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Verfahren zur Herstellung von besonders als Antacide geeigneten Magnesiumsilikaten
Magnesi.umsilikate werden seit den grundliegenden Untersuchungen von N. M u t c
h und Norma,n Glas als Antacide bei der Behandlung der Hyperazidität des Magens
benutzt. Sie besitzen gegenüber Nafriumbicarbonat den Vorteil, daß siie durch ihre
geringe Wasserlöslichkeit nur a@l.lmählich in Reaktion treten, keine nennenswerte
CO.-Mengen entwickeln, gegebenenfalls nur wenig oder überhaupt nicht geschmacklich
aktiv sind und im Intestinalbezirk die Chlorionen als MgCl2 (oder Mg2 O C12) zur
Ausscheidung bringen, während sich Natriumbicarbonat im Magen in Kochsalz umwandelt,
das im Darm resorbiert und die Voraussetzung für eine erneute Hyperazidität bilden
kann. In der Absicht, besonders brauchbare Magnesiumsilikate unter den natürlichen
Mineralien zu finden, studierte besonders N. M u t c h i ,re Zusammensetzung und
stellte fest, daß di(e- Sepidollthe dazu ein besonders hohes Mg-Kontingent bieten,
das sich durch die Bruttoformel z Mg O - 3 Si 02 - aqua zum Ausdruck bringen läßt
und für viele nun folgende Arbeiten der Prototyp des Arbeitszieles geworden ist.
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Genauere Angaben über die Synthese solcher synthetischer Sepidolithe
wurden von N. G 1 a s gemacht. Sie bestehen darin, daß a) Natriumsi:l,ikate mit
Mg-Salzlösungen direkt gefällt werden,
b) die Natriumsilikate vorher
mit Natronlauge versetzt werden, c) die Natriumsilikate in H Cl eingerührt, mit
MB-Salzlösungen vermischt und jetzt erst durch Basen gefällt werden.
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Die höchste Säurebindekraft, die durch diese Verfahren erzielt werden
konnte, betrug 115 und 135 ml H Cl 1/io-n. Es wurde von den Autoren aber versäumt,
gleichzeitig auch darauf hinzuweisen, daß diese Präparate mehr als die Hälfte ihrer
Kapazität gegen Säure in einem Mileu anbieten, das immer wieder in eine Alkalinität
zurückfällt, die z. B. Phenolphthalein rötet. Dieser Nachteil äußert sich aber auch
im Geschmack solcher Präparate; er ist unangenehm basisch. Neutralität tritt bei
Präparaten dieser Verfahrensweise immer erst dann ein, wenn der MgO-Gehalt so reduziert
wird, daß die resultierenden MB-Silikate nurmehr 3 bis 4. ccm 1 n-HCl maximal binden
können. Solche Erzeugnisse haben aber als Pharmazeutiea weniger Gebrauchswert, da
sie nur in großen Dosen appliziert wirksam werden können.
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Überraschenderweise lassen sich nun erfindungsgemäß diese Mängel überwinden,
wenn man von dem Vorsatz, ein nahezu sföchiom.etrisches Trisilikat darstellen zu
wollen, abgeht und grundsätzlich andere Ziele verfolgt. Die neue Verfahrensweise
stellt sich die Aufgabe, den basischen Anteil, also das Mg O, das in wäßrigem Medium
zu geringem oberflächlichem Anteil auch als Magnesiumhydroxyd vorliegt, zu selbständigen
Partikeln werden zu lassen, die von neutralen Magnesiumsilikaten im statu nascendi
eingehüllt werden und mit ihm ein physikalisches Konglomerat bilden. Bei der experimentellen
Durchführung konnte nun überraschenderweise beobachtet werden, daß dies in so erheblichem
Maße gelingt, daß Präparate erhalten werden können, die bei ihrer stufenweisen Titration
mit Säuren bereits nach Verbrauch weniger Prozent ihrer Gesamtl#:apazi,tät permanent
neutral bleiben, während Präparate gemäß der Verfahrensweise nach GI as dies erst
nach über 5oo/oiger Neutralisation gewährleisten. Auf Grund dieses güns:tigen Befundes.
wurde der MgO-Anteil noch so weit erhöht, daß die Gesamt-Säurekapazität, die bei
Glasschen Präparaten maximal 11,5 bis 13,51n1 111-H Cl betrug, nunmehr bis 1 7 ml
gesteigert werden konnte, ohne eine nennenswerte Alkalinität dafür in Kauf nehmen
zu müssen.
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Die erfindungsgemäße neue Überlegung bezieht sich natürlich nicht
auf eine ganz bestimmte Rezeptur, sondern umfaßt einen Bereich von Möglichkeiten,
der damit beginnt, daß nur wenige Mg 0-Partikeln kummulieren, und damit beendet
ist, daß übergroße trotz oder gerade wegen der zusätzlichen Umhüllung mit neutralen
Mg-Silikaten, nicht mehr mechanisch stabil sind, d. h. durch mechanische Bearbeitung,
z. B. der Trockning und Verniahlung, aufbrechen und Oberflächen bilden, die erhebliche
Mengen an MgO enthalten. In der Praxis äußert sieh dies so, daß die Präparate bei
ansteigendem Mg O-Gehalt allmählich immer mehr und mehr während der Stufentitration
ins alkalische absinken. Es ist dabei eine Ermessensfrage, wann man die mit MgO
überladenen Si;lilcat-Mg O-Konglomerafe als untauglich für pharmazeutische Zwecke
bezeichnen will.
