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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
elastischen Schichtstoffen, bei dem man ein Polyurethanbindemittel,
das ein Isocyanatgruppen aufweisendes Prepolymer enthält,
mit einem Granulat eines zelligen Polyurethanelastomers und gegebenenfalls
weiterem Kunststoffgranulat und einem Überschuss an Wasser
vermischt, wobei mindestens 20 Gew.-% Wasser, bezogen auf das Gewicht
von Isocyanatgruppen aufweisendes Prepolymer, eingesetzt wird. Weiter
betrifft die vorliegende Erfindung einen elastischen Schichtstoff,
erhältlich nach einem solchen Verfahren.
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Weitere
Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung sind den Ansprüchen,
der Beschreibung und den Beispielen zu entnehmen. Es versteht sich,
dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden
Merkmale des erfindungsgemäßen Gegenstandes nicht
nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen verwendbar sind, ohne den Rahmen der Erfindung zu
verlassen.
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Die
Herstellung elastischer Schichtstoffe, enthaltend Gummi- oder Kunststoffteilchen,
unter Verwendung von geeigneten Polyurethanbindemitteln ist bereits
bekannt. Solche Schichtstoffe werden zum Beispiel als elastische
Unterbauten in Turnhallen oder als Bodenbeläge an Turngeräten
verwendet. Ein Vorteil dieser als "Rubber-Crumb" bezeichneten Verbunde
liegt in der Möglichkeit, diese Schichtstoffe auch außerhalb
geschlossener Gebäude direkt anzuwenden.
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So
werden in
DE 1 534 345 wasserdurchlässige,
elastische Bodenbeläge für Sportplätze
beschrieben, wobei die chemische Zusammensetzung des verwendeten
Bindemittels nicht näher erläutert wird. Die Verwendung
von Zweikomponenten-Polyurethanbindemitteln zur Bindung von elastischen
Teilchen wird in den
DE 1 955
267 und
DE 1 720 059 ,
sowie in den
DE 2 156 225 und
DE 2 215 893 beschrieben.
Feuchtigkeitshärtende Einkomponenten-Polyurethanbindemittel
für dieses Einsatzgebiet werden beispielsweise in
DE 2021 682 ,
DE 2 228 111 ,
DE 2 427 897 ,
DE 2 447 625 und
DE 2 821 001 beschrieben. Vor allem
aus Kostengründen werden als Kunststoffteilchen meist Gummigranulatteilchen
eingesetzt.
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Nachteilig
an bekannten „Rubber-Crumb"-Materialien ist deren Gewicht.
Auch ist für viele Anwendungen ein weicheres und elastischeres
Material gewünscht.
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Weiter
sind Verbunden aus aufgearbeiteten Polyurethanweichschaumflocken
und Polyurethanbindemitteln, sogenannte Flockenverbunde, bekannt.
Bei der Herstellung dieser Verbundstoffe werden die Polyurethanschaumstoffe
mit Polyurethanbindemittel versetzt. Anschließend wird
durch Zusammenpressen der Mischung eventuell in Poren des Weichschaumstoffs
eingedrungenes Bindemittel ausgepresst, wodurch ein übermäßiger
Verbrauch an Bindemittel verhindert wird. Solche Flockenverbunde
sind beispielsweise beschrieben im "Kunststoffhandbuch,
Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel
51.1.5 und werden für ähnliche Anwendungen
eingesetzt werden, wie der ursprüngliche Polyurethanweichschaum.
Diese Flockenverbundstoffe eignen sich aufgrund ihrer Dichte und
geringen mechanischen Eigenschaften nicht für Anwendungen
als Bodenbelag.
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Bekannte
Verbundstoffe aus Polyurethanbindemittel und Schaumstoffen höherer
Dichte sind zur Erweiterung der mechanischen Eigenschaften von „Rubber-Crumb"
ebenfalls ungeeignet. Bei der Herstellung solcher Verbundstoffe
dringt eine erhebliche Mengen des Polyurethanbindemittels in die
Poren der Schaumstoffteilchen ein, welches anschließend,
aufgrund des hohen Elastizitätsmoduls und der hohen Stauchhärte der
Schaumstoffteilchen, von diesen nicht mehr abgegeben wird. Ein solches
Material ist aufgrund der relativ hohen Kosten des Polyurethanbindemittels
gegenüber bekannten „Rubber-Crumb" Materialien
unwirtschaftlich.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung war es, ein Material zu liefern, das
sich als Bodenbelag eignet, eine geringere Dichte als bekannte Rubber-Crumb-Materialien
aufweist und in einem weiten Härte- und Elastizitätsbereich
herstellbar ist.
