Technisches Gebiet
Die Erfindung geht aus von einem Krafteinleitungselement zur
Verankerung eines bandförmigen Verbundwerkstoffs an einer Tragstruktur
nach dem Oberbegriff des ersten Anspruches.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Erhöhung der Zuglast
eines bandförmigen Verbundwerkstoffs sowie die Verwendung eines
Krafteinleitungselementes zur Verstärkung einer Tragstruktur.
Stand der Technik
Zum nachträglichen Verstärken von Tragstrukturen werden seit einigen
Jahren nebst Stahllamellen auch Lamellen aus Verbundwerkstoffen
eingesetzt. Diese Verbundwerkstoffe werden entweder schlaff ohne
Längsvorspannung oder über Endverankerungen vorgespannt mit der
Tragstruktur verklebt. Derartige Endverankerungen sind bekannt und
verschiedene Befestigungsmethoden zur Kraftübertragung von einem
Krafteinleitungselement zum Verbundwerkstoff sind bereits im Markt
eingeführt. Bei den meisten der heute verfügbaren Krafteinleitungen sind die
übertragbaren Kräfte aber kleiner als die Zugfestigkeit des Verbundwerkstoffs,
was den Nachteil hat, dass das Zugpotential des Verbundwerkstoffs nur zu
einem begrenzten Teil ausgenützt werden kann, was zu unwirtschaftlichen
Lösungen führt.
Bei den meisten der bisher verwendeten Krafteinleitungen werden die
bei der Vorspannung auftretenden Zugkräfte über Reibkräfte durch Klemmen
oder Kleben von einem Krafteinleitungselement auf den Verbundwerkstoff
übertragen. Das Hauptproblem bei den heute verfügbaren Krafteinleitungen
besteht darin, dass Spannungsspitzen am Übergang vom Verbundwerkstoff in
das Krafteinleitungselement entstehen. Die maximal übertragbare Zuglast wird
aber dann erreicht, wenn die Schubkraft in den Spannungsspitzen die maximal
übertragbare Haftreibung, respektive die maximal übertragbare Klebfestigkeit
erreicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch bei sorgfältig ausgeführten
Krafteinleitungen, beschrieben zum Beispiel in WO 99/10613 A1 und WO
96/21785, die maximal übertragbare Zuglast nur etwa 70 bis 75% der
maximalen Zuglast des Verbundwerkstoffs erreicht. Aus diesem Grund können
solche Krafteinleitungen bei Einhaltung eines Sicherheitsfaktors von 1.5 nur
bis etwa 50% der maximalen Zuglast des Verbundwerkstoffs beansprucht
werden.
Darstellung der Erfindung
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Nachteile des
bestehenden Standes der Technik zu überwinden und Mittel zur Verfügung zu
stellen die eine Erhöhung der maximal übertragbaren Zuglast ermöglichen.
Diese Aufgabe wird mit Hilfe eines erfindungsgemässen
Krafteinleitungselementes gemäss Anspruch 1 gelöst.
Die Lösung der Aufgabe beruht darin, dass nach dem Spannprozess
des bandförmigen Verbundwerkstoffs in Zugrichtung in einem zweiten Schritt
ein Mittel zur Verhinderung eines zusätzlichen Spannungsaufbaus am
Übergang von der Quer-Traverse zum Krafteinleitungselement eingesetzt wird.
Im ersten Schritt wird der Verbundwerkstoff über das
Krafteinleitungselement und die Quer-Traverse auf die Vorspannlast gespannt.
Dabei entstehen Spannungsspitzen am Übergang der Quer-Traverse zum
Krafteinleitungselement. Nach dem Vorspannen und dem Verankern am
Bauwerk wird ein Mittel mit dem Verbundwerkstoff in gespanntem Zustand mit
einem Klebstoff oder mechanisch verbunden. Die Verbindung zwischen dem
Mittel und dem Verbundwerkstoff ist zu diesem Zeitpunkt spannungsfrei. Bei
einer Zusatzbelastung des Verbundwerkstoffs, z.B. aus Betriebslasten, werden
die daraus resultierenden Zusatzspannungen zur Hauptsache über das
vorgelagerte Mittel direkt in eine Tragstruktur und nicht oder nur gering in das
Krafteinleitungselement übertragen. Es resultiert eine Erhöhung der
Gesamttraglast unter Beibehaltung des erforderlichen Sicherheitsfaktors.
