Verfahren zum Herstellen von heterologen Proteinen in einem homothallischen Pilz der Familie Sordariaceae
Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zum Herstellen von heterologem Protein in einem filamentosen Pilz sowie dafür geeignete Promotoren. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung Vektoren und Wirtszellen sowie einen Kit und deren Verwendung.
Gentechnische Methoden erlauben die Etablierung von Expressionssystemen für die Herstellung rekombinanter Proteine. In der etwa 20jährigen Tradition der industriellen Gentechnik wurden dabei unterschiedliche Mikroorganismen oder Zelllinien als Wirtssysteme entwickelt und genutzt. Die Festlegung eines Wirtes erfolgte dabei nach Kriterien der Verfügbarkeit, der Ökonomie eines darauf basierenden Produktionsprozesses, des Anwendungsbereiches und der Eigenschaften des herzustellenden Proteins. Als Expressionssysteme dienten unter anderem unterschiedliche Gram-positive und Gramnegative Bakterien, Säugetierzellen und verschiedene Pilzarten, darunter Hefen und fi- lamentöse Pilze.
Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung ist die Herstellung von Säugetierproteinen und insbesondere menschlichen Proteinen, die in pharmazeutischen Produkten eingesetzt werden. Für die Herstellung solcher Proteine, die oft ein komplexes Glykosylie- rungsmuster aufweisen, sind bakterielle Expressionssysteme wie etwa E. coli häufig nicht geeignet, weil Bakterien solche heterologe Proteine weder sezernieren noch die mit dem Sekretionsweg höherer (eukaryotischer) Organismen verbundenen Modifikationen von Polypeptiden wie die Glykosylierung ausbilden können. Die Deposition rekombinanter Produkte in Einschlusskörpern („inclusion bodies") führt sehr oft zur Ausbildung unlöslicher und biologisch inaktiver Proteinaggregate. Ein heterologes Produkt muß daher häufig in einem aufwendigen De- und Renaturierungsverfahren in eine biologisch aktive Form überführt werden.
Für die Produktion von Proteinen, die eine komplexe Säugetierglykosylierung erfordern, werden deshalb Säugetierzellen verwendet. Säugetierzellsysteme sind jedoch sehr teuer; die Zellen sind darüber hinaus potentielles Ziel pathogener Viren. Hefen und filamentöse Pilze dagegen weisen zwar ein vom komplexen Säugetiertyp abweichendes Glykosylie- rungsmuster auf, sie können jedoch für eine Vielzahl von Produkten genutzt werden. Sie sind als eukaryotische Mikroorganismen zur Sekretion fähig und können wie Bakterien
auf preiswerten Medien in großen Zelldichten fermentiert werden. Da die Kulturmedien weder Serum noch andere potentielle Kontaminanten enthalten, kann das hergestellte heterologe Protein leicht und kostengünstig gereinigt werden. Beispiele für etablierte Expressionssysteme sind Hefen wie S. cerevisiae und die methylotrophe Hefe Hansenula polymorpha.
Innerhalb der Gruppe der als bessere "Sezemierer" geltenden filamentosen Pilze wurden verschiedene Aspergillus-Aiϊer, und Neurospora crassa für die heterologe Genexpression genutzt. Diese Pilze wurden jedoch bisher fast ausschließlich für die industrielle Herstellung technischer Enzyme genutzt, weil das Vorhandensein vegetativer Sporen, die in großen Mengen in der Kultur auftreten, und nur schwer zu entfernen sind, ihren Einsatz für die Herstellung pharmazeutischer Produkte verhinderte, da sporenfreie Präparate sich nur mit großem Aufwand herstellen ließen. Dies trifft insbesondere auf die häufig verwendete Art Aspergillus nidulans zu, die sich sexuell (durch Ascosporen) und vor allem asexuell (durch Konidiosporen) vermehren kann.
Ein weiteres Problem bei der Herstellung heterologer Proteine in filamentosen Pilzen stellen die Inaktivierungssysteme für heterologe DNA dar, die insbesondere dann wirksam werden, wenn heterologe DNA in das Genom des Pilzes eingefügt wird. Die Gen- inaktivierung, die z.B. sehr gut für Neurospora crassa oder Ascobolus immersus beschrieben wurde, kann auf verschiedenen Ebenen, also der transkriptioneilen oder der posttranskriptionellen Ebene stattfinden. Ähnliche Phänomene wurden auch bei transge- nen Pflanzen beschrieben. Eine Übersicht hierüber findet sich bei Cogoni und Macino (1999).
Bei Neurospora crassa wurde nach DNA-Transformation das sogenannte RIP-Phänomen beobachtet (Singer et al., 1995; Selker, 1997), bei dem vielfache Kopien heterologer DNA durch Punktmutationen oder DNA-Modifikationen (z.B. Methylierung) inaktiviert werden. Folglich können Fremdgene in Neurospora crassa nach meiotischer Kreuzung nicht effizient exprimiert werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Herstellen von heterologem Protein in einem filamentosen Pilz bereitzustellen, das eine effiziente Produktion heterologer Proteine erlaubt und bei dem eine Kontamination des erzeugten Proteins durch vegetative Sporen vermieden wird.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Herstellen von heterologem Protein in einem filamentosen Pilz gelöst, das das Kultivieren eines homothallischen Pilzes der Familie Sordariaceae, der eine Expressionskassette enthält, die in funktioneller Verbindung die folgenden Elemente enthält:
- einen in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktiven Promotor,
- ein heterologes Gen und
- einen in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktiven Terminator,
und das Ernten des erzeugten Proteins in an sich bekannter Weise umfasst.
Ein „heterologes Gen" bezeichnet im Sinne der Erfindung eine kodierende Nukleinsäure- sequenz, die von einem anderen Gen stammt als der in der Expressionskassette enthaltene Promotor.
Homothallische Pilze der Familie Sordariaceae bilden, anders als heterothallische Arten dieser Familie oder andere filamentöse Pilze wie Aspergillus nidulans oder Podospora anserina, weder Makrokonidien noch Mikrokonidien aus, da sie sich ausschließlich sexuell vermehren. Auch Athrosporen, die durch Zerfall der Hyphen gebildet werden, sind nicht anzutreffen. Somit wird eine Kontamination des hergestellten Proteins mit vegetativen Sporen, die bei der Produktion von pharmazeutisch relevanten Proteinen mit filamentosen Pilzen ein großes Problem darstellt, vermieden.
Ferner hat es sich überraschenderweise herausgestellt, dass das bei Neurospora crassa und anderen filamentosen Pilzen beobachtete RIP-Phänomen nach DNA-Transformationen bei homothallischen Pilzen der Familie Sordariaceae und insbesondere bei Sordaria macrospora nicht auftritt. Sordaria macrospora besitzt keine genetischen Mechanismen, um repetitive Sequenzen z. B. durch Methylierung oder Punktmutation zu inaktivieren. Folglich wird heterologe DNA, die nach Transformation in das Genom des Pilzes in vielfachen Kopien vorhanden ist, anders als bei Neurospora crassa und anderen filamentosen Pilzen nicht inaktiviert. Eine posttranskriptionelle Geninaktivierung ist bei homothallischen Pilzen der Familie Sordariaceae nicht bekannt.
Die Familie Sordariaceae wird zur Klasse der Ascomyceten (Schlauchpilze) gerechnet, die nach Strasburger (Lehrbuch der Botanik) in die Ordnung der Sphaeriales (Sordaria- les) eingeordnet wird. Als Beispiel für den Lebenszyklus von homothallischen Pilzen der Familie Sordariaceae lässt sich der Lebenszyklus von Sordaria macrospora wie folgt be-
schreiben: Es handelt sich bei diesem Pilz um einen Haplo-Dikaryoten, der sich ausschließlich sexuell vermehrt. Vegetative Sporen, z.B. Konidiosporen werden von diesem Pilz nicht gebildet. Der Pilz ist homothallisch, d.h. bei ihm existiert eine Monözie, die nicht durch Inkompatibilität überlagert wird und er kann sich deshalb durch Selbstung sexuell vermehren (K. Esser, Kriptogamen I, 2000). Der Befruchtungsvorgang, der der sexuellen Vermehrung vorausgeht, wird als autogam bezeichnet. Dabei teilen sich die im Ascogon befindlichen haploiden Kerne konjugiert und leiten damit die dikaryotische Phase ein. Die sexuellen Ascosporen werden in Asci (Schläuchen) gebildet. Mehrere Asci (ca. 100) reifen gleichzeitig in Fruchtkörpern, den sogenannten Perithezien, heran. Dieser Fruchtkörpertyp ist für die Vertreter der Sordariales typisch. Nach der Reifung werden die Ascosporen aktiv aus den Perithezien heraus geschleudert. In der Natur werden die Ascosporen durch die Nahrung von Pflanzenfressern aufgenommen und gelangen nach einer Magen-Darm-Passage wieder ins Freie. Die Magen-Darm-Passage ist Voraussetzung für die anschließende Keimung der Sporen auf dem Dung der Pflanzenfresser.
Vorzugsweise handelt es sich bei dem homothallischen Pilz der Familie Sordariaceae, der in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt wird, um einen Pilz der Gattung Sordaria. Für die Ausführung der Erfindung besonders bevorzugte homothallische Pilze der Familie Sordariaceae sind Sordaria macrospora oder Sordaria fimicola; andere homothallische Pilze derselben Familie, die sich für die Durchführung des erfindungsge- mäßen Verfahrens eignen, sind Neurospora linoleata, Neurospora africana, Neurospora dodgei, Neurospora galapagosensis, Neurospora pannonica und Neurospora terricola.
Sordaria macrospora ist, ebenso wie Sordaria fimicola, ein koprophiler Saprophyt, der auf dem Dung von Herbivoren wächst. Der Hyphenpilz ist taxonomisch in die Abteilung der Eumycota einzuordnen und gehört damit zu den höheren Pilzen, die Chitinwände besitzen. Der gesamte Lebenszyklus von Sordaria macrospora ist unter Laborbedingungen innerhalb von sieben Tagen abgeschlossen. Damit ist der Lebenszyklus erheblich kürzer als der vierwöchige Zyklus von Neurospora crassa. Molekularbiologische Arbeiten zur Stammentwicklung von S. macrospora können daher in erheblich kürzerer Zeit durchgeführt werden.
