Verfahren zur Reduktion der Formaldehydemission bei Holzwerkstoffen
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Formaldehydemissionsreduktion bei Holzwerkstoffen durch Behandlung mit Polyaminen. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung einen Holzwerkstoff, der nach dem vorliegenden Verfahren herstellbar ist, sowie nach dem vorliegenden Verfahren herstellbare Laminate und die Verwendung dieser Holzwerkstoffe und Laminate zur Herstellung von Möbeln, von Verpackungsma- terialien oder im Innenausbau.
Holzwerkstoffe sind eine kostengünstige und Ressourcen schonende Alternative zu Massivholz und haben große Bedeutung insbesondere im Möbelbau und als Baumaterialien erlangt. Als Ausgangsstoffe dienen Holzlagen unterschiedlicher Stärke, HoIz- streifen, Holzspäne oder Holzfasern aus verschiedenen Hölzern. Solche Holzteile oder Holzpartikel werden üblicherweise mit natürlichen und/oder synthetischen Bindemitteln und gegebenenfalls unter Zugabe weiterer Additive zu platten- oder strangförmigen Holzwerkstoffen verpresst.
Als Bindemittel werden häufig formaldehydhaltige Klebstoffe eingesetzt, beispielsweise Harnstoff-Formaldehydharze oder melaminhaltige Harnstoff-Formaldehydharze. Die Harze werden durch Polykondensation von Formaldehyd mit Harnstoff bzw. Melamin hergestellt. Um gute Klebeigenschaften zu erhalten, wird hierbei in der Regel ein Über- schuss an Formaldehyd eingesetzt. Dies kann dazu führen, dass im fertigen Holzwerk- stoff freier Formaldehyd vorliegt. Durch Hydrolyse der Polykondensate kann zusätzlicher Formaldehyd freigesetzt werden. Der im Holzwerkstoff enthaltende freie Formaldehyd und der während der Lebensdauer des Holzwerkstoffs durch Hydrolyse freigesetzte Formaldehyd können an die Umgebung abgegeben werden.
Auch Holz selbst kann Formaldehyd an die Umgebung abgeben, insbesondere nach einer Wärmebehandlung. Beschichtete Holzwerkstoffe weisen im Allgemeinen eine geringere Formaldehyd-Emissionen auf als unbeschichtete Substrate („Holz als Roh- und Werkstoff" Band 47, 1989, Seite 227).
Formaldehyd kann oberhalb bestimmter Grenzwerte beim Menschen Allergien, Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen verursachen. Die Reduzierung der Formaldehydemission in Bauteilen im Innenbereich ist daher ein wichtiges Anliegen.
Eine Erniedrigung der Formaldehydemission durch verringerte Zugabe von Formalde- hyd bei der Herstellung führt nur bedingt zum Erfolg, da sich die Klebeigenschaften des Bindemittels mit abnehmender Formaldehydkonzentration verschlechtern, sowie das Abbinden des Klebstoffs deutlich verlangsamt wird. Dies führt zu verlängerten Produk-
tionszyklen (beschrieben in „Holzwerkstoffe und Leime", M. Dunky, P. Niemz, Springer Verlag Berlin-Heidelberg, 2002, 251-302).
Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion der Formaldehydemission besteht in der Zuga- be von Formaldehydfängern wie Harnstoff zu den Holzpartikeln oder dem Formaldehydharz. Nachteilig an diesem Verfahren ist jedoch die verlangsamte Abbindegeschwindigkeit des Harzes. Zudem werden die mechanischen Eigenschaften der Produkte nachteilig beeinflusst.
Die Formaldehydemission der Holzwerkstoffe konnte in den letzten Jahren durch unterschiedliche Maßnahmen reduziert werden. Beispiele hierfür sind:
G. Myers (Forest Products Journal 1986, VoI 36 (6), 41-51) gibt einen Überblick über mögliche Verfahren. Diese reichen von der Anwendung niedermolekularer Formalde- hydfänger wie Harnstoff oder Ammoniak in fester Form (beispielsweise als Ammoni- umbicarbonat), in wässriger Lösung (beispielsweise Harnstofflösung) oder in Gasform (NH3) bis zum Auftragen einer Beschichtung, die als physikalische Barriere wirkt.
Technische Bedeutung haben die Begasung von Holzwerkstoffen, insbesondere Spanplatten mit Ammoniak (RY AB-Verfahren, Verko-Verfahren) sowie das Besprühen der Spanplatten mit Formaldehydfängern (Swedspan-Verfahren) erhalten (E. Roffael und H. Miertzsch, Adhäsion 1990, 4, 13-19). Im Swedspan-Verfahren (EP-B 0006486) werden die Spanplatten im heißen Zustand mit wässriger Harnstoff-Lösung oder anderen Ammoniak abspaltende Stoffe enthaltenden Lösungen besprüht. Nachteilig ist die schlechtere Beschichtbarkeit der so behandelten Spanplatten. Bei der Begasung der Holzwerkstoffe mit Ammoniak (RY AB-Verfahren, Verko-Verfahren) hat sich als nachteilig erwiesen, dass mit zunehmender Lagerungsdauer die Formaldehydabgabe wieder zunimmt (Seite 16, E. Roffael und H. Miertzsch, Adhäsion 1999, 4, 13-19).
In WO 2004/085125 A2 wird ein Verfahren zur Emissionsreduktion von verklebten Holzwerkstoffen beschrieben, bei dem auf die senkrecht zur Verkleberichtung liegenden, begradigten Kanten Mischungen aus aldehyd- und isocyanatreaktiven Substanzen aufgetragen werden. Dabei sollen sowohl aus dem Holz wie auch aus dem Klebstoff entweichende Schadstoffe zurückgehalten werden. Dazu können Substanzen, die eine Amino- oder Amidgruppe aufweisen, oder hydroxylhaltige Stoffe verwendet werden. Beispielsweise werden Harnstoff, Guanamin, Ethylamin, Ethanolamin, Proteine, Alkohole und Kohlenhydrate genannt.
