DE955057C - Verfahren zur Herstellung von Vinylidenchlorid und Vinylchlorid - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von Vinylidenchlorid und Vinylchlorid

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DE955057C
DE955057C DED13658A DED0013658A DE955057C DE 955057 C DE955057 C DE 955057C DE D13658 A DED13658 A DE D13658A DE D0013658 A DED0013658 A DE D0013658A DE 955057 C DE955057 C DE 955057C
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Eldred L Dance
Philip H Dirstine
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    • C07ORGANIC CHEMISTRY
    • C07CACYCLIC OR CARBOCYCLIC COMPOUNDS
    • C07C17/00Preparation of halogenated hydrocarbons

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  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Organic Chemistry (AREA)
  • Organic Low-Molecular-Weight Compounds And Preparation Thereof (AREA)

Description

  • Verfahren zur Herstellung von Vinylidenchlorid und Vinylchlorid Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Chlorierung von Äthan oder eines Äthan-Äthylen-Gemisches, das in der Hauptsache aus Äthan besteht und bei dessen Ausführung eine erhöhte Temperatur angewandt wird sowie Bedingungen eingehalten werden, daß als Reaktionsprodukte hauptsächlich Vinylidenchlorid und Vinylchlorid erhalten werden.
  • Insbesondere wird erfindungsgemäß ein Verfahren beansprucht, bei dem Vinylidenchlorid (I, I-DiChlOräthylen) durch direkte Chlorierung durch einen einzigen Verfahrensschritt aus einer Ausgangsmenge von Kohlenwasserstoffen mit 2 Kohlenstoffatomen in guter Ausbeute erhalten werden kann. Bislang wurde Vinylidenchlorid gewerblich aus Trichloräthan durch eine Chlorwasserstoffabspaltung erhalten. Theoretisch ist es möglich Vinylidenchlorid in einem einzigen Verfahrensschritt durch direkte Chlorierung von Äthylen nach folgender Gleichung zu erhalten: Bei der Ausführung ergibt sich jedoch, daß die Ausbeute an Vinylidenchlorid, die man durch eine derartige, unmittelbare Chlorierung von Äthylen erhalten kann, zu niedrig ist, um wirtschaftlich zu sein. Denn die dabei gleichzeitig eintretende Bildung einer großen Menge hochsiedender Polymerer verursacht einen zu großen Verbrauch an Ausgangsmaterialien.
  • Es wurde nun festgestellt, daß eine Chlorierung von Äthan in der Hitze unter den nachfolgend angeführten Bedingungen zu einem wesentlich anderen Ergebnis führt. Hierbei erhält man Vinylidenchlorid gleichzeitig mit Vinylchlorid in guter Ausbeute. Bezüglich dieser Erfindung wird auf die folgende Beschreibung sowie auf die Zeichnung verwiesen.
  • In dieser Zeichnung stellt Fig. I schematisch die Aufeinanderfolge der Reaktionen dar und führt die hauptsächlichen Produkte an, so wie sie bei der Behandlung von Äthan mit Chlor unter den Bedingungen der Erfindung anfallen.
  • Fig. 2 zeigt im Fließschema die Bewegung der Materialien bei einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens.
  • Erfindungsgemäß wird die Chlorierung von Äthan mit gasförmigem Chlor so geleitet, daß die Hauptreaktionsprodukte Vinylidenchlorid und Vinylchlorid sind, wobei Mengen anfallen, die 60 bis So Molprozent, berechnet auf das verbrauchte Äthan, entsprechen.
  • Man erhält dieses Ergebnis, wenn man die Reaktionsbedingungen so einstellt, daß die Chlorierung von Äthan von einer gleichzeitigen Chlorwasserstoffabspaltung der primären, gesättigten, chlorierten Äthane begleitet ist, wobei die entsprechenden ungesättigten Derivate gebildet werden. Die wesentlichen Bedingungen zur Herbeiführung der obigen Ergebnisse sind folgende: I. die Aufrechterhaltung eines molaren Verhältnisses von C12 zu C2H6 zwischen 1,9 und 3; 2. die Begrenzung der Maximaltemperatur in der Reaktionszone auf etwa zwischen 450 und 600°; 3. eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gase in der Reaktionszone von 0,5 Sekunden und darüber und 4. die Zumischung eines indifferenten, gas- oder dampfförmigen Verdünnungsmittelsze den Reaktionsgasen in Mengen, die ausreichend sind, um die Reaktionstemperatur auf der gewünschten Höhe zu halten.