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Das Maximum des erfindungsgemäßen Vorteils wird allein schon rein
definitionsmäßig von der Korngröße des benutzten Magnesiumoxyds abhängig sein, d.
h., sehr kleine Mg O-Partikeln werden nur einen geringen Vorteil bieten, ebenso
allzu große. Ohne damit festlegen zu wollen, daß es bereits die günstigste Darstellungsweise
des erfindungsgemäßen Verfahrens sei, konnte mit 1@lagnesiumoxyd, das im Handel
als gebrannter Magnesit (schwer) erhältlich ist, gemäß dem Beispiele ein Produkt
erhalten werden, das 17 ml 1 n-H Cl pro Gramm bindet, also 150% der Kapazität der
Glasschen Produkte erreicht, dafür aber nur eine Anfangsalkalinität von etwa i bis
2 inl 1 n-H Cl aufweist.
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Werden solche Produkte hei ihrer Wässerung zur Entfernung der anhaftenden
Alkalizalze mit Wasser gewaschen und gleichzeitig zur Entfernung von geringen Mengen
Magnesiumoxyd bzw. -hydroxyd ausgiebig mit heißem Wasser behandelt, so wird die
Anfangsalkalinitäf noch so weht herabgedrückt, daß nach obigem Beispiel e in der
Hitze völlige Neutralität erreicht wird. Nach dem Abkühlen und Trocknen haften dem
Produkt zwar erneut Spuren von Alkali an (gegen Phenolphthalein bestimmt), die eigenartigerweise
beim Erhitzen einer Probe mit Wasser unwirksam werden (Entfärbung des Indikators),
beim Erkalten aber wieder zugegen sind. Durch 0,2 bis o,5 ml 1 n-H Cl pro Gramm
verschwindet schließlich auch dieser Rest; es bleibt aber auch hier Ermessenssache,
ob eine solche Behandlung vorgenommen werden soll.
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Die Darstellung dieser neuen Präparate erfolgt also in der Weise,
daß eine bestimmte Menge von Magnesiumoxyd, z. B. des technisch gebrannten RIagnesits,
in Wasserglaslösungen, die auch reit Wasser verdiinnt sein können, eingerührt werden
und während lebhaftem Rühren so lange mit einer gesättigten Magnesiumsulfatlösurig
versetzt werden, bis das gesamte Silikation gefällt wurde. Der käsig-dicke Brei,
der sich nunmehr gebildet hat, wird nach 24. Stunden bei etwa ioo° C getrocknet,
wodurch er körnig wird. In einem Behälter mit F ilterei,nsafz wird das vorgetrocknete
Silikat zur Entfernung der anhaftendeir Alkalisalze mit Wasser gewaschen und schließlich
noch mit heißem Wasser öfters behandelt, solange noch nennenswerte Mengen ausgelaugt
werden können. Anschließend wird erneut getrocknet. Vergleichsbeispiele 1. Bekannte
Fällung vors Magnesiumsulfat finit Wasserglas 28 ccin Wasserglaslösung (3o° Be)
werden mit 50 ccni Wasser verdünnt und mit einer gesättigten Magnesiumsulfatlösung
so lange versetzt, als noch ein Niederschlag fällt (etwa 2o ccm der gesättigten
Lösung).
Der erhaltene Niederschlag wird getrocknet, anschließend mit destilliertem Wasser
gewaschen und wieder getrocknet.
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Weißes unlösliches Pulver, neutral gegen Phenolphthalein, Säurebindungsvermögen
etwa ein Drittel des gleichen Gewichts Natriumbicarbonat, also etwa 3 bis 4 ccm
i n-H Cl. 2. Fällung in Gegenwart von Magnes.iumoxyd (nach vorliegender Erfindung)
In 5o ccm Wasser werden 5 g feinstgemahlener, gebrannter Magnesit (Mg O) gut verrührt,
dann mit 28 ccm Wasserglaslösu.ng (3o° Be) vermischt und noch. innerhalb 5 Stunden
Wartezeit, am besten nach etwa io Minuten, mit der gesättigten Magnesiumsulfatlösung
gefällt (etwa 2o ccm der Lösung). Der Niederschlag wird auf einem Siebboden. getrocknet,
auf Grießkorngröße zerkleinert, mit heißem Wasser angerührt und abgenutscht. Nach
öfterem Waschen mit heißem Wasser (bis zur Geschmacksfreiheit des Wassers) wird
das Präparat getrocknet. Das Säurebindungsvermögen überschreitet jetzt die von Natriumbicarbonat
bekannten Werte. Das Präparat ist gegen Phenalphthalein bei Siedehitze gerade noch
neutral.