JP 2002-273145 A beschreibt ein Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabga- be von Holzverbunden, bei dem mehrere, jeweils einzeln zur Reduktion der Formaldehydemission geeignete Maßnahmen kombiniert werden. Der beschriebene wässrige Formaldehydfänger ist zusammengesetzt aus 20 bis 50 Gew.-% Harnstoff, und einem
Rest an einem nichtflüchtigen Amin, einem Mittel zur Erhöhung der Durchlässigkeit des Holzes, so dass der Harnstoff und das nichtflüchtige Amin in den Verbund eindringen können, und einem filmbildenden Feststoff, der nach dem Trocknen zu einer physikalischen Barriere für den Formaldehyd auf dem Holzverbund wird. Dieser Film kann die Beschichtbarkeit der Holzverbunde beeinträchtigen. Als nichtflüchtige Amine werden auch Polyalkylenpolyamine beschrieben. Unter dieser Stoffklasse versteht man im Allgemeinen kurzkettige, lineare Polyamine der Formel H2N(-CH2-CH2-NH)n-H mit n = 2, 3 und 4.
Trotz vieler Maßnahmen, wie der Anpassung der Stöchiometrie der formaldehydhalti- gen Bindemittel beziehungsweise des Zusatzes von Formaldehydfängern, sowie unterschiedlicher Verfahren zur Nachbehandlung von Holzwerkstoffen sind weitere Maßnahmen nötig, um die Emission von Formaldehyd aus Holzwerkstoffen zu senken. Unberücksichtigt blieb bislang ferner die Emission von Formaldehyd aus offenen Stel- len, die nach der abschließenden Oberflächenveredelung und gegebenenfalls einer Nachbehandlung beispielsweise durch Bohren, Fräsen oder Sägen entstehen.
Solche offene Stellen finden sich beispielsweise als Löcher in Regalwänden oder in Möbelrückwänden, die benötigt werden, um eine flexibel einstellbare Höhe der Regal- böden zu gewährleisten. Ferner sind die Kanten von Regalböden, die nicht in den Wohnbereich gerichtet sind, meist nicht oberflächenbeschichtet und somit offen. Bei einigen Regalböden ist sogar die komplette Unterseite unbeschichtet, die somit offene Flächen darstellen, aus denen Formaldehyd austritt.
Es ist demnach Aufgabe der Erfindung, die Formaldehydemission von Holzwerkstoffen zu verringern, wobei weder die mechanischen Eigenschaften noch die Beschichtbarkeit der Holzwerkstoffe oder die Quellwerte negativ beeinflusst werden sollen, wie sie beispielsweise durch zu hohe Konzentrationen an Harnstoff in Formaldehydfängern oder durch Auftragung von Ammoniumsalzen verursacht werden kann.
Es ist ferner die Aufgabe der Erfindung, die Formaldehydemission von oberflächenveredelten Holzwerkstoffen zu verringern, ohne dass die Haftung oder die Qualität, d.h. die Optik und die Beständigkeit, der Oberflächenveredlung negativ beeinflusst wird. Außerdem soll der Prozess der Beschichtung nicht beeinträchtigt werden.
Es ist demnach ferner die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Formaldehydemission aus offenen Stellen eines oberflächenveredelten Holzwerkstoffes zu verringern.
Die Lösung der Aufgabe geht aus von den bekannten Verfahren zur Reduktion der Formaldehydemission bei Holzwerkstoffen durch Aufbringen stickstoffhaltiger Verbindungen. Das erfindungsgemäße Verfahren ist dann dadurch gekennzeichnet, dass
(i) auf den Holzwerkstoff eine Mischung aufgebracht wird, die mindestens ein PoIy- amin und gegebenenfalls bis zu 20 Gew.-%, bezogen auf die Mischung, Harnstoff enthält;
(ii) auf oder in den Späne- oder Faserkuchen Polyamin aufgebracht wird; (iii) auf das zur Oberflächenveredlung verwendete Beschichtungssubstrat Polyamin aufgebracht wird und/oder
(iv) auf die offenen Stellen Polyamin aufgebracht wird; wobei die Polyamine ein Molekulargewicht von mindestens 500 g/mol und mindestens 6 primäre oder sekundäre Aminogruppen aufweisen
Unter dem Begriff „Späne- oder Faserkuchen" werden gestreute, beleimte Späne bzw. Fasern verstanden, die gegebenenfalls vorverdichtet wurden. Der Späne- oder Faserkuchen weist im Allgemeinen mindestens die zweifache Dicke des fertigen Holzwerkstoffes auf.
Unter dem Begriff „Beschichtungssubstrat" werden beispielsweise Aminoplastharzfilme, insbesondere Melaminfilme, Vorimprägnate, Folien, Laminate oder Furniere und dergleichen verstanden.
Unter dem Begriff „offene Stellen" werden bei der vorliegenden Erfindung Löcher, nicht-beschichtete offene Kanten oder Flächen und dergleichen verstanden, wie diese beispielsweise durch nachträgliches Bohren, Fräsen oder Sägen nach der Oberflächenveredelung entstehen.
Das Polyamin kann in wässriger Form oder ohne Zusatz von Lösemitteln aufgebracht werden. Bevorzugt wird eine wässrige Polyaminlösung verwendet.
Die wässrige Polymerlösung wird vorteilhaft durch Mischen von - jeweils bezogen auf die Polymerlösung -
(a) 1 bis 99 Gew.-% Polyamin
(b) 0 bis 5 Gew.-% Additiven zur Verbesserung der Benetzbarkeit
(c) 0 bis 30 Gew.-% Additiven zur Einstellung des pH-Wertes
(d) 0 bis 30 Gew.-% anderen Additiven wie Fungiziden, Hydrophobierungsmitteln, Farbstoffen, organischen Lösungsmitteln
(e) 0 bis 50 Gew.-% Harnstoff
und ergänzend zu 100 Gew.-% Wasser erhalten, wobei sich diese Angaben auf den Beginn des Mischens beziehen.
Als Komponente (a) kann ein bestimmtes Polyamin oder Mischungen aus mehreren Polyaminen verwendet werden.
Die wässrige Polyaminlösung enthält vorteilhaft 5 bis 90 Gew.-% Polyamin, bevorzugt 10 bis 75 Gew.-% Polyamin, insbesondere 15 bis 45 Gew.-% Polyamin, besonders bevorzugt 25 bis 40 Gew.-% Polyamin, jeweils bezogen auf die Polymerlösung.