  • Bei praktischer Ausführung des Verfahrens wird eine Anzahl gesättigter und ungesättigter, chlorierter Derivate des Äthans gebildet, wobei die einzelnen Verbindungen entsprechend der Temperatur und dem C12-C2 H6-Verhältnis in verschiedenen Mengen auftreten. Der Verlauf der Reaktion, obwohl an sich verwickelt, ist jedoch durch die Reaktionsbedingungen hinreichend festgelegt. Er führt überwiegend zur Bildung bestimmter Isomerer unter Vorzug vor den anderen möglichen Isomeren und Derivaten.
  • Die ablaufenden Reaktionen und dabei gebildeten Produkte werden schematisch in Fig. I gezeigt. In dieser sind die Produkte angeführt, die bei der Reaktion von Äthan mit I bis 4 Mol Chlor und bei der Chlorwasserstoffabspaltung der primär chlorierten Äthane gebildet werden, sowie die Chlorierungsprodukte dieser durch Chlorwasserstoffabspaltung erhaltenen Derivate.
  • Die zunehmende Chlorierung von Äthan unter den Bedingungen vorliegender Erfindung führt vorwiegend zur primären Bildung unsymmetrisch chlorierter Äthane in folgender Reihenfolge: Die gesättigten Chloräthane, die nach und nach gebildet werden, werden dabei entweder zur nächsthöheren Chlorierungsstufe chloriert, oder sie erleiden eine Chlorwasserstoffspaltung, wobei die entsprechenden, ungesättigten Verbindungen gebildet werden, die ihrerseits durch Addition von Chlor an die Doppelbindung chloriert werden können oder auch durch Substitution chloriert werden können. Diese Produkte können dann wiederum eine Chlorwasserst offspaltung sowie Chlorierungen bei weiteren Behandlungsstufen erfahren.
  • Äthylchlorid C2 H5 Cl, das die erste Chlorierungsstufe -des Äthans darstellt (vgl. hierzu Fig. I), wird selten in dem Reaktionsprodukt vorliegenden Verfahrens gefunden und auch dann nur in sehr kleinen Beträgen, doch finden sich Äthylen (C2H4), das Salzsäureabspaltungsprodukt der zuvor angeführten Verbindung sowie die chlorierten Derivate des Äthylens stets an, wobei in dem Maße, wie das Cl2-C2H(;-Verhältnis zunimmt, der Anteil des Äthylens abfällt und der Anteil der chlorierten Derivate desselben ansteigt.
  • Äthylidenchlorid (I, I-Dichloräthan) ist im Reaktionsprodukt nur in geringer Menge enthalten. Dafür ist aber Vinylchlorid, das Produkt der Chlorwasserstoffabspaltung aus obigem, in erheblichen Mengen zugegen, bis das Cl2-C2H6-Verhältnis sich der Zahl 3 nähert. Die weiteren Chlorierungsprodukte des Vinylchlorids sind in dem Maße, wie der Anteil des Vinylchlorids in dem Reaktionsprodukt absinkt, in steigenden Beträgen zugegen.
  • Methylchloroform (I, I, I-Trichloräthan) ist im Reaktionsprodukt in geringer Menge zugegen. Sein Salzsäureabspaltungsprodukt, Vinylidenchlorid, findet man aber stets in erheblichen Anteilen bei allen Verhältnissen von Chlor zu C2Hß.
  • Äthylen, das durch Salzsäureabspaltung aus Äthylchlorid gebildet wird, kann durch Anlagerung chloriert werden und bildet dabei Äthylenchlorid (I, 2-Dichloräthan). Letzteres erfährt leicht Salzsäureabspaltung und bildet dabei in Gegenwart von Chlor Vinylchlorid.
  • Äthylen kann auch unmittelbar durch Substitution chloriert werden und bildet dabei Vinylchlorid.
  • Äthylenchlorid ist nur in geringer Menge in den Umsetzungsprodukten des Verfahrens enthalten.