Für S. macrospora ist sowohl die formalgenetische als auch die molekulargenetische Analyse gut entwickelt. Bei den formalgenetischen Analysen wird die Tatsache genutzt, dass sterile Mutanten von S. macrospora zwar keine Selbstungsasci bilden können, dass jedoch zwei Mutanten, die unterschiedliche Defekte aufweisen, in Kreuzungen sexuell
vermehrbar sind. D.h. es findet in sogenannten ascogenen Hyphen eine Meiose statt, die zur Ausbildung von Tetraden führt. Das Resultat sind Asci mit acht linear angeordneten Sporen, von denen jeweils zwei genetisch identisch sind. Die Größe der Sporen (18 x 28 μm) und die ünearität der Anordnung lassen eine Formalgenetik aufgrund der geordneten Tetraden technisch einfach zu. Außerdem ist inzwischen eine Vielzahl von Mutanten beschrieben, die sowohl physiologische als auch morphologische Eigenschaften des Pilzes betreffen (Esser und Straub, 1958; Nowrousian et al., 1999; Masloff et al., 1999; Le Chevanton und Lebion, 1989). Eine indizierte Cosmid-Genbank, die die Genisolation von S. macrospora ermöglicht, wurde von Pöggeler et al. (1997) beschrieben.
Für eine optimale Expression heterologer Gene ist der Kodongebrauch in dem Wirtsorganismus entscheidend. Aus der Auflistung der häufigsten Aminosäurekodons innerhalb proteinkodierender Gene in Tabelle 1 wird ersichtlich, dass zwischen den am häufigsten gebrauchten Aminosäurekodons in Sordaria macrospora, Drosophila melanoga- ster und Primaten eine erstaunliche Übereinstimmung besteht. Im Gegensatz dazu lassen sich zu E. coli bzw. zu Saccharomyces cerevisiae deutliche Unterschiede feststellen. Aufgrund der Ähnlichkeit des Kodongebrauchs stellt S. macrospora also ein hervorragendes Wirtssystem für die Produktion heterologer Proteine humaner Herkunft dar.
Homothaliische Pilze der Familie Sordariaceae können einfach und kostengünstig in Laborkulturen angezogen werden. Als eukaryotische Mikroorganismen sind sie auch in der Lage, posttranslationale Modifikationen von rekombinanten eukaryotischen Proteinen vorzunehmen. Für die biotechnische Verwendung von homothallischen Pilzen der Familie Sordariaceae spricht auch, dass es sich hierbei um keine human-, tier- oder pflanzen- pathogenen Organismen handelt. Ferner können rekombinante Stämme von Sordaria macrospora durch gentechnische Verfahren auch in Kombination mit klassischen (konventionellen) Kreuzungen hergestellt werden, ein erheblicher Vorteil gegenüber imperfekten Pilzen der Gattung Aspergillus.
Die einzigen Sporen, die von homothallischen Pilzen der Familie Sordariaceae und insbesondere von S. macrospora oder S. fimicola gebildet werden, sind sogenannte Ascosporen, die in Fruchtkörpern und Perithezien im Verlauf der sexuellen Fortpflanzung auftreten. Derartige Ascosporen sind im Vergleich zu den Konidiosporen sehr viel größer, schwerer und werden in deutlich geringerer Zahl gebildet. Sie besitzen deshalb eine sehr geringe Verbreitungsfähigkeit. In Submerskulturen bzw. in Schüttelkulturen werden in der Regel keine Ascosporen gebildet. Soll das hergestellte heterologe Protein absolut spo-
renfrei sein, so wird in einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungs- gemäßen Verfahrens zum Herstellen von heterologem Protein eine sterile Mutante des homothallischen Pilzes der Familie Sordariaceae eingesetzt. Sterile Mutanten-Stämme, die beispielsweise durch Mutagenese von Protoplasten mit EMS oder durch Bestrahlung mit UV-Licht erhalten werden können, weisen keine Vermehrungsstrukturen auf und produzieren daher keine Ascosporen. Beispielsweise können in dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen von heterologem Protein sterile Mutanten von S. macrospora (Esser und Straub, 1958; Masloff et al., 1999; Nowrosian et al., 1999) eingesetzt werden.
Vorzugsweise findet die Kultivierung des zum Herstellen von heterologem Protein eingesetzten homothallischen Pilzes bei einer Temperatur von 27 ± 2°C statt. Dieses Wachstumsoptimum ist deutlich niedriger als das von Neurospora crassa, welches über 30°C liegt. Als wesentlicher sicherheitsrelevanter Aspekt ist anzumerken, dass S. macrospora bei Temperaturen von mehr als 32° C abstirbt.
Gemäß einer bevozugten Ausführungsform der Erfindung stammt der in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktive Promotor, unter dessen Kontrolle das heterologe Gen ex- primiert wird, von einem filamentosen Pilz. Dieser Promotor kann beispielsweise der gpd- Promotor aus Aspergillus nidulans sein, vorzugsweise ist der Promotor jedoch ein Promotor aus Sordaria macrospora. Besonders bevorzugte Promotoren sind der cpc2-Pro- motor, der nc/Zcf-Promotor, der ac/ -Promotor oder der ppσ/v-Promotor aus Sordaria macrospora. Der cpc2-Promotor und der t?d/c7-Promotor von S. macrospora werden nachfolgend beschrieben. Das ac/7-Gen von S. macrospora wurde von Nowrousian et al. (1999) beschrieben. Das ppgl -Gen von S. macrospora wurde von Pöggeler (2000) beschrieben.
Vorzugsweise stammt der in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktive Terminator von einem filamentosen Pilz. Der Terminator kann beispielsweise der f/pC-Terminator aus Aspergillus nidulans (Mullaney et al., 1985) oder ein Terminator aus Sordaria macrospora sein. Besonders bevorzugte Terminatoren aus S. macrospora sind die hier beschriebenen cpc2- und t7c./ 7-Terminatoren, der ac/7-Terminator (Nowrosian et al., 1999) und der ppgf-Terminator (Pöggeler, 2000).
Vorzugsweise kodiert das heterologe Gen für ein nach Expression in Eukaryonten glyko- syliertes Protein. Bei dem heterologen Gen kann es sich beispielsweise um einen Wachstumsfaktor, ein Cytokin, einen Gerinnungsfaktor, ein industrielles Protein oder ein
technisches Enzym handeln. Besonders bevozugt kodiert das heterologe Gen für eines der folgenden Proteine: G-CSF, GM-CSF, IL-1, IL-2, IL-4, IL-6, IL-1ra, IFN- , IFN-ß, IFN-γ, Erythropoietin, Glucoamylase, Gerinnungsfaktor VIII, Gerinnungsfaktor XII, Gerinnungsfaktor XIII, humanes Serumalbumin.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist zwischen dem Promotor und dem heterologen Gen im Leseraster mit dem heterologen Gen eine Sequenz angeordnet, die eine in dem Pilz der Familie Sordariaceae funktionierende Signalsequenz kodiert. Vorzugsweise ist die Signalsequenz eine von einem filamentosen Pilz stammende Signalsequenz, beispielsweise die Signalsequenz der Glucoamylase von Aspergillus niger (Gordon et al. 2000; Gouka et al. 1997). Signalsequenzen aus Sordaria macrospora, z.B. die Signalsequenz des ppgl -Gens von S. macrospora sind besonders bevorzugt.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, Promotoren bereitzustellen, die in dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen von heterologem Protein eingesetzt werden können.
Diese Aufgabe wird von einem Nukleinsäure-Molekül gelöst, das:
(1) einen in einem homothallischen Pilz der Familie Sordariaceae aktiven Promotor, der aus folgenden Nukleinsäuren ausgewählt ist:
(a) einer Nukleinsäure mit der in SEQ ID NO:1 angegebenen Sequenz;
(b) einer Nukleinsäure mit der in SEQ ID NO:2 angegebenen Sequenz;
(c) einer Nukleinsäure mit einer Sequenz, die mindestens 50% Identität mit einer der in (a) oder (b) angegebenen Sequenzen aufweist;
(d) einer Nukleinsäure, die mit dem Gegenstrang einer der in (a) oder (b) angegebenen Nukleinsäuren hybridisiert;
(e) einem durch Substitution, Addition und/oder Deletion eines oder mehrerer Nukleotide erhaltenen Derivat einer der in (a) oder (b) angegebenen Nukleinsäuren;
(f) einem Fragment einer der in (a) bis (e) angegebenen Nukleinsäuren, das
die Funktion des in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktiven Promotors behält;
(g) einer Kombination mehrerer der in (a) bis (f) angegebenen Nukleinsäuren, wobei die Sequenzen der Nukleinsäuren gleich oder verschieden sein können;
oder
(2) eine Nukleinsäure mit einer Sequenz, die zu der Sequenz einer der in (a) bis (g) angegebenen Nukleinsäuren komplementär ist,
umfasst.
Im Sinne der Erfindung bezieht sich der Ausdruck "% Identität" auf Identität auf DNA- Ebene, die gemäß bekannter Verfahren, z.B. der computergestützten Sequenzvergleiche (Altschui et al., 1990) bestimmt werden kann.
Der dem Fachmann bekannte Ausdruck „Identität" bezeichnet den Grad der Verwandtschaft zwischen zwei oder mehr DNA-Molekülen, der durch die Übereinstimmung zwischen den Sequenzen bestimmt wird. Der Prozentsatz der „Identität" ergibt sich aus dem Prozentsatz identischer Bereiche in zwei oder mehr Sequenzen unter Berücksichtigung von Lücken oder anderen Sequenzbesonderheiten.
