Die Erfindung betrifft ein Textildruckverfahren bei welchem ein textiles Flächengebilde
mit einem Grundfarbstoff vorzugsweise dunkel eingefärbt und in
einem Musterbereich mit einem Druckmuster versehen wird. Die Erfindung
betrifft weiter eine Reserve- oder Ätztinte zum Aufbringen auf ein textiles
Flächengebilde.
Im klassischen Textildruck mit Siebdruckschablonen ist es möglich, Druckmuster
bzw. Motive auf dunkle Hintergrundflächen zu drucken. Prinzipiell
wird zwischen Weißdruck-, Reservedruck- und Ätzdrucktechnik unterschieden.
Beim Weißdruck wird der Grund mit weißer Farbe abgedeckt, während
beim Reservedruck die Fixierung der Grundfarbe ganz oder teilweise verhindert
wird und beim Ätzdruck die Einfärbung örtlich zerstört wird. Nachteilig ist
der hohe Herstellungsaufwand für die Schablonen insbesondere bei kurzen
Metragen und höherfarbigen Motiven.
Neben den klassischen Methoden ist auch zum Bedrucken von textilen Flächen
eine Direktdrucktechnik im Tintenstrahlverfahren bekannt, um beliebige
Bildmotive durch digitale Verarbeitung in hoher Auflösung wieder zu geben.
Dabei ist grundsätzlich auch ein Druck mit dunklem bzw. farbigem Grund
möglich, indem die Deckfarbe und das Motiv nebeneinander gedruckt werden.
Problematisch sind hier hinsichtlich der Deckfarbe hoher Verbrauch,
mangelnde Egalität, eingeschränkter Farbraum sowie begrenzte Farbtiefe
und fehlender Durchdruck. Hinzu kommt das so genannte Dithering bei kritischen
Farbtönen, wodurch unerwünschte sichtbare Farbpunkte entstehen.
Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die im Stand
der Technik aufgetretenen Nachteile zu vermeiden und den Textildruck von
Motiven auf dunklem bzw. farbigem Grund weitgehend ohne gestalterische
Einschränkungen bei möglichst geringem Produktionsaufwand zu ermöglichen.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird die in den unabhängigen Patentansprüchen
jeweils angegebene Merkmalskombination vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen
und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen
Ansprüchen.
Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, den Tintenstrahldruck zum kontrollierten
Nichtfärben bzw. Freihalten des Motivs von der Grundfarbe einzusetzen.
Dementsprechend wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass der
Musterbereich durch Tintenstrahldruck mit einer Reservetinte beaufschlagt
wird, wobei die Reservetinte in dem Musterbereich ein dauerhaftes Fixieren
des Grundfarbstoffs verhindert. Alternativ ist es vorgesehen, dass der Musterbereich
durch Tintenstrahldruck mit einer Ätztinte beaufschlagt wird, wobei
die Ätztinte in dem Musterbereich den Grundfarbstoff zerstört.
Dadurch ist es möglich, eine egale Grundfärbung auch bei schwierigen
Farbnuancen durch ein einfaches Färbeverfahren in einem gesonderten Verfahrensschritt
zu ermöglichen, während das Aufdrucken der Reserve- bzw.
Ätztinte im Motivbereich eine flexible Gestaltung durch Einsatz digitaler
Techniken erlaubt.
Zur fixierhemmenden Wirkung ist es von Vorteil, wenn die Reservetinte ein
Reservierungsmittel auf Basis von Sulfiten, Sulfitaddukten, Thioharnstoff oder
Zubereitungen davon enthält.
Hingegen ist es zum Zerstören des Grundfarbstoffs günstig, wenn die Ätztinte
ein geeignetes Reduktionsmittel, insbesondere Sulfoxylate enthält.
Eine weitere Verbesserung lässt sich dadurch erzielen, dass der Grundfarbstoff
durch einen Vinylsulfonfarbstoff gebildet ist.
