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Verfahren zur Herstellung von in kaltem Wasser löslichen Stärkepräparaten
In
der niederländischen Patentschrift 48 5I2 ist ein Verfahren zur Herstellung von
Stärkepräparaten heschriehen worden das darin besteht, daß man ein Gemisch aus Stärke
mit Wasser und einem Aldehyd, vorzugsweise Formaldehyd, kurze Zeit auf hoher Temperatur
erhitzt, wobei die Masse zu einer dünnen Schicht ausgepreßt und zu gleicher Zeit
oder unmittelbar danach getrocknet wird. Man erzielt dabei Produkte, die sich ebenso
wie die übliche Quellstärke in kaltem Wasser lösen. Wenn die Lösung nach Zusatz
eines Katalysators, insbesondere einer Säure oder einer Säure al)spaltenden Verbindung,
auf einen Träger eingetrocknet wird, entstehen wasserbeständige Schichten. Diese
Wirkung kann noch durch Anwesenheit eines Stoffes erhöht werden, der, wie z. B.
Harnstoff, mit dem Aldehyd ein Kunstharz bildet. Diese Kunstharzkomponente kann
der Lösung des auf die oben beschriebene Weise erhaltenen Quellstärkeproduktes zugesetzt
werden. Man kann jedoch auch mit zwei ouellstärkepräparaten arbeiten, von denen
das eine in Anwesenheit des Aldehyds, das andere in Gegenwart der Kunstharzkomponente,
gegebenenfalls bei Anwesenheit eines Katalysators, hergestellt
worden
ist. Man hielt.-es nicht für möglich, eine Quellstärke aus einem Gemisch von Stärke
mit einer beschränkten Menge Wasser herzustellen, das sowohl das Aldehyd wie eine
Kunstharzkomponente enthielt, weil in diesem Falle die Kunstharzbildung schon während
des Quellstärkeprozesses verlaufen würde, so daß das erhaltene Produkt nicht genügend
löslich sein würde, sogar wenn der Katàly sator noch nicht zugesetzt worden ist.
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Weiter ist es aus den niederländischen Patentschriften 45 877, 47
805 und 49 357 bekannt, Kondensationsprodukte von Aminotriazinen, insbesondere von
Triamino-2, 4, 6-triazin-I, 3, 5, dem sogenannten Melamin, herzustellen und diese
zum waschecht fixieren von Stärkeapprets zu verwenden.
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Zu diesem Zwecke wird die Stärke mit Wasser gekocht, der warme Kleister
abgekühlt und danach mit dem Kondensationsprodukt und einem Katalysator, z. B. einer
Säure, versetzt.
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Gemäß der Erfindung kann man nun wertvolle, als Appretier-, Schlicht-,
Klebe-, Bindemittel u. dgl. geeignete Stärkepräparate erhalten, indem man ein Gemisch
von Stärke oder einem Stärkederivat und wenig Wasser in Gegenwart eines Aminotriazins
und eines Aldehyds bzw. eines aldehydabspaltenden Stoffes in ungefähr neutralem
oder alkalischem Medium dem Quellstärkeprozeß unterwirft. Man erhält dabei Stärkepräparate,
die sich ebenso wie die gewöhnliche Quellstärke in kaltem Wasser lösen und die Eigenschaft
haben, nach Zusatz eines Katalysators für die Kondensation beim Eintrocknen auf
einem Träger sehr wasserbeständige Schichten zu ergeben.
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Mit der Bezeichnung »Quellstärkeprozeß« wird hier eine Behandlung
gemeint, die darin besteht, daß die Stärke oder ein Stärkederivat, mit einer beschränkten
Menge Wasser gemischf,während kurzer Zeit erhitzt und zu dünnen Schichten ausgepreßt
zu gleicher Zeit oder unmittelbar danach getrocknet wird. Diese Behandlung wird
vorzugsweise in der Weise ausgeführt, daß man das Gemisch auf bis zu I00° C oder
höher erhitzte, rotierende Trockenzylinder bringt, die derart angeordnet bzw. eingerichtet
sind, daß die Masse durch mechanischen Druck zu-einer dünnen Schicht ausgepreßt
oder ausgebreitet wird. Die Stärke oder das Stärkederivat wird dabei verkleistert,
insoweit das nicht schon während der Vorbehandlung geschehen ist, und zu gleicher
Zeit oder unmittelbar danach getrocknet, so daß das von den Walzen kommende Material
aus dünnen Häuten oder Schuppen besteht, die erwünschtenfalls gemahlen werden können.