  • Die Chlorierung von Vinylchlorid durch Addition führt zur Bildung von I, I, 2-Trichloräthan, das unter Salzsäureabspaltung bei den Reaktionsbedingungen hauptsächlich cis- und trans-I, 2-Dichloräthylen bildet. Diese Verbindungen sind im Reaktionsprodukt in geringem Betrage zugegen, der ansteigt, wenn das Cl2-C2Hß-Verhältnis ansteigt, und in dem der Anteil an Vinylchlorid in dem Produkt abfällt.
  • Unter den erfindungsgemäßen Verfahrensbedingungen werden geringe Beträge an Tetrachloräthanen und deren Salzsäureabspaltungsprodukt Trichloräthylen gebildet, in Beträgen, die mit wachsendem Cl2-C2Hß-Verhältnis ansteigen. Das unsymmetrische I, I, I, 2-Tetrachloräthan ist unmittelbar ein Chlorierungsprodukt des Äthans, während das symmetrische I, I, 2, 2-Tetrachloräthan indirekt vom Äthylen abgeleitet wird. Unter erfindungsgemäßen Verfahrensbedingungen steigt der Betrag an Trichloräthylen an, wenn besondere Bedingungen vorherrschen, die ein Abfallen der Ausbeute an Vinylchlorid verursachen.
  • Mithin liegen bei dem Verfahren, wie es Fig, I zeigt, zwei hauptsächliche Reaktionsaufeinanderfolgen vor, die durch in gestrichelten Linien ausgeführte Recht- ecke dargestellt werden und die als die Äthanreihe und die Äthylenreihe bezeichnet werden können. Das Hauptprodukt der Äthanreihe ist Vinylidenchlorid, das durch Chlorwasserstoffabspaltung aus I, I, I-Trichloräthan gebildet wird. Bei der Äthylenreihe ist das Hauptprodukt Vinylchlorid, das durch Chlorwasserstoffabspaltung aus I, I-Dichloräthan gebildet werden kann oder durch Substitution aus Äthylen durch Chlorierung. Betrachtet man das Verfahren unter dem Gesichtspunkt, daß eine maximale Ausbeute an Vinylidenchlorid zu erzielen ist, so kann man Vinylchlorid als Produkt einer Nebenreaktion ansehen. hervorgerufen durch Abspaltung von Chlorwasserstoff aus einem Teil des Äthylchlorids und Äthylidenchloiids, die als primäre Produkte gebildet wurden.
  • Vinylchlorid wird nicht irgendwie in in Betracht kommenden Mengen durch Chlorierung in Vinylidenchlorid übergeführt.
  • Man kann auch bei dem Verfahren Mischungen von Äthan und Äthylen verwenden, wenn der Äthananteil mehr als 500/0 in der zugeführten Gasmischung ausmacht. Allerdings erhält man hierbei eine etwas niedrigele Ausbeute an Vinylidenchlorid. Falls Äthylen in der Ausgangsgasmenge enthalten ist, sollte das Volumverhältnis von Chlor zu Kohlenwasserstoff in Übereinstimmung mit den verhältnismäßigen Verbindungsgewichten von Chlor mit Äthan oder Äthylen eingestellt werden, damit man Derivate erhält, die den gleichen Grad der Chlorierung aufweisen. Theoretisch erfordert Äthylen I Mol Chlor weniger als Äthan, um chlorierte Äthanderivate zu bilden, die die gleiche Zahl an Chloratomen aufweisen, wie die folgenden Cleichungen zeigen: Benutzt man mithin eine Mischung von Äthan und Äthylen als Ausgangsgas, so liegt das Molverhältnis von Chlor zu Kohlenwasserstoff bei 1,9 bis 3 für den Äthangehalt des Ausgangsmaterials und von o,g bis 2 für den Äthylengehalt. Man kann dies durch die folgende Gleichung ausdrücken: Mol C12 = x Mol C2H6 + (xI) MolC2H4 Hierin bedeutet x einen Wert zwischen 1,9 und 3.
  • Um für die Chlorierung vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, wurden drei Versuchsreihen ausgeführt, bei denen erstens Äthylen, zweitens eine Mischung von einem Volumteil Äthylen und 2 Volumteilen Äthan und drittens Äthan als Ausgangsgas verwendet wurden. Das Chlorvolumen entsprach in jedem Falle einem x-Wert von 2,7 in der obigen Formel. Das Ausgangsgas wurde mit einer ausreichenden Menge Frischdampf vermischt, damit die Reaktionstemperatur ein Maximum von 530° nicht übersteigen sollte.
