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Verfahren zum Herstellen von Metallpulver für auf sintermetallurgische
Weise zu erzeugende Teile Es ist bereits mehrfach versucht worden, gemischte, aus
Metallen und Oxyden bestehende Sinterkörper herzustellen und in ihnen die Eigenschaften
der Metalle, unter welchen insbesondere die gute elektrische Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit
sowie die plastische Verformbarkeit zu erwähnen sind, mit den wertvollen Eigenschaften
gewisser Oxyde, nämlich hoher 7;underbeständigkeit, hoher Warmfestigkeit und Härte
sowie großer elektrischer Isolationswiderstand, zu vereinigen. Die technische Anwendung
solcher Mischkörper liegt besonders auf dem Gebiete der zunderfesten, der hochwarmfesten
und der verschleißfesten Werkstoffe; gegebenenfalls kommt auch eine Verwendung als
Heizleiter oder als magnetisch feinunterteilter Werkstoff in Frage. Solche Verbundwerkstoffe
wurden bisher durch Vermischung der mehr oder minder feinkörnigen Metallpulver mit
den ebenfalls mehr oder minder feinkörnigen Oxyden hergestellt. Das Mengenverhältnis
von Metallen und Oxyden wurde je nach dem Verwendungszweck zu sehr großen Oxydgehalten
(6o bis 9o Gewichtsprozent) zur Erzielung hoher Warmfestigkeit oder andererseits
auch zu großen Metallgehalten (7o bis go°/a) gelegt; im letzteren Fall ergibt sich
hohe Wärmeleitfähigkeit und Temperaturwechselbeständigkeit bei verminderter Härte
und verminderter Warmfestigkeit, die Zunderfestigkeit
war jedoch
in einigen Fällen befriedigend. Für einige Zwecke, insbesondere zur Verhütung der
Grobkornbildung, wurden auch sehr kleine Mengen von Oxyden (0,5 °/o) den Motallpulvern
zugesetzt, z. B. Thoriumoxyd bei der Herstellung von Wolframdraht. Es ist ferner
bekannt, daß man die Warmfestigkeit von Aluminium durch Zusammensintern von mit
Oxydhäuten bedeckten Aluminiumflittern über die der oxydarmen oder oxydfreien Aluminiumwerkstoffe
hinaus steigern kann, wobei der Oxydgehalt besser wirkt als die gebräuchlichen metallischen
Legierungszusätze.
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Es ist auch bekannt, Sinterwerkstoffe aus einem Metall und dem Oxyd
eines anderen Metalls herzustellen, indem das Oxyd des erstgenannten Metalls mit
dem zweiten Metall durch Erwärmung auf eine bestimmte Zündtemperatur zur Reaktion
gebracht wird, wobei das erstere wegen der geringen Bildungswärme seines Oxyds den
Sauerstoff an das zweite Metall abgibt und wobei die überschüssige freie Energie
zur Temperatursteigerung bzw. zur innigen Versinterung der Reaktionsteilchen führt.
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Die Erfindung zeigt nun einen Weg zur Gewinnung eines für metallkeramische
Zwecke besonders geeigneten Stoffes aus einem Metall und dem Oxyd eines anderen
Metalls, welcher sich durch eine sehr kleine Teilchengröße und eine besonders innige
Vermischung der Komponenten auszeichnet. Als Ausgangsmaterial zur Herstellung dieses
Stoffes wird erfindungsgemäß eine aus zwei oder mehreren Komponenten bestehende
Legierung verwendet und diese Legierung oxydiert. Bei der Oxydation der bereits
weitgehend zerkleinerten Legierung wird die eine Metallkomponente in ein Oxyd übergeführt,
während die andere als Metall übrigbleibt oder durch nachträgliche Reduktion wieder
in den metallischen Zustand zurückgeführt wird, beispielsweise durch Reduktion im
Wasserstoff. Bei Anwesenheit von mehr als zwei metallischen Komponenten in der Legierung
kann die Oxydation so geleitet werden, daß vorwiegend die Komponenten mit der größten
Affinität zum Sauerstoff oxydiert werden. Als Oxydationsmittel kommen einerseits
in an sich bekannter Weise reine Gase oder Gasgemische zur Anwendung, z. B. Luft,
Sauerstoff, Kohlensäure oder Wasserdampf, wobei der Oxydationsvorgang durch geeignete
Temperatursteigerung aktiviert, wird. Die technische Ausführung der Oxydation kann
in bekannter Weise sowohl am ruhenden Legierungspulver als auch in einem Drehrohrofen
am bewegten Pulver vorgenommen werden.
