DE972419C - Verfahren zur AEnderung der Eigenschaften von keratinhaltigen Stoffen - Google Patents
Verfahren zur AEnderung der Eigenschaften von keratinhaltigen StoffenInfo
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Description
AUSGEGEBEN AM 16. JULI 1959
P 7499 IVc 112 ρ
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Änderung der Eigenschaf ten von keratinhaltigen Stoffen,
besonders von Wolle oder Haaren, unter Bildung neuer und wertvoller Produkte.
Es ist schon vorgeschlagen worden, Keratin, nachdem es mit einem Reduktionsmittel vorbehandelt
ist, mit substituierten oder unsubstituierten Alkylverbindungen, die mindestens 2 Halogenatome
an aliphatische Kohlenstoffatome gebunden
K(— S — S—)nK' +
Keratindisulfid
Merkaptan
enthalten, zu behandeln, wobei die Sulfhydrylgruppen des Keratins in Bis-thioäther verwandelt
werden. Beispielsweise wird nach dem in der USA.-Patentschrift 2 434 562 beschriebenen Verfahren Keratindisulfid zunächst mit einem Merkaptan
reduziert und das reduzierte Keratin dann gespült und mit einem Dihalogenid umgesetzt, wobei
die folgenden Umsetzungen erfolgen:
«R—S—S—R
organisches Disulfid
reduziertes Keratin
K A-S S-
\ H H Jn
reduziertes Keratin Alkyldihalogenid
reduziertes Keratin Alkyldihalogenid
— » K(— S — R — S— )nK'
Keratin mit Thioätherbindung
(Bis-thioäther)
(Bis-thioäther)
Halogenwasserstoffsäure
909 555/24
In diesen Formeln bedeutet R einen organischen Rest und die Formel K(—S — S — )„K' einKeratinmolekül,
in dem mit K und K' gleiche oder verschiedene Polypeptidketten bezeichnet werden, η ist
eine Zahl größer als i. Bei diesem Verfahren entstehen also Thioätherverbindungen zwischen den
Keratinbausteinen und den organischen Resten und
K/— S S—\K'
H H
+ 2^RSSO3Na
reduziertes Keratin organisches Thiosulfat
In den Formeln bedeutet R einen organischen Rest, und das Keratinmolekül ist durch die Formel
K(—S — S— )„K' wiedergegeben. In dieser Weise
ao behandeltes menschliches Haar besitzt ausgezeichnete Festigkeit und einen natürlichen Glanz und
Griff.
Es wurde nun gefunden, daß die Eigenschaften von keratinhaltigen Stoffen, wie von Wolle und
Haaren, noch weiter verbessert werden können, wenn das Keratin, nachdem es in bekannter Weise
mit einem schwefelhaltigen Reduktionsmittel vorbehandelt wurde, statt mit Thioschwefelsäure bzw.
K/— S S—\K'
+ WR(SSO3Na)2
reduziertes Keratin organisches Dithiosulfat
Aus diesem Reaktionsschema ist ersichtlich, daß bei dem Verfahren der Erfindung 2 Polypeptidketten
durch Bisulfidbindungen, die durch den organischen Rest R verbunden sind, miteinander verknüpft
sind. Diese Verknüpfung ergibt eine verbesserte Faserfestigkeit.
Bei der Behandlung von menschlichem Haar mit organischen Di- und Poly-(thiosulfaten) nach der
Erfindung erhält dieses einen natürlichen Glanz und Griff bei ausgezeichneter Festigkeit. Bei der
Behandlung von reduziertem Wollkeratin wird außerdem die Oberfläche weicher und die Schrumpffestigkeit
der Wolle verbessert.
Die Überlegenheit der Behandlung keratinhaltiger Materialien nach dem Verfahren der Erfindung
gegenüber einer Behandlung nach bekannten Verfahren ergibt sich aus den folgenden Werten.
Bei der Bestimmung der Dehnungsbelastung nach der weiter unten beschriebenen Methode und
mit der ebenfalls weiter unten beschriebenen Vorrichtung ergibt sich für das Verhältnis der für eine
Dehnung eines Stranges aus zwölf Fäden um 30% seiner ursprünglichen Länge nach und vor der Behandlung
erforderlichen Belastungen bei 2ostündiger Reduktion mit einer Lösung von Thioglykolsäure
bei einem pH-Wert von 4,5 -und anschließender
Behandlung mit einem Alkylmonothiosulfat, keine Disulfidbindungen, wie sie in dem ursprünglichen
Keratin vorliegen.