Das vollflächige Einfärben des Flächengebildes mit dem Grundfarbstoff kann
durch ein Klotzverfahren vor oder nach dem Aufbringen der Reserve- bzw.
Ätztinte erfolgen. Damit lassen sich brillante Färbungen mit hoher Farbstärke
erhalten.
In einem weiteren Verfahrensschritt wird das textile Flächengebilde vorzugsweise
durch Einwirkung von Sattdampf einer Fixierbehandlung unterzogen.
Dabei kann ein pH-Regulator vorzugsweise aus der Gruppe Soda, Hydrogencarbonat,
Natronlauge, Wasserglas oder Kaliumcarbonat aktiviert werden.
Eine Ausführung der Erfindung sieht vor, dass das Druckmuster als Weißreserve
bzw. Weißätze gebildet wird. Durch Aufbringen von Buntfarbstoffen
vorzugsweise auf Basis von Monochlortriazinen ist es alternativ möglich,
dass das Druckmuster als Buntreserve bzw. Buntätze gebildet wird.
In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung werden eine vorzugsweise
mehrfarbige Drucktinte für das Druckmuster und die Reserve- oder Ätztinte
über verschiedene Tintenkanäle eines digital angesteuerten Tintenstrahldruckers
rasterförmig auf den Musterbereich aufgespritzt. Der Druckkopf arbeitet
zeilenweise, wobei eine Vielzahl von parallelen Kanälen bzw. Druckdüsen
vorhanden sind, um durch dicht nebeneinander gedruckte verschiedenfarbige
Druckpunkte additiv einen Rasterpunkt als Bildpunkt eines digitalen Bildes
bzw. Motivs zu erzeugen.
Hierbei ist es von Vorteil, wenn die Reserve- oder Ätztinte nach dem Spotcolorprinzip
über einen gesonderten Tintenkanal des Tintenstrahldruckkopfs
aufgebracht wird.
Um die Tinte thermisch nicht zu belasten, ist es vorteilhaft, wenn ein auf Piezobasis
arbeitender Tintenstrahldrucker eingesetzt wird.
Im Hinblick auf die speziellen Gegebenheiten beim Tintenstrahldruck wird
erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass die Reserve- oder Ätztinte einen Viskositätsregulator
auf Basis von Glykolen, insbesondere Polyethylenglykol
oder Polyacrylaten enthält, wobei eine Viskosität im Bereich von 2 bis 10
mPas günstig für die Tropfenbildung an der Düse ist. Zur Einstellung der
Oberflächenspannung vorteilhafterweise im Bereich von 20 bis 50 mN/m
kann die Reserve- oder Ätztinte ein vorzugsweise nichtionisches Tensid enthalten.
Um ein Austrocknen zu verhindern, ist es vorteilhaft, wenn die Reserve-
oder Ätztinte hygroskopische Zusatzstoffe, beispielsweise Harnstoff oder
Glycerin enthält. Ein biologischer Abbau beispielsweise durch Bakterien lässt
sich dadurch verzögern, dass die Reserve- oder Ätztinte ein Konservierungsmittel
wie Formaldehyd enthält.
Vorteilhafterweise enthält die Reserve- oder Ätztinte demineralisiertes Wasser
als Trägersubstanz.
Um den Tintenstrahldruckkopf nicht zu schädigen, sollte die Leitfähigkeit der
Reserve- oder Ätztinte weniger als 60 mS/cm betragen.
Zur Optimierung des Druckbetriebs ist es vorteilhaft, wenn die Reserve- oder
Ätztinte vor dem Gebrauch mittels Ultraschall entgast wird.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung liegt in einer Reservetinte zum Aufbringen
auf ein textiles Flächengebilde durch Tintenstrahldruck, enthaltend ein vorzugsweise
auf Basis von Sulfiten oder Sulfitaddukten gebildetes Reservierungsmittel
zur Fixierhemmung eines Grundfarbstoffs. Noch ein weiterer Erfindungsgegenstand
ist eine Ätztinte zum Aufbringen auf ein textiles Flächengebilde
durch Tintenstrahldruck, enthaltend ein Reduktionsmittel, insbesondere
Sulfoxylate zum Zerstören eines Grundfarbstoffs.