Bevorzugt werden Polyamine eingesetzt, die ein Molekulargewicht von mindestens 500 g/mol, insbesondere mindestens 800 g/mol, und mindestens 6, insbesondere mindestens 10, primäre oder sekundäre Aminogruppen aufweisen. Als Polyamine werden bevorzugt hyperverzweigte Polyamine, insbesondere Polyethylenimin, oder Polyviny- lamin oder Mischungen hiervon gewählt.
Unter dem Begriff „hyperverzweigte Polyamine" werden bei der vorliegenden Erfindung hochfunktionelle, hoch- und hyperverzweigte Polymere verstanden, die Amino- oder Amidogruppen enthalten.
Als hyperverzweigte Polyamine werden im Sinn der Erfindung jegliche hochfunktionel- len, hoch- und hyperverzweigten Polyamine mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von größer 500 g/mol eingesetzt, deren Hauptkette verzweigt ist, und die einen Verzweigungsgrad (Degree of Branching; DB) von größer gleich 0,05 aufweisen. Vor- zugsweise werden dabei hyperverzweigte Polyamine mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht von größer 1.000 g/mol, bevorzugt größer 1.500 g/mol und insbesondere mit einem Molekulargewicht von 1.500 bis 200.000 g/mol, eingesetzt. Der Verzweigungsgrad liegt vorteilhaft bei 0,1 und größer. Bevorzugt liegt der Verzweigungsgrad der hyperverzweigten Polyamine zwischen 0,2 bis 0,99, besonders bevorzugt zwischen 0,3 bis 0,95 und insbesondere zwischen 0,35 bis 0,75. Zur Definition des "Degree of Branching" wird auf H. Frey et al., Acta Polym. 1997, 48, 30 verwiesen.
Vorteilhaft weisen die hyperverzweigten Polyamine mindestens vier funktionelle Endgruppen auf, bevorzugt mindestens acht funktionelle Endgruppen, insbesondere min- destens zwanzig funktionelle Endgruppen. Die Anzahl der funktionellen Gruppen ist prinzipiell nach oben nicht begrenzt, jedoch weisen die hyperverzweigten Polyamine der vorliegenden Erfindung vorteilhaft weniger als 500 funktionelle Endgruppen, bevorzugt weniger als 300 funktionelle Endgruppen, insbesondere weniger als 150 funktionelle Endgruppen auf.
Die Herstellweise der hyperverzweigten Polyamine wird beispielsweise in WO 1996/19537, WO 1999/16810, WO 2005/075541 , WO 2005/044897, WO 2003/0066702 und in der älteren Deutschen Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen 102005056592.1 und dem Titel „Herstellung und Verwendung von hochfunktionellen, hoch- oder hyperverzweigten Polylysinen" beschrieben.
Vorteilhaft dienen als hyperverzweigte Polyamine Polykondensations- und Polyadditi- onsprodukte, bevorzugt Polyharnstoffe, Polyamide, Polythioharnstoffe, sowie Kombination an Mischformen mit zwei oder mehr dieser funktionellen Gruppen, wie beispielsweise Polyamidoharnstoffe und Polyamidothioharnstoffe, Polyharnstoff(thioharnstoff)e, Polyharnstoffurethane und Polythioharnstoffurethane, Polyesterharnstoffe und PoIy- esterthioharnstoffe, Polyaminoharnstoffe und Polyaminothioharnstoffe, Polycarbonat- harnstoffe und Polycarbonatthioharnstoffe, Polyetherharnstoffe und Polyetherthio- harnstoffe, Polyamidourethane, Polyamidoester, Polyamidoamine, Polyamidocarbona- te, Polyamidoether, Polyesterurethane, Polyaminourethane, Polycarbonaturethane, Polyetherurethane, Polyaminoester, Polyesteramide, Polyaminocarbonate, Polyami- noether, oder Polyharnstoffurethanamide usw. Besonders bevorzugt werden als hyperverzweigte Polymere Polyharnstoffe, Polythioharnstoffe, Polyharnstoffurethane, Polyamide, Polyesteramide verwendet, insbesondere Polyharnstoffe, Polyharnstoffurethane, Polyamide und bei den Polyamiden besonders bevorzugt Polylysine.
Ganz besonders bevorzugt ist der Einsatz von Polyethylenimin oder Polyvinylamin o- der Mischungen hiervon.
Das gewichtsmittlere Molekulargewicht des Polyvinylamins beträgt vorteilhaft 5.000 bis 500.000 g/mol, bevorzugt 5.000 bis 350.000 g/mol, insbesondere 5.000 bis 100.000 g/mol. Das gewichtsmittlere Molekulargewicht des Polyethylenimins beträgt vorteilhaft 500 bis 100.000 g/mol, bevorzugt 500 bis 70.000 g/mol, besonders bevorzugt 500 bis 50.000 g/mol, ganz besonders bevorzugt 800 bis 20.000 g/mol und insbesondere 2.000 bis 20.000 g/mol.
Polyethylenimin kann durch sauer katalysierte Polymerisation von Ethylenimin hergestellt werden und fällt in der Regel als wässrige Lösung mit Gehalten von 20 bis 100 Gew.-%, bevorzugt zwischen 40 und 70 Gew.-%, Polyethylenimin an. Polyvinylamin kann durch Polymerisation von Vinylformamid und anschließender Hydrolyse herge- stellt werden und fällt in der Regel als wässrige Lösung von 2 bis 50 Gew.-%, bevorzugt von 5 bis 25 Gew.-%, an. Der Hydrolysegrad kann durch die Reaktionsbedingungen eingestellt werden und bestimmt das Verhältnis von Amingruppen zu Form- amidgruppen. Vorteilhaft können diese Lösungen direkt als Basis für die erfindungsgemäßen Polyaminlösungen verwendet werden.
Als fakultative Komponente (b) der wässrigen Polymerlösung können zur Verbesserung der Benetzbarkeit ionische und nichtionische Tenside, wie sie beispielsweise in H. Stäche, „Tensid-Taschenbuch", Carl Hanser Verlag, München, Wien, 1981 , beschrieben sind, in Konzentration von vorteilhaft 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt von 0 bis 2 Gew.- %, eingesetzt werden.