Nach dem in der belgischen Patentschrift 501 588
beschriebenen Verfahren wird reduziertes Keratin mit einer organischen Thioschwefelsäure oder deren
wasserlöslichem Salz umgesetzt, wobei nach dem folgenden Reaktionsschema Disulfide gebildet werden:
-S S—\K'
j I
S S
R. R
behandeltes Keratin
mit Disulfidbindung
mit Disulfidbindung
-I- 2WNaHSO3
Bisulfit
einem Mono-(thiosulfat) mit einem Di- oder Poly-(thiosulfat) umgesetzt wird.
Das Verfahren der Erfindung besteht also darin, daß man keratinhaltige Stoffe, besonders Wolle
oder Haare, in bekannter Weise mit einem schwefelhaltigen Reduktionsmittel vorbehandelt und dann
bei einem p^-Wert zwischen 4 und 10,5 mit einer wäßrigen Lösung von mindestens einem gesättigten
oder ungesättigten Di- oder Poly-(thiosulfat) umsetzt, wobei die Umsetzung etwa nach folgendem
Schema verläuft:
K(— S — S—-R — S — S — )„K' + 2WNaHSO3
Keratin, das Polydisulfid enthält (Bis-disulfid des Keratins)
Bisulfit
C3H7SSO3Na, ein Wert von 0,55, während für too
dieses Verhältnis ein Wert von 0,66 erhalten wurde, wenn an Stelle des Alkylmonothiosulfats unter
sonst gleichen Bedingungen ein Alkyldithiosulfat, (CH2)3(SSO3Na)2, verwendet wurde.
Für das Verhältnis der für eine Dehnung eines Stranges aus zwölf Fäden um 20% seiner ursprünglichen
Länge nach und vor der Behandlung erforderlichen Belastungen ergab sich bei einem
20 Stunden bei einem pH-Wert von 4,5 mit Thioglykolsäure
reduzierten Haar bei Neutralisation mit (CH2)3Br2 ein Wert von 0,59, für ein
sonst in gleicher Weise behandeltes, jedoch mit (CH2),; (S S O3 Na)2 neutralisiertes Haar ein Wert
von 0,70.
Das nach dem Verfahren der Erfindung mit Di-(thiosulfat) neutralisierte Haar war also beträchtlich
fester als das nach dem Verfahren der belgischen Patentschrift 501 588 und der USA.-Patentschrift
2 434 562 behandelte Haar.
Wenn die Dehnungsbelastung langsam auf Null herabgesetzt wurde, so war die Länge des mit dem
Mono-(thiosulfat) behandelten Stranges um etwa 10%, die des mit dem Di-(thiosulfat) behandelten
Stranges weniger als 2% größer als zu Beginn der Dehnung; es war also auch die Elastizität des nach
dem Verfahren der Erfindung behandelten Haares
besser als die des Haares, das nach dem Verfahren der belgischen Patentschrift 501 588 behandelt
wurde.
Zur Reduktion des Keratins kann irgendeines der üblichen, Schwefel enthaltenden Reduktionsmittel
angewendet werden. Bei der Behandlung von lebendem Menschenhaar ist es vorteilhaft, Merkaptane,
wie Thioglycerin oder Ammoniumthioglykolat, zu verwenden, die bei den Reduktionsbedingungen
das Haar nur wenig schädigen. Unter dem Ausdruck »Merkaptan« sollen dabei nur Verbindungen
mit einer an ein aliphatisches Kohlenstoffatom gebundenen Sulfhydrylgruppe verstanden
werden, wie Alkyl-, Alkenyl- und substituierte Alkyl- und Alkenylthiole, dagegen keine Thiophenole.
Bei der Behandlung von Wolle sind mehrere Reduktionsmittel verwendbar. Es können auch anorganische
Sulfide, Hydrosulfide, Sulfite, Hydrosulfite sowie auch Schwefelwasserstoff und Verbin-
ao düngen, wie Thioharnstoffperoxyd, mit Erfolg den
Merkaptanen zugesetzt werden.