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In besonders vorteilhafter Weise ist erfindungsgemäß die Oxydation
der Legierung durch Behandlung mit Wasser bei Temperaturen bis zu ioo° auszuführen,
wobei eine sehr weitgehende Zerkleinerung der Legierung die Oxydationsgeschwindigkeit
vermöge der größeren spezifischen Oberflächen sehr beschleunigt. Im Wasser gelöste
Oxydationsmittel, wie Peroxyde, Persulfate, Perborate, können die Oxydation des
Legierungspulvers unterstützen; ein anderer Weg zur Förderung der Oxydation ist
die elektrolytische Entwicklung von Sauerstoff am Legierungspulver bzw. die anodische
Oxydation. Überschüssiger Sauerstoff kann in bekannter Weise durch teilweise Reduktion
des oxydierten Legierungspulvers, z. B. mit Wasserstoff, wieder entfernt werden.
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Die Benutzung des angegebenen Weges zur Herstellung eines Stoffes,
in dem kleinste Metall- und Metalloxydteile von ungleichartiger Zusammensetzung
auf das innigste vermischt sind, empfiehlt sich in erster Linie für Legierungen
mit merklich verschiedenem Oxydationspotential der Komponenten, z. B. Legierungen
aus Eisen und Aluminium. Gerade für diesen Fall ist eine besonders gute Verteilung
der Komponenten auf dem angegebenen Wege zu erreichen, weil durch die Oxydation
der bereits im Sdhmelzfluß der Legierung gut vermengten Komponenten von sehr verschiedener
Dichte keine Entmischung eintritt, während umgekehrt eine so innige Durchmischung
eines schweren Metallpulvers mit einem relativ leichten Oxyd nicht den gleichen
Grad feinster Verteilung erreicht. Als Legierungskomponenten, die während des Oxydationsvorganges.metaDisch
bleiben sollen oder nachträglich wieder in den metallischen Zustand gebracht werden
sollen, sind die Metalle der Eisengruppe, die Metalle der Kupfergruppe und die Platinmetalle
an erster Stelle anwendbar, hingegen werden die Legierungselemente mit hoher Sauerstoffaktivität,
wie Al, Be, Cr, Si, Ti und Zr, zur Bildung der Oxydkomponenten der Gemische benutzt.
Die Oxyde dieser Metalle zeichnen sich bekanntlich durch hohe Schmelzpunkte, hohe
chemische Beständigkeit und zum Teil hohe Härte und Warmfestigkeit sowie hohen elektrischen
Widerstand aus.
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Der erfindungsgemäß hergestellte, aus Metallen und Metalloxyden bestehende
Werkstoff kann in an sich bekannter Weise zu Sinterkörpern verarbeitet werden. Seine
Verwendung beruht auf der Ausnutzung der bekannten Eigenschaften der Oxyde, wie
Härte, Verschleißfestigkeit, Zunderbeständigkeit und (oder) kleine elektrische und
magnetische Leitfähigkeit in Kombination mit der plastischen Verformbarkeit und
der guten elektrischen und thermischen Leitfähigkeit sowie eventuell der magnetischen
Eigenschaften der Metalle.
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Die nach dem Verfahren hergestellten Stoffe haben durch die innige
Vermischung ihrer Komponenten und ihre große spezifische Oberfläche bemerkenswerte
Sintereigenschaften; sie erreichen Sinterdichten, die den theoretisch aus den Eigenschaften
der Komponenten und dem Mengenverhältnis berechneten sehr nahe kommen. Sie bieten
durch die außerordentlich feine Durchmischung der physikalisch ungleichartigen Gefügebestandteile
auch die Möglichkeit, bei relativ hohenTemperaturen merklich über dem Schmelzpunkt
der metallischen Komponenten zu sintern, weil eben die Durchmischung eine Vereinigung
der kleinsten Tröpfchen geschmolzenen Metalls zu größeren Tröpfchen verhindert.