Der pH-Wert lässt sich durch die folgenden Additive als fakultative Komponente (c) einstellen: Mineralische oder organische Säuren wie beispielsweise Schwefelsäure oder Ameisensäure. Komponente (c) kann der wässrigen Polymerlösung von 0 bis 30 Gew.-%, bevorzugt von 0 bis 20 Gew.-%, zugegeben werden.
Als fakultative Komponente (d) können weitere Additive der wässrigen Polymerlösung hinzugefügt werden, beispielsweise Additive aus der Gruppe Hydrophobierungsmittel, z. B. Paraffinemulsionen und Wachse, Fungizide, organische Lösungsmittel oder Farbstoffe. Komponente (d) kann der wässrigen Polymerlösung von 0 bis 30 Gew.-%, be- vorzugt von 0 bis 10 Gew.-%, zugegeben werden.
Als fakultative Komponente (e) kann die wässrige Polyaminlösung vorteilhaft bis zu 20 Gew.-% Harnstoff, bezogen auf die Polymerlösung, enthalten. Besonders vorteilhaft enthält die wässrige Polymerlösung weniger als 15 Gew.-% Harnstoff, bevorzugt weni- ger als 10 Gew.-% Harnstoff und insbesondere weniger als 5 Gew.-% Harnstoff, jeweils bezogen auf die Polymerlösung. Besonders bevorzugt ist die Polymerlösung frei von Harnstoff.
Die Polyaminlösung wird vorteilhaft mit einem pH-Wert von 3 bis 12 aufgebracht. Im Fall (i) wird die Polyaminlösung bevorzugt mit einem pH-Wert von 7 bis 11 , besonders bevorzugt mit einem pH-Wert von 9 bis 1 1 aufgebracht, wobei im weniger bevorzugten sauren Bereich auch Protonierung der Polyamine auftreten kann. Im Fall (ii) und (iii) wird die Polyaminlösung bevorzugt mit einem pH-Wert von 5 bis 10, insbesondere mit einem pH-Wert von 6 bis 8 aufgebracht. Im Fall (iv) wird die Polyaminlösung bevorzugt mit einem pH-Wert von 6 bis 1 1 , insbesondere mit einem pH-Wert von 9 bis 11 aufgebracht.
Es wird eine ausreichende Menge an Polyaminlösung aufgebracht, so dass die Menge an Polyamin pro Quadratmeter Oberfläche des Holzwerkstoffs vorteilhaft zwischen 1 g und 200 g, bevorzugt zwischen 2 g und 50 g, besonders bevorzugt zwischen 3 g und 30 g beträgt (Fall (i)).
Im Fall (ii) wird eine ausreichende Menge an Polyaminlösung aufgebracht, so dass die Menge an Polyamin pro 100 Kilogramm Späne- oder Faserkuchen vorteilhaft zwischen 0,01 kg und 5 kg, bevorzugt zwischen 0,05 kg und 1 kg, insbesondere zwischen 0,1 kg und 0,5 kg beträgt.
Im Fall (iii) wird eine ausreichende Menge an Polyaminlösung aufgebracht, so dass die Menge an Polyamin pro Quadratmeter Beschichtungssubstrat vorteilhaft zwischen 0,1 g und 100 g, bevorzugt zwischen 0,5 g und 30 g, insbesondere zwischen 1 g und 15 g beträgt.
Im Fall (iv) wird eine ausreichende Menge an Polyaminlösung aufgebracht, so dass die Menge an Wirksubstanz Polyamin pro Quadratmeter Oberfläche der offenen Stelle des oberflächenbehandelten Holzwerkstoffs vorteilhaft zwischen 0,05 g und 200 g, bevorzugt zwischen 0,1 g und 50 g, besonders bevorzugt zwischen 0,3 g und 30 g und ins- besondere zwischen 0,5 und 10 g beträgt.
Die wässrige Polymerlösung kann durch verschiedene, dem Fachmann bekannte Maßnahmen auf den Holzwerkstoff aufgebracht werden (Fall (i)). Dazu zählen beispielsweise Aufsprühen, Walzen, Tauchen, Rakeln, Streichen, Curtain Coating, bevor- zugt wird die Polyaminlösung durch Aufsprühen und Walzen aufgebracht.
Das Aufbringen des Polyamins oder der wässrigen Polyaminlösung auf den Späneoder Faserkuchen kann durch verschiedene, dem Fachmann bekannte Maßnahmen erfolgen (Fall (N)). Dazu zählen beispielsweise Aufsprühen, Walzen, Rakeln, Streichen, Curtain Coating, bevorzugt wird die Aminlösung durch Aufsprühen aufgebracht.
Beispielsweise kann die wässrige Polyaminlösung auf die Ober- und/oder Unterseite des Faserkuchens aufgebracht werden. Das Aufbringen des Polyamins oder der wässrigen Polymerlösung kann bei einer erhöhten Temperatur oder bei Raumtemperatur durchgeführt werden.
Beispielsweise kann das Polyamin oder die wässrige Polyaminlösung vor oder nach dem kalten Verpressen/Vorverdichten aufgebracht werden. Bei einem Aufbau des Späne- oder Faserkuchens von Deckschicht-Mittelschicht-Deckschicht kann das PoIy- amin oder die Polyaminlösung in einer oder mehreren Schichten vorliegen und/oder zwischen den einzelnen Schichten vorliegen. Bevorzugt wird das Polyamin auf die Deckschicht(en), bevorzugt auf beide Deckschichten, des Späne- oder Faserkuchens aufgebracht.
Das Auftragen auf die untere Deckschicht kann beispielsweise indirekt über das Auftragen auf das Transportband, das den Faserkuchen zur Presse befördert, erfolgen. Dabei wird die benötigte Menge Polyaminlösung auf das Transportband aufgetragen, beispielsweise durch Aufsprühen oder Aufwalzen, und anschließend werden die beleimten Späne bzw. Fasern auf das Transportband gestreut.
Beispielsweise kann das Polyamin oder die Polyaminlösung zusammen mit dem zur Materialvorwärmung der Presse verwendeten Dampf aufgebracht bzw. versprüht werden (siehe WO 2004/87388 und Referenzen hierin).