Eine bevorzugte Verwendung einer erfindungsgemäßen Reserve- oder Ätztinte
liegt im digitalen Textildruck auf dunklem Grund unter Einsatz der Tintenstrahltechnik.
In den folgenden Ausführungsbeispielen wird die Erfindung im Hinblick auf
den digitalen Textildruck auf dunklem Grund näher erläutert.
Das Druckverfahren sieht vor, dass ein textiles Flächengebilde aus einem
natürlichen oder synthetischen Fasermaterial mit einem Druckmuster versehen
wird, indem ein definierter Musterbereich mittels eines Tintenstrahldruckers
mit einer Reservetinte oder Ätztinte beaufschlagt wird, so dass in dem
Musterbereich ein dauerhaftes Fixieren eines nach dem Klotzverfahren
aufgebrachten dunklen Grundfarbstoffs verhindert wird bzw. der
Grundfarbstoff zerstört wird. Erfolgt kein weiterer Überdruck, so erhält man
an diesen Stellen eine Weißreserve bzw. Weißätze, während durch
Überdrucken mit Buntfarbstoffen auf Basis von Monochlortriazinfarbstoffen
oder anderen nicht vinylsulfonhaltigen Reaktivfarbstoffen eine Buntreserve
bzw. Buntätze gebildet wird. In letzterem Fall werden die Buntfarbstoffe für
das Druckmuster als verschiedenfarbige Drucktinten sowie die Reserveoder
Ätztinte über einzeln zugeordnete Tintenkanäle eines
Tintenstrahldruckkopfs rasterförmig auf den Musterbereich aufgespritzt.
Dabei kann die Reserve- bzw. Ätztinte als Spotcolor verarbeitet werden,
wobei ein auf Piezobasis arbeitender Tintenstrahldrucker zum Einsatz
kommt.
Eine bevorzugte Zusammensetzung der Reservetinte enthält folgende Komponenten:
- Reservierungsmittel auf Basis von Natriumhydrogensulfit, Sulfitaddukten,
Thioharnstoff und Zubereitung davon, mit einer Leitfähigkeit von
< 60 mS/cm im Endprodukt;
- Viskositätsregulator auf Basis von Polyethylenglykol und anderen Glykolen
und Verdickungsmitteln zur Einstellung einer Viskosität von
2 bis 10 mPas;
- Nichtionisches Tensid zur Einstellung einer Oberflächenspannung im
Bereich von 20 - 50 mN/m;
- 0 - 200 g/kg hygroskopische Zusätze, wie beispielsweise Harnstoff
oder Glycerin;
- Demineralisiertes Wasser;
- Konservierungsmittel wie Formaldehyd.
Eine geeignete Ätztinte enthält anstelle des Reservierungsmittels ein Reduktionsmittel,
insbesondere Sulfoxilate zum Zerstören des Grundfarbstoffs.
Vor dem Gebrauch sollte die Tinte mittels Ultraschall entgast werden, um
einen ungestörten Durchfluss durch die Tintenkanäle zu gewährleisten.
Nachstehend werden einige Verfahrensvarianten für Reservedruck erläutert:
Beispiel 1 - Vordruckreserve
Das Textil wird mit einer Verdickungsmittellösung auf Basis natürlicher Alginate
oder auf Basis synthetischer Verdickersysteme vorgeklotzt und anschließend
getrocknet. Die Vorklotzflotte setzt sich wie folgt zusammen:
5 - 50 | g/kg | Na-Alginat als Verdickungsmittel; |
0 - 150 | g/kg | Harnstoff zur Erhöhung der Farbtiefe; |
3 | g/kg | Komplexbildner zum Beispiel auf Basis von Polyphosphaten; |
x | g/kg | Wasser demineralisiert. |
Der Abquetscheffekt sollte bei ca. 80 % liegen.