Die Identität miteinander verwandter DNA-Moleküle kann mit Hilfe bekannter Verfahren bestimmt werden. In der Regel werden spezielle Computerprogramme mit den besonderen Anforderungen Rechnung tragenden Algorithmen eingesetzt. Bevorzugte Verfahren zur Bestimmung der Identität erzeugen zunächst die größte Übereinstimmung zwischen den untersuchten Sequenzen. Computerprogramme zur Bestimmung der Identität zwischen zwei Sequenzen umfassen, sind jedoch nicht eingeschränkt auf, das GCG-Programmpaket, einschließlich GAP (Devereux et al., 1984; Genetics Computer Group University of Wisconsin, Madison, (Wl)); BLASTP, BLASTN und FASTA (Altschul at al., 1990). Das BLAST X Programm kann vom National Centre for Biotechnology Information (NCBI) und aus weiteren Quellen bezogen werden (BLAST Handbuch, Altschul S. et al., NCB NLM NIH Bethesda MD 20894; Altschul et al., 1990). Auch der bekannte Smith Waterman-Algorithmus kann zur Bestimmung von Identität verwendet werden.
Bevorzugte Parameter für den Sequenz-Vergleich umfassen die nachstehenden:
Algorithmus: Needleman und Wunsch, J. Mol. Biol 48:443-453 (1970)
Vergleichsmatrix: Übereinstimmung (matches) = + 10,
Nichtübereinstimmung (mismatch) = 0 Lücken-Wert (Gap Penalty): 15
Lückenlängen-Wert: (Gap Length Penalty): 1
Das GAP-Programm ist auch zur Verwendung mit den vorstehenden Parametern geeignet. Die vorstehenden Parameter sind die Standardparameter (default parameters) für Nukleinsäuresequenz-Vergleiche.
Weitere beispielhafte Algorithmen, Lücken-Öffnungs-Werte (gap opening penalties), Lückenausdehnungs-Werte (gap extension penalties), Vergleichsmatrizen einschließlich der im Programm-Handbuch, Wisconsin-Paket, Version 9, September 1997, genannten können verwendet werden. Die Auswahl wird von dem durchzuführenden Vergleich abhängen und weiterhin davon, ob der Vergleich zwischen Sequenzpaaren, wobei GAP oder Best Fit bevorzugt sind, oder zwischen einer Sequenz und einer umfangreichen Sequenz-Datenbank, wobei FASTA oder BLAST bevorzugt sind, durchgeführt wird.
Das Merkmal "Sequenz, die mit dem Gegenstrang einer Sequenz nach (a) oder (b) hybridisiert" weist auf eine Sequenz hin, die unter stringenten Bedingungen mit dem Gegenstrang einer Sequenz mit den unter (a) oder (b) angegebenen Merkmalen hybridisiert. Beispielsweise können die Hybridisierungen bei 68°C in 2 x SSC durchgeführt werden. Beispiele für stringente Bedingungen werden in Sambrook et al. (1989) angegeben.
Die in SEQ ID NO:1 bzw. SEQ ID NO:2 angegebenen Sequenzen entsprechen der Promotorsequenz des aus S. macrospora isolierten ndkl- bzw. cpc2-Gens. Die in (c) angegebene Nukleinsäure kann auch mindestens 60%, 70%, 80% oder 90% Identität mit einer der in (a) oder (b) angegebenen Sequenzen aufweisen. Besonders bevorzugt weist sie 95% Identität mit einer dieser Sequenzen auf.
Ferner stellt die Erfindung einen Vektor zur Transformation eines homothallischen Pilzes der Familie Sordariaceae bereit, der folgende Elemente in funktioneller Verbindung miteinander enthält:
- einen in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktiven Promotor,
- ein heterologes Gen,
- einen in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktiven Terminator sowie
- einen Selektionsmarker.
Der in dem Pilz der Familie Sordariaceae aktive Promotor des erfindungsgemäßen Vektors kann der grpc/-Promotor aus Aspergillus nidulans sein. Als Promotoren werden jedoch die vorstehend unter (1) beschriebenen Nukleinsäuren besonders bevorzugt. Der ac/7- und der ppα/f-Promotor aus Sordaria macrospora sind ebenfalls bevorzugt.
Der in dem erfindungsgemäßen Vektor enthaltene Terminator kann der f/pC-Terminator aus Aspergillus nidulans sein, der cpc2-Terminator, der nd/fZ-Terminator, der ac/7-Termi- nator oder der ppgv-Terminator aus Sordaria macrospora sind jedoch besonders bevorzugt. Als Selektionsmarker eignet sich beispielsweise das ura5-Gen aus Sordaria macrospora (Le Chevanton und Lebion, 1989) oder Podospora anserina (Turcq und Be- gueret, 1987). Vorzugsweise wird als Selektionsmarker ein Hygromycin B-Resistenz-Gen (siehe z.B. Kaster et al., 1983) eingesetzt.
Die Erfindung stellt ferner einen Wirtsorganismus bereit. Bei diesem Wirtsorganismus handelt es sich um einen homothallischen Pilz der Familie Sordariaceae, der einen erfindungsgemäßen Vektor enthält. Vorzugsweise gehört der Wirtsorganismus der Gattung Sordaria an, besonders bevorzugt ist der Wirtsorganismus Sordaria macrospora oder Sordaria fimicola. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei dem Wirtsorganismus um einen sterilen Stamm, der weder asexuelle Mito- noch sexuelle Meiosporen bildet.
Ferner stellt die Erfindung einen Kit bereit, der:
(a) einen erfindungsgemäßen Vektor und
(b) einen zum Herstellen von heterologem Protein geeigneten homothallischen Pilz der Familie Sordariaceae
umfaßt.
Das Nukleinsäuremolekül, der Vektor, der Wirtsorganismus und der Kit gemäß der Erfindung können zur Expression eines heterologen Gens unter der Kontrolle des Promotors
oder zum Herstellen von einem oder mehreren Proteinen verwendet werden.
Die folgenden Figuren und Beispiele erläutern die Erfindung.
Figur 1 zeigt das Autoradiogramm einer Northem-Hybridisierung. In den einzelnen Spuren wurden 5 μg mRNA von S. macrospora aufgetragen, in den ungeraden Spuren vom Wildtypstamm, in den geraden von der sterilen Mutante inf. Als Sonde wurden das acll- Gen (Spur 1 , 2), das cpc2-Gen (Spur 3, 4), das ndk1-Gen (Spur 5, 6) und das ppg 7-Gen (Spur 7, 8) verwendet. In den Spuren 1, 2 ist ein ac/7-Transkript der Größe 2,7 kb, in den Spuren 3, 4 ein cpc2-Transkript von 1 ,7 kb, in den Spuren 5, 6 ein πd/d-Transkript von 1 ,5 kb und in den Spuren 7, 8 ein ppg 7-Transkript von 0,65 kb zu erkennen.
Figur 2 zeigt die Nukleotidsequenz des r?c./c1-Gens (Teilfragment) von S. macrospora, inkl. der Promotorregion von ca. 1 ,4 Kb.
Figur 3 zeigt die Nukleotidsequenz des cpc2-Gens von Sordaria macrospora und die davon abgeleiteten Aminosäuresequenzen. Die Intronsequenzen (4) sind durch Unterstreichung gekennzeichnet, der Promotor befindet sich im Abschnitt von Nukleo- tid 1-2611 , die Terminationssequenz ist in dem Bereich zwischen Nukleotid 4258 und Nukleotid 4539 zu finden.
Figur 4 zeigt das Klonierungsschema für den Expressionsvektor pMN110.
Figur 5 zeigt die Nukleotidsequenz (Promotor und Terminator) des Plasmids pMN110. Die Sequenzen stammen von dem ac/1 -Gen von S. macrospora.
Figur 6 zeigt das Klonierungsschema für den Expressionsvektor pMN112.
Figur 7 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pMN112.
Figur 8 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pSMY1-1.
Figur 9 zeigt die Nukleotidsequenz in der Nähe des ATG-Startcodons des /acZ-Gens des Plasmids pSMYL
Figur 10 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pSMY4-1.
Figur 11 zeigt das Klonierungsschema für den Expressionsvektor pSMY3.
Figur 12 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pPROM
Figur 13 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pTERMI .
Figur 14 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pSMY2.
Figur 15 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pSMY3.
Figur 16 zeigt die Nukleotidsequenz des Insertfragmentes des Plasmids pSMY3.
Figur 17 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pSE40-6.
Figur 18 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pSE43-2.
Figur 19 zeigt mikroskopische Aufnahmen von transgenen S. macrospora-Stämmen (T1p40-6, T1p43-2), welche die Plasmide pSE40-6 bzw. pSE43-2 tragen, (a) Interferenzmikroskopisches und (b) fluoreszenzmikroskopisches Bild.
Figur 20 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids pSMY5-1.
Figur 21 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids GV-MCS.
Figur 22 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids GV-ndk1-MCS-acl1.
Figur 23 zeigt die physikalisch-genetische Karte des Plasmids GV-cpc2-MCS-acl1.
Figur 24 zeigt das Plasmid pEGFP/gpd/tel, das als Ausgangsplasmid für die Klonierung der Plasmide pSM1 und pSM2 diente.
Figur 25 zeigt das Klonierungsschema des Plasmids pSM1.
Figur 26 zeigt das Klonierungsschema des Plasmids pSM2.
Figur 27 zeigt die fluoreszenzmikroskopische Analyse von Asci mit Ascosporen von S. macrospora-Transformanden, die das Plasmid pEGFP/gpd/tel tragen. Der abgebildete Stamm entstammt einer Kreuzung der S. macrospora Transformande T-EG2 und der Farbspormutante von S. macrospora FUS1. Letztere trägt kein g p-Gen. Zur Interpretation der fluoreszenzmikroskopischen Aufnahme (unten) ist oben das entsprechende lichtmikroskopische Bild wiedergegeben.
Figur 28 zeigt mikroskopische Aufnahmen eines transgenen S. macrospora-Stamms, der das EGFP-Gen unter der Kontrolle des rttf/cf-Promotors exprimiert. (a) Interferenz-mikroskopisches und (b) fluoreszenzmikroskopisches Bild.