Der mit Polyamin behandelte Späne- oder Faserkuchen wird nach dem Fachmann bekannten Verfahren zu einem Holzwerkstoff verpresst (vgl. "MDF - Mitteldichte Faserplatten", Hans-Joachim Deppe, Kurt Ernst, 1996, DRW-Verlag Weinbrenner GmbH
& Co., 70771 Leinfelden-Echterdingen, Kapitel 4.3, Seiten 81ff.; siehe auch EP 1 192 223 B1 , Paragraph [0034] und "Taschenbuch der Spanplattentechnik" Joachim Deppe, Kurt Ernst, 2000, DRW-Verlag Weinbrenner GMbH&Co., 70771 Leinfelden- Echterdingen, Kapitel 3.5, Seiten 232ff).
Im Fall (iii) kann das Aufbringen der wässrige Polyaminlösung oder des Polyamins auf das Beschichtungssubstrat durch verschiedene, dem Fachmann bekannte Maßnahmen erfolgen. Dazu zählen beispielsweise Aufsprühen, Walzen, Tauchen, Tränken, Rakeln, Streichen, Curtain Coating. Bevorzugt wird die Aminlösung durch Aufsprühen aufgebracht.
Bevorzugt wird die Polyaminlösung auf die Rückseite des Beschichtungssubstrates, d.h. auf die dem Holzwerkstoff zugewandte Seite, aufgebracht.
Das Beschichtungssubstrat wird anschließend nach dem Fachmann bekannten Verfahren mit dem Holzwerkstoff verpresst.
Beispielsweise kann im Fall einer Behandlung eines Furniers die wässrige Polyaminlösung auf die Unterseite des Furniers aufgesprüht werden. Nach dem Auftragen der Leimflotte auf die Holzwerkstoff-Trägerplatte, z. B. Spanplatte, wird das so behandelte Furnier aufgelegt und unter Temperatur und Druck verpresst.
Beispielsweise kann im Fall einer Behandlung eines Melaminfilms die wässrige Polyaminlösung (A) vor dem Tränken auf das Papier, z. B. Dekorpapier oder Overlaypapier, aufgebracht werden,
(B1 ) der Tränkharzflotte zum Vorimprägnieren zugegeben werden, (B2) der Tränkharzflotte zum Nachimprägnieren/Beschichten zugegeben werden, (C) nach dem Tränken des Papiers aufgebracht werden oder (D) erst nach dem Trocknen des getränkten Papiers aufgebracht werden.
Bevorzugt wird die wässrige Polyaminlösung nach dem Trocknen des getränkten Papiers aufgebracht.
Die Herstellung der Beschichtungssubstrate Harzfilm oder Laminat erfolgt im Allgemeinen durch die Imprägnierung von Papieren, zum Beispiel a) Natronkraftpapiere mit einem Flächengewicht zwischen 50 bis 150 g/m2, b) bedruckte Dekorpapiere mit einem Flächengewicht zwischen 50 bis 150 g/m2 oder c) Overlaypapiere mit einem Flächengewicht 20 bis 50 g/m2, mittels wässriger Harzlösungen, wobei die Papiere mit der Harzlösung getränkt und/oder die Harzlösung auf das Papier aufgerakelt oder aufgestrichen wird. Anschließend wird das Substrat bis auf eine Restfeuchte/Wassergehalt
von 2 bis 8 % getrocknet. Es wird üblicherweise ein Flächengewicht im Falle a) von 100 bis 250 g/m2 und im Falle b) und c) von 50 bis 150 g/m2 erhalten.
Diese getrockneten Substrate werden dann im Fall a), d.h. im Fall von Harzfilmen, vor- teilhaft mit Polyamin besprüht, getrocknet und auf HDF, MDF, Spanplatte oder dergleichen verpresst. Der Pressdruck liegt dabei üblicherweise zwischen 5 und 80 bar, die Presszeit ist im Allgemeinen kleiner als eine Minute, typischerweise 10 bis 30 Sekunden, die Presstemperatur liegt bei ca. 160 bis 200°C.
Im Falle b), d.h. bei der Herstellung von Laminaten, werden gegebenenfalls mehrere Filme besprüht, getrocknet und dann zusammen zum Laminat verpresst. Ein Laminat besteht üblicherweise aus mehreren Lagen imprägniertem Kernpapier, bevorzugt 2 bis 15 Kernpapiere, einem oder mehreren imprägnierten Dekor- und/oder Overlaypapieren als Oberflächenschicht und gegebenenfalls einem oder mehreren imprägnierten Ge- genzugpapieren aus beispielsweise Natronkraftpapieren. Wahlweise können alle verwendeten Filme, nur einzelne Filme, nur die Kernpapiere oder nur der/die zur Grenzfläche gewandte(n) Film(e) mit Polyamin behandelt, insbesondere besprüht, werden. Bevorzugt wird das/die außenliegende(n) Papier(e) behandelt.
Der Pressdruck liegt typischerweise unterhalb von 100 bar, die Presszeit beträgt üblicherweise bis zu 90 Minuten und die Presstemperatur liegt in der Regel bei maximal 150°C. Die entsprechend hergestellten Laminate werden dann nach dem Fachmann bekannten Verfahren auf den Holzwerkstoff geklebt.
Im Fall (iv) kann das Aufbringen der wässrigen Polymerlösung auf die offenen Stellen durch verschiedene, dem Fachmann bekannte Maßnahmen erfolgen. Dazu zählen beispielsweise Aufsprühen, Walzen, Rakeln, Streichen oder Tropfen. Bevorzugt wird die Polyaminlösung durch Aufsprühen aufgebracht. Der oberflächenveredelte Holzwerkstoff kann beim Aufbringen eine erhöhte Temperatur aufweisen oder sich bei Raumtemperatur befinden; ferner kann die Polyaminlösung beim Aufbringen eine erhöhte Temperatur oder Raumtemperatur aufweisen. Bevorzugt findet das Aufbringen der Polyaminlösung unter Raumtemperaturbedingungen statt.
Im industriellen Maßstab kann beispielsweise beim parallelen Bohren von Löchern die Vorrichtung zum Aufbringen, insbesondere Aufsprühen, der Polyaminlösung an die Vorrichtung zum Bohren gekoppelt oder seitlich versetzt zu dieser angeordnet sein. Beispielsweise lässt sich in eine Vorrichtung zum Zusagen von Holzwerkstoffen eine Vorrichtung zum Aufwalzen oder Aufsprühen der Polyaminlösung integrieren.
