Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entsanden von in
Formsand abgegossenen Gußstücken mittels wenigstens eines
auf die Sandform wirkenden Fluid-Druckimpulses.
In der heutigen Gießereitechnik ist die Herstellung der
Sandform für den kastengebundenen oder kastenlosen Guß
und das anschließende Abgießen zu einem hohen technologischen
Stand perfektioniert. Dies gilt aber nicht für die
Nachbehandlung der Gußstücke, insbesondere das Grobentsanden
und Entsanden der Gußstücke. Soweit es sich hierbei
um mechanische Verfahren handelt, wird der Formballen,
gegebenenfalls zusammen mit dem Formkasten vibriert,
gewälzt oder gestoßen, was einerseits mit einem relativ
hohen Energieaufwand, andererseits mit erheblicher Lärmemission
verbunden ist. Hinzu kommt, daß der Ordnungszustand
der Gußstücke im Formballen aufgelöst wird und die
Gußstücke selbst und untereinander in ungeordnete Positionen
gelangen, die durch die am Gußstück vorhandenen
Speiser und Steiger bis zu komplizierten Wirrlagen reichen.
Sie lassen sich deshalb mit automatisierten Einrichtungen
kaum mehr handhaben, so daß manuell eingegriffen
werden muß. Hinzu kommt, daß die Gußstücke in Bereichen,
in denen sie von Formsand freigelegt sind, durch
die mechanischen Kräfte direkt beaufschlagt und dadurch
oft beschädigt werden. Dies gilt vor allem beim Entsanden
auf Ausschlagrosten, Schwingförderern oder in Kühltrommeln.
Es hat deshalb nicht an Versuchen gefehlt, diese mechanischen
Entsandungsverfahren zu substituieren und insbesondere
die Lärm- und Staubemission zu reduzieren oder gar
zu vermeiden. So ist unter anderem das Grobentsanden
mittels Druckwasser bekannt, wodurch Lärm und Staubentwicklung
weitgehend vermieden werden. Problematisch ist
aber der erhebliche Wasserbedarf und die aufgrund der
wasserwirtschaftlichen Vorschriften notwendige Aufbereitung
des Wassers. Auch können am Guß Temperatur- und
Spannungsrisse entstehen. Diese Probleme entfallen beim
Entsanden mittels Druckluftimpuls (DE-Zeitschrift
"Gießereitechnik" 1998, Seite 37). Bei diesem Verfahren
wird das gleiche Prinzip genutzt, wie es bei Formmaschinen
zum Herstellen der Form eingesetzt wird. Bei
diesen bisher nur für den Kastenguß bekannten Verfahren
wird auf den Formkasten eine Haube aufgesetzt und mittels
eines schnellöffnenden Ventils ein großflächiger Druckluftstoß
auf die Sandoberfläche zur Wirkung gebracht.
Dieses bekannte Verfahren arbeitet mit einem relativ
geringeren Energieaufwand und reduzierter Lärmemission
bei gleichzeitig schonender Behandlung der Gußstücke. In
der Praxis konnte sich das Verfahren bisher nicht durchsetzen,
weil das Gußstück nur unzureichend entsandet
wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein mit Fluid-Druckimpuls
arbeitendes Verfahren vorzuschlagen, das bei
geringem Energieaufwand und geringer Lärmemission ein
weitgehend vollständiges Entsanden des Gußstücks ermöglicht.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
das Fluid zu wenigstens einem Schneidstrahl gebündelt und
dieser an die Sandform zur Wirkung gebracht wird. Beispielsweise
kann der Schneidstrahl unter einem steilen
Winkel zur Oberfläche der Sandform ausgerichtet werden.
Es können auch mehrere aufeinanderfolgende Fluid- Druckimpulse
erzeugt werden, die zu mehreren zeitlich nacheinander
wirkenden Schneidstrahlen führen. Im übrigen wird
man die Schneidstrahlgeometrie, den Auftreffwinkel des
Schneidstrahls, sowie die Impulsdauer und Impulstärke an
die jeweiligen Gegebenenheiten (Größe der Sandform,
Formsandhöhe über dem Guß, Anzahl der Gußstücke in der
Form, Härte desselben etc.) anpassen.
Gemäß einem Ausführungsbeispiel kann das Fluid zu einem
punktförmigen Schneidstrahl gebündelt und können Schneidstrahl
sowie Gußstück relativ zueinander bewegt werden.
Stattdessen ist es auch möglich, das Fluid zu einem
linien- bis streifenförmigen Schneidstrahl zu bündeln,
wobei der Schneidstrahl vorzugsweise eine der Erstreckung
der Sandform in einer Richtung etwa entsprechende Länge
aufweist.