Beispiele Material und Methoden
Die molekularbiologischen und mikrobiologischen Arbeiten wurden mit Standardmethoden nach dem Stand der Technik durchgeführt (siehe z.B. Sambrook et al., 1989).
A. Anzucht von S. macrospora
1 ) Nährmedien
- BMM (Fruktifikationsmedium): 0,8 % Biomalz in Maismehlextrakt, pH 6,5
- BMM + NaAc (Sporenkeimmedium): BMM + 0,5 % NaAc, pH 6,0
- CCM: 0,3 % Saccharose, 0,05 % NaCI, 0,5 % K2HPO4, 0,05 % MgSO4, 0,001 % FeSO4,
0,5 % Tryptic Soy Broth, 0,1 % Hefeextrakt, 0,1 % Fleischextrakt, 1 ,5 % Dextrin pH 7.0
- GM (Minimalmedium): 2 % Glukose, 0,7 % Bacto Yeast Nitrogen Base, 0,4 μM Biotin,
25 μl/L Mineralkonzentrat (5 % Ascorbinsäure, 5 % ZnSO x 7H2O, 1 % Fe(NH4)2(SO4)2 x 6H2O, 0,25 % CuSO4 x 5H2O, 0,05 % MnSO4 x 1H2O, 0,05 % H3BO4, 0,05 % Na2MoO4, 1 % Chloroform, pH 6.0 - GMU: G mit 10 mM Uridin
- GMS: GM mit 10 % Saccharose
- LB: 1 % Bacto-Trypton, 0,5 % Hefeextrakt, 0,5 % NaCI, pH 7.2
- CM: 0,15 % KH2PO4, 0,05 % KCI, 0,05 % MgSO4, 0,37 % NH4CI, 1 % Glukose, 0,2 % Trypton, 0,2 % Hefeextrakt, Spurenelemente, pH 6.4 - 6.6
- CMS: CM-Medium mit 10,8 % Saccharose
- MM (Minimalmedium): 55,5 mM Glukose, 1,8 mM KH2P0 , 1 ,7 mM K2HPO4l 8,3 mM
Harnstoff, 1 mM MgSO ) 5 μM Biotin, 0,1 ml/l Mineralkonzentrat (vgl. GM-Medium) - MMU: MM mit 10 mM Uridin
- Festmedien: jeweils 1 ,5 % Agar, GM-Topagar: 0,4 % Agar
2. Anzuchtbedinαunαen
In der Regel erfolgt die Anzucht bei 27°C. Zur Fruktifikation wird S. macrospora auf Festmedien angezogen; bereits nach 7 Tagen Kultur kann die Fruktifikation beobachtet
werden. Für Nukleinsäurepräparationen wird S. macrospora auf Flüssigmedien angezogen, in der Regel in Standkulturen in Fernbachkolben.
B. Herstellung steriler S. macrosoora-Stämme
1) UV-Mutagenese
Zur UV-Mutagenese wird eine Protoplastensuspension (1 ,5 x 108 Protoplasten pro ml Protoplastenpuffer) vom Sordaria macrospora Wildtypstamm ATCC MYA-334 hergestellt. Die Suspension wird bei leichter Schüttelbewegung UV-Licht (0,05 μW/cm2) ausgesetzt. Die Zeiten variieren zwischen 10 und 20 min. Anschließend werden die Protoplasten auf CMS-Festmedium (0,15 % KH2PO4, 0,05 % KCI, 0,05 % MgSO4l 0,37 % NH4CI, 1 % Glukose, 0,2 % Trypton, 0,2 % Hefeextrakt, Spurenelemente, pH 6,4 - 6,6, 10,8 % Saccharose, 1 ,5 % Agar) ausplattiert und ca. 48 Std bei 27° C inkubiert. Danach werden die regenerierten Protoplasten auf MB-Festmedium (0,8 % Biomalz in Maismehlextrakt, pH 6,5, 1,5 % Agar) überimpft. Nach 1-4 Wochen erfolgt die phänotypische Charakterisierung der Klone, um Sterilmutanten zu identifizieren. Diese sind in der Regel durch eine veränderte Fruchtkörperbildung gekennzeichnet. Um Mutanten von Varianten zu unterscheiden, wird die mitotische Stabilität der Stämme durch Überimpfen auf MB- Medium getestet. Nach einer Wuchsstrecke von ca. 7 cm wird das Myzel erneut auf frisches Nährmedium übertragen. Dieser Vorgang wird dreimal wiederholt. Nach diesem Test der mitotischen Stabilität werden die sterilen Stämme in Kreuzungsexperimenten genetisch überprüft, um Ascosporen zu vereinzeln. Dadurch werden homokaryotische Stämme erzeugt.
2) EMS-Mutaqenese
Bei der EMS-Mutagenese wird Ethylmethylsulfonat als mutagenes Agens eingesetzt. Zur Mutagenese werden 5 x 106 Protoplasten des Wildtypstamms von Sordaria macrospora (siehe oben) in einem Gesamtvolumen von 500 μl mit EMS behandelt. Die Endkonzentration von EMS (σM-0880) beträgt 34,1 mg/ml. Die Mutagenese wird für 45 Min. bei 27°C durchgeführt. Anschließend werden die Protoplasten, wie oben unter 1) ausgeführt auf CMS-Festmedium ausplattiert und wie dort beschrieben weiter behandelt.
Die erzeugten Stämme werden im Folgenden durch „ inf" (infertil) gekennzeichnet.
C. Transformation von sterilen S. macrospora-Stämmen
Die Transformation von S. macrospora-M utanten erfolgt verändert nach Walz und Kück
(1995). Pilzmyzel des zu transformierenden Stammes wird 2 Tage bei 27°C in CM-Flüs- sigmedium (0,15 % KH2P0 , 0,05 % KCI, 0,05 % MgSO4, 0,37 % NH4CI, 1 % Glukose, 0,2 % Trypton, 0,2 % Hefeextrakt, Spurenelemente, pH 6,4 - 6,6, 10,8 % Saccharose, 1,5 % Agar) als Standkultur angezogen. Nach einem Waschschritt des Myzels in Pro- toplastenpuffer (13 mM Na2HPO4, 45 mM KH2P04, 600 mM KCL, pH 6,0) und anschließender Filtration wird das Myzel in Novozym-Lösung (10 mg Novozym 234 (Novo Nor- disk)/ml Protoplastenpuffer) aufgenommen. Nach 45 minütiger Inkubation bei 100 UpM und 27° C erfolgt die Abtrennung der Protoplasten vom Restmyzel über eine Glasfritte (Porengröße 1 , Schott). Nach dem Pelletieren der Protoplasten durch Zentrifugation werden die Zellen zweimal in Protoplastenpuffer gewaschen und jeweils erneut sedi- mentiert. Im Anschluß folgt die Aufnahme der Protoplasten in Transformationspuffer (1 M Sorbit, 80 mM CaCI2, pH 7,5), so dass der Protoplastentiter 2 x 108/ml beträgt. Für die Transformation werden jeweils 2 x 107/ml Protoplasten mit 20 μg Plasmid-DNA bzw. 20 μl Cosmid-DNA vermischt und für 10 min auf Eis inkubiert. Nach Zugabe von 200 μl 25%igem PEG (in Transformationspuffer) folgt eine Inkubation für 20 min bei RT. Von dem Transformationsansatz werden jeweils 100-200 μl in verschiedenen Ansätzen direkt auf das CMS-Medium ausplattiert. Nach einer maximal 12stündigen Inkubation bei 27°C werden die regenerierenden Protoplasten mit Hygromycin B-haltigem Topagar (0,8 M NaCI, 0,8 % Agar) überschichtet. Dabei ist die Hygromycin B-Konzentration im Topagar so gewählt, dass eine Endkonzentration von 110 U/ml im gesamten Medium vorliegt. Transformanden erscheinen nach 2 bis 4 Tagen und werden auf BMM-Medium (0,8 % Biomalz in Maismehlextrakt, pH 6,5), das 100 U/ml Hygromycin B enthält, überimpft. Die phänotypische Untersuchungen der Mutanten erfolgen auf BMM-Medium ohne Selektionsdruck.
D. Heterologe Genexpression in Sordaria macrospora
Zum Nachweis der heterologen Genexpression in Sordaria macrospora werden Transformanden von Sordaria macrospora sowie die entsprechende Wildtypkontrolle in CM- Medium überführt und bei 27°C inkubiert. Medien bzw. Pilzmyzel werden durch Zentrifugation bzw. Filtration geerntet.
Beispiel 1 Vergleich der transkriptioneilen Expression der ndkl-, cpc2-, ppgl-, und ach -Gene in Sordaria macrospora
Zum Vergleich der transkriptioneilen Expression der ndkl-, cpc2-, ppgl-, und ac/7-Gene
in Sordaria macrospora wurden in einer Northern-Hybridisierung die verschiedenen Transkripthäufigkeiten für verschiedene Stämme ermittelt. Dazu wurden 5 μg mRNA vom Wildtypstamm bzw. von der Sterilmutante inf aufgetragen und mit den jeweiligen Sonden, die spezifisch für die oben genannten Gene waren, hybridisiert. In dem in Figur 1 gezeigten Autoradiogramm ist zu erkennen, dass das ppg1-Gen zwar die schwächsten Signale ergibt, im Vergleich zu sogenannten „house-keeping"-Genen (wie z.B. α- bzw. ß-Tubulingen) wird das ppg7-Gen jedoch stark transkribiert. Deutlich stärker fällt das Signal für das acl1-Gen aus, die stärksten Signale wurden für das cpc2- und das ndkl- Gen gefunden. Das Autoradiogramm macht deutlich, dass die vier Gene aufgrund ihrer hohen transkriptioneilen Expression für die Konstruktion von Expressionsvektoren geeignet sind.