Als Holzwerkstoffe kommen alle Werkstoffe in Betracht, die aus Holzstreifen gefertigt sind wie beispielsweise Furnierplatten oder Sperrholzplatten, aus Holzspänen hergestellte Holzwerkstoffe, beispielsweise Spanplatten oder OSB-Platten, sowie Holzfaser-
Werkstoffe wie LDF-, MDF- und HDF-Platten. Diese Holzwerkstoffe werden aus den entsprechenden Holzpartikeln unter Zugabe von natürlichen und/oder synthetischen Bindemitteln durch Heißverpressung hergestellt. Vorteilhaft werden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren formaldehydhaltige Bindemittel enthaltende Holzwerkstoffe hergestellt. Bevorzugt sind OSB-, Holzfaser- und Spanplatten.
Die Holzwerkstoffe können nach dem Pressen durch Schleifen oberflächenbehandelt werden. Das Aufbringen der erfindungsgemäßen Polyamine kann vor oder nach dem Schleifen erfolgen, bevorzugt nach dem Schleifen. Der Holzwerkstoff kann beim Auf- bringen eine erhöhte Temperatur aufweisen oder sich bei Raumtemperatur befinden. Der Holzwerkstoff kann nach dem Auftragen auch wärmebehandelt werden, beispielsweise durch Infrarotstrahlung, beheizte Walzen oder in einem Wärmekanal. Die Polyamine können einseitig oder beidseitig aufgebracht werden, bevorzugt beidseitig.
Gegenstand der Erfindung sind ferner die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren herstellbaren Holzwerkstoffe, insbesondere formaldehydhaltige Bindemittel enthaltende gegebenenfalls oberflächenveredelte Holzwerkstoffe. Bevorzugt sind erfindungsgemäß behandelte gegebenenfalls oberflächenveredelte Spanplatten und Holzfaserplatten.
Die nach dem Verfahren im Fall von (i) und (ii) erhaltenen Holzwerkstoffe können anschließend gegebenenfalls oberflächenveredelt werden. Die Oberflächenveredlung kann durch Beschichtung mit verschiedenen Materialien erfolgen. Beispielsweise kann eine Lackierung, Furnierung, Kaschierung oder Laminierung durchgeführt werden oder eine Beschichtung mit Melaminfilmen, Vorimprägnaten oder Folien durchgeführt wer- den. Auch solche oberflächenveredelten Holzwerkstoffe sind Gegenstand der Erfindung.
Somit betrifft die Erfindung ferner neben den gegebenenfalls oberflächenveredelten Holzwerkstoffen, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren herstellbar sind, auch Laminate, die mindestens einen mit Polyamin behandelten Film enthalten ausgewählt aus der Gruppe der Gegenzugfilme, Kernfilme, Dekorfilme oder Overlayfilme.
Der erfindungsgemäß hergestellte Holzwerkstoff weist vorteilhaft eine Formaldehydemission 0 bis 0,1 ppm, bevorzugt von 0 bis 0,04 ppm, insbesondere von 0 bis 0,02 ppm auf (EN 717-1 "Formaldehydabgabe nach der Prüfkammermethode"), bzw. eine Formaldehydemission von vorteilhaft 0 bis 3,5 mg/m2h, bevorzugt von 0 bis 2 mg/m2h, insbesondere von 0 bis 1 mg/m2h (EN 717-2 "Formaldehydabgabe nach der Gasanalyse-Methode").
Die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffe können zur Herstellung von Möbeln, von Verpackungsmaterialien, im Hausbau, im Trockenausbau oder im Innenausbau, beispielsweise als Laminat, Dämmstoff, Wand- oder Deckenelement, eingesetzt werden.
Beispiele
Fall (i)
Die Untersuchungen wurden mit geschliffenen Harnstoff-Formaldehyd-Leimgebundenen Spanlatten mit einer Dicke von 16 mm und einer Dichte von 650 kg/m3 durchgeführt.
Behandlung
Beispiel 1 : keine (nicht erfindungsgemäß)
Beispiel 2: reine Harnstofflösung (nicht erfindungsgemäß)
Eine 30%ige Harnstofflösung wurde in einer Menge, die zu einer Harnstoffmenge von 40 g/m2 führt, auf die Spanplatte aufgebracht, 150 sec auf 60 °C erwärmt und anschließend 1 Tag bei 20 °C/65 % Luftfeuchte gelagert.
Beispiel 3: Polyethyleniminlösung (erfindungsgemäß)
Eine 30%ige wässrige Lösung eines Polyethylenimins mit einem mittleren Molekulargewicht von 5.000 g/mol wurde auf die Spanplatte gesprüht, so dass auf die Spanplatte 40 g/m2 Polyethylenimin aufgebracht wurden. Im Anschluss wurde die Oberfläche in- nerhalb von 150 sec auf 60°C erwärmt und anschließend 1 Tag bei 20 °C/65 % Luftfeuchte gelagert.
Beispiel 4: Polyethyleniminlösung (erfindungsgemäß)
Eine 25%ige wässrige Lösung eines Polyethylenimins mit einem mittleren Molekular- gewicht von 5.000 g/mol wurde auf die Spanplatte gesprüht, so dass auf die Spanplatte 5 g/m2 Polyethylenimin aufgebracht wurden. Anschließend wurde 1 Tag bei 20 °C/65 % Luftfeuchte gelagert.
Beispiel 5: Nachstellung des Formaldehydfängers der Beispiele 4 bis 6 der JP 2002 273145 (Vergleichsbeispiel)
Eine wässrige Lösung beinhaltend entsprechend der J P 2002 273145 50 Gew. -% einer
Mischung aus:
Harnstoff 24% (Wirksubstanz)
N,N-Dimethylharnstoff 1 % (Wirksubstanz) Adipinsäuredihydrazid 5% (Wirksubstanz)
N,N-Dimethylhydrazin 1 % (Wirksubstanz)
Benzylamin 1 % (Wirksubstanz)
Triethanolamin 0,5%
Natrium-di-ethyl-hexyl-sulfosuccinat 1 ,2% Natrium-linolalkoholsulfonat 1 %
Polyvinylacetat Emulsion (50%ig) 40% (20% Dispersion + 20%Wasser) (Wirk- Substanz)
Wasser 25,3% und 50 Gew.-% Wasser, d.h. eine 26%ige wässrige Lösung (bezogen auf die Wirksubstanzen) wurde auf die Spanplatte gesprüht, so dass auf die Spanplatte 5 g/m2 Wirksubstanz aufgebracht wurden. Anschließend wurde 1 Tag bei 20 °C/65 % Luftfeuchte gelagert.