Als Trndienzylinder kommen die bekannten Ein- oder Zweiwalzentrockenapparate in
Frage. Erwünschtenfalls kann man jedoch auch Vakuumtrockenzylinder gebrauchen, die
den Quellstärkeprozeß bei niedrigeren Temperaturen als I00° C durchzuführen gestatten.
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Die Bezeichnung »Stärke oder ein Stärkederivat« bezieht sich hier
auf verschiedene Stärkearten, wie z. B. Kartoffel-, Tapioka-, -Mais-, Weizen- und
Reisstärke, weiter lösliche Stärke, Dextrin, noch freie Hydroxylgruppen enthaltende
Stärkeäther und/oder -ester, Gemische obengenannter Polysaccharide u. dgl.
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Die Aminotriazine, welche in den niederländischen Patentschriften
45 877 und 47 So5 genannt werden, eignen sich zu diesem Zweck. Wichtig für die Praxis
ist zumal das Melamin, das Stärkepräparate mit vorzüglichen Eigenschaften ergibt,
und die Erfindung wird insbesondere mit Rücksicht auf die Verwendung dieses Stoffes
beschrieben werden.
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Als Aldehyd kommt hauptsächlich das Formaldehyd in Frage. Es kann
als solches oder in Form eines aldehydabspaltenden Stoffes, wie Paraformaldehyd,
Trioxymethylen oder Hexamethylentetramin, verwendet werden. Erwünschtenfalls kann
man das Aldehyd auch in Form einer Aldehydquellstärke zusetzen, wie diese z. B.
in der niederländischen Patentanmeldung 113 616 (niederländisches Patent Nr. 60
86I) beschrieben wird.
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Es wurde überraschenderweise gefunden, daß nach obigem Verfahren
Produkte erhalten werden, die noch sehr gut in kaltem Wasser löslich sind.
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Sie haben den Vorteil) daß bei ihrer Verwendung alsAppretier-, Schlicht-,
Klebe-, Bindemittel u. dgl. nur ein Katalysator, z. B. eine Säure oder eine säureabspaltende
Verbindung, zugesetzt zu werden braucht, um Lösungen zu erhalten, die beim Trocknen
bei hoher Temperatur anmittelbar unlösliche Schichten ergeben. Diese günstigen Ergebnisse
sind zum größten Teii der kurzen Erhitzungsdauer zuzuschreiben, die für den Quellstärkeprozeß
kennzeichnend ist, sowie den spezifischen Eigebschaften der Aminotriazine, die bei
diesem kurzen Erhitzungsprozeß in einem ungefähr neutralem oder alka- -lischem Medium
mit dem Aldehyd und der Stärke noch keine unlöslichen KondEensatio,nsprodukte bilden.
Die Aminotriazine, z. B. Melamin, haben außerdem den Vorteil, daß sie einen hohen
Schmelzpunkt besitzen, so daß sie während des Quellstärkeprozesses nicht schmelzen,
wie z. B.
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Harnstoff, der beim Abstreichen der Schicht von der Oberfläche der
Trockenwalze Schwierigkeiten gibt. Das Aminotriazin bleibt unter diesen Bedingungen
fest, so daß man Quellstärkepräparate erhält, die das Aminotriazin in homogener
Verteilung enthalten.
