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Dachziegel, insbesondere aus Kunststein, und Verfahren zu seiner Herstellung
Die heute bekannten Dachziegel, welche größtenteils aus Ton hergestellt werden,
lassen sich nach ihrer Form in Flachziegel und profilierte Ziegel unterteilen.
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Die heutigen Flachziegel haben den Nachteil, daß sie meist eine zwei-
bis dreifache Überdeckung erfordern, um die nötige Dichtigkeit zu ergeben. Dabei
ist die Dachneigung nach unten auf etwa 3o'° begrenzt. Die heute vielfach architektonisch
geforderten flach geneigten Dächer lassen sich deshalb mit diesen bekannten Flachziegeln
nicht mehr eindecken.
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Die profilierten oder Falzziegel geben in @ bezug auf die Dachneigung
einen größeren Spielraum und erfordern im allgemeinen nur eine einfache Überdeckung,
abgesehen von den Stoßstellen, wo sie meistens in mehrfachen Falzen übereinanderliegen.
Die Falzziegel weisen meist eine ziemlich komplizierte Form auf; die Herstellung
derselben ist infolgedessen teurer. Auch mit Falzziegeln sind flach geneigte Dächer
nur bis etwa ao°@ Neigung herzustellen.
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Die Erfindung bezieht sich auf einen neuen Ziegel, der eine einfache
Form hat und sich dementsprechend leichter herstellen läßt. Die Überdeckung der
einzelnen Ziegel erfolgt nur an deni Rändern. Die damit hergestellten Dächer können
bis zu sehr flachen Neigungen ausgeführt werden. Der Ziegel eignet sich insbesondere
auch gut zur Herstellung aus kaltabbindenden Mörteln, insbesondere aus Zementkompositionen.
Sofern diese Ziegel aus Kunststein hergestellt werden, ist es
auch
leicht, dieselben in jeder gewünschten Farbe auszuführen. Weiterhin können die Ziegel
eine nach architektonischen und baulichen Wünschen besonders gestaltete Oberfläche
erhalten und erheblich größer als gewöhnliche Ziegel sein.
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Der neue Dachziegel besteht aus einer ebenen, sechseckigen Platte
und weist mindestens eine Rippe auf, welche angenähert in der Verbindungslinie von
zwei Ecken liegt und sich über mehr als die halbe Länge dieser Verbindungslinie
erstreckt.
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Je nach den verschiedenen besonderen Verwendungszwecken hat der Ziegel
außerdem mindestens eine Nase zum Anhängen an- die Dachkonstruktion. An Stelle von
Nasen können auch Löcher zum Annageln angebracht werden. Für Dachränder werden die
Ziegel .entsprechend getrennt oder geteilt hergestellt. First- und Traufziegel sind
ebenfalls Teilstücke des normalen sechseckigen Ziegels, teilweise mit anomalen Nasen.
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Erfindungsgemäß werden verschiedene Spezialausführungen des sechseckigen
Ziegels verwendet. Die in der Draufsicht dargestellten Ziegel sind in den Figuren
immer so dargestellt, daß der obenliegende. Teil dem auf dem Dach obenli.egenden
Teil entspricht.
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Fig. i zeigt einen sechseckigen Ziegel nach der Erfindung mit ungleichen
Seitenlängen in der Draufsicht, Fig.2 denselben Ziegel im Schnitt nach der Linie
A-A. Der Ziegel besteht aus einer ungefähr gleichmäßig starken ebenen Platte
i von sechseckiger Form. Auf der Oberseite des Ziegels befindet sich eine Rippe
2, die in der Fallrichtung über das Dach läuft und zwei gegenüberliegende Ecken
des Sechsecks verbindet. Diese Rippe dient zur genauen Fixierung der Ziegel beim
Decken sowie zur Erhöhung der Festigkeit für eine Dachbegehung. Auf der unteren
Seite des oberen E.ntdes kann der Ziegel eine Nase 3 aufweisen, mit welcher er an
einer normalen Dachlattung angehängt werden kann.
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Fig. 3 zeigt ein Stück eines mit diesem Ziegel gedeckten Daches in
perspektivischer Darstellung. Darin sind unten eine Reihe von Traufziegeln 4, links
ein linker Randziegel 5 und oben drei normale Ziegel 6 in ihrer richtigen Lage gezeigt.