Formaldehydabgabe:
Die Formaldehydemission mit oder ohne Nachbehandlung wurde nach der DIN-Norm DIN EN717-2 (Bestimmung der Formaldehydabgabe Teil 2: Formaldehydabgabe nach der Gasanalyse-Methode) aus dem Jahr 1994, und der DIN-Norm DIN-EN717-1 (Bestimmung der Formaldehydabgabe Teil 1 : Formaldehydabgabe nach der Prüfkammer- Methode) aus dem Jahr 2004 und der DIN-Norm DIN-EN 120 (Bestimmung des Formaldehydgehalts: Extraktionsverfahren, genannt Perforatormethode) aus dem Jahr 1992 bestimmt.
Bei der EN717-2 wird ein Prüfkörper mit den Abmessungen 0,4m x 0,05m x (Dicke des Prüfkörpers in m), mit verschlossenen Schmalflächen in einer Kammer mit einem Volumen von 0,004 m3 bei 60 °C und 2 +/- 1 % relativer Luftfeuchte 4 Stunden lang unter- sucht. Der Luftstrom wird auf 60 l/h eingestellt. Jeweils 1 h lang wird die austretende Luft in einer Gaswaschflasche gesammelt, die eine wässrige Lösung von Acetylaceton und Ammoniumacetat enthält. Formaldehyd reagiert in wässriger Lösung mit Ammoniumionen und Acetylaceton zu Diacetyldihydrolutidin (DDL). Diese Reaktion ist hoch spezifisch für Formaldehyd. Das DDL hat ein Absorptionsmaximum bei 412 nm und lässt sich quantitativ spektroskopisch nachweisen. Zur Ermittlung der Formaldehydkonzentration werden die Werte für die letzten 3 Stunden gemittelt.
Nach der EN717-1 werden zwei Prüfkörper mit den Abmessungen 0,5 x 0,5 x Dicke x im3 mit 0,75 m offener Kante in eine Prüfkammer mit dem Volumen 1 im3 gestellt. Die Messung wird mindestens 10 bis maximal 28 Tage lang bei 23 °C und einer relativen Luftfeuchte von 45 +/- 3 % durchgeführt. Die Luftzu- und abfuhr wird so gewählt, dass innerhalb von 1 Stunde die gesamte Luft einmal ausgewechselt wird. Zur Probenentnahme werden 120 I Luft mit einer Geschwindigkeit von 2 l/min in eine Gaswaschflasche geleitet, die mit wässriger Ammoniumacetat- und Acetylacetonlösung gefüllt ist. Die Formaldehydkonzentration wird ebenfalls spektroskopisch bestimmt. Die Formaldehydemission ergibt sich nach diesem Verfahren aus einer Ausgleichskurve, dabei dürfen 4 aufeinander folgende Werte höchstens um 5 % variieren. Ist nach 28 Tagen
diese Bedingung noch nicht erfüllt, werden die letzten 4 Werte zur Mittelwertbildung herangezogen.
Bei der EN 120 werden Prüfkörper mit den Abmessungen 25 mm x 25 mm x Dicke verwendet. Etwa 110 g Prüfkörper werden zusammen mit 600 ml Toluol in den Kolben mit Perforatoraufsatz gegeben. Das Toluol wird zum Sieden gebracht. Der Formaldehyd wird im Perforator an das Wasser abgegeben und photometrisch bestimmt.
Tabelle 1A: Ergebnisse der Formaldehydabgabemessungen der Beispiele 1 bis 3
Tabelle 1 B: Ergebnisse der Formaldehydabgabemessungen der Beispiele 1 , 4 und 5
Beschichtbarkeit
Die Spanplatten 1-3 wurden nach 24 h im Normklima (20 °C/65 % Luftfeuchte) wie folgt beschichtet:
Ein weißes Dekorpapier (80 g/m2) wurde mit 100 g/m2 einer Harzflotte aus Kauramin Tränkharz 792 und Härter 529 (100 : 0,3) getränkt und im Ofen bei 160 °C getrocknet. Der so erhaltene Film wird auf die Oberfläche der Spanplatte gelegt und verpresst (190 °C, 25 bar, 35 s). Zur Stabilisierung des Prüfkörpers wird gleichzeitig auf der Rückseite ein Gegenzugfilm aufgepresst.
Zur Bewertung der Beschichtbarkeit wird ein Gittertest durchgeführt. Dazu werden mit einer Rasierklinge zwei mal vier parallele linienförmige Schnitte (Abstand 0,5 cm) durch
die Oberfläche gemacht, so dass ein rautenförmiges Muster entsteht. In den Ecken der Rauten kommt es zu einem teilweisen Abplatzen der Beschichtung. Der Prozentsatz an zerstörter Oberfläche wird bestimmt. Je kleiner der Wert, desto besser ist die Be- schichtbarkeit der Spanplatte.
Tabelle 2: Ergebnisse der Versuche zur Beschichtbarkeit der Beispiele 1 bis 3:
Fall (iii)
Beispiel 6: Furnierung
Ein 0,6 mm-Buchefurnier wurde auf der Unterseite mit a) 10 g/m2 (3 g/m2 Wirksubstanz) und b) 20 g/m2 (6 g/m2 Wirksubstanz) einer 30%igen wässrigen Polyethylenimin- Lösung (gewichtsmittleres Molekulargewicht des Polyethylenimins: 5000 g/mol) besprüht und anschließend getrocknet.
100 g/m2 einer Leimflotte aus 100 Teilen Kaurit® Leim 329 und 20 Teilen Bonit® Härter 12926 wurden auf eine handelsübliche Spanplatte (Dicke von 16 mm und Dichte von 650 kg/m3) aufgetragen. Das Furnier wurde aufgelegt und bei 105°C Pressentemperatur und einem Pressdruck von 0,6 N/mm2 aufgepresst. Die Presszeit betrug 100 Sekunden.