Beispiel 2 Klonierung der regulatorischen Sequenzen des cpc2- und des ncMcf-Gens von
S. macrospora
Zur Klonierung des cpc2- und des ndkl-Gens aus S. macrospora wurde ein Set von Oli- gonukleotiden synthetisiert (siehe Tabelle 2), die die Durchführung von PCR-Amplifikatio- nen ermöglichen. Unter Verwendung genomischer DNA von S. macrospora wurden die Oligonukleotid-Primer 1095 und 1096 für die PCR-Amplifikationen des cpc2-Gens und die Oligonukleotid-Primer 1265 und 1266 für die Amplifikation des ndk" -Gens eingesetzt. Die dabei entstehenden Amplifikate von 655 Bp (cpc2) bzw. 594 Bp (ndk ) wurden anschließend für die DNA-Sequenzierung verwendet. Die DNA-Sequenz des nd/d-Gens, die auch einen 1 ,4 Kb großen Promotorbereich vor dem putativen ATG-Startkodon enthält, ist in Figur 2 angegeben. Das ATG-Startkodon ist in dieser Sequenz an der Position 1384-1386 lokalisiert. Die Nukleinsäuresequenz und die davon abgeleiteten Aminosäuresequenzen des cpc2-Gens sind in Figur 3 angegeben.
Anschließend wurden die Genfragmente für sogenannte Northern-Hybridisierungen benutzt, dabei wurden Vergleichshybridisierungen mit anderen Genen von S. macrospora durchgeführt. Aus den vergleichenden Hybridisierungen mit 10 verschiedenen S. macrospora-Gensonden geht hervor, dass das cpc2-Gen bzw. das nd/d-Gen von S. macrospora ein sehr hohes transkriptionelles Niveau besitzt. Im Vergleich zu Hybri- disierungssignalen mit anderen Sonden ist dieses Niveau deutlich höher einzustufen. Um diese Gene für die Konstruktion von Expressionsvektoren zu nutzen, wurden anschlie-
ßend die vollständigen genomischen Kopien beider Gene aus einer indizierten genomischen Cosmid-Genbank von S. macrospora (Pöggeler et al. 1997) isoliert. Das Screening resultierte in der Isolation der Cosmid-Klone VIG10 (cpc2) und VIIG10 (/7d/ 1). Zur eindeutigen Identifizierung der regulatorischen Sequenzen wurden Subfragmente beider Cosmid-Klone sequenziert.
Beispiel 3 Subklonierung des cpc2-Promotors
Zur Subklonierung des cpc2-Promotors wurde der entsprechende Cosmid-Klon mit EcoRV verdaut. Es wurde ein 3,0 kb großes Fragment identifiziert, welches den cpc2- Promotor trägt. Dieses Fragment wurde in einem „Shot-gun"-Experiment in den EcoRV linearisierten Vektor pBCKS+ (Strategene, La Jolla, Kalifornien) eingefügt. Die nach Transformation von E. coli mit dem rekombinanten Vektor erhaltenen Transformanden wurden durch Koloniefilter-Hybridisierung weiter analysiert. Unter ca. 600 E.coli -Transformanden konnten mehrere positive Klone identifiziert werden. Dies führte schließlich zur Isolation eines Einzelklons, der das rekombinante Plasmid pSE36-5 trägt. In der anschließenden Kontroll-DNA-Sequenzierung konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass dieses rekombinante Plasmid Teile des cpc2-Gens trägt, und zwar die Sequenz von Nu- kleotid-Position 1 bis zur Nukleotid-Position 2981 in der Figur 3.
Zur Subamplifizierung von Teilen des cpc2-Promotors aus dem Plasmid pSE36-5 wurden die Oligonukleotidpaare cpc9/cpc11 und cpc10/cpc12 verwendet. Das Oligonukleotidpaar cpc9/cpc11 ermöglicht die Amplifikation eines 1359 bp großen Amplikons (Nukleotid-Po- sitionen 1250-2609 in Figur 3), welches aufgrund der Oligonukleotidsequenz an den beiden Enden Λ/col-Überhänge trägt. Mit dem Oligonukleotidpaar cpc10/cpc12 konnte ebenfalls ein 1359 bp großes Fragment amplifiziert werden, hier werden an die Enden des Fragmentes EcoRVrErkennungssequenzen generiert. Die Sequenz dieses Fragments entspricht der Sequenz von Nukleotid-Position 1250 bis zur Nukleotid-Position 2609 in der Figur 3.
Die oben beschriebenen Amplifikate wurden anschließend in den Vektor pDrive (Qiagen, Hilden, BRD) subkloniert. Nach der entsprechenden Ligation und Transformation in E. coli wurden rekombinante Stämme durch DNA-Hybridisierung identifiziert. Als Resultat wurden zwei rekombinante Plasmide mit der folgenden Bezeichnung erhalten:
a) pSE38-16 enthält ein etwa 1 ,4 kb großes EcoRV-Fragment in dem Vektor pDrive;
b) pSE39-14 enthält ein etwa 1 ,4 kb großes Λ/col-Fragment in dem Vektor pDrive.
Beispiel 4 Konstruktion von Expressionsvektoren mit regulatorischen Elementen des ach -Gens von S. macrospora
Bei Tieren und Pilzen ist die ATP-Citratlyase (ACL) im Cytosol lokalisiert, während das homologe Protein in Pflanzen im Chloroplasten lokalisiert ist. Bei allen drei Organismensystemen produziert ACL Acetyl-CoA, welches vornehmlich für die Fettsäure- und Sterol- biosynthese benutzt wird. In Pilzen besteht das Enzym aus zwei Untereinheiten, die von zwei separaten Genen (ac/7, acl2), die benachbart auf der chromosomalen DNA lokalisiert sind, kodiert werden (Nowrousian et al., 2000). Im Gegensatz dazu wird das kontinuierliche Polypeptid bei Tieren von einem Gen kodiert.
Das Promotorelement des ac/7-Gens von S. macrospora (Nowrousian et al. 1999) wurde für die Konstruktion des Expressionplasmids pMN110 verwendet (siehe Figur 4). Zur Amplifikation der Promotorsequenz wurden die Oligonukleotide 1197 und 1199 (Tabelle 2) zusammen mit der genomischen DNA von S. macrospora als Template-DNA eingesetzt. Die Klonierungen des erwarteten Fragments in einer Größe von 2,3 Kb erfolgte in das Plasmid pMON 38201 (Borovkov und Rivkin, 1997). Das resultierende Plasmid erhielt die Bezeichnung pMN95. Anschließend wurde die Terminatorsequenz des ac/7-Gens amplifiziert und kloniert. Auch in diesem Fall diente die genomische DNA von S. macrospora als Template-DNA, um durch PCR mit den Oligonukleotiden 1194 und 1200 ein Fragment von einer Größe von 0,6 Kb zu generieren. Das resultierende Plasmid erhielt die Bezeichnung pMN102. Anschließend erfolgte eine Umklonierung der Terminatorsequenz aus dem Plasmid pMN102 in den Vektor pKS+ (Stratagene, La Jolla, Kalifornien). Zu diesem Zweck wurde das Plasmid pMN102 mit den Enzymen No und Sa hydrolysiert. Das entstehende Restriktionsfragment von 0,6 Kb wurde in den Not\- und Sacl-restringierten Vektor pKS+ ligiert. Das daraus resultierende Plasmid erhielt die Bezeichnung pMN109. Dieses Plasmid wurde anschließend mit den Enzymen HindWl und Noü restringiert und mit dem 2,3 Kb großen Fragment des Plasmids pMN95 ligiert. Das resultierende Plasmid erhielt die Bezeichnung pMN110 und diente für weitere Klonierungen. Die Klonierungsstrategie ist in Figur 4 und die entsprechende Sequenz der Insert- DNA des Plasmides pMN110 ist in der Figur 5 wiedergegeben.
Im nächsten Klonierungsschritt wurde das Plasmid pMN112 konstruiert, das für die Transformation von S. macrospora und für die Transformation von E. coli geeignet ist (siehe Figur 6). Zu diesem Zweck wurde das Plasmid pBCHygro (Silar, 1995) mit Not\ hydrolysiert und die entsprechenden Restriktionsenden mit Hilfe der Klenow-Polymerase aufgefüllt. Das resultierende lineare Plasmid mit aufgefüllten Λ/ofl-Enden wurde mit dem Enzym C/al restringiert. Dadurch entsteht ein lineares Vektormolekül, das durch ein „Blunt"-Ende bzw. durch einen C/al-Schnitt terminiert ist. Dieses so behandelte Vektormolekül wurde in einer Ligation eingesetzt, bei der ein 2,9 Kb großes Fragment aus dem Plasmid pMN110 eingesetzt wurde. Dieses Fragment wurde dadurch generiert, dass das Plasmid pMN110 mit dem Enzym Hind\\\ linearisiert wurde. Anschließend erfolgte eine Auffüllung der überstehenden Restriktionsenden mit Klenow-Polymerase, um „Blunt"-En- den zu generieren. Dieses so behandelte Restriktionsfragment wurde anschließend mit dem Enzym C/al restringiert und nach Gelelektrophorese eluiert, um für die oben besprochene Ligation eingesetzt zu werden. Die Klonierungsstrategie wird in Figur 6 gezeigt und das resultierende Plasmid pMN112 ist in der Figur 7 wiedergegeben. Es besitzt eine Gesamtgröße von 9,605 Kb.
Das Expressionsplasmid pMN112 kann zur Herstellung heterologer Proteine in S. macrospora eingesetzt werden. In diesem Plasmid ist der ac/1 -Promotor mit dem ac/1- Terminator durch einen Λ/ofl-Restriktionsschnitt verbunden. Dieser singuläre Λ/ofl-Re- striktionsschnitt ist für die Insertion von Fremd-DNA geeignet, die unter der Kontrolle des ac/1 -Promotors exprimiert werden soll.
