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Verfahren und Einrichtung zum Aufschneiden von Pelztierfellen Zum
Auslassen der Felle, insbesondere derjenigen von Edelpelztieren, ist das Zerlegen
des einzelnen Fells in zahlreiche Streifen von geringster Breite, bis herab zu etwa
3 mm, nötig. Für diese mühsame und zeitraubende Arbeit bedient man sich bis heute
des einfachenKürschnermessers, eines aus dem gewöhnlichen Messer entwickelten, aus
Klinge und Heft bestehenden Handwerkzeugs. Nachdem sämtliche Schnittlinien auf der
Rückseite (Lederseite) des Fells (Werkstücks) von Hand aufgezeichnet sind, müssen
dieselben einzeln von Hand mit dem Kürschnermesser aufgeschnitten werden. Durch
die Erfindung soll diese Arbeit wesentlich vereinfacht und beschleunigt und ihre
Genauigkeit verbessert werden; insbesondere wird das Schneiden selbst durch eine
große Zahl motorisch angetriebener Rundmesser besorgt, welche automatisch parallele
Schnitte liefern, so daß für jeden Winkelschnitt nur eine einzige Leitlinie aufgezeichnet
zu werden braucht. Erfindungsgemäß werden diese Vorzüge erreicht durch einen neuen
Gerätesatz, der aus drei Einzelvorrichtungen besteht, einer Zuschneideplatte, einer
Führungsschiene und dem eigentlichen, als Elektrokürschnermesser bezeichneten Schneidgerät.
Auf der Zuschneideplatte wird das Werkstück eingespannt und zur Bearbeitung ausgebreitet,
dann wird die Führungsschiene in Richtung des beabsichtigten, durch die Leitlinie
kenntlich gemachten Schnittes aufgelegt, worauf das Elektrokürschnermesser
entlang
der Führungsschiene von Hand über das Werkstück bewegt wird und in einem Arbeitsgang
sämtliche Schnitte der gewählten Richtung ausführt. Der Gerätesatz nach der Erfindung
ist, abgesehen von dem Anschluß an ein Stromversorgungsnetz, frei beweglich und
kann an -jedem Arbeitsplatz in Gebrauch genommen werden.
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Die Bauart der Geräte und ihr Zusammenwirken wird an Hand der Zeichnung
erläutert, die ein Ausführungsbeispiel der Erfindung darstellt und in der Abb. i
die Gesamteinrichtung in Seitenansicht, Abb. 2 im Grundriß zu Abb. i die Zuschneideplatte
mit einem Werkstück, Abb. 3 das Elektrokürschnermesser und die Führungsschiene im
Aufriß geschnitten, Abb. 4 dieselben in Draufsicht, Abb. 5 dieselben in Vorderansicht,
Abb. 6 und 7 einen Einzelteil in Grundriß, Ansicht und Querschnitt, Abb. 8 einen
Schnitt durch das Elektrolcürschnermesser in natürlicher Größe, Abb. 9 und io Einzelheiten
dazu wiedergibt.
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Die Zuschneideplatte ist zweiteilig, und die' eine Plattenhälfte i
ist fest von zwei Winkelschienen 2 eingefaßt, während die andere. Plattenhälfte
3 innerhalb dieser Winkelschienen 2 verschiebbar und durch Zapfen und Rollen 4 in
Schlitzen 5 der Winkelschienen geführt ist. Zugfedern,6, die einerseits an der Winkelschiene
2, anderseits an der Plattenhälfte 3 angelenkt sind, halten die beiden Plattenhälften
in fester Berührung. Die freie Kante der beweglichen Plattenhälfte 3 trägt Handgriffe
7. Durch Zug an diesenHandgriffen entsteht zwischen den Plattenhälften ein Schlitz,
in den man ein Werkstück 8 beliebig tief einsenken kann; beim Nachlassen des Zuges
wird das Werkstück durch die Kraft der Feder 6 .eingespannt, und sein nicht versenkter
Teil kann nun auf der Zuschneideplatte i, 3 ausgebreitet und bearbeitet werden.
