g/cm3 und mehr erreichen kann.
Weiter sind nach der ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens Verbundmaterialien herstellbar, die weichelastische, halbharte und harte Polyurethan- Schaumstoffe sowie die entsprechenden Polyurethan-Integralschaumstoffe, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, mit einer Dichte von 0,02 bis 0,45 g/cm3 enthalten. Die Ge- samtdichten der halbharten Schaumstoffe und der Polyurethan-Integralschaumstoffe, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, im Rahmen der erfindungsgemäßen Verbundmaterialien betragen vorzugsweise 0,2 bis 0,9 g/cm3, und insbesondere 0,35 bis 0,8 g/cm3.
Soll der Feststoff ganz oder teilweise vom Polyurethan umschlossen werden, wird in einer zweiten Ausführungsform des Verfahrens zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Verbundstoffs der Feststoff beispielsweise als Füllstoff mit den Komponenten (a) bis (g) vermischt. Anschließend lässt man die Reaktionsmischung, enthaltend den Feststoff, ausreagieren.
In einer dritten Ausführungsform wird thermoplastisches Polyurethan, erhältlich durch Vermischen der Komponenten (a) bis (e) und gegebenenfalls (g), wobei als organische und/oder modifizierte Polyisocyanate (a) ausschließlich Diisocyanate, als höhermolekulare Verbindung mit mindestens zwei reaktiven Wasserstoffatomen (b), ausschließlich solche mit genau zwei reaktiven Wasserstoffatomen und als Kettenverlängerungsmittel und/oder Vernetzungsmittel (d) ausschließlich solche mit genau zwei reaktiven Wasserstoffatomen verwendet werden, aufgeschmolzen und in geschmolzenem Zustand auf den Feststoff, mit dem das Verbundmaterial gebildet werden soll, aufgetragen. Dabei soll unter „Auftragen" jegliche Art des Auftragens verstanden werden, beispielswei- se durch Vorlegen des Feststoffs in einer geschlossenen Form und Einspritzen des thermoplastischen Polyurethans.
Soll der Feststoff ganz oder teilweise von thermoplastischem Polyurethan, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, umschlossen werden, so kann gemäß einer vierten Ausfüh- rungsform des Verfahrens zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Verbundmaterials das thermoplastische Polyurethan aufgeschmolzen und mit dem Feststoff gemischt werden.
Bei allen Ausführungsformen zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Verbundmate- rials erfolgt die eigentliche Herstellung von Polyurethanen, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, analog zu bekannten Verfahren zur Herstellung von Polyurethan, wobei ein hyperverzweigtes Polymer als zusätzlicher Bestandteil in der Reaktionsmischung
enthalten ist. Die Herstellung von Polyurethanen, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, kann durch Vermischen von (a) organischen und/oder modifizierten Polyisocyana- ten mit (b) mindestens einer höhermolekularen Verbindung mit mindestens zwei reaktiven Wasserstoffatomen, (c) hyperverzweigten Polymeren, (d) gegebenenfalls nieder- molekularen Kettenverlängerungsmitteln und/oder Vernetzungsmittel, (e) Katalysatoren, (f) gegebenenfalls Treibmitteln und (g) gegebenenfalls sonstigen Zusatzstoffen zu einer Reaktionsmischung und Ausreagieren lassen dieser Reaktionsmischung erfolgen.
Im Fall von thermoplastischem Polyurethan kann das thermoplastische Polyurethan, enthaltend hyperverzweigtes Polymer, auch durch Homogenisieren eines thermoplastischen Polyurethans mit dem hyperverzweigten Polymer, beispielsweise in einem Extruder, erhalten werden.