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Überraschenderweise
wird die erfindungsgemäße Aufgabe durch einen
elastischen Schichtstoffen gelöst, herstellbar durch ein
Verfahren, bei dem man ein Polyurethanbindemittel, das ein Isocyanatgruppen
aufweisendes Prepolymer enthält, mit einem Granulat eines
zelligen Polyurethanelastomers und gegebenenfalls weiterem Kunststoffgranulat
und einem Überschuss an Wasser vermischt, wobei mindestens
20 Gew.-% Wasser, bezogen auf das Gewicht von Isocyanatgruppen aufweisendes
Prepolymer, eingesetzt wird.
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Unter
einem Polyurethanbindemittel ist dabei eine Mischung zu verstehen,
die zu mindestens 50 Gew.-%, vorzugsweise zu mindestens 80 Gew.-%
und insbesondere zu mindestens 95 Gew.-% aus einem Isocyanatgruppen
aufweisenden Prepolymer aufweist. Weiter kann ein erfindungsgemäßes
Polyurethanbmndemittel weitere Additive, wie oberflächenaktive
Substanzen, Weichmacher, anorganische Füllstoffe, wie Sand, Kaolin,
Kreide, Bariumsulfat, Siliziumdioxid, Oxidationsstabilisatoren,
Farbstoffe und Pigmente, Stabilisatoren, z. B. gegen Hydrolyse,
Licht, Hitze oder Verfärbung, anorganische und/oder organische
Füllstoffe, Emulgatoren, Flammschutzmittel, Alterungsschutzmittel,
Haftvermittler und Verstärkungsmittel sowie in der Polyurethanchemie
gebräuchliche Katalysatoren enthalten. Dabei liegt die
Viskosität des erfindungsgemäßen Polyurethanbindemittels
vorzugsweise in einem Bereich von 500 bis 4000 mPa·s, besonders
bevorzugt von 1000 bis 3000 mPa·s, gemessen bei 25°C
nach DIN 53 018.
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Als
Katalysatoren werden beispielsweise Amidine, wie 2,3-Dimethyl-3,4,5,6-tetrahydropyrimidin,
tertiäre Amine, wie Triethylamin, Tributylamin, Dimethylbenzylamin,
N-Methyl-, N-Ethyl-, N-Cyclohexylmorpholin, N,N,N',N'-Tetramethylethylendiamin,
N,N,N',N'-Tetramethyl-butandiamin, N,N,N',N'-Tetramethyl-hexandiamin, Pentamethyl-diethylentriamin,
Tetramethyl-diaminoethylether, Bis-(dimethylaminopropyl)-harnstoff,
Dimethylpiperazin, 1,2-Dimethylimidazol, 1-Aza-bicyclo-(3,3,0)-octan
und vorzugsweise 1,4-Diaza-bicyclo-(2,2,2)-octan und Alkanolaminverbindungen,
wie Triethanolamin, Triisopropanolamin, N-Methyl- und N-Ethyl-diethanolamin
und Dimethylethanolamin verwendet. Ebenso kommen als Katalysatoren
organische Metallverbindungen in Betracht, vorzugsweise organische
Zinnverbindungen, wie Zinn-(II)-salze von organischen Carbonsäuren,
z. B. Zinn-(II)-acetat, Zinn-(II)-octoat, Zinn-(II)-ethylhexoat
und Zinn-(II)-laurat und die Dialkylzinn-(IV)-salze von organischen
Carbonsäuren, z. B. Dibutyl-zinndiacetat, Dibutylzinndilaurat,
Dibutylzinn-malest und Dioctylzinn-diacetat, sowie Bismutcarboxylate,
wie Bismut(III)-neodecanoat, Eismut-2-etyhlhexanoat und Eismut-octanoat
oder Mischungen davon. Die organischen Metallverbindungen können
allein oder in Kombination mit basischen Aminen eingesetzt werden.
Als bevorzugter Katalysator wird Dimorphinodimethylether alleine oder
in Mischungen eingesetzt.