  • Die Durchschnittswerte der verschiedenen Versuchsreihen mit dem jeweiligen Ausgangsgas zeigt die folgende Tabelle I, in der die Ausbeuten an Vinylidenchlorid und Vinylchlorid, berechnet auf Kohlenwasserstoffgas im Ausgangsgas, angegeben sind.
  • Tabelle I
    Ausbeute in 01*
    Vinyl-
    Ausgangsgas Vinyl- ins-
    iden-
    chlorid gesamt
    C2H4.............. 36,6 12,7 49,3
    IVolC2H4 + 2VolC2H6 29,6 34a4 64,0
    C2H Ha 25 ,8 25,8 4I,4 67,2
    Das starke Ansteigen der Ausbeute sowohl an Vinylidenchlorid als auch der Gesamtausbeute an Vinylidenchlorid zuzüglich Vinylchlorid bei einem Ausgangsgas, das in der Hauptsache aus Äthan besteht, ist klar ersichtlich.
  • Wenn man bei demVerfahren Chlor undÄthan in Anteilen von 1,9 bis 3 Mol Chlor auf I Mol C2Hß umsetzt, so würde man erheblich mehr Wärme in Freiheit setzen, als erforderlich ist, um die Temperatur der Gase auf die vorgeschriebene Höhe von 450 bis 600° zu bringen.
  • Durch diesen Wärmeüberschuß würde eine Zersetzung der Kohlenwasserstoffe und ihrer chlorierten Derivate sowie eine Bildung von freiem Kohlenstoff eintreten.
  • Um diese Erhitzung und die daraus sich ergebende Zersetzung zu vermeiden, werden die an der Reaktion beteiligten Gase mit einem indifferenten Gas oder Dampf, das zur Verdünnung dienen soll, in ausreichenden Mengen zwecks Regelung der Reaktionstemperatur im gewünschten Maße versetzt. Beispiele für geeignete Verdünnungsmittel sind: Stickstoff, Frischdampf, Chlorwasserstoff, Kohlenstofftetrachlorid, Perchloräthylen. Für das Verhältnis des angewandten Volumens desVerdünnungsmittels zu den angewandten Volumen an Chlor und Äthan besteht keine feste Beziehung. In Übereinstimmung mit dem Cl C2 Cl2-C2H6-Verhältnis der Ausgangsgase sowie deren Temperatur und der Temperatur, die in der Reaktionszone aufrechterhalten werden muß, der Strahlungseigenschaften des Reaktionsgefäßes und der spezifischen Wärme des besonderen Verdünnungsmittels kann die Menge des Verdünnungsmittels variiert werden. Der Anteil des in einem jeweiligen Fall anzuwendenden Verdünnungsmittels wird unter Berücksichtigung der oben angeführten Grenzwerte empirisch festgelegt. Wenn auch von Fall zu Fall erhebliche Abweichungen statthaft sind, so wird doch im allgemeinen das Volumen des Verdünnungsmittels größer sein als die Summe der Volumina an Chlor und an Kohlenwasserstoff. Wenn man für gewisse Fälle das Volumen an Verdünnungsmittel bestimmt hat, so kann man die anzuwendende Menge an Verdünnungsmittel dazu verwenden, die Temperatur der Reaktionszone innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen durch Veränderung der Zufuhrrate des Verdünnungsmittels zu variieren.
  • Das Verfahren der Erfindung wird ohne Anwendung eines Katalysators durchgeführt.
  • Bevorzugte Verfahrensbedingungen innerhalb der bereits festgestellten Grenzen sehen ein Verhältnis von C12 zu C2H0, das zwischen 2,3 und 2,7 liegt, vor sowie eine Temperatur, die zwischen 500 und 550° liegt und eine Verweilzeit in der Reaktionszone von etwa I bis 1,5 Sekunden. Doch ändert eine längere Verweilzeit -die Ergebnisse nicht wesentlich. Das bevorzugte Verdünnungsmittel ist Chlorwasserstoff, der bei der Reaktion gebildet, von den Reaktionsprodukten abgetrennt und dann in den Beträgen, die notwendig sind, um die gewünschte Temperatur aufrechtzuerhalten, in den Kreislauf zurückgeführt wird.