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Diesem Bearbeiten, nämlich dem eingangs erwähnten Zerlegen des Fells
in schmale Streifen, dient der Hauptteil der Erfindung, das Elektrokürschnermesser.
Auf einen zylindrischen Körper 9, die Messertrommel, sind in größerer Anzahl Rundmesser
io und Distanzscheiben ii aufgebracht und durch eine Kordelmutter 12 festgespannt.
Am einen Ende (dem linken in Abb. 3 und 8) trägt die Trommel 9 eine aus Feder 13,
Kupplungsscheibe 14 und Mitnehmerstift 15 bestehende Kupplung. Mittels zweier Kugellager
16 ist die Messertrommel frei drehbar auf einer Achse 17 und mit dieser in den Seitenwänden
eines Gehäuses i8 gelagert. Konzentrisch mit Achse 17 sitzt in der einen (der linken)
Gehäusewand eine Lagerbuchse 38, auf der über ein Kugellager i9 ein Ritzel 2o umläuft,
das seitlich nahe dem Umfang eine feine Bohrung 21 besitzt, in die der Mitnehmer
15 der Kupplungsscheibe 14 paßt. Das umlaufende Ritzel nimmt so die Messertrommel
mit. In Umlauf wird das Ritzel versetzt durch ein Gurtband 22 von der Riemenscheibe
23 eines Motors 24 aus, der innerhalb des Gehäuses 18 befestigt ist. Die Achse 17
trägt an ihrem einen (rechten) Ende einen geränderten Kopf, durchdringt eine Bohrung
des Gehäuses, die Kugellager 16 der Messertrommel 9, die Lagerbuchse 38 des Ritzels
i9 und endet dann (links) in einen Gewindezapfen, auf den eine gerändelte Mutter
25 paßt. Diese ganze Einrichtung ist im unteren Teil des Gehäuses i8 in solcher
Höhe angeordnet, daß die Rundmesser io ein wenig aus dem unten offenen Gehäuse herausragen,
wobei sie die Lücken eines vor der unteren Gehäuseöffnung angeordneten Kammes 26
durchdringen. Dieser Kamm 26, der in Abb. 6 und 7 in Grundriß, Ansicht und Schnitt
für sich dargestellt ist, ist ein auf der Unterseite glatt polierter Körper mit
kufenartig aufgebogenen Rändern, der bestimmt ist, beim Gebrauch des Geräts über
das Werkstück zu gleiten. Er ist von zwei Stellschrauben 27 getragen, die über der
Achse 17 am Gehäuse 18 befestigt sind. Weiterhin trägt das Gehäuse seitlich (rechts)
in Bodennähe eine Führungsgabel mit einer Laufrolle 28.
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An der Rückseite befindet sich am Gehäuse i8 ein Handgriff 29, der
zweckmäßig vermöge einer Längsbohrung zugleich zur Einführung des Anschlußkabels
für den Motor 24 dient und an dem auch der zugehörige Kippschalter 30 angebracht
ist. Ein Wendeschalter 31 ermöglicht die Umkehrung der Drehrichtung des Motors.
Ferner ist hier mittels Trägerarmen 32 eine Druckwalze 33 angeordnet, die, wie Abb.
i zeigt, die Geradführung des Geräts erleichtert und eine Gewichtsentlastung für
den Kamm und die Rundmesser bedeutet. An der Vorderseite besitzt das Gehäuse eine
Tür oder Klappe 34, die die Messertrommel abdeckt. In Abb. 5 ist sie weggelassen.
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Der dritte Teil des Gerätsatzes nach der Erfindung ist die Führungsschiene,
die im wesentlichen aus einer linealartigen starren Metallplatte 35 mit ebener Grundfläche
besteht. In ihrer Oberseite läuft eine Längsnut 36, passend zur Aufnahme der Laufrolle
28 des Elektrokürschnermessers. In der Nähe eines oder auch jeden Endes der Führungsschiene
befindet sich eine Stellschraube 37, mittels deren die Schiene ein wenig angehoben
werden kann.