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Es hat sich dabei herausgestellt, daß außer der Reaktion des Gemisches
auch die Temperatur der Oberfläche des Trockenzylinders, d. h. die Temperatur, bei
welcher der Quellstärkeprozeß ausgeführt wird, die Löslichkeit des Trockenproduktes
beeinflußt. Je nachdem die Trockentemperatur nämlich höher ist, nimmt die Löslichkeit
ab. Bei derartigen Präparaten ist es darum erwünscht, den Quellsltärkeprozeß vorzugsweise
bei möglichst niedriger Temperatur ausz-uführen, indem man z. B. einen Vakuumzylinder
benutzt. Weiter wird die Löslichkeit durch die Troclcnungs- bzw. Erhitzungsdauer,
die durch die Umlaafgeschwindigkeit des Trockenzylinders bestimmt wird, die Wassermenge,
die das Gemisch enthält, die Schichtdicke der Reaktionsmasse während der Trocknung
u. dgl. Faktoren bestimmt. Das anzu-
wendende pn des Gemisches,
das etwa 7 oder höher sein kann, hängt mehr oder weniger mit den übrigen Reaktionsbedingungen
zusammen. So wird man z. B. im allgemeinen ein höheres PH anwenden können, je nachdem
die Trocknungstemperatur niedriger und die Trocknungsdauer kürzer ist.
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Anstatt das Melamin und das Aldehyd als solches dem Gemisch von Stärke
oder einem Stärkederivat und wenig Wasser zuzusetzen, kann man auch aus diesen beiden
Stoffen ein Vorkondensat herstellen und dieses Vorkondensat dem genannten Gemisch
zusetzen. Es hat sich herausgestellt, daß auch in diesem Falle während des Quellstärkeprozesses
keine wesentliche Kondensation auftritt, wenn man dafür sorgt, daß die Masse ungefähr
neutral oder alkalisch reagiert.
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Die Aminotriazinokondensationsprodukte können in verschiedenen Kondensationsstufen
verwendet werden, z. B. die in Wasser unbeschränkt löslichen primären Kondensationsprodukte
oder die in Wasser nur noch beschränkt oder gar nicht mehr löslichen Produkte, insoweit
sie nicht vollständig kondensiert und in ein Harz übergegangen sind, sondern noch
so viel reaktive Methylolgruppen enthalten, daß sie mit Stärke unter Bildung wasserunlöslicher
Produkte reagieren können.
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Man kann die Löslichkeit der oben beschriebenen Trockenprodukte noch
dadurch erhöhen, daß man derartige Vorkondensate eines Aminotriazins und eines Aldehyds
vorher völlig oder teilweise veräthert und/oder verestert. Die Vorkondensate, z.
B. das Trimethylol- und das ffexamefflylolmelamin, enthalten nämlich eine Anzahl
Methylolgruppen, die mit Alkoholen verschiedener Art veräthert werden können (vgl.
z. B. die m.ederländischen Patentschriften 45 877 und 47 805).
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung werden nun dem in Quell
stärke zu überführenden Gemisch von Stärke oder einem Stärkederivat mit einer beschränkten
Menge Wasser Vorkondensate von Aminotriazinen zugesetzt, in denen die Methylolgruppen
ganz oder teilweise veräthert und/oder verestert sind. Vorzugsweise arbeitet man
auch in diesem Falle in ungefähr neutralem oder alkalischem Medium; jedoch ist die
Wirkung von kleinen Mengen Säure viel geringer, als wenn man die nicht »maskierten«
Vorkondensate gebraucht, so daß man ohne große Gefahr auch noch in einem schwach
sauren Medium arbeiten kann.
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In einem ausgesprochenen sauren Medium wird jedoch auch bei Verwendung
dieser »maskierten« Vorkondensate schon während des Quellstärkeprozesses Kondensation
eintreten, so daß das erhaltene Produkt nicht mehr genügend löslich ist.
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Wenn das Stärkederivat ein Äther oder Ester ist, kann die Verätherung
oder Veresterung der Stärke gegebenenfalls auch gleichzeitig in der Verätherung
oder Veresterung des Vorkondensates des Aminotriazins mit dem Aldehyd ausgeführt
werden.