Das Krafteinleitungselement kann als ein Klemmkopf bezeichnet
werden und kann im wesentlichen beliebig ausgestaltet sein. Beispielsweise
besteht dieses Krafteinleitungselement aus zwei Anpressplatten und
mindestens einem durch den Verbundwerkstoff geführten Zugelement, z.B.
Bolzen. Oder der Verbundwerkstoff wird mit zwei Anpressplatten mit Hilfe von
gleichmässig verteilten Druckelementen oder mittels einer auf der gesamten
Anpressfläche wirkenden hydraulischen Druckkammer gegen ein
bügelförmiges Joch abgestützt gehalten. Oder anstelle von Bolzen und Platten
werden Klemm-Keile verwendet, die über elliptische Ringbügel an den
Verbundwerkstoff gedrückt werden.
Die Vorteile der Erfindung liegen darin, dass die erfinderische Lösung
für jedes auf dem Markt vorhandene Krafteinleitungselement eingesetzt
werden kann. Dieses Mittel zum Abbau von Spannungsspitzen am Übergang
von der Quer-Traverse zum Krafteinleitungselement kann ein
Verlängerungselement sein, das an den Verbundwerkstoff und zugfest an die
Quer-Traverse mechanisch verankert und/oder geklebt wird. Oder die Quer-Traverse
wird im zweiten Verfahrensschritt durch Einspritzen eines Klebstoffes
an den Verbundwerkstoff verbunden. Durch dieses Spannverfahren erhöht
sich die maximal übertragbaren Betriebszugskräfte bei Einhaltung eines
Sicherheitsfaktors von 1.5 um mindestens 20-50% in einen Bereich von 300
bis 400 kN.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus
den Unteransprüchen.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
Im folgenden werden anhand der Zeichnungen Ausführungsbeispiele
der Erfindung näher erläutert. Gleiche Elemente sind in den verschiedenen
Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
Es zeigen:
- Fig. 1:
- Eine schematische Seitenansicht einer ersten Ausführungsform;
- Fig. 1a:
- Eine schematische Draufsicht der ersten Ausführungsform;
- Fig. 1b:
- Eine schematische Seitenansicht der ersten Ausführungsform in
einer leicht abgewandelten Ausführung;
- Fig. 2:
- Eine Seitenansicht einer zweiten Ausführungsform;
- Fig. 2a:
- Eine Draufsicht der zweiten Ausführungsform;
- Fig. 3:
- Eine Seitenansicht einer dritten Ausführungsform;
- Fig. 3a:
- Eine Draufsicht der dritten Ausführungsform;
- Fig. 4:
- Eine Draufsicht einer vierten Ausführungsform;
- Fig. 4a:
- Eine Seitenansicht der vierten Ausführungsform mit einer
keilförmigen Verklebung des Verlängerungselementes an den
Verbundwerkstoff;
- Fig.4b:
- Eine Seitenansicht der vierten Ausführungsform mit einer
zickzackförmigen Verklebung des Verlängerungselementes an den
Verbundwerkstoff;
- Fig. 4c:
- Eine Seitenansicht der vierten Ausführungsform mit einer
wellenförmigen Verklebung des Verlängerungselementes an den
Verbundwerkstoff.
Weg zur Ausführung der Erfindung
In den Figuren 1, 1 a, 1 b und 2, 2a und 3, 3a und 4, 4a, 4b, 4c werden
vier Ausführungsformen darstellt.
In den Figuren 1 und 1a ist ein Krafteinleitungselementes 1 nach einem
Spannprozess dargestellt. Der Spannprozess kann zuerst mit einer Zugpresse
erfolgen, die am Krafteinleitungselement 1 temporär angeordnet wird. Darauf
wird die Zuglast des Verbundwerkstoffs 5 von einer Quer-Traverse 2
übernommen. Gewindestangen 9 sind seitlich am Krafteinleitungselement 1
angebracht, wobei diese Gewindestangen 9 durch die Quer-Traverse 2 des
Krafteinleitungselementes 1 führen. Das Krafteinleitungselement 1 wird über
die Quer-Traverse 2 und die Gewindestange 9 in einem nicht dargestellten
Verankerungsrohr bzw. Schubdorn gehalten, der in einem Bohrloch in einer
Tragstruktur 10 befestigt ist. Durch Drehen einer Gewindeschraube 8 der
Gewindestange 9 kann die Spannung des Verbundwerkstoff 5 erhöht werden.