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Der
Zeitpunkt der Katalysatorzugabe ist dabei nicht beschränkt.
So kann der Katalysator beispielsweise bereits im Bindemittel enthalten
sein oder wird bei dem Vermischen mit dem Granulat des zelligen
Polyurethanelastomers zugegeben. Handelt es sich bei dem Katalysator
um Dimorphinodimethyleter ist dieser vorzugsweise bereits im Bindemittel
enthalten.
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Vorzugsweise
werden 0,001 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,05 bis 2 Gew.-% Katalysator
bzw. Katalysatorkombination, bezogen auf das Gewicht des Isocyanatgruppen
aufweisenden Prepolymers zugegeben.
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Als
Isocyanatgruppenhaltiges Prepolymer kann im Rahmen der Erfindung
das Umsetzungsprodukt von Polyisocyanaten (a) mit gegenüber
Isocyanaten reaktiven Verbindungen (b) sowie gegebenenfalls Kettenverlängerungs-
und/oder Vernetzungsmitteln (c) eingesetzt werden, wobei das Polyisocyanat
(a) im Überschuss eingesetzt wird.
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Als
Polyisocyanate (a) können alle aus dem Stand der Technik
bekannten aliphatischen, cycloaliphatischen und aromatischen zwei-
oder mehrwertigen Isocyanate sowie beliebige Mischungen daraus eingesetzt werden.
Beispiele sind 4,4', 2,4' und 2,2'-Diphenylmethandiisocyanat, die
Mischungen aus monomeren Diphenylmethandiisocyanaten und höherkernigen
Homologen des Diphenylmethandiisocyanats (Polymer-MDI), Tetramethylendiisocyanat,
Hexamethylendiisocyanat (HDI), Isophorondiisocyanat (IPDI), 1,5-Naphthalindiisocyanat
(NDI), 2,4,6-Toluoltriisocyanat und 2,4- und 2,6-Toluoldiisocyanat
(TDI), oder Mischungen daraus.
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Vorzugsweise
werden 2,4-Toluoldiiisocyanat, 2,6-Toluoldiiisocyanat, 2,4'-Diphenylmethandiisocyanat und
4,4'-Diphenylmethandiisocyanat und höherkernige Homologe
des Diphenylmethandiisocyanats (Polymer-MDI) sowie Gemische dieser
Isocyanate, Uretonimin insbesondere eine Mischung aus 2,4'-Diphenylmethandiisocyanat
und 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat als Polyisocyanat (a) eingesetzt.
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Als
gegenüber Isocyanaten reaktive Verbindungen (b) können
alle Verbindungen mit zumindest zwei gegenüber Isocyanatgruppen
reaktiven Wasserstoffatomen eingesetzt werden. Vorzugsweise werden
Polyesterole, Polyetherole, oder Mischungen von Polyetherolen mit
Polyolen die eine tertiäre Amingruppe aufweisen insbesondere
Polyetherole, eingesetzt.
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Polyole,
die tertiäre Aminogruppen aufweisen, können beispielsweise
durch Reaktion von sekundären Aminen, wie beispielsweise
Ethylendiamin, mit Alkylenoxiden, beispielsweise Ethylenoxid oder
Propylenoxid, erhalten werden.
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Geeignete
Polyetherole werden nach bekannten Verfahren, beispielsweise durch
anionische Polymerisation mit Alkalihydroxiden oder Alkalialkoholaten
als Katalysatoren und unter Zusatz mindestens eines Startermoleküls,
das 2 bis 5, vorzugsweise 2 bis 4 und besonders bevorzugt 2 bis
3, insbesondere 2 reaktive Wasserstoffatome gebunden enthält,
oder durch kationische Polymerisation mit Lewis-Säuren,
wie Antimonpentachlorid oder Bortrifluorid-Etherat, aus einem oder
mehreren Alkylenoxiden mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkylenrest
hergestellt. Weiter können als Katalysatoren auch Multimetallcyanidverbindungen,
sogenannte DMC-Katalysatoren, eingesetzt werden. Geeignete Alkylenoxide
sind beispielsweise Tetrahydrofuran, 1,3-Propylenoxid, 1,2- bzw.
2,3-Butylenoxid und vorzugsweise Ethylenoxid und 1,2-Propylenoxid.