  • Die Erfindung ist besonders dadurch gekennzeichnet, daß Vinylidenchlorid den Hauptbestandteil des Reaktionsproduktes bildet. Außerdem sind einige der in geringeren Mengen vorhandenen Bestandteile des Reaktionsproduktes leicht in Vinylidenchlorid überführbar. Sowohl Äthylidenchlorid und Methylchloroform, die aus dem Reaktionsprodukt isoliert werden können, können in den Kreislauf zurückgeführt werden, wobei die Ausbeute an Vinylidenchlorid erhöht wird. Äthylidenchlorid, den Ausgangsmaterialien zugemischt, ist in Vinylchlorid und Vinylidenchlorid in etwa den gleichen Anteilen wie Äthan überführbar.
  • Führt man Äthylidenchlorid in den Kreislauf zurück, so ist der Betrag an Chlor im Ausgangsmaterial vorzugsweise so einzustellen, daß dem Chlorgehalt (2 Mol) dieser Verbindung Rechnung getragen wird.
  • Wenn z. B. das Cl2-C2H6-Verhältnis bei 2,5 für jedes Mol Äthylidenchlorid, das in den Kreislauf zurückgeführt werden soll, gehalten werden soll, so müßte man 0,5 Mol Chlor zu dem Ausgangsgas hinzufügen, um zwischen Chlor und Kohlenwasserstoff das entsprechende Gleichgewicht in dem Verfahren aufrechtzuerhalten. Führt man Methylchloroform bei dem Verfahren zurück, so kann dieses unmittelbar durch Abspaltung von HC1 in Vinylidenchlorid übergeführt werden. Andererseits vermehrt die Rückführung von Vinylchlorid die Ausbeute an Vinylidenchlorid nicht wesentlich, erhöht aber den Anfall an anderen Produkten, wie oben dargelegt, auf Kosten des Vinylidenchlorids und ist daher wirtschaftlich nachteilig.
  • Wenn man Chlorwasserstoff aus dem Reaktionsprodukt abtrennt und einen Teil desselben in das Verfahren als Verdünnungsmittel zurückführt, so wird das Äthylen im Reaktionsprodukt dieses begleiten und gleichfalls im selben Ausmaße zurückgeführt werden, es sei denn, es würde durch eine besondere Behandlung entfernt. Wenn das Verfahren nach den vorzugsweise anzuwendenden Bedingungen ausgeführt wird, so ist die Menge an Äthylen in dem Endprodukt gering, und die Rückführung eines Teils desselben berührt nicht wesentlich das Gleich gewichtsverhältnis der Materialien in dem Verfahren. In größeren Beträgen jedoch, wie bereits dargelegt wurde, vermindert die Gegenwart von Äthylen in den zu verarbeitenden Gasen entweder als Rückführungsprodukt oder mit der Äthanzufuhr vermischt den Anteil an Vinylidenchlorid und erhöht den des Vinylchlorids im Reaktionsprodukt.
  • Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung soll unter Bezugnahme auf Fig. 2 der Zeichnung erläutert werden. Die Ausgangsmaterialien Äthan, Chlor und das Verdünnungsmittel (HC1) werden durch die Leitungen I bzw. 2 und 3 zugeführt, die sich in einem Hauptrohr 4 vereinigen. In Verbindung mit Leitung I ist ein Vorwärmer 5 vorgesehen, der für die Ingangsetzung der Umsetzung gebraucht wird und der gelegentlich auch während des Ganges des VeI-fahrens benutzt werden kann. Das Rohr 4 ist mittels eines gleitenden Verbindungsstückes 6 mit dem Ausströmungsrohr 7 verbunden, dessen Länge veränderlich ist. Dieses Rohrstück von veränderlicher Länge erstreckt sich in die Reaktionskammer. Die Kammer 8 ist mit feuerfestem Material ausgekleidet, z. B. mit Graphitplatten, und ist, um Strahlungsverlust zu vermeiden, mit einer Isolierung g versehen. Das Volumen der Kammer 8 ist im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit des Zufuhrrohres so bemessen, daß eine Aufenthaltszeit von - wenigstens 0,5 Sekunden, bei der festgelegten. Zugabegeschwindigkeit der Reaktionsgase, bei der Reaktionstemperatur sich einstellt. Die Abzugsgase aus der Kammer 8 gehen durch das Auslaßrohr I0 zu einem Wasserkühler II und von dort über Leitung 12 zu einem Wärmeanstauscher 13. Die gekühlten Gase mit Temperaturen von etwa -10 bis - 150 werden über Leitung 14 in die Fraktionierkolonne 15 zu einem im mittleren Abschnitt gelegenen Punkt übergeführt. In der Kolonne werden die verflüssigbaren Produkte kondensiert und von den permanenten Gasen abgetrennt. Diese Gase bestehen im wesentlichen aus Chlorwasserstoff und Äthylen.