Hierdurch wird die Möglichkeit, Gemische von Metallen und Oxyden so zu sintern,
daß einerseits Entmischung durch partielles Schmelzen vermieden wird und anderseits
auch die hochschmelzenden Oxydkomponenten bereits an der Sinterung bzw. Schwindung
teilnehmen, erheblich verbessert.
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Als Beispiel für die Herstellung des Stoffes nach der Erfindung sei
die Oxydation einer Eisen-Aluminium-
Legierung mit etwa 53 % A1
genannt. Eine solche Legierung besteht vorwiegend aus einer der chemischen Zusammensetzung
FeA12 entsprechenden Kristallart; die Legierung läßt sich leicht in Kugelmühlen
auf Korngrößen in der Größenordnung von 3,u und weniger unterteilen. Erfindungsgemäß
kann die Oxydation sowohl bei hohen Temperaturen in strömender Luft oder in Sauerstoff
als auch bei niedriger Temperatur durch Oxydation in Wasser erfolgen. Die Oxydation
an Luft oder in Sauerstoff wird durch Oxydhüllen erschwert, welche die Körnchen
der Legierung umhüllen. Um vollständige Oxydation des Aluminiums zu erreichen, ist
eine Zwischenmahlung und erneute Oxydation empfehlenswert.
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Die Oxydation läßt sich jedoch erfindungsgemäß sehr leicht und mit
geringem Energieaufwand in Wasser durchführen, wobei nach anfänglicher Erwärmung
auf etwa 8o° C eine Gasentwicklung einsetzt, die auch ohne äußere Wärmezufuhr viele
Stunden lang in Gang bleibt. Man braucht also nur wenig Wärme zuzuführen und erreicht
in etwa 4 Tagen nahezu vollständige Oxydation des Aluminiums. Der oxydierte Eisenteil
wird durch Reduktion im Wasserstoff bei etwa 8oo° C wieder reduziert. Die oxydierte
Legierung enthielt nach der Reduktion 68 0/0 A1203 und nahezu 32 0/0 Femet. Der
aus dem Pulver hergestellte Formling hatte nach dem Pressen und zweistündigen Sintern
bei 182o° C eine Dichte von 990/, der für diese Zusammensetzung errechneten
Dichte. Die Korndurchmesser der Eisenteilchen in diesem Sinterkörper lagen zwischen
2o und 2,u.
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In ähnlicher Weise ergaben sich für eine Legierung mit 8o,5 0/0 Fe
und 19,5 0/0 Al nach der Oxydation des Legierungspulvers in Wasser und anschließender
Reduktion eine Zusammensetzung entsprechend etwa 66 0/0 metallischem magnetisch
wirksamem Fe (berechnet 68,80/0) und einem säureunlöslichen Anteil von 3540/0 (berechnet
31,2%.) Man kann nun den nach der Erfindung hergestellten Stoff in an sich bekannter
Weise auch noch mit einer weiteren Pulvermenge desjenigen Metalls, welches in dem
erfindungsgemäß behandelten Legierungspulver als Metall verbleiben soll, vermischen.
Dann kommt eine Verminderung des Oxydanteils in dem Gemisch zugunsten eines größeren
Metallanteils zustande; sie ermöglicht eine feinere Verteilung des Oxyds, als es
bei bloßer Vermengung von Metall und Oxyd möglich ist. Beispielsweise wurden 5 %
des obengenannten Stoffes, der 32 0 / 0 Femet und 68 0/0 A12 03 enthielt, mit 950/0
Carbonyleisen vermischt, gepreßt und gesintert; dieses Sinterprodukt erreichte eine
in Anbetracht des recht hohen Oxydgehaltes sehr günstige Dichte von 98,7 0/0 der
berechneten und eine Zugfestigkeit von 21 kg/mm2. Die mikroskopische Untersuchung
der fertiggesinterten Legierung mit etwa 96,6 % Gesamteisen und 3,40/0 Tonerde zeigte
Tonerdeteilchen, deren maximale Größe nicht über 5,u hinausging, in sehr gleichmäßiger
Verteilung; die untere Grenze der Teilchengröße war auf mikroskopischem Wege nicht
mehr festzustellen.