Die Alkylenoxide können einzeln, alternierend nacheinander
oder als Mischungen verwendet werden. Bevorzugt werden 1,2-Propylenoxid,
Ethylenoxid oder Mischungen aus 1,2-Propylenoxid und Ethylenoxid
verwendet.
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Als
Startermolekül kommen vorzugsweise Wasser oder 2- und 3-wertige
Alkohole in Betracht, wie Ethylenglykol, 1,2- oder 1,3-Propandiol,
Diethylenglykol, Dipropylenglykol, 1,4-Butandiol, Glycerin und Trimethylolpropan.
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Die
bevorzugten Polyetherpolyole, besonders bevorzugt Polyoxypropylen-
oder Polyoxypropylen-polyoxyethylen-polyole, besitzen eine Funktionalität
von 2 bis 5, besonders bevorzugt von 2 bis 3 und Molekulargewichte
von 400 bis 9.000, vorzugsweise 1.000 bis 6.000, besonders bevorzugt
1.500 bis 5.000 und insbesondere von 2.000 bis 4.000 g/mol. Besonders
bevorzugt wird als Polyetherpolyol Polypropylenglykol mit einem
gewichtsmittleren Molekulargewicht von 1500 bis 2500 g/mol eingesetzt.
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Gegebenenfalls
können auch Kettenverlängerungs- und/oder Vernetzungsmittel
(c) eingesetzt werden. Die Zugabe der Kettenverlängerungs-
und/oder Vernetzungsmittel (c) kann vor, zusammen mit oder nach der
Zugabe der Polyole erfolgen. Als Kettenverlängerungsmittel
und/oder Vernetzungsmittel (c) werden Substanzen mit einem Molekulargewicht
von vorzugsweise kleiner 400 g/mol, besonders bevorzugt von 60 bis
350 g/mol eingesetzt, wobei Kettenverlängerer 2 gegenüber
Isocyanaten reaktive Wasserstoffatome und Vernetzungsmittel 3 gegenüber
Isocyanat reaktive Wasserstoffatome aufweisen. Diese können
einzeln oder in Form von Mischungen eingesetzt werden. Werden Kettenverlängerer
eingesetzt, sind 1,3- und 1,2-Propandiol, Dipropylenglycol, Tripropylenglycol
1,3 Butandiol besonders bevorzugt.
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Sofern
Kettenverlängerungsmittel, Vernetzungsmittel oder Mischungen
davon Anwendung finden, kommen diese zweckmäßigerweise
in Mengen von 1 bis 60 Gew.-%, vorzugsweise 1,5 bis 50 Gew.-% und
insbesondere 2 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht von Polyisocyanaten
(a), gegenüber Isocyanat reaktiven Verbindungen (b) und
Kettenverlängerungsmitteln und/oder Vernetzungsmitteln
(c) zum Einsatz.
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Die
Isocyanatprepolymere sind erhältlich, indem vorstehend
beschriebene Polyisocyanate (a), beispielsweise bei Temperaturen
von 30 bis 100°C, bevorzugt bei etwa 80°C, mit
gegenüber Isocyanaten reaktiven Verbindungen (b) sowie
gegebenenfalls Kettenverlängerungs- und/oder Vernetzungsmittel
(c) zum Prepolymer umgesetzt werden. Dabei werden Polyisocyanat
(a), gegenüber Isocyanat reaktive Verbindung (b), sowie
gegebenenfalls Kettenverlängerungs- und/oder Vernetzungsmittel
(c) vorzugsweise in einem Verhältnis von Isocyanatgruppen
zu gegenüber Isocyanaten reaktiven Gruppen von 1.5:1 bis
15:1, vorzugsweise 1,8:1 bis 8:1 miteinander vermischt. Besonders
bevorzugt werden zur Herstellung der Prepolymere Polyisocyanate und
die Verbindung mit gegenüber Isocyanaten reaktiven Gruppen
und Kettenverlängerungs- und/oder Vernetzungsmittel in
einem Verhältnis miteinander vermischt, dass der NCO-Gehalt
des hergestellten Prepolymers im Bereich von 1,0 bis 20, insbesondere
von 2 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des hergestellten
Isocyanatprepolymers, liegt. Anschließend können
vorzugsweise flüchtige Isocyanate abgetrennt werden, vorzugsweise
durch Dünnschichtdestillation. Dabei liegt die Viskosität
der Isocyanatprepolymere vorzugsweise bei 1000 bis 3000 mPa·s
bei 25°C. Erfindungsgemäße Isocyanatprepolymere
auf Basis von Toluoldiisocyanat weisen dabei typischerweise eine
Viskosität von 1000 bis 1500 mPa·s auf, während
erfindungsgemäße Isocyanatprepolymere auf Basis
von Diphenylmethandiisocyanat typischerweise eine Viskosität
von 2000 bis 3000 mPa·s aufweisen, jeweils bei 25°C.
