DE92922C - - Google Patents
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Classifications
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 89: Zucker- und Stärkefabrikation.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 11. September 1894 ab.
Bekanntlich bestand die bisher gebräuchliche Art der Wiederbelebung von Knochenkohle
darin, die während ihres Gebrauches aufgenommenen und durch Waschen mit heifsem
Wasser u. dergl. nicht entfernten organischen Verunreinigungen mittelst trockener Destillation
in Retorten unter Rothglut zu verkohlen.
Durch oftmaliges Wiederholen dieses Processes häuft sich der gebildete Kohlenstoff nach und
nach an, verstopft die Poren der Kohle und verringert dadurch ihren Effect schliefslich bis
zu einem solchen Grade, dafs sie für Filtrationszwecke unbrauchbar wird.
Gewisse anorganische Stoffe, besonders Eisenoxyd und schwefligsaurer Kalk, welche bekanntlich
auf Zuckerlösungen sehr nachtheilig wirken, häufen sich ebenfalls bei dieser Art der Wiederbelebung
an, und zwar manchmal in einem solchen Grade, dafs allein aus diesem Grunde die Knochenkohle für Zucker-Raffinerien unbrauchbar
wird.
Das vorliegende Verfahren vermeidet diese grofsen Nachtheile der Carbonisation oder hebt
gegebenenfalls diese Nachtheile wieder auf, und ist aufserdem einfacher und billiger im Betrieb
als die bisherige Retortenarbeit.
Der Zweck des vorliegenden Verfahrens ist:
i. Mittelst Oxydation und bei verhältnifsmäfsig
niedriger Temperatur alle organischen· sowie auch gewisse anorganischen Verunreinigungen,
welche die Kohle aufgenommen hat, zu entfernen, oder 2. die Kohle von Zeit zu Zeit von jedem Ueberschufs von Kohlenstoff,
von Eisen und Sulfiten, welche sich durch fortgesetzte Wiederbelebung in Retorten angehäuft
haben, zu befreien.
Im ersteren Falle wird die Kohle nach jedesmaligem Gebrauch nach dem vorliegenden Verfahren
und mit Hülfe eines geeigneten, weiter unten beschriebenen Apparates wieder belebt.
Es bleibt dadurch ihre ursprüngliche Porosität und chemische Zusammensetzung dauernd erhalten
, und ebenso bleibt auch bei der angewendeten geringen Hitze ihr mineralisches
Gerüst ganz unversehrt.
Im zweiten Falle wird das Verfahren und der Apparat in Verbindung und als Ergänzung bestehender
Wiederbelebungsanlagen angewendet um die Kohle, so oft es wünschenswerth erscheint,
danach zu behandeln.
Zur Durchführung des Verfahrens bedient man sich geeigneter Apparate, welche Vorrichtungen
für regulirbaren Eintritt und regulirbaren Austritt von atmosphärischer Luft und
eine Speisevorrichtung für die Knochenkohle haben, sowie Vorrichtungen, um den Apparat
von aufsen und dadurch auch die darin befindliche Kohle zu erhitzen.
Solche Apparate können von verschiedener Construction sein; in der beiliegenden Zeichnung
ist ein geeigneter Apparat veranschaulicht.
Fig. ι ist eine Seitenansicht des Apparates,
theilweise im Verticallängsschnitt, und Fig. 2 ein Schnitt nach Linie x-y der Fig. 1.
Der Apparat besteht in seinem Haupttheil aus der Trommel d von Eisenblech, welche
je nach der Menge Knochenkohle, welche in einer gegebenen Zeit behandelt werden soll,
eine Länge von 4 bis 10 m und einen Durchmesser von ι bis 2 m haben kann.
Die innere Seite ist mit einer Transportschnecke c aus Eisenblech versehen, deren
Schraubengä'nge ίο bis 15 cm hoch und.weit
sind. Der Zweck der Schnecke besteht darin, die am Kopf der Trommel einfallende Knochenkohle
gleichmäfsig und ununterbrochen nach dem Ende der sich langsam drehenden Trommel
zu schaffen.
Die Trommel ist am Ende mittelst Schrauben oder Nieten mit dem eisernen Gestell bs verbunden,
welches seinerseits an der kurzen Welle e1
befestigt ist.
b ist mit den Schiebern b1 versehen, welche
durch die Stellschrauben b2 in Führungen b3
bewegt werden können, zu dem Zweck, um den Durchzug der Luft durch die Trommel zu
reguliren.
Am Kopfende ist die Trommel mit dem gufseisernen Rad f verbunden, welches seinerseits
an der.Welle e1 befestigt ist.
Die Wellen e und e1 ruhen und drehen
sich auf den Ständern g und g1.
Soll die Länge der Trommel mehr wie 5 m betragen, so empfiehlt es sich, sie behufs
gröfserer Stetigkeit mit einer durchgehenden Welle und mit noch einem oder mehreren
Rädern gleich f zu versehen.