Im Folgenden werden Beispiele für erfindungsgemäße Verbundmaterialien und
Einsatzmöglichkeiten für diese genannt, die aber nicht beschränkend wirken sollen. So können Verbundmaterialien im Sinn der Erfindung beispielsweise im Bereich von Schuhsohlen eingesetzt werden. In diesem Fall werden bevorzugt Verbundmaterialien aus Polyurethanschäumen, enthaltend ein hyperverzweigtes Polymer, mit Elastome- ren, Elastomerblends, Gummimischungen oder Leder eingesetzt. Im Fall von Verbundmaterialien aus Polyurethanschäumen oder Gießsystemen mit Elastomeren, E- lastomerblends oder Gummimischungen können diese beispielsweise als Reifenlaufflächen im Bereich Automobil, Fahrrad, oder Inlineskates eingesetzt werden. Im Fall von Verbundmaterialien aus Polyurethanschäumen mit Polypropylen oder Polycarbo- nat/Acrylnitril-Butadien-Styrol können diese beispielsweise im Automobilinnenbereich, beispielsweise als Instrumententafeln eingesetzt werden. Im Fall von Verbundmaterialien aus Polyurethanhartschäumen mit Aluminium-Blechen können diese beispielsweise als Sandwich Paneele im Bereich der Gebäudeverkleidung oder als Isolierelemente in Kühlschränken eingesetzt werden. Im Fall von Verbundmaterialien aus Glasfaser- Polyurethanelastomer können diese beispielsweise in Laminaten für RIM-Bauteile im Automobil-Exterieur eingesetzt werden oder im Fall von Weichschaum/Textilverbunden können diese beispielsweise für Polstermöbel oder Sitze eingesetzt werden.
Bei allen erfindungsgemäßen Verfahren kann der Feststoff ohne Vorbehandlung ein- gesetzt werden. Ebenso ist es möglich, bekannte Verfahren zur Verbesserung der Haftung umfassend beispielsweise die chemische und/oder physikalische Vorbehandlung, einzusetzen. Hierzu zählen Korona-Behandlung, Beflammung, Plasmabehandlung, UV-Bestrahlung, Sputtern, Ätzen, elektrochemische Verfahren, wie Anodisierung oder mechanische Aufrauhprozesse. Daneben können in Kombination oder getrennt auch Primer bzw. Haftvermittler, die selbst keine chemische oder morphologische Änderung der Substratoberflächen bewirken, jedoch als Haftvermittler wirken, auf den Feststoff aufgetragen werden. Solche Verfahren zur Verbesserung der Haftung sind allgemein
bekannt und bespielsweise in Pocius, Adhesion and technology, München, Carl- Hanser-Verlag, 2002, beschrieben.
Vorteil eines erfindungsgemäßen Verbundmaterials ist die verbesserte Haftung zwi- sehen Polyurethan und Feststoff. Diese kann ohne Anwendung von zusätzlichen
Schritten und/oder aufwendigen, gesundheitsschädlichen oder aggressiven Verfahren zur Verbesserung der Haftung erreicht werden.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
Beispiele
Herstellung eines hyperverzweigten Polymers
Beispiel 1 Synthese eines hyperverzweigten Polyesters, enthaltend Hydroxylgruppen, Carbo- xylgruppen, und maleinische Doppelbindungen als funktionelle Elemente.
1 149,4 g Trimethylolpropan, 420 g Maleinsäureanhydrid, 625,8 g Adipinsäure und 0.08 g Dibutylzinndilaurat wurden gemeinsam in einen Kolben, ausgestattet mit Rührer, Innenthermometer und absteigendem Kühler mit Vakuumanschluß eingewogen und zunächst ohne Rühren bei Normaldruck langsam erhitzt, bis die Mischung bei ca. 80 °C aufschmolz. Dann wurde unter Rühren auf 140 °C aufgeheizt. Die Reaktionsmischung wurde 2 Stunden bei dieser Temperatur gerührt, wobei 99 g Wasser abdestillierten. Danach wurde die Mischung etwas abgekühlt und weitere 229,9 g Trimethylolpropan hinzugegeben. Anschließend wurde wieder auf 140°C erhitzt und langsam der Druck stufenweise bis auf 50 mbar abgesenkt. Anschließend wurde die Temperatur auf 1600C erhöht. Nach 3 Stunden bei 160°C und einem Druck von 40 mbar betrug die Säurezahl etwa 30 mg KOH/g. Die Temperatur wurde auf 180 °C erhöht. Nach weiteren 3,5 Stunden und einem Endvakuum von 30 mbar war eine Säurezahl von <10 mg KOH/g erreicht und die Reaktionsmischung wurde abgekühlt.