  • Die Abgase vom Kopf der Kolonne 15 gehen durch einen Dephlegmator I6, der durch ein Kältemittel gekühlt wird, das von einem Kältekreislauf I7 geliefert wird. Die als Kopfprodukte abziehenden Gase, die Temperaturen von etwa -70 bis - 800 aufweisen, gehen durch die Leitung I8 in den Mantel des Wärmeaustauschers 13 und dienen dazu, die Reaktionsgase abzukühlen. Sie verlassen den Kühler 13 über die Leitung 19. Die Leitung 19 steht in Verbindung mit den Zweigleitungen 20 und 21. Hiervon steht Leitung 20 mit der Verdünnungsmittel-Ausgangsleitung 3 in Verbindung, die somit ein ausreichendes Volumen an Gasen, die als Verdünnungsmittel im Reaktionsgefäß dienen sollen, diesem zuführt. Der Rest der Gase in Leitung 19 wird durch die Leitung 21 in eine Absorberanlage geführt und hierin das Gas in Wasser absorbiert, oder das Gas wird anderweitiger Verwendung zugeführt. Die flüssigen Kondensate chlorierter Äthanderivate in der Fraktionierkolonne 15 werden als Bodenprodukte über die Leitung 22 zu einer Destillationsanlage zur Abtrennung der einzelnen Endprodukte nach an sich üblichen Verfahren geführt.
  • Zur Ingangsetzung des Verfahrens wiId das Äthan zunächst allein zugeführt, wobei man das Gas durch den Vorwärmer 5 hindurchschickt, in dem es auf etwa 300 bis 400° vorgewärmt wird. Dann geht das vorgewärmte Gas durch die Reaktionskammer 8, bis diese auf eine Temperatur auf etwa 300° vorgewärmt ist, die ausreichend ist, um die Reaktion zwischen Äthan und Chlor in Gang zu setzen. Man beginnt allmählich Chlor zuzuleiten, um die Reaktion in Gang zu setzen und damit die Kammer 8 auf die gewünschte Verfahrenstemperatur zu erhitzen. Während der Anheizperiode wird der Zufluß von Äthan, Chlor und Verdünnungsmittel (HC1) so eingestellt, daß die erforderlichen Verhältniszahlen für das kontinuierliche Verfahren innerhalb des gewünschten Temperatur- gebietes eingestellt werden, und es wird die Wärmezufuhr zu dem Vorwärmer 5 dann abgestellt, wenn beständige Verfahrensbedingungen sich eingestellt haben. Die Reaktion in der Kammer 8 kann so eingestellt werden, daß sie unter Verminderung von Strahlungsverlusten auf einen geringen.Wert thermisch selbstunterhaltend wird. Eine genaue Einstellung der Temperatur, um die Reaktionszone innerhalb der Kammer 8 zu stabilisieren, kann in der Weise bewerkstelligt werden, daß man die Vermischungsgeschwindigkeit der einzulassenden Gase mit den heißen Reaktionsgasen variiert. Man kann dies in der Weise machen, daß man die Länge des einstellbaren Zufuhrrohres 7 innerhalb der Kammer verändert, wie dies die gestrichelte Linie fül die Ausdehnung des Rohres 7 zeigt. Je höher das Rohr sich innerhalb der Kammer erstreckt, desto größer ist der Grad der Vermischung.
  • Die Temperatur der Reaktionszone wird durch hier nicht gezeigte Thermoelemente, die an einer Anzahl von Punkten in der Kammer angeordnet sind, gemessen, so daß ein genauer Temperaturdurchschnitt erhalten wird. Bei ständiger Arbeitsweise stellt sich in dem Reaktionsgefäß eine Zone der Maximaltemperatur ein, die sich bei Normalbedingungen nicht erheblich verschiebt.
  • Die folgenden Beispiele wurden bei praktischer Ausführung der Erfindung erhalten.