Am Ende der Welle e ist das Zahnrad h angebracht, welches in das Getriebe i eingreift,
dessen Welle sich in den Lagern i1 und z2
dreht und welche mittelst der Fest- und Los-,scheiben k und kl bewegt oder angehalten wird.
Der Ständer g1 am Kopfende des Apparates
ist mit dem konischen Kopfe / verbunden; derselbe ist von Gufseisen und an der Stelle,
an welcher sich der Ring r1 bewegt, glatt abgedreht.
Zu dem Kopf/ gehört auch der Trichter a, versehen mit dem Schieber a\ welcher durch
die Stellschraube a2 in den Führungen a3 bewegt
wird. Durch diesen Trichter wird die Knochenkohle zugeführt und deren Einlauf durch den Schieber al regulirt. m ist ein
Rohr, versehen mit einem Schieber,, um den Durchgang der Luft durch die Trommel reguliren
zu können.
Die ganze Trommel mit Ausnahme der beiden Enden ist von dem Ziegelmauerwerk q umgeben.
Um den Eintritt der äufseren Luft in den Raum/ zwischen Trommel und Mauerwerk
möglichst zu verhindern, ist die Trommel an beiden Enden mit je einem gufseisernen Ring r1
versehen, während in das Mauerwerk Ringe r eingelassen sind. Die gegenüberliegenden Ringwandungen
sind glatt abgedreht, in der Weise, dafs sich die Ringe r1 mit einem Spiel von
etwa 2 mm in den Ringen r drehen.
Unter die Trommel werden Heizgase, von irgend einer Wärmequelle kommend, durch
den Kanal t, welcher mit dem Schieber tl versehen
ist, geleitet.
Das Verfahren wird in folgender Weise mit Hülfe dieses Apparates durchgeführt.
Die zu behandelnde Knochenkohle wird, sobald sie aus den Filtern kommt, mittels
geeigneter Trockenvorrichtungen thunlichst getrocknet und fällt sodann durch die regulirbare
Speisevorrichtung continuirlich in die erhitzte, sich langsam drehende Trommel. Hier wird
sie sofort von den Rippen gehoben und wieder fallen gelassen. Die etwa in der Kohle noch
befindliche Feuchtigkeit entweicht schnell in Dunstform durch die Luftöffnung am Kopf der
Trommel. Mittels der sich drehenden Trommel wird die Kohle fortwährend in Bewegung erhalten,
langsam nach ihrem anderen Ende befördert und gleichzeitig mehr und mehr erhitzt.
Jedes Korn der erhitzten Kohle wird auf diese Weise oftmals dem durch die Trommel gehenden
Luftstrom ausgesetzt. Dadurch wird dem Sauerstoff Gelegenheit gegeben, in die feinsten
Poren der Kohle einzudringen und nach und nach alle organischen Verunreinigungen, sowie
Eisen und Sulfite, welche während des letzten Gebrauches der Kohle von ihr absorbirt wurden
und welche in einer dünnen Schicht auf dem Kohlenstoff abgelagert sind, zu oxydiren.
Versuche ergaben (nach Angabe des Patentinhabers), dafs, wenn reichlich Luft eingelassen
wird, so dafs ein Ueberschufs von Sauerstoff in der Trommel vorhanden ist, die meisten
Verunreinigungen bei einer Temperatur von 150 bis 2oo° C. sich oxydiren und dafs der
Rest bei einer Temperatur von etwa 225 ° C. entfernt wird. Dieser letzteren Temperatur
wird die Kohle nur während weniger Minuten am Ende der Trommel, wo diese am heifsesten
ist, ausgesetzt.
Läfst man weniger Luft ein, so ist es nöthig, die Endtemperatur auf etwa 300 ° C. zu bringen,
um alle organischen Verunreinigungen zu zerstören.
Durch eine entsprechende Regelung der Temperatur, der Luftmenge, welche durch die
Trommel zieht, der Kohlenmenge, mit welcher die Trommel gespeist wird, und der Geschwindigkeit,
mit welcher sie durch die Trommel bewegt wird, können die Verunreinigungen
oxydirt werden, ohne däfs der darunter liegende Kohlenstoff angegriffen wird.
- Weiter ergaben Versuche (nach Angabe des Patentinhabers), dafs es, je nach der Luftmenge,
welche man in die Trommel einführt, einer Temperatur zwischen 2750 und 3500G.
bedarf, bevor irgend etwas von dem Kohlenstoff der Thierkohle selbst verbrennt, und da
die Temperatur sowie die Luftmenge aufs genaueste geregelt werden kann, so ist es leicht,
eine Grenze zu ziehen, innerhalb welcher die Wiederbelebung vollendet ist, bevor etwas von
dem Kohlenstoff angegriffen wird.