Zeit, Temperatur, Konzentration und andere Bedingungen sind so zu wählen, daß zumindest die
Reduktion des Keratindisulfids bewirkt wird, ohne daß das der Behandlung unterworfene Material
einen nennenswerten Abbau erfährt. Der Grad der Reduktion soll vorzugsweise in Übereinstimmung
mit der Menge des organischen Thiosulfats, das mit der Wolle verbunden werden soll, sein. Es ist
z. B. in den Fällen, in denen eingeführte organische Gruppen fluoreszierende, keimtötende oder färbende
Eigenschaften haben, die Einführung geringerer Mengen Thiosulfat und daher auch ein geringerer
Reduktionsgrad genügend. Zur Erzielung der Schrumpffestigkeit sollen jedoch mehrere organische
Gruppen eingeführt werden, und der Reduktionsgrad kann 5 bis 100% betragen, je nach
dem Grad der gewünschten Schrumpffestigkeit, die wiederum von der Natur des verwendeten organisehen
Thiosulfats und der Menge, die an die Wolle gebunden ist, abhängt.
Vor der Durchführung der Behandlung des reduzierten Keratins mit organischer Polythioschwefelsäure
oder ihren wasserlöslichen Salzen wird das reduzierte Keratin gut gespült, um es von noch
darin vorhandenen reduzierenden Mitteln zu befreien. Als Polythioschwefelsäure oder deren
wasserlösliche Salze können gesättigte und ungesättigte offenkettige Polythiosulfate verwendet werden.
Unter »Thiosulfat« soll dabei sowohl die Säure (Thioschwefelsäure) als auch deren teilweise
oder völlig neutralisierten wasserlöslichen Salze verstanden werden. Die sauren Verbindungen entsprechen
der Formel R (S S O3H)x, in der R einen
offenkettigen, unsubstituierten oder mit organischen oder anorganischen Resten substituierten organischen
Rest und χ gleich 2 bis 4 bedeutet.
Gesättigte und ungesättigte geradkettige organische Dithiosulfate von Alkanen und Alkenen,
z. B. Methylen-, Äthylen-, Propylen-, Butylen-, Pentylen-, Hexylen-, Dodecylendithiosulfat, cü-Methylendithiosulfate
mit 2 bis 12 Kohlenstoffatomen, Octadecendithiosulfat, sowie die entsprechenden
Verbindungen, die im organischen Rest Seitenketten enthalten, wie Isopropylen- und tertiär-Butylenthiosulfat,
können mit Erfolg verwendet werden. Dithiosulfate von Alkanen mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen
in dem Alkylenrest sind für die Durchführung des Verfahrens der Erfindung ebenfalls verwendbar,
soweit sie wasserlöslich sind. Die Alkylengruppe kann aber auch eine größere Zahl von
Kohlenstoffatomen enthalten, wenn wasserlöslich machende Substituenten, wie -OH-, — COOH-
und — NH2-Gruppen anwesend sind.
Die physikalischen Eigenschaften der umgewandelten keratinhaltigen Produkte der vorliegenden
Erfindung sind mindestens teilweise von der Art des eingeführten organischen Restes abhängig,
wobei dessen Substituenten noch von besonderem Einfluß sind. Es wird z. B. durch Einführung eines
organischen Restes, der eine Carboxylgruppe enthält, im allgemeinen die Benetzbarkeit des umgewandelten
Keratins erhöht. Ferner begünstigt die Verwendung von Polythiosulfaten, in denen der
organische Rest 12 bis 18 Kohlenstoffatome enthält, bei Haaren, die in einem Dauerwellverfahren
mit einem Merkaptan reduziert wurden, einen verbesserten Glanz und Griff.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird in wäßrigem Medium durchgeführt, um eine leichte Ionisierung
des Polythiosulfats und der Sulfhydrylgruppe des reduzierten Keratins zu ermöglichen und um
günstige Bedingungen für eine schnelle und vollständige Umsetzung zu schaffen.