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Die Lösungen, welche die Quellstärkepräparate gemäß der Erfindung
mit kaltem Wasser ergeben können, können die Kunstharzkomponente und das Aldehyd
oder die aldehydliefernde Substanz bzw. deren Vorkondensat in gelöstem, emulgiertem
oder suspendiertem Zustand enthalten.
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Die Verhältnisse, in denen die verschiedenen Stoffe gebraucht werden,
können innerhalb weiter Grenzen variieren. Mit beschränkten Mengen Melamin kann
man schon sehr wasserbeständige Stärkeschichten oder -filme erhalten, weil bei der
Reaktion von Stärke mit einem Melaminvorkondensat als polyfunktionelles Verätherungsmittel
durch ein Melaminmolekül eine Anzahl Stärkemoleküle gebunden werden kann. Man kann
jedoch erwünschtenfalls auch mit großen Mengen Melamin arbeiten, ohne daß dadurch
bei dem Quellstärkeprozeß irgendwelche Schwierigkeiten entstehen.
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Die oben beschriebenen Stärkepräparate haben die Eigenschaft, daß
sie schon in kaltem Wasser gelöst werden können, was den Vorteil hat, daß man keine
vorzeitige Bildung unlöslicher Stärkeverbindungen in der Lösung - z. B. in dem Appretkleister
- zu befürchten hat. Mit dem Appretieren und Schlichten mit kalten Bädern ist jedoch
meist der Nachteil verbunden, daß diese weniger gut in und zwischen dile Fasern
durchdringen, und zwar wegen der höheren Viskosität dieser kalten Lösnngen.
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Es wäre also vorteilhaft, wenn man die Temperatur des Imprägnierbades
auf z. B. etwa 500 C erhöhen könnte, wenn dies möglich wäre, ohne daß in der Imprägnierflüssigkeit
eine zu weitgehende Kondensation aufträte, wodurch schon unlösliche Produkte gebildet
werden. Diese entstehen jedoch tatsächlich, wenn man Gemische, die schon den Katalysator
enthalten, in warmen Wasser löst. In diesem Falle ist man also genötigt, Präparate
zu gebrauchen, die noch keine Säure enthalten; diese muß dann separat, und zwar
sofort, vor dem Appretieren oder Schlichten zugesetzt werden, weil die warme, säurehaltige
Appretlösung oder Schlichte nur sehr kurze Zeit verarbeitungsfähig bleibt.
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Man kann diese Schwierigkeit dadurch beheben, daß man dem Gemisch
aus Quellstärke und Aminotriazin und Aldehyd oder aldehydliefernden Stoff bzw. einem
Vorkondensat hiervon eine derartige Menge einer nicht oder wenig flüchtigen Säure
und/oder eines bei Erhitzung säurebildenden Stoffes zusetzt, daß eine Lösung der
für die praktische Verwendung gewünschten Konzentration ein p, von wenigstens 5
hat und in der Wärme, z. B. bei 500 C, genügend lange verarbeitet werden kann, während
beim Eintrocknen der Lösung auf dem Träger bei hoher Temperatur die für die Endkondensation
erforderliche sauere Reaktion eintritt.
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In diesem Falle ist nämlich die durch Lösen des Trockengemisches erhaltene
Appretlösung oder Schlichte so schwach sauer, daß bei einer Temperatur von etwa
500 C die weitere Kondensation nur sehr langsam verläuft und das Bad also längere
Zeit verarbeitet werden kann. Beim Eintrocknen bei hoher Temperatur wird jedoch
der Säuregrad erheblich ansteigen, so daß man schließlich doch unlösliche, sehr
wasserfeste Schichten erhält. Man kann diesen Zweck erreichen, indem man dem
Trockengemisch
so viel einer nicht oder wenig flüchtigen, vorzugsweise festen Säure zusetzt, daß
eine Lösung des Gemisches in Wasser bei der z. B. für einen Appretkleister üblichen
Konzentration einen p-Wert von etwa 5 oder höher hat; beim Eintrocknen dieser Lösung
auf dem Gewebe wird der Säuregrad der Flüssigkeit erheblich ansteigen und so hoch
werden, daß die Endkondensation des Kunstharzes völlig und genügend schnell verläuft.