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Weiter
kann die Herstellung des Isocyanatgruppen aufweisenden Prepolymers
schrittweise erfolgen. Dazu wird in einem ersten Schritt die gegenüber
Isocyanat reaktive Verbindung (b) sowie gegebenenfalls Kettenverlängerungs-
und/oder Vernetzungsmit tel (c) mit 2,4-Toluoldiisocyanat und/oder
2,6-Toluoldiisocyanat bis zu einem NCO-Gehalt von 2–5 Gew.-%,
bezogen auf das erhaltene Prepolymer, umgesetzt. In einem zweiten Schritt
wird das so hergestellte Prepolymer mit Isocyanaten aus der Diphenylmethandiisocyanatreihe
oder deren Derivate versetzt, beispielsweise 2,4'-Diphenylmethandiisocyanat
und 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat und höherkernige Homologe
des Diphenylmethandiisocyanats (Polymer-MDI) und/oder bei Raumtemperatur flüssige,
modifizierte Diphenylmethandiisocyanate, insbesondere durch Carbodiimid-,
Urethan-, Allophanat-, Isocyanurat-, Harnstoff- und/oder Biuretgruppen
modifizierte Diphenylmethandiisocyanate, bis der NCO-Gehalt des
hergestellten Prepolymers einen Wert, entsprechend den oben angegebenen
Werten, aufweist. Dadurch kann der Gehalt an monomerem Isocyanat
mit einer Molmasse kleiner 249 g/mol gering gehalten werden. Diese
schrittweise hergestellten Polyisocyanatprepolymere weisen typischerweise
eine Viskosität im Bereich von 2000 bis 3000 mPa·s
bei 25°C auf.
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Vorzugsweise
ist der Gehalt des Bindemittels an freien, monomeren Isocyanaten
mit einem Molekulargewicht von kleiner 249 g/mol im Bindemittel
kleiner 1 Gew.-%, besonders bevorzugt kleiner 0,5 Gew.-% und insbesondere
kleiner 0,1 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polyurethanbindemittels.
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Als
Granulat eines zelligen Polyurethanelastomers können Granulate
aller Arten von zelligen Polyurethanelastomeren eingesetzt werden.
Polyurethan im Sinn der Erfindung umfasst alle bekannten Polyisocyanat-Polyadditionsprodukte
sowie Polymerblends, enthaltend Polyurethane und weitere Polymere.
Diese können beliebiger Größe und Form
sein.
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Das
zellige Polyurethanelastomer, das der Herstellung des erfindungsgemäßen
Granulats zugrunde liegt, ist ein Schaumstoffe gemäß DIN
7726 und weist vorzugsweise eine Dichte von 100 bis 1000
kg/m3, besonders bevorzugt 200 bis 900 kg/m3 und insbesondere 300 bis 800 kg/m3 auf. Vorzugsweise weist das zellige Polyurethanelastomer
eine Zugfestigkeit von > 3
N/mm2 und eine Bruchdehnung von > 300% nach DIN
EN ISO 1798 und eine Weiterreißfestigkeit von > 4 N/mm nach DIN
ISO 34-1B auf. Weiter weist das zellige Polyurethanelastomer
vorzugsweise einen mittleren Zelldurchmesser von 30 μm
bis 300 μm auf. Bevorzugt verwendet werden Granulate aus
Schaumstoff- und Integralschaumstoffabfällen. Dabei kann
es sich um Recyclingmaterial, beispielsweise aus der Produktion
von Schuhsohlen oder von Federelementen im Automobilbau, handeln.
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Die
erfindungsgemäßen Granulate von zelligen Polyurethanelastomeren
haben Korngrößen von 0,5 bis 60 mm, vorzugsweise
von 1 bis 10 mm.