Der pH-Wert der Thiosulfatlösung wird Vorzugsweise
zwischen 7 und ungefähr 9,5 während der Umsetzung mit der reduzierten Keratinsubstanz
gehalten, aber es kann auch ein größerer Bereich der Wasserstoffionenkonzentration angewendet werden,
z. B. pH-Wert 4 bis 10,5, vorausgesetzt, daß
man dafür sorgt, daß bei der angewendeten Konzentration und Temperatur eine Beschädigung und
der Abbau der keratinhaltigen Stoffe nur gering sind. Bei der Behandlung von lebendem Haar werden
alkalische Bedingungen, die durch die Verwendung von Ammoniak oder substituierten Ammoniumverbindungen
bewirkt werden, bevorzugt, jedoch kann die Alkalität bei der Behandlung von reduzierter Wolle gewünschtenfalls durch andere
alkalisch wirkende Stoffe, wie Natrium- oder Kaliumhydroxyd, erzielt werden. Natürlich werden
unter alkalischen Bedingungen geeignete wasserlösliche Polythiosulfate vorzugsweise verwendet.
Die Temperatur, bei welcher das Thiosulfat mit dem reduzierten Keratin umgesetzt wird, ist nicht
bedeutungsvoll, jedoch wird Raumtemperatur bis 380 C bevorzugt. Ferner können je nach der Beständigkeit
des Polythiosulfats höhere Temperaturen, z. B. bis ioo° C, angewendet werden. Es
wurde gefunden, daß solche Temperaturen in gewissen Fällen vorteilhaft sind, bei denen eine hohe
Reaktionsgeschwindigkeit erforderlich ist. Wenn eine vollständige Umsetzung zwischen dem organischen
Poly thiosulfat und dem reduzierten Keratin gewünscht wird, kann die Umsetzungsdauer dadurch
bestimmt werden, daß man den keratin-
haltigen S toff während der Behandlung der üblichen Nitroprussidprobe unterwirft und die Behandlung
mit demThiosulfat so lange fortsetzt, bis eine negative
Reaktion auf SuIfhydrylgruppen erhalten wird. Die tatsächliche Zeit der Reaktion kann sich natür lieh
mit der Temperatur, der Konzentration und der Art des Thiosulfats ändern.
Die erfindungsgemäße Umsetzung mit dem PoIythiosulfat
erfolgt im allgemeinen mit reduziertem ίο Keratin, sie kann aber auch gleichzeitig mit der
Reduktion erfolgen. In diesem Fall wird eine Lösung verwendet, die sowohl ein Reduktionsmittel
als auch ein Polythiosulfat enthält. In einem solchen
Einstufenverfahren ist die Verwendung von Sulfit, Bisulfit, Thioharnstoffperoxyd als Reduktionsmittel
der Verwendung von Merkaptanen vorzuziehen. In der Lösung enthaltenes Merkaptan und Polythiosulfat
müssen miteinander verträglich sein. Beispielsweise bildet sich in einer Lösung, die Thioglykolat
und Laurylthiosulfat enthält, zuweilen ein Niederschlag aus organischem Disulfid, wieLauryldisulfid,
als Folge einer Umsetzung des Merkaptans mit dem Thiosulfat. Durch das Ausfallen des Dibulfids
wird das für die erfindungsgemäße Um-Setzung benötigte Merkaptan und Thiosulfat verbraucht.
Daher werden bei der Verwendung von Polythiosulfaten, deren entsprechende Disulfide unlöslich
sind, zweckmäßig Reduktionsmittel verwendet, die mit dem Polythiosulfat kein derartiges
Sulfid bilden können, also solche, die zwar mit den Disulfidbindungen des Keratins unter Bildung von
SuIfhydrylgruppen reagieren, jedoch selbst keine Sulfhydrylgruppen enthalten, wie beispielsweise
das erwähnte Thioharnstoffperoxyd, wasserlösliche Sulfite und Bisulfite.
Daß eine chemische Umsetzung zwischen den Sulfhydrylgruppen des reduzierten keratinhaltigen
Stoffes und dem Polythiosulfat stattfindet, ist aus der bleibenden Gewichtszunahme des keratinhaltigen
Stoffes bei der Behandlung zu entnehmen.
Die vorteilhafte Wirkung des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird durch die Messung der Festigkeit der Fasern und Verminderung der Schrumpfung
von Wollfasern während desWaschens in wäßrigen Seifenlösungen ersichtlich.