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Auch kann man zu diesem Zweck Stoffe zusetzen, die bei normaler Temperatur
nicht oder wenig sauer reagieren, bei hoher Temperatur jedoch Säure abspalten, z.
B. Salze von aus Alkenen oder Alkoholen hergestellten schwefelsauren Estern, wie
z. B. Natriumhexylsulfat, verschiedene Ammontumsalze, sowohl von starken anorganischen
als auch organischen, vorzugsweise wenig flüchtigen Säuren, z. B. Ammoniumoxalat,
adsorbierend wirkende Stoffe, wie z. B. Bleicherden und Kieselgur, oder Kunstharz,
die mit einer Säure behandelt und danach durch Waschen mit Wasser so weit von Säure
befreit sind, daß sie bei normaler Temperatur in wäßrigem Medium eine fast neutrale
Reaktion aufweisen, bei höherer Temperatur jedoch noch Säure abspalten u. dgl.
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Erwünschtenfalls kann man, außer einer Säure oder einem säureabspaltenden
Stoff, dem Trockengemisch auch noch Pufferstoffe zusetzen, wie z. B.
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Gemische von primärem-und sekundären Alkaliphosphat.
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Es hat Vorteile, Präparate herzustellen, die Quellstärken enthalten,
in denen das Stärkemolekül mehr oder weniger weit abgebaut worden ist und die dadurch
erhalten sind, daß man vor dem Quellstärkeprozeß oder während desselben die Stärke
abbauende Chemikalien, z. B. Alkalien und/oder Oxydationsmittel, zusetzt. Sie haben
den üblichen nicht oder wenig abgebauten Quellstärken gegenüber den Vorteil, daß
sie sich besser in Wasser lösen, die Kunstharzkomponente und das Aldehyd oder das
Vorkondensat derselben besser aufgelöst bzw. besser suspendiert halten-und eine
glattere Lösung ergeben, so daß man z. B. Klebemittel erhalten kann, die gut verstreichbar
sind und in einer dünneren Schicht aufgebracht werden können und die außerdem eine
größere Menge Quellstärke enthalten können, ohne daß sie eine zu hohe Viskosität
hervorrufen. Außerdem schlagen derartige Klebemittel weniger stark durch und trocknen
leichter als die mit Hilfe der üblichen Quellstärken hergestellten Klebemittel derselben
Viskosität. Die unter Verwendung dieser abgebauten Quellstärken hergestellten Imprägniermittel
für Textilmaterialien, Papier u. dgl. ergeben eine bessere Durchdringung und weniger
Verschleierung.
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Die oben angegebenen Vorteile eines gewissen Abbaues des Stärkemoleküls
vor dem Quellstärkeprozeß oder während desselben kann man noch erhöhen, indem man
die Stärke ganz oder teilweise veräthert und/oder verestert, z. B. gemäß der niederländischen
Patentschrift 55 779.
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Die gemäß der Erfindung erhaltenen Präparate eignen sich insbesondere
zum Appretieren und Schlichten von Textilgut. Sie haben den Vorteil, daß sie sich
in kaltem Wasser lösen, wobei man unter Vermeidung einer zeitraubenden Herstellungsweise
sogleich gebrauchsfertige Appretierbäder und Schlichten erhält, während man bis
jetzt zuerst die Stärke heiß lösen und die Lösung abkühlen mußte, bevor man die
Kunstharzkomponenten bzw. deren Vorkondensate und einen Katalysator zusetzen konnte.
Außerdem sind sie einfacher zu gebrauchen, da das Präparat, daß man in kaltem Wasser
löst, schon die Kunstharzkomponente und das Aldehyd enthält, so daß man der Lösung
nur noch Säure zuzusetzen braucht. Weiter verläuft die Kondensation beim Eintrocknen
sehr leicht, weil Quellstärke reaktiver ist als die gewöhnliche Stärke, so daß sich
leicht Schichten oder Filme bilden, die sehr wasserfest sind.