Der in erfindungsgemäßer Weise ausgebildete Schneidstrahl
dringt durch den Formsand bis auf die Gußstückoberfläche
vor und wird dort teilweise reflektiert, teilweise auf
die Gußstückoberfläche umgelenkt, so daß der Formsand in
einer kombinierten Schneid- und Schälbewegung vom Gußstück
getrennt wird. Bei kleinen Gußstücken und kleinen
Formballen reicht in der Regel ein einziger Schneidstrahl
aus, während bei großflächigen oder großvolumigen Gußstücken
oder bei Formballen aus Mehrfachformen gleichzeitig
mehrere Schneidstrahlen auf der Sandoberfläche zur
Wirkung gebracht werden. Dies kann stationär geschehen
oder aber werden Schneidstrahl und Formballen relativ
zueinander bewegt. Dabei kann die Bewegungsrichtung auf
die vorgebene Formballen- oder Gußstückkontur abgestimmt
werden.
Das Fluid kann ein Gas oder eine Flüssigkeit sein. Es
kann ferner Festkörperpartikel enthalten. Als Fluid
bietet sich vornehmlich Druckluft an, die in jedem
Gießereibetrieb zur Verfügung steht. Vorzugsweise wird
aber ein Druckluft-Partikelgemisch verwendet, wodurch die
Schneidwirkung verstärkt wird. Als partikelförmige Komponente
kommt vor allem Sand, insbesondere der beim Auspacken
anfallende trockene Formsand in Frage, da dieser
zusammen mit dem beim Entsanden anfallenden Formsand
wieder für die Formerei aufgearbeitet werden kann.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Gußstück nur
oberflächig entsandet, wohingegen die Formkerne im Gußstück
verbleiben. Sie können anschließend separiert
werden, so daß das Kernmaterial weitgehend nicht in den
Formsand gelangt und diesen verunreinigt, sondern gesondert
aufgearbeitet werden kann.
Bei Mehrfachformen mit gleichem oder gleichartigem Gußstück,
die in einem einzigen Formballen auf Abstand
angeordnet sind, wird der Schneidstrahl vorzugsweise auch
auf die Zwischenräume zwischen den Gußstücken ausgerichtet
und der dort befindliche Formsand gleichsam durchgeschossen.
Auch bei Gußstücken, die bei Projektion in die Positionsebene
der Sandform nicht-lineare, jedoch von Formsand
ausgefüllte Konturen aufweisen, empfiehlt sich die Ausrichtung
des Schneidstrahls auch auf die gußfreien Formsandbereiche.
Das erfindungsgemäße Verfahren bietet ferner die vorteilhafte
Möglichkeit, die Gußstücke mit dem anhaftenden
Formsand in der beim Abgießen eingenommenen Position dem
Schneidstrahl auszusetzen.
Damit befinden sich die Gußstücke nach dem Entsanden im
wesentlichen in der gleichen geordneten Position, die sie
im Formballen eingenommen hatten. Aus diesem Ordnungszustand
lassen sich die Gußstücke problemlos handhaben bzw.
in definierten Positionen weiterfördern.
Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich sowohl bei
Kastenguß als auch bei kastenlosem Guß anwenden. Bei
kastengebundenen Formen wird vorzugsweise der oben liegende
Kasten vor dem Entsanden abgezogen und der überstehende
Formballen dem Schneidstrahl ausgesetzt.
Nachstehend ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung
wiedergegebenen Ausführungsbeispiels beschrieben. In
der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer
Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens;
- Fig. 2
- einen vergrößerten Längsschnitt eines
Teils der Vorrichtung;
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf die Darstellung
gemäß Fig. 2,
- Fig. 4
- einen Schnitt IV-IV gemäß Fig. 3,
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung einer
Ausführungsform der verschiedenen
Verfahrensstufen und
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung einer
anderen Ausführungsform des Verfahrens
Die in Fig. 1 schematisch gezeigte Vorrichtung weist
einen Druckluftbehälter 1 auf, der über einen Kompressor
mit Druckluft gefüllt wird. Der Druckluftbehälter 1 ist
durch ein in den Behälter öffnendes Ventil 2 verschlossen,
das mit extrem kurzen Öffnungszeiten arbeitet. An
das Ventil 2 schließt sich eine Luftleiteinrichtung 3 an,
die an ihrer Unterseite 4 einen Luftaustritt aufweist.
Bei dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel dient die
zuvor beschriebene Vorrichtung zum Entsanden von Kastenguß.