Bei der Bestimmung der Festigkeit von Haarfasern wird die als »Scott IP 2 Serigraph« (vgl.
»Scott Testers — Instruction for IP — 2 Serigraph«, herausgegeben von I-P Henry L. Scott
Company, Providence, Rhode Island) bekannte Vorrichtung verwendet, bei der die Dehnung der
keratinhaltigen Fasern bei gleichmäßig ansteigender Belastung aufgezeichnet wird. Das Verhältnis
der nach und vor der Umwandlung erforderlichen Belastung, um einen feuchten Strang von zwölf
Fasern um 20 oder 30% der ursprünglichen Länge zu strecken, wird als «20- oder 30%-Index« bezeichnet.
Je höher der Index ist, desto stärker ist die Faser. Die Vorrichtung ist mit zwei Klammern
ausgestattet, zwischen welchen der Strang von zwölf Fasern der keratinhaltigen Substanz befestigt
ist. Der Strang ist von einem mit Wasser gesättigten Geflecht umgeben, das das Haar während des
Streckens feucht hält. Eine dieser Klammern ist an einer zunächst waagerechten Stange befestigt, die
bei Inbetriebnahme der Vorrichtung mit gleichmäßiger Geschwindigkeit aufgerichtet wird. Die
andere Klammer ist an einem belasteten Schlitten befestigt, der sich entlang der Stange und von der
ersteren Klammer fortbewegt, wenn die Stange aufgerichtet wird. Bei Zunahme des Neigungswinkels
der Stange steigt die Spannungsbelastung, die durch den Wagen ausgeübt wird, gleichmäßig
an, und der Faserstrang wird verlängert. Das Verhältnis zwischen Belastung und Verlängerung wird
fortlaufend durch eine Feder, die an dem sich bewegenden Wagen befestigt ist, aufgezeichnet.
Wenn die Verlängerung des Stranges 20 oder 30% der ursprünglichen Stranglänge erreicht, wird
die Vorrichtung umgekehrt, und die Stange kehrt langsam und gleichmäßig in die waagerechte Lage
zurück. Bei Abnahme der Belastung zieht sich der Strang zusammen, und zwar gewöhnlich mit geringerer
Geschwindigkeit als bei der Verlängerung, so daß auf dem Diagramm eine Hysteresisschleife
gebildet wird. Die für eine 20- oder 30°/oige Streckung erforderliche Belastung kann aus dem
Diagramm abgelesen werden.
Bei der Bestimmung der Minderung der WoIlschrumpfung
während des Waschens, wie sie durch die erfindungsgemäße Umwandlung erreicht wird,
wurde folgendes Verfahren angewendet. Ein Stück eines mit Alkohol extrahierten Wollflanells von der
Größe von 38 cm2 wurde zuerst erfindungsgemäß behandelt und dann unter standardisierten Bedingungea
zusammen mit einem 38 cm2 großen unbehandelten, mit Alkohol extrahierten Stück Stoff in
einer unter der Bezeichnung »H 46-Easy-Washer« bekannten Vorrichtung 40 Minuten bei 460 C mit
151 einer o,4%igen Lösung handelsüblicher Kokosnußölfettsäure-Talg-Fettsäure-Seife
(bekannt unter dem Handelnamen »Oxidol«) gewaschen, die Seifenlösung abgepreßt und die gewaschenen Stücke
mit 15 1 Spülwasser bei 460 C 20 Minuten gerührt.
Das Spülwasser wurde abgepreßt. Die Stücke wurden in eine Trockenschleuder gebracht und anschließend
an der Luft getrocknet. Diese Bedingungen wurden gewählt, um bei einer Wäsche eine
solche Schrumpfung zu erzielen, wie sie unter normalen Bedingungen nur nach mehrmaligem Waschen
festzustellen ist.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Strähnen von je zwölf Menschenhaaren wurden an beiden Enden verklebt. Jede Strähne wurde
Stunden bei 380 C mit einer o^molaren Lösung
von Kaliumthioglykolat bei einem pH-Wert von 4,5 reduziert. Nach der Reduktion wurde jede Strähne
gründlich in Wasser gespült und dann 16 Stunden bei 380 C in i°/oige Lösung folgender Dithiosulfate
eingetaucht: Methylen-(thiosulfat), Dimethylendi-(thiosulfat),
Trimethylendi-(thiosulfat) und Tetra- 1*5 methylendi-(thiosulfat).