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Außer zum Appretieren und Schlichten sind die gemäß der Erfindung
erhaltenen Präparate auch wichtig für andere Verwendungszwecke, bei welchen unlösliche
Schichten auf einen Träger aufgebracht werden sollen. Man kann die Produkte z. B;
verwenden zum waschecht Färben, Knitterfrei-, Schiebfest- und Polfestmachen von
Textilgeweben, zur Erhöhung des Widerstan,des gegen Reibung bzw. Abnutzung, zum
waschecht Fixieren von Pigmenten auf Textilgut, weiter zum Kleben und Leimen, z.
B. in der Holzindustrie, zum Leimen von Papier, als Verdickungs- und Fixiermittel
beim Papier- und Textildruck, als Bindemittel für allerhand pulver-, korn- oder
faserförmige Materialien (Grundiermassen, Kitte, Wasserfarben, Brikette, Kunstkork,
Faser- und Kunstholzplatten, usw:) u. dgl.
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Die Verwendung der oben beschriebenen, gemäß dem Quellstärkeprozeß
erhaltenen Präparate kann man weiter noch vereinfachen, indem man die- erhaltenen
Trockenprodukte mit einem noch fehlenden, zur Bildung des unlöslichen Stoffes notwendigen
Bestandteil unter derartigen Bedingungen mischt, daß noch keine wesentliche Reaktion
auftritt. Es ist nämlich möglich, Präparate, die sowohl die Kunstharzkomponente
wie das Aldehyd oder die aldehydliefernde Substanz als den Katalysator enthalten,
derart herzustellen, daß sie beim Aufbewahren in trocknem Zustand sehr beständig
sind, z. B. dadurch, daß man ein Produkt, das durch Überführen einer ein Vorkondensat
in »maskierter« Form enthaltenden Stärkesuspension in Quellstärke erhalten ist,
mit einer festen Säure oder einer säureabspaltenden Verbindung mischt. Da das kunsthårzbildende
Agenz gleichsam in die Quellstärke eingekapselt ist, verläuft die Reaktion im Trockenprodukt
sehr langsam, so daß das Gemisch längere Zeit aufbewahrt werden kann, ohne unlöslich
zu werden. Erwünschtenfalls kann auch der Katalysator dem trockenen Gemisch in Form
eines Quellstärkepräparates zugesetzt werden.
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Gegebenenfalls können die Produkte gemäß der Erfindung noch eine
beschränkte Menge native Stärke oder nicht in kaltem Wasser quellendes bzw. lösliches
Stärkederivat enthalten, das beini Lösen der Quellstärke suspendiert und beim Ein-
trocknen
bzw. Erhitzen des Kleisters gleichfalls mit dem Melamin und dem Aldehyd bzw. einem
Vorkondensationsprodukt dieser Stoffe in Reaktion treten wird.
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Beispiel I 50 Gewichtsteile Melamin und IOO Gewichtsteile lösliche
Stärke werden in einem Gemisch von 500 Gewichtsteilen, 30gewichtsprozenti,gem Formalin
und 650 Volumteilen Wasser suspendiert.
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Diese Suspension wird auf eine neutrale oder schwach alkalische Reaktion
eingestellt und in bekannter Weise zu Quellstärke verarbeitet. Das erhaltene Präparat
ist in kaltem Wasser gut löslich.
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Beispiel II Man kondensiert 52 Gewichtsteile Melamin mit 250 Gewichtsteilen
3o0loiger Formaldehydlösung, indem man das Reaktionsgemisch bei einem pn von 8 während
IO bis 15 Minuten in einem kochenden Wasserbad erhitzt. Die so hergestellte Lösung
des Vorkondensates wird dann mit 800 Volumteilen Wasser verdünnt und danach mit
IOOO Gewichtsteilen nativer Stärke versetzt. Das Gemisch wird in neutralem oder
schwach alkalischem Medium auf einem erhitzten rotierenden Zylinder bei einer Temperatur
von etwa 120 bis I300 C in üblicher Weise in Quellstärke umgewandelt. Die gebildete
Quellstärke löst sich ausgezeichnet in kaltem Wasser auf.