Die Dachlatten sind mit 7 bezeichnet.
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Fig. 4 und 5 zeigen einen ähnlichen Ziegel 8 in der Draufsicht und
im Schnitt nach der Linie B-B, bei welchem jedoch die Rippe 9 auf der Unterseite
liegt. Am oberen Ende des Ziegels befindet sich auf seiner Unterseite wiederum eine
Nase io (Fig. 5). Die Rippe 9 kann gemäß Fig. 6 auch gleichstark durchgeführt werden
und lediglich zum Anhängen an eine Dachlatte eine Aussparung ii erhalten.
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Fig.7 zeigt einen sechseckigen Ziegel 13, bei welchem zwei Seiten
des Sechsecks 14 sehr klein sind. Die Form dieses Sechsecks entspricht ungefähr
einem Ouadrat, an welchem zwei gegenüberliegende Ecken diagonal abgeschnitten sind.
Dieser Ziegel hat eine um die obere Ecke laufende Rippe 1_5 und unten eine ähnliche
Rippe 16, welche am Rand der langen Seiten entlang laufen und an den Ziegelspitzen
geschlossen aneinandergefügt sind. Außerdem besitzt er zwei durch den oberen Rand
hindurchgehende Löcher 17, welche zur Befestigung mit Nägeln auf der Unterlage oder
zum Anhängen an Stifte dienen. Fig. 8 zeigt diesen Ziegel-im Schnitt. Dieser Ziegel
eignet sich besonders zur Eindeckung von sehr flach geneigten Dächern.
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Fig. 9 zeigt einen Teil eines mit diesem Ziegel gedeckten Daches.
in perspektivischer Darstellung. Fig. io zeigt einen Ziegel 18, bei dem das Sechseck
durch gebogene Kanten gebildet ist. Die Ecken können ebenfalls gerundet sein. Auch
dieser Ziegel weist eine durchlaufende Rippe i9, wie in Fig. i dargestellt, auf.
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Die Fig. ii und 12 zeigen einen Ziegel 2o in Draufsicht und Schnitt,
der eine unten quer liegende Rippe 2i aufweist. Diese liegt angenähert in der Verbindungslinie
der beiden oberen seitlichen Ecken C und beginnt mindestens in einer Entfernung
von einem Achtel der Länge dieser Verbindungslinie auf beiden Seiten. Die Rippe
2i dient sowohl zum Anhängen an eine untenliegende Belattung wie auch zur Erhöhung
der Festigkeit. Diese Rippe läuft jedoch hier nicht bis an die Ecken selbst, da
dort bereits die- Überdeckung mit dem untenliegenden Ziegel beginnt.
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Der neue Ziegel kann sehr gut aus einem kaltabbindenden Kunststeinmörtel
hergestellt werden. Hierzu ist das im nachfolgenden näher beschriebene Verfahren
geeignet.
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Es werden Formen hergestellt, welche einen flachen Behälter vorstellen,
dessen Hohlraum genau der Ziegelform entspricht. Diese Formen können aus bekannten
Materialien, wie Holz, Stein, Eisen oder anderem, bestehen.
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Die schmalen Seitenwände 3o der in Fig. 13 dargestellten Form sind
etwas nach oben auseinanderlaufend schräg gestellt. In der Mitte des Bodens 31 befindet
sich eine diagonale Nut 32, welche der späteren Rippe entspricht. Die Form wird
mit dem vorher aufbereiteten, gießbaren Mörtel gefüllt und auf einem Vibrationstisch
so lange vibriert, bis keine Blasen mehr aufsteigen. Dabei füllt der Mörtel die
Form bis in alle Ecken vollständig aus und verdichtet sich in bekannter Weise. Die
in der Form untenliegende Seite des Ziegels wird die spätere Oberseite des Daches
und erhält deshalb genau die Oberflächenstruktur der Form.
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Besteht die Form aus einem harten, glänzenden Material, wie z. B.
Glas, so erhält der Ziegel dadurch ebenfalls eine glänzende, sehr glatte Oberfläche
von hoher Dichtigkeit. Hat die Form eine leicht gewellte oder sonstwie profilierte
Oberfläche, so erhält der Ziegel ebenfalls eine solche spätere Oberfläche. Auf diese
Weise können Dachziegel mit feinen Rillen, Wellen oder sonstigen Oberflächenprofilen
leicht hergestellt werden.