Bei den aus der Formmaschine bzw. der Kühlstrecke
herangeförderten Formkästen ist der Oberkasten bereits
abgezogen, so daß der Formballen 6 im Unterkasten 7 auf
der Transportbahn 5 der Vorrichtung zugefördert wird. auf
der Transportbahn gelangt der Unterkasten 7 unter den
Druckluftbehälter bzw. die Luftleiteinrichtung 4. Nach
schlagartigem Öffnen des Ventils 2 tritt die Druckluft an
der Austrittseite 4 strahlförmig aus, trifft auf die
Formsandoberfläche des Formballens 6 und durchschneidet
den Sandballen bis auf die eingebetteten Gußstücke. Die
Druckluft wird auf der Oberfläche der Gußstücke teils
reflektiert, teils entlang der Oberfläche umgelenkt und
schneidet bzw. schält dabei den Formsand zur Seite hin
weg. Gegebenenfalls kann der Druckluftstrahl durch Relativverschiebung
des Unterkastens 5 gegenüber der Luftleiteinrichtung
3 auf unterschiedliche Bereiche des
Formsandballens einwirken, bis schließlich aller Formsand
zur Seite weggeschleudert ist. Danach gelangt der Unterkasten
7, mit dem oberhalb desselben entsandeten Gußstücke
9 in eine Position, in der aus dem Unterkasten
entnommen werden kann.
In den Fig. 2 bis 4 ist die Luftleiteinrichtung 3 gemäß
Fig. 1 näher gezeigt. Von dem Ventil 2 gemäß Fig. 1 ist
in Fig. 2 lediglich der Austrittsquerschnitt erkennbar,
an den die Luftleiteinrichtung 3 anschließt. Die Luftleiteinrichtung
3 verengt sich in der Zeichenebene der
Fig. 2 lunettenartig nach außen (Fig. 3), während sie
sich in der Ebene senkrecht dazu trichterförmig verjüngt
(Fig. 4). Die Luftleiteinrichtung 3 ist an ihrer Unterseite
durch einen Flansch 11 abgeschlossen, der ein
konisches Einlaufstück 12 und daran anschließend eine
Flachdüse 13 (Fig. 4) aufweist. Hierdurch wird die impulsartig
in die Luftleiteinrichtung 3 gelangende Druckluft
zu einem langgestreckten, streifenförmigen Strahl
gebündelt, der an der Luftaustrittsseite 4 der Luftleiteinrichtung
3 austritt und unmittelbar nach dem Austritt
auf den Formsandballen schneidenartig auftrifft. Die
Luftleiteinrichtung 3 weist mittig eine Trennwand 14 auf,
deren Oberkante 15 unterhalb des Austrittsquerschnitts
des Ventils 2 nach unten bogenförmig zurückgeschnitten
ist.
In Fig. 5 ist das bereits mit Bezug auf Fig. 1 beschriebene
Verfahren in seinen einzelnen Stufen gezeigt.
Der Unterkasten 7 ruht auf einer geschlossenen Unterlage
8, beispielsweise einer Palette. Nach dem Abziehen des
Oberkastens liegt der oberer Formballen 6 frei und wird
der Unterkasten 7 unter die Luftleiteinrichtung gefahren
(Fig. 5a), derren Austrittsöffnung in Form einer Breitschlitzdüse
vorzugsweise unmittelbar (auf der Oberfläche
des Formballen 6 aufliegt, der Luftleiteinrichtung 3 sind
mit geringem Abstand oberhalb des Formballens 6 seitliche
Leitbleche 10 zugeordnet, die die austretende Luft soweit
sie reflekiert wird zur Seite hin abdrängt und dadurch
den seitlichen Abtransport des Formsandes unterstützen.
Nach dem Entsanden liegt das Gußstück 9, soweit es in den
Oberkasten ragt, frei (Fig. 5b) und kann in der nächsten
Station aus dem Unterkasten 7 ausgehoben werden (Fig.
5c).
Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 6 wird der Unterkasten
7 auf eine durchlässigen Unterlage 16, z.B. einen
Rost, verbracht. Die Sandform enthält mehrere einzelne
Gußstücke 17, die mit Abstand voneinander in der
Teilungsebene der Sandform angeordnet sind. Die Luftleiteinrichtung
3 weist mehrere Düsen 18 in Anpassung an die
Anzahl der Gußstücke auf , so daß je ein Schneidstrahl
zwischen die Gußstücke und zwischen die äußeren Gußstücke
und der Formkastenwandung gerichtet ist (Fig. 6a). Nach
Öffnen des Ventils 2 am Druckbehälter 1 bläst die schlagartig
austretende Druckluft den Formsand aus dem Unterkasten
7 durch den Rost 10 nach unten aus, wobei die
Gußstücke 17 freigelegt werden (Fig. 6b). Wie aus Fig. 6c
ersichtlich , bewahren die Gußstücke 17 den im Formballen
vorgegebenen Ordnungszustand und können in diesem Ordnungszustand
in eine weitere Nachbearbeitungsstation
transportiert oder auch mit Handhabungsgeräten in definierte
Positionen umgesetzt werden.