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Beispiel III Eine gemäß Beispiel II hergestellte Lösung eines Vorkondensationsproduktes
von Melamin und Formaldehyd wird bei 600 C im Vakuum bis zum Trocknen eingedampft
und dann gemahlen. Das gemahlene Produkt wird in 300 Volumteilen Methanol suspendiert,
das Gemisch auf eine schwach sauere Reaktion eingestellt und einige Zeit am Rückflußkühler
gekocht. Man setzt darauf so viel verdünnte Natronlauge zu, bis die Lösung auf Phenolphthalein
schwach alkalisch reagiert, worauf das überschüssige Methanol durch Destillation
unter vermindertem Druck entfernt wird. Den Rückstand gibt man zu einer Suspension
von IOOO Gewichtsteilen Stärke in I500 Volumteilen Wasser. Das Gemisch wird auf
eine neutrale oder schwach alkalische Reaktion eingestellt und unter kräftigem Rühren
erwärmt, bis eine Verkleisterung eintritt, wonach die derart erhaltene Masse dem
Quellstärkeprozeß unterworfen wird. Man erhält auf diese Weise ein Quellstärkepräparat,
das ausgezeichnet in kaltem Wasser löslich ist.
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Beispiel IV 630 Gewichtsteile Melamin werden unter Rühren mit I500
Gewichtsteilen 30,gewichtsprozentiger Formaldehydlösung bei einem p, von 7 so lange
in einem kochenden Wasserbad am Rückflußkühler erhitzt, bis eine Probe der Reaktionsmasse
bei Verdünnung mit 2 Volumteilen Wasser einen Niederschlag ergibt. Die derart hergestellte
Lösung des Melaminaldehydkondensationsproduktes setzt man einer Masse zu, die dadurch
hergestellt worden ist, daß man eine Suspension von 200 bis IOOO Gewichtsteilen
Kartoffelstärke in 200 bis IoooVolumteilen Wasser in alkalischem Medium mit IO bis
50 Teilen 30/obigem Wasserstoffperoxyd abbaut. Das Gemisch wird auf ein pn von 8
gebracht und in üblicher Weise zu einem Quellstärkepräparat verarbeitet. Man erhält
ein Trockenprodukt, das sich in kaltem Wasser leicht löst.
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Beispiel V Ein Gemisch von 50 Gewichtsteilen Hydroxy-2-Diamin-4-6-Triazin-I,
3, 5 (Ammelin), 250 Volumtei len etwa 40volumprozentigem Handelsformalin und 500
Volumteilen I n-Salzsäure wird während 1/2 Stunde unter Rückfluß gekocht. Schon
nach- wenigen Minuten Kochen hat das Ammelin sich völlig aufgelöst. Die klar Lösung
des Kondensationsproduktes vvird mit 500 Volumteilen Wasser verdünnt, wonach IOOO
Gewichtsteile Stärke zugesetzt werden. Das Gemisch wird in neutralem oder schwach
alkalischem Medium in bekannter Weise in Quellstärke umgewandelt. Das derart hergestellte
Präparat löst sich sehr gut in kaltem Wasser.
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Beispiel VI Ein Gemisch von 50 Gewichtsteilen Hexamethylol-Melamin
und I35 Volumteilen Methanol wird auf ein p, von ungefähr 4 eingestellt und während
einiger Stunden am Rückflußkühler gekocht. Nach Abkühlung setzt man 750 Volumteile
Wasser und 500 Gewichtsteile Stärke zu und stellt die Suspension zunächst auf ein
PH von 6 ein. Die schwach sauere Suspension wird bei einer Temperatur von etwa IIoO
C in bekannter Weise in Ouellstärke umgewandelt. Die gebildete Quellstärke löst
sich gut in kaltem Wasser.