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Die bei dem Vibrieren obenliegende Fläche des Ziegels kommt im fertigen
Dach nach unten zu liegen: Dieselbe kann je nach Wunsch und Bedarf auch gleich bei
der Herstellung des Ziegels besonders geformt oder bearbeitet werden. Es können
z.
B. in dieselbe Schriftzeichen eingedruckt oder Vasen aufgarniert werden.
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Der Mörtel kann zweckmäßig aus ein bis zwei Teilen Sand, zwei bis
drei Teilen Splitt und ein bis zwei Teilen Zement bestehen, wobei Wasser und ein
etwa gewünschter Farbstoff nach Bedarf zuzusetzen sind. Als Farbstoffe kommen in
erster Linie Mineralfarbstoffe, für bestimmte Farben aber auch Oxydfarben in Frage.
Diese können sowohl dem Zement wie auch dem Sand zu Anfang beigemischt werden; es
kann jedoch auch ein Anmachwasser verwendet werden, das zuvor mit Farbstoffen versetzt
wurde. Letzteres Verfahren ergibt eine besonders feine und ökonomische Verteilung
der Farbe. Für dunkelgefärbte Ziegel wird ein Zusatz von Kohle verwendet, eventuell
in Kombination mit anderen Farbstoffen.
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Die Ziegel können nach der Fertigstellung für besonders hohe Ansprüche
einem Härtungs- und Dichtungsverfahren unterworfen werden. Dieses besteht darin,
daß man sie mit einer Wasserglaslösung behandelt. Zum Beispiel können die Ziegel
eine gewisse Zeit lang in ein derartiges Bad getaucht werden, das je nach Zeitdauer
der Einwirkung den Kunststein mit einem mehr oder weniger tiefwirkenden, feinkristallinen
Kieselsäuregefüge durchsetzt.
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Die flache Gußform nach Fig. 14 dient für die gemäß Fig. 7 und 8 dargestellten
Ziegel.
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Die Gußform 35 besitzt unten eine Nut 36, die zu den entsprechenden
obenliegenden Rippen 15 komplementär geformt ist. Die Ziegelplatte 13 wird durch
entsprechendes Auffüllen der Form in der gewünschten Dicke gebildet. Nachdem dieser
Arbeitsgang beendet ist, wird das Deckstück 37 aufgesetzt, welches den Raum 38 für
die später nach unten kommenden Rippen 16 frei läßt. Dieser freie Raum wird nunmehr
auch noch mit dem plastischen Mörtel gefüllt und derselbe einvibriert. Zum Ausschalen
wird zunächst der Deckkörper 37 herausgenommen, dann der eigentliche Ziegel
13
herausgeklopft.
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Der neue Ziegel kann auch in bekannter Weise aus Ton gebrannt, aus
Glas gepreßt, aus Metall hergestellt oder aus Kunstharz gepreßt sein. Die Herstellung
derartiger Ziegel ist sowohl von praktischen Gesichtspunkten wie insbesondere von
den betreffenden Rohmaterialpreisen abhängig. Bei Vorhandensein starker Pressen
ist auch die Herstellung als Betonpreßkö.rper zweckmäßig.
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Die Dachziegel ermöglichen durch ihre sechseckige Form eine große
Überdeckung, gemessen in der Fallinie, wobei nur eine ganz kleine Stelle, nämlich
die obere und untere Spitze des Sechsecks eine dreifache Überdeckung ergeben.
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Dadurch ist es möglich, besonders wenn die Ziegel in großem Format
hergestellt werden, auch flach geneigte Dächer einzudecken. Der vertikal gemessene
Niveauunterschied zwischen dem unteren und oberen Überdeckungsrand wird hier auch
bei flacher Dachneigung schon höher als die Falze bei Falzziegeln. Da die mehrfache
Überdeckung nur einen, Bruchteil der gesamten Dachfläche ausmacht, werden die Dachflächen
gewichtsmäßig in normalen Grenzen gehalten. Besonders die Dachziegel gemäß Fig.
7 und 8 gestatten sehr flache Dachneigungen bis unter io°. Hier geben die Randrippen,
welche die eine Hälfte des Ziegels oben, die andere des Ziegels unten umfassen,
eine hohe Staustufe, die auch bei vollständig flacher Lage .der Ziegel die Staustufe
von Falzziegeln erheblich überschreitet.