Auf die geklotzte Ware wird, wie vorstehend beschrieben, mit dem Tintenstrahldrucker
die Reservetinte und gegebenenfalls zusätzlich Monochlor-Triazin-Buntfarbstoffe
aufgedruckt.
Anschließend wird die Ware mit einer Überklotzflotte folgender Zusammensetzung
geklotzt:
- Fondfarbstoff auf Basis von Vinylsulfonen;
- Alkali (Natriumhydrogencarbonat, Soda, Wasserglas, Pottasche);
- Migrationsverhinderer (Salz- bzw. Verdickungsmittelzusätze).
Rezeptbeispiel:
10 - 80 |
g/kg |
Vinylsulfonfarbstoff als Fond; |
5 - 50 |
g/kg |
Alginat als Migrationsverhinderer; |
0 - 100 |
g/kg |
Natriumcarbonat oder andere Alkalispender (Natriumhydrogencarbonat, Soda, Wasserglas, Pottasche); |
x |
g/kg |
Wasser. |
Der Abquetscheffekt sollte ca. 80 % betragen.
Die Fixierung erfolgt unter Sattdampfbedingungen oder mit Heißdampf in 2
bis 10 Minuten. Anschließend werden die Drucke, wie bei Reaktivfarbstoffen
üblich, kochend ausgewaschen.
Beispiel 2 - Überdruckreserve mit Alkalispender
Die Ware wird mit einer Klotzflotte geklotzt, die einen Alkalispender (Natriumtrichloracetat
oder Natriumhydrogencarbonat) und den für den Fond vorgesehenen
Vinylsulfonfarbstoff sowie ein Antimigrationshilfsmittel enthält,
gemäß folgendem Rezeptbeispiel:
10 - 80 | g/kg | Vinylsulfonfarbstoff; |
0 - 150 | g/kg | Harnstoff; |
3 - 20 | g/kg | Phosphat; |
5 - 50 | g/kg | Alginat; |
10 - 100 | g/kg | Alkalispender; |
x | g/kg | Wasser. |
Nach vorsichtiger Trocknung unter 100°C werden Reservetinte und Buntilluminationsfarbstoffe
mit der Tintenstrahltechnik gleichzeitig aufgedruckt. Anschließend
wird die Ware fixiert und ausgewaschen, wie oben beschrieben.
Beispiel 3 - Überdruckreserve ohne Alkalispender
(2-Phasen-Verfahren)
Die Ware wird mit einer den Fondfarbstoff und Alginate oder synthethische
Verdickungsmittel enthaltenden Klotzflotte geklotzt und anschließend getrocknet.
Rezeptbeispiel für die Vorklotzflotte:
10 - 80 | g/kg | Vinylsulfonfarbstoff; |
0 - 150 | g/kg | Harnstoff; |
0 - 10 | g/kg | Ludigol; |
5 - 50 | g/kg | Alginat; |
2 | g/kg | Mononatriumphosphat (pH 6-7) als Puffer; |
x | g/kg | Wasser. |
Die geklotzte Ware wird wie beschrieben mit dem Tintenstrahldrucker bedruckt.
Zur Fixierung werden die Drucke mit einer alkali- und salzhaltigen Überklotzflotte
geklotzt und anschließend im Sattdampf fixiert.
Rezeptbeispiel für die Überklotzflotte:
0 - 100 | g/kg | Glaubersalz; |
5 - 150 | g/kg | Soda; |
0 - 50 | g/kg | Pottasche oder andere Alkalispender; |
0 - 30 | g/kg | Natriumbicarbonat; |
x | g/kg | Wasser. |
Beispiel 4 - Buntreserven
Mit allen drei Varianten können auch Buntreserven nach der vorstehend beschriebenen
Verfahrensweise hergestellt werden.