Beispiel 5 Produktion von bakterieller ß-Galaktosidase in Sordaria macrospora unter der
Kontrolle des ac/f-Promotors
Um das bakterielle ß-Galaktosidasegen (lac∑) in S. macrospora zu exprimieren, wurde das Plasmid pSMY1-1 konstruiert. Das Plasmid pSMY1-1 wurde erzeugt, indem das /acZ-Gen in die singuläre Λ/ofl-Restriktionsschnittstelle des Plasmids pMN112 inseriert wurde. Das /acZ-Gen wurde aus dem Plasmid pSI8.8 (Menne et al., 1994) durch PCR- Amplifikation generiert. Zu diesem Zweck wurden die Oligonukleotide 1206 und 1215 (Tabelle 2) verwendet, die terminal die Erkennungssequenz für das Restriktionsenzym Not\ besitzen. Das Amplifikat besitzt eine Größe von 3,0 Kb und wurde in die singuläre Schnittstelle des Plasmids pMON 38201 (Borovkov und Rivkin 1997) inseriert. Das resul-
tierende Plasmid erhielt die Bezeichnung pMN104, welches anschließend mit Noü hy- drolysiert wurde. Das resultierende 3,0 Kb Λ/ofl-Fragment wurde in das mit Noü lineari- sierte Plasmid pMN112 (siehe Figur 7) inseriert. Die resultierenden Plasmide pSMY1-1 (Figur 8) und pSMY1-2 unterscheiden sich durch die Orientierung des /acZ-Gens. Im Plasmid pSMY1-1 befindet sich das /acZ-Gen unter der Kontrolle des ac/1 -Promotors. Beim pSMY1-2 liegt eine inverse Anordnung des /acZ-Gens gegenüber dem Plasmid pSMY1-1 vor, dadurch ist keine ac/1 -Promotor kontrollierte Expression möglich. Somit kann das Plasmid pSMY1-2 als Kontrolle in Expressionsexperimenten eingesetzt werden. Alle entstandenen Konstrukte wurden durch Kontroll-DNA-Sequenzierung auf ihre Richtigkeit hin überprüft. Die Sequenz am ATG-Startkodon im Plasmid pSMY1-1 ist in der Figur 9 wiedergegeben.
Nach Transformation von Sordaria macrospora mit den Expressionsplasmiden pSMY1-1 und pSMY1-2 wurden die auf Hygromycin selektierten Transformanden hinsichtlich der Bildung des heterologen Genproduktes ß-Galaktosidase untersucht. Das Pilzmyzel wurde zu diesem Zweck mit Glasperlen und Extraktionspuffer (2,5 mM Tris-HCI (pH 8), 125 mM NaCI, 2 mM MgCI2, 12 mM ß-Mercaptoethanol (pH 7,5), 2 mM 4-Methylumbelliferyl- ß-D-galaktopyranosid, 10 % (v/v) DMF) versetzt und durch intensives Vortexen aufgeschlossen. Die Zelltrümmer wurden durch Zentrifugation abgetrennt. Der Nachweis der ß-Galaktosidase-Aktivität im Protein-Rohextrakt der pSMY1-1 -Transformande erfolgt durch die Messung der Freisetzung des fluoreszierenden 4-MethyIumbilliferon aus 4-Methylumbelliferyl-ß-D-galaktopyranosid. Während im Rohextrakt der SMY1-1- Transformande ß-Galaktosidase-Aktivität nachgewiesen wurde, war im Rohextrakt der SMY1-2-Transformande, bei der die Expressionskassette das /acZ-Gen in der inversen Orientierung enthält, ß-Galaktosidase-Aktivität nicht nachweisbar.
Beispiel 7
Produktion des Prä-Proteins des humanen Serumalbumins unter der Kontrolle des ac/f-Promotors von Sordaria macrospora
Um das Prä-Protein des menschlichen Serumalbumins (HSA) in Sordaria zu produzieren, wurde das hsa-Gen (aus Plasmid pPreHSA, Rhein Biotech GmbH, Düsseldorf, BRD) in den Expressionsvektor pMN112 kloniert. Zu diesem Zweck wurde das Gen für das PräProtein des humanen Serumalbumins (PreHsa) durch Amplifikation gewonnen. Mit Hilfe der Oligonukleotide hsal und hsa2 unter Verwendung des Plasmids pPreHsa als Tem-
plate-DNA wurde das Gen amplifiziert. Das 1 ,8 Kb große Amplifikat besitzt terminal Noü- Restriktionsstellen. Das PCR-Fragment wurde in den mit Xcml-restringierten Klonie- rungsvektor pMON 38201 (Borovkov und Rivkin 1997) durch Ligation inseriert. Das resultierende Plasmid erhielt die Bezeichnung pMON-HSA. Das Insert des Plasmids pMON- HSA wurde durch Sequenzierung überprüft. Dieses Plasmid wurde anschließend mit dem Enzym Noü restringiert und das resultierende 1 ,8 Kb große Fragment in den mit Noü restringierten Vektor pMN112 inseriert. Das so erzeugte Plasmid erhielt die Bezeichnung pSMY4-1 (Figur 10). Der ebenfalls durch Klonierung entstandene Vektor pSMY4-2 enthält das PreHsa-Gen in inverser Orientierung und wurde als Negativ-Kontrolle für die Ex- pressionsexperimente eingesetzt. Alle entstandenen Konstrukte wurden durch Kontroll- DNA-Sequenzierung auf ihre Richtigkeit hin überprüft.
Nach Transformation von Sordaria macrospora mit den Expressionsplasmiden pSMY4-1 und pSMY4-2 wurden die auf Hygromycin selektierten Transformanden hinsichtlich der Bildung des heterologen Genproduktes HSA untersucht. Das Pilzmyzel wurde zu diesem Zweck mit Glasperlen und Extraktionspuffer (2,5 mM Tris-HCI (pH 8), 125 mM NaCI, 2 mM MgCI2, 12 mM ß-Mercaptoethanol (pH 7,5)) versetzt und durch intensives Vortexen aufgeschlossen. Die Zelltrümmer wurden durch Zentrifugation abgetrennt. Der Nachweis des HSA im Protein-Rohextrakt erfolgte mittels eines Enzyme-Linked Immunosorbent Assays (ELISA). Die Gesamtproteinextrakte wurden in die Kavitäten einer Mikrotiterplatte (MaxiSorp, Nunc) pipettiert und über Nacht bei 4°C inkubiert. Nach dreimaligem Waschen der Platte mit PBS-Puffer (137 mM NaCI, 2,7 mM KCI, 4,3 mM Na2HPO4, 14 mM KH2PO4, pH 7,4), der 0,05% Tween®20 enthielt, wurden die freien Bindungsstellen eine Stunde lang mit einer 0,2%igen Tween®20-Lösung in PBS-Puffer blockiert. Nach erneutem dreimaligen Waschen wurde mit Peroxidase gekoppelter HSA-Antikörper (BioTrend, Köln, BRD; 1:1000 verdünnt in PBS-Puffer mit 0,05% Tween®20) hinzugefügt und eine Stunde lang bei Raumtemperatur inkubiert. Die Entwicklung des ELISA erfolgte durch Farbreaktion des Peroxidase-Substrates 3,3',5,5'-Tetramethylbenzidine (TMB) in Gegenwart von Wasserstoffperoxid nach den Angaben des Herstellers (Pierce, Helsing- borg). In den Rohextrakten der SMY4-1 -Transformanden konnte HSA nachgewiesen werden; in den Expressionskontrollen mit dem Ausgangsstamm sowie den SMY4-2-Transformanden war der HSA-Nachweis negativ.
Beispiel 6
Konstruktion von Expressionsvektoren mit regulatorischen Elementen des ppg-f-Gens von Sordaria macrospora
Das ppg1-Gen für das Sexualpheromon von S. macrospora kodiert für ein Präproprotein von 277 Aminosäuren. Hier eingeschlossen ist ein Leader-Peptid von 16 Aminosäuren (Pöggeler, 2000), das als Signalsequenz für die Proteinsekretion eingesetzt werden kann.
Für die Konstruktion des Expressionsplasmids pSMY3 wurde die Promotorsequenz, die Leader-Peptid kodierende Sequenz sowie die Terminationssequenz des ppg7-Gens verwendet (siehe Figur 11).
Für die Klonierung der Promotorsequenz zusammen mit der das Leader-Peptid kodierenden Sequenz wurden die Oligonukleotide ppg1-1 und ppg1-2 verwendet. Beide Oligonu- kleotide enthielten Sequenzen für Restriktionsendonukleasen (siehe Tabelle 2). Im Falle des Oligonukleotids ppg1-1 wurde die Erkennungssequenz für das Enzym Sacl verwendet, im Fall des Oligonukleotids ppg1-2 die für das Enzym Noü. Für die Amplifikation mit diesen beiden Oligonukleotiden wurde die genomische DNA von S. macrospora eingesetzt. Die Amplifikation lieferte ein 1 ,8 Kb großes Fragment.
Die Terminationssequenz des ppαl-Gens wurde ebenfalls durch Amplifikation der entsprechenden Sequenz gewonnen. Hierzu wurden die Oligonukleotide ppg1-3 sowie ppg1-4 verwendet. Beide Oligonukleotide enthalten ebenfalls Sequenzerweiterungen für die Enzyme Noü (ppg1-3) bzw. für das Enzym SamHI (ppg1-4). Die Amplifikation mit diesen beiden Oligonukleotiden wurde wiederum unter Verwendung genomischer DNA von S. macrospora vorgenommen und lieferte ein 880 Bp großes DNA-Fragment.
Die beiden Amplifikate wurden wie oben beschrieben in den mit Xcm\ linearisierten Vektor pMON38201 inseriert. Die aus der Klonierung resultierenden Plasmide erhielten die Bezeichnung pPROMI (enthält die Promotorregion), bzw. pTERMI (enthält die Terminatorsequenz). Die physikalisch-genetische Karte der Plasmide pPROMI und pTERMI ist in der Figur 12 bzw. Figur 13 wiedergegeben.
Anschließend erfolgte die Umklonierung der Promotorsequenz in den Transformationsvektor pCB1004 (Carroll et al., 1994). Zu diesem Zweck wurde das Plasmid pPROMI mit Sacl und Noü restringiert, und in den SacUNoü hydrolysierten Vektor pCB1004 inseriert. Das entsprechende rekombinante Plasmid erhielt die Bezeichnung pSMY2 (Figur 14).