  • Beispiel I Äthan, Chlor und Frischdampf wurden vorgemischt und mit folgenden Volumenanteilen in ein Reaktionsgefäß gegeben: 5,2 Teile C2H6, 14,4 Teile Cl2 und 43 Teile Dampf, gemessen in Mol in der Stunde. Die Maximaltemperatur im .Reaktionsgefäß wurde bei annähernd 540° gehalten, und die durchschnittliche Verweilzeit der Gase im Reaktionsgefäß wurde auf annähernd 2 Sekunden berechnet. Die austretenden Reaktionsgase wurden mit Wasser gewaschen, um HC1 und Dampf zu entfernen, die verflüssigbaren chlorierten Verbindungen wurden konzentriert und destilliert, um die Produkte abzutrennen. Die Ausbeute in Molprozent, berechnet auf das angewandte Äthan, betrug: Vinylchlorid 27,40/0, Vinylidenchlorid 35,70/0, cis- und trans-I, 2-Dichloräthylen 50/0.
  • Beispiel 2 Es wurde eine Zahl von Versuchen angestellt, bei denen Äthan, Chlor und Frischdampf gemischt und in das Reaktionsgefäß bei Zuflußgescjiwindigkeiten geleitet wurden, die in den ersten drei Spalten der Tabelle II in Mol in der Stunde wiedergegeben sind.
  • Die vierte Spalte zeigt angenähert die Maximaltemperatur im Reaktionsgefäß. Die fünfte Spalte gibt die durchschnittliche Aufenthaltszeit der Gase im Reaktionsgefäß wieder, diese wurde dadurch variiert, daß man den Betrag des Verdünnungsmittels variierte.
  • Die letzten drei Spalten zeigen die Ausbeute, angegeben in Molprozenten des angewandten Äthans, an Vinylchlorid, Vinylidenchlorid und I, 2-Dichloräthylen. In Anbetracht der verhältnismäßig langen Reaktionszeit dieser Versuchsreihen wird die Ausbeute an Vinylchlorid und Vinylidenchlorid nicht wesentlich durch Variieren der Zeit beeinflußt. Tabelle II
    Vinyliden- 1, 2-Dichlor-
    C2H6 Cl2 H2O Temp. Zeit (Sek.) Vinylchlorid
    chlorid äthylen
    1 3,5 9,5 37 460 11,8 33,8 36,2 5,8
    2 3,5 9,5 65 487 7,3 32,6 37,6 3,9
    3 1 3,5 9,5 80 470 6,2 29,0 36,0 5,3
    Beispiel 3 Um die Wirkung der Zumischung von Äthylen zum Äthan in den Ausgangsgasen zu zeigen, wurden zwei Versuchsreihen unter vergleichbaren Bedingungen ausgeführt. Bei einer Reihe (drei Versuche) mit Äthan allein wurde ein Cl2-C2 H6-Verhältnis von 2,7 angewandt.
  • Bei der anderen Reihe (vier Versuche) wurde eine Mischung von annähernd 2 Teilen Äthan auf I Teil Äthylen angewandt, - und das Chlorvolumen war dem in der ersten Reihe angewandten gleichwertig, entsprechend der Formel Das Verdünnungsmittel war Frischdampf. Die durchschnittliche Verweilzeit der Gase im Reaktionsgefäß bei der Reaktionstemperatur betrug 2,7 Sekunden. Die durchschnittlichen Ergebnisse der beiden Serien zeigt die Tabelle III. Die Zufuhrmengen sind in Mol je Stunde angegeben und die Ausbeute in Molprozent, berechnet auf die im Ausgangsmaterial enthaltenen Kohlenwasserstoffe. Tabelle III
    Ausgangsmaterial Produkt
    Vinyliden- Höher-
    Cl2 C2H6 C2H4 H2O Temp. °C Vinylchlorid
    chlorid siedendes
    9,5 3,5 - 34 530 25,8 41,4 13,6
    9,2 2,56 1,32 34 530 29,6 34,4 17,1
    Der teilweise Ersatz von Äthan durch Äthylen erhöhte, falls er bis zum Betrage von einem Drittel der Kohlenwasserstoffe im Ausgangsmaterial erfolgte, den Betrag an Vinylchlorid und höhersiedenden Verbindungen in dem Produkt auf Kosten einer etwas herabgesetzten Ausbeute an Vinylidenchlorid.