Klebstoff 6 wird nach dem Spannprozess des Krafteinleitungselementes
1 in Zugrichtung 11 in einem zweiten Schritt an und vor die Quer-Traverse 2
gegenüber dem Krafteinleitungselement 1 auf den bandförmigen
Verbundwerkstoff 5 aufgebracht. Der Klebstoff ist insbesonder pastös, um die
Verarbeitung zu erleichtern. Ein Verlängerungselement 4 wird auf die auf dem
bandförmigen Verbundwerkstoff 5 liegende Klebstoffmasse 6 aufgelegt und an
die Quer-Traverse 2 des Krafteinleitungselementes 1 geklebt und
vorzugsweise mechanisch durch seitliches Schieben des
Verlängerungselementes 4 in der Quer-Traverse 2 verankert. Dazu weist die
Quer-Traverse klammerartige Fortsätze auf.
Das Verlängerungselement 4 muss zugfest mit der Quer-Traverse 2
verbunden sein. Die Form des Verlängerungselementes 4 richtet sich nach der
Materialwahl des Verlängerungselementes 4 und der Dicke des
Verbundwerkstoffs 5 und wird unter anderem so gewählt, dass sich das
Verlängerungselement 4 zum Verbundwerkstoff 5 hin von der Quer-Traverse
weg verjüngt.
Das Verlängerungselement 4 kann irgendeine Form einnehmen,
bevorzugt jedoch eine zungen- oder keilförmige Ausgestaltung innehaben, um
die Spannungsspitzen optimal herabzusetzen. Auch können in das
Verlängerungselement 4 in der Zugrichtung 11 einige Zentimeter lange Rippen
und Falten 13 eingebracht werden, um damit für eine optimale Verklebung und
einen optimalen Spannungsabbau zu sorgen. Das Verlängerungselement 4
weist vorzugsweise eine Länge, jeweils auf der Ober- und Unterseite des
bandförmigen Verbundwerkstoffs 5, von 100 mm, insbesondere 50 mm auf. In
der Mitte des Verlängerungselementes weist dieses vorzugsweise eine Dicke
von maximal 10 mm, insbesondere maximal 5 mm auf. Das
Verlängerungselement 4 und die Quer-Traverse 2 besteht vorzugsweise aus
metallischen, duktile Materialien, insbesondere aus Aluminium, Stahl oder
Titan.
Der Klebstoff 6, z.B. ein 2K-Klebstoff auf Basis von Epoxidharzen, muss
eine gute Haftung nicht nur zum Verbundwerkstoff 5, sondern auch zum
Verlängerungselement 4 haben und sollte eine hohe Festigkeit aufweisen.
Die bei diesem Spannprozess auftretenden Spannungen sind im
Spannungsdiagramm 12 schematisch dargestellt, wobei x den Weg entlang
des Krafteinleitungselementes 1 und y die Kraft am Ort x darstellt. Da die
Quer-Traverse 2 nicht an den Verbundwerkstoff 5 verklebt ist, sind die
Spannungsspitzen am Übergang von der Quer-Traverse 2 zum
Krafteinleitungselement 1 am höchsten und vermindern sich gegen Null bis
zum von der Quer-Traverse 2 abgewendetem Ende der Anpressplatten 3 des
Krafteinleitungselementes 1. Durch das Anbringen des
Verlängerungselementes 4 werden zusätzliche Spannungsspitzen am Ort der
Quer-Traverse 2 und des Krafteinleitungselementes 1 weitgehend verhindert.
Dadurch erhöht sich die übertragbare Kraft unter Einhaltung des
Sicherungsfaktors von 1.5 bis zu 20 - 50% im Vergleich zu einem
Krafteinleitungselement 1, bei welchem eine Quer-Traverse 2 stirnseitig an
den Anpressplatten 3 angeordnet und kein Verlängerungselement 4 verwendet
wird. Die verfügbare Zuglast des Verbundwerkstoffs 5 kann höher ausgenützt
und eine erwartete Zugkraft von 300 bis 400 kN erreicht werden.