Zum Vergleich wurde eine Strähne von reduziertem Haar mit Trimethylendibromid nach dem Verfahren
der USA.-Patentschrift 2 434 562 behandelt.
Die behandelten Strähnen wurden im sogenannten »Scott-Serigraph« geprüft. In jedem Fall war
die Strähne von reduziertem Haar, die mit dem Polythiosulfat behandelt worden war, auffallend
fester als die nach dem bekannten Verfahren behandelte.
Beispiel 2
Beispiel 2
Stücke von Wollflanell, durchweiche aus je zwölf Menschenhaaren bestehende Haarsträhnen gezogen
worden waren, wurden 30 Minuten bei 380 C mit der folgenden Lösung reduziert:
Merkaptoäthanol 2 Teile
Dithiodiäthanol 0,5 Teile
Ammoniumsulfit 1 Teil
Ammoniak und
Wasser (pH-Wert = o,,3) .... auf 100 Teile
Nachdem die reduzierten Proben 1 Stunde in fließendem Wasser gründlich gespült worden waren,
wurden sie 6 Stunden bei 380C mit 2°/oigen Lösungen
folgender Dithiosulf ate behandelt: Dimethyl en-, Trimethylen-, Tetramethylen-, Pentamethylen-,
Hexamethylen- und Triglykoldi-(thiosulfat). Die Stücke wurden dann in Wasser gespült, um die Dithiosulfatlösung
zu entfernen. Die durch das Stück gezogene Haarsträhne wurde mit Hilfe des »Serigraphen«
geprüft.
Die Schrumpfung der Stücke wurde nach dem oben beschriebenen Waschverfahren bestimmt.
Die Werte für den 20%-Index ergeben, daß in allen Fällen eine nur geringe Schädigung des
Haares erfolgte und daß die Strähnen ausgezeichnete Dehnbarkeit besitzen.
Die Schrumpfungsergebnisse an den Wollstücken zeigen, daß durch die Behandlung eine zumindest
5o°/oige Verminderung der Schrumpfung erzielt wurde, verglichen mit einem entsprechenden gewaschenen,
unbehandelten Wollstück.
Die erhaltenen Werte sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Dithiosulfat | Haar »20 %-Index« |
Flächen schrumpfung beim Waschen |
Dimethylen- Trimethvlen- Tetramethylen- Pentamethylen- Hexamethylen- Triglykol-*) Ursprüngliche Wolle .... |
0,87 0,85 0,84 0,82 O,8o 0,87 I,O |
25 2O 19 14 5 II 47 |
*) Triglykoldi-(thiosulfat) hat die Formel
NaO3SS-CH2-CH2-O-CH2-CH2-O-CH2-CH2-SSO3Na.
Die Werte für die Alkalilöslichkeit, die bei ι stündiger Behandlung der Wollstücke bei 650C
mit einer 0,1 η Natriumhydroxylösung bestimmt wurden, zeigten einen geringen oder keinen Abbau
des Keratins durch die Behandlung an.
An Stelle der im obigen Beispiel verwendeten Dithiosulfate kann im wesentlichen mit dem
gleichen Erfolg Propylendi-(thiosulfat)
CH3 — CH — CH2SSO3Na
SSO3Na
oder Trinatriumglyceryltri- (thiosulfoacetat)
H2C CH CH2
0 0 0
co co co
CH2 C-fcl2 ^ί*2
SS S
SO3Na SO3Na SO3Na
verwendet werden.
In diesem Beispiel erfolgt die Behandlung von Wolle und Haar einstufig mit einer Lösung, die ein
Reduktionsmittel und ein zweiwertiges Thiosulfat enthält.
Wollstücke, durch die wie im Beispiel 2 Menschenhaarsträhnen gezogen worden waren,
wurden mit folgenden Lösungen A und B behandelt.
95
Bestandteil
Lösung
A Teile
92
B Teile
3 3
zu 100
NaHSO3
Thioharnstoffperoxyd
Trimethylendi- (thiosulfat) ....