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Die Handhabung der gesamten Einrichtung vollzieht sich folgendermaßen:
Nachdem auf der Lederseite des Werkstücks die Längsmittellinie (gleichlaufend mit
dem »Grotten«, der Rückenzeichnung auf der Pelzseite) sowie je eine (nur eine) Richtungslinie
für jeden beabsichtigten Winkelschnitt aufgezeichnet ist, wird dasselbe längs der
Mittellinie, also zur Hälfte, in die Zuschneideplatte eingespannt und die freie
Fellhälfte mit der Lederseite nach oben auf der Platte glatt gelegt. Dann wird die
Führungsschiene entlang der aufgezeichneten Winkelschnittlinie so auf das Werkstück
gelegt, daß der aufzuschneidende Teil offen liegt. Durch Anziehen der Stellschraube
an ihrem Ende wird die Schiene um die Felldicke angehoben, so daß sie, ohne zu kippen,
fest auf dem Fell und der Schraubenspitze aufruht. Nunmehr stellt man am Wendeschalter
des Elektrokürschnermessers den
richtigen Drehsinn, entgegen der
beabsichtigten Schnittrichtung, ein und stellt den Kamm mittels seiner Stellschrauben
so ein, daß die Rundmesser soeben um die Dicke des Leders des betreffenden Fells
aus dem Kamm heraustreten. Schließlich ergreift man das Elektrolcürschnermesser
beim Handgriff, setzt die Laufrolle in die Längsnut der Führungsschiene, bringt
gleichzeitig die Druckwalze zur Anlage an die Führungsschiene (Abb. i und 4), gibt
mittels des Kippschalters Strom und führt nun das Werkzeug bei umlaufenden Messern
ziehend oder schiebend über das Werkstück, welches hierdurch in die entsprechende
Zahl von Streifen zerlegt wird. Nachdem so die eine Hälfte des Fells vollständig
aufgeschnitten ist, legt man einen Klebstreifen quer über die Schnittstreifen, spannt
das Fell um und bearbeitet seine zweite Hälfte in derselben Weise. Gegenüber der
reinen Handarbeit ist so die Vielzahl der Schnitte auf wenige einfache Handgriffe
reduziert; infolge der genau gleichmäßigen Messerteilung und der genau geradlinigen
Führung des Geräts fallen auch die Streifen genau gleich breit und gerade aus, was
bei der bisherigen Handarbeit nicht mit gleicher Sicherheit erreichbar ist.
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DieBreite der Schnittstreifen ist durch die Dicke der Rundmesser und
der Distanzscheiben und die entsprechende Teilung des Kammes bestimmt. Beträgt letztere
beispielsweise 3 mm, so können mit der Einrichtung Streifen von 3, 6, 9
... mm Breite geschnitten werden, bei einer Teilung von 4 mm solche von 4,
8, 12 ... mm Breite. Man wird also die Streifenbreiten einer gewissen Normung
unterziehen, um mit wenigen Distanzringsätzen und Kämmen auszukommen.
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Da bei jedem Wechsel der Streifenbreite der Kamm ausgewechselt und
die Messertrommel neu bestückt werden muß, müssen sich diese Teile bequem aus- und
einbauen lassen. Diese Forderung ist durchaus erfüllt. Um die Messertrommel auszubauen,
ist lediglich die Rändelmutter 25 der Achse 17 zu lösen, worauf sich die Achse herausziehen
und (bei offener Klappe 34) die Messertrommel aus dem Gehäuse nehmen läßt. Nach
Lösen der Rändelmutter 12 lassen sich die Rundmesser und Distanzringe von der Trommel
entfernen. In umgekehrter Reihenfolge geschieht die Neubestückung der Trommel und
der Zusammenbau des Geräts.