Anschließend wurde dieses Plasmid mit den Enzymen Noü und BamHl hydrolysiert und das Noü- und SamHI-Restriktionsfragment aus dem Plasmid pTERMI wurde in den mit Noü und BamHl restringierten Vektor pSMY2 inseriert. Das resultierende Plasmid erhielt die Bezeichnung pSMY3 (Figur 15) und enthält sowohl die Promotorsequenz, inkl. der Leader-Peptid kodierenden Sequenz sowie die Terminatorsequenz des ppgl -Gens. Die Promotorsequenz wird mit der Terminatorsequenz durch einen Λ/ofl-Restriktionsschnitt verbunden. Dieser Restriktionsschnitt ist in dem Plasmid pSMY3 Singular und kann deshalb für die Insertion von heterologer DNA verwendet werden. Die DNA Sequenz des Inserts im Plasmid pSMY3 ist in der Figur 16 wiedergegeben.
Beispiel 7
Konstruktion von Expressionsvektoren mit regulatorischen Elementen des cpc2-Gens von Sordaria macrospora
Im Folgenden wird die Konstruktion von Expressionsvektoren mit regulatorischen Elementen des cpc2-Gens auf der Grundlage des bereits beschriebenen Vektors pSM2 verschieben. Der Vektor pSM2 (siehe Beispiel 12, Figur 26) enthält das egp-Gen, welches mit dem TtrpC-Terminator von Aspergillus nidulans fusioniert ist. Stromaufwärts des egfp- Gens befindet sich eine Polylinker-Region, welche die optimale Klonierung mit verschiedenen Fragmenten erlaubt.
Im ersten Konstrukt wurde das in Beispiel 3 beschriebene EcoRV-Fragment aus dem Plasmid pSE38-16 in den Vektor pSM2/EcoRV ligiert. Das resultierende rekombinante Plasmid erhielt die Bezeichnung pSE40-6 (Figur 17). Die richtige Orientierung des Promotorfragmentes wurde durch Restriktionsanalyse überprüft. In einem zweiten alternativen Vektor wurde das 1,4 kb große Λ/col-Fragment aus dem Plasmid pSE39-4 (siehe Beispiel 3) in den mit Λ/col linearisierten Vektor pSM3 (siehe Beispiel 12, Figur 26) inseriert. Das resultierende rekombinante Plasmid erhielt die Bezeichnung pSE42-9. Nach Restriktion dieses Plasmids mit dem Enzym Sa/I wird die Linearisierung des Plasmids erreicht. Abschließend erfolgte die Ligation mit einem 1 ,4 kb großen Sa/I-Fragment aus dem Plasmid pCB1004. Dieses Sa//-Fragment trägt das Hygromycin B-Gen, welches zur Selektion in Pilztransformanden genutzt werden kann. Das entsprechende rekombinante Plasmid erhielt die Bezeichnung pSE43-2 (Figur 18).
In unabhängigen Experimenten wurde der Wildtyp-Stamm von S. macrospora mit den rekombinanten Plasmiden pSE40-6 und pSE43-2 transformiert. Nach Selektion der
Transformanden auf Hygromycin B wurden in jedem Experiment ca. 20 Transformanden isoliert. In der anschließenden Analyse wurde durch fluoreszenzmikroskopische Untersuchungen der Nachweis erbracht, dass das heterologe egr/p-Protein in S. macrospora produziert wurde. In Figur 19 werden exemplarisch die T1 P40-6- und T1 P43-2-Trans- formanden dargestellt, die das rekombinante Plasmid pSE40-6 bzw. das rekombinante Plasmid pSE43-2 tragen. Die Fluoreszenz ist deutlich und eindeutig im Fluoreszenz-Mikroskop erkennbar und fehlt bei den untransformierten Vergleichsstämmen vollständig (nicht gezeigt). Bei letzteren ist auch keine Hintergrundfluoreszenz z.B. durch phenolische Substanzen erkennbar.
Beispiel 8 Konstruktion des Basisplasmids pGV-MCS
Zur Konstruktion eines Vektors, der einen Austausch von Promotor- und Terminatorelementen und Selektionsmarkem erlaubt und Multiklonierungssequenzen (MCS) enthält, wurde der Ausgangsvektor pSMY5-1 (Figur 20) mit SssHIl geschnitten und ein etwa 4,6 Kb-Fragment durch Gelelution isoliert. Das Fragment wurde um ein synthetisches Polylinkerfragment erweitert und religiert. Das synthetische Fragment wurde durch Hybridisation der nachfolgenden Oligonukleotide hergestellt. Nachfolgend sind die Oligonukleotide und die Abfolge der Restriktionsschnittstellen aufgeführt. Die SssHIl Sequenz ist unterstrichen.
Linker 1 (SEQ ID NO:24)
5'-TCGACGCGCGCCTCGAGAGGCCTACTAGTGAATTCAGATCTGGATCCGCGG
CCGCATCGATTCGCGAGGTACCGCGCGCA
Linker 2 (SEQ ID NO:25) δ'-GCGCGCGGAGCTCTCCGGATGATCACTTAAGTCTAGACCTAGGCGCCGGCG
TAGCTAAGCGCTCCATGGCGCGCGTTCGA
Die Abfolge der Restriktionsschnittstellen in der synthetischen Klonierungsstelle war wie folgt: SssHII- \val-X7θl-Sfel-Spel-EcoRI-Sgf/ll-6a/77HI-Sacll-/Vofl-C/al-Λ/rul-Acc65l- Kpπl-SssHII. Das erhaltene Konstrukt p-GV-MCS (Figur 21) wurde durch DNA-Sequenzierung überprüft.
Beispiel 9
Konstruktion von Expressionsvektoren mit dem ndkl- bzw. cpc2-Promotor basierend auf dem Basisplasmid pGV-MCS
In nachfolgenden Klonierungsschritten wurden verschiedene Promotoren und Terminatoren in den Vektor pGV-MCS eingeführt. Der Einbau von Promotorelementen erfolgte in verschiedene Schnittstellen der MCS. Dazu wurden ein 1378 bp großes Fragment, das den /7d/c7-Promotor enthält (Nukleotid-Positionen 6-1383 in Figur 2), ein 1331 bp großes Fragment, das den cpc2-Promotor enthält (Nukleotid-Positionen 1281-2611 in Figur 3) und das Terminatorelement des ac '-Gens (Nukleotid-Positionen 2338-2860 in Figur 5) entweder aus Vorgängerplasmiden mit Hilfe geeigneter Restriktionen gewonnen oder mit endständigen Erkennungssequenzen mit Hilfe von PCR amplifiziert und in den Vektor kloniert.
Zur PCR-Amplifikation des /7d/c7-Promotors mit endständigen Spei- und EcoRI- Schnittstellen wurden die Oligonukleotide ndkδ-(Spel) und ndk3-(EcoRI) (siehe Tabelle 2) benutzt. Zur PCR-Amplifikation des cpc2-Promotors mit endständigen Spei- und /Aval-Restriktionsschnittstellen wurden die Oligonukleotide cpc2-(Aval) und cpc2-(Spel) (siehe Tabelle 2) benutzt.
In einem nächsten Schritt wurde der ac/1 -Terminator in die Vektoren eingeführt. Das Terminatorelement wurde mit endständigen Λ/ofl/C/al-Schnittstellen durch PCR-Amplifikation aus dem Plasmid pSMY1-2 (siehe Beispiel 5) gewonnen. Zur Amplifikation wurden die Oligonukleotide acM-(Notl) und acM-(Clal) (siehe Tabelle 2) benutzt.
Die so entstandenen Vektoren pGV-ndk1-MCS-acl1 (Figur 22) und pGV-cpc2-MCS-acI1 (Figur 23) enthalten eine MCS mit den unikalen Restriktionsschnittstellen EcoRI/Bg/ll/BamHI/Λ/ofl für die Aufnahme heterologer kodierender Sequenzen.
Beispiel 10
Produktion von Phytase in Sordaria macrospora unter der Kontrolle des cpc2- bzw. ndkl -Promotors
Als Beispiel für die Produktion eines sezemierten heterologen Genproduktes wurde die Phytase von Aspergillus fumigatus (Pasamontes et al., 1997) gewählt. Der kodierende Bereich des Phytase-Gens als 1403 Bp großes EcoRI-Fragment wurde in das Plasmid pGV-ndk1-MCS-acl1 (Figur 22) stromabwärts des ndkl- bzw. in das Plasmid
pGV-cpc2-MCS-acl1 (Figur 23) stromabwärts des cpc2-Promotors kloniert. Die resultierenden Expressionsplasmide wurden hinsichtlich ihrer Integrität verifiziert und für die Transformation von Sordaria macrospora eingesetzt. Über einen Zeitraum von sieben Tagen wurden die Medienüberstände auf sezemierte Phytaseaktivität untersucht. Entsprechende Aliquots wurden mit 25 μl 5 M NaAc und 50 μl 4-Nitrophenylphosphat versetzt. Der Ansatz wurde 60 min. lang bei 37°C inkubiert. Die enzymatische Umsetzung wurde durch Zugabe von 100 μl 15%iger Trichloressigsäure abgestoppt. Nach Zugabe von 100 μl 1 M NaOH erschienen positive Kulturüberstandsproben intensiv gelb gefärbt. Die Gelbfärbung wurde durch die OD405-Messung im Photometer quantifiziert.
Die Aktivitätsbestimmungen der Kulturüberstände der Transformanden mit dem jeweiligen Phytase-Expressionsvektor wurde im Vergleich zum Wildtyp-Stamm sowie einer Transformande mit Expressionsvektor ohne Phytase-Insert (Mock-Transformande) durchgeführt. Sowohl für den ndkl- als auch für den cpc2-Promotor konnte eine Expression des Phytasegens in Sordaria macrospora sowie eine Sekretion rekombinanter Phytase in den Kulturüberstand nachgewiesen werden.