  • Wenn auch die Gegenwart von Äthylen die Ausbeute an Vinylidenchlorid herabsetzt, so kann doch manchmal aus wirtschaftlichen Gründen ein geringer Verlust tragbar sein, wenn der Anteil an Äthylen im Ausgangsmaterial nicht zu groß ist, vorausgesetzt, daß die Einsparung der Kosten der Abtrennung des Äthylens aus dem Äthan sowie eine höhere Ausbeute an Vinylchlorid den Verlust kompensiert. Eine Quelle für Äthan stellen die Raffineriegase der Erdölverarbeitung dar, aus denen eine Äthanfraktion abgetrennt werden kar.n, die üblicherweise etwas Äthylen enthält. Im allgemeinen kann solches Raffineriegas bei diesem Verfahren benutzt werden, ohne daß ein gIößerer Ausbeuteverlust an Vinylidenchlorid eintritt oder daß andere Vorzüge des Verfahrens nicht eintreten, wenn der Äthylengehalt nicht wesentlich größer als 35 bis 40 Volumprozent ist. Aus den Beispielen ist ersichtlich, daß die Zusammensetzung des Reaktionsproduktes des Verfahrens mehr durch Veränderung im C12C2H6-Verhältnis beeinflußt wird als durch die Veränderung anderer wesentlicher Bedingungen. Eine erhebliche Veränderungsmöglichkeit für die Temperatur ist innerhalb der Grenzen 450 bis 600" möglich, ohne daß hierdurch die Ausbeute an Vinylidenchlorid und Vinylchlorid erheblich verändert wird. Falls der Zeitfaktor, so wie er sich aus der Gaszufuhrgeschwindigkeit bei der Reaktionstemperatur errechnet, wenig stens 0,5 Sekunden oder bei üblicher Verfahrensweise wenigstens I Sekunde beträgt, erzielt man in bezug auf die Ausbeute keine wesentlichen Vorteile, wenn man die Kontaktzeit weiter erhöht. Die Auswahl des inerten Verdünnungsmittels berührt nicht wesentlich die Ausbeute an den verschiedenen Produkten, falls die übrigen Bedingungen die gleichen bleiben, sondern hat nur Einfluß auf die Gewinnung und Abtrennung der Reaktionsprodukte, was in sonst üblicher Weise vorgenommen wird.

Claims (4)

  1. PATENTANSPRÜCHE: I. Verfahren zur Herstellung von Vinylidenchlorid und Vinylchlorid, dadurch gekennzeichnet, daß Chlor und ein inertes, gas- oder dampfförmiges Verdünnungsmittel mit Kohlenwasserstoffgasen, welche aus Äthan oder einer Mischung von Äthan und Äthylen mit mehr als 5001,Äthan bestehen, gemischt werden entsprechend einem Molverhältnis von Chlor zu Kohlenwasserstoff gemäß der Gleichung Mol Cis = x Mol C2H6 + (x-I) Mol C2H4, worin x einen Wert zwischen 1,9 und 3 hat, worauf das Gasgemisch durch eine Reaktionszone bei einer Temperatur zwischen 450 und 600" und bei einer Durchtrittsverweilzeit von wenigstens 0,5 Sekunden geführt wird, wonach Vinylidenchlorid und Vinylchlorid aus dem Reaktionsprodukt in üblicher Weise abgetrennt werden.
  2. 2. Verfahren nach Anspruch I, dadurch gekennzeichnet, daß das Molverhältnis von Chlor zu Äthan zwischen 2,3 und 2,7 liegt.
  3. 3. Verfahren nach Anspruch I und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktionstemperatur zwischen 500 und 550" liegt und die Verweilzeit in der Reaktionszone I bis I,5 Sekunden beträgt.
  4. 4. Verfahren nach Anspruch I bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als inertes Verdünnungsmittel Chlorwasserstoff benutzt wird, den man durch Abtrennung aus dem Reaktionsprodukt gewinnt und in einer zur Aufrechterhaltung der Reaktionstemperatur innerhalb der gewünschten Grenzen erforderlichen Menge in den Kreislauf wieder einführt.
    In Betracht gezogene Druckschriften: Deutsche Patentschriften Nr. 477 494, 840 685; britische Patentschrift Nr. 436 133.
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