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Neben
Granulat eines zelligen Polyurethanelastomers können weitere
Kunststoffgranulate eingesetzt werden. Diese umfassen duroplastische,
elastomere und thermoplasti sche Kunststoffe. Als Kunststoffgranulat werden
bevorzugt elastomere Kunststoffe eingesetzt. Besonders bevorzugt
werden als elastomere Kunststoffe vulkanisierte Gummimischungen
eingesetzt, beispielsweise aus Butadien-Kautschuk (BR), Styrol-Butadien-Kautschuk
(SBR), Isopren-Kautschuk (IR), Styrol-Isopren-Butadien-Kautschuk
(SIBR), Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR), Chloropren-Kautschuk
(CR), Isobuten-Isopren-Kautschuk (IIR), EPDM und Naturkautschuk
(NR), sowohl rein oder als Abmischungen untereinander, die mit Vulkanisationsbeschleunigern
und/oder Vernetzern auf Schwefel oder Peroxidbasis vermischt und
gemäß gängiger Praxis vulkanisiert sind.
Dabei handelt es sich bei EPDM um einen durch Terpolymerisation
von Ethen und größeren Anteilen Propylen sowie
einigen Prozent eines dritten Monomeren mit Dien-Struktur hergestellten
Kautschuk, in dem das Dien-Monomer die für eine anschließende
Schwefel-Vulkanisation benötigten Doppelbindungen bereitstellt.
Als Dien-Monomere finden vorwiegend cis,cis-1,5-Cyclooctadien (COD),
exo-Dicyclopentadien (DCP), endo-Dicyclopentadien (EDCP) u. 1,4-Hexadien
(HX) u. v. a. 5-Ethyliden-2-norbornen (ENB) Verwendung. Besonders
bevorzugt werden als Elastomere vulkanisierter Styrol-Butadien-Kautschuk,
Styrol-Butadien-Kautschuk Elends mit z. B. EPDM oder EPDM verwendet.
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Die
Elastomere enthalten dabei gegebenenfalls handelsübliche
Füllstoffe, wie Ruße, Silica, Kreide, Metalloxide,
Weichmacher, Antioxidationsmittel, Ozonschutzmittel und/oder thermoplastische
Polymere, wie styrolhaltige Thermoplaste, beispielsweise Polystyrol
oder Polystyrolacrylnitril (SAN), Ethylenvinylacetat (EVA), Polyethylen,
Polypropylen, Polycarbonat, thermoplastisches Polyurethan (TPU),
Polyvinylchlorid (PVC) oder thermoplastische Elastomere auf Basis
von Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymeren oder Styrol-Isopren-Styrol-Blockcopolymeren
oder Elends aus den genannten Thermoplasten untereinander.
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Die
beim erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Kunststoffgranulate
können beliebiger Größe und Form sein.
Bevorzugt verwendet werden jedoch elastische Granulate aus Gummi-
oder Kunststoffabfällen in den Korngrößen
von 0,5 bis 60 mm, vorzugsweise von 1 bis 10 mm. Derartige Abfälle
entstehen z. B. bei der Reifenrunderneuerung und bei der Fertigung
technischer Gummi- oder Kunststoffartikel. Abfälle aus
der Reifenrunderneuerung werden aus finanziellen Gründen
bevorzugt eingesetzt.
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Zur
Herstellung der Schichtstoffe wird das Granulat des zelligen Polyurethanelastomers
in Mengen von vorzugsweise 0,5 bis 20 Gew.-Teilen, besonders bevorzugt
1 bis 15 Gew.-Teilen und insbesondere 2 bis 10 Gew.-Teilen, bezogen
auf 1 Gew.-Teil des Polyurethanbindemittels in an sich bekannter
Weise unter Zusatz von mindestens 20 Gew.-%, vorzugsweise 25 bis
200 Gew.-%, besonders bevorzugt 30 bis 100 Gew.-% Wasser, bezogen
auf das Gewicht des Isocyanatgruppen aufweisendes Prepolymers, und
gegebenenfalls der genannten Additive vermischt. Das Vermischen
kann beispielsweise in einem Zwangsmischer erfolgen.
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Das
Wasser wird dabei spätestens zusammen mit dem Bindemittel
zugegeben. Vorzugsweise wird das Wasser entweder als Mischung mit
dem Polyurethanbindemittel zugegeben oder bereits vor Zugabe des Polyurethanbindemittels
mit dem Granulat des zelligen Polyurethanelastomers vermischt. Weiter
kann auch ein Teil des Wassers vor Zugabe des Polyurethanbindemittels
mit dem Granulat des zelligen Polyurethanelastomers vermischt werden
und der verbleibende Teil des Wassers zusammen mit dem Polyurethanbindemittel zugegeben
werden.