Für die vom nd/d-Promotor kontrollierte Expression von Phytase wurde nach 190 Stunden eine OD 05 von 0,4 gemessen; die entsprechenden OD405-Werte der Medienüberstände des Sordar/a-Wildtyps bzw. der Mock-Transformande betrugen 0,136 bzw. 0,09. Für die vom cpc2-Promotor kontrollierte Expression von Phytase wurde nach 190 Stunden eine OD405 von 0,37 gemessen; die entsprechenden OD405-Werte der Medienüberstände des Sordar/a-Wildtyps bzw. der Mock-Transformande betrugen 0,049 bzw. 0,05.
Beispiel 11 Produktion von humanem Laktoferrin in Sordaria macrospora unter der Kontrolle des ndkl- bzw. des cpc2-Promotors
Eine kodierende Sequenz für eine Fusion aus humanem Laktoferrin und dem N-Terminus der Glucoamylase aus Aspergillus awamori wurde als 3641 Bp großes EcoRI-Fragment in den Vektor pGV-ndk1-MCS-acl1 (Figur 22) kloniert. Restriktion, Fragmentisolation und Ligation erfolgte unter Standardbedingungen. Bei dem Vektor mit dem cpc2-Promotor (pGV-cpc2-MCS-acl1, Figur 23), der eine zusätzliche EcoRI-Schnittstelle in der Promotorsequenz enthält, erfolgte die Klonierung des EcoRI-Fragmentes in die Sg/N/SamHI-Schnittstelle. An den Fragmentenden und den Schnittstellen des Vektors wurden vor der Ligation durch Klenow-Behandlung stumpfe Enden ("blunt ends") herge-
stellt. Die Behandlung erfolgte nach Standardmethoden.
Die Transformation mit den generierten Vektoren erfolgte wie zuvor beschrieben. Der Nachweis positiver Laktoferrin-sezernierender Transformanden erfolgte durch ELISA Nachweis nach folgendem Protokoll:
1. Beschichtung einer Mikrotiterplatte (Nunc Maxisorp) mit 100 μl/Probentasche mit Anti-hLaktoferrin in 0,1 M NaCO3 pH 9,6 (Verdünnung 1:2400) (rabbit affinity-purified anti-hLactoferrin; ICN, Costa Mesa, Kalifornien; 2,4 mg/ml) und Inkubation über Nacht
2. Waschen mit 200 μl PBS + 0,05% Tween®20 (3 x)
3. Inkubation mit jeweils 200 μl PBS + 0,05% Tween®20 + 1% BSA 2 Stunden lang bei Raumtempertaur unter leichtem Schütteln
4. Waschen wie in 2.
5. Anlagerung 2 Stunden lang bei RT von 100 μl/Tasche von Vedünnungen eines hLaktoferrin-Standards (ICN). Die Verdünnungen erfolgen in PBS (Kontrolle) oder in Aliquots zu testender Kulturüberstände der verschiedenen rekombinanten Klone.
6. Waschen wie in 2.
7. Anlagerung des Zweitantikörpers 1 Stunde lang bei RT. Als Zweitantikörper wurde Anti-hLaktoferrin (Peroxidase-konjugiert) (Rabbit Affinity-purified; Jackson Immuno Research Laboratories, West Grove, PA, USA) verwendet (1:5000-Verdünnung einer 0,8 mg/ml Lösung in PBS + 0,25% Tween®20 + 0,25% BSA ).
8. Waschen wie in 2.
9. Entwicklung des TMB Peroxidase Substrates. TMB Peroxidase-Substrat (Pierce, Hel- singborg) und Reaktionslösung (Pierce) wurden im Verhältnis 1:1 gemischt und in 100 μl-Aliquots auf die Probentaschen gegeben. Bei Erreichen der gewünschten Farbintensität wurde die Reaktion durch Zugabe von jeweils 100 μl einer 2 M Schwefelsäure-Lösung abgestoppt.
10. Die Messung der Farbintensität erfolgt bei 450 nm im ELISA-Reader. Die Konzentrationbestimmungen für die Überstandproben erfolgt durch Vergleich mit den Werten der Standardreihe.
Die ELISA-Messungen der Kulturüberstände der Transformanden mit dem jeweiligen Laktoferrin-Expressionsvektor wurden im Vergleich zum Wildtyp-Stamm sowie einer Transformande mit Expressionsvektor ohne Laktoferrin-Insert (Mock-Transformande) durchgeführt. Sowohl für den ndkl- als auch für den cpc2-Promotor konnte eine Expres-
sion des Laktoferringens in Sordaria macrospora sowie eine Sekretion rekombinanten Laktoferrins in den Kulturüberstand nachgewiesen werden. Für die vom nd 7-Promotor kontrollierte Expression von Laktoferrin wurde nach sieben Tagen eine OD450 von 1 ,375 gemessen; die entsprechenden OD450-Werte der Medienüberstände des Sotdar/a-Wild- typs bzw. der Mock-Transformande betrugen 0,2 bzw. 0,24. Für die vom cpc2-Promotor kontrollierte Expression von Laktoferrin wurde nach sieben Tagen eine OD 5o von 1 ,95 gemessen; die entsprechenden OD 50-Werte der Medienüberstände des Sordaria-WΛd- typs bzw. der Mock-Transformande betrugen 0,273 bzw. 0,236.
Beispiel 12
Konstruktion von Expressionsvektoren und Produktion des "Green fluorescent protein" (GFP) in Sordaria macrospora unter der Kontrolle des gprf-Promotors von Aspergillus nidulans
Um das heterologe gfp-Gen (Clonetech, USA) in Sordaria macrospora zu exprimieren, wurden zwei Expressionsplasmide konstruiert, bei denen das gfp-Gen unter die Kontrolle verschiedener Promotoren gestellt wurde bzw. Promotor-frei ist. Als Ausgangsplasmid diente das Plasmid pEGFP/gpd/tel (Inglis et al., 1999) (siehe Figur 24).
Bei dem Plasmid pSM1 wird das gfp-Gen durch den gpd-Promotor von Aspergillus nidulans kontrolliert und durch die frpC-Terminationssequenz von Aspergillus nidulans terminiert. Außerdem enthält das Plasmid das HygromycinB-Resistenz-Gen zur Selektion von pilzlichen Transformanden. Die Konstruktion des Plasmids pSM1 wird in der Figur 25 wiedergegeben. Anders als das Plasmid pSM1 enthält das Plasmid pSM2 keinen gpd- Promotor. Vor dem gfp-Gen befindet sich eine multiple Klonierungsstelle für mehrere Enzyme, die geeignet sind, um heterologe oder homologe Promotorsequenzen zu inserieren und damit die gfp-Genexpression zu steuern. Die Konstruktion des Plasmids pSM3 ist in der Figur 26 dargestellt.
In drei verschiedenen Experimenten wurde ein steriler Sordaria macrospora-Stamm mit den Plasmiden pEGFP/gpd/tel, pSM1 und pSM3 transformiert. Anschließend wurden die erhaltenen Transformanden wie beschrieben auf Hygromycin-Resistenz selektioniert und fluoreszenzmikroskopisch analysiert. Die Analyse erfolgte mit dem Zeiss-Mikroskop Axio- phot bei Anregung mit Licht der Wellenlänge 420 nm. GFP-produzierende Klone wurden anschließend für eine formalgenetische Analyse gegen den Wildtypstamm bzw. andere Testerstämme verwendet. Durch die Kreuzung kann überprüft werden, inwieweit das he-
terologe GFP-Protein in der Meiose stabil weitervererbt wird, und insbesondere inwieweit die GFP-Expression auch in den Nachkommen stabil erhalten bleibt.
Wie aus der Figur 27 ersichtlich ist, ist sowohl im vegetativen Myzel der Transformanden wie auch in den Ascosporen die GFP-Genexpression erkennbar. Die zu erwartende 1:1 Aufspaltung ist deutlich in den achtsporigen Asci erkennbar (4 Sporen zeigen Fluoreszenz, 4 Sporen zeigen keine Fluoreszenz). Durch diese GFP-Genexpression kann zudem deutlich gemacht werden, dass die heterologe Genexpression bei S. macrospora nach der meiotischen Kreuzung nicht durch Inaktivierungsprozesse (z. B. RIP, MIP, Quelling) zerstört wird.
Beispiel 13
Produktion von GFP in Sordaria macrospora unter der Kontrolle des cpc2- bzw. ndkl -Promotors
Das EGFP-Gen wurde mit den Oligonukleotiden EGFP5' und EGFP3' (siehe Tabelle 2) per PCR aus dem Vektor pSM2 amplifiziert. Das erhaltene PCR-Produkt wurde als 726 Bp großes EcoRI-Fragment in das Plasmid pGV-ndk1-MCS-acl1 (Figur 22) stromabwärts des ndkl- bzw. in das Plasmid pGV-cpc2-MCS-acl1 (Figur 23) stromabwärts des cpc2-Promotors kloniert. Die resultierenden Expressionsplasmide wurden hinsichtlich ihrer Integrität verifiziert und für die Transformation von Sordaria macrospora eingesetzt. Die intrazelluläre Expression des EGFP-Gens wurde wie im Beispiel 12 beschrieben nachgewiesen.
In Figur 28 wird exemplarisch eine Transformande dargestellt, die das EGFP-Gen unter der Kontrolle des t?d/c7-Promotors enthält. Die auf EGFP zurückzuführende Fluoreszenz ist im fluoreszenzmikroskopischen Bild (unten) eindeutig erkennbar und fehlte bei der Kontrolle (untransformiertem Stamm) vollständig (nicht gezeigt).
Tabelle 1
Vergleich der am häufigsten gebrauchten Aminosäurekodons in E. coli, Saccharomyces cerevisiae {S.c), Sordaria macrospora (S.m.), Drosophila me- lanogaster (D.m.) und Primaten (Prim). Schattiert wurden solche Kodons in den einzelnen Spalten, die auch bei Sordaria macrospora am häufigsten gebraucht werden.
Tabelle 2
Verwendete Oligonukleotide
Tabelle 2 (Forts.)
Tabelle 3
Rekombinante Plasmide
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