Analytik: Säurezahl: 9 mg KOH/g OH-Zahl: 331 mg KOH/g T9 = -15 0C
GPC Mn = 3700, Mw = 104 000 (Eluent: DMAc)
Analytik der erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere:
Die Polymere wurden per Gelpermeationschromatographie mit einem Refraktometer als Detektor analysiert. Als mobile Phase wurde Tetrahydrofuran (THF) oder Dimethy-
lacetamid (DMAc) verwendet, als Standard zur Bestimmung des Molekulargewichts wurde Polymethylmethacrylat (PMMA) eingesetzt.
Die Bestimmung der Glasübergangastemperaturen erfolgte mittels Differential Scan- ning Calorimetry (DSC), ausgewertet wurde die zweite Aufheizkurve.
Die Bestimmung der Säurezahl und der OH-Zahl erfolgte nach DIN 53240, Teil 2.
Herstellung von Polyurethan/Gummi-Verbundmaterialien
Der Effekt von hyperverzweigtem Polymer zur Verbesserung der Haftung soll im Folgenden anhand von Verbundmaterialien aus einem Polyurethanheißgießsystem und Gummiplatten verdeutlicht werden. Dazu wurden aus einem Polyesterol, bestehend aus Adipinsäure, 1 ,4-Butandiol und Ethylenglykol (OH-Zahl = 55 mg KOH/g), 4,4'- Diphenylmethandiisocyanat (4,4'-MDI) und 1 ,4-Butandiol sowie gegebenenfalls dem hyperverzweigten Polymer (HP) gemäß Tabelle 1 Reaktionsmischungen hergestellt und auf Gummiplatten aufgebracht. Als Gummiplatten wurden Gummi-Elastomere der Klasse der Acrylnitrilbutadien-Kautschuke (NBR) und Polystyrolbutadiene (SBR) eingesetzt. Die Oberflächen der vulkanisierten Gummiplatten wurden vor Verwendung mit Ethanol gereinigt.
Tabelle 1
Zunächst wurde gemäß den Angaben in Tabelle 1 aus dem Polyesterol und 4,4'-MDI ein Isocyanat-Prepolymer hergestellt. Dieses Prepolymer und Butandiol (Vergleichsbeispiel 2 und 3) beziehungsweise Prepolymer, Butandiol und HP (Beispiele 3 und 4) wurden anschließend jeweils auf 80 °C erwärmt und miteinander vermischt. Die so erhaltenen Reaktionsmischungen wurden in eine auf 1 10 °C vorgeheizte Aluminium- Form, die auf dem Formboden einen Gummistreifen der Abmessungen 4 x 10 x 0,1 cm enthielt, gegeben. Die Abmessungen der Aluminium-Form betrugen 15 x 20 x 0,5 cm. Die Platten wurden nach 3 Stunden Temperung bei 110°C entformt und abkühlen gelassen.
Die Messung der Haftzugfestigkeit erfolgte nach 24 h Lagerung bei Raumtemperatur in Anlehnung an EN ISO 20 344. Die angegebenen Haftzugfestigkeiten stellen Mittelwerte aus Sechsfachbestimmungen dar.
Tabelle 2
Der Mittelwert der Haftzugfestigkeiten des PUR-Elastomers verbessern sich deutlich bei Zugabe des hyperverzweigten Additivs zum System. Die Haftung nimmt sowohl bei Verwendung von NBR als auch von SBR zu.