Der Verbundwerkstoff 5 kann in Form einer Lamelle ausgestaltet sein,
die aus Fasern und einem Kunstharz besteht. Die Faser können in einer
Richtung d.h. unidirektional ausgebildet sein oder zusätzlich Fasern in anderen
Richtungen, insbesondere eines Winkels plus 45° und minus 45°, zur
unidirektionalen Hauptfaserichtung aufgebaut sein. Die Fasern können
vorzugsweise aus Aramid, Carbon, Glas etc. sein, die in einem Kunstharz
eingebettet sind. Das Kunstharz kann ein Duromer, wie z.B. Epoxy, Acrylate
oder ein thermoplastisches Material, wie z.B. Polyamid, Epoxy, Acrylate sein.
Für die Erreichung einer optimalen Haftung zur Anpressplatte 3 ist die
Oberfläche des Verbundwerkstoffs 5 vorzugsweise speziell geprägt, z.B.
mittels Schleifen aufgeraut oder mit einem Klebstoff vorbehandelt oder mit
einem Vorbehandlungssystem, wie z.B. Primer, Plasma etc. behandelt.
Figur 1 b zeigt das Krafteinleitungssystem 1, bei dem vor dem
Spannprozess eine Verklebung 6 zwischen der Quer-Traverse 2 und dem
Verbundwerkstoff 5 ausgeführt und nach dem Spannprozess das
Verlängerungselement 4 angebracht wird. Das ergibt im Bereich der Quer-Traverse
2 einen anderen Spannungsverlauf 12 als derjenige in der Figur 1
dargestellt, so dass die höchsten Spannungsspitzen bereits im Bereich der
Quer-Traverse auftreten.
Die Figuren 2 und 2a zeigen, dass nach dem Spannprozess eines
Krafteinleitungselementes 1 in Zugrichtung 11 in einem zweiten Schritt die
Quer-Traverse 2 durch Einspritzen eines Klebstoffes 6 mit dem
Verbundwerkstoff 5 verbunden wird. Da die Quer-Traverse 2 in einem zweiten
Schritt an den Verbundwerkstoff 5 verklebt wird, sind die Spannungsspitzen
sowohl am Ort der Quer-Traverse 2 und dem Verbundwerkstoff 5 als auch am
Ort der Quer-Traverse 2 und des Krafteinleitungselementes 1 am höchsten
und vermindern sich in der Zugrichtung 11.
Dargestellt in den Figuren 3 und 3a wird das Verlängerungselement 4
auf die Klebstoffmasse 6 auf dem bandförmigen Verbundwerkstoff 5 liegend
aufgelegt und an die Quer-Traverse 2 des Krafteinleitungselementes 1 geklebt
und mit mindest einer Schraube 7 fixiert. Dazu weist das
Verlängerungselement 4 einen Fortsatz mit Löchern auf, durch die die
Schrauben geführt und mit der Quer-Traverse verbunden werden können.
Bei der in den Figuren 4, 4a, 4b und 4c dargestellten Ausführungsform
ist das Verlängerungselement 4 auf der unteren Seite zum Verbundwerkstoff 5
hin speziell ausgeformt, um eine gute Verklebung und damit eine hohe
Spannungsbelastung in Zugrichtung 11 zu garantieren. Das
Verlängerungselement 4 wird auch hier auf den Klebstoff 6, welcher auf den
bandförmigen Verbundwerkstoff 5 aufgetragen wurde, aufgelegt und ebenfalls
an die Quer-Traverse 2 des Krafteinleitungselementes 1 angeklebt.
Die untere Seite des Verlängerungselementes 4 zum Verbundwerkstoff
5 hin ist beispielsweise gemäss Fig. 4a keilförmig, gemäss Fig. 4b
zickzackförmig oder gemäss Fig. 4c wellenförmig. Im Bereich der Verjüngung
muss auf Grund der geringen Dicke des Verlängerungselementes
gegebenenfalls auf eine spezielle Ausformung verzichtet werden. Diese obigen
beschriebenen Formgebungen können auch bei der Quer-Traverse 2
angewendet werden.
Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf die gezeigten und
beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt.
Bezugszeichenliste
- 1
- Krafteinleitungselement
- 2
- Quer-Traverse
- 3
- Anpressplatte
- 4
- Verlängerungselement
- 5
- Bandförmiger Verbundwerkstoff
- 6
- Klebstoff
- 7
- Schrauben
- 8
- Gewindeschraube
- 9
- Gewindestange
- 10
- Tragstruktur
- 11
- Zugrichtung
- 12
- Spannungsdiagramm
- 13
- Rippen