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Die
Aushärtung der Mischung kann durch Zugabe weiterer gegenüber
Isocyanat reaktiver Verbindungen (b) und/oder Kettenverlängerungs-
oder Vernetzungsmittel (c), dem sogenannten Zweikomponentenverfahren,
erfolgen. Alternativ kann die Aushärtung ausschließlich
durch Einwirkung von Wasser erfolgen, dem sogenannten Einkomponentenverfahren.
Vorzugsweise erfolgt die Aushärtung ausschließlich
durch Einwirkung von Wasser. Erfolgt die Herstellung des erfindungsgemäßen
Schichtstoffs im Einkomponentenverfahren wird bevorzugt kein Kettenverlängerungs-
oder Vernetzungsmittel (c) zur Herstellung des Isocyanatgruppen aufweisenden
Prepolymers eingesetzt.
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Die
physikalischen Eigenschaften der erfindungsgemäß hergestellten
elastischen Flächengebilde, wie Elastizität, Härte,
Raumgewicht und Wasserdurchlässigkeit, können
durch Variation von Größe, Gestalt, Elastizitätsmodul
und Dichte des Granulats des zelligen Polyurethanelastomers, Bindemittelgehalt,
mittlere NCO-Funktionalität des Bindemittels, Gehalt des
Bindemittels an Isocyanatgruppen, Verdichtungsgrad und Aushärtebedingungen
in weiten Grenzen variiert werden.
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Die
Formgebung des erfindungsgemäßen Schichtstoffs
erfolgt üblicherweise durch Aufschütten, Verteilen
und Verdichten der erfindungsgemäßen Mischung,
enthaltend Polyurethanbindemittel, Wasser und Granulat eines zelligen
Polyurethanelastomers, mit Hilfe von an sich für die Herstellung
von Boden- und Straßenbelägen bekannten Maschinen
und Werkzeugen auf die jeweils zu beschichtende Unterlage, wie Beton,
Estrich oder Asphalt, in der gewünschten Schichtdicke,
die je nach Einsatzgebiet üblicherweise 2 bis 30 mm beträgt.
Die Formgebung kann jedoch auch in gegebenenfalls beheizten Formen
oder Pressen erfolgen, wobei die Flächengebilde nach der
Aushärtung in Form von Platten erhalten werden, die dann
ihrerseits in an sich bekannter Weise zur Herstellung der genannten
Beläge verlegt werden.
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Die
erfindungsgemäßen Schichtstoffe sind vorzugsweise
nicht über das Bindemittel geschäumt und weisen
eine Dichte von 0,1 bis 2,0 g/cm3 auf. Vorteile
erfindungsgemäßer Schichtstoffe sind ein geringeres
Gewicht und die Einstellbarkeit von Härte und Elastizität über
einen weiten Bereich. Weiter können bei bekannten „Rubber-Crumb"-Materialien
vorkommenden Gerüche und gesundheitsschädlichen
Ausdünstungen der Gummipartikel reduziert bzw. eliminiert
werden. Dadurch ist ein erfindungsgemäßer Schichtstoff
insbesondere für Anwendungen in geschlossenen Räumen,
beispielsweise Sporthallen oder als Bodenbelag für Kinderspielplätze
und Spielfelder geeignet. Weiter können erfindungsgemäße
Schichtstoffe als Bodenbelag für Leichtathletiklaufbahnen,
sonstige Sportflächen oder Gehwege verwendet werden.
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Eine
weitere Anwendungsmöglichkeit stellt der Bau- und Konstruktionsbereich
dar. Hier kann das erfindungsgemäße Material als
elastische Dichtung anstelle von direkt geschäumtem Material
eingesetzt werden. Dies ist insbesondere vorteilhaft für
Anwendungen, bei denen das direkte Schäumen Nachteile aufweist, wie
bei sehr tiefen oder druckempfindlichen Fugen und Anwendungen bei
denen eine lange offene Zeit zur Verarbeitung erforderlich ist.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen erläutert.