Beispiel 7: Dekorfilm
Handelsübliches Dekorpapier (70 g/m2 Buche-Dekor der Fa. Süddekor) wurde auf ca. 30 cm x 20 cm zugeschnitten und durch einlegen in eine Blechwanne, welche mit einer Tränkharzlösung gefüllt war (ca. 55%-ig in bezug auf Melamin-Formaldehyd-Harz Kau- ramin® Tränkharz 792, 0,3% Härter H 529, 0,1 % Kauropal® 933 der Firma BASF AG), getränkt. Die Harzauftragsmenge wurde durch Abziehen des Papiers über ein Drahtrakel eingestellt. Anschließend wurde das getränkte Dekorpapier bei 120°C im Labortrockenschrank getrocknet. Nach dem Trocknen betrug das Gewicht des Dekor- Filmes 120 g/m2, die Restfeuchte betrug 6,5%.
Der Dekorfilm wurde auf der Unterseite mit a) 10 g/m2 (3 g/m2 Wirksubstanz) und b) 20 g/m2 (6 g/m2 Wirksubstanz) einer 30%igen wässrigen Polyethylenimin-Lösung (gewichtsmittleres Molekulargewicht des Polyethylenimins: 5000 g/mol) besprüht und anschließend getrocknet.
Der mit Polyamin behandelte Dekorfilm wurden auf eine handelsüblichen Spanplatte (Dicke von 16 mm und Dichte von 650 kg/m3) mittels einer Laborpresse bei 180°C ver- presst, der Pressdruck betrug 25 bar und die Presszeit lag bei 30 Sekunden.
Beispiel 8: mit Harnstoff nachbehandelter Holzwerkstoff gemäß Stand der Technik Eine 30%ige Harnstofflösung wurde in einer Menge, die zu einer Harnstoffmenge von 40 g/m2 führte, auf eine handelsübliche Spanplatte (Dicke von 16 mm und Dichte von 650 kg/m3) aufgebracht, in 150 Sekunden auf 60 °C erwärmt und anschließend 1 Tag bei 20 °C/65 % Luftfeuchte gelagert.
Ein weißes Dekorpapier (80 g/m2) wurde mit 100 g/m2 einer Harzflotte aus Kauramin® Tränkharz 792 und Härter 529, in einem Verhältnis 100:0,3, getränkt und im Ofen bei 160°C getrocknet. Der so erhaltene Film wurde auf die Oberfläche der Spanplatte gelegt und verpresst (190°C, 25 bar, 35 s). Zur Stabilisierung des Prüfkörpers wurde gleichzeitig auf der Rückseite ein Gegenzugfilm aufgepresst.
Formaldehydemission:
Die Formaldehydemission der gemäß der Beispiele hergestellten beschichteten und unbeschichteten Spanplatten wurden mit Hilfe der Gasanalyse (EN 717-2) bestimmt. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 3 zusammengefasst.
Tabelle 3: Übersicht über die Formaldehydemissionen der Spanplatten der Beispiele 6 bis 8
PEI: Polyethylenimin U: Harnstoff
Beschichtbarkeit:
Zur Bewertung der Beschichtbarkeit wurde ein Gittertest durchgeführt. Dazu wurden mit einer Rasierklinge zwei mal vier parallele linienförmige Schnitte (Abstand 0,5 cm) durch die Oberfläche der oberflächenveredelten Spanplatten gemäß der Beispiele 2 und 3 gemacht, so dass ein rautenförmiges Muster entstand. In den Ecken der Rauten
kam es zu einem teilweisen Abplatzen der Beschichtung. Der Prozentsatz an zerstörter Oberfläche wurde bestimmt. Je kleiner der Wert, desto besser war die Beschichtbarkeit der Spanplatte. Die Ergebnisse der Beschichtbarkeit sind in der Tabelle 4 zusammen- gefasst.
Tabelle 4: Ergebnisse der Versuche zur Beschichtbarkeit der Beispiele 7 und 8:
Fall (iv)
Beispiel 9
Die Formaldehydemission einer mit einem Melaminfim beschichteten Spanplatte (E1 - Spanplatte, 400 mm x 50 mm x 16 mm) deren Kanten mit selbstklebender Alufolie geschlossenen wurden (0,014 im2 Kantenfläche), wurde mittels Gasanalyse (EN 717-2) gemessen.
Beispiel 10
Analog zu Beispiel 9 wurde die Formaldehydemission einer Spanplatte gemessen, die abgesehen davon, dass die Kanten keine Alufolien-Beschichtung aufwiesen, identisch mit der Spanplatte aus dem Beispiel 9 war.
Beispiel 1 1
Die offenen Kanten der Spanplatte aus Beispiel 10 wurden mit einer 20 gew.-%igen wässrigen Polyethylenimin-Lösung (gewichtsmittleres Molekulargewicht des Polyethy- lenimins: 5000 g/mol) in einer Menge von 4 g Wirksubstanz Polyethylenimin / m2 Kantenoberfläche besprüht. Die Formaldehydemission wurde analog zu Beispiel 9 gemessen.
Tabelle 5: Ergebnisse der Gasanalysen der Beispiele 9 bis 1 1
Beispiel 12
In die Spanplatte gemäß Beispiel 9 wurden 5 Löcher mit einem Durchmesser von 5 mm und einer Eindringtiefe von 9 mm gebohrt. Die Formaldehydemission wurde analog zu Beispiel 9 gemessen.
Beispiel 13
Bei der Spanplatte gemäß Beispiel 12 wurden in die 5 Löcher eine 5 Gew.-%igen wässrigen Polyethylenimin-Lösung (gewichtsmittleres Molekulargewicht des Polyethy- lenimins: 5000 g/mol), in einer Menge von 5 g Wirksubstanz Polyethylenimin / m2 Innenoberfläche der Bohrung getropft (d.h. in einer Menge von 0,72 g Lösung pro Bohrloch). Die Formaldehydemission wurde analog zu Beispiel 9 gemessen.
Tabelle 6: Ergebnisse der Gasanalysen der Beispiele 12 und 13