28°/oiges NH3 zur Einstellung
des pH-Wertes 8 H2 O
Nach iöstündiger Behandlung mit den Lösungen
bei 490 C wurden die Wollstücke mit den Haarsträhnen ι Stunde in fließendem Wasser gespült
und dann mit Alkohol extrahiert.
Bei beiden Behandlungen ergab sich aus dem »20%-Index« eine geringe oder keine Beschädigung
und eine gute Dehnbarkeit. Waschversuche an den Wollstücken, verglichen mit einem entsprechenden
Stück der ursprünglichen, unbehandelten Wolle ergaben in beiden Fällen eine Schrumpfungsverminderung
von weit mehr als 50%. Die Schrumpfung durch Behandlung mit der Lösung A betrug sogar nur ungefähr 7°/o, verglichen mit 39% der
ursprünglichen, unbehandelten Wolle.
Claims (7)
- Patentansprüche:i. Verfahren zur Änderung der Eigenschaften von keratinhaltigen Stoffen, besonders von Haaren oder Wolle, durch Reduktion des Keratins mit schwefelhaltigen Reduktionsmitteln und Umsetzen des reduzierten Keratins mit gesät-909 555/24tigten oder ungesättigten organischen Thiosulfaten in wäßriger Lösung bei einem pji-Wert von 4,0 bis 10,5, dadurch gekennzeichnet, daß man das reduzierte Keratin mit mindestens einem organischen gesättigten oder ungesättigten Di- oder Poly-(thiosulfat) umsetzt.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das reduzierte Keratin vor der Umsetzung mit dem Polythiosulfat im wesentlichen von noch darin vorhandenen reduzierenden Mitteln durch Auswaschen befreit wird.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umsetzung so lange fortsetzt, bis sämtliche Sulfhydrylgruppen der zu behandelnden Stoffe im wesentlichen mit dem Polythiosulfat umgesetzt sind.
- 4. Verfahren nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß man als Polythiosulfat ein Dithiosulfat eines Alkans mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, wie Methylendithiosulfat oder Dodekandithiosulfat, verwendet.
- 5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als keratinhaltige Stoffe reduziertes Wollkeratin verwendet.
- 6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Reduktion der keratinhaltigen Stoffe und die Umsetzung mit dem Polythiosulfat gleichzeitig durchführt.
- 7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man zur gleichzeitigen Reduktion und Umsetzung der keratinhaltigen Stoffe Thioharnstoffperoxyd oder ein wasserlösliches Sulfit oder Bisulftt in Mischung mit mindestens einem wasserlöslichen Alkan- oder Alkenpolythiosulfat oder deren Substitutionsprodukte verwendet.In Betracht gezogene Druckschriften:
Belgische Patentschrift Nr. 501 588;
USA.-Patentschrift Nr. 2434562;
britische Patentschrift Nr. 453 700;
Journal of the Chemical Society, Bd. 127, 1925, S. 2887 bis 2891.©909 555/2+7.59
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DEP7499A DE972419C (de) | 1950-08-11 | 1952-04-20 | Verfahren zur AEnderung der Eigenschaften von keratinhaltigen Stoffen |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US178981A US2615782A (en) | 1950-08-11 | 1950-08-11 | Modification of keratin |
DEP7499A DE972419C (de) | 1950-08-11 | 1952-04-20 | Verfahren zur AEnderung der Eigenschaften von keratinhaltigen Stoffen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE972419C true DE972419C (de) | 1959-07-16 |
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ID=25989721
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DEP7499A Expired DE972419C (de) | 1950-08-11 | 1952-04-20 | Verfahren zur AEnderung der Eigenschaften von keratinhaltigen Stoffen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE972419C (de) |
Cited By (1)
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DE1150943B (de) * | 1961-01-31 | 1963-07-04 | Guenther Vogt Dipl Chem Dr | Verfahren zur dauernden Verformung von Keratinfasern, insbesondere lebendem Haar |
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BE501588A (de) * | ||||
GB453700A (en) * | 1934-12-10 | 1936-09-10 | John Bamber Speakman | Improvements in and relating to the treatment of fibres or fibrous materials containing keratin |
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-
1952
- 1952-04-20 DE DEP7499A patent/DE972419C/de not_active Expired
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