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Haarpflegemittel Um eine positive Beeinflussung des Haarwuchses zu
erzielen, sind schon Mittel der verschiedensten Art empfohlen worden. Für einen
gesunden kräftigen Haarwuchs scheint das Zusammenwirken vieler Faktoren, wie z.
B. Hormonsekretion, Vitaminzufuhr, die in Spuren im Körper vorkommenden Schwermetalle,
das Gleichgewicht des autonomen Nervensystems und die regionale Haut durchblutung
von Bedeutung zu sein. Insbesondere der letztgenannte Faktor, die Durchblutung der
Kopfhaut, scheint ein Schlüsselpunkt zur Beeinflussung des Haarwachstums zu sein,
und möglicherweise wirken die anderen Faktoren nicht direkt, sondern über die Regelung
der Hautdurchblutung auf den Haarwuchs ein.
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Deshalb sind schon mehrfach Mittel und Methoden bekannt und in der
Literatur beschrieben worden, die zum Zwecke der Haarpflege eine Steigerung der
Hautdurchblutung zum Ziele haben; z. B. wurden Nikotinsäure und ihre Derivate, insbesondere
ihre Ester, zur Erzeugung einer Hyperämie in der Kopfhaut verwandt. Als noch wirksamer
werden in der Literatur Injektionen mit Acetylcholin beschrieben.
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Dem Acetylcholin als hyperämisierendem und damit als Haarpflegemittel
haften jedoch erhebliche Mängel und Unbequemlichkeiten an. Nach den bisherigen Erkenntnissen
ist es für eine äußerliche Anwendung schlecht geeignet; es muß daher injiziert werden.
Dies stellt eine recht unbequeme Form der Anwendung dar. Außerdem werden die Injektionen
von einigen Personen schlecht vertragen, es können danach Schmerzen auftreten, ja
sogar kollapsähnliche Zustände sind in Ausnahmefällen beobachtet und in der Literatur
beschrieben worden.
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Es wäre mithin wünschenswert, ein Haarpflegemittel zu besitzen, daß
die gute hyperämisierende Wirkung des Acetylcholins besitzt, ohne jedoch die Nachteile
des Injektionszwanges und der schlechten Verträglichkeit aufzuweisen.
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Es wurde nun gefunden, daß man dieselbe gute Steigerung der Hautdurchblutung
wie mit Acetylcholin-Injektionen mit Einreibungen soicher Mittel erreichen kann,
die Verbindungen aus der Gruppe der pantothensauren Tetraalkylammoniumbasen enthalten.
Besonderen Wert als haarpflegende und haarwuchsfördernde Mittel besitzen dabei die
Trimethylalkylammoniumpantothenate, deren Alkylrest durch polare Gruppen substituiert
sein kann. Unter »Alkylgruppen« seien hier niedermolekulare acyclische Reste verstanden,
die einen oder mehrere polare Gruppen enthalten können.
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Beispielsweise seien die Pantothenate folgender Basen genannt: Acetylcholin,
Carbaminoylcholin, Acetyl-ß-methylcholin. Die gute Wirkung dieser Verbindungen bei
äußerlicher Anwendung ist über-. raschend und war deshalb nicht zu erwarten, weil
das Resorptionsvermögen der Haut für Salze im allgemeinen gering ist. Für andere
Salze der obengenannten -Basen trifft diese Regel auch zu. So ist beispielsweise
bekannt, daß Acetylcholin-chlorid eine ausreichende Wirkung nur nach Injektion in
die Haut zeigt und für eine äußerliche Anwendung nicht geeignet ist.
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Ob die Pantothenate bei äußerlicher Anwendung deshalb so gut wirken,
weil die Salzbildung mit der Pantothensäure die Wirkung der Basen an sich erhöht,
oder ob das Eindringungsvermögen in die Haut gesteigert wird, ist nicht bekannt.
Auf jeden Fall ist die überraschende Wirksamkeit der Pantothenate dieser starken
organischen Basen als ihre spezifische Eigenschaft anzusehen.
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Ferner wurde gefunden, daß die Wirkung der Tetraalkylammonium-pantothenate
noch durch Zusätze, deren haarpflegende Wirksamkeit bekannt ist; gesteigert werden
kann.
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Insbesondere wird die Wirkung unterstützt durch eine Reihe von Alkaloiden.
In Frage kommen natürliche Alkaloide wie Pilocarpin und Eserin und synthetische
wie der Dimethylcarbaminsäureester des m-Oxyphenyl-trimethyl-ammoniummethylsulfats
und Miotin. Letzteres wird chemisch bezeichnet als N-Methylurethan des N-Dimethyl-a-(3'-oxyphenyl)-äthylamins
und ist beschrieben bei H. P. Kaufmann »Arzneimittel-Synthese«, Springer-Verlag
Berlin/Göt-, tingen/Heidelberg, I953, 5. 171.
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Weiterhin kann die Wirkung der erfindungsgemäßen Haarpflegemittel
unterstützt werden durch Zusatz von Hormonen, Vitaminen sowie antiseptischen Mitteln.
Die günstige Wirkung dieser Stoffe auf den Haarwuchs und die Beschaffenheit der
Haare ist bekannt und kann auch im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Mittel
ausgenutzt werden.
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Die Haarpflegemittel gemäß vorliegender Erfindung 'können in Form
wäßriger oder wäßrig-alkoholischer Lösungen hergestellt werden, oder die wirksamen
Bestandteile werden einer Salbengrundlage einverleibt, die von der Haut, leicht
resorbiert werden kann.
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Die Herstellung der Tetraalkylammonium-pantothenate ist bisher in
der chemischen Literatur nicht beschrieben. Die Salze werden durch einfaches Zusammengeben
äquimolekularer Mengen der freien Tetraalkylammoniumbasen und der freien Pantothensäure
in wäßrigem Medium erhalten. Die freien Tetraalkylammoniumbasen werden aus den durch
Synthese leicht zugänglichen Tetraalkylammoniumchloriden erhalten; diese werden
durch einen stark basischen Ionenaustauscher zu den freien Basen umgesetzt.
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Entsprechend wird die freie Pantothensäure aus dem Natriumpantothenat
und einem stark sauren Ionenaustauscher erhalten. Die erhaltenen Tetraalkylammonium-pantothenate
stellen sehr viskose Substanzen dar, welche im Hochvakuum nicht ohne Zersetzung
destilliert werden können.
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Es folgen einige Rezepte, die die Erfindung beispielhaft erläutern:
I. 12,50010 Stearinsäure o, 00°/o Sorbitanmonostearat 6,oo 0!o Polyoxyäthylen-Sorbitanmonostearat
1,50 0/o Acetylcholinpantothenat (mindestens 92%ig) 70,00 01o Wasser 100,00 % 2,
1,00 % Carbaminoylcholin-pantothenat (mindestens 920l0ig) 30,000J0 Alkohol 69,00
% Wasser 100,00010 3. 1,00 % Acetyl-ß-methylcholinpantothenat (mindestens 92%ig)
70,00% Alkohol 29,000/0 Wasser 100,00 01o Der Patentschutz erstreckt sich nicht
auf die Herstellung und Verwendung des Mittels für therapeutische Zwecke.