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Beispiel 1 (B1):
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Ein
Polyurethanintegralschaumstoff mit einer gemittelten Dichte von
450 kg/m
3 wurde in einer Mühle mit
einer Siebgröße von 4 mm zu Elastomermahlgut zerkleinert.
In einem Behälter aus Polypropylen wurde eine Mischung
aus 200 g Elastomermahlgut, 40 g Wasser und 80 g eines Polyurethanbindemittels
der in Tabelle 1 angegebenen Zusammensetzung bei Raumtemperatur
vermischt bis die Elastomerteilchen vollständig mit dem
Bindemittel benetzt waren. Anschließend wurde die Mischung
in einen auf einer Polypropylenplatte befestigten Holzrahmen der
Maße 20 × 20 × 1,5 cm gefüllt
und auf ca. 1 cm Dicke verdichtet. Tabelle 1: Zusammensetzunder Polurethanbindemittel
(NCO-Gehalt ca. 10%)
| Beispiel
1 [Gew.-Teile] |
Isocyanat
1 | 36,0 |
Isocyanat
2 | 2,0 |
Polyol | 62,0 |
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Dabei
wurden folgende Einsatzstoffe verwendet:
Isocyanat
1: | Lupranat
MI der Elastogran GmbH, MDI, NCO = 33,2%. |
Isocyanat
2: | Lupranat
MM 103 der Elastogran GmbH, modifiziertes MDI,: |
| NCO
= 29,5%. |
Polyol: | Lupranol
1000 (Polyetherol auf Basis von Propylenoxid, |
| OH-Zahl
= 56 mg KOH/g) |
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Vergleichsbeispiel 1 (V1):
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Es
wurde analog zu Beispiel 1 verfahren, wobei kein Wasser zugegeben
wurde.
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Vergleichsbeispiel 2 (V2):
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Es
wurde analog zu Vergleichsbeispiel 1 verfahren, wobei anstelle von
40 g Polyurethanbindemittel 20 g Polyurethanbindemittel zugegeben
wurde.
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Vergleichsbeispiel 3 (V3):
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Es
wurde analog zu Vergleichsbeispiel 1 verfahren, wobei anstelle von
Elastomermahlgut Gummi auf Basis von Styrol-Butadien-Kautschuk und
EPDM zugegeben wurde.
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Die
erhaltenen Schichtstoffe nach Beispiel 1 und den Vergleichsbeispielen
1 bis 3 wurden bei Raumtemperatur über Nacht im abgesaugten
Laborschrank und weitere 24 Stunden bei Normklima (23°C,
50% relative Luftfeuchtigkeit) ausgehärtet und anschließend
vermessen. Dabei wurde die Dichte der Platte bestimmt. Anschließend
wurden jeweils vier Zugstäbe ausgestanzt und an diesen
Stegen die Zugfestigkeit und die Bruchdehnung in Anlehnung an
DIN
EN ISO 1856 bestimmt, wobei abweichend von dieser Norm
die Stegbreite 25 mm und die Geschwindigkeit 100 mm/min betrug.
Der Mittelwert der vier Messungen ist in Tabelle 2 angegeben. Tabelle 2:
| B1 | V1 | V2 | V3 |
Zugfestigkeit
[kPa] | 400,5 | 202,3 | 126,5 | 251,4 |
Standardabweichung
Zugfestigkeit [kPa] | 10,1 | 16,9 | 9,2 | 9,4 |
Bruchdehnung
[%] | 90,25 | 50,75 | 57,75 | 21,75 |
Standardabweichung
Bruchdehnung [%] | 5,62 | 6,65 | 5,97 | 2,31 |
Dichte | 389,2 | 375,4 | 345,4 | 720,4 |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 1534345 [0004]
- - DE 1955267 [0004]
- - DE 1720059 [0004]
- - DE 2156225 [0004]
- - DE 2215893 [0004]
- - DE 2021682 [0004]
- - DE 2228111 [0004]
- - DE 2427897 [0004]
- - DE 2447625 [0004]
- - DE 2821001 [0004]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - "Kunststoffhandbuch,
Band 7, Polyurethane", Carl Hanser Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel
51.1.5 [0006]
- - DIN 53 018 [0010]
- - DIN 7726 [0028]
- - DIN EN ISO 1798 [0028]
- - DIN ISO 34-1B [0028]
- - DIN EN ISO 1856 [0046]