Die auf diese Weise wiederbelebte Knochenkohle
fällt aus der Trommel in eine geeignete Kühlvorrichtung und ist, sobald sie genügend
gekühlt ist, zum Wiedergebrauch fertig. Dieses neue Verfahren der Wiederbelebung bietet
gegenüber dem alten Verfahren folgende grofse Vortheile:
1. Die Kohle wird stets auf. der gröfsten Höhe ihres Nutzeffectes erhalten,, und es braucht
nichts davon aus dem Betriebe ausgeschieden werden. Die Poren der Kohle bleiben stets
geöffnet und es ist infolge der geringen Hitze, welche angewendet wird, ein Zusammensintern
ihres mineralischen Gerüstes ausgeschlossen.
2. Die Wiederbelebung erfolgt in etwa 20 Minuten und erfordert nur etwa halb so
viel Brennmaterial, wie bei der Retortenarbeit nöthig ist.
3. Das Waschen der, Kohle mit kochendem Wasser nach ihrem Gebrauch in den Filtern
kann beendigt werden, sobald die Salze ausgewaschen sind, da es billiger und zeitersparend
ist, die übrig bleibenden organischen Stoffe zu oxydiren, anstatt sie nach Möglichkeit auszuwaschen.
4. Der kohlensaure Kalk, welchen die Kohle ursprünglich enthält und welcher gewöhnlich
durch langes Waschen mit kochendem Wasser, das oft sauer wird, zu stark reducirt wird,
kann durch weniger Waschen nahe auf seinem normalen Procentsatz erhalten werden.
5. Dadurch, dafs die Kohle regelmä'fsig und oft wiederholt in erhitztem Zustande einem
Luftstrome ausgesetzt wird, wird ihr Procentsatz an Eisen und schwefligsaurem Kalk infolge
von Oxydation niedrig gehalten.
6. Infolge der angewendeten geringen Hitze ist weit weniger Reparatur an den Apparaten
erforderlich, als dies bei Retortenöfen nöthig ist.
7. Das Verfahren ermöglicht auch die regelmä'fsige Wiederbelebung von Knochenkohlenstaub,
welche in Retorten nicht durchführbar ist. Dadurch wird dessen regelmäfsige Anwendung
mit Hülfe von Filterpressen leicht thunlich.
Wie oben bemerkt, kann das vorliegende Verfahren auch in Verbindung und zur Verbesserung
bestehender Wiederbelebungsanlagen, welche auf Retortenarbeit basiren, angewendet
werden. In diesem Falle können Anhäufungen von Kohlenstoff, von Eisen und Sulfiten gleichzeitig mit den organischen Verunreinigungen,
vom letzten Gebrauch der Kohle herrührend, entfernt werden, so oft dies wünschenswerth
erscheint.
Die von den Filtern kommende Kohle wird hierbei in wesentlich derselben Weise behandelt,
wie bereits beschrieben, doch müssen die Mittel und Vorrichtungen in geeigneter Weise reguürt
werden.
Die Menge der Kohle, welche durch die Speisevorrichtung in den Apparat eintritt, wird
entsprechend ermäfsigt, während die Temperatur und der Luftstrom iri der Trommel gesteigert
werden. Bei richtiger Anwendung der Mittel kann jeder Ueberschufs von Kohlenstoff in ganz
gleichförmiger Weise von der Kohle abgebrannt und diese wieder auf ihre ursprüngliche Porosität
gebracht werden.
Dieses combinirte Verfahren des Oxydirens
der organischen Verunreinigungen gleichzeitig mit angehäuftem Kohlenstoff, Eisen und Sulfiten
erfordert etwa 1J3 weniger Brennmaterial und
Wartung als das einfache Wiederbeleben in Retorten öfen.
Um 2 bis 3 pCt. Kohlenstoff zu entfernen, genügt bei reichlichem Luftzutritt eine Endtemperatur
von etwa 32 5 0C. Soll mehr Kohlenstoff entfernt werden, so kann die Temperatur
noch um etwa 50° C. erhöht werden, bei gleichzeitiger Verminderung des Zulaufes von
Kohle in die Trommel.
Soll Knochenkohle decarbonisirt werden, welche schon vorher in Retorten von ihren
organischen Verunreinigungen befreit wurde, so wird in wesentlich derselben Weise vorgegangen,
wie oben beschrieben wurde, und es kann in diesem Falle gewöhnlich mit etwas
mehr Kohle gespeist werden, als wenn aufser dem Kohlenstoff auch noch organische Verunreinigungen
und Feuchtigkeit entfernt werden müssen.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Verfahren der Wiederbelebung von Knochenkohle mittelst Oxydation, dadurch gekennzeichnet, dafs die Knochenkohle in erhitztem Zustande einem geregelten Luftstrom ausgesetzt wird, bei geregelter Temperatur und bei geregeltem Einlauf der Knochenkohle.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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---|---|---|---|
DENDAT92922D Active DE92922C (de) |
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Country | Link |
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DE (